Kunst macht Arbeit - Civil Academy
Kunst macht Arbeit - Civil Academy
Kunst macht Arbeit - Civil Academy
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Ins Zentrum der Macht<br />
Mit viel Überzeugungskraft, klarer Strategie und starken Partnern nimmt<br />
die Münchner StadtschülerInnenvertretung ihre Lobbyarbeit auf<br />
Politikverdrossen und desinteressiert<br />
sei sie, unsere Jugend. Ein Heer spaßsüchtiger<br />
Egomanen oder frustrierter Loosertypen,<br />
die wehrlose Rentner angreifen. In<br />
München scheinen sich diese Klischees<br />
und Halbwahrheiten auf bizarre Weise zu<br />
verdichten. Nur im Osten der Republik ist<br />
die Wahlbeteiligung junger Erwachsener<br />
ähnlich niedrig wie in der bayrischen<br />
Landeshauptstadt. Doch es gibt hier auch<br />
junge Menschen, die leisere Töne anstimmen<br />
und sich kritisch mit dem Alltag und<br />
den Bedürfnissen ihrer Generation<br />
auseinandersetzen. Und die wollen, dass<br />
sich Jugendliche für Politik interessieren.<br />
„Es wäre schon ein guter Anfang, wenn sich<br />
mehr Schüler für Mitbestimmung einsetzten.<br />
Dann würden sie erleben, wie viel<br />
Spaß Politik machen kann“, sagt Johannes<br />
Trischler. Seit über vier Jahren <strong>macht</strong> er sich<br />
deshalb für ein „Jugendparlament“ in<br />
München stark, derzeit heißen seine<br />
wichtigsten Teamkollegen Anahita<br />
Bidjanbeg und David-Benjamin Berger. Ein<br />
eigenes Parlament der Youngster also, das<br />
ihre (bildungs-)politischen Interessen<br />
wahrnimmt. Was der 21-jährige Jura-Student<br />
Trischler und seine Mitstreiter auf den<br />
Weg brachten, sorgte jüngst im Kommunalwahlkampf<br />
für Aufmerksamkeit – und<br />
Respekt. Doch der Reihe nach.<br />
Ein neues Mitbestimmungsorgan für München?<br />
Es gibt bereits ein Schülerbüro, den<br />
Jugendrat und den Kreisjugendring. „Mag<br />
ja sein“, sagt Johannes Trischler, „allerdings<br />
hat keines der Gremien einen politisch<br />
legitimierten Einfl uss. Und: Sie sprechen<br />
nicht für Schüler aller Schulformen.“ Genau<br />
das aber könnte ein „Jugendparlament“<br />
leisten, überlegte sich Trischler schon<br />
2004 – gemeinsam mit dem Jugendrat. Das<br />
allerdings wäre ein Novum für München<br />
und Bayern. Zwar gibt es in vielen Städten<br />
bereits Jugendparlamente und seit 2007<br />
auch eine Landesschülervertretung, doch<br />
bislang trat noch keine dieser so genannten<br />
StadtschülerInnenvertretungen als<br />
Mitbestimmungsorgan auf Stadtebene auf.<br />
Mitreden! Zuhören!<br />
Das „Jugendparlament“ würde alle Jugendlichen<br />
einer Stadt vertreten. Einerseits<br />
kommt ihm eine größere politische Bedeutung<br />
zu. Andererseits blicken die Schüler<br />
so weit über den Tellerrand ihrer eigenen<br />
Schule. Dabei entwickle sich auch die Freude<br />
an der politischen Mitwirkung und dem<br />
Engagement, so das Credo des Projektteams.<br />
Für die künftigen Abgeordneten des<br />
Jugendparlaments gäbe es wahrlich genug<br />
zu tun. Da wäre etwa die Sache mit den<br />
Gymnasien der Landeshauptstadt. Im gesamten<br />
Münchner Norden existiert kaum<br />
eines, so dass sich von dort allmorgendlich<br />
der Schülertrupp in entfernte Stadtbezirke<br />
auf<strong>macht</strong>. Exakt hier liegt der klare Auftrag<br />
für die Jugendparlamentarier. „Bei der Planung<br />
neuer Schulen möchten wir die Sicht<br />
StadtschülerInnenvertretung 27<br />
der Schüler deutlich formulieren“, sagt<br />
Johannes Trischler. Insgesamt 25 Forderungen<br />
für die Zukunft der Jugendlichen<br />
und jungen Erwachsenen in München<br />
erarbeiteten er, sein Team und die anderen<br />
Engagierten der Schüler- und Jugendgremien<br />
für die Zielgruppe. Und eines<br />
machen sie dabei deutlich: Sie werden sich<br />
zu Wort melden, wenn die „große Politik“<br />
künftig über jugendrelevante Themen<br />
debattiert. Visionen, Ziele und konkrete<br />
Projekte – die Truppe um Johannes Trischler<br />
meint es ernst mit der demokratischen<br />
Beteiligung der Jugendlichen. „Politisches<br />
Engagement ist meine Leidenschaft, das<br />
Ehrenamt mein Hobby“, erklärt der Student<br />
seine Motivation. „Ich will ein verlässlicher<br />
Ansprechpartner für andere sein. Einer,<br />
dem man zutraut, sich einzusetzen“, betont<br />
Trischler.<br />
Realismus statt Visionen<br />
Deshalb können er und sein Team es auch<br />
nicht mehr abwarten, bis die Stadt über<br />
das Projekt entscheidet und das Luftschloss<br />
„Jugendparlament“ auf festem<br />
Boden steht. „Zu denken, ein Einzelner<br />
oder Wenige schaff en nichts, ist Quatsch“,<br />
sagt Johannes Trischler. „Es kommt darauf<br />
an, was man draus <strong>macht</strong> – und mit wem!“<br />
Also ging er auf die Suche nach Unterstützern,<br />
Verbündeten und Partnern, weil nur<br />
mit anderen zusammen das Projekt auch<br />
Realität werden konnte. Durch Zufall erfuhr<br />
der damals 18-jährige Schüler von der <strong>Civil</strong><br />
<strong>Academy</strong>, bewarb sich dort 2005 und<br />
gehörte damit zu den Teilnehmern im