16MonatsinterviewWir sitzen täglich stundenlang vor demBildschirm. Was werden spätere Generationenüber diese Art von Beschäftigungdenken?Die werden Mitleid haben mit unsund sich fragen, wie wir das nur ausgehaltenhaben. Aber dieses Problem ist erkannt.Man sucht nach neuen Lösungenund ich hoffe, dass sich unser weitgehendauf den Bildschirm beschränkter Blickwieder öffnen wird. Ich halte es für realistisch,dass wir in den nächsten zehn Jahrenganz wegkommen von Bildschirmund Tastatur. Wir sollten dann Informationenvon irgendwoher bekommen, undzwar genau dann, wenn wir sie brauchenund egal, wo wir uns befinden. Es kanndann – zum Beispiel mit Sensoren, Sendernund Projektoren in den Fingerspitzen– jede beliebige Fläche die Funktioneines Bildschirms und der Tastatur übernehmen.Es wird auch kein Problem mehrdarstellen, die Schnittstelle zwischenanalog und digital zu überwinden.Heute kämpfen wir ja vielfach noch mitProgrammen, die nicht gerade benutzerfreundlichsind.Auch das wird sich verändern. DieProgramme der Zukunft werden keinestundenlangen Schulungen oder das Studiumvon umfangreichen Handbüchernmehr voraussetzen. Die Technologie solluns die Arbeit erleichtern. Wenn ihr diesnicht gelingt, ist sie noch nicht ausgereift.Da gibt es noch viel Entwicklungspotenzial.Die Richtung gibt das Smartphonevor. Da ist praktisch alles selbsterklärend.Die erwerbstätige Bevölkerung wirdimmer älter. Was bedeutet das für dieUnternehmen?Sie tun gut daran, wenn sie sich aufdiese Tatsache einstellen. Es gibt interessanteAnsätze bei gewissen Firmen, welcheberücksichtigen, dass es im Lebenvon Arbeitnehmenden verschiedene Phasengibt. Es ist ihnen bewusst, dass über50-Jährige andere Stärken haben alsZwanzigjährige. Diese altersbedingtenStärken betonen und nutzen sie, anstattdie älteren Mitarbeitenden – wie dies leiderauch häufig passiert – ständig mit ihrenDefiziten gegenüber Jüngeren zu konfrontieren.Sie glauben, dass bezüglich der Wertschätzungvon älteren Mitarbeiternein Umdenken stattfinden wird?Ja, davon bin ich überzeugt. Geradewenn man bedenkt, dass wir in dennächsten zwanzig Jahren das Pensionsalterwohl leicht werden erhöhen müssen.Da kommt man doch gar nicht darum herum,die Arbeitsprozesse neu zu organisierenund auch in ältere Mitarbeitendezu investieren, beispielsweise was dieWeiterbildung anbelangt. In der Vergangenheitsagte man sich da vielleichtschnell einmal: Das lohnt sich nicht mehr,dieser Mitarbeiter bleibt sowieso nichtmehr lange im Unternehmen. Heutige65-Jährige sind eigentlich noch sehr leistungsfähig,wenn sie nicht gerade ausgebranntoder zermürbt sind. Und sie sindin der Regel auch noch sehr interessiert.Ich kenne einige, die sich auf die Pensionierunggefreut haben, doch nach einergewissen Zeit stellten sie fest, dass sie eigentlichdoch gerne weiterhin in reduziertemPensum arbeiten würden. Dafürdie passenden Angebote zur Verfügungzu stellen, ist eine Herausforderung, dersich die Unternehmen stellen müssen.Dies gerade auch, weil die Arbeitskräftewegen der demografischen Entwicklungknapp werden könnten.Ist das fixe Pensionsalter einAuslaufmodell?Anstatt sich mit 65 pensionieren zulassen und Rente zu beziehen, könnteman einen Teil dieser Rente vorbeziehenund sich zweimal während eines Jahres,zum Beispiel mit 35 und mit 52, einer grösserenWeiterbildung widmen und stattdessenbis 67 arbeiten.Den sicheren Arbeitsplatz gibt es heutepraktisch nicht mehr. Das wird vermutlichauch in Zukunft nicht anders sein.Die Lebensarbeitsstelle gehört wohlder Vergangenheit an. Der Soziologe RichardSennett sagt, dass man dreimal imLeben von Grund auf einen Beruf lernenmuss, um erfolgreich durch 45 Jahre Berufslebenzu kommen. Vielleicht trifftdies bei uns nicht genauso zu, aber sicherist, dass man sich immer wieder neu qualifizierenmuss. Anforderungen, Unsicherheiten,Tempo, Druck und Stress sindhoch. Damit müssen wir leben. Nur gelingtdies nicht mehr allen. Es muss unsmit Sorge erfüllen, dass die vorwiegendeUrsache von neuen IV-Fällen psychischeErkrankungen sind. Burnout und Depressionenstehen sicher nicht nur, aber häufigauch in einem Zusammenhang mit derSituation am Arbeitsplatz. Bedenklich istauch, wie viele junge Menschen bereitsbetroffen sind.Welche Fähigkeiten sind inZukunft wichtig?Ich halte die Selbstkompetenz füretwas vom wichtigsten. Dort sollten wirinvestieren. Selbstkompetenz hilft, dievielfältigen Herausforderungen des Arbeitslebenszu meistern und ebenso, denvielfältigen Verführungen zu widerstehen,die eine schnelllebige Welt bereithält.Wichtig ist, dass man seine psychischenund physischen Ressourcen nichtmissbraucht, sondern ganz im Gegenteil,dass man diese stärkt und pflegt. Und wirmüssen einen guten Rhythmus findenzwischen Beschleunigung und Entschleunigung.Diesen Anspruch sehenwir ja bereits abgebildet in der modernenBüroarchitektur. Dort gibt es zwischenden Arbeitszonen immer auch Inseln derRuhe und Entspannung.Therese Jäggi ist <strong>Context</strong>-Redaktorin.therese.jaeggi@kvschweiz.chGeorg Anderhub ist Fotograf in Luzern.geanderhub@bluewin.ch› Management undFührungZum Beispiel: hkvaarau.ch/nds-fuehrungFinde uns auf Facebook: www.facebook.com/H<strong>KV</strong>Aaraucontext 6/7 – <strong>2013</strong>
17suchtVordenker / inzum Thema: Arbeitswelt der ZukunftDein Alter, Status und beruflicher Hintergrund sind unwichtig.Bewirb dich, wenn du Mut zu einer ungewöhnlichen Konferenz hast!Dein Profil− Du hast etwas zu sagen− Du willst frische Köpfe treffen und aus Ideen Lösungen schmieden− Du glaubst an interdisziplinäre ZusammenarbeitUnsere Anforderungen− Du hast am 23. / 24. August Zeit nach Zürich zu kommen− Du kannst 24 Stunden durcharbeiten− Du bist bereit 600 CHF * in die Teilnahmen zu investieren* Studenten erhalten Reduktion oder können sich bei uns einen Sponsor suchenWir bieten− Inspirierende Arbeitsatmosphäre− Spannende Gesprächspartner− Dokumentation aller ErgebnisseAchtung!Wir nehmen nur die 100 frischesten Köpfe *!* Leute die einfach mal reinschauen wollen, bitte nicht bewerben.Bewerbung und Kontaktwww.24thinkpark.comWir sind die unkonventionellste Konferenz der <strong>Schweiz</strong> und werden unterstützt durchOrganisatorFolge uns auf facebook.com / 24thinkpark 24thinkpark