36LaufbahnHier kommen dann wieder MarkAlders Rhetorikkenntnisse zum Tragen.Er weiss, wie die Aufmerksamkeit desPublikums gewonnen und gehalten wird,und zwar optisch, formal und inhaltlich.Nicht nur Dozierende und Studierendeder ZHAW profitieren von seiner Kunst.Alder gibt auch ausserhalb der SchuleWorkshops und Weiterbildungen in Rhetorik,Moderation und Pitching (Wettbewerbspräsentationenvon Werbeagenturenfür potenzielle Kunden). Es geht dabeilebhaft zu und her, schon den Einstieggestaltet der Profi «knallig», vielleicht mitStegreifreden, um die Teilnehmenden sofortabzuholen. Das sorge für gute Stimmung.Auf der Bühne zu HauseDas Gleiche gilt für Reden: «Eine Redemuss gut aufgebaut sein, sie muss intellektuellund emotional packen. Das Wichtigsteist, eine Geschichte zu erzählen miteinem Anfang, einem Ende und einem rotenFaden. Zwischendurch gilt es, gezieltPointen zu setzen und Beispiele zu nennen»,verrät Alder.Er versucht den Leuten zu vermitteln,dass sie während einer Rede stets sichselbst bewusst sein sollen, sich nicht verlierendürfen. Mit Humor geht alles leichter– und die Redner und Rednerinnenkommen beim Publikum als sympathischrüber. «Wenn gelacht wird, gibt dasden Rednern auch Selbstsicherheit», erklärtAlder. Und sie finden dann zur richtigenStimmung.Es kommt eben nicht nur auf den Inhalt,sondern ebenso auf die Wiedergabean. Alder, der regelmässig als Moderatorund Speaker gebucht wird, lehrt dieWorkshopteilnehmerinnen und -teilnehmer,wie sie sich auf einer Bühne verhaltenmüssen. Auf den Brettern, die die Weltbedeuten, war er selber schon früher sehraktiv – er hat Schauspiellektionen genommenund viel in Laientheatern mitgemacht– und ist er heute in seinem Element.Im Gegensatz zu einemSchauspieler bewahre man als Rhetorikerjedoch seine Authentizität, erklärt Alder.«Ja, man gibt einiges von sich preis», bekennter. «Ich spiele mich selbst, aberselbstverständlich dosiert.»«Ja, man gibt einiges von sich preis. Ich spiele michselbst, aber selbstverständlich dosiert.»Mit den Händen redenEr braucht jeweils die ganze Bühne fürseine Auftritte. Bei seiner Meisterrede«Hello Kitty» zum Beispiel stieg er x-malüber seine imaginäre Patentochter hinweg,die am Boden vor einem Geschäft«täubelete» – auch wenn er schon längstzu anderen Themen abgeschweift war.Das Publikum lachte jedes Mal. «Am bestensetzt man sich bei einem Auftritt gewissePunkte, an denen man einstudierteGesten macht», rät der Profi. Um gewisseWorte und Inhalte zu untermalen, benützter Utensilien wie Brillen und Ballone.Er redet mit Händen, Armen undBeinen. Und er legt sich auch schon malauf den Boden.Fit hält er sich mit Wandern in denBergen und Joggen. Wenn er an der Limmatentlang läuft, kann er gleichzeitigwunderbar an seinen Reden «arbeiten».Seit zwei Jahren schwimmt der grossgewachseneAlder zudem regelmässig: «AlsAusgleich zum Reden, weil ich im Poolden Mund halten muss», sagt er augenzwinkernd.Sein Crawlkurs war auchschon Thema einer Rede. Gehen ihmüberhaupt je die Worte aus? Nur wenn erbewusst Pausen einlegt. «Schwafeln kannman immer», meint er und falls doch einmalder unwahrscheinliche Fall eintritt,dass er nach Worten sucht, ist der Jurist inihm zur Stelle, der Argumente dafür,dann dagegen bringt und schliesslich einUrteil fällt.Im Café arbeitenStegreifreden liegen Alder jedochnicht besonders – weil ihm die guten Sachenimmer erst später einfallen, wie ererklärt. Bewertungsreden, in denenToastmaster Kolleginnen und Kollegenspontan beurteilen müssen, mag er hingegeneher. Das sind zwei von vier Typenvon Reden, die in den Rhetorik Clubs gepflegtund trainiert werden. Mit einer vorbereitetenund einer humorvollen Rede –die anderen zwei Typen von Reden – hatAlder seine EM-Titel gewonnen. Er magden rhetorischen Wettbewerb, auch wenner sich sonst als überhaupt nicht kompetitivbezeichnet.An seinen vorbereiteten und humorvollenReden feilt Alder bis zu vier Monate.Immer wieder trägt er Versionen vor,nimmt Reaktionen auf und verbessert dasProdukt. Dies macht er gerne in einemCafé. «Ich mag es, wenn um mich herumArbeitsatmosphäre herrscht. Die anderenGäste dürfen aber nicht allzu laut sein,damit ich nicht abgelenkt werde.»Ins Lernen vertieftIn einem dieser Cafés findet er zudem seinenbevorzugten Lesestoff: Sachbücher.Momentan vertieft sich Alder insbesondereins Thema Lernen und liest überneue Technologien auf diesem Gebiet.Mit Sprachwissenschaft hat er sich auchschon befasst, als er Chinesischkurse besuchte.«Sprachen reflektieren unserDenken und beeinflussen so unser Weltbild»,führt er aus. Der Zusammenhangzwischen den verschiedenen Zeiten einerSprache und dem Umgang mit Geld einesVolkes, das diese Sprache spricht, wirdvielleicht einmal in eine seiner Reden verpackt.Oder in seinen Blog. Mit dem Schreibenhat er es auch. Auf Markdot.com – ernennt sich deshalb Mark. Alder – verbreiteter Ideen, die das Leben besser machen.Hinter den Ideen stecken aber immerMenschen, deren Geschichten und Leidenschaftenihn interessieren. Für Aldersind und waren Menschen in seiner Laufbahnimmer etwas vom Wichtigsten. Siebegutachtet er nun allerdings nicht mehrnur durch seine trendige Sonnenbrille,sondern – im Alter von «doch schon» 43Jahren – leider auch durch eine Lesebrille.Womit wir wieder am Anfang angekommensind, bei seiner Rede übers Altern,die den Titel «Hallo Wirklichkeit» trägt.Über letztere philosophiert der bloggendeAlder: «Was die Realität ausmacht ist einWirken, man müsste also treffender wohlvon einer Wirkenlichkeit sprechen.»Andrea Mašek ist <strong>Context</strong>-Redaktorin.andrea.masek@kvschweiz.chReto Schlatter ist freier Fotograf imZürcher Presseladen.mail@retoschlatter.chcontext 6/7 – <strong>2013</strong>
MarketingSchöne AussichtenGewinnen Sie mit dem Ferienverein und dem <strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong> einWochenende in einem der Hotels des Ferienvereins. Einfach dieFrage in der Bildlegende beantworten und einschicken.Welches <strong>Schweiz</strong>er Ferienverein-Hotel liegt in dieser Seenlandschaft in den Bündner alpen? Bild Christof SondereggerSchicken Sie ihre antwortmit dem Betreff «Ferienverein» und dem richtigen Lösungswort an:bilderraetsel@kvschweiz.ch oder<strong>KV</strong> <strong>Schweiz</strong>, <strong>Context</strong>-Bilderrätsel, Postfach 1853, 8027 ZürichEinsendeschluss: 5. September <strong>2013</strong>Zu gewinnen gibt es eine Übernachtung für zwei Personen im gesuchten Hotelinklusive Halbpension und unbeschränktem Eintritt in das Solbad.Weitere informationen unter: www.kvschweiz.ch/mitgliedercontext 6/7 – <strong>2013</strong>