Predigt von Pfarrer Dr. Robert Nandkisore zum 2. Sonntag der ...

Predigt von Pfarrer Dr. Robert Nandkisore zum 2. Sonntag der Osterzeit 2012 (15.04.) – Lesejahr BBetrachtung über das Osterbild (Anastasis)Liebe Schwestern und Brüder,ein Osterbild – ein schöner Brauch, den wir in diesem Jahr in unserenGemeinden wieder aufleben ließen.Was sehen wir eigentlich auf dem Bild?Es stammt aus dem ehemaligen Chora-Kloster, der Erlöserkirche inKonstantinopel und es stellt das typische Auferstehungsbild der orthodoxenKirche dar.Über Christus und dem sternenbekränzten Bogen ist in griechischerSprache das Wort „Anastasis“ geschrieben, was „Auferstehung“ bedeutet;darunter links und rechts die Abkürzungen IC und XP, was „Jesus“ und„Christus“ bedeutet. Es geht um die Auferstehung Jesu – klar!

Aber was ist da genau dargestellt? Man sieht Ihn über einem Abgrundstehen, Schlüssel und Schlösser sind da erkennbar; links und rechts hält ereinen Mann und eine Frau, beinahe zieht Er sie. Auf der linken Seitezusätzlich noch ein Mann mit einem Heiligenschein.Es geht hier um die christliche Zentrallaussage: das ewige Leben! AberVorsicht: es geht nicht einfach um ein Leben nach dem Tod! Davon sprichtdie Heilige Schrift nicht!Aber langsam: Gott ist ewig und wer in die Freundschaft zu Ihm eintritt –das ist durch Jesus Christus möglich geworden – der kommt in SeinenEinflussbereich, bekommt teil an dem, was Gott ist – Er ist ewig!Der Mensch stirbt, das gehört zu seinem Leben dazu. Es findet ein Ende.Aber Gott hält – das ist Freundschaft! – am Menschen fest und holt ihn zusich. Begreifen kann das nur der, der ahnt, was Liebe und Freundschaftbedeuten!Auf dem Bild nun finden wir etwas ausgedrückt, was wir im Credo beten:„Hinabgestiegen in das Reich des Todes“. Was macht Jesus da?Im 1. Petrusbrief (3,19) lesen wir: „So ist er (Christus) auch zu den Geisterngegangen, die im Gefängnis waren, und hat ihnen gepredigt“. Dahintersteht die Frage: Was ist mit all denen, die zeitlich gesehen „vor“ Christuslebten, die gar nicht die Möglichkeit hatten, in die Freundschaft zu Ihm zufinden? Nach der Tradition der Kirche geht Er am Karsamstag, demliturgisch so furchtbar passiven Tag, zu Ihnen, in den Bereich des Todesund holt sie in Seinen Einflussbereich hinein: Auf dem Bild ergreift Er dieHand von Adam und Eva, im Hintergrund erscheint Johannes der Täuferund zeigt auf Ihn, wie schon vorher am Jordan. Jesus steht über zweiBrettern, die die Deckel der Särge sind, in denen Adam und Eva lagen.Darunter liegt gefesselt der Fürst des Todes, Satan, der keine Macht mehrhat: alle Schlüssel und Schlösser, mit denen er die Menschen band, fallenweg. Welche Schlüssel sind das: die Fessel, die mein Misstrauen in Gottmir anlegt; mein Unglaube, der mich nicht den Weg Gottes gehen lässt;mein Egoismus, der mich nicht sehen lässt, zu welcher Freiheit mich Gottbefreien will. Dabei hat der teuflische Versucher natürlich seine Hände imSpiel!Der griechische Name der Grabeskirche in Jerusalem heißt „Anastasis“,Kirche der Auferstehung. Dort ist fast körperlich erfahrbar, wasAuferstehung ermöglicht:Wer in die Grabkammer hineingehen will, muss sich bücken. Zuerst kommter in einen Vorraum, dann, mit einem noch niedrigeren Eingang, in dieeigentliche Grabkammer. Mann kann nur alleine durch die Tür gehen undauch drin ist wenig mehr Platz als für 3-4 Personen. Die Auferstehung, dieJesus uns, mir erschließt, ist die Teilnahme an Seinem Leben, an SeinerGemeinschaft mit dem Vater. Auf unserem Bild zieht er Adam und Ava inSeinen Bereich hinein. Oft können wir bei unseren Zeitgenossen dieVorstellung hören, dass sie an ein himmlisches Weiterleben glauben, das

letztlich so aussieht, als sei es eine paradiesische Verlängerung unseresjetziges Lebens – am besten mit Sonnenstuhl und Hund! Nein das ist esnicht – zumindest nicht im Glauben der Christen! Der Tod ist das Ende. Esentscheidet sich alles an Christus: Die Freundschaft zu Ihm ist das Band,an dem Er anknüpfen kann. Ein Freund lässt den anderen nicht hängen –„Ich nenne euch Freunde“, sagt Jesus in Joh 15,15.Das ist die Frohe Botschaft des Osterfestes – es gibt einen Zugang zudem, bei dem meine tiefe Sehnsucht gestillt wird. Alles Fesselnde,Unterdrückende hat keine endgültige Macht. Ich kann das hier und jetztschon erfahren, wenn ich mich immer wieder und ausdrücklich in denBereich der Ewigkeit stelle, in den Bereich, der mit Jesus in Berührung ist.Auch dadurch, indem ich versuche, so zu leben, wie Er es uns vorgelebthat. Dann fallen Fesseln und Schlösser öffnen sich – weil ER meine Handergreift uns mich in Seine Nähe zieht.Amen.FürbittenZu unserem Herrn Jesus Christus,der hinabgestiegen ist in das Reich des Todes,wollen wir rufen:- Lass uns in dieser Osterzeit auch dort Deine Auferstehung erfahren,wo uns selbst noch Schatten der Vergangenheit plagen.Christus, höre uns – Christus, erhöre uns- Lass uns selbst immer mehr Zeugen Deiner Frohen Botschaft seinund so anderen die Befreiung verkünden,nach der sie sich so sehr sehnen.Christus, höre uns – Christus, erhöre uns- Lass unsere Erstkommunionkinder immer mehr erfahren,dass Du ein Gott bist, der ihre Wege begleitet.Christus, höre uns – Christus, erhöre uns- Schenke denjenigen die Erfahrung Deiner befreienden Gegenwart,die an Dir und Deiner Botschaft zweifeln.Christus, höre uns – Christus, erhöre uns- Führe unsere Verstorbenen in das ewige Leben bei Dir.Christus, höre uns – Christus, erhöre unsWie Thomas bekennen wir dich als unseren Herrn und Gott,der in der Einheit mit dem Vater und dem Heiligen Geist lebtund herrscht in alle Ewigkeit.Amen.