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Schicksalsbericht:Letzter Dienst eines EnkelsVEREINIGUNG FÜR HUMANES STERBEN DEUTSCHE SCHWEIZINFO 4.08Editorial:Ärzte und Sterbe-Das InterviewDas Kreuz mit derIn MexikoEXIT undhilfe: «Man musszum Freitod-Kirche – was religiösegibt es NaP andie Finanz krisedoch einfach helfen»AnleitungsbuchArgumente taugender Strassen eckeSeite 3Seite 8Seite 14Seite 18Seite 37


INHALTEDITORIAL 3EXIT und das liebe GeldSCHICKSALSBERICHT 4/5«Sie sagte: Können wir jetztvorwärts machen?»FREITOD-BEGLEITUNG 6–9Den Ärzten kommt eine tragendeRolle zu im Schweizer ModellORGANSPENDE 10/11Eine Entscheidung fürs LebenDIE ANDERE MEINUNG 12/13Autorin Dagmar Fenner überGebote und VerboteINTERVIEW 14–16Der Herausgeber der Freitod-Anleitungsschrift im GesprächWELTKONGRESS PARIS 17Mehr Schlagkraft gewünscht –Elke Baezner in neuem AmtRELIGION 18/19Das Kreuz mit der KirchePAGINA IN ITALIANO/TESSINER SEITE 20Ritratto di una ticineseassistente al suicidioAUS ALLER WELT 21PRESSESCHAU 22–31MITGLIEDER-FORUM 32–33NEUE BÜCHER 35EXIT-INTERN 36/37Bildthema 4/08 sind Hände. Damit essen wir, arbeiten wir, lieben wir.Wir haben das Leben in der Hand. Ihre vielfältigen Fähigkeiten sollenunsere Hirnstruktur geprägt und uns erst zum Menschen gemachthaben. Fotograf Hansueli Trachsel porträtiert das ureigenste Instrumentder Selbstbestimmung.STERBEMITTEL 38NaP – der gefährlicheStrassenhandel in MexikoIMPRESSUM 39


EDITORIALEXIT und die FinanzkriseJetzt reden alle vom Geld. Dabei gibt es ja weiss Gott wichtigere Dinge im Leben, zumBeispiel Vertrauen, Respekt, Liebe und Ehre. Die kann man nicht kaufen, doch sie spielenbei der Arbeit von EXIT die grössere Rolle als das Geld. Trotzdem, am Geld, ob manes nun hat oder nicht hat, kann man sich genauso die Finger verbrennen. Darum will ichein paar finan zielle Aspekte, die gelegentlich zu Missverständnissen Anlass geben, erläutern.GemeinnützigkeitEXIT ist als gemeinnützige Institution steuerbefreit bei der Arbeit für die Patientenverfügung,nicht aber bei den Freitodbegleitungen. Gemeinnützig bedeutet nicht, dass die Mitarbeitergratis arbeiten. Sie erhalten einen normalen Lohn. Zwar wird die reine Vorstandstätigkeit gratisgeleistet. Soweit der Vorstand aber operativ tätig ist, wird er für seine Arbeit bezahlt, undzwar pauschal auf der Basis eines bescheidenen Stundenhonorars. Das gilt auch für die GPKund ist statutenkonform. Die Freitodbegleiter erhalten eine angemessene Spesenpauschale proFall. Die Ärzte arbeiten auf eigene Rechnung und verlangen dafür höchstens den normalenArzttarif.Gesetzliches Verbot der SelbstsüchtigkeitEine Freitodbegleitung ist für EXIT-Mitglieder kostenlos. Beihilfe beim Suizid gilt dann alsselbstsüchtig, wenn sich der Helfer dabei bereichert. EXIT handhabt das Verbot sehr streng.Hingegen nimmt EXIT als Verein gerne Spenden und Legate entgegen. Solche Vergabungensind zulässig und werden – ohne Nennung des Gebers – in der Jahresrechnung aufgeführt.Keine gewerbsmässige SterbehilfeNicht verboten, aber als anrüchig gilt die «gewerbsmässige Sterbehilfe». Dabei ist nicht immerklar, was unter diesem Begriff überhaupt zu verstehen ist. Wir verstehen das so, dass wederdie einzelnen Sterbehelfer noch EXIT als Organisation an den Freitodbegleitungen so verdienendürfen, dass sie umso mehr Gewinn machen, je mehr Menschen sterben. Bei EXIT sinddie Suizidbegleitungen für Mitglieder gratis. Die durchschnittlichen Vollkosten pro Begleitungbetragen aber zwischen 5000 und 6000 Franken und werden finanziert durch Mitgliederbeiträgeund Spenden.FinanzkriseEXIT braucht etwa 2.6 Mio. Franken für den laufenden Betrieb. Die vielen Mitglieder aufLebens zeit haben eine einmalige Zahlung gemacht, die in unserer Bilanz zurückgestellt wird,um daraus die zukünftigen jährlichen Kosten zu finanzieren. Zusammen mit den liquidenMitteln für den Betrieb und den Rückstellungen für Weiterbildung, Öffentlichkeitsarbeit undRechtsverfahren haben wir ein beträchtliches Kapital anzulegen. Ein Drittel davon steckt inunserer vorsichtig bewerteten Geschäftsstelle in Zürich. Vom Rest sind etwa 40 Prozent insoliden Aktien angelegt, die allerdings im Zuge der Finanzkrise einen grossen Teil ihres Wertesverloren haben. Da unsere Liquidität gesichert ist, besteht kein Grund, diese unterbewertetenAktien zu verkaufen, auch wenn die Buchverluste beträchtlich sind. Wir machen nicht mit beider Börsenhysterie; wir haben Zeit.Die anstehende politische Arbeit im steifen Gegenwind, die vermehrte Beratungstätigkeitvor allem für Patientenverfügungen und die zunehmende Nachfrage nach Suizidbegleitungenveranlassen den Vorstand, der Generalversammlung eine massvolle Erhöhung des Mitgliederbeitragszu beantragen.HANS WEHRLI, PRÄSIDENT EXITEXIT 4/2008 3


SCHICKSALSBERICHT«Sie fragte: Können wir jetztEin Enkel hat seine Grossmutter beim Freitod begleitetWie fühlt es sich an, einen geliebten Menschenin den geplanten Tod zu begleiten? «Tages-Anzeiger»-Autorin Katrin Hafner hat es amBeispiel von Marco aufgezeichnet, der seinerGrossmutter bei der EXIT-Freitodbegleitungbeigestanden ist.Vor wenigen Monaten verlor Marco seine Grossmutter.Er war dabei, als sie starb. Es war ein ganz normalerMorgen. Und ein alles andere als normaler Tag für ihn.Marco, 35, hatte sich bereit erklärt, da zu sein, wennsie, 86, sich mit der Sterbehilfeorganisation <strong>Exit</strong> in denTod begleiten lassen würde. Nun war der Moment gekommen.Er trat in ihre Wohnung ein.«Sie hatte picobello aufgeräumt, trug schöneKleider, es war wie immer. Was ich somache, fragte sie, wie es mir gehe. DieWohnung hatte sie bereits gekündigt, das«annabelle»-Abo auf eine Verwandte umgeschrieben.So war sie: entschied immer alles selbst, war zielstrebigund kompromisslos.Schon an Weihnachten 2006 hatte sie gesagt, mit ihrmüsse man nächstes Jahr nicht mehr rechnen. Es passteins Bild. Ich wusste, dass sie Mitglied bei <strong>Exit</strong> war,um den Zeitpunkt ihres Abgangs selbst zu entscheiden.Ich fragte mich nur, ob es bei Sprüchen bleiben würde.Sie war nicht unheilbar krank. Es ging eher um denVerlust der Selbstständigkeit. Sie hatte starke Schmerzen,konnte sich nur noch beschränkt fortbewegen.Kein würdiges Leben mehr, das fand auch der Hausarzt.Hilfe annehmen oder ins Altersheim gehen wolltesie auf keinen Fall. Die Spitex kam nur, wenn sie wiedermal einen Unfall hatte. Sie wartete auf den Tod. Und derkam einfach nicht. Oft redete ich mit ihr übers Sterben.Einmal bot ich an, dabei zu sein, wenn sie mich brauchenwürde.Als die <strong>Exit</strong>-Frau anrief und sagte, in einer Woche seies so weit, dachte ich: Das überlebe ich schon irgendwie.Da liegt ja eine ganze Generation zwischen uns,das ist anders, als wenn du die eigene Mutter begleitest.Und ich wusste, dass ihre Kinder nicht kommen würden.Geplantes Sterben ist für sie ein Tabu. Man diskutiertenicht darüber, fertig, die solle nicht blöd tun,hiess es. Ich dagegen finde, wenn du die zeitliche Limiteeines Lebens kennst, müsstest du dich nochmal intensivmit dieser Person auseinander setzen, auch wennvieles im Zwischenmenschlichen nicht ideal lief. Demwollten sich ihre Kinder nicht stellen. Ich fand dasschade.Ob ich noch eine bestimmte Musik mitbringen solle,fragte ich sie am Tag vor ihrem Tod. Sie wollte nicht.Ich werde Kerzen kaufen, sagte ich. Sie: Das musst dunicht, ich habe noch zwei alte. Ich brachte trotzdem.Viele Leute nehmen es mir nicht ab, aber alles passierteeher auf einer rationalen Ebene. Wir sassen im Wohnzimmer,und ich fragte, ob sie diesen Schritt nun wirklichmachen wollte. Ohne Zweifel, sie war erleichtert,dass nun passieren würde, worauf sie so lange gewartethatte.Später holte ich eine Flasche Wein. Sie wollte keinen.Aber ich brauchte dann doch einen Schluck. Oder zwei.Ja, klar, diese Warterei, irgendwann fand ich schon:Jetzt ist es langsam Zeit. Ich war über eine Stunde beiihr, da sagte Grossmutter, sie schaue jetzt noch ein wenigTV, und schnallte sich die Kopfhörer auf. Es liefihre Serie.Später, als die Frau von <strong>Exit</strong> kam, musste meineGrossmutter Formelles klären, und immer wieder bestätigen,dass sie diesen Weg freiwillig gehe. Sie erzählteeinige Anekdoten von Reisen, die sie in jungen Jahrenunternommen hatte. Sentimental wurde es nicht.Irgendwann verlangte sie die Antibrechpille. Danachmuss man noch ein wenig warten, bis man das Medikamentnehmen kann. Grossmutter erzählte also weiter,dann fragte sie: Können wir jetzt vorwärts machen? Ichhielt ihre Hand und wünschte ihr, dass es so wird, wiesie es sich vorgestellt hatte. Sie trank zwei Gläser mitdieser Flüssigkeit. Und sagte noch, es schmecke nichtgerade wie Weisswein. Sicher, da muss man einfach lachen,sogar in einem solchen Moment. Sie hatte ihrenHumor behalten, bis zuletzt.Der Tod tritt nach einigen Minuten ein, das wussteich. Nach ungefähr einer Minute wurde ihr Atem flach,sie schlief ein. Und plötzlich hast du einen Toten in denArmen. Und weisst: Dieser Mensch wacht nie mehr auf.Das ist traurig. Klar. Der Tod als etwas Abstraktes wirdsehr schnell extrem konkret.Mit dem Sterben allein ist es nicht getan. Ich legteGrossmutter aufs Sofa. Und musste mit der Frau von<strong>Exit</strong> auf die Polizei warten. Die verhört dich als Zeugen,dann macht der Gerichtsmediziner seine Untersuchungen,da schaust du einfach, dass du nicht im gleichenZimmer bist, und schliesslich kommt der Bestatter. Esdauert alles unendlich lang, dabei hättest du eigentlichnur das Bedürfnis zu gehen. Die Kleider für den Sarghatte Grossmutter paratgelegt. Ich glaube, das hat nichtsmit Inszenierung zu tun. Sie hatte einfach viel Zeit, sichGedanken zu machen und alles vorzubereiten.4 EXIT 4/2008


SCHICKSALSBERICHTvorwärts machen?»Genau das könnten die Angehörigen eigentlichauch. Wenn sie die Zeit nützen würden, die bis zumvorgesehenen Todestag bleibt, hätten sie die Möglichkeit,richtig Abschied zu nehmen. Mir halfen Gesprächemit Freunden. Ich redete viel davon, vor allem imVoraus. Das brauchte ich, ich konnte es nicht allein aufmeine Schultern nehmen. Und mit meiner Familie warder Austausch nur bedingt möglich.Sterbebegleitung wird nie mein Hobby. Doch ichwürde es wieder machen, wenn mich jemand beimGehen brauchte. Ich verurteile es nicht, wenn jemandden Zeitpunkt des eigenen Todes wählt. Das muss jedermoralisch und ethisch für sich selber ausmachen. Traumatisierendwar es jedenfalls nicht. Im Gegenteil: Ichweiss, dass ich der Grossmutter keinen grösseren Diensthätte erweisen können. Vielleicht hats auch funktioniert,weil ich ihr ein Stück weit ähnlich bin.Heute denke ich fast häufiger an meine Grossmutterals vor ihrem Tod. Manchmal ist es wohlauch ein bisschen egoistisch motiviert. Ichwünsche dann, sie schicke mir jetzt mal einZeichen oder so.»Aufgezeichnet von Katrin Hafner. Nachgedruckt mitfreundlicher Genehmigung des «Tages-Anzeiger» undder Tamedia.EXIT 4/2008 5


FREITOD-BEGLEITUNG«Versetzt man sich in den Patienten,Ärztinnen und Ärzte engagierensich in der Freitodhilfe. Sterbehilfeorganisationenwie EXIT– aber auch Staat und Justiz –stützen sich stark auf Medizinerab. Im Schweizer Modell spielensie eine zentrale Rolle.Grösseres Spital, kleinerer Kanton.Die Patientin hat Krebs imEndstadium. Darmverschluss. KeineOperationsmöglichkeit. HeftigeSchmerzen, dauerndes Erbrechen.Dem Tod nahe, möchte die ältereFrau nun einfach rasch und sanftsterben. Sie ruft EXIT, bei der sieseit über 20 Jahren Mitglied ist.Ehemann, Sohn, Spital und Ärztebefürworten das.Der Spitalarzt kann kein Rezeptfürs Sterbemittel machen und diePatientin das Barbiturat nicht oralaufnehmen. Es muss ein Arzt, dermit EXIT zusammenarbeitet, ausZürich anreisen. Da EXIT seriöshandelt, ersucht er zur Befolgungder Meldepflicht trotz Notfalls denKantonsarzt um telefonische Bewilligung,in diesem dringlichen Fallals Ausserkantonaler medizinischeHandlungen vornehmen zu dürfen.Der Kantonsarzt lehnt ab. BeiFreitodhilfe gebe es keine Notfälle.Er verweist auf den regulärenschriftlichen Weg. Dauer 1 Monat.Der Fall hat sich vor wenigen Wochenereignet. Der ersehnte rascheund schmerzfreie Tod war nichtmöglich. Die Patientin litt noch 72Stunden, ehe sie ins Koma fiel undverstarb.* * *Um ähnlich unwürdige und für dieSterbewilligen belastende Situationenzu vermeiden, hat sich dasPflegepersonal in der Stadt Zürichschon vor über einem Jahrzehntfür eine menschlichere Handhabungeingesetzt. Seither bieten dieBehörden in immer mehr Städtenund Kantonen Hand, sind EXIT-Begleitungen in immer mehr Insti-tutionen möglich. Als grösste undbekannteste Krankenhäuser sinddie Unikliniken Lausanne und Genfzu nennen. In anderen sind Begleitungenvon Freitoden wenigstensin Ausnahme fällen möglich. ImUnispital Zürich werden immerhindie nötigen Papiere erstellt undTransporte (um zu Hause zu sterben)organisiert.* * *Und wo stehen die Mediziner inall dem? Gemäss den Richtliniender Schweizerischen Akademieder Medizinischen Wissenschaften(SAMW) dürfen Ärzte «im Einzelfalleinem sterbenden Patienten Hilfezum Suizid leisten». Die Sterbehilfekennt darüber hinaus noch manchandere Form, und damit wird jederArzt und jede Ärztin schon in derAssistenzzeit konfrontiert. Sei esbeim Verzicht auf Aufnahme oderbeim Abbruch von lebenserhaltendenMassnahmen (passive Sterbehilfe),sei es beim Erhöhen derMorphiumdosierung, welche dieLebensdauer herabsetzt (indirektaktive), sei es, dass ein Patient sichan EXIT wende. Studien mit anonymenMeldevorgängen haben sogaraufgezeigt, dass Schweizer Spitalärztemanchmal auch die verboteneaktive Sterbehilfe praktizieren.Gemäss Erfahrung von EXITsprechen Ärzte nicht gern über dasThema Sterbehilfe. Und wenn esum Hilfe beim Suizid geht, ziehensich viele vorsichtig zurück.In der Öffentlichkeit wird denÄrz ten oft unterstellt, sie seien zutechnikgläubig, hätten den Tod völligausgeblendet im klinischen Alltagoder sähen ihn gar «als Feindstatt Teil des Lebens», empfändenden Patienten-<strong>Exit</strong>us als ihr per -sönli ches Versagen, hätten Mühemit selbst verantwortlichen Patientenoder hingen schlicht dem uraltenEid des Hippokrates an, denheute kein Arzt mehr leisten muss.Die Wahrheit ist wohl um einigeskomplexer.Tatsache ist: Bald 27 Jahre EXITwären ohne die Schweizer Ärzteschaftnie möglich geworden. Ärzteengagierten sich immer wieder auchin EXIT-Vorstand und Präsidium.* * *Alle vier in der Schweiz tätigen Organisationen(EXIT, EXIT Romandie,Ex-International sowie Dignitas)betreiben ohne Ausnahme nurärztliche Freitodhilfe (auch bei denvier Helium-Suiziden von Dignitas2008 hat ein Arzt «das grüne Licht»gegeben). Zwar gewährt das Grosder Mediziner (anders als in Holland,Belgien, Oregon und bald inLuxemburg und Washington) keineEuthanasie, weil aktive Sterbehilfehierzulande strafbar ist, doch habensie die Schlüsselrolle inne beider Freitodhilfe.Keine Freitodbegleitung also ohneArzt. Er führt mehrere Gesprächemit der sterbewilligen Person, erbestätigt ihre Urteilsfähigkeit, erstellt das Rezept für das SterbemittelNaP aus, er steckt unter Umständeneine Infusion, dann ist er oftauch anwesend bei der Begleitung.Und diese Kollegen sind nicht etwaSelbstbestimmungs-Fanatiker odergelangweilte Ärzte im Ruhestand– sondern oft Hausarzt oder behandelnderArzt des Sterbewilligen.Über die Hälfte der EXIT-Begleitungenerfolgen so. Für den Fall,dass der Arzt des Patienten aus persönlichenGründen nicht mitwirkenmöchte, verfügt EXIT über eine Reihevon Medizinern, die regelmässigmit uns zusammenarbeiten.* * *Solche Ärzte sprechen an dieserStelle über ihre Motivation: «Medizin ist für mich nichtKampf gegen Krankheit und Tod,sondern der würdige Umgang mitLeben und Sterben.»6 EXIT 4/2008


FREITOD-BEGLEITUNGmuss man einfach helfen»EXIT 4/2008 7


FREITOD-BEGLEITUNG «High-Tech-Medizin macht einwürdiges Sterben oft unmöglich,eine Freitodbegleitung kann dieWürde zurückbringen.» «Es kann eine Alternative sein zu‹Leben erhalten um jeden Preis›.» «Manchmal muss man einfachakzeptieren, wenn ein Patient sagt,er vertrage keine weitere Chemo, erkönne nicht mehr.» «Die Rezeptausstellung verhindertnicht selten den Suizid, derPatient verliert die Angst vor demschmerzvollen Tod und kann ihnruhig ab war ten. Manchmal verhindertes auch ‹nur› einen gewaltsamenSuizid.» «Als Anästhesist im Rettungsdiensthabe ich Menschen vomStrick geschnitten. Das Wirken vonEXIT ist sicher sinnvoller.» «Der Freitod ist ein Menschenrecht.Es lässt sich nur durch ärztlicheNaP-Verordnung und eine mitmenschlicheBegleitung anständigverwirklichen.» «Versetzt man sich wirklich inden Patienten, kann man gar nichtanders.» «Als Ärztin habe ich den Auftragzu helfen: zu heilen, wenigstens zulindern – manchmal ist die Hilfezum Sterben die einzig möglicheLinderung.»Am Anfang steht oft ein persönlichesErlebnis: der Suizid einesArzt kollegen, der Tod eines Angehöri gen im Morphiumnebel, dieBitte um Suizidbeihilfe aus demFreundeskreis, als Hausarzt die Begleitungeines langjährigen Patientenmit EXIT.* * *Auf die Ärzteschaft stützt sich inder Freitodhilfe nicht nur EXIT ab.Es tun dies auch Staat und Justiz.Obwohl laut Gesetz jede Person,solange sie nicht selbstsüchtig handelt,einer anderen beim Suizidbeistehen darf, sehen es die Behördengern, wenn auch ein Medizinerinvolviert ist. Für sie ist er, mehrals ein Laie oder die ausgebildetenEXIT-Freitodbegleiterinnen, Garantfür seriöse Beurteilung von Urteilsfähigkeitsowie Autonomie, Wohlerwogenheitund Dauerhaftigkeitdes Sterbewunsches.Und letztlich stützt sich auch dieGesellschaft stark auf die Ärzte ab.75 Prozent stehen laut Um fragenhinter der Freitodhilfe, doch nichtHelium, Sterbefasten oder einenMedikamentenmix erachten sie alssanft, sicher und würdig, sondernein Barbiturat – und dazu brauchtes den Arzt.Diese Tatsache zeigt: EXIT kann– selbst wenn sie es denn möchte –keine Nicht-Kranken begleiten. KeinSchweizer Arzt wird einem Gesundenein Rezept ausstellen. Im langjährigenSchnitt weisen denn auch70 Prozent eine infauste Prognoseauf, 30 Prozent leiden an anderenunheilbaren Krankheiten. Der Ärzteschaftkommt also eine tragendeRolle zu.Wie jede andere Handlung auchmuss ein Arzt die Sterbehilfe mitseinem Gewissen und seiner Religiositätvereinbaren können. Ähnlichverhält es sich mit Emotionenoder inneren Konflikten, welche dieSchicksale auslösen können. Dochschwere Schicksale gehören zumAlltag der meisten Mediziner.* * *Assistenzärzte stehen gemäss Erfahrungvon EXIT Freitodbegleitungenskeptischer gegenüber alserfahrenere Kolleginnen und Kollegen.Das Dilemma zwischen Patientenwilleals oberstem Gebot undder Ambition auf Heilungserfolgmag bei jüngeren Medizinern nochausgeprägter sein. Da die meistenSterbewilligen in der Geborgenheitdes eigenen Zuhauses, umgebenvon Angehörigen, den letztenSchritt tun, hat EXIT auch mehr mitfrei praktizierenden Ärzten zu tun.Trotzdem sind Spitalärzte wichtigeund willkommene Partner vonEXIT. Sei es, weil eine sterbewilligePerson in ihrer Abteilung liegt, weilsie sich bei EXIT zum Thema informieren,weil sie Einfluss auf Chefärzteund Spitalleitung nehmen –oder weil sie dereinst eine Praxiseröffnen und früher oder später mitdem Rezeptwunsch eines krankenPatienten konfrontiert werden.EXIT sieht die Schweizer Ärztinnenund Ärzte als Partner, suchtstets einvernehmliche Lösungen,ist offen für deren Anregungen undFragen.BERNHARD SUTTERÜber die konkrete Tätigkeit einesmit EXIT zusammenarbeitendenArztes finden Sie in einem dernächsten «EXIT-Info» einen ausführlichenBericht.Mediziner leiden öfter an Depression und Sucht als andereBerufsleute – und sie verüben häufiger Suizid.Der Freitod ist in vielen Ländern die häufigste unnatürliche Todesursachebei Ärzten. Sie nehmen sich doppelt so häufig das Leben wieAngehörige anderer Berufsgruppen. Bei den Ärztinnen ist die Suizidrateim Vergleich zur weiblichen Bevölkerung gar vier Mal höher. Dieszeigen Untersuchungen aus verschiedenen Ländern. In Deutschlandetwa setzen jedes Jahr bis zu 200 Mediziner ihrem Leben ein Ende.Dazu kommt eine als nicht gering erachtete Dunkelziffer. In Norwegengibt jeder zehnte Mediziner an, ernsthafte Suizid gedanken zu wälzen.Auch aus den USA heisst es: «Ärzte haben von allen Berufsgruppen diehöchste Suizidrate.» Am häufigsten nehmen sich gemäss diesen StudienPsychiater und Anästhesisten das Leben. Kinderärzte dagegen habeneine kleinere Suizidrate. Dem eigenhändigen <strong>Exit</strong>us geht ein regelrechterLeidensweg voraus. Den Zahlen zufolge erkranken schon im erstenBerufsjahr viele Assistenzärzte an depressiven Störungen – deutlichmehr als in der Durchschnitts bevölkerung. Später leiden offenbar vieleSpitalärzte an Burn-out oder Suchterkrankungen.8 EXIT 4/2008


FREITOD-BEGLEITUNGSterbestundeGedanken zu einem Weiterbildungsseminar des Freitodbegleiterinnenteams«Oh Herr, gib jedem seineneignen Tod.»So beginnt Rilkes bekanntes Gedicht,in dessen religiös getönterBotschaft sich der Wunsch nacheinem ganz persönlichen individuellenSterben widerspiegelt. «KeineSterbestunde ist wie die andere»,lautete auch die Quintessenz einerWeiterbildungstagung des Freitodbegleiterinnenteamsvon EXIT zumThema «Gestaltung der Sterbestunde»,zu der man sich für zweieinhalbTage in Bad Schauenburg beiLiestal inmitten spätherbstlich gefärbterWälder traf.Die Stimmungenbeim SterbenWährend immer wieder die Blickedurch die Panoramafenster auf einewie von Monet gemalte Landschaftfielen, tauschte man sich über dieunterschiedlichen Erfahrungen aus,die Freitodbegleiter in den vergangenenJahren in Sterbestunden gemachthaben. Eine solche Sterbestundesteht jeweils am Ende einesBegleitungsprozesses, eines Wegesalso, den man in den Monaten oderWochen vorher gemeinsam miteinem sterbewilligen Menschengegangen ist. Geprägt sind diese letztenStunden in allererster Linie vonder Persönlichkeit des Menschen,der sein Leben selbstbestimmt beendenwill. Seine Mentalität, seineindividuelle charakterliche Eigenart,seine weltan schauliche oderreligiöse Ausrichtung, sein intellektuellerund geistiger Hintergrundsind es, die im Zusammenwirkenmit den anwesenden Angehörigenund deren Haltung gegenüber diesemSterben mit ihrer Beziehungstiefezu diesem Menschen dessenletzte Stunde prägen.Die Stimmung kann dabei von unterschiedlichsteremotionaler Qua -li tät sein: tiefe Abschiedstrauer; liebevolle Zuwendung zu dem Sterbendenoder unaufgearbeitete, die Situationbelastende familiäre Konflikte;ein letzter Austausch zwischen einandervertrauten Menschen; eineversöhnliche Botschaft an die Zurückbleibenden;manchmal einebe rührende hilaritas mortis, verhaltenaufblitzender Humor, souveräneIronie, aber hin und wieder aucheine fast zweckrationale, zielgerichteteKühle, mit der ein Sterbenderseine letzte Stunde «organisiert»;all dies kann auf die atmosphärischeDichte und die menschlicheTiefendimension eines AbschiedsEinfluss nehmen.Welches ist die Rolle einer Freitodbegleiterinin diesem höchst intimen,für alle Anwesenden singulärenGeschehen, an dessen existentielleIntensität nur wenige andereschicksalhafte Lebenswendepunkteheranreichen? Diese komplexe Fragestellungbewegte in Schauenburgdie vierzehn Frauen und sechs Männerdes Freitodbegleitungsteams.Hohe Anforderungenan BegleiterGanz unterschiedliche Zielsetzungenbestimmen die Haltung desBegleiters in einer Situation, in derallen bewusst ist, dass der Tod alsunsichtbarer Gast unmittelbar vorder Tür steht: Einerseits muss derFreitodbegleiter auf eine subtile,zurückhaltende Weise die Aufgabeeines «Regisseurs im Hintergrund»übernehmen, er muss Sicherheitvermitteln, für einen störungsfreien,medizinisch und administrativkorrekten Ablauf besorgt sein, dieÜbersicht behalten, andererseitsmuss er aber auch sensibel und offensein für die emotionalen undspirituellen Bedürfnisse des Sterbewilligenund seines familiären Umfeldsoder seines Freundeskreises.Anwesend beim Sterben sind sehrhäufig Familienmitglieder, Söhne,Töchter, Geschwister, Eltern, engsteFreunde und Freundinnen, von denenjedes seine eigene Haltung, seineganz persönliche Beziehung zudem Sterbenden in die Sterbestundemitbringt. Dieser Gruppe von Menschen,die sich in einer für ihr Lebenentscheidenden und unvergesslichenSituation befinden, wird dieFreitodbegleiterin gleichzeitig Einfühlsamkeitund Geistesgegenwart,Akzeptanz und die Bereitschaft zuAnregungen für die kommunikativeund gestalterische Bewältigung derSituation entgegenbringen. Sie wirdRaum geben, damit alles Menschlicheseinen Platz haben kann.Alles in allem: Das Mass anmenschlicher Kompetenz und Empathie,das hier gefordert ist, istausserordentlich hoch. Wenn dannaber in einer solchen Stunde in einemblumengeschmückten und vonKerzenlicht erleuchteten Raum einMensch in familiärer Geborgenheit,kompetent und einfühlsam vonseiner Freitodbegleiterin umsorgt,wirklich «seinen eigenen Tod» sterbenkann, dann steigt in allen Beteiligtenein tiefes Gefühl von innererResonanz mit dem Geschehen auf,welches vor allem für die nächstenAngehörigen in der danach angesagtenTrauerarbeit eine grosseHilfe ist.WALTER FESENBECKHVorstandsmitgliedFreitodbegleitungEXIT 4/2008 9


ORGANSPENDEEine Entscheidung fürs LebenBei der Tramfahrt, an der Haltestelle, überall fragen mich Plakate,ob ich mich entschieden hätte. Ich verschwinde im Bus und sehedie nächsten Werbewände mit Entscheidungen, die mir abgenommenwerden sollen, damit ich dieses oder jenes kaufe. Darobvergesse ich das Plakat, das mich fragte, ob ich mich für odergegen eine Organspende entschieden hätte.Vielleicht haben ja Sie dieseFrage längst beantwortet undtragen neben der Patientenverfügungeinen Organspenderausweisauf sich. Vielleicht abersuchen auch Sie noch nach derAntwort. Diese Informationensollen dazu beitragen, dassEXIT-Mitglieder eine Entscheidungtreffen können.Neu wird diese wichtige Frage nämlichwieder fester Bestandteil derEXIT-Verfügung. Wer eine Patientenverfügungerstellt, setzt sich mitseinem Sterben auseinander. Undwenn die Patientenverfügung zurAnwendung kommt, steht oft auchdie Entscheidung über Leben oderSterben an. Dies ist dann auch derentscheidende Moment für eine Organentnahme.Seit 2004 gilt im Rahmen desTrans plantationsgesetzes in derSchweiz die so genannte erweiterteZustimmungsregelung. Dasbedeutet, dass der schriftlich verfügteWille ausreicht, um eine Organspendezu ermöglichen oder zuverhindern. Gibt es keine schriftlicheÄusserung des Sterbenden, sowerden die Angehörigen zum mutmasslichenWillen befragt. Hat sichdie Person nie zum Thema geäussert,so entscheiden die Bezugspersonendarüber, ob Organe entnommenwerden dürfen.Ein tragischer Fall machteSchlagzeilenWer also seine Selbstbestimmungin dieser Frage wahren möchte, tutgut daran, sich damit auseinanderzu setzen. Während das BAG(Bundesamt für Gesundheit) unddie Stiftung Swisstransplant umeine seriöse und objektive Aufklärungskampagnebemüht sind – dieerwähnten, fragen den Plakate gehörendazu –, gab es in den letztenzwei Jahren auch nega tive Schlagzeilen:Ausgerechnet jene Patientindes Uni-Spitals Zürich, welche vomSchweizer Fernsehen mit der Kamerabegleitet wurde, während siedringend auf ein Spenderherz wartete,verstarb, als ihr versehentlichein Herz der falschen Blutgruppeverpflanzt wurde. Die ursprünglicheAbsicht der Sendung «10 vor10», die Zuschauer mit einer persönlichenund emotionalen Berichterstattungauf die sinkende Bereitschaftder Schweizer Bevölkerungzur Organspende hinzuweisen, gingauf tragische Weise daneben.Bewusst marktschreierisch wiesdas niederländische Fernsehen imSommer 2007 auf diese mangelndeBereitschaft hin. Eine tödlicherkrankte Hirntumorpatientin sollteaus drei Nierenpatienten denjenigenauswählen, welchem sieihre Niere nach dem Tod spendenwollte. Erst kurz vor der Sendungwurden die Zuschauer darüberaufgeklärt, dass es sich bei der vermeintlichenKrebspatientin um einegesunde Schauspielerin handelte.Die Nieren patienten hingegen standentatsächlich auf der Wartelistefür eine Spenderniere.790 Menschen warten aufein OrganMenschen, welche auf ein geeignetesOrgan warten, gibt es auch inder Schweiz. Im letzten Jahr warendies 790 Personen. Menschen, diezweimal wöchentlich zur Nierenspülungzum Arzt oder in die Klinikmüssen. Menschen und Angehörige,deren Alltag stark bestimmtund eingeschränkt wird durch daserkrankte Organ.Die am häufigsten transplantiertenOrgane sind Nieren, Leber,Herz, Lungen, Bauchspeicheldrüse,Dünndarm. Für Patientinnen undPatienten besteht eine nationaleSpenderorgan-Warteliste. Für dieZuteilung der Organe gelten folgendeKriterien: Dringlichkeit (einLeben ohne Transplantation ist unmittelbarbedroht), medizinischerNutzen (z. B. Körpergewicht undGewebemerkmale von Spenderinund Empfänger sollten möglichstgut übereinstimmen), Wartezeit,Chancengleichheit (z. B. ausgleichendeMassnahmen für Patientinnenund Patienten mit einer seltenenBlutgruppe).Wer mit einem gespendeten Organlebt, ist ein Leben lang auf Medikamente angewiesen, die verhindern,dass das eigene Immunsystemdas fremde Organ ablehnt. DieseMedikamente schwächen das Abwehrsystem,transplantierte Personensind daher anfälliger für Infektionenund Krebserkrankungen.Gleichzeitig ist ihnen aber meistwieder ein unabhängiges, schmerzfreiesLeben möglich.Sterben vor rettender SpendeWarum aber sollen wir uns so dringendentscheiden, wie es uns diePlakate empfehlen? Gibt es zu wenigeSpenderinnen und Spender?Obwohl die Schweizer Bevölkerungzur Transplantationsmedizinüberwiegend wohlwollend eingestelltist, finden sich im europäischenDurchschnitt hierzulandewenig Spender. Im ersten Halbjahr2007 etwa lag die Spenderquote bei9,2 Spendern pro Million Einwohner,Tendenz sinkend. Ein Grunddafür ist auch die vergleichsweise10 EXIT 4/2008


ORGANSPENDEgeringe Unfallrate in der Schweiz(Spendebereitschaft wäre da, dochgibt es relativ wenig Unfälle unddaher wenig Organe von Unfallopfern).Bei den Lebendspendensieht die Bilanz anders aus, dortliegt die Schweiz mit an der europäischenSpitze. Dies wiederumspricht für einen hohen Grad anSolidarität in unserer Gesellschaft.Eine Lebendspende kommt von einemGesunden, der nach der Entnahmemehr oder weniger normalweiterleben kann. Am häufigstenwerden so, zumeist für Verwandte,Nieren gespendet, da ein Überlebenmit nur einer Niere problemlosmöglich ist. Jedes Jahr sterben auchPatienten auf der Warteliste. 2006waren das 40 Menschen.Grosser Druckauf AngehörigeUnd was ist mit den Angehörigen?Ist es nicht schwer genug, von einemSterbenden Abschied zu nehmen?Der Verdacht liegt nahe, dassin den wenigen Stunden, die bleiben,um über eine Organspende zuentscheiden, das Abschiednehmenempfindlich gestört werden könnteund ein unglaublicher Druck aufden Angehörigen eines Verstorbenenlastet, welche innert nützlicherFrist entscheiden sollen.Ich sehe ein, dass es besser ist,diese Entscheidung selber zu treffen,sie nicht jenen zu überlassen,die in einem solchen Moment vielleichtanderes im Kopf haben. DasBAG verspricht mir dabei in seinerInformationsbroschüre: «Dem sorgfältigenund würdevollen Umgangmit dem Körper der verstorbenenPerson und dem Respekt gegenüberden trauernden Angehörigenwerden dabei grosse Beachtunggeschenkt.» Ich will dies glauben,dennoch höre ich auch jene Stimmen,die sagen, sie ertrügen dieVorstellung nicht, «ausgeräumt» zuwerden. Viele Menschen wünschensich die Erhaltung ihrer Gestaltauch nach dem Tod, selbst wenndieser Wunsch einem Trugbild entspringt,da jeder Körper nach demTod zerfällt.Wirklich erst nach Hirntod?Nach einer Organentnahme wird derLeichnam den Angehörigen übergeben.Die Entnahme ist lediglichan einer Naht, wie sie nach vielenOperationen entsteht, erkennbar.Das äusserliche Erscheinungsbilddes Leichnams wird nicht verändert.Ausserdem kann es für Angehörigeauch tröstend sein, diesenletzten Willen des Verstorbenen zuerfüllen, schliesslich bedeutet dasOrgan des Toten die Lebensrettungoder zumindest eine deutlich verbesserteLebensqualität für einenanderen Menschen. Ausserdem –so macht mich ein betroffener Bekannteraufmerksam – könne auchder Gedanke tröstlich sein, dassein Teil des Verstorbenen auf seineWeise «weiterlebt».Kann ich mir eigentlich sichersein, dass mir die Organe wirklicherst entnommen werden, wenn ichhirntot bin? Ja, zwei unabhängigeÄrzte müssen den Tod im Abstandvon mindestens sechs Stunden feststellen.Gibt es eine Altersgrenzefür die Spende von Organen undGeweben? Nein. Eine feste Altersgrenzegibt es nicht. Massgebendist der Gesundheitszustand derspende willigen Person. So könnenalso durchaus Organe von Personen,die über 70 alt sind, entnommenwerden. Das Durchschnittsalterder verstorbenen Spenderinnenund Spender liegt aber zwischen 41und 52 Jahren.Entnahme nach Freitodbegleitung?Eine letzte Frage, die mich im Zusammenhangmit EXIT beschäftigt:Ist eine Organspende nacheiner Freitodbegleitung möglich?Schliesslich bestimmt die sterbewilligePerson den Zeitpunkt selber,eine geradezu ideale Voraussetzungfür eine Spende, könnte manmeinen? Nein. Bei einer Freitodbegleitungdauern die behördlichenAbklärungen nach Eintreten desTodes zu lange. Vorstellbar wärehöchstens eine Lebendspende voreiner Begleitung. Allerdings dürfenKrebspatientinnen und -patientennicht spenden, diese stellen aberdie Mehrheit der von EXIT in denFreitod begleiteten Personen. Ausserdemwürde psychologisch abgeklärt,aus welchen Motiven diesealtruistische Handlung ins Augegefasst wird, wie dies bei jeder Lebendspendeder Fall ist.MELANIE KUHNPV-BERATUNG EXITInfos sowieOrganspende-Ausweise bei:www.bag.admin.ch/transplantationwww.swisstransplant.orgTelefon 0800 570 234Ich denke an jene, die ihr Leben verloren, und an jene, die einneues geschenkt bekommen haben. Ich denke daran, wie eswäre, mein Leben zu verlieren, und wie es wäre, eins geschenktzu bekommen. Auf dem nächsten Plakat, das ich lese,steht: «Ich weiss, was ich will.» Ich steige aus dem Bus undhabe mich entschieden. Sie auch?EXIT 4/2008 11


DIE ANDERE MEINUNGGebote oder Verbote? Ethische DiskussionDAGMAR FENNERDagmar FennerPD Dr. phil.Philosophin und AutorinTübingen (D)Fenner studierte Philosophieund Germanistik. Nach Aufenthaltenin Paris und Berlin unterrichtetsie als Privatdozentinfür Philosophie an den UniversitätenBasel und Tübingen. IhrForschungsschwerpunkt liegtbei der Ethik. Das Buch «Suizid– Krankheitssymptom oderSignatur der Freiheit?» wird aufSeite 35 besprochen.Die Autorin glaubt, die aktuelleDiskussion über ein Verbotder Suizidbeihilfe führe nurzu unvermittelbaren Extrempositionen.Anstelle einfacherGebote oder Verbote gestaltesich eine ethische Bewertungdes Einzelfalls komplizierter.Viele Philosophen, Literaten undJuristen befürworten Suizid undSuizidbeihilfe im Zeichen des «PrinzipsSelbstbestimmung». Andere,insbesondere Mediziner, Pflegepersonenund Sozialarbeiter, lehnendie Beihilfe mit Berufung auf das«Prinzip Fürsorge» ab. Beide Prinzipiensind gut begründbar und festin der Gesellschaft verankert. Die Befürworter fordern ein Rechtauf Selbstbestimmung sowohl überdas eigene Leben als auch über deneigenen Tod. Jeder müsse selbstbe stimmen können, wann er ausdem Leben scheide. Durch gezieltesAustrocknen der Suizidmethoden– Entgiften des Hausgases oderEntfallen der tödlichen Wirkung beiMedikamentenüberdosis – werdedem Einzelnen der Gebrauch seinesFreiheitsrechts erschwert. Nur nochPrivilegierten wie medizinischemFachpersonal stünden sichere, risiko-und schmerzfreie Suizidmethodenzur Verfügung. Suizidbeihilfesei daher ein dringendes Gebot,nicht zuletzt hinsichtlich bewegungsunfähigerSterbewilliger. Gegner der Suizidbeihilfe berufensich dagegen auf die Fürsorgepflicht:Aufgabe der Gesellschaftsei es nicht, Suizidbeihilfe zu leisten,sondern allen Menschen einwürdiges Leben zu ermöglichen.Sie plädieren für bessere medizinischeVersorgung (palliativ undpsychiatrisch) und die Beseitigungdes Pflegenotstands. Wenn mankranken, einsamen, leidenden MenschenSui zidbeihilfe statt Fürsorgeanbiete, führe dies zu Verantwortungsreduktionund Entlastung imsozialen Umfeld. Man fordert einebessere Suizidprävention und einmehr oder weniger radikales Verbotder Suizidbeihilfe.Auf ethische Prinzipien pochen,löst solche Dilemmas nicht. Im Fallder Suizidbeihilfe führt es nur zuun vermittelbaren Extrempositionen.Auf die meisten aktuellenStreit fragen wie «Ist Suizidbeihilfeethisch legitim?» gibt es keine einfachenAntwor ten. Man kann wedersinnvoll behaupten, Suizidbeihilfesei immer geboten, noch, sie sei immerverboten. Die ethische Beurteilungsuizidaler Handlungen hängtvielmehr von den Umständen ab.Erforderlich ist eine sorgfältige Prüfungder Lebenssituation des Sterbewilligen,seiner Urteilsfähigkeit sowieder Rationalität und Kontinuitätseines Sterbe wunsches. Mit Blickauf die konkrete individuelle Situationsuizidaler Menschen müssendie abstrakten Prinzipien Selbstbestimmungund Fürsorge konkretisiertwerden.* * * Auf der einen Seite muss dasFürsorgeprinzip zweifellos immerdann in Kraft treten, wenn aufgrundeiner psychischen Störungoder einer akuten Verzweiflungssituationdie Urteilsfähigkeit der suizidalenPerson eingeschränkt ist.Geboten sind Verbesserungen dergesell schaft lichen oder medizinischenRahmen bedingungen, diezum Verschwinden des Suizidwunschesführen. Auch für die Befürworterder Suizidbeihilfe steht inder Regel ausser Frage, dass humanitäreHilfe in Form von Palliativmedizinund menschlicher ZuwendungPriorität haben vor Suizidbeihilfe.Es ist aber nicht auszuschliessen,dass es trotz aller fürsorglichen BemühungenMenschen gibt, bei denenSchmerzen nicht oder nur aufKosten von Bewusstsein und Kommunikationsfähigkeitgemildertwerden können und bei denen einakzeptables Mass an Lebensqualitätnicht aufrechterhalten werdenkann. Wo es dauerhaft nicht gelingt,die Lebensbedingungen soumzugestalten, dass der Suizidwunschverschwindet, scheint mirdie schmerz- und risikofreie Suizid-12 EXIT 4/2008


DIE ANDERE MEINUNGder Freitodhilfe ist komplizierter als dasbeihilfe unter Umständen sogar einGebot der Fürsorge zu sein. Auf der anderen Seite sollte auchdas Selbstbestimmungsprinzipnicht überzogen und verabsolutiertwerden. Die Urteilsfähigkeit derMenschen mit Suizidabsichten kanneingeschränkt sein. Dann fehlt zurSelbstbestimmung die Fähigkeit,sich Ziele zu setzen und diese zuverfolgen. Grundsätzlich müsstedas Konzept der Selbstbestimmungkonkretisiert werden in Richtungrationale Selbstbestim mung. Dennich gehe davon aus, dass der Einzelnenicht nur selbstbestimmt handelnwill, sondern auch rational; d. h.,dass er sein Handeln vor sich selbstund anderen begründen kann. Suizidbeihilfedürfte folglich nur bei rationalerSelbstbestimmung geleistetwerden. Dabei muss unterschiedenwerden zwischen theoretischer undpraktischer Rationalität: Die theoretischebezieht sich auf Meinungen,die dem Suizidwunsch zugrundeliegen. In Frage kommen also Meinungenüber sich selbst, über die eigeneLebenssituation und Zukunftsperspektive.So kann sich jemandüber seinen Gesundheitszustandtäuschen, weil er sich einbildet, anKrebs erkrankt zu sein. Wünscht jemandSuizidbeihilfe aufgrund einerKrankheit, wären daher zwei unabhängigeärztliche Gutachten einzuholen.Und die praktische beziehtsich als prudentielle Rationa litätauf das persönliche Wohl ergehender suizidalen Person oder aberals moralische Rationalität auf dasWohlergehen aller vom Suizid Betroffenen.Bezüglich der prudentiellen Rationalitätkann man sich darüberirren, dass ein glückliches Lebennicht mehr möglich ist. Oft entscheidetsich jemand für den Tod,weil er glaubt, wichtige Lebenszielenicht erfüllen zu können, ohne dieer nicht glücklich werden kann.Man denke an einen Wissenschaft-ler, der seine Denkkraft verliert,nicht mehr forschen kann, oder aneinen Konzertpianisten, der seinLeben der Musik verschrieben hatund infolge Unfalls nicht mehr Klavierspielen kann. Vielleicht blendetein verzweifelter Mensch abermögliche positive Handlungszieleaus (typischer Tunnel-Blick von Depressiven)oder übersieht, dass dieanvisierten Lebensziele gar nicht sozentral sind. Man rekurriert dann inder Philosophie gern auf die Figurdes neutralen Beobachters, der diegesamte Lebenssituation überblicktund über viel Lebenserfahrungverfügt, sodass er Vergleiche mitMenschen in ähnlichen Lebenssituationenanstellen kann. Bezüglichdes verunfallten Pianisten könnteer auf Robert Schumann verweisen,der in ähnlicher Situation sein Interesseam Klavierspielen auf eingrundlegenderes an der Musik zurückführteund als Komponist seinGlück machte.Eindeutig rational und gut begründeterscheint ein Suizidentschlusshingegen in einer hoffnungslosenausweglosen Situation.In einer Lebenssituation, die sichauch vom neutralen Standpunkt ausgesehen in sämtlichen Lebensbereichenunaufhaltsam und irreversibelverengt und einen auch langfristignicht stillbaren, physischenSchmerz oder psychischen Leidensdruckerzeugt. Sie dürfte in vielenFällen einer schweren, unheilbarenphysischen oder psychischen Erkrankungvorliegen.Hinsichtlich moralischer Rationalitätwäre ein Suizid verwerflich,wenn er gegen das ethische Prinzipgegenseitiger Rücksichtnahme verstösst.Man müsste also die Konsequenzenseines Suizids für alleBetroffenen bedacht haben. Dazuzählen psychische Nachteile wieSchmerzen oder Schuldgefühle,aber auch praktische wie materielleNot. Besonders schwerwiegend istder Verstoss gegen soziale Pflichten,zum Beispiel die Fürsorgepflicht derEltern gegenüber Kindern. In einersorgfältigen Güterabwägung müssteder eigene Leidensdruck gegendie Nachteile der Hinterbliebenengeprüft werden.* * *Grenzt man die Prinzipien Selbst bestimmungund Fürsorge der gestaltein, erweisen sich die auf den erstenBlick kontradiktorischen Positionenals vermittelbar. Anstelle einfacherGebote oder Ver bote gestaltetsich eine ethische Bewertung desEinzelfalls allerdings komplizierter:Suizidbeihilfe wäre ethischlegitim, wo ein gut durchdachter,rationaler Suizidwunsch vorliegtund die Probleme des suizidalenMenschen durch medizinische undpsycho-soziale Hilfe nicht gelöstwerden können. Gegen die ethischeund rechtliche Legalisierung derSuizidbeihilfe führt man zwar immerwieder die Missbrauchsgefahr(«Geschäft mit dem Tod»), die Gefahrdes sozialen Drucks auf Ältereund Behinderte oder auf Ausweitungan (erst nur in Ausnahmefällenbei Schwerstkranken, dann beipsychisch Kranken, Behinderten,Alten). Solche Argumente stellenaber keine prinzipiellen Einwändegegen Suizidbeihilfe dar, sondernnur gegen eine un kontrollierte undwillkürliche Praxis.Es müsste daher gelingen, dankstaatlicher Kontrolle die benanntenGefahren zu bannen. Zu prüfenwäre der Ausschluss eigennützigerMotive und die Wahrung höchsterSorgfaltspflicht bei der Abklärung,ob der Suizidentscheid rational undmitmenschliche Hilfe ausgeschlossenist. Gleichzeitig wäre in öffentlichenDiskussionen Toleranz undSolidarität gegenüber denjenigen zufördern, die trotz widriger Lebensumständeweiterleben möchten.EXIT 4/2008 13


INTERVIEW«Unser Buch hilft, gewaltsame Suizide zuDer bekannte holländische Mediziner Pieter Admiraal – Herausgeber und Co-Autor des gefragten Buchs –beim Interview in den Schweizer Bergen, wo er seit Jahrzehnten mit seiner Familie Ferien macht.«Wege zu einem humanenselbstbestimmten Sterben» hatein grosses Echo ausgelöst. DerHerausgeber über Hintergründe,Gefahren und die umstritteneHelium-Methode.Herr Admiraal, nachdem das «Info»Ihr Buch besprochen hat, brach fastdie EXIT-Telefonzentrale zusammen.Weshalb das riesige Interesse?Weil es grosse Gruppen von Menschengibt, welche die Kriterien fürSterbehilfe nicht erfüllen. Das sindu. a. ältere Leute, die «nur» lebensmüdesind, oder die «ausbehandelten»psychiatrischen Patienten, dienach 20 Jahren einfach nicht mehrkönnen.Es haben längst nicht nur diese angerufen!In der heutigen Gesellschaft ist esnormal, das Heft in die eigenenHände zu nehmen. So ist es nichterstaunlich, dass man auch dasLebensende mitbestimmen möchte.Patienten nehmen Einfluss auf ihreBehandlung – Generation Internet.Und im Internet gibts keine Anleitungzum sanften Suizid?Schon. Doch da stehen Dinge wie,man solle Benzin trinken. Da stehtviel Gefährliches. Der Erfolg desWOZZ-Buchs hingegen ist, dasses seriös, von Ärzten und Wissenschaftern,gemacht ist.Es kam Anfang Jahrtausend heraus.Auf Englisch. Und hatte wenig Erfolg.Dann schrieben wir es aufHolländisch, gaben es aber nur anMedizinalpersonen ab. Die 3. <strong>Ausgabe</strong>ergänzten wir um die wichtigeMethode Sterbefasten – und machtensie für jedermann zugänglich.Da ging die Lawine los. 12 000 Exemplareim Nu weg. Nun ist es aufDeutsch erschienen und kommtbald auch auf Französisch heraus.Politik und Behörden Deutschlandssehen die Sterbehilfe skeptisch. Gabes Widerstand gegen das Suizid-Manual?Damit die Behörden das Buch nichtverbieten können, vertreiben wir esnur übers Internet. Doch die deutschenBanken haben die Verkaufsabwicklungverweigert! Deshalbmuss man heute nach Holland einzahlen…… das und die Internet-Bestellungsind für ältere Leute kompliziert.Es ist ein Aufwand für Senioren, ja.In der Schweiz gibt es aber Buchhandlungen,wo man es erhält.Zurück zum Thema des Behördenwiderstands.Befürchten Sie juris-14 EXIT 4/2008


INTERVIEWverhindern. Das sagt der Minister.»tische Schritte gegen das Autoren-Team?Ganz ehrlich: Wir wissen nicht, obwir in Deutschland verantwortlichgemacht werden könnten. Aber wirhaben eine Versicherung dafür. InHolland haben sich Justiz- und Gesundheitsministergeäussert. DieJustiz wartet einfach ab. Und dasGesundheitsministerium sagte, unserBuch helfe vielleicht, gewaltsameSuizide zu verhindern! Deshalbglauben wir nicht, dass die deutscheoder die Schweizer Justiz gegen unsvorgehen.Werden Sie manchmal persönlichangefeindet?Persönlich habe ich nie ein feindseligesWort gehört. Aber ich habezwei Briefe von Christen erhalten,ich sei des Teufels …Wer ist die herausgebende WOZZ-Stiftung?Die Stiftung für wissenschaftlicheUntersuchung der verantwortetenSelbsttötung. Sie forscht und gibtAuskunft über einen sorgfältigenund sicheren Suizid.Dann kommen wir auf das zu sprechen,was viele am meisten interessiert:die Methoden.Wir beschreiben das Sterbefastensowie den Freitod mit diversen Medikamenten-Mixes.Sterbefasten dauert. Ist es praktikabel?Im Freundeskreis habe ich es miterlebt.Eine 87-Jährige hat nichtsmehr gegessen und jeden Tag wenigergetrunken. Nach 2 Wochenwurde sie ins Spital gebracht, umsediert zu werden. Kurz darauf istsie ohne Schmerzen gestorben. Esist sehr praktikabel. In Holland gibtes im Jahr 3500 Fälle aktiver Sterbehilfe– aber 14 000 sedierte Sterbefälle.Zur Methode des Medikamenten-Mixes.Barbiturate sind nicht mehr tödlich.Deshalb bleibt nur ein Mix ausmehreren Medikamenten. Sie sindteilweise rezeptpflichtig. Man mussdie Medikamente an verschiedenenOrten beziehen und danach nachunseren genauen Anweisungen undin den exakten Mengen einnehmen.Dabei gibt es verschiedene Kombinationsmöglichkeiten.Malariamittelist das meistverbreitete. Aberman muss es in Kombination anwendenmit …Das «EXIT-Info» möchte diese Detailinformationennicht veröffentlichen.Wichtig ist aber eine Warnung: Nienur ein Mittel allein nehmen, alleMedikamente müssen in Kombinationeingenommen werden, sonstwacht man wieder auf.Die Helium-Methode kommt im Buchnicht vor.In der deutschen Übersetzung habenwir aus Respekt vor der Geschichtedie Methode mit Gas weggelassen,Im holländischen ist sie drin. Es isteine gute und in Amerika oft praktizierteMethode.Nach den Helium-Suiziden bei Dignitaswurde in den Medien suggeriert,es könne schmerzen. Was sagtdie Wissenschaft?Dieser Tod ist der gnädigste, den esgibt. Früher kam es manchmal zuKohlenmonoxid-Unfällen mit Hei-Das Sterbefasten haben Sie erst späterins Buch aufgenommen.Unser Co-Autor Boudewijn Chabothat Studien gemacht. In Holland erfolgenzwei Drittel der Alterssuizidedurch Sterbefasten. Zuvor hatte dasniemand für möglich gehalten. Deshalbnahmen wir die Methode auf.Sterbefasten kann auch niemandverhindern, Zwangsernährung istnicht erlaubt; in Spital oder Heimhat der Arzt sogar die Pflicht zu helfen,Nebenwirkungen wie Schmerzenoder trockene Mundhöhle zumildern.EXIT 4/2008 15


INTERVIEWzun gen. Man fand die Leute absolutfriedlich im Sessel, noch mit Stricknadelnoder der Zeitung im Schoss.Untersuchungen mit Helium zeigen:Der Sterbende verliert schnell dasBewusstsein und spürt gar nichts.Aber Achtung: Wenn der Suizidentneben dem Helium noch ein bisschenLuft einatmet, weil er etwa eineundichte Maske statt einer Rundumhülleverwendet, kann die Helium-Luft-Mischungim bewusstlosenZustand noch zu Zuckungen führen.Das könnten unwissende Begleiterals Schmerzen interpretieren.Das Buch ist kompliziert geschrieben.Wir wollten es so sorgfältig wiemöglich machen. Grundsätzlich istes aber für Laien.Weckt Ihr Buch falsche Hoffnungen?Das Zusammenkaufen der Medikamenteist doch schwierig.Kaufen Sie nicht im Internet! Es gabMenschen, die machten alles richtig– und schliefen nicht einmal ein. Ihnenwar Placebo untergejubelt worden.Besser also in Apotheken. BeiKranken müssen Angehörige helfen.Barbiturate erhält man kaummehr. Die neuen Malariamittel sindnicht tödlich. Ja, es ist aufwändig,deshalb rate ich zum Sterbefasten.Sie raten im Buch auch klar zumBeizug eines Arztes. Doch wie findetman den?Ich rate, sich dem Hausarzt anzuvertrauen,der hat oft Verständnis.Doch in der Schweiz haben heuteviele Menschen keinen langjährigenHausarzt mehr. Wer in einemkatholischen Dorf mit nur zweiÄrzten sucht, dürfte es schwerhaben.Wie stellen Sie sich zum Vorwurf,mit Ihrem Buch Suizide zu fördern?Das glaube ich entschieden nicht.Es hat sich gezeigt, dass das vielverkaufte US-Buch «Final <strong>Exit</strong>» dieSuizidrate nicht beeinflusste. UnsereMethoden sind aufwändig.Gerade Junge würden das nie aufsich nehmen, sondern eine schnelle,wenn auch gewaltsame Methodewählen. Deshalb kennen wir auchkeine Cool-Off-Periode. Wir versendendas Buch direkt nach Bestellungseingang.Bis Sie alle Medikamentezusammenhaben, vergehenohnehin Wochen. Ein Sterbewilligermuss sich also sowieso intensivmit dem Todeswunsch auseinandersetzen.Bestellinfos:www.wozzstiftung.deSPEZIALIST MIT 30 JAHREN ERFAHRUNGDr. med. Pieter Admiraal – Anästhesist im Ruhestand, Mitglied desKomitees für Ärztliche Tötung auf Verlangen der Königlichen NiederländischenGesellschaft für Pharmazie, weltweit anerkannter Sterbehilfespezialist,bekannt aus dem TV – über die Anfänge des Buchs:«Ich war als junger holländischer Arzt in der Schmerzbekämpfung tätig.Darüber kam ich schon in den 70ern zur Sterbehilfe. Damals erkannteich: Nach allen Behandlungen wird es am Ende in gewissen Fällen dochdie aktive Sterbehilfe brauchen. 1978 bat mich ein Verleger, ein Kapitelüber Sterbehilfe im Spital zu verfassen. Es wurde an 70 000 Ärzte, Apotheker,Medizinalpersonen versandt. Wir haben auf die Polizei gewartet – sieist nicht gekommen. In der Königlichen Gesellschaft für Pharmazie habenwir 1985 dann Methode und Medikamentenmix für die aktive Sterbehilfeentwickelt. Das wurde in die ganze Welt übernommen und gilt heute alsStandard.Ich merkte, dass es kaum Literatur gab. Wir zogen Fachleute bei undverfassten das Buch, das wissenschaftlich ist, aber von Laien verstandenwird.»KOMMENTARZurück zu gesundemMenschenverstandBanken behindern die Distributiondes Buchs «Wege zum selbstbestimmtenSterben». Ärzte wolleneinem Teenager eine Operationaufzwingen. Eine Frau mussRichter um Straffreiheit für ihrenMann anflehen, damit er ihr beimSterben beistehen kann. Ein Vaterkämpft dafür, dass die Maschine,die seine komatöse Tochter am«Leben» erhält, abgeschaltet wird.Aus dem Ausland sind wir solcheMeldungen gewohnt. Dochauch die liberale Schweiz ist nichtgefeit.Ein Freitodbegleiter muss vierJahre hinter Gitter. EvangelischePolitiker wollen Verhältnisse wiein Deutschland (wo der «Sterbetourismus»herkommt). Gemeinde rätesehen den Tod als «ideelle Immission».Der Presserat verbietet denMedien, Details zur Sterbehilfepublik zu machen.EXIT als seriös und offen agierenderVerein ist von keiner dieserSchlagzeilen betroffen. Die Tendenztrifft vielmehr die Bevölkerung,die mehrheitlich hinter derSterbehilfe steht: Die menschlicheHandhabung bei Schmerzen undvorzeitigem Tod soll bürokratisiertund erschwert werden.Die Motive der Verhinderer –neuerdings sogar aus dem Fachhochschulmilieu– sind kaum nach -vollziehbar.Die Schweiz braucht eine Abkehrvon Emotionen und die Rückkehrdes Verstands. Wie das geht,zeigt der Kanton Zürich, der einepraktikable Regelung anstrebt. Gefragtist nun auch JustizministerinWidmer-Schlumpf.BERNHARD SUTTER16 EXIT 4/2008


WELTKONGRESS PARISRight-to-die-Societiessollen schlagkräftigerwerdenDie World Federation of Right-todie-Societieshat vom 30. Oktoberbis 1. November ihren alle zweiJahre stattfindenden Weltkongressin Paris abgehalten. Diesem seit1980 bestehenden Dachverband gehören44 Sterbehilfeorganisationenaus 26 Ländern an.Die scheidende Präsidentin, JacquelineHerremans aus Belgien, verwiesin ihrer Ansprache auf die inder Vergangenheit erzielten Erfolgeund rief die Mitglieder dazu auf, derWeltorganisation in Zukunft mehrfinanzielle Mittel zur Verfügung zustellen, um mit mehr Durchschlagskraftwirken zu können.Ein von Rob Jonquiere, Ex-Direktorder holländischen Sterbehilfeorganisation,vorbereitetes Arbeitspapierwurde einstimmig genehmigt.Es sieht vor, dass in den nächstenMonaten eine Arbeitsgruppe (Mitwirkungvon EXIT erwünscht) dieheutige Situation mit einer Weltundeiner Europavereinigung überprüftund Vorschläge über die zukünftigeStruktur, die Ziele und dieFinanzierung macht. Dabei solleneine oder beide der heute bestehendenVereinigungen durch eine neue,unbürokratisch, aber professionellgeführte Organisation ersetzt werden.Turnusgemäss übernahm JuanMendoza, ein Arzt aus Kolumbien,das Präsidium für die nächstenzwei Jahre.Im Mittelpunkt der Tagung standein Informationsaustausch der Mitgliederüber die gesetzliche Regelungin ihren Ländern. Daran nahmauch Laurent Fabius, ehemaligerPremierminister von Frankreich,teil. Er beabsichtigt, zusammenmit Gleichgesinnten im Parlamenteinen neuen Gesetzesentwurf zurSterbehilfe einzubringen.Der nächste Weltkongress wirdvoraussichtlich in Israel in zweiJahren stattfinden.JEAN-CLAUDE DÜBYElke Baezner wirdDGHS-PräsidentinNach dem Weltkongress ist dieVorsitzende der European Rightto-die-Society,die ehemalige EXIT-Präsidentin Elke Baezner, vorzeitigzurückgetreten.Der Grund liegt in der Zusammenarbeitmit dem Weltverband.Dieser sei wenig effizient, und dieeuropäischen Gesellschaften hättenzu wenig von ihm. Zudem ist Baeznerder angestrebten Supra-Strukturgegenüber skeptisch. Im Rücktrittsschreibenruft sie dazu auf, zu deneigenen Wurzeln zurückzukehren(Back to the roots!). Wegen ungünstigerMehrheitsverhältnisse trat sieper sofort vom Amt zurück. DieNachfolge war noch nicht bestimmt.Elke Baezner, die auf 22 Jahre Erfahrungbei EXIT und der Right-todie-SocietyEurope zurückblickt, istnun zur Präsidentin der DeutschenGesellschaft für Humanes Sterbengewählt worden. Die schweizerischdeutscheDoppelbürgerin aus Genfbleibt Mitglied im Patronatskomiteevon EXIT.FRANKREICH STREITET WEITERDer Weltkongress in Paris hatte den katholischen Feiertag Allerseelenzum «Welttag für das Sterben in Würde» ausgerufen. Darob und an derTeilnahme des Ex-Premiers sowie des Pariser Bürgermeisters entzündetesich in Frankreich der politische Sterbehilfestreit erneut. Dieserhatte seinen traurigen Höhepunkt erreicht, als im Frühling 2008 eineFrau mit von Krebs zerfressenem Gesicht Präsident Nicolas Sarkozyvergebens um Sterbehilfe anflehte.Euthanasie-Befürworter und -Gegner unter Frankreichs Parlamentsabgeordnetenkritisierten sich gegenseitig scharf. In die hitzige Debatteschalteten sich Mediziner ein, welche die Einrichtung von Lehrstühlenfür Palliativmedizin forderten.Aktive Sterbehilfe ist in Frankreich (wie auch in der Schweiz) eineStraftat. Ärzte dürfen aber die Behandlung unheilbar Kranker sistieren,wenn der Patient es wünscht.EXIT 4/2008 17


RELIGIONDas Kreuz mit der KircheDie katholische Kirche verdammtFreitodbegleitung. Wastaugen ihre Argumente? Der bekannteEthiker Edgar Dahl hatsie besehen.Ob Empfängnisverhütung, Schwangerschaftsabbruch,künstliche Befruchtungoder embryonale Stammzellenforschung– es gibt kein medizinethischesThema, zu dem dieKirchen sich nicht öffentlich zuWorte melden. Dass Geistliche zumoralischen Problemen unsererZeit Stellung beziehen, ist freilichihr gutes Recht. Dennoch muss derAnspruch, den sie mit ihren Verlautbarungenerheben, verwundern.Wohl nirgends wird dies so deutlichwie in der Debatte um die Sterbehilfe.Die Anhänger der Kirche zugemahnen, dass sie sich nicht zum«Herrn über Leben und Tod» aufschwingen,ist das eine; doch vonMenschen, die der Kirche gar nichtangehören, zu verlangen, dass sie«ihr Kreuz auf sich nehmen und inChristo leiden», ist etwas anderes.Trotz ihrer wenig ruhmreichenGeschichte erhebt die Kirche nachwie vor den Anspruch, Hüterinder Moral zu sein und nicht nurGläubigen, sondern auch Ungläubigenvorschreiben zu können, wiesie zu leben und zu sterben haben.Höchste Zeit also, die Kleriker daranzu erinnern, dass in säkularenGesellschaften, die auf Trennungvon Staat und Kirche beruhen, niemanddas Recht hat, anderen Menschenseine religiösen Werte aufzuzwingen.* * *Das Kreuz mit der Kirche beginntbereits mit ihren armseligen Argumentengegen die Sterbehilfe. Dasgeläufigste lautet bekanntlich, dassGott der alleinige Herr über Lebenund Tod sei und wir daher in dervon ihm beschlossenen Stunde zusterben haben. Wie leicht zu erkennenist, lässt sich diese Forderungnur schwer verteidigen. Denn wennwir tatsächlich in der von Gott bestimmtenStunde sterben müssten,hätten wir nicht nur kein Recht,das Leben todgeweihter Menschenzu verkürzen, sondern auch keinRecht, das Leben todgeweihter Menschenzu verlängern. Schliesslichschwingen wir uns nicht nur beimSuizid und der Euthanasie, sondernauch bei einer Bypassoperationoder einer Organtransplantationzum Herrn über Leben und Tod auf.Im einen wie im anderen Fall sorgenwir dafür, dass die Menschennicht in der von Gott beschlossenenStunde sterben.Ähnlich geläufig ist das Argument,dass unser Leben ein GeschenkGottes sei, über das wir nichtnach Belieben verfügen dürfen. Soanschaulich diese Analogie seinmag, sie ist offenkundig unhaltbar.Um ein Geschenk erhalten zu können,muss man schliesslich zuallererstexistieren. Wenn man nichtexistiert, kann man auch kein Geschenkin Empfang nehmen. Wemgenau könnte Gott also überhauptdas Leben zum Geschenk machen?Selbst wenn es auf wundersameArt und Weise möglich wäre,Nichtexistierenden etwas zu schenken,würde es sich offenbar um einGeschenk handeln, das der Betroffeneweder erbitten noch ausschlagenkonnte. Ein Geschenk aber, das manbuchstäblich nicht ablehnen kann,ist überhaupt kein Geschenk.Wie auch immer, selbst wenn dieAnalogie vom Leben als Geschenkschlüssig wäre, erreichte sie nichtihr Ziel. Denn definitionsgemäss gehendie Verfügungs- und Besitzrechteeines Geschenks stets vom Schenkendenauf den Beschenkten über,so dass dieser mit ihm tun kann,was ihm beliebt. Gewiss kann mandenjenigen, der ein Geschenk wegwirftoder gar vernichtet, der Undankbarkeitbezichtigen; doch niemandwird bestreiten können, dasser zumindest das Recht dazu hat.Das dritte Argument beruft sichauf die Heilige Schrift. In der Bibelwird alles in allem von neunSelbsttötungen berichtet; die bekanntestenbetreffen Abimelech,Samson, Saul und natürlich Judas,der sich, wie es bei Matthäus heisst,aus Reue über den Verrat an Jesuserhängt habe. In keinem dieser Berichte,nicht einmal in dem über Judas,wird die Selbsttötung auch nurmit einer einzigen Silbe missbilligt.Da sich also weder im Alten nochim Neuen Testament ein moralischesUnwerturteil über den Suizidfindet, sahen sich die Kirchenväterim vierten und fünften nachchristlichenJahrhundert denn auch zueinem Sophismus genötigt. So interpretierteAugustinus das FünfteGebot «Du sollst nicht töten» kurzerhandso um, dass es fortan auchdie Selbsttötung einschloss. Auchwer sich selbst tötet, töte einenMenschen, meinte er. Damit hatteer freilich recht. Dennoch lässt sichder definitorische Trick, dessen ersich hier bediente, kaum übersehen.Dies wird spätestens dann offenkundig,wenn wir berücksichtigen,dass das Fünfte Gebot eigentlich«Du sollst nicht morden!» lautet.Und mit Morden war auschliesslichdie Tötung der Mitglieder desVolkes Israels gemeint, nicht aberdie Tötung von Midianitern, Kanaanitern,Amoritern, Jebusitern oderHetitern. Nicht von ungefähr ruftdaher ja auch sogar Jahwe höchstpersönlichimmer wieder zur Tötungauf: «So spricht der Herr derHeerscharen: Schlage Amalek undvollstrecke den Bann an ihm undallem, was er hat; schone seinernicht, sondern töte Männer undFrauen, Kinder und Säuglinge.» (1.Samuel 15, 27).Dass das Fünfte Gebot nichtjedwede Tötung ausschliesst, wirdauch dadurch deutlich, dass die Kirchendie Tötung von Menschen zumindestim Falle der Notwehr unddes Verteidigungskrieges durchaus18 EXIT 4/2008


RELIGIONfür gerechtfertigt halten. Die katholischeKirche geht sogar nochweiter, indem sie selbst die Todesstrafefür zulässig erklärt. Warum,so muss man fragen, werden nichtauch der Suizid und die Euthanasievom Tötungsverbot ausgenommen?Ich sehe nicht, dass uns die Kirchediese Frage je in überzeugenderWeise beantwortet hätte.* * *Auch um den Anspruch, dass dieReligion die Quelle der Moral sei,ist es schlecht bestellt. Anders alsviele Christen – und leider auchNichtchristen – meinen, ist der Gottesglaubekeineswegs die Grundlagevon Recht und Ethik. Gewiss, aufden ersten Blick könnte es scheinen,als würden Gut und Böse von einemgöttlichen Gesetzgeber abhängen.So mag man etwa denken: «Gut»sei, was Gott billigt, und «Böse» sei,was Gott missbilligt. Mit anderenWorten: Dass eheliche Treue moralischrichtig sei, liege daran, dassGott sie für gut befunden habe, unddass eheliche Untreue moralischfalsch sei, liege daran, dass Gott siefür schlecht befunden habe.Wie sich mit Hilfe einer ganzsimplen Frage veranschaulichenlässt, ist die Annahme, dass moralischeNormen Dekrete Gottes seien,falsch und führt zwangsläufig inein logisches Dilemma. Diese Fragelautet: Ist die Barmherzigkeit gut,weil Gott sie gutheisst, oder heisstGott die Barmherzigkeit gut, weilsie gut ist? Wer sagt, dass die Barmherzigkeitnur gut sei, weil Gott siezufällig gutheisse, würde das Urteildarüber, was Gut und Böse ist, zueiner Sache göttlicher Willkür machenund beispielsweise zugebenmüssen, dass, wenn Gott statt derBarmherzigkeit die Grausamkeit fürgut befunden hätte, Grausamkeitgut und Barmherzigkeit schlechtwäre.Wer jetzt sagt, dass Gott die Grausamkeitnie für gut befinden würde,weil er ja gut sei, verstrickt sich ineinen Widerspruch. Denn wenn«gut» nur so viel bedeutete wie «vonGott für gut befunden», macht dieBehauptung, dass Gott gut sei, einfachkeinen Sinn mehr. Die Aussage«Gott ist gut» würde dann schliesslichnur noch bedeuten, dass Gott«sich selbst für gut befunden» habe– und damit natürlich vollkommeninhaltsleer werden.Der einzige Ausweg aus diesemDilemma besteht darin, zu sagen,dass die Barmherzigkeit nicht gutsei, weil Gott sie zufällig für guterklärt habe, sondern dass Gottdie Barmherzigkeit für gut erklärte,weil sie tatsächlich gut ist. Sokönnte man etwa argumentieren,dass Gott die Barmherzigkeit gebotenund die Grausamkeit verbotenhabe, weil dies für ein friedlichesZusammenleben der Menschen unerlässlichsei. Dies ist gewiss eineweit vernünftigere Antwort. Zudemgestattet sie auch, weiterhin sinnvollvon Gott als «gut» zu sprechen.Mit der Aussage, dass Gott gut sei,würde man dann meinen, dass sichGott ein friedliches Zusammenlebender Menschen wünsche.Wer so argumentiert, hätte jedochseine ursprüngliche Behauptung,dass moralische Normen GeboteGottes seien, zurückgenommen.Insofern er zugesteht, dass es nichtdie «Billigung Gottes», sondern die«Förderung eines friedlichen Zusammenlebensder Menschen» ist,was eine Handlung gut macht, würdeer zugeben, dass es ein von Gottunabhängiges Kriterium von Moralund Recht gibt. Wenn es aber ein eigenständigesmoralisches Kriteriumgibt, sind wir offensichtlich auchnicht auf Gott angewiesen, um zuwissen, was Gut und Böse ist. Stattendlos zu rätseln, was Gott wohlbilligen und missbilligen mag, könnenwir uns direkt der Frage widmen,was einem friedlichen Zusammenlebender Menschen zuträglichund abträglich ist.* * *Anders als kirchliche Würdenträgergerne behaupten, ist die Religionalso keineswegs die Grundlage vonMoral und Recht. Sie haben daherauch keinen höheren Anspruch aufmoralische Wahrheit und rechtlicheVerbindlichkeit als jeder andereMensch, der bereit ist, sich an Regelnzu orientieren, die ein friedlichesZusammenleben der Menschenfördern.Dr. phil. Edgar Dahl ist Autorvon Büchern wie «Die Lehre desUnheils» oder «Im Anfang warder Egoismus». Er lebt in Deutschland.EXIT 4/2008 19


LA PAGINA IN ITALIANORitratto di una ticinese assistenteal suicidioDurante una conversazione altelefono o un colloquio personale,una delle prime domande chedi solito vengono poste ad HansSchnetzler, il rappresentante diEXIT in Ticino, è la seguente: chiverrebbe ad assistermi nel casodecidessi di suicidarmi?Per questo motivo abbiamo decisodi chiedere all’assistente al suicidiopresente in Ticino di parlarci un po’di sé, delle sue esperienze professionalie dei motivi che l’hanno portataa compiere questa scelta di vita.Cominciamo con un’altra domanda:parla italiano o anche tedesco?«Io sono originaria della Svizzerafrancese e tedesca, ma ho frequentatotutte le scuole in Ticino. Parloquindi tedesco, italiano e francese,ma anche inglese e spagnolo.»L’assistenza al suicidio non è un’attivitàlavorativa ma di volontariatoe soprattutto non è qualcosa che sipuò decidere di svolgere subito dopola scuola. Ad un aspirante assistenteal suicidio vengono richiesti unapratica professionale pluriennale astretto contatto con persone sofferentie/o in punto di morte oppure esperienzedi tipo personale quali la curadi un parente malato o mansioni divolontariato (vedere riquadro). Lapersona dovrebbe inoltre avere almeno40 anni. Quali sono le esperienzeprofessionali che ha maturato primadi diventare assistente al suicidio inTicino?«Dopo diversi soggiorni all’esteroho frequentato la scuola per infermieridi Zurigo. In seguito ho lavoratonel settore sanitario seguendodiverse formazioni professionali inquesto ambito.»Che cosa l’ha spinta a diventareun’assistente al suicidio per conto diEXIT?«Nel mio lavoro mi sono spessoconfrontata con la morte. Per treanni ho lavorato nel campo dellamedicina palliativa presso l’associazioneHospice Ticino. Nel corso diquesta esperienza ho capito quantosia importante rispettare la volontàdella persona morente, fino agliultimi istanti. Essendo un membrodi EXIT ho letto sul bollettino chesi cercava un assistente al suicidioper il Ticino. Mi sono candidata esono stata accettata. Dopo un periodod’introduzione durato un anno edopo aver assistito in seconda personaa diversi suicidi, nel settembrePIÙ DI 1000 MEMBRI EXIT IN TICINOEXIT, l’Associazione per una morte umana, conta un totale di 53 000membri. Ma quanti sono i ticinesi presenti? L’ufficio ubicato in Ticinoha recentemente calcolato che alla fine dell’estate del 2008 i membri ticinesierano esattamente 1318. Grazie alla pagina italiana sono semprepiù le persone interessate che si rivolgono a noi per avere delle informazionio per diventare membri. Al più tardi nel 2009 è prevista unamanifestazione in terra ticinese.Per rafforzare EXIT abbiamo perciò bisogno di nuove leve! Potete aiutarcia trovare nuovi membri tramite il tagliando d’adesione inserito alcentro della rivista, che potrete mostrare ad amici e parenti. Il testamentobiologico, una clausola protettiva in caso di ricovero in ospedale, costituisceun forte argomento a favore dell’adesione. Il formulario d’adesioneè in lingua tedesca, ma è di facile utilizzo e può essere compilatoin modo che la lingua di corrispondenza risulti poi essere l’italiano.del 2008 sono diventata la responsabileper il Ticino.»E com’è il bilancio personale dopo leprime esperienze?«Positivo. Non mi sono pentita diaver deciso di aiutare le persone afar rispettare le loro ultime volontà.Grazie alla mia precedente attivitàin ambito sanitario e alla mia conoscenzadelle strutture in Ticinofinora sono sempre riuscita ad avereun buon contatto con i medici eil personale curante e anche con leau torità.»L’intervista è stata effettuata daHans H. Schnetzler; il nome dellaticinese assistente al suicidio vienerivelato soltanto alle persone chedecidono di compiere questo passo.Scelta e formazione degliassistenti al suicidioLa personalità e le esperienze di vitasono di grande importanza per unassistente al suicidio; egli deve anchedimostrare di possedere un’esperienzaprofessionale pluriennale conpersone sofferenti o morenti. I criteridi scelta sono svariati: il candidatodeve avere conoscenze di psicologia,comunicazione ed etica e capacità arelazionarsi con gli altri; deve esserepaziente, empatico ed avere uncarattere forte e sufficiente coraggiocivile; deve inoltre saper mantenerela giusta distanza, conoscere le implicazionigiuridiche delle sue azionied avere una coscienza politica;non deve provare alcun fascino perla morte, essere flessibile e godere diuna situazione finanziaria sicura.Dai colloqui attitudinali passandoper test psicologici e per la fase introduttivae di introduzione trascorrepiù di un anno. L’attività è di volontariatoe non viene retribuita. Lapersona ha solamente diritto ad unrimborso spese forfettario per ognisuicidio a cui assiste.20 EXIT 4/2008


AUS ALLER WELTAUSTRALIENGefängnisstrafe fürumstrittene FreitodhilfeZwei Jahre lang jedes Wochenendeim Gefängnis. Dazu ist eine 60-jährigeAustralierin verurteilt worden.Sie hatte ihrem 71-jährigen, an Alzheimererkrankten Lebenspartnerdas Sterbemittel NaP eingegeben.Zwar war unbestritten, dass derpensionierte Quantas-Pilot selbersterben wollte, doch war er zumZeitpunkt nicht mehr urteilsfähig.Der Mann hatte zu lange zugewartet.Deshalb war sein Antragauf Freitodhilfe zuvor auch bereitsin der Schweiz abgelehnt worden.Deshalb liess das Paar, das fast 20Jahre zusammengelebt hatte, dasSterbemittel von einer 75-jährigenBekannten in Mexiko beschaffen.Diese wäre vermutlich ebenfallsverurteilt worden, hat sich aber ihrerseitsnoch vor der Verhandlungdas Leben genommen. Eine Tochterdes Alzheimerpatienten begrüsstedas Urteil, da sie sich durch dieheimlich aus geführte Euthanasienicht mehr vom Vater hatte verabschiedenkönnen.LUXEMBURGZum Sterbehilfe-GesetzDer dritte Benelux-Staat legalisiertdie aktive Sterbehilfe. Bei Redaktionsschlusssah alles danach aus,als könnte das neue Gesetz schonam 1. Januar in Kraft treten.SPANIENMonarchie in Gefahr – wegenSterbehilfe äusserungEin unbedachter Kommentar hatder spanischen Königin herbeKritik eingetragen. Sofia verbreitetezu ihrem 70. Geburtstag ihreerzkonservativen Ansichten. Zuaktiver Sterbehilfe fiel ihr ein, dassei gleichzusetzen mit «Komplizenfür ein Tötungsdelikt zu finden».Presse und Parteien fuhren der Lan-desmutter danach übers Maul. «ElPais»: «Es ist nicht akzeptabel, dasssich die Königin öffentlich überkontroverse politische Themen äussert.»Es sei unmöglich, alle Spanierzu repräsentieren, wenn dasKönigshaus einseitig Partei ergreife.In der entfachten Diskussion gingenviele so weit, die Abschaffung derKrone zu fordern.FRANKREICHNeues vom Fall SébireDie Staatsanwaltschaft will ihreErmittlungen im Fall der Krebskranken,die Präsident Sarkozyvergebens um ärztliche Sterbehilfeersucht hatte, einstelllen. ChantalSébire, deren Gesicht vollständigentstellt war, hatte sich nach demablehnenden Entscheid selber dasLeben genommen – mit NaP. Weilunklar war, woher das Sterbemittelstammte, wurde «wegen Anstiftungzum Selbstmord» ermittelt. Offenbarergebnislos. Der Fall hatte weltweitAufsehen erregt und in Frankreichdie Debatte über die Zulassung deraktiven Sterbehilfe lanciert.USAErfolg für ParkinsonkrankenEx-GouverneurBarack Obama hat offenbar vielelibe rale Wähler mobilisiert. Imnord westlichen Bundesstaat Washington billigte das Volk beim Urnengangüberraschend Sterbehilfeunter ärztlicher Aufsicht. Damitist diese nach Oregon (Einführung1997) auch im benachbarten Staatzulässig. Urteilsfähige Schwerkrankemit einer Lebenserwartungvon höchstens sechs Monaten be-kommen das Recht, sich vom Arzttödliche Arzneimittel verschreibenzu lassen. Die Befürworter, unterihnen der an Parkinson leidendeEx-Gouverneur, hatten 5 MillionenDollar für Abstimmungswerbunggesammelt.DEUTSCHLANDMedizinstudenten (etwas)liberaler als ÄrzteEine Studie unter Berliner Medizinstudierendenim Abschlussjahr hatderen Kenntnisse und Einstellungzur Sterbehilfe untersucht. DasJournal «Ethik in der Medizin» zitiertdie Ergebnisse so: 54 Prozentwissen, dass Therapiebegrenzungam Lebensende legal sein kann; 82Prozent halten es für ethisch akzeptabel.Die ärztliche Tötung aufVerlangen halten 41 Prozent für akzeptabel,33 Prozent befürwortetendie Legalisierung. Im Vergleich zuÄrztinnen und Ärzten in Deutschlandwurde die aktive Sterbehilfevon weniger Studierenden abgelehnt.SCHWEIZPresserat warnt vor «Werther-Effekt»«Le Matin» hat das Rezept zu einem«Suizid-Cocktail» veröffentlicht. DieVereinigungen Stop Suizid sowieIpsilon klagten danach beimSchweizer Presserat wegen Verstossesgegen die Medienethik. Der Ratgab den Klägerinnen Recht und verurteiltedie Publikation. Die Medienseien verpflichtet, auf Details zuSuizidmethoden zu verzichten, umdie Nachahmung zu verhindern.Der fiktive Freitod von GoethesWerther hatte einst zu Massensuizidenjunger Menschen geführt, diesich mit dem verzweifelten Romanheldenidentifizierten. «Le Matin»dagegen hatte geltend gemacht, dasMedikament sei bereits in anderenMedien genannt worden. Zudem seidie Substanz nicht jedem zugänglich,weil sie rezeptpflichtig sei.EXIT 4/2008 21


PRESSESCHAUDer Bundesrat ist klar gegen ein VerbotDer Bundesrat nimmt das Volk ernst, das mit Dreiviertel-Mehrheit hinter der Sterbehilfe steht. Im Zusammenhang miteiner SVP-Motion äussert er sich zu den Rahmenbedingungen und lehnt ein Verbot der Sterbehilfe-Organisationenklar ab. Der EXIT-Pressespiegel zitiert die wichtigsten unsere Organisation betreffenden Artikel der letzten Wochen.[…] Der Bundesrat will kein befristetesVerbot für Sterbehilfeorganisationen.Er empfiehlt deshalbeine entsprechende Motionvon Nationalrätin Sylvia Flückiger(SVP, Aargau) zur Ablehnung undverweist in der Antwort darauf,dass ein solcher Schritt mit dem inder Bundesverfassung verankertenVer hältnismässigkeitsprinzip nichtzu vereinbaren wäre. Allerdingsist auch die Landesregierung derMeinung, dass es im Zusammen-hang mit den Dienstleistungen vonSterbehilfeorganisationen einen gewissenKlärungsbedarf gibt. Sie hatdeshalb das Eidgenössische JustizundPolizeidepartement (EJPD) imvergangenen Juli beauftragt, zusammenmit dem Departement desInnern (EDI) bis Anfang 2009 einenBericht zu verfassen.Darin soll unter anderem dargelegtwerden, ob es für die begleiteteSterbehilfe gewisse neue Leitplankenbraucht und etwa Minimalstandardsfür die Sorgfalts- undBeratungspflicht festgelegt werdensollten.In zwei früheren Berichten ausden Jahren 2006 und 2007 war derBundesrat noch zum Schluss gekommen,dass kein neuer Gesetzgebungsbedarfbesteht und allfälligeMissbräuche bei der Sterbehilfemittels des geltenden Rechtsbekämpft werden könnten. Die imvergangenen Juni eingereichte Motionhatte nun zum Ziel, Sterbehilfeorganisationenso lange zu verbieten,bis eine neue Gesetzgebungin Kraft ist.NZZ VOM 12. SEPTEMBER 2008,Artikel APAbfuhr für EVPIm Kanton Zürich erweist sich ein weiterer Anti-Sterbehilfe-Vorstoss der christlichen Parteien EVP und EDU als völligchancenlos.Personen, die nicht in der Schweizwohnen, sollen hier auch keineFreitodbegleitung in Anspruchnehmen dürfen. Das ist der Inhalteiner parlamentarischen Initiative,welche die Fraktionen von EVP undEDU dem Kantonsrat beliebt machenwollten. Ohne Erfolg. Die parlamentarischeInitiative, welche inBern für eine Gesetzesänderung indiese Richtung hätte sorgen sollen,erreichte nur die rekordtiefe Zahlvon 17 unterstützenden Stimmen.Die Sterbehilfeorganisation Dignitasarbeite absolut unverantwortlich,hatte Gerhard Fischer (EVP,Bäretswil) zur Begründung der Initiativegesagt. Dignitas schlage beiden Begleitungen ein derart hohesTempo an, dass von einem freienEntscheid der Sterbewilligen keineRede mehr sein könne. Das führezu einem Sterbetourismus, der mitder Menschenwürde nicht mehr inEinklang zu bringen sei. Mit einerZürcher Standesinitiative müsse darumfür eine Änderung des Strafgesetzbuchesgesorgt werden.Er stiess damit aber in praktischallen Fraktionen auf Ablehnung.Der Wohnort eines Patienten könnekein Massstab für ethisches Handelnsein, sagte Lilith Hübscher(GP, Winterthur). Patrick Hächler(CVP, Gossau) lehnte die Idee mitder Begründung ab, die zuständigeBundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf habe bereits erklärt, indieser Sache aktiv zu werden. EineZürcher Ini tiative sei darum unnötig.Barbara Bussmann (SP, Volketswil)bezeichnete es als Unding, gesetzlicheRegelungen nur für Ausländerzu erlassen. […] Auch UrsLauffer (FDP, Zürich) hatte für denVorstoss wenig übrig. Im Abstandvon jeweils wenigen Monaten reichtendie immer gleichen Politikerpraktisch identische Vorstösse ein.Damit müsse Schluss sein.NZZ VOM 4. NOVEMBER 2008,Artikel bto22 EXIT 4/2008


PRESSESCHAUWenn Wissenschaftler Politik machenEin Team der Zürcher Fachhochschule für Angewandte Wissenschaften unter Soziologin Susanne Fischer hat Datendes Instituts für Rechtsmedizin der Universität Zürich besehen, welche 2001 bis 2004 bei Freitodhilfe in der Stadt Züricherhoben worden waren. Daraus schlossen die Forschenden, es würden immer mehr Nicht-Sterbenskranke begleitet,es gäbe immer mehr Lebenssatte und die Politik müsse die Sterbehilfeorganisationen besser kontrollieren. Letzteresforderte insbesondere die Projektleiterin vor laufenden TV-Kameras. Dumm nur, dass die behaupteten Tendenzen sogar nicht stimmen …[…] Die Sterbehilfeorganisation<strong>Exit</strong> widerspricht einer neuen Studiezur Sterbehilfe. Die Ergebnisseseien für die Schweiz nicht repräsentativ.Insbesondere gebe es keineZunahme der Freitodbegleitungenfür «lebensmüde», also nichttodkranke Menschen.Die Sterbehilfeorganisation EXITzerzaust die Nationalfondsstudiezur Sterbebegleitung in der Schweiz:Diese beruhe auf unvollstän digenDaten und komme zu falschenSchlüssen.Die Forscher […] hätten nur Fälleaus der Agglomeration Zürich untersucht,teilte <strong>Exit</strong> Deutsche Schweizauf ihrer Website mit. Betrachteman die ganze Schweiz, steige dieZahl der von <strong>Exit</strong> in den Tod begleitetenPatienten ohne tödliche Erkrankungnicht an. Die Ergebnisseseien deshalb für die Schweiz nichtrepräsentativ.Tatsächlich habe <strong>Exit</strong> von 2001bis 2004 insgesamt 498 Menschenin den Tod begleitet. Ein Vergleichmit dem Jahr 1996 und neuen Zahlenvon 2007 zeige, dass es bei <strong>Exit</strong>keine Zunahme der Freitodbegleitungenfür nicht tödlich Erkranktegebe. Die Zahl bewege sich immerzwischen 25 und 35 Prozent.Bei diesen nicht tödlich Krankenhandle es sich im Übrigen nichtum «irgendwie vage Lebensmüde»,schreibt <strong>Exit</strong>. Vielmehr seien diesmehrfach körperlich kranke Menschen,die das Leben als sinnleerempfänden und für die es «subjektivunwürdig» wäre, wegen Pflegebedürftigkeitihre Selbständigkeitzu verlieren.Auch das Geschlechterverhältnisist laut <strong>Exit</strong> in der Studie falschdargestellt. Im langjährigen Durchschnittseien bei <strong>Exit</strong> 55 Prozent derPatienten Frauen. Zudem hätten dieForscher nicht auf alle Daten Zugriffgehabt: Die Unterlagen im Institutfür Rechtsmedizin beinhaltetennicht die vollständige ärztlicheDiagnose.NZZONLINE VOM 4. NOVEMBER2008,Artikel awy/sda[…] Bernhard Sutter vom <strong>Exit</strong>-Vorstandgibt Auskunft.Was ist falsch an der Studie?Wir kritisieren nicht die Studie,sondern das Communiqué dazu.Die Studie haben wir noch nichtgesehen. Wir zweifeln [vorerst]nicht an ihrer Wissenschaftlichkeit.Aber das Communiqué enthältAussagen, die nicht stimmen. Diedort genannten Zahlen beziehensich ausschliesslich auf Zürich.Sie sind nicht repräsentativ für dieSchweiz.Welches sind denn die richtigenZahlen?Unsere Zahlen stehen in den Jahresberichtenund auf unserer Website;sie geben ein vollständiges Bild. DerHauptteil der Sterbebegleitungen,70 Prozent, betrifft Leute mit tödlichenKrankheiten im fortgeschrittenenStadium. Der kleinere Teil, 30Prozent, sind Leute mit mehrerenKrankheiten, die sich kumulieren,so genannte polymorbide. Hinzukommen Einzelfälle von Leuten mitunerträglichen Schmerzen.Gibt es eine Zunahme bei der zweitenGruppe – die Rede ist von «Lebensmüden»?Nein, die Verteilung ist konstant.Es gibt Schwankungen von Jahrzu Jahr, aber über mehrere Jahrebetrachtet, gibt es keine Zunahmebei den alten Leuten ohne tödlicheKrankheit, wie jetzt behauptet wird.Und wie gesagt, auch diese Leuteleiden an mehreren Krankheiten.Und was ist mit dem UnterschiedFrauen/Männer?Der ist gering. Es ist nicht so, dassviel mehr Frauen Sterbehilfe in Anspruchnehmen als Männer. DieVerteilung ist etwa halbe-halbe.Von unseren Sterbebegleitungenbetreffen im langjährigen Schnitt55 Prozent Frauen und 45 ProzentMänner.Nimmt die Zahl der Leute zu, dieSterbehilfe in Anspruch nehmen?Ja, in den letzten zehn Jahren hates eine Zunahme gegeben. Bei <strong>Exit</strong>haben wir jetzt 150 bis 175 Fälle imJahr, vor 1996 waren es noch umdie 120.Worauf ist das zurückzuführen?Da kann man nur spekulieren. Aufdie längere Lebenserwartung? DenBekanntheitsgrad von <strong>Exit</strong>? Unseregestiegenen Mitgliederzahlen? Veränderungenvon Gesellschaft undMedizin? Es gibt keine gesichertenErkenntnisse dazu.Wo steht jetzt eigentlich die Diskussionüber die Sterbehilfe?EXIT 4/2008 23


PRESSESCHAUDie Diskussion wurde politisch, siewird jetzt in den politischen Gremiengeführt. Es gibt viele Vorstössein den Eidgenössischen Räten undKantonsparlamenten, die gesetzlicheRegeln fordern. Wir von <strong>Exit</strong>begrüssen das. Jetzt haben wir nurdie Regelung im Strafgesetzbuch.Beobachten sie eine Stimmungsveränderungin der Bevölkerung?Nein. Es werden in der Schweiz vonverschiedenen Seiten Meinungsumfragenzum Thema Sterbehilfedurchgeführt. Das Ergebnis istimmer dasselbe: Etwa 75 Prozentder Befragten befürworten die Sterbebegleitung.Die Mitgliederzahlvon <strong>Exit</strong> steigt; sie liegt jetzt über50’000.NZZONLINE VOM 4. NOVEMBER2008,Interview awyDie NZZ kommentiert das Ganzeunter dem Titel «Sterbehilfe-Studienicht überinterpretieren»:[…] Jetzt zu erwarten, dass einemdie Forscher den Weg aufzeigenkönnten, wie wir, die Gesellschaft,mit dem assistierten Suizid in Zukunftumgehen wollen, wäre verfehlt.Wir selber müssen uns darüberklarwerden, ob wir weiterhineine liberale Praxis der Sterbehilfewollen – oder eben nicht. Auf Tatsachen,die dazu zwingen würden,die Regeln sofort zu ändern, sinddie Forscher auf alle Fälle nichtge stossen: Alle untersuchten Fällefanden im Rahmen der vom Strafgesetzbuchgesetzten Grenzen statt.Alt Bundesrat Christoph Blocherhatte sich – anders als viele Politikerund einige Staatsanwälte – gegeneine weitere Regulierung derSterbehilfe auf Bundesebene ausgesprochen.Seine Nachfolgerin imAmt, Eveline Widmer-Schlumpf,hingegen hat das Dossier nochmalsaus der Schublade geholt, Hearingsmit verschiedenen Kreisen durchgeführtund will im kommenden JahrBericht über den Stand der Dingeabstatten. Dies wird wiederum zueiner notwendigen Debatte zu unseremUmgang mit dem Tod undmit hochbetagten Menschen führen.Doch der Bundesrat muss guteGründe vorweisen können, wenner die bisherige Praxis ändern will.Denn nicht nur das Selbstbestimmungsrechtvon Gesunden, sondernauch dasjenige von Kranken und sogenannt Lebensmüden ist eines derhöchsten Güter, die wir zu verteidigenhaben.NZZ VOM 5. NOVEMBER 2008,Kommentar hofSogar gewöhnlichen Bürgern istaufgefallen, dass mit der Studie etwasnicht stimmt. Diese Leserbriefschreiberinstösst sich daran, dassForschende im Nachhinein über dieMotive von Verstorbenen urteilen:Die angeblich rein wissenschaftlicheNationalfonds-Studie widersprichtsich schon in den eigenen Aussagen.Einerseits seien wissenschaftlicheDaten erhoben worden, da dieDebatte zu emotional geführt wird.Andererseits wird festgehalten, dassimmer mehr Lebensmüde, nichtTodkranke, in den Tod begleitetwer den und Gesuche nicht sorgfältiggeprüft würden. Deshalb seieine strenge Reglementierung angezeigt.Konnten die Beteiligten sowohlLebensmüdigkeit als auch dieQualität der Gesuchsbearbeitungaus den Daten lesen? Wollen sichnicht eher ein paar Exponenten inAnti-Sterbehilfepolitik engagierenund versuchen, Bundesrätin Widmer-Schlumpfnegativ zu beeinflussen?Natürlich finde ich Sterbetourismusnicht ideal. Ich verstehe jedochMenschen, die nicht nur sterbenskranksind, sondern ihr Lebenaufgrund unheilbarer Krankheitenals unerträglichen Kampf empfinden.Darum wollen sie diesem Lebenmit Anstand entfliehen. Esdürfte sich selten jemand leichtfertigdazu entschliessen, die Diensteeiner Sterbebegleitorganisation anzunehmen, und es muss hinterfragtwerden, wer entscheiden soll, wannjemand freiwillig und begleitet ausdem Leben scheiden darf. Der Arzt?Der Staat? Der Leidende? Das kannwohl nur Letzterem zustehen! Auchdie strikteste Reglementierung wirdeinen Sterbewilligen nicht vom finalenSchritt abhalten. Es wird lediglichdazu führen, dass dieser denletzten Gang weder in Gesellschaftnoch mit einem sicher wirkendenMittel in Angriff nehmen kann. […]TA VOM 10. NOVEMBER 2008,Brief Regula Schär24 EXIT 4/2008


PRESSESCHAUWirbel um Asche im ZürichseeAm Seeufer ist Asche gefunden worden. Ein Zeuge und die Medien glauben, es handle sich um Reste von Seebestattungendurch die Sterbehilfeorganisation Dignitas. Diese Vermutung hat Ende Herbst viele Schlagzeilen ausgelöst.[…] Zeuge der Entsorgungsaktionwar ein Hausbesitzer, dessen Grundstücksich in Ufernähe befindet. Erwill anonym bleiben. Der Mann beobachtete,wie ein Unbekannter mitschwarzem Mantel und eine korpulenteFrau in der Nähe des Seeufersdamit beschäftigt waren, Graburnenaus Styroporschachteln auszupacken.«Die wollten Asche in den Seeschütten», sagte der Hausbesitzergegenüber der «Zürichsee-Zeitung».Als er die beiden fragte, ob sie vonDignitas seien, bejahten sie dies. Obsie die Entsorgung wirklich vollzogen,ist unklar. Im Lieferwagen hättensich rund 20 Urnen befunden.Die Sterbehilfeorganisation antwortetenicht auf eine Anfrage. <strong>Exit</strong>,eine andere Sterbehilfeorganisation,verneint, etwas mit der Aktionzu tun zu haben. «<strong>Exit</strong> hat keinenEinfluss auf die Bestattungsart undbietet auch keinerlei solche Dienstleistungenan», sagt VorstandsmitgliedBernhard Sutter.[…] Rechtlich sind Seebestattungennicht klar geregelt. Das Gewässerschutzgesetzschreibt lediglichvor, dass wasserverunreinigendeStoffe nicht eingelassen werden dürfen.Das kantonale Amt für Abfall,Wasser, Energie und Luft (Awel)erteilt einzelne Bewilligungen fürBestattungen im See. GewerbsmässigeBestattungen will das Awelaber verbieten. […] Zahlen überdiese Bestattungsart sind keine erhältlich.Der Betreiber eines Seetaxissagt, dass er höchstens einmaljährlich einen solchen Auftrag erhalte.Nur ganz vereinzelte Bestattungsunternehmerbieten diesenService an.TA VOM 10. OKTOBER 2008,Artikel Benno Gasser[…] Der Ethiker Klaus Peter Rippespricht über angebliche Seebestattungen,den Tod und die Beihilfezum Suizid.Herr Rippe, haben die Schweizer verglichenmit anderen Nationen einunterschiedliches Verhältnis zumTod?Nein, das glaube ich nicht. Bei dermomentanen Diskussion um Seebestattungengeht es weniger umdas Verhältnis zum Tod als vielmehrum das Verhältnis zu Dignitas.Viele Menschen, die Sterbebegleitungbefürworten, lehnen Dignitastrotzdem ab.Warum bricht jedes Mal grosse Aufregungaus, wenn der Name Dignitasfällt?Das liegt nicht allein an der Beihilfezum Suizid, sondern an Dignitasselbst. Es gibt ja auch die Organisation<strong>Exit</strong>, die nicht negativ auffällt.Dignitas aber schöpft immerwieder die Grenze des rechtlichMöglichen aus. Es fehlt die moralischeSen sibilität. Das ist es, wasden schlechten Eindruck hinterlässt.[…]Hat es auch etwas mit der Form derBestattung zu tun?Ich denke, die Bevölkerung hatnicht generell etwas gegen Seebestattungen.Die Zahl der bestattetenUrnen ist das Problem. Handeltees sich um einen Angehörigen,der eine ein zelne Urne voll Aschebestattet, wäre die Reaktion ganzanders. Aber hier entsteht ein Entsorgungseindruck.Man entsorgtTote wie irgendeine andere Ware.Diese Pietätlosigkeit gegenüberToten erzeugt das momentane Unbehagen.Das Gesundheitsgesetz verbietet «unschicklichenUmgang mit Leichenasche».Was ist für Sie als Ethikerunschicklich?Unschicklich ist, was ich als pietätlosbezeichnet habe. Es ist mangelnderRespekt gegenüber einemToten. Wenn zwanzig Urnen gleichzeitigim See ausgeleert werden,fragt man sich, ob das noch demWunsch der Toten entspricht. […]Handelt es sich um ein grundsätzlichesProblem mit Sterbehilfe?Nein, das denke ich nicht. Im Gegenteil,die Befürwortung der Beihilfezum Suizid ist in der Schweiznicht kleiner geworden, trotz allder negativen Vorkommnisse rundum Dignitas. Überraschend ist dieTatsache, dass Sterbehilfe befürwortetwird, solange es sich umSchweizer handelt. Dass Ausländerin die Schweiz kommen, weilSterbe hilfe in ihrem Land nicht erlaubtist, wird hingegen abgelehnt.Das ist die Angst, dass Sterbehilfezum Geschäft wird, die hier mitspielt.Warum ist Sterbehilfe in vielenSchweizer Nachbarländern verboten?Das hat kulturelle und historischeGründe. Italien und Spanien sindkatholische Länder, in Deutschlandliegt es an der Geschichte. In Italiendiskutiert man zurzeit über passiveSterbehilfe, also das Abstellen vonlebenserhaltenden Geräten. Es wärewünschenswert, wenn auch andereLänder Sterbehilfe erlauben würden.Die Angst der Menschen, dassman länger leben muss, als manwill, ist in allen Ländern da.TA VOM 18. OKTOBER 2008,Interview Petra SchanzEXIT 4/2008 25


PRESSESCHAU[…] Neben Dignitas ist <strong>Exit</strong> diezweite (und ältere) Organisationzur Sterbebegleitung in derSchweiz. Auf Anfrage der «ZSZ»hat sich Bernhard Sutter, <strong>Exit</strong>-Vorstands-Mitglied,zu den Vorfällenam und im Zürichsee geäussert:«<strong>Exit</strong> hat mit Bestattungen nichtszu tun. <strong>Exit</strong> ist ein Patientenverfügungs-und Freitodbegleitungsverein.Wenn ein <strong>Exit</strong>-Mitglied sichbeim Freitod von <strong>Exit</strong> begleitenlässt, stirbt es zu Hause, in allerRegel umgeben von seinen Angehörigen(und in Anwesenheit einerausgebildeten <strong>Exit</strong>-Freitodbegleiterin).Was mit dem Körper nach demTod passiert, entscheiden der letzteWille des Verstorbenen sowie seineAngehörigen. […] Es kommt jenach Wohnort und letztem Willendas Bestattungsamt oder -unternehmen.<strong>Exit</strong> hat keinen Einfluss aufdie Bestattungsart und bietet auchkeinerlei solche Dienstleistungenan. <strong>Exit</strong> hat daher weder mit Urnennoch mit Asche zu tun.»ZSZ VOM 15. OKTOBER 2008Sterben mitten im StadtlebenSchlagzeilen hat auch der Kauf einer Liegenschaft in der Stadt Wetzikon durch Dignitas gemacht. Der folgende Artikelanalysiert die Lage.Was ist daran anstössig, wenn vonZeit zu Zeit ein Auto in eine Garagefährt und ein anderes wiederhinaus? Und wenn man vom Kindergartenauf das Dach dieses Hausessieht? Und wenn sich in einigerEntfernung eine Alterssiedlung undeine Berufsschule befinden?Nicht im Ernst kann es daran etwasauszusetzen geben. Erst rechtnicht in einer Wohnzone mit Gewerbeerleichterung.Trotzdem muckt inWetzikon der Gemeinderat auf undspricht von «ideellen Immis sionen»,die entstünden, wenn die OrganisationDignitas im Haus einesfrüheren Elektrikerbetriebs sterbenskrankeMenschen in den Todbegleitet. Und das Lokalblatt «DerZürcher Oberländer» – nota benestatutarisch dem liberalen Geistverpflichtet – hält das für «unfassbar»und ruft einen «Skandal» aus.[…] Bloss: Was sollen denn Anwohnereines Friedhofes sagen?Und vor allem: Im Fall des WetzikerStandortes würden die Anwohnerwahrscheinlich nicht einen einzigenSarg sehen. Worin soll da dieideelle Immission liegen, wenn dieKindergärtner auf das Dach diesesHauses sehen? Weshalb sollen Berufsschülernicht mit dieser Realitätkonfrontiert werden? Da müsstensich Behörden und Eltern bei mancherleianderen Dingen viel mehrsorgen, dem Kinder täglich ausgesetztsind, die sie mitbekommenund zu dem sie oft ungehindert undunbegleitet Zugang haben.Das zeigt, dass die Diskussionum den Standort für Sterbehilfe vonDignitas nur vorgeschoben ist. Esgibt keine Liegenschaft, die akzeptiertwird. […] Das Problem liegtwoanders.Es ist offensichtlich, dass es beider Sterbehilfe einen Regelungsbedarfgibt, den auch liberale Köpfeanerkennen müssten. Für den wirklichenSkandal – die ungenügendeRechtsgrundlage – sind die Politikerinnenund Politiker in Bern verantwortlich,denn es handelt sich dabeinicht um ein Zürcher, sondernum ein nationales Problem.Strafrechtlich gesehen ist dieSterbehilfe so geregelt, dass nur dieaktive Sterbehilfe verboten ist, alsodas gezielte Töten eines Menschenauf dessen Wunsch. An vordersterFront verantwortlich für die fehlendenNormen bei anderen Formenwie die passive Sterbehilfe oder die(nicht selbstsüchtige) Beihilfe zurSelbsttötung war bis vor kurzem derabgewählte Bundesrat ChristophBlocher (SVP). Er wollte jahrelangnichts unternehmen, um Fragenwie den Sterbetourismus oder dieAufsicht über Sterbehilfeorganisationenzu regeln. Nun liegt der Ballbei Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf, die unlängst immerhinangekündigt hat, sie wolle nachMöglichkeiten suchen, um den Sterbetourismuseinzudämmen. Undbei allen National- und Stände räten,die endlich für ethisch verantwortbareRahmenbedingungen der Sterbehilfesorgen müssen. […]TA VOM 25. AUGUST 2008,Analyse Roger Keller26 EXIT 4/2008


PRESSESCHAUSterbehelfer muss ins GefängnisDas Appellationsgericht hat das Urteil gegen Peter Baumann vom Verein Suizidhilfe verschärft. Er soll vier Jahre hinterGitter.[…] In den Augen der Richter töteteder Psychiater Peter Baumann einenpsychisch schwerkranken Mann,indem er dessen Wunsch zu sterbenerfüllte. Das AppellationsgerichtBasel-Stadt […] stufte die Suizidhilfefür einen 46-jährigen psychischschwer angeschlagenen Mann alsvorsätzliche Tötung ein und verurteilteBaumann zu vier JahrenHaft. Das Basler Institut für Rechtsmedizinhatte aufgrund von handschriftlichenAufzeichnungen diagnostiziert,der Verstorbene habe aneiner Zwangsstörung und an einerschweren Depression gelitten. Er seideshalb nicht urteilsfähig gewesen.Und Sterbehilfe für Menschen, dienicht frei urteilen können, ist in derSchweiz verboten.Baumann und sein Verteidigerbestritten, dass der Ex-Postbeamtenicht urteilsfähig gewesen sei. Siehatten zu ihrer Unterstützung denbekannten Zürcher Psychiater MarioGmür aufgeboten. Dieser kritisiertesowohl den offiziellen Gutachter alsauch Sterbehelfer Baumann: Beidehätten es nicht für nötig befunden,bei Angehörigen und bei Ärzten desMannes nachzuforschen. So halfBaumann dem Sterbewilligen nachnur einem Treffen und vier Telefongesprächenin den Tod. Der Angeklagtebeteuerte, dies habe für eineprofessionelle Beurteilung gereicht.[…]Freigesprochen hat das GerichtBaumann dagegen vom Vorwurf,er habe selbstsüchtig gehandelt, alser einer 60-Jährigen beim Sterbenhalf. Das Schicksal der an den Rollstuhlgefesselten Frau war 2002 voneiner Fernsehequipe der Sendung«Rundschau» begleitet worden.Trotz dieses Teilfreispruchs erhöhtedas Gericht die Strafe gegenüber derVorinstanz von drei auf vier Jahre.TA VOM 2. OKTOBER 2008,Artikel Thomas KnellwolfDemenz fordert mehr Tote als Unfälleund VerbrechenWir werden immer älter – doch haben wir dann auch wirklich etwas davon?[…] Die Zahlen erschrecken: In derSchweiz sterben bereits 6 Prozentder Menschen an Demenz – so vielewie bei Unfällen und gewaltsamenTodesfällen zusammen. Das hat dasBundesamt für Statistik ausgerechnet.3606 Personen erlagen im Jahr2006 einer Demenz. Zehn Jahre zuvorwaren es noch 2204. […]«Viele Demenzkranke sterbenan Begleiterscheinungen, etwa aneiner Lungenentzündung», sagt GeschäftsleiterinBirgitta Martensson.«Diese sind in der Statistik gar nichtmitgezählt.»Statistisch gesehen werden Frauenin der Schweiz 84,2 Jahre alt.Männer 79,4. Und künftig werdensie noch älter. Vor allem dank derMedizin. Aber immer öfter endetdas lange Leben in der Demenz. Mitjedem Altersjahr steigt das Risiko.Uns droht also ein unschönes Lebensende.«Schwierig wirds, wenn jemandnicht mehr weiss, was er mit demeigenen Hausschlüssel anfangensoll. Oder im Morgenmantel rausgehtund vergisst, wo er ist», sagtder stellvertretende Zürcher StadtarztUlrich Erlinger.Fast 100000 Menschen leidenin der Schweiz jetzt schon an Demenz,sagt Birgitta Martensson.«Und bald wird meine Generationalt – die Babyboomer. Die Zahlenwerden weiter steigen.» DüstereAussichten: Bis 2050 rechnet dieAlzheimervereinigung mit doppeltso vielen Demenzkranken. Im bestenFall. Verläuft die Entwicklungweniger günstig, könnten es garüber 300 000 sein.In den Zürcher Pflegeheimenmachen Demenzkranke schon jetztüber die Hälfte der Patienten aus.Tendenz steigend. Die Kosten füreinen Patienten betragen im Schnittrund 8000 Franken. Pro Monat.Am häufigsten ist Alzheimer:Die Krankheit ist eine von über 50Demenz-Formen.Demenzerkrankungen bewirkendie fortschreitende Zerstörung derGehirnzellen. Darunter leidet vorallem das Kurzzeitgedächtnis, dasDenkvermögen, die Sprache undMotorik. […]BLICK VOM 3. SEPTEMBER 2008,Artikel Adrian SchulthessEXIT 4/2008 27


PRESSESCHAUÄrzte sollen ihre Religiositätnicht den Patienten aufzwingenNach einer Stellungnahme der Vereinigung Katholischer Ärzte zur Sterbehilfe ist es teilweise zu heftigen Diskussionengekommen.Schweizerische Ärztezeitung[…] Es soll jedermann freistehen,für sich Leiden als besonders gottgefälligzu sehen. Eine solche Haltunganderen Menschen aufzwingenzu wollen, ist unmenschlichund in Widerspruch zu ärzt licherEthik und den Menschenrechten.Die Autonomie von Sterbewilligenwird offen als Illusion bezeichnet,und damit wird gerechtfertigt,ihnen auch die noch mögliche Autonomieabzusprechen, letztlichdeshalb, weil wir ja alle GottesGeschöpfe seien. Mit gleicher Berechtigungkönnten Muslime dieAutonomie der Frau aus göttlicherSicht als Illusion abtun, wenn wiruns nicht mehr auf unsere durchBundesverfassung und Menschenrechtebegründeten Regeln des Zusammenlebensbezögen, sondernreligiöse Partikularinteressen zurGrundlage für alle erklärten.Diesem religiös-dogmatischenStandpunkt entsprechend wird dieWürde des Menschen nicht konkretin der mitmenschlichen Situationals schützenswert gesehen, sondernals abstraktes Konstrukt postuliert,das «somit keine Begründung mitempirischen Bedingungen und Befundenam Menschen» vertrage,wiederum mit der Begründung,der Mensch sei ein Geschöpf Gottesund das Leben ein Geschenk diesesGottes, über das nicht autonom verfügtwerden dürfe. Der AusdruckGeschenk für etwas, das einem unhinterfragtin jeder Situation nichtselber verfügbar ist, also unabhängigvon den Begleitumständen aufgezwungenbleiben soll, erscheintmir zynisch. Folgerichtig sind inden Ausführungen die grosse Notund Einsamkeit vieler Sterbewilliger,die gerade nach undogmatischemmitmenschlichem Beistandrufen würden, nicht einen einzigenSatz wert. Beistand verdienen dieseNotleidenden offenbar nur, wenner mit dem Dogma der Autorenkongruent ist, und nicht, wenn diebetroffenen Menschen eine eigeneMeinung haben, wie ihnen geholfenwerden sollte.Wie gesagt, der gute Wille seiden Autoren nicht abgesprochen.Offenbar gab es in der Geschichteimmer wieder Menschen, die sichwohlmeinend berufen fühlten, dieGesetze und Gebote ihres Gottesden Menschen aufzuzwingen. GemässAusführungen im NeuenTesta ment waren dies zur Zeit vonJesus die Pharisäer. Jesus soll sehrungnädig sich mehrmals mit ihnenangelegt und sich über sie geäusserthaben. Als Heuchler und Natterngezüchtsollen sie von ihm gebrandmarktworden sein. Ihre Berufsbezeichnung«Pharisäer»ist zumInbegriff geworden für herzloseBesserwisserei und mangelndenmit menschlichen Respekt gegenüberanders Denkenden undHandelnden, wenn abstrakte Konstrukteund «Gottesgebote» höhergewertet werden als die unmittelbareund nicht verurteilendemenschliche Anteilnahme an Randgruppenund der Respekt gegenüberderen Leben und deren Entscheidungen.SAEZ VOM 28. AUGUST 2008,Brief Jakob BöschEin nimmermüder Sterbehilfe-GegnerDer Zürcher EVP-Nationalrat hat sich auf die humane Sterbehilfe in der Schweiz eingeschossen. Nach mehreren, rechtrealitätsfremden Vorstössen lanciert er schon wieder einen Versuch. EXIT ist davon allerdings nicht betroffen, daunsere Begleitungen kostenfrei sind.[…] Der Nationalrat Ruedi Aeschbacher(EVP) verlangt in einerparlamentarischen Initiative, dassBeihilfe zur Selbsttötung strafbarwird. […] Am 1. Oktober hat Aeschbachereinen weiteren Pflock eingeschlagen.Mit seiner parlamentarischenInitiative verlangt er, dassBeihilfe zur Selbsttötung strafbarwerden solle, wenn in irgendeinerWeise Geld oder geldwerte Leistungenvom Sterbewilligen oder dessenUmfeld zum Suizidbeihelfer oder einerSuizidbeihilfeorganisation oderderen Umfelder fliessen. […]ZO VOM 4. OKTOBER 2008,Artikel zol28 EXIT 4/2008


PRESSESCHAUSterbehilfe in den HeimenImmer mehr Alters- und Pflegeheime – wie übrigens auch Krankenhäuser – lassen Freitodbegleitungen zu.[…] Der Tod gehört in Alters- undPflegeheimen zum Alltag. Dochwas geschieht, wenn ein Bewohnersterben will? Darf er eine Sterbehilfe-Organisationins Heim holen undsich selbst töten? «Jedes Pflegeheimmacht es im Rahmen der gesetzlichenGrenzen, wie es will. Es gibtHeime, die sagen, <strong>Exit</strong> darf kommen,andere akzeptieren das nicht»,erklärt Richard Widmer, Präsidentdes Verbandes der gemeinnützigenBasler Alters- und Pflegeheime(VAP). Und auch im Baselbiet entscheidendie Heime selber, ob sieBeihilfe zum Suizid zulassen. DiePflegeheime […] müssen sich dabeiaber an eine Regel halten. «JedesHeim muss beim Eintrittsgesprächdas Thema Sterben ansprechen. EinBewohner muss wissen, ob <strong>Exit</strong> imHeim akzeptiert wird oder nicht»,so Widmer.In Basel akzeptiert rund einDrittel der Pflegeheime die externeSterbehilfe. Zu begleiteter Selbsttötungkomme es nur wenige Maleim Jahr, sagt Martin Birrer, Leiterder Abteilung Langzeitpflege imGesundheitsdepartement Basel.«Weil wir ein Gespräch verlangen,kann eine Selbsttötung oft verhindertwerden», so Birrer. Im Baselbietsieht die Bilanz ähnlich aus.«Konkret weiss ich nur von einemFall von begleiteter Selbsttötungin den letzten Jahren», sagt AndiMeyer, Geschäftsführer des VerbandesBaselbieter Alters-, Pflegeheimeund Betreuungseinrichtungen(BAP).Ein Pflegeheim, das externe Sterbehilfenicht kategorisch ablehnt,ist der Sternenhof in Basel. «Einsolcher Fall würde hier individuellabgewogen», sagt Heimleiter AndréBischofberger. «Das ist eine heikleSache. Deshalb kommt es daraufan, warum der Betroffene sterbenwill, wie sein Gesundheitszustandist, wie ein Psychiaterdiesen einschätzt und wer mit demBe troffenen wohnt. Es braucht Respektvor dem Wunsch des Betroffenen,aber auch vor den Angehörigen,den Mit bewohnern und denPflegern.»BS VOM 5. SEPTEMBER 2008,artikel nicht gezeichnetEXIT 4/2008 29


PRESSESCHAUWiderstand gegen ZwangswiederbelebungDer Artikel im «EXIT-Info» 3/08 über die flächendeckende Einführung von Defibrillatoren und mögliche Stopp-Reanimations-Anhängervon EXIT hat in der Schweizer Presse Echo ausgelöst.[…] In der Schweiz gelingen Reanimationenausserhalb des Spitalsselten. […] Nur vier Prozent tragenkeinen neurologischen Schadendavon. Dies geht aus den Zahlender Reanimationsdatenbankhervor, die der Swiss ResuscitationCouncil (SRC) betreibt. Darin erfasstsind 1779 Reanimationen von2000 bis 2005. «Die neusten Zahlensind auch nicht besser», sagt MedizinerMartin Brüesch, der geradedie Daten für das letzte Jahr aufbereitet.[…] Jetzt wird Kritik lautam Defibrillator, der seinen Siegeszugdurch die Schweiz feiert undin einem engmaschigen Netz imöffentlichen Raum installiert wird.Die Sterbehilfeorganisation <strong>Exit</strong>sieht den Patientenwillen in Gefahr.«Wenn jemand gegen seinen Willenreanimiert wird und noch ein Jahrleidet, bevor er trotzdem stirbt, istdas unerfreulich», sagt PräsidentHans Wehrli. Skeptisch sind auchÄrzte. Der Zürcher PalliativmedizinerRoland Kunz begegnet in derLangzeitpflege vielen Menschen, diean schweren Hirnschäden leiden,weil sie zu spät reanimiert wurden.Kunz fürchtet, solche Fälle könntenzunehmen, je mehr rudimentär geschulteMenschen zum Defibrillatorgreifen. Das herrschende Credo «Reanimationum jeden Preis» sieht erkritisch: «Fast alle Menschen wünschensich einen schnellen Tod,doch den verhindern wir heute mitmodernen Möglichkeiten wie derReanimation.» […]SOZ VOM 12. OKTOBER 2008,Artikel Nicole Meier30 EXIT 4/2008


PRESSESCHAUPorträt des EXIT-PräsidentenHans Wehrli, Alt-Stadtrat von Zürich und heutiger EXIT-Vorsitzender, ist journalistisch porträtiert worden. Die wichtigstenAuszüge.[…] Das Ergebnis seiner Gedankenarbeitkramt der studierte Naturwissenschafteraus der Tasche.«Metaphysik» heisst sein Buch, das2006 erschienen ist und an dem er35 Jahre lang gearbeitet hat. In denener intensiv über die Zusammenhängezwischen physikalischenund philosophischen Grundsätzennachgedacht hat. Meist beim Einschlafenoder Aufwachen.«Warum sind die Naturgesetze so,wie sie sind?», lautet die Ausgangsfrage.«Naturgesetze sind so, wiesie sein müssen, damit die Wahrnehmungmöglich ist.» Verblüffendeinfach scheint die Antwort. Das,was zwischen Frage und Antwortliegt, ist dann aber schwer verdaulicheKost. Übersetzt lautet seineErkenntnis: Was wir in der Schuleüber Mathematik gelernt haben,taugt nicht zur Beschreibung derNaturgesetze. Wir brauchen eineneue Mathematik. Wehrli hat diesbereits als («durchschnittlicher»)Schüler geahnt und hat jetzt denBeweis angetreten. 1000 Exemplarehat er gedruckt, 500 sind verkauft.Jetzt hat er sein Buch auf Englischübersetzen lassen und publiziertunter www.hanswehrli.ch.Wehrli ist alles andere als einEigenbrötler, der sich im akademischenElfenbeinturm versteckt.In vielen Funktionen steht er immerwieder im Rampenlicht. SeineLiebe zu Geschichte, Kultur undTradition kann er zum Beispiel alsZünfter ausleben, und bis AnfangJahr war er Präsident der Landesmuseumskommission.Sein Verdienst:Er schmiedete eine überparteilicheAllianz gegen BundesratPascal Couchepin, weil dieser dasLandesmuseum als lokales Museumdegradieren und die Finanzierungdes Erweiterungsbaus abwälzenwollte.Wehrlis ausgleichende Art willauch die Sterbehilfeorganisation<strong>Exit</strong> nutzen, wo auf Vorstandsebenein regelmässigen Abständen gestrittenwird. Mit dem PräsidentenWehrli soll es wieder um die Sachegehen. «Ich weiss sehr genau, wiein der Schweiz gestorben wird»,sagt er. 2000 Dossiers hat er übersterbewillige Menschen gelesen.Es seien erschütternde Geschichtenüber Krankheiten, Schmerzen, Ärzteoder Spitäler.Seine eigene Mitgliedschaft siehtWehrli emotionslos. Es sei, wiewenn man eine Versicherung fürsHaus abschliesse. «Primär ist es dieVerantwortung der Gesellschaft,ein lebenswertes Leben zu ermöglichen.Es kann aber der Punkt kommen,wo es für einen keinen Sinnmehr hat. Dann aus dem Lebenscheiden zu können, ist ein Menschenrecht.»Noch befindet er sich «in derschönsten Phase des Lebens, woman noch voll im Saft ist, aber nichtmehr dem Geld nachrennen muss».Er verfügt über viel sportliche Ausdauer.Die Grundkondition hat ersich auf seinem Militärvelo geholt,mit dem er von seinem Wohnortim Seefeld jeweils zur Arbeit fuhr.Fünf Ironman, Dutzende von Marathonsund Volksläufen hat er hintersich. Als 50-Jähriger hat er sogar aneiner Durchquerung der Schweizteilgenommen, schwimmend, Velofahrend und rennend. Heute joggter auch mal nach Rapperswil, nichtden See entlang natürlich, sondernüber den Pfannenstiel. Und in alldiesem Aktivismus findet Wehrliauch Zeit für die Frau und Familie,liebt das gesellige Beisammenseinmit seinen vier verheirateten Kindernund den neun Enkeln. Er istdefinitiv kein Müssiggänger.[…] Die Umwelt zu schützen,die Ressourcen zu schonen, das istseine grosse Antriebskraft. Er willdies nicht als Ideologe, sondern alsPragmatiker tun, der sinnvolle Lösungensucht. Schon vor 30 Jahrenhabe er eine Tagung zur CO 2 -Abgabeorganisiert. Und erzählt, wie erzusammen mit der ETH und VWdas Hybridauto entwickelte. Er seidamals einfach noch der Zeit vorausgewesen. Mahner will Wehrlisein, aber kein Missionar. «Als Liberalerwürde ich nie verlangen,dass jemand mein Weltbild übernimmt.»[…]TAGBLATT VOM 10. SEPTEM-BER 2008,Porträt Markus HegglinEXIT 4/2008 31


MITGLIEDER-FORUM«Verteilen Sie das ‹Info› an die Politiker!»Das «EXIT-Info» hat viel Rückmeldungenerhalten. Presseschau undSchicksalsbericht sind diesmal besondersgut angekommen. Eine Leserinhat selbst ein furchtbares Spitaldramaerleben müssen:Die Zeitschrift ist gut gestaltet unddie Idee mit der Katze überaus gelungen.Der Schicksalsbericht hatmich tief berührt, da ich etwasÄhnliches erlebt habe. Im Sommer2007 wurde bei meinem Mann (66)ein Hirntumor festgestellt, der aufsSprachzentrum drückte. Monatelanglief er mit der Pistole herumund drohte, sich das Leben zu nehmen.Er wolle nicht enden wie seinebeiden älteren Schwestern, welchebeide Brustkrebs hatten und imAlter von 66 an den Folge-Tumoren(Knochenkrebs und Leberkrebs)sterben mussten. Ich konnte meinenMann leider nicht überreden, EXITbeizutreten. Im September wurdeer operiert und danach 22 Mal bestrahlt.Kurzfristige Besserung. AnfangJahr erneute Verschlechterung,Sprach- und Gedächtnisstörungen.Befund: keine Hoffnung mehr. Rapiderkörperlicher wie geistigerZerfall. Am 6. April notfallmässigins Spital, 14 Tage dort ohne Behandlung.Ich war täglich bei ihmzum im Rollstuhl Spazieren. Dadie Krankenkasse die Spitalkostennur für 10 Tage garantierte, mussteich sofort einen Pflegeplatz organisieren.Die letzten 10 Tage bis zuseinem Tod am 30. April brachtenmich an den Rand meiner Kräfte.Nach 5 Tagen ohne Nahrung undFlüssigkeit (er wollte absolut ankeine Schläuche angeschlossenwerden und bekam lediglich etwasMorphium gespritzt) hörte seinHerz auf zu schlagen. Ich leide heutenoch an den Folgen einer tiefenErschöpfungs-Depression.RUTH SCHACHTLER3046 WAHLENDORFDie Mitgliederzeitschrift «EXIT-Info» erachte ich als eine ausgezeichneteDokumentation zum ThemaSterbehilfe in unserem Land,und mit ihrer Presseschau bietetsie eine breit gefächerte Auslegeordnungund Standortbestimmung.[…] Wir haben allen Grund, damitan die Öffentlichkeit zu treten, etwadas «EXIT-Info» 2.08 an Presse undPolitiker zu verteilen!HANS BALSIGER3360 HERZOGENBUCHSEENach wie vor stört mich der offenbarunvermeidliche Ausdruck «Sterbetourismus»,dessen sich auch Leutebedienen, die ansonsten durchausein Sensorium für Tiefsinniges haben.Denn «Sterbetourismus» istentweder gedankenlos oder aberzutiefst zynisch: Touristen sindMenschen, die hoffentlich erholsame,bereichernde Ferien geniessenwollen, und in keiner Art und WeiseMenschen, die aus schwerster Notheraus in unser Land reisen, umhier ihr – europäisch grundsätzlichanerkanntes – Selbstbestimmungsrechtauf den eigenen Tod auszuüben,möglichst in Würde undFrieden, jedoch wohl kaum in Ferienstimmung!Doppelt polemischist, von «Selbstmordtourismus» zusprechen – denn just humanes würdigesSterben hat mit gewaltsamemMord nichts zu tun. Welch makabreWortsinn-Verdrehung!Dass sich Dignitas, im Unterschiedzu EXIT, dieser Menschenannimmt und wie sie sich ihrer annimmtbeziehungsweise annehmenmuss, möchte ich in diesem Zusammenhangnicht debattieren: DieWurzel des Problems findet sich jedenfallsnicht hier, sondern in denLändern, die «Sterbeurlauber» erstgeschaffen haben.Meine volle Anerkennung deshalbfür Frau Scheel, die dezidiertreagiert hat auf die, zumindest indiesem Fall, unreflektierte, ja opportunistische,und dem demokratischenVolkswillen auch nichtentsprechende Stellungnahme derdeutschen Bundeskanzlerin.GUSTAV A. LANG6614 BRISSAGOEine Leserin spricht das «heikle»Thema des Regelns der persönlichenAngelegenheiten vor dem Freitod an:Was ich hier zu Papier bringe, istdie Summe einiger Gespräche imFreundes- und Bekanntenkreis,die immer wieder darauf hinauslaufen:Die Beschäftigung mit demeigenen Tod ist für einen Grossteilder Menschen gekoppelt mit demWissen, dass man [den Nachlass]regeln sollte – und dem doch wiederausweicht. Zum Schluss stirbtman und hat nichts geregelt. DemFreitod muss die Beschäftigung mitletztwilliger Verfügung und Testamentfast zwingend vorausgehen,will man nicht ein heilloses Desasterzurücklassen. Das ist ein heiklesThema, aber ich bin sicher, dass esvielen Leuten schwer fällt, darüberzu sprechen und dann danach zuhandeln. Sterben, ja, das möchteman vielleicht gerne. Aber «aufräumen»fällt vielen schwer. Sie fürchten,Familienmitglieder zu brüskieren,und schieben das ganze «Päckli»von Sterbewillen und letztemWillen vor sich her, bis es vielleichtzu spät ist. «Die Nachkommen werdensich dann schon einig, wirwissen ja, was die Eltern möchten.»Oder so. Und dann ist der Unfriedeprogrammiert.ANNEMARIE LAETSCH8620 WETZIKON32 EXIT 4/2008


MITGLIEDER-FORUMDie politischen Abklärungen übereine weitergehende gesetzliche Regelungder Sterbehilfe hatten zahlreicheLeserbriefe zur Folge. Wir druckensie im Frühling des Entscheidungsjah res 2009. Ihre Idee, wie Siesich eine funktionierende Sterbehilfein Zu kunft vorstellen, ist willkommen:info@exit.ch oder Leserbriefe,EXIT, Postfach, 8047 Zürich. Hierein erster kurzer Brief:Seit vielen Jahren bin ich EXIT-Mitglied mit Patientenverfügung.Aber eigentlich hoffe ich, dass inabsehbarer Zeit auf der Gesetzesebeneeine neue EXIT-Möglichkeitentstehen wird: das selbstgewählteTodesdatum bei erwiesenem Lebensüberdruss,insbesondere fürältere Menschen ohne gravierendegesundheitliche Probleme. Ich binjetzt 64, lebe mit Freund und Hund.Momentan erlebe ich ein beschaulichesDasein, welches ich schätze.Aber mit dem Alter kann eine abrupteWendung kommen. In meinemLeben habe ich schon oft unterausgesprochenen Einsamkeitsgefühlengelitten. Deswegen wäre esfür mich ein Trost zu wissen, freiwilligmit Hilfe von EXIT aus demLeben scheiden zu können, sollteeinmal das Dasein für mich nurnoch unerträglich sein. […] Nachmeiner Meinung sollte der begleiteteFreitod eine wirkliche Optionwerden – ohne die oftmals scheinheiligenGegenargumente Andersdenkender.G. LENDENMANN8355 AADORFEine Leserin fühlt in ihrem schwerenSchicksal ganz ähnlich und hatzum Brief auch ein Gedicht eingesandt:Im Grauen der Schmerzen undmeiner Tränenmein Wunsch / nur tot sein wollen/ in Brust dem Atem / herzlich /und überall / mein Schmerzvorbei ein Reden/ Eselsbrückenvorbei / verlassen mich gelassenund übrig bleibt / nur ich / inSchmerz / herzt Schmerz vorAuf was muss ich mich einstellen,wenn ich einfach nicht mehr kann?Ein Reitunfall und seine Folgen:HWS-Distorsions-Trauma mit Hirntrauma,permanent wahnsinnigeSchmerzen, auch inkompetenteÄrzte, 100 Prozent IV, Morphin undOpiate, Folgeschäden, Verschleisserscheinungen,Medikamenten-Unverträglichkeit.Eine schlimme Geschichte,ich führe sie nicht weiteraus. Fakt ist, dass meine Ärzte nieund nimmer einem Freitod zustimmenwerden, und auch nicht dasnötige Rezept ausstellen würden.Ich bin wirklich sehr gut betreut,aber Hand reichen wird keiner. Zujung, zu schön, zu gescheit. Wasbleibt mir? Welche Perspektivenkönnen mir bleiben, je älter ichwerde. Mein Betreuerteam weichtaus.A. RUDINWOHNORT D. RED. BEKANNTZum Schluss die Frage eines Mitglieds:Warum wird eigentlich die immersehr interessante Zeitschrift in einergeradezu überdiskreten Umhüllungzugeschickt? Hat man Angst,der Briefträger oder die Nachbarnkönnten merken, dass der EmpfängerMitglied von EXIT ist? StellenSie Ihr Licht nicht unter den Scheffelund seien Sie stolz auf ihre Tätigkeitim Dienste Tausender vonMitgliedern, von denen wohl allesamt und sonders froh sind, dass esEXIT gibt.EXIT betreibt seine gesellschaftlicheAufgabe durchaus erhobenenHauptes. Doch ist es natürlich demeinzelnen Mitglied überlassen, ob esseine Angehörigen und Nachbarnüber die Mitgliedschaft informierenwill oder nicht. Um diese Wahlfreiheitzu ermöglichen, verschickt EXITalle Unterlagen auf diskrete Weise.Auch wird die Mitgliederkartei mithöchster Diskretion behandelt unddarüber keine Auskunft erteilt.EXIT 4/2008 33


LESER-UMFRAGE«Sind Sie für ein Anti-Reanimations-Amulett?»Im «Info» 3/08 hat EXIT über die grassierenden Defibrillatorenberichtet und darüber, was Menschen tunkönnen, die im Notfall keine Reanimation wünschen.Eine Leserumfrage hat ergeben, dass über 90 Prozentder weit über 100 Teilnehmenden die Schaffung eines«Anti-Rea-Zeichens», welches Rettern sofort ins Augesticht, begrüssen würden. Von den Befürwortern sind 60 Prozent für einen Anhänger aus Edelstahl, der aneiner Halskette oder auf der Brust getragen werden kann. 20 Prozent würden ein Armband (schlicht oderSchmuck) ums Handgelenk vorziehen. Nur 10 Prozent sind für eine moderne Chiplösung(z. B. auf einem neu zu schaffenden, elektronischenEXIT-Ausweis). Einige sprechen sich für europa- odergar weltweite Kompatibilität aus. 10 Prozent haben andere Vorschläge oder ihnen istjede Art von Anti-Rea-Erkennungszeichen recht.Einige Mitglieder tragen heute schon selbst angefertigteStop-Rea-Symbole. Andere plädieren dafür, aufdem Amulett auch gross EXIT zu vermerken. Die Geschäftsstellebereitet ein Angebot vor. Anbei eine Auswahlvon Stimmen von EXIT-Mitgliedern:Ich lehne eine Reanimation ab, da z. B.ein Herz-Kreislauf-Stillstand ein deutlichesZeichen dafür wäre, dass meineZeit auf Erden abgelaufen ist. Ich tragedie EXIT-PV mit Hinweis auf mir, da sieaber zu spät gefunden würde, begrüsseich es, wenn EXIT eine DNAR-Verfügungausarbeitet.H. HEGGLIN, KREUZLINGENEinen Anhänger würde ich begrüssen.Und da ich diesen immer tragen sollte,wäre es schön, etwas Gediegenes inSilber oder Edelstahl zu bekommen.Ich wäre bereit, einen entsprechendenPreis zu bezahlen. Die Form einesAnhängers wäre am effizientesten, daman nicht davon ausgehen kann, dassim Notfall noch in Taschen und Gepäckgesucht wird.MONIKA NYFFELER, BERNIch bin schon seit längerer Zeit aufder Suche nach einem Amulett odernoch besser einem Armband mit demHinweis, dass ich nicht reanimiert werdenmöchte. Ich wäre glücklich, michauch in dieser Hinsicht absichern zukönnen.KATHRIN BURKHART, EMBRACHDoppelter Vorteil: Einerseits sichtbareDNAR-Verfügung, anderseits Zeichen,dass es sich bei der Trägerin oder demTräger um ein Mitglied von EXIT handelt.EXIT und seine Mitglieder dürftennämlich in der Öffentlichkeit selbstbewussterauftreten.ERNST TSCHANZ, KIRCHLINDACHArmband oder Kette sind rascher undbilliger realisierbar als ein Chip. Dieserbedingt ein Lesegerät, das am Standortder Defibrillatoren vorhanden seinmuss. Die heutige Praxis von Ambulanzenund Notfallstationen muss genauangeschaut werden: Die kümmernsich vorerst kaum um Patientenverfügungund Anti-Rea-Amulett, sonderntun, was medizinisch angezeigt ist.Erst später wird auf den PatientenwillenRücksicht genommen. Da ist vielÜberzeugungsarbeit und Ausbildungnotwendig.JÜRG HOSTETTLER, SPIEGELIch tendiere zum Chip. Wenn gesichertist, dass ein Körper im Spital mit einemLesegerät abgesucht wird, wäre das diesauberste Lösung – und nicht von aussenzu beeinflussen.ANNEMARIE LAETSCH, WETZIKONIch trage seit Jahren eine verkleinerteKopie meiner EXIT-Patientenverfügung(in einem Plastikmäppchen) an der Unterwäschedes Oberkörpers befestigt. Inschwarzen Grossbuchstaben quer darübergeschrieben: No reanimation! Eineverbesserte Version von EXIT würdeich begrüssen.MARIANNE BALMER,KRIECHENWILMan kann alles übertreiben, ich bingegen so etwas. Im Spital wäre dasvielleicht noch praktikabel, aber sichernicht ausserhalb.WERNER HAGEN, OESCHGENIch finde es wichtig, dass in dieserSache etwas unternommen wird. DasAmulett (auch an einer bestehendenHalskette) scheint mir eine gute Lösung.Zusätzlich eine Begründung istunnötig. Diese kann im Notfall nichtberück sichtigt werden, und für spätergibt es die Patientenverfügung. Wichtigist eine europakompatible Lösung:wenn ich in München im U-Bahnhofzusammenbreche, sollen auch diedortigen Helfer begreifen, dass ich keineRea will.DINO BRAND, WETTSWILIch schlage vor, dass ein Hinweis – Kleberoder Gravur – auf der Rückseite derArmbanduhr angebracht wird.KURT MOOS, EMBRACHAm liebsten eine Halskette und einArmband und alles mit elektronischemChip. Ich möchte auf keinen Fall reanimiertwerden!CH. HARDT, BAD ZURZACHEine Tätowierung auf der Brust wäream sichersten, ist aber undenkbar.Nach Abklingen der Anti-Defibrillatoren-Euphoriesollte sich EXIT in Öffentlichkeitund bei entsprechendenStellen vernehmen lassen, dass nichtjedermann Reanimation wünscht undVerzichtswünsche respektiert werdenmüssen.PETER LEHNER, AESCHZur Einführung des Amuletts gehörteine Kampagne. Alle Erste-Hilfe-Leutemüssen die Bedeutung kennen. Sie machensich strafbar, wenn sie es nichtrespektieren, und haften für die Folgenunerwünschter Reanimation.M. HINDERLING, BERNDie Lösung muss mit den Rettungsdienstenerarbeitet werden, insbesonderemit der REGA.V. HEUSS, UITIKONAls FHD-Angehörige trug ich im Dienstimmer den «Grabstein», ich denke, einAmulett wäre sofort erkennbar. Deshalbwäre mir mit dem «Halsschmuck»gedient.YOLANDA BLÖCHLINGER, TANN34 EXIT 4/2008


NEUE BÜCHERDagmar Fenner«Suizid»Über das Glück hat sie habilitiertund legt nun ein Buch zum Suizidvor. Das passt durchaus. Dass siedie Dinge des Lebens – besondersdie ethischen Fragen – differenziertanzugehen weiss, hat die Privatdozentinan den Universitäten Baselund Tübingen bewiesen. Entsprechendumfassend ist «Suizid –Krankheitssymptom oder Signaturder Freiheit» (423 Seiten). Es nenntsich «medizin-ethische Untersuchung»,ist aber eigentlich philosophischeStudie. Wer Suizid zu verstehensucht, muss dieses sorgfältiggemachte und gut präsentierte Buchlesen. Zum Thema bereitet es dieneusten Forschungsergebnisse ausMedizin, Psychologie und Soziologieauf. Die zum Verständnis desSuizid-Aktes nötige Historie, Rechtund Ethik werden gebührend einbezogen.So tut sich dann ein weites Feldauf: «Zwischen den polarisierendenLesarten des Suizids als ‹Krankheitssymptom›oder ‹Signatur derFreiheit› besteht genauso ein stufenreichesKontinuum wie zwischenKrankheit und Gesundheit.»In der Sterbehilfepolitik ist die Freiheitsfrageumstritten. Politikerinnen,welche die Menschen vor sichselbst schützen wollen, wollen siebeschneiden. Politiker, welche dieFreiheit des Individuums hochhalten,verteidigen sie. Autorin Fennerhat beim Recht auf Suizid und Suizidhilfegenauer hingesehen undkommt u.a. zum Schluss, dass wederPaternalismus noch absoluteAutonomie angebracht seien. Dasogar bei psychischen Leiden Entscheidungsfähigkeitgegeben seinkönne, seien Massnahmen undHilfe nur geboten, wenn sie Suizidwünscheverhinderten. Wo es Gesellschaftund Staat nicht gelinge,einem Menschen zu genügenderLebensqualität zu verhelfen, habedieser ein Recht auf Suizid.Verzweifelte Versuche, Suizidalenetwa durch Brückennetze nochdas letzte Mittel zum Freitod zunehmen, stellen aus dieser Sichteine nicht angebrachte Bevormundungdar. Damit das Recht auf Suizidausgeübt werden könne, wärenalternative, schmerz- und risikofreieSuizidmethoden zur Verfügungzu stellen.(DM)EXIT-Prädikat unverzichtbarDagmar Fenner«Suizid – Krankheitssymptom oderSignatur der Freiheit?»Karl-Alber-Verlag Freiburg 2008423 Seiten, 47 EuroPhilipp Müller«Freitod»Ähnlich umfassend, doch in einfacherSprache (was schon im Titel«Freitod – die beste Lösung» zumAusdruck kommt) wird das Themain diesem Buch behandelt, das wenigeJahre alt ist, aber immer nochspannend und ungewöhnlich. DerFreitod wird hier betrachtet vonreligiöser Seite über die politischebis hin zur literarischen. Und dasFazit dieses echt radikalen Werkesist so simpel wie in sich schlüssig:Der Freitod ist der humanste Auswegaus den Mühen der menschlichenExistenz. Das Buch liest sichnüchtern, unterhaltend, zuweilenhumorvoll. Es stellt «eine Abrechnungmit der Lebensbejahung» dar,und die Lektüre bedarf deshalbsicher eines gewissen Nervenkostüms.Der Autor aus dem KantonSchaffhausen scheint es zu haben.Bei Redaktionsschluss war er nocham Leben.(DM)EXIT-Prädikat radikalPhilipp Müller«Freitod – die beste Lösung»ISBN 3-8334-1286-0210 Seiten, 24.80 FrankenManfred von Lewinski«Ausharren oder gehen?»Auch das letzte in diesem «Info»besprochene Buch befasst sich mitdem Dilemma, in das eines Tagesjede und jeder unverschuldet geratenkann, und das zur Zeit Gesellschaftund Staat über Gebühr umtreibt:«Ausharren oder gehen? Fürund wider die Freiheit zum Tode».Verdienst des flüssig schreibendenAutors ist es, unverkrampft an dieemotionsgeladene Debatte heranzugehen,dies auch auf den Leserzu übertragen – und selbst praktischeSchlüsse zu ziehen. So plädiertder gelernte Jurist denn auchdafür, dass «todsichere» Mittel zurVerfügung gestellt werden, damitMenschen nicht vor Ärzten, Psychiatern,Richtern oder auch nur Sterbehilfeorganisationenihr Innerstesnach aussen kehren müssen, umeinen humanen, sicheren und würdigenTod zu finden. (DM)EXIT-Prädikat lesenswertManfred von Lewinski«Ausharren oder gehen?»Olzog-Verlag München 2008221 Seiten, 16.50 EuroEXIT 4/2008 35


EXIT-INTERNEXIT und der unbegleiteteSuizidWir sind eine ärztliche Freitodbegleitungsorgani sation.Für einen begleiteten Suizid ist ein Rezept fürdas Sterbemittel Natrium-Pentobarbital notwendig.Unbegleitete Suizide sind bei EXIT nicht möglich. Nunhat das Bundesgericht aber entschieden, das Selbstbestimmungsrechtgemäss Europäischer Menschenrechtskonventionbedeute, dass jede urteilsfähige Persondas Recht hat, autonom zu entscheiden, wann und wiesie sterben wolle. Die EXIT-Generalversammlung regtemittels Postulat an, die Statuten diesem grund legendenBundesgerichtsentscheid anzupassen.Der Vorstand hat vorerst strenge Richtlinien erlassen,wie mit Hilfesuchenden umzugehen ist, die eineFreitodbegleitung ablehnen: Sie können – sofern siedie vier Bundesgerichtskriterien Urteilsfähigkeit sowieautonomer, wohlerwogener und konstanter Sterbewunscherfüllen – beraten werden, werden dabei aberlediglich auf das seriöse und wissenschaftliche Buch«Wege zu einem humanen selbstbestimmten Sterben» derholländischen WOZZ-Stiftung hingewiesen.Diese Beratung dient in erster Linie der Suizidpräventionund der Verhinderung von gewaltsamenSuiziden. Bei EXIT ist weiterhin nur der begleitete Freitodmöglich. EXIT rät auf jeden Fall von unbegleitetenSuiziden ab, weil solche immer mit erheblichen Risikenverbunden sind.Die Regelung gilt ab 1. Januar 2009 und versuchsweisefür ein Jahr. Über die im Postulat angeregteStatutenänderung befindet die Generalversammlung imMai 2009. Sie wird im «EXIT-Info» 1/09 vorgestellt.In diesem Gespräch wurden vier Gedankenrichtungenspeziell entwickelt:1. Der alte Mensch hat das absolute Recht – nicht diePflicht – auch über den Zeitpunkt seines Lebensendesautonom entscheiden zu dürfen. EXIT gibt ihmdie Möglichkeit, dieses Recht durch Altersfreitodbegleitungmit NaP wahrzunehmen. Je älter einMensch ist und je länger sie/er EXIT-Mitglied ist,desto einfacher und unkomplizierter soll die Altersfreitodbegleitungsein, unter Berücksichtigung derjeweils geltenden Gesetze und behördlichen Vorschriften.2. Wie kann, in Zusammenarbeit mit den Behörden undim Rahmen einer vielleicht kommenden Regelungoder gar Gesetzgebung, die Zugänglichkeit des FreitodmittelsNaP vereinfacht werden – zum Beispieldurch treuhänderische Verwaltung und Anwendungausschliesslich für Freitodbegleitung mit EXIT.3. Altersfreitodbegleitung ist etwas ganz anderes alsSterbebegleitung bei einem todkranken oder starkleidenden oder behinderten EXIT-Mitglied, und erstrecht als die Begleitung und Beratung eines jüngerenSterbewilligen.4. Es wurde als sehr erwünscht bezeichnet, dass EXIT dieÖffentlichkeitsarbeit in allen Medien stark erweitert,auch mit aktiver Mitglieder-Werbung. Dafür müsstenpersonelle und finanzielle Mittel eingesetzt werdenund möglicherweise eine vernünftige Erhöhung derMitgliederbeiträge vorgeschlagen werden.GUSTAVE NAVILLEKerngruppe der AltenIm November haben sich am Geschäftssitz in Zürich10 EXIT-Mitglieder getroffen, die als «Kerngruppe derAlten» die besondere Situation des alten Menschen innerhalbvon EXIT vertreten wollen und sich darüberhinaus aktiv in die Geschicke der Vereinigung in Gegenwartund Zukunft einbringen wollen. Ausgangspunktdes Gesprächstreffens war das Postulat, das ander Generalversammlung vom 21. April 2008 angenommenwurde:«Die Generalversammlung ersucht den Vorstand zuprüfen, wie Artikel 2 der EXIT-Statuten entsprechendden im Bundesgerichtsurteil vom 3. November 2006festgelegten Kriterien für Freitodbegleitung geändertwerden kann, unter besonderer Berücksichtigungder Altersfreitodbegleitung.» («EXIT-Info» 1/2008,Seite 29 und 2/2008, Seiten 17 bis 19)Durchschnittliche Kosteneiner FreitodbegleitungFür EXIT-Mitglieder ist eine Freitodbegleitung nach einemJahr Mitgliedschaft kostenlos. EXIT will mit Sterbehilfekein Geld einnehmen. Die entstehenden Kostenwerden aus Solidarität von der Allgemeinheit des Vereinsper Mitgliederbeitrag sowie mittels Spenden getragen.Wegen Anfrage von Mitgliedern gibt die Geschäftsstelledie durchschnittlichen Vollkosten einer EXIT-Freitodbegleitung an dieser Stelle an: Sie belaufen sichauf knapp 6000 Franken und beinhalten einerseits diedirekten Kosten für Akteneröffnung, reglementarischeAbklärungen und Gespräche, die eigentliche Begleitungdes Sterbewilligen und die Nachbearbeitung, andererseitsdie indirekten, anteiligen Kosten für Verwaltung,Räumlichkeiten, Aus- und Weiterbildung, Informationund Rechtsverfahren.36 EXIT 4/2008


EXIT-INTERNFür EXIT wird 2009 ein wichtigesJahrDie Schweiz darf froh sein über die Praxis, den Patientenwillenzu respektieren und die Sterbehilfe menschlichzu handhaben. Dies funktioniert seit langemund im Wesentlichen immer besser. Die VereinigungEXIT – die im internationalen Vergleich, aber auchfür Schweizer Verhältnisse viele Mitglieder hat – setztsich seit über einem Vierteljahrhundert dafür ein. Mitdem geplanten Erwachsenenschutzgesetz, der heutigenvernünftigen Handhabung der Sterbehilfe sowie demenormen Rückhalt in der Bevölkerung hat EXIT einigeserreicht. Und doch braucht es den Einsatz für Selbstbestimmungim Leben und im Sterben mehr denn je. Gerade2009. Der Bundesrat lässt die gesetzliche Regelungder Sterbehilfe vertieft prüfen; immer wieder kommt eszu Rechtsfällen in diesem Gebiet; gerade eben soll dieSchweiz flächendeckend mit Defibrillatoren ausgerüstetwerden, obwohl Reanimation ausserhalb eines Spitalswenig erfolgreich ist und viele Menschen sie ablehnen;natürlich braucht es den Einsatz vor Ort in Spitälernund Heimen für den Patienten; die Ausbildung von geschultenFreitodbegleiterinnen und das Angebot einersanften, sicheren, würdigen Begleitung in der gesamtenSchweiz bedarf grosser Ressourcen. Der Verein setztsich mit ganzer Kraft dafür ein.2009 wird ein wichtiges Jahr. Sterbehilfe und Patientenverfügungwerden öffentlich debattiert wie seltenzuvor. Immer mehr Kreise – von der Kirche über Medizinund Wissenschaft bis hin zu einzelnen Politikern –versuchen sich damit zu profilieren. EXIT ist in diesemDiskurs aktiv, informiert zudem Politiker, Institutionen,Medien und arbeitet mit Bund, Kantonen, Justizund anderen Behörden zusammen.Zusammen formen die EXIT-Mitglieder eine nicht zuübersehende Kraft. Zusammen kommen wir auch 2009voran auf dem Weg zu mehr Selbstbestimmung.EXIT legt beim geplanten neuen Auftritt speziell Wertauf Bedienungsfreundlichkeit. Auch Besucherinnenund Besucher, die mit dem Internet nicht so vertrautsind, sollen sich auf den EXIT-Seiten zurecht finden. Alstransparent arbeitende Organisation gewähren wir Mitgliedernund Öffentlichkeit stets umfassenden Einblickin Vereinsgeschehen und Aktivitäten.Die Website ist eine weitere kostenlose Dienst leistungfür unsere Mitglieder. Über das Internet können sie sichauf einfache Weise und unabhängig vom gedruckten«EXIT-Info» über das Neuste informieren.Geschieht etwas Relevantes im Themengebiet vonPatientenverfügung und Sterbehilfe, finden Sie es aufexit.ch.Die Site wird aktualisiert und gepflegt von der EXIT-Kommunikationsabteilung. Die Technik besorgt derIT-Verantwortliche. Anregungen und Informationennimmt EXIT gerne per e-Mail entgegen: info@exit.chAuch die EXIT-Informationsbroschüre wird zur Zeiterneuert und soll aktualisiert Mitte 2009 erscheinen,wenn sich der politische Weg genauer abzeichnet.Zusammenkunftdes PatronatskomiteesDiesen Herbst hat das Patronatskomitee von EXIT inder «Krone» Solothurn getagt. Dabei ist es durch denPräsidenten über Aktuelles und Kommendes orientiertworden, besonders über unsere politischen Aktivitäten,Besuchen Sie www.exit.ch!Wie läuft eine Freitodbegleitung konkret ab? Wannsoll ich meine Patientenverfügung erneuern? Wer sinddie Gesichter hinter den freundlichen Telefonstimmender Mitarbeitenden der Geschäftsstelle? Wo erhalte ichMaterial für einen Schülervortrag über EXIT? Was plantder Bundesrat in Sachen Sterbehilfe? Zu diesen und vielenweiteren Fragen erhalten Sie die Antwort schnellund einfach im Internet.Unsere Vereinigung ist zu finden unter www.exit.ch.Derzeit wird die Website intensiv überarbeitet underneuert. Bereits in wenigen Wochen dürfte sie nochfrischer, noch zeitgemässer, noch verständlicher daherkommen.die Kommunikationsstrategie, die Rechtsgeschäfte. Inder traditionellen Diskussionsrunde ist es zum Meinungsaustauschmit Vorstand und Geschäftsstellenleitunggekommen. Das Patronatskomitee setzt sich ausPersönlichkeiten des öffentlichen Lebens zusammen(siehe Seite 39) und bringt sein Gewicht zugunsten derSelbstbestimmung ein.EXIT 4/2008 37


MEXIKODas Sterbemittel von der StrasseneckeTausende Schweizer Touristenbereisen jedes Jahr das Landder Sombreros. Im Strassenhandelgibt es nicht nur Tequila zuerstehen, sondern auch das inEuropa rezeptpflichtige NaP.Viele Schweizer USA-Touristen machenvon Kalifornien oder anderenGrenzstaaten aus einen Abstecherins exotische Mexiko. Hinter derGrenze öffnet sich eine andere Welt.Mariachi-Bands spielen, es gibt billigesBier, leckere Tortillas. AufSchritt und Tritt fliegende Händler,die dies und das feilbieten.Die Illegalen richten ihr Sortimentstreng nach der touristischenNachfrage aus. Der naive Schweizerstaunt nicht schlecht, wenn ihm derReihe nach Tequila, «kubanische»Zigarren oder gar ein Freudenmädchenschmackhaft gemacht werden.Wenn er alles freundlich ablehnt,kann es sein, dass ihm «Nembutal»angeboten wird.Nembutal? Der Verkäufer windetsich. Wer nicht weiss, was das ist,will es für gewöhnlich auch nicht.Ein Halt im Internetshop bringtdann die Antwort. Google ergibt:einst weit verbreitetes Schlafmittel,heute vor allem als Narkosemittelin der Tiermedizin verwendet.Seit einigen Jahren bieten diegeschäftstüchtigen mexikanischenHändler an, was bei uns als NaPbekannt ist. Doch kaum einer derKäufer erwirbt das Barbiturat, weiler an Schlafstörungen leidet. Vielmehrsind die Käufer US-Bürger, diees vorsorglich oder gezielt als sanftesSterbemittel beschaffen.Anders als in der Schweiz sindin den USA die Sterbeprobleme derGesellschaft ungelöst. Zwar ist inden Bundesstaaten Oregon und baldauch Washington die aktive Sterbehilfeerlaubt, doch in allen anderensteht Freitodhilfe unter Strafe. Entsprechendgibt es auch keinen Zugangzum sicheren Sterbemittel.Doch in einem riesigen Landwie den USA gibt es an jedem TagStrassenhändler in Mexikoverkaufen nicht nur Hüte.NICHT FÜR EIGENGEBRAUCH GEEIGNETNaP ist das weltweit sanfteste, würdigste, sicherste Sterbemittel. Trotzdemwarnt EXIT eindringlich davon ab, es auf der Mexikoreise legaloder illegal für möglichen Eigengebrauch zu erwerben. Einfuhr undLagerung ist Privaten gemäss Betäubungsmittelgesetz verboten. Abgesehenvon möglichen Rechtsproblemen in Mexiko, auf der Durchreisein den USA oder in der Schweiz ist eine Anwendung ohne Aufsicht einergeschulten Begleiterin ohnehin nicht zu empfehlen: Wird das Mittelnicht korrekt angewendet, drohen Koma und schwerste Schäden.Hunderte, die so schwer erkranktsind, dass ihnen ein monatelanger,teilweise qualvoller Todeskampfbevorsteht. Nehmen sie (illegale)Freitodhilfe in Anspruch, geschiehtes mit der umständlichen und fehlerträchtigenHeliummethode – undsie müssen einsam und allein sterben,da aus rechtlichen Gründenweder Angehörige noch ein geschulterFreitodbegleiter anwesendsein dürfen.Doch zurück ins schöne Mexiko:Die Sterbeprobleme lösen nundie Strassenhändler, indem sie denSterbewilligen oder ihren Angehörigenschlicht NaP verkaufen. Die«Sterbetouristen» bringen es dannnach Hause. Einige kaufen es vorsorglich,sollten sie in Zukunftschwer erkranken. Die Kunde vomSterbemittel hat sich mittlerweile inder angelsächsischen Welt verbreitet,sodass auch australische oderbritische Kunden anreisen.Bereits ist legale Konkurrenz erwachsen.Wer in den Grenzstädtenoder Touristenzentren eine der «Veterinär-Apotheken»aufsucht, findetdort Mittel namens «Sedal-Vet» oder«Sedalphorte», welche nichts anderesals NaP sind. Die tödliche Dosiskostet zirka 30 Franken. Amerikanischenund mexikanischenZeitungen, die über den «Sterbetourismus»berichteten, sagten dieApotheker, sie gingen davon aus,ihre Kunden bräuchten das Mittel,um ihre Haustiere zu sedieren. InTV-Reportagen ist schon einmal ein«Tier-Apotheker» zu sehen, der imBrustton der Überzeugung erklärt:«Was wir verkaufen, ist für Haustiere.»Und scheinheilig, aber imEinklang mit der katholischen KircheMexikos: «Wir Apotheker verurteilenEuthanasie!»Auf Druck des mächtigen Nachbarsreagiert Mexiko. Die Apothekersind angewiesen, NaP nur nochan Kunden mit Tierarzt-Ausweis zuverkaufen. Das wiederum freut dieStrassenhändler.(sut)38 EXIT 4/2008


EXIT-INTERNAdressenEXIT – Deutsche SchweizGeschäftsstelleMühlezelgstrasse 45Postfach 4768047 ZürichTel. 043 343 38 38Fax 043 343 38 39info@exit.chLeiter: Hans Muralthans.muralt@exit.chAnfragen von Mitgliedernbetr. Freitodbegleitungsind an die Geschäftsstellezu richten.PräsidentHans WehrliZollikerstrasse 1688008 ZürichTel. 044 422 11 67hans.wehrli@swissonline.chFreitodbegleitungWalter FesenbeckhHagackerstrasse 208427 FreiensteinTel. 044 860 15 55walterfesenbeckh@gmx.chHeidi VogtEXIT-Deutsche SchweizMühlezelgstrasse 45Postfach 4768047 ZürichTel. 043 343 38 38Fax 043 343 38 39heidi.vogt@exit.chKommunikationBernhard SutterMühlegasse 27, 8001 ZürichTel. 079 403 05 80bernhard.sutter@exit.chFinanzenJean-Claude DübyFlugbrunnenstrasse 173065 BolligenTel. 031 931 07 06dueby@sunrise.chRechtsfragenErnst H. HaegiBleierbrunnenweg 38942 OberriedenTel. 044 463 60 22Fax 044 451 48 94info@lawernie.chpalliacuraStiftung für palliativeUnterstützungBleierbrunnenweg 38942 OberriedenTel. 044 463 60 22info@lawernie.chBüro BernEXITSchlossstrasse 1273008 BernTel./Fax 031 381 23 80Büro TessinHans H. Schnetzler6958 BidognoTel. 091 930 02 22ticino@exit.chKommissionenPatronatskomiteeHeinz Angehrn, Elke Baezner,Andreas Blaser, Bruno Fritsch,Otmar Hersche, Rudolf Kelterborn,Rolf Lyssy, Carola Meier-Seethaler,Verena Meyer, Susanna Peter,Hans Räz, Johannes Mario Simmel,Jacob Stickelberger, David Streiff,Beatrice Tschanz, Elisabeth ZilligEthikkommissionKlaus Peter Rippe (Präsident),Walter Fesenbeckh, Werner Kriesi,Bernhard Rom, ChristianSchwar zenegger, Niklaus TschudiGeschäftsprüfungs-KommissionKlaus Hotz (Präsident),Saskia Frei, Richard WyrschImpressumHerausgeberinEXIT – Deutsche SchweizMühlezelgstrasse 45Postfach 4768047 ZürichVerantwortlichBernhard SutterMitarbeitende dieser NummerEdgar DahlJean-Claude DübyDagmar FennerWalter FesenbeckhKatrin HafnerMelanie KuhnDaniel MüllerGustave NavilleElda PianezziHans SchnetzlerBernhard Sutter*Hans Wehrli* nicht gezeichnete ArtikelFotosHansueli TrachselBernhard SutterIllustrationRegina VetterGestaltungKurt Bläuer, Typografieund GestaltungZinggstrasse 163007 BernTel. 031 302 29 00DruckereiIrniger Offset DruckZugerstrasse 436340 BaarTel. 041 761 20 02Fax 041 761 20 01HinweisAufruf zum Austausch: EXIT-Mitgliederim Raum Rheintal, die sichgerne mit einer Gleichgesinntenüber Lebensende und Sterbehilfeaustauschen möchten, können sichbei der Geschäftsstelle unter Angabevon Name und Telefonnummermelden. Sie werden danach vomentsprechenden Rheintaler Mitgliedkontaktiert.EXIT 4/2008 39

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