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MEXIKODas Sterbemittel von der StrasseneckeTausende Schweizer Touristenbereisen jedes Jahr das Landder Sombreros. Im Strassenhandelgibt es nicht nur Tequila zuerstehen, sondern auch das inEuropa rezeptpflichtige NaP.Viele Schweizer USA-Touristen machenvon Kalifornien oder anderenGrenzstaaten aus einen Abstecherins exotische Mexiko. Hinter derGrenze öffnet sich eine andere Welt.Mariachi-Bands spielen, es gibt billigesBier, leckere Tortillas. AufSchritt und Tritt fliegende Händler,die dies und das feilbieten.Die Illegalen richten ihr Sortimentstreng nach der touristischenNachfrage aus. Der naive Schweizerstaunt nicht schlecht, wenn ihm derReihe nach Tequila, «kubanische»Zigarren oder gar ein Freudenmädchenschmackhaft gemacht werden.Wenn er alles freundlich ablehnt,kann es sein, dass ihm «Nembutal»angeboten wird.Nembutal? Der Verkäufer windetsich. Wer nicht weiss, was das ist,will es für gewöhnlich auch nicht.Ein Halt im Internetshop bringtdann die Antwort. Google ergibt:einst weit verbreitetes Schlafmittel,heute vor allem als Narkosemittelin der Tiermedizin verwendet.Seit einigen Jahren bieten diegeschäftstüchtigen mexikanischenHändler an, was bei uns als NaPbekannt ist. Doch kaum einer derKäufer erwirbt das Barbiturat, weiler an Schlafstörungen leidet. Vielmehrsind die Käufer US-Bürger, diees vorsorglich oder gezielt als sanftesSterbemittel beschaffen.Anders als in der Schweiz sindin den USA die Sterbeprobleme derGesellschaft ungelöst. Zwar ist inden Bundesstaaten Oregon und baldauch Washington die aktive Sterbehilfeerlaubt, doch in allen anderensteht Freitodhilfe unter Strafe. Entsprechendgibt es auch keinen Zugangzum sicheren Sterbemittel.Doch in einem riesigen Landwie den USA gibt es an jedem TagStrassenhändler in Mexikoverkaufen nicht nur Hüte.NICHT FÜR EIGENGEBRAUCH GEEIGNETNaP ist das weltweit sanfteste, würdigste, sicherste Sterbemittel. Trotzdemwarnt EXIT eindringlich davon ab, es auf der Mexikoreise legaloder illegal für möglichen Eigengebrauch zu erwerben. Einfuhr undLagerung ist Privaten gemäss Betäubungsmittelgesetz verboten. Abgesehenvon möglichen Rechtsproblemen in Mexiko, auf der Durchreisein den USA oder in der Schweiz ist eine Anwendung ohne Aufsicht einergeschulten Begleiterin ohnehin nicht zu empfehlen: Wird das Mittelnicht korrekt angewendet, drohen Koma und schwerste Schäden.Hunderte, die so schwer erkranktsind, dass ihnen ein monatelanger,teilweise qualvoller Todeskampfbevorsteht. Nehmen sie (illegale)Freitodhilfe in Anspruch, geschiehtes mit der umständlichen und fehlerträchtigenHeliummethode – undsie müssen einsam und allein sterben,da aus rechtlichen Gründenweder Angehörige noch ein geschulterFreitodbegleiter anwesendsein dürfen.Doch zurück ins schöne Mexiko:Die Sterbeprobleme lösen nundie Strassenhändler, indem sie denSterbewilligen oder ihren Angehörigenschlicht NaP verkaufen. Die«Sterbetouristen» bringen es dannnach Hause. Einige kaufen es vorsorglich,sollten sie in Zukunftschwer erkranken. Die Kunde vomSterbemittel hat sich mittlerweile inder angelsächsischen Welt verbreitet,sodass auch australische oderbritische Kunden anreisen.Bereits ist legale Konkurrenz erwachsen.Wer in den Grenzstädtenoder Touristenzentren eine der «Veterinär-Apotheken»aufsucht, findetdort Mittel namens «Sedal-Vet» oder«Sedalphorte», welche nichts anderesals NaP sind. Die tödliche Dosiskostet zirka 30 Franken. Amerikanischenund mexikanischenZeitungen, die über den «Sterbetourismus»berichteten, sagten dieApotheker, sie gingen davon aus,ihre Kunden bräuchten das Mittel,um ihre Haustiere zu sedieren. InTV-Reportagen ist schon einmal ein«Tier-Apotheker» zu sehen, der imBrustton der Überzeugung erklärt:«Was wir verkaufen, ist für Haustiere.»Und scheinheilig, aber imEinklang mit der katholischen KircheMexikos: «Wir Apotheker verurteilenEuthanasie!»Auf Druck des mächtigen Nachbarsreagiert Mexiko. Die Apothekersind angewiesen, NaP nur nochan Kunden mit Tierarzt-Ausweis zuverkaufen. Das wiederum freut dieStrassenhändler.(sut)38 EXIT 4/2008

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