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PRESSESCHAUWirbel um Asche im ZürichseeAm Seeufer ist Asche gefunden worden. Ein Zeuge und die Medien glauben, es handle sich um Reste von Seebestattungendurch die Sterbehilfeorganisation Dignitas. Diese Vermutung hat Ende Herbst viele Schlagzeilen ausgelöst.[…] Zeuge der Entsorgungsaktionwar ein Hausbesitzer, dessen Grundstücksich in Ufernähe befindet. Erwill anonym bleiben. Der Mann beobachtete,wie ein Unbekannter mitschwarzem Mantel und eine korpulenteFrau in der Nähe des Seeufersdamit beschäftigt waren, Graburnenaus Styroporschachteln auszupacken.«Die wollten Asche in den Seeschütten», sagte der Hausbesitzergegenüber der «Zürichsee-Zeitung».Als er die beiden fragte, ob sie vonDignitas seien, bejahten sie dies. Obsie die Entsorgung wirklich vollzogen,ist unklar. Im Lieferwagen hättensich rund 20 Urnen befunden.Die Sterbehilfeorganisation antwortetenicht auf eine Anfrage. <strong>Exit</strong>,eine andere Sterbehilfeorganisation,verneint, etwas mit der Aktionzu tun zu haben. «<strong>Exit</strong> hat keinenEinfluss auf die Bestattungsart undbietet auch keinerlei solche Dienstleistungenan», sagt VorstandsmitgliedBernhard Sutter.[…] Rechtlich sind Seebestattungennicht klar geregelt. Das Gewässerschutzgesetzschreibt lediglichvor, dass wasserverunreinigendeStoffe nicht eingelassen werden dürfen.Das kantonale Amt für Abfall,Wasser, Energie und Luft (Awel)erteilt einzelne Bewilligungen fürBestattungen im See. GewerbsmässigeBestattungen will das Awelaber verbieten. […] Zahlen überdiese Bestattungsart sind keine erhältlich.Der Betreiber eines Seetaxissagt, dass er höchstens einmaljährlich einen solchen Auftrag erhalte.Nur ganz vereinzelte Bestattungsunternehmerbieten diesenService an.TA VOM 10. OKTOBER 2008,Artikel Benno Gasser[…] Der Ethiker Klaus Peter Rippespricht über angebliche Seebestattungen,den Tod und die Beihilfezum Suizid.Herr Rippe, haben die Schweizer verglichenmit anderen Nationen einunterschiedliches Verhältnis zumTod?Nein, das glaube ich nicht. Bei dermomentanen Diskussion um Seebestattungengeht es weniger umdas Verhältnis zum Tod als vielmehrum das Verhältnis zu Dignitas.Viele Menschen, die Sterbebegleitungbefürworten, lehnen Dignitastrotzdem ab.Warum bricht jedes Mal grosse Aufregungaus, wenn der Name Dignitasfällt?Das liegt nicht allein an der Beihilfezum Suizid, sondern an Dignitasselbst. Es gibt ja auch die Organisation<strong>Exit</strong>, die nicht negativ auffällt.Dignitas aber schöpft immerwieder die Grenze des rechtlichMöglichen aus. Es fehlt die moralischeSen sibilität. Das ist es, wasden schlechten Eindruck hinterlässt.[…]Hat es auch etwas mit der Form derBestattung zu tun?Ich denke, die Bevölkerung hatnicht generell etwas gegen Seebestattungen.Die Zahl der bestattetenUrnen ist das Problem. Handeltees sich um einen Angehörigen,der eine ein zelne Urne voll Aschebestattet, wäre die Reaktion ganzanders. Aber hier entsteht ein Entsorgungseindruck.Man entsorgtTote wie irgendeine andere Ware.Diese Pietätlosigkeit gegenüberToten erzeugt das momentane Unbehagen.Das Gesundheitsgesetz verbietet «unschicklichenUmgang mit Leichenasche».Was ist für Sie als Ethikerunschicklich?Unschicklich ist, was ich als pietätlosbezeichnet habe. Es ist mangelnderRespekt gegenüber einemToten. Wenn zwanzig Urnen gleichzeitigim See ausgeleert werden,fragt man sich, ob das noch demWunsch der Toten entspricht. […]Handelt es sich um ein grundsätzlichesProblem mit Sterbehilfe?Nein, das denke ich nicht. Im Gegenteil,die Befürwortung der Beihilfezum Suizid ist in der Schweiznicht kleiner geworden, trotz allder negativen Vorkommnisse rundum Dignitas. Überraschend ist dieTatsache, dass Sterbehilfe befürwortetwird, solange es sich umSchweizer handelt. Dass Ausländerin die Schweiz kommen, weilSterbe hilfe in ihrem Land nicht erlaubtist, wird hingegen abgelehnt.Das ist die Angst, dass Sterbehilfezum Geschäft wird, die hier mitspielt.Warum ist Sterbehilfe in vielenSchweizer Nachbarländern verboten?Das hat kulturelle und historischeGründe. Italien und Spanien sindkatholische Länder, in Deutschlandliegt es an der Geschichte. In Italiendiskutiert man zurzeit über passiveSterbehilfe, also das Abstellen vonlebenserhaltenden Geräten. Es wärewünschenswert, wenn auch andereLänder Sterbehilfe erlauben würden.Die Angst der Menschen, dassman länger leben muss, als manwill, ist in allen Ländern da.TA VOM 18. OKTOBER 2008,Interview Petra SchanzEXIT 4/2008 25

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