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DIESSEN GENIESSEN - Marktgemeinde Dießen

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Unser Nikos ist wieder da!<br />

Von Kreta an den Ammersee - Die Kultfigur des Töpfermarkts<br />

Gleich zweimal ist er heuer ins Flugzeug<br />

gestiegen und vom sonnigen Kreta nach<br />

München geflogen: Nikos Kavgalakis<br />

sitzt mit seiner Arbeitsschürze auf einem<br />

irdenen Vorratsgefäß. Um ihn herum<br />

quirlt das Leben der Internationalen<br />

Handwerksmesse in München.<br />

Stumm sitzt er da und lächelt. Er tischt<br />

für Diessens Bürgermeister Herbert<br />

Kirsch griechischen Kaffee und kretische<br />

Bisquits auf. Nikos spricht kein<br />

Wort Deutsch, die Unterhaltung läuft<br />

über seinen Freund und langjährigen<br />

Wegbegleiter Steffen Jacobs. So ist es<br />

auch beim zweiten Deutschland-Aufenthalt,<br />

beim Diessener Töpfermarkt, wo<br />

Nikos in seiner Freiluft-Werkstatt am<br />

Ammerseeufer bei jedem Töpfermarkt<br />

ein Tongefäß nach dem anderen dreht.<br />

Eine große Fan-Gemeinde hat er hier<br />

und für viele ist er die Kultfigur des Mark-<br />

JOHANNISSTRASSE <strong>DIESSEN</strong><br />

tes. Die Besucher lieben ihn und sie lieben<br />

seine Gefäße. Mit Sackkarren kommen<br />

sie an, um sich mit Phítoi (Siehe<br />

auch rechte Spalte) einzudecken. Sie<br />

wollen die Sonne der griechischen Inselwelt<br />

einfangen und das mediterrane<br />

Lebensgefühl mit heimnehmen.<br />

Nikos lebt und arbeitet in dem Dorf Margarites<br />

auf Kreta. Seine Werkstatt ist inzwischen<br />

eine der letzten, in der nach altem<br />

kretischen Verfahren die mächtigen<br />

Vorratsgefäße gedreht werden. In der<br />

dritten Generation pflegt er ein Handwerk,<br />

das seit Tausenden von Jahren besteht<br />

und durch Funde in den Ausgrabungsstätten<br />

von Festos und Knossos<br />

belegt ist. Neben den bauchigen, bis zu<br />

einem Meter hohen Píthoi produziert er<br />

auch andere Vorratsgefäße, die Koronaki<br />

und Sulines. Es sind nicht nur die Gefäßformen<br />

sondern auch die überliefer-<br />

DIE KLEIDERGALERIE<br />

ist Kunst<br />

ten Dekore, die er weiterführt. Die Gefäße,<br />

in denen einst Öl, Feta, Honig, Getreide<br />

oder auch Wolle aufbewahrt wurden,<br />

zieren heute, meist dekorativ bepflanzt,<br />

Terrassen, Gärten und Parks.<br />

Nikos stellt die Töpfe auf alten Drehscheiben<br />

her, kleinere Gefäße entstehen<br />

auf elektrischen Scheiben. Bis zu zehn<br />

Töpferscheiben reiht er auf, an denen er<br />

nach bestimmtem Rhythmus arbeitet.<br />

Ist ein Arbeitsschritt abgeschlossen,<br />

wechselt er zur nächsten Scheibe. Bis er<br />

wieder zum ersten Arbeitsplatz zurückkehrt,<br />

ist dort der Ton angetrocknet. Das<br />

Drehen kann weiter gehen. Für die Gefäße<br />

verwendet er einen hochwertigen,<br />

sehr fetten Ton, der beim Brennen (1050<br />

Grad) dicht und witterungsbeständig<br />

wird. Mit einer Formschiene oder ganz<br />

einfach mit dem Finger entstehen Rillenund<br />

Wellendekore. bb.<br />

TÖPFER AUS MARGARITES<br />

Nikos Kavgalakis<br />

Ägäische<br />

Impressionen in den<br />

Seeanlagen<br />

Jahr für Jahr gruppieren sie sich um die<br />

mächtige Weide in den Diessener Seeanlagen.<br />

Dort, wo der Mühlbach in den<br />

Ammersee fließt: Die Töpferwaren von<br />

Nikos Kavgalakis. Es sind Vorratsgefäße,<br />

wie sie in der Antike im mediterranen,<br />

vor allem ägäischen Kulturraum<br />

benutzt wurden.<br />

Der Píthos (Plural: Píthoi) ist ein großes,<br />

oft übermannshohes, dickwandiges,<br />

bauchiges Vorratsgefäß aus Ton, ähnlich<br />

einer Amphore, jedoch meist mit<br />

flachem Boden. Häufig findet man bei<br />

alten Gefäßen auch Transport-Ösen in<br />

der oberen Hälfte. Durch sie wurden<br />

Seile gezogen, mit denen Píthoi bewegt<br />

werden konnten. Píthoi dienten in erster<br />

Linie der Vorratshaltung, gelegentlich<br />

auch der Bestattung. Ihre Herstellung<br />

erforderte besonderes Können des<br />

Töpfers. Nikos Kavgalakis dürfte einer<br />

der letzten sein, der das alte Handwerk<br />

beherrscht. Für seine lebende Werkstatt<br />

auf dem Diessener Töpfermarkt bringt<br />

er eigens den Ton aus Kreta mit. bb.

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