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Zeig' mir Deine Brille … - Carl Zeiss - Carl Zeiss International

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Vorwort<br />

Wissen schaffen,<br />

Zukunft gestalten<br />

Hubert Markl<br />

Prof. Dr. Hubert Markl ist<br />

Präsident der Max-Planck-<br />

Gesellschaft zur Förderung<br />

der Wissenschaften e.V.<br />

2<br />

Die Max-Planck-Gesellschaft, die 1998 50 Jahre alt<br />

wurde, hat mit heute fast 80 Forschungseinrichtungen im<br />

deutschen und europäischen Forschungssystem einen<br />

festen Stellenwert. Dabei ist die Zusammenarbeit mit<br />

anderen Forschungseinrichtungen und forschungsaktiven<br />

Wirtschaftsunternehmen unabdingbar. Nur wenn alle<br />

Wissenschaftsinstitutionen gemeinsam vorankommen,<br />

werden wir auch gemeinsam mit der Wirtschaft erfolgreich<br />

sein.<br />

Wenn die Grundlagenforschung manchmal etwas<br />

sperrig auf ihrer Unabhängigkeit in der Verfolgung ihres<br />

Erkenntnisstrebens beharrt, tut sie dies nicht, um sich der<br />

Kooperation mit Forschungs- und Entwicklungszielen der<br />

Wirtschaft zu verweigern, oder weil sie in der Illusion lebt,<br />

die finanziellen Ressourcen, die ihr gewährt werden,<br />

wären unabhängig von der Wirtschaft. Forschung will<br />

nützlich sein und ist nützlich, indem sie neues Wissen<br />

hervorbringt, das zu neuem Können befähigt, gerade<br />

indem sie nicht die praktischen Anwendungsziele vor die<br />

Erkenntnissuche spannt, sondern indem sie neues Wissen<br />

nur durch kreative Forschung in erkenntnissuchender und<br />

stets mit dem Risiko des Scheiterns behafteter Freiheit<br />

erlangt.<br />

„Forschung sorgt dafür,<br />

Skulptur der Minerva aus<br />

dunkelgrünem Granit vor<br />

dem Haupteingang des<br />

neuen Max-Planck-Hauses<br />

am Hofgarten in München,<br />

geschaffen von dem<br />

peruanischen Künstler<br />

Fernando de la Jara.<br />

Fotos:<br />

Max-Planck-Gesellschaft.<br />

Aber die Grundlagenforschung schwebt nicht im luftleeren<br />

Raum. Die Industrie mußte in den letzten Jahren<br />

sparen und hat dabei auch ihre Grundlagenforschung<br />

zurückgefahren. Allerdings entwickeln heute die Ingenieure<br />

neue Verfahren und suchen neue Werkstoffe und<br />

dringen dabei<br />

in jene<br />

Bereiche vor,<br />

die einst als ferne Grundlagenforschung alleiniges Feld der<br />

Wissenschaft waren. Auf der anderen Seite haben viele<br />

Forscher die Berührungsängste gegenüber der Wirtschaft<br />

längst überwunden und sehen in einer Kooperation mit<br />

Entwicklungsarbeiten der Industrie eine verlockende Herausforderung.<br />

Jahr für Jahr werden 40 bis 70 Verträge<br />

mit industriellen Partnern abgeschlossen, bei denen es<br />

um Projekte der Max-Planck-Gesellschaft geht, von denen<br />

die Partner ein interessantes Innovationspotential erwarten.<br />

Die Max-Planck-Gesellschaft will die Grundlagenforschung<br />

fördern, die der Industrie eines Tages bei ihrer<br />

eigenen Forschung und Entwicklung weiterhelfen soll.<br />

Ein anderes Feld ist die Förderung des Könnens von<br />

morgen durch Forschung von heute. Es gäbe in der Max-<br />

Planck-Gesellschaft fast beliebig viele Bereiche, an denen<br />

man dies zu demonstrieren vermag. Ein gewichtiger<br />

Ausschnitt unseres Forschens ist die Materialforschung.<br />

Von den drei „Zustandsformen“, in denen die Wirklich-<br />

keit die Wissenschaft herausfordert – Materie, Energie<br />

und Geist, wozu manche heute lieber Information sagen<br />

– von diesen drei Zustandsformen der Realität ist uns die<br />

stoffliche am vertrautesten, und sie scheint daher<br />

vielen auch wissenschaftlich am besten erforscht und<br />

verstanden.<br />

Nicht nur die Max-Planck-Gesellschaft ist überzeugt<br />

davon, dass die wahrhaft interdisziplinäre Querschnittswissenschaft<br />

und Querschnittstechnologie der Materialforschung<br />

– neben der Informations- und Kommunikationstechnologie<br />

und der Molekular- und Zellbiotechnologie<br />

– die wichtigste wissenschaftliche und technikrelevante<br />

Forschungsfront heutiger Naturwissenschaft ist,<br />

zumal, wenn man bedenkt, dass andere Felder, die einem<br />

vielleicht sogleich in den Sinn kommen – z.B. Mikroelektronik,<br />

Nanotechnologie, Wasserstoff-, Solar- oder<br />

Fusionsenergietechnik – alle tief in der modernen Materialforschung<br />

und Materialtechnik verankert und für ihre<br />

erhofften Erfolge u.a. auch maßgeblich von Fortschritten<br />

der Materialforschung abhängig sind.<br />

Stürmisch entwickelt hat sich in den vergangenen Jahrzehnten<br />

aber auch die Biologie mit ihren Schwesternwissenschaften<br />

Medizin und Agrarbiologie. Das Wichtige in<br />

der letzten Zeit ist das rasch fortschreitende, immer tiefer<br />

gründende und weiterreichende Zusammenwachsen aller<br />

naturwissenschaftlichen Disziplinen und der angewandten<br />

Mathematik zu einer einzigen gesamthaften Naturwissenschaft.Weil<br />

wir gelernt haben, was die chemischen,<br />

welche die physikalischen Eigenschaften dieser lebenden<br />

Materie sind und wie sich ihre Funktionsprinzipien mathematisch<br />

modellieren lassen, werden wir in wenigen<br />

dass aus Wissen Können wird“<br />

Jahren das gesamte Genom des Menschen und vieler<br />

Dutzender von Mikroorganismen, Pflanzen und Tieren bis<br />

in die molekularen Grundbausteine entschlüsselt haben.<br />

Dies betrifft keineswegs etwa nur zellbiologische Prozesse.<br />

Dies betrifft mindestens ebenso sehr die Wechselwirkungen<br />

im Verhalten zwischen pflanzenfressenden Tieren<br />

und ihren Futterpflanzen oder die Stoffströme in ganzen<br />

Ökosystemen. Nicht umsonst heißen zwei der neuesten<br />

Max-Planck-Institute in Jena in unmittelbarer Nähe von<br />

<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> „Max-Planck-Institut für chemische Ökologie“<br />

und „Max-Planck-Institut für Biogeochemie“.<br />

Dass Wissen Macht verleiht und Macht immer noch<br />

mehr Wissen erschließbar macht, das hat Francis Bacon<br />

bei aller eigenen Unfähigkeit, davon selbst nützlichen<br />

Gebrauch zu machen, schon richtig erkannt. Aber die<br />

wichtigste Macht ist heute nicht so sehr Einfluss und<br />

Finanzkraft, sondern die Fähigkeit, die eigenen geistigen<br />

Ressourcen voll zu entfalten.<br />

Innovation 7, <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong>, 1999

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