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16<br />
Intensivierte Landnutzung<br />
Mit Beginn der Industrialisierung der Landwirt-<br />
schaft um 1950 wurden die Betriebe in Baden-<br />
Württemberg stark intensiviert. Über künstliche<br />
und hochtechnisierte Hilfsmittel wurde eine<br />
enorme Produktionssteigerungen möglich; die<br />
Auswirkungen auf Grundwasser, Böden, Pflan-<br />
zen- und Tierwelt wurden lange übersehen. In<br />
den siebziger Jahren waren Entwässerung von<br />
Mooren und die Begradigung von Fließgewäs-<br />
sern zur Gewinnung von landwirtschaftlicher<br />
Fläche und zu deren ökonomischer Bewirtschaf-<br />
tung an der Tagesordnung.<br />
Ein stärkeres Bewusstsein für die Auswirkung<br />
dieser Prozesse hat teilweise zu einem Umden-<br />
ken geführt. Erfreulicherweise gibt es inzwischen<br />
gesetzliche Vorgaben, behördliche und private<br />
Bemühungen, diese Entwicklung zu stoppen und<br />
teilweise rückgängig zu machen.<br />
Allerdings liegt der Trend in der landwirtschaft-<br />
lichen Flächennutzung derzeit im Anbau von<br />
„Energiepflanzen“, um den steigenden Bedarf<br />
der Biogasanlagen zu decken. 14 Die Konsequenz<br />
des Anbaus von Pflanzen zur energetischen<br />
Nutzung sind der verstärkte Umbruch von Grün-<br />
land und Brachen in Äcker, die Grünlandintensi-<br />
vierung und die vorgezogene Erntezeit, um alle<br />
Ausgeräumte Ackerlandschaften sind für viele Arten unüberwindbare<br />
Barrieren. Foto: Thomas Stephan<br />
Pflanzenteile energetisch voll nutzen zu können.<br />
Diese veränderte Kultivierung geht mit einer Ver-<br />
einheitlichung der Landschaft und dem Verlust<br />
der Artenvielfalt einher. Im Jahr 2010 wurde mit<br />
22% der gesamten Ackerfläche so viel Mais wie<br />
nie zuvor angebaut, mit einer deutlichen Aus-<br />
weitung von Silomais, der grün geerntet wird.<br />
Eine Tierart, die von Zerschneidung, Flächen-<br />
verbrauch und Intensivierung der Landschaft<br />
besonders betroffen ist, ist die Wildkatze. Sie<br />
benötigt strukturreichen Wald, um sich am Tage<br />
sicher zurückziehen zu können oder dort ihre<br />
Jungen aufzuziehen. In der Dämmerung und<br />
bei Nacht geht sie jedoch auf Jagd nach Mäu-<br />
sen. Ihre Beute findet sie vornehmlich in den<br />
Grenzgebieten des Waldes, in Hecken und an-<br />
grenzenden Wiesen. Die Wildkatze wird deshalb<br />
auch als „Grenzgängerin“ bezeichnet. Um die<br />
Wildkatze und andere an Waldstrukturen ge-<br />
bundenen Arten dennoch weiter fördern zu kön-<br />
nen, müssen vorhandene Konzepte und Pläne in<br />
die Umsetzung gelangen.<br />
14. Hartmann A., (2010): Ackernutzung im Wandel der Zeit.<br />
Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 9/2010. Statistisches<br />
Landesamt Baden-Württemberg (Hrsg.).<br />
Stuttgart. S. 41-43.<br />
Mais wird zunehmend für die energetische Nutzung angebaut mit der<br />
Gefahr, anderen ökologischen Zielen entgegenzustehen. Foto: Christine Fabricius