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Das Museums- Magazin für Schulen - WirRheinländer ...

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IX. Wirtschaftswunder<br />

Die Gunst der Geographie bewahrte<br />

die rheinländer vor Flucht, Vertreibung<br />

und sowjetdiktatur. Aber auch<br />

am rhein suchten Hunderttausende<br />

entwurzelte eine neue Heimat. Im Krieg<br />

erheblich zerstört, wuchsen Düsseldorf,<br />

Duisburg, essen und Köln von 1945 bis<br />

1954 um insgesamt 1,3 millionen einwohner.<br />

Die Zunahme der Bevölkerung<br />

Nordrhein-Westfalens von 11,7 (1946)<br />

auf 13,9 millionen (1952) zwang zur<br />

Wohnraumbewirtschaftung, die mit der<br />

einquartierung wildfremder menschen<br />

vielerorts Ablehnung bei Alteingesessenen<br />

hervorrief.<br />

Die Wohnungen wiesen die Kommunen<br />

zu. Deren selbstverwaltung<br />

wurde im April 1946 nach britischem<br />

Vorbild umorganisiert. Die „ratsverfassung”<br />

verschob das machtgefüge<br />

zugunsten gewählter stadtverordneter.<br />

Ihren Beschlüssen, ergebnis der freien<br />

Konkurrenz der parteien, waren nun<br />

ehrenamtliche Bürgermeister und beamtete<br />

stadtdirektoren unterworfen.<br />

Von den Briten als mittel ihrer „umerziehung”<br />

der Deutschen zu Demokraten<br />

verstanden, prägte diese parlamentarisierung<br />

schon bald die Debatten um<br />

den Wiederaufbau vor Ort.<br />

Aufbau<br />

Nach 1945 traten rheinische städte das<br />

erbe Berlins als Hauptstadt Deutschlands,<br />

Kapitale preußens und unternehmenszentrum<br />

des alten reiches an.<br />

1946 machten die Briten Düsseldorf<br />

zum regierungssitz Nordrhein-Westfalens<br />

im ehemaligen preußen. 1949<br />

wurde Bonn Bundeshauptstadt. Auch<br />

36 Kommern<br />

der Deutsche Industrie- und Handelstag,<br />

der Deutsche Gewerkschaftsbund<br />

und andere Verbände zogen an den<br />

rhein. Für die rheinische Wirtschaft<br />

verkürzten sich die Wege zu einflussreichen<br />

politikern und Lobbyisten um<br />

fast 600 Kilometer.<br />

Ferner stärkten sie Firmenzuzüge<br />

aus Berlin, nachdem die sowjetische<br />

Blockade 1948/49 die labile Lage des<br />

Westteils offenbart hatte.<br />

Trotz Krieg und Demontagen verfügte<br />

das rheinland noch immer über<br />

ein großes Arbeitskräftepotential und<br />

eine strukturell leistungsfähige Großindustrie.<br />

Der aufkeimende Ost-West-<br />

Konflikt förderte bei den Westmächten<br />

die einsicht, dass der Wiederaufbau<br />

ihrer Zonen, ja Westeuropas, ohne eine<br />

Gesundung der Wirtschaft an rhein<br />

und ruhr nicht gelingen konnte. statt<br />

die westdeutsche Infrastruktur durch<br />

entnahmen aus dem verbliebenen<br />

produktionsapparat fortwährend zu<br />

schwächen, verhalf der marshall-plan<br />

der usA den Deutschen zu strategischen<br />

Anschubfinanzierungen und<br />

neuer Kreditwürdigkeit.<br />

Bis mitte 1952 befristet und zur<br />

Hälfte geliehen, wirkte die amerikanische<br />

Hilfe <strong>für</strong> Westdeutschland wie<br />

eine Initialzündung, wirtschaftlich und<br />

psychologisch. Hauptempfängerland<br />

war Nordrhein-Westfalen, wo das Geld<br />

in erster Linie in den Kohlebergbau, das<br />

Nachrichten- und Verkehrswesen sowie<br />

die energieversorgungsbetriebe floss.<br />

schon 1951 übertraf die Industrieerzeugung<br />

der Bundesrepublik<br />

den stand von 1938. Am ende des<br />

Jahrzehnts sollte sie sich mehr als<br />

verdoppelt haben.<br />

Von 1950 bis 1960 verdreifachte<br />

sich das Bruttoinlandsprodukt. 1952<br />

erzielte man erstmalig einen exportüberschuss.<br />

marshall-plan, mark und marktwirtschaft<br />

hauchten der Wirtschaft<br />

erstaunlich schnell neues Leben ein.<br />

so stieg auch der Durchschnittsverdienst<br />

in den 1950er Jahren real um<br />

50 prozent. Der Arbeitsaufwand <strong>für</strong><br />

Artikel des Grundbedarfs sank um 30,<br />

<strong>für</strong> Genussmittel und Luxusgüter um<br />

50 bis 60 prozent.<br />

Allerdings verharrte die Arbeitszeit<br />

der sechstagewoche bei rund 48<br />

stunden. Die D-mark verteuerte viele<br />

Waren und verlor bis 1959 ein Fünftel<br />

ihrer Kaufkraft.<br />

Die Hoffnung, die Währungsreform<br />

mit einem „Kopfgeld” von 60 Dm werde<br />

Volkes reichtum gerechter verteilen,<br />

trog: 1960 gehörten einem sechstel<br />

aller Haushalte fast drei Viertel des<br />

privatvermögens.<br />

Lebensverhältnisse<br />

der 50er Jahre<br />

Bald nahm die Wohlstandsrepublik<br />

deutlich Konturen an – nicht nur bei<br />

den Konfektionsgrößen. „Fresswelle”,<br />

„Kleidungswelle” und „WohnungsweIle”<br />

rollten durchs Land. musik- und<br />

Heimatfilme begleiteten die erste<br />

„reisewelle” in die Berge bis nach<br />

Italien. Auch rhein und mosel lockten.<br />

<strong>Das</strong> Traumziel aber war Amerika. sein<br />

Lebensstil setzte maßstäbe, weckte<br />

sehnsüchte: Kühlschrank und Fernseh-

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