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Bürgerentscheid zur U-Bahn getroffen – und was jetzt??? Es berichtet Dieter Sauer stellv. CSU Ortsvorsitzender <strong>Zirndorf</strong>er <strong>Blatt</strong> Nr. 135 • IV/2009 <strong>Zirndorf</strong>s Bürger haben zum Thema U-Bahn und Altfeldbebauung entschieden! Die angedachte Bebauung des Altfeldes und die vorgesehene Streckenführung der U3 wurden deutlich abgelehnt. Was bedeutet das nun für den südlichen Fürther Landkreis sowie speziell für die Städte <strong>Zirndorf</strong> und Oberasbach, die täglich mit der pulsierenden Verkehrsader, der Rothenburger Straße konfrontiert sind und mit Lärm, Abgasen und verstopften Straßen zu kämpfen haben. Die erhoffte, mittelfristige Entlastung durch eine U-Bahn ist nun wohl in weite Ferne gerückt. Dazu ein Interview mit Oberasbachs Erster Bürgermeisterin Birgit Huber, CSU, sowie dem CSU-Fraktionsvorsitzenden Dr. Jürgen Schwarz-Boeck ZB: Frau Erste Bürgermeisterin, was bedeutet nun für Oberasbach konkret der Entscheid der <strong>Zirndorf</strong>er Bürger? Birgit Huber: Die <strong>Zirndorf</strong>er Bürger haben sich in erster Linie nach meinem Dafürhalten gegen die Bebauung des Altfeldes und nicht gegen ein schienengebundenes Verkehrsmittel ausgesprochen. Wir brauchen eine Verkehrsentlastung der Rothenburger Straße, daran ist ebenfalls die Stadt <strong>Zirndorf</strong> interessiert. So wurde auch mit finanzieller Unterstützung <strong>Zirndorf</strong>s ein weiteres Gutachten zur standardisierten Bewertung alternativer schienengebundener Trassenführungen in Auftrag gegeben. ZB: Welche Alternativen, das Verkehrsproblem in der Rothenburger Straße in den Griff zu bekommen, stehen Ihnen bzw. Oberasbachs Fraktionen im Stadtrat jetzt zur Verfügung? Dr. Jürgen Schwarz-Boeck: Wir sehen generell zwei Ansätze, dem Verkehrsproblem die Stirn zu bieten: a) eine schienengebundene Lösung und b) eine straßengebundene Alternative dazu. Für ein schienengebundenes System sprechen auf lange Sicht gesehen sowohl die niedrigeren Betriebskosten als auch die Erhöhung der Gesamtkapazitäten durch unabhängige Streckenführung der beiden vorhandenen Verkehrssysteme. Wir sehen prinzipiell ergebnisoffen einer neuerlichen Begutachtung der Verkehrsplaner entgegen, bei der vorliegenden Datenlage gehen wir allerdings davon aus, dass ein schienengebundener Anschluss an das Nürnberger U-Bahnnetz am sinnvollsten ist. Bus- und/oder Schnellbuslinien (=straßengebundene Alternative) geben wir keine große Chance ohne tief greifende strukturelle Änderungen in der Verkehrsführung der Rothenburger Straße, um hier entscheidend verkehrsentlastend tätig zu werden. Von einem leistungsfähigen, neuen Verkehrs system versprechen wir uns deutliche Entlastungen im Individualverkehr. Eine Reaktivierung der Bibertbahn-Linie auf der alten Streckenführung scheint mir nach den vorliegenden Daten nicht sinnvoll. Ich verweise hier nochmals auf meine ausführliche Stellungnahme im letzten „Oberasbacher Aktuell“. ZB: Welche der aufgeführten Alternativen favorisieren Sie sowie die CSU- Fraktion? Birgit Huber: Wie gesagt, wir geben einem schienengebundenen System den Vorrang vor einer Buslösung. Die letzten Untersuchungen haben ergeben, dass der sogenannte Quellverkehr, hierbei handelt es sich um Verkehrsteilnehmer, die in Oberasbach und <strong>Zirndorf</strong> wohnen aber im Ballungsraum Nürnberg ihrer Beschäftigung nachgehen und mit dem PKW ihre Arbeitsstelle aufsuchen, zu 2/3 am Gesamtverkehrsaufkommen in der Rothenburger Straße beteiligt sind. Darauf müssen wir reagieren und deshalb ist eine Schienenlösung auf eigener Trasse unser Favorit. ZB: Würden Sie einem zweistufigen Konzept bestehend aus einem Park&Ride Parkplatz in Zdf.-Leichendorf in Verbindung mit einer Schnellbuslinie mit Grünphasen-Vorrangschaltung an den Ampeln der Rothenburger Straße zum derzeitigen U3 Endhaltepunkt Gustav-Adolf- Straße (kurzfristig realisierbar) verbunden mit einer mittelfristigen zu realisierenden, schienengebundenen Lösung (= U-Bahn, Stadtbahn, o. ä.) zustimmen können? Dr. Jürgen Schwarz-Boeck: Man könnte sich bei einem Verzicht auf die U-Bahn auch eine intelligente straßengebundene Alternative vorstellen. Dies würde bedeuten, den vorhandene Straßenraum der Rothenburger Straße bedarfsgesteuert zu nutzen. Die in den Stoßzeiten weniger genutzte Gegenspur könnte z.B. durch ein Verkehrsleitsystem ohne gravierende Störungen des Individualverkehrs für Schnellbusse aus den Siedlungsschwerpunkten genutzt werden. Auch Ampelvorrangschaltungen könnte man überlegen, um die Bewohner letztlich in Gebersdorf in das U-Bahnsystem einzuschleusen. ZB: Können Städte wie <strong>Zirndorf</strong> oder Oberasbach die Problematik der vorherrschenden Verkehrsströme eigentlich noch für sich alleine lösen? Brauchen wir nicht ein ganzheitliches Konzept für den öffentlichen Nahverkehr im Landkreis Fürth? Birgit Huber: Nein, die Kommunen können die Problematik nicht im Alleingang lösen. Deshalb hat der Landkreis Fürth einen Nahverkehrsplan entwickelt, der stetig aktualisiert und den neuen Gegebenheiten angepasst wird. Der Landkreis koordiniert die Bedürfnisse der Kommunen hinsichtlich des öffentlichen Nahverkehrs, dazu ist er gesetzlich verpflichtet. Natürlich brauchen wir ein ganzheitliches Konzept nicht nur des Landkreises, sondern auch für die angrenzenden Gebiete der Städte Fürth und Nürnberg ZB: Welche Rolle könnte der VGN als Dienstleister und Anbieter für den öffentlichen Nahverkehr in der Metropolregion Nürnberg spielen? Moderator und/oder Vermittler zwischen den Städten Nürnberg, Fürth, Oberasbach und <strong>Zirndorf</strong> bzw. dem Landreis Fürth? Birgit Huber: Alle sind gefordert, d. h. VGN, Straßenbaulastträger, Landkreis und Kommunen müssen an einem Strang ziehen um zukunftstaugliche Systeme für den öffentlichen Nahverkehr zu planen und bereit zu stellen. Bei größeren Investitionssummen in zweistelligen Millionenbeträgen können die Kommunen keinen eigenständigen Weg einschlagen. ZB: Was wünschen Sie sich für die Oberasbacher Bürger als finale Lösung der Verkehrsproblematik rund um die Rothenburger Straße? Birgit Huber und Dr. Jürgen Schwarz-Boeck: Unser gemeinsames Ziel ist es, den Individualverkehr in der Rothenburger Straße ausgehend vom heutigen Niveau um 10 bis 20 Prozent zu senken, so sehen es auch die Oberasbacher Bürger. Dies wäre unseres Erachtens eine vernünftige Zielvorstellung und würde uns in einen Bereich bringen, wie wir ihn z.B. in den Ferienzeiten vorfinden. Wir halten aber nichts von Erziehungsmaßnahmen gegenüber den Bürgern, um sie zu einem Umstieg auf den ÖPNV zu zwingen. Solche Versuche sind in den 80er Jahren ja bereits in Nürnberg krachend gescheitert. Dazu brauchen wir ein leistungsfähiges, zukunftorientiertes Nahverkehrssystem, das in einem überschaubaren Zeitraum realisiert werden kann und somit den Bürgern von Oberasbach, <strong>Zirndorf</strong> sowie Anwohnern und den zukünftigen Bewohnern des Landkreises Fürth eine Alternative zum eigenen PKW bieten kann. Wir möchten nochmals betonen, dass wir im Moment die U-Bahn für die vielversprechendste Lösung halten – aber buchstäblich nicht um jeden Preis. ZB: Herzlichen Dank Ihnen Beiden für Ihre aufrichtige und interessante Stellungnahme und alles Gute für die Zukunft. Dieter Sauer 17