12.07.2015 Aufrufe

Islam und Europa - Robert Bosch Stiftung

Islam und Europa - Robert Bosch Stiftung

Islam und Europa - Robert Bosch Stiftung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

politische Zwecke auch noch ausdrücklich propagiert werden(Anm. 2).Die zahlreichen bereits bestehenden Dialogbemühungensind in dieser Situation wie Oasen in der Wüste. Sie stehenaber anscheinend machtlos vor der Tatsache, daß sich inunserer Welt sinnlose Gewalttätigkeiten immer mehr durchsetzen.Diese dokumentierten sich vor allem in der letztenZeit in zahlreichen Kriegsverbrechen in vielen Ländern unsererWelt. Die davon Betroffenen sind meistens Muslime.Die Hindernisse für die Verständigung in einem Dialogzwischen <strong>Islam</strong> <strong>und</strong> dem Westen bestehen vorwiegend inIgnoranz. Diese Ignoranz betrifft das, was in unserer Welttatsächlich passiert, warum es passiert <strong>und</strong> was dagegenunternommen werden muß. Die Folgen dieser Ignoranz sindFehleinschätzungen <strong>und</strong> Mißverständnisse in unserer „schönenneuen Welt“, die aber im Gr<strong>und</strong>e so schrecklich ist,jedenfalls für ihre Opfer.Diese verkehrten Einstellungen <strong>und</strong> Mißverständnisseführen auf beiden Seiten allzu leicht entweder zu einem engstirnigenFanatismus oder auch zu einer müden Gleichgültigkeit<strong>und</strong> Hoffnungslosigkeit. Die Übersicht über das,was in unserer Welt geschieht <strong>und</strong> was zu geschehen hat,wird für die meisten Menschen immer schwieriger, soweit siesich überhaupt noch darum bemühen, denn die nötige globalePerspektive fehlt. An ihre Stelle treten die Bemühungenvor allem der meisten Massenmedien um eine täglicheGehirnwäsche. Hierbei wird oft in ungerechter Weise dasIdealbild von der eigenen Kultur – deren Werte man dadurchschützen will – mit dem verzerrten Bild der anderenKultur verglichen.Die Kultur der anderen – mit der wir jetzt doch oft tagtäglichkonfrontiert werden, denn sie ist nicht mehr weit wegwie früher – erscheint infolgedessen als fremd <strong>und</strong> unver-ständlich, ja, geradezu feindlich. Bestimmte Interessengruppenbenutzen offensichtlich unter anderem in den Massenmediendie Tatsache, daß in Situationen allgemeiner Unsicherheit<strong>und</strong> Ratlosigkeit das Gruppen-Ich ein Feindbildbraucht (Anm. 3).Nach dem Ende des Kalten Krieges zwischen demWesten <strong>und</strong> dem kommunistischen Osten tritt jetzt eigentlichder Nord-Süd-Konflikt zwischen den reichen <strong>und</strong> armenLändern, der sich verschlimmert, mehr in den Vordergr<strong>und</strong>des Geschehens. Aber man hat die Aufmerksamkeit von diesenkatastrophalen Entwicklungen abgelenkt, indem man einneues Feindbild im <strong>Islam</strong> schuf. Damit konnte man in derletzten Zeit <strong>und</strong> noch heute viele Gewalttätigkeiten gegenverschiedene Völker in eine künstlich geschaffene Perspektivestellen. Daß de facto – wenn auch nicht immer mit Worten– auf diese Weise eine ganze Kultur zum Feind erklärtwird, beweist die Geschicklichkeit <strong>und</strong> Rücksichtslosigkeitder oben bereits erwähnten Interessengruppen, die das veranlassen.Aber es beweist vor allem auch die Ignoranz <strong>und</strong>Rückständigkeit unserer einseitig technisch hochentwickeltenWelt, die sich – im Gr<strong>und</strong>e gegen ihr eigenes Interesse – soleicht in diese schwierige Situation hineinmanipulieren läßt.Dabei zeigt doch bereits ein kurzer Blick auf die Geschichte,daß in sich betrachtet Kulturen niemals unsereFeinde sind, sondern im Gegenteil eher Retter. Die Menschheithat doch schon immer um ihr Überleben durch dieEntwicklung von Kultur gekämpft, <strong>und</strong> darüber hinauswurde ihre Existenz durch die Fülle der nebeneinander existierendenKulturen ermöglicht. Vielfalt ermöglicht die Einheitder Welt. Alle Kulturen gehören daher in diesem Sinnezu den größten Schätzen in unserer Welt, ohne derenSpiritualität sie untergehen würde.1819

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!