700.000 Euro für Computertomo- graphie Namensgalerie der TFH ...
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tfh 4|07<br />
campus<br />
Druck auf Standort Deutschland wächst<br />
Studiengangsexkursion zur Aluminium Gießerei<br />
»Der Druck auf den Standort Deutschland<br />
wächst«, dieser Satz ist oft zu hören.<br />
Was er konkret bedeuten kann, erfuhren<br />
die Studierenden des Master-Studiengangs<br />
Maschinenbau Produktionssysteme<br />
bei ihrer Exkursion zur Aluminium<br />
Gießerei Pierburg in Berlin. Als Gastgeber<br />
gewährte Dr. Michael Mielke, Leiter<br />
des Pierburg-Werks Berlin, einen umfassenden<br />
Einblick in die Leichtmetallgießerei.<br />
Die Veranstaltung wurde von <strong>der</strong><br />
gemeinnützigen Gesellschaft <strong>für</strong> Produktionsmanagement<br />
organisiert, in <strong>der</strong>en<br />
Vorstand <strong>der</strong> Studiengangsleiter Prof.<br />
Dr.-Ing. Nicolas Sokianos tätig ist.<br />
Die Firma Pierburg gehört zum Rheinmetall<br />
Konzern und ist Spezialist <strong>für</strong> Schadstoffreduzierung,<br />
Luftversorgung, Drosselklappen<br />
und Magnetventile sowie Öl-,<br />
Vakuum- und Wasserpumpen. Am Standort<br />
Berlin werden elektrische Drosselklappen,<br />
elektrische Antriebsmodule, so<br />
genannte Aktuatoren, und Abgasrückführungssysteme<br />
gefertigt. Die Kernkompetenzen<br />
liegen im Druckguss von Leichtmetallen,<br />
<strong>der</strong> anschließenden mechanischen<br />
Bearbeitung und <strong>der</strong> Endmontage.<br />
Mit rund 50 Mitarbeitern und einer<br />
Tageskapazität von mehr als drei Tonnen<br />
werden in <strong>der</strong> Gießerei hauptsächlich die<br />
Aluminium-Gehäuse <strong>für</strong> die Drosselklappen<br />
hergestellt. Kernprozesse sind das<br />
Gießen (wobei die Formen nicht selbst<br />
Gegossene Drosselklappengehäuse aus einer<br />
Vierfach-Form.<br />
Der Leiter <strong>der</strong> Gießerei Werner Jäpel erläutert die Druckgusswerkzeuge von Pierburg.<br />
gefertigt werden), das Stanzen und Entgraten<br />
und die Oberflächenbearbeitung.<br />
Trotz einer Vielzahl von angemeldeten<br />
Patenten ist die Fertigungstechnologie<br />
des Druckgießens weit verbreitet. Es gibt<br />
also mehr als genug Konkurrenten. Es ist<br />
schon vorgekommen, dass Teile an die<br />
direkte Konkurrenz geliefert werden, aber<br />
selbstverständlich nicht ohne im Gegenzug<br />
etwas aus <strong>der</strong> Palette des Mitbewerbers<br />
zu beziehen.<br />
Bei <strong>der</strong>art komplexen Gussteilen, wie<br />
sie Pierburg fertigt, und den schwer zu<br />
beherrschenden Fertigungsverfahren ist<br />
eine interne Ausschussrate von nur vier<br />
bis fünf Prozent beachtlich. In <strong>der</strong> Automobilindustrie<br />
ist jedoch die Null-Fehler-<br />
Philosophie allgegenwärtig. Der Soll-Wert<br />
<strong>für</strong> Pierburg liegt im Jahr 2007 bei 30<br />
ppm. Diese niedrigen Raten können nur<br />
durch ein hervorragendes Produktionssystem<br />
gewährleistet werden.<br />
Neben Werkerselbstkontrolle (Selbstkontrolle<br />
des Produktionsmitarbeiters) und geson<strong>der</strong>ten<br />
Sichtprüfungen werden Röntgengeräte<br />
und Kameras eingesetzt, um die<br />
Qualitätsstandards zu erreichen. Dies ist<br />
ein erheblicher Kostenfaktor – geschätzte<br />
150.000 <strong>Euro</strong> sind eine realistische Annahme.<br />
Kein Wun<strong>der</strong>, dass man allerorts<br />
die »klagenden« Lieferanten hört: »Die<br />
Teile dürfen nichts kosten, müssen aber<br />
qualitativ in <strong>der</strong> ersten Liga spielen.«<br />
Fotos: Sokianos<br />
Die Alternative <strong>für</strong> die Einkäufer sind<br />
die Produkte aus den so genannten »Low<br />
Cost Countries«. Die Lohnkosten eines<br />
Werkes in Tschechien liegen zum Beispiel<br />
bei etwa einem Sechstel <strong>der</strong>er in Deutschland.<br />
Hinzu kommt, dass es bereits viele<br />
Original Equipment Manufacturer (OEM)<br />
gibt, bei denen die Einkäufer einen<br />
bestimmten Anteil des Einkaufsvolumens<br />
aus »Low Cost Countries« beziehen müssen.<br />
Zielabweichungen werden bestraft.<br />
Nach einer ausführlichen Firmenpräsentation<br />
führte Herr Jäpel, Leiter <strong>der</strong><br />
Gießerei, die Teilnehmer durch die Gewerke<br />
»seiner heiligen Hallen«. Mit seiner<br />
Erfahrung aus mehr als 30 Jahren im<br />
Gießen technischer Bauteile erläuterte er<br />
die Arbeitsvorgänge an verschiedenen<br />
Maschinen, die dabei verwendeten Werkzeuge<br />
sowie die Prozessabläufe inklusive<br />
<strong>der</strong> Qualitätssicherung. Zum Abschluss<br />
des Treffens gab es eine Diskussionsrunde,<br />
in <strong>der</strong> die beiden Pierburg-Verantwortlichen<br />
bereitwillig auf heikle Fragen Rede<br />
und Antwort standen.<br />
Der Druck auf den Standort Deutschland<br />
wächst unaufhörlich. Studierende<br />
des Master-Studienganges MPM werden<br />
auf die Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Globalisierung<br />
<strong>der</strong> Produktion vorbereitet.<br />
Prof. Dr.-Ing. Nicolas P. Sokianos, FB VIII