E - Tauriska
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Sommer 2012<br />
Matthias Mulitzer<br />
Architekt mit langem Atem S. 24<br />
Domquartier Salzburg<br />
Neues Highlight im Herzen der Altstadt S. 18<br />
Die Kelten kommen<br />
Keltenmuseum Hallein<br />
wird Urgeschichte-Museum<br />
des Landes<br />
S. 6<br />
Erzbischof Marcus Sitticus<br />
Ausstellung, Konzerte und Buch S. 25
Liebe Leserinnen und Leser!<br />
Die Keltenausstellung in Hallein 1980 war<br />
meine erste – glücklicherweise gelungene –<br />
Arbeit für das Land Salzburg, für die mich<br />
Landeshauptmann Wilfried Haslauer engagiert<br />
hatte. Der große Erfolg dieses Ausstellungs-Projektes<br />
rückte Hallein erstmalig<br />
international in den Mittelpunkt der „Keltischen<br />
Welt“. Die Stadt Hallein hat in der<br />
Folge, zusammen mit dem Land und dem<br />
unvergessenen Museumsdirektor Kurt Zeller,<br />
ein wunderbares Museum geschaffen.<br />
Der Traum von 1980, Hallein verdientermaßen<br />
permanent als internationalen<br />
Mittelpunkt der Kelten zu positionieren,<br />
geht nun in Erfüllung.<br />
Landeshauptmann-Stv. Wilfried Haslauer<br />
initiierte eine Kooperation mit dem Salzburg<br />
Museum. Dessen Direktor Erich Marx nahm<br />
die Idee auf und das Ergebnis ist zweifellos<br />
ein Geniestreich für Salzburg: Das Keltenmuseum<br />
wird Archäologisches Landesmuseum<br />
für Urgeschichte. 1980 schuf der Ausstellungsgraphiker<br />
Werner Hölzl das noch<br />
immer zeitgemäße Plakat-Sujet „Die Welt<br />
der Kelten“ (Bild links) und die Titelzeichnung<br />
zum Kelten-Sonderheft<br />
des Szene-Magazins<br />
(Bild oben). Diese<br />
stellt einen keltischen<br />
Streitwagenlenker und<br />
Krieger dar. Letztere<br />
war Vorbild für Kurt<br />
Zeller, die Szene in<br />
einer lebensgroßen<br />
Figurine nachzustellen (siehe Titelbild).<br />
Diese wird nun vor dem Keltenmuseum<br />
aufgestellt, um Besucher anzulocken.<br />
Ein ganz außergewöhnliches Schatzkammerprojekt<br />
wurde hindernisreich über mehrere<br />
Jahre von den Kulturellen Sonderprojekten<br />
betreut. Das Kloster auf der Kinderalm in St.<br />
Veit ist geistig wie baulich Realität geworden.<br />
Editorial - Inhaltsverzeichnis<br />
Dem empathischen<br />
Architekten Matthias<br />
Mulitzer widmete<br />
kürzlich die „Frankfurter<br />
Allgemeine Zei-<br />
Fotos (2): W. Hölzl<br />
tung“ einen zweiseitigen<br />
Beitrag und würdigte seine Klosterbauwerke<br />
hier und u.a. in Lateinamerika. Seine Heimatgemeinde<br />
Goldegg veranstaltet für Matthias<br />
Mulitzer im Herbst eine Ausstellung im<br />
Schloss Goldegg.<br />
Michaelbeuern war vor mehr als drei Jahrzehnten<br />
sozusagen Ursprungsort der Initiative<br />
„Dorf -und Stadterneuerung“, die dann<br />
das ganze Land erfasste. Leopold Kohr war<br />
seinerzeit der Eröffnungsredner. Nach seiner<br />
Idee „der Rückkehr zum menschlichen Maß“<br />
gründen jetzt Bürgerinnen und Bürger des<br />
Ortes – der spirituelle wie kunstsinnige Abt<br />
ist mit dabei – die Initiative „Forum Michaeli“.<br />
Die Leopold Kohr-Akademie, die Kulturellen<br />
Sonderprojekte und die Gemeindeentwicklung<br />
des Landes sind als Helfer beteiligt.<br />
Kürzlich votierte eine starke int. Community<br />
ausgehend von der Hansestadt Bremen mit<br />
dem rührigen Journalisten Theo Schlüter den<br />
Alternativ-Nobelpreisträger und Philosophen<br />
Leopold Kohr in das Magazin der<br />
renommierten deutschen Wochenzeitung<br />
„Die ZEIT“. Mit seiner Lehre vom „Menschlichen<br />
Maß“ holt Kohr die Menschen wieder<br />
auf ihre Reichweiten zurück – „Small is<br />
powerfull“. Nur im Kleinen entsteht die<br />
geballte Energie für „Großartiges“. Ich konnte<br />
in den 1980er-Jahren im Zuge der Kelten-<br />
Ausstellung Leopold Kohr für den deutschsprachigen<br />
Raum entdecken und seine Philosophie<br />
wurde zum Programm des Vereines<br />
TAURISKA mit der zugehörigen Leopold<br />
Kohr-Akademie in Salzburg und Neukirchen.<br />
Leopold Kohr-Thesen erweisen sich nahezu<br />
täglich mehr und mehr als richtig.<br />
Alfred Winter<br />
Impressum<br />
TAURISKA-Magazin Sommer 2012 in den Salzburger Nachrichten, A-5010 Salzburg, Postfach 70. © Verlag TAU-<br />
RISKA – Verein für Kultur und Regionalentwicklung, 5741 Neukirchen, Kammerlanderstall. Titelbild: Keltischer<br />
Streitwagen vom Keltenmuseum Hallein, Foto: Walter Schweinöster, Architekt Matthias Mulitzer, Foto: Archiv<br />
Mulitzer/Peter Dressler, Domquartier Salzburg, Erzbischof Marcus Sitticus, Foto: Dommuseum. Redaktion:<br />
Susanna Vötter-Dankl, Christian Vötter und Mag. Günther Nowotny. Künstlerische Gestaltung: Prof. Alfred Winter.<br />
Lektorat: Dr. Helga Mitterhumer. Autorinnen/Autoren: Dr. Wilfried Haslauer (Landeshauptmann-Stv.), Prof. Alfred<br />
Winter (Verleger), Dr. Christine Schweinöster (Journalistin und Pressefotografin), Dr. Doris Fuschlberger (Land<br />
Salzburg), Cornelia Praschl (Studentin der Vergleichenden Literaturwissenschaften und Romanistik), Mag. Josef<br />
Bruckmoser (Ressortleiter Wissenschaft/Gesundheit/Religion bei den Salzburger Nachrichten), Mag. Eva<br />
Pittertschatscher (Publizistin), Walter Schweinöster (Journalist und Pressefotograf), Dr. Elisabeth Resmann (Leiterin<br />
der Kulturellen Sonderprojekte), Dr. Lucia Luidold (Referatsleiterin Salzburger Volkskultur), Mag. Ulrike<br />
Guggenberger (Journalistin), Pit Thommes (freier Journalist), Mag. Dagmar Bittricher (Museumsreferentin, Land<br />
Salzburg), Dr. Andrea Blöchl-Köstner (Kulturelle Sonderprojekte), Christoph Promberger (Salzburger Bachgesellschaft),<br />
Dr. Heinz Kaiser (Kulturverein Schloss Goldegg). Für Programme werden keine Haftungen übernommen.<br />
Satz, Repro: anhaus werbemanufaktur, Neukirchen. Druck: Oberndorfer Druckerei<br />
INHALTSVERZEICHNIS<br />
04 Salzburgs Riesenpotenzial: Lucky Strikes<br />
Back · Jung & Alt, solidarisch & aktiv<br />
05 Interview: Landeshauptmann-Stv. Wilfried<br />
Haslauer über die Zukunft der Kelten und<br />
der Museumslandschaft<br />
06 Keltenmuseum wird Urgeschichte<br />
Museum des Landes<br />
09 Der Code der Schnabelkanne von Wolfgang<br />
Kauer · Zwei Bücher von Birgit Jäckel<br />
· Träume aus Leinen von Richard Vill<br />
10 Beginn einer spannenden Entdeckungsreise:<br />
Die Kelten am „Steinerbichl“<br />
11 Menschen mit einer Botschaft – Zu<br />
Besuch beim Right Livelihood Award ·<br />
Elisabeth Resmann – Kulturelle Sonderprojekte<br />
12 Salzburger Regionenforum · Salzburg in<br />
Bremen 2012 · Kohr-Denkmal in Oberndorf<br />
13 Praktische Lehren im Sinne Leopold Kohrs<br />
14 Energie, die wir selbst haben ·<br />
Forum Michaeli<br />
16 Regionalmuseen – Veranstaltungen und<br />
Jubiläen<br />
17 Ehren.Sache – Seminare für Multiplikator-<br />
Innen der Volkskultur und der regionalen<br />
Bildungsarbeit · Salzburger Lieder- und Jodlerschatztruhe<br />
· Kleinod Salchegg-Kapelle<br />
18 Domquartier als neues Highlight im Herzen<br />
der Altstadt<br />
20 Literaturhaus Henndorf – Ein Lebenszeichen<br />
aus der einstigen literarischen Hochburg<br />
am Wallersee · „Cantabile“ – das<br />
Motto des Mattseer Diabelli Sommers<br />
21 Auf den Spuren der Zinkenbacher<br />
Malerkolonie<br />
22 Sigismund Neukomm – Musikalischer<br />
Weltenbummler mit Salzburger Wurzeln ·<br />
Recreation-Festival 2012<br />
23 Der „Salzburger Haydn“ – Michael<br />
Haydn zum 275. Geburtstag<br />
24 Matthias Mulitzer – Ein Architekt mit langem<br />
Atem<br />
25 Die Zeit des Marcus Sitticus – Erzbischof<br />
von Salzburg<br />
26 CINDERELLA – Salzburger Kinderfestspiele<br />
· SalzART Festival · Kirchenkonzerte<br />
in St .Leonhard bei Tamsweg<br />
27 StreetlifeMAD geht nach Istanbul · Seebühne<br />
Seeham – DVD zu Leopold Kohr<br />
28 „Rauris Extrem“ · Engagiert: Der Gasteiner<br />
Kulturkreis · Sonderschau „Querland“<br />
im Heimatmuseum Mittersill<br />
29 Die zweite Runde des Partnerschulprogramms<br />
im Nationalpark Hohe Tauern<br />
30 25 Jahre Kulturverein m2-kulturexpress in<br />
Neukirchen<br />
31 LeRoXa lassen es br(j)odeln ·<br />
25 Jahre „Niedernsiller Stund“<br />
33 „SaporiAlpini – AlpenGenuss“<br />
34 Kochbuch: Altes Wissen wieder beleben ·<br />
Krimi: TAURISKA und das Mistelamulett<br />
35 TAURISKA-Festival-Programm<br />
36 Ausstellung: Mit komischer Kunst<br />
in die Welt hinaus<br />
TAURISKA Magazin / Sommer 12 3
Salzburgs Riesenpotenzial:<br />
„Lucky Strikes Back“<br />
V<br />
or vier Jahren waren sie noch eine kleine<br />
Schülerband. Nun avancierten sie zu<br />
einer der größten Vorzeigebands der Salzburger<br />
Szene: „Lucky Strikes Back“. Die<br />
Jungs sind die diesjährigen Gewinner des<br />
„Austrian Live Award“ und konnten sich<br />
dabei gegen sagenhafte 1000 Bands durchsetzen.<br />
Das Finale Anfang Mai im Wiener<br />
Prater entschieden sie souverän für sich.<br />
„Lucky Strikes Back“ besteht aus sieben<br />
Musikern, deren größte Leidenschaft es ist,<br />
auf der Bühne zu stehen und das Publikum<br />
mit ihrer Musik von den Alltagssorgen wegzulotsen.<br />
Die Band versteht es, Pop- mit<br />
Hip-Hop-Elementen zu kombinieren, ihr<br />
Hit-Potenzial ist enorm. Gegründet 2007,<br />
spielten „Lucky Strikes Back“ schon etliche<br />
Supports vor internationalen Musikgrößen<br />
(Reelbigfish, Streetlight Manifesto, Mono<br />
und Nikitaman, Vanilla Sky, The Locos,<br />
Mondscheiner, Killerpilze). Im November<br />
2010 erschien das erste Album der Ausnahmeband<br />
mit dem Namen „So sieht’s aus“.<br />
Neben Auftritten bei den Festivals Nova<br />
Rock, Donauinsel und Sziget planen sie eine<br />
Tournee. Dieser Tage erscheint ihre Single<br />
„Wir sind, wie wir sind“ von ihrem zweiten<br />
Album, das im Herbst auf den Markt kommt.<br />
„Noch besser und bekannter werden“ ist ihr<br />
Ziel. Stehenbleiben gibt’s auf keinen Fall!<br />
C.S.; Foto: Lucky Strikes Back<br />
Information:<br />
https://www.facebook.com/pages/Lucky-<br />
Strikes-Back/333345050012,<br />
Dominique.Schichtle@gmx.at<br />
4<br />
TAURISKA Magazin / Sommer 12<br />
Veranstaltungen<br />
Im Europäischen Jahr des aktiven Alterns und der<br />
generationsübergreifenden Solidarität 2012 veranstaltet<br />
das Katholische Bildungswerk zum ersten<br />
Mal in Salzburg eine Schwerpunktreihe zu diesem<br />
wichtigen Thema. Foto: Folder BildungsPrimetime<br />
Jung & Alt –<br />
solidarisch & aktiv<br />
I<br />
n der Zeit von 3. bis 17. November 2012<br />
werden unter dem Begriff BildungsPrimetime<br />
erstmals koordiniert alle Einrichtungen<br />
des Katholischen Bildungswerkes Salzburg<br />
(Bildungswerke, Eltern-Kind-Einrichtungen,<br />
Frauentreffs) mit Kooperationspartnern mit<br />
diesem Thema an die Öffentlichkeit gehen<br />
und damit die Solidarität zwischen Jung und<br />
Alt ins Rampenlicht rücken. Soziale Sicherheit<br />
und Zusammenhalt sind Grundlagen für das<br />
Gelingen des aktiven Alterns und der Solidarität<br />
der Generationen. Ziel des Europäischen<br />
Jahres ist die Förderung einer Kultur des aktiven<br />
Alterns in Europa, deren Basis eine Gesellschaft<br />
für alle Altersgruppen bildet. Der wachsende<br />
Anteil älterer Menschen in Europa<br />
macht es wichtiger denn je, Altern bei guter<br />
Gesundheit für alle zu unterstützen. Dies<br />
geschieht u.a. durch Präventivmaßnahmen,<br />
angemessene und qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung,<br />
Langzeitpflege und<br />
durch das Angebot sozialer Dienste. Als wichtige<br />
Aufgabe sehen wir in der Katholischen<br />
Erwachsenenbildung, Bindeglied bei „Bruchstellen“<br />
zu sein, d.h. durch Information frühzeitig<br />
die gesellschaftliche und kirchliche Verantwortung<br />
der demographischen Veränderung<br />
anzusprechen und durch vielfältige Bildungsangebote<br />
das Wissen zu bündeln.<br />
Wichtig ist uns hier, den ganzen Menschen in<br />
den Blick zu nehmen und nicht nur die lange<br />
Erwerbsbeteiligung älterer Menschen als<br />
Maßstab zu setzen. Andreas Gutenthaler<br />
Information:<br />
Andreas Gutenthaler, Katholisches Bildungswerk<br />
Salzburg. Geschäftsführer, Bereich Bildung<br />
der Katholischen Aktion F. W., Tel. +43<br />
(0) 662 / 8047-7510, Fax +43 (0) 662 / 8047-<br />
7519, www.bildungskirche.at<br />
andreas.gutenthaler@bildung.kirchen.net<br />
Neue Zukunft fü<br />
Die große Landesausstellung „Die<br />
Kelten in Mitteleuropa“ 1980 in Hallein<br />
war nicht nur ein großer außergewöhnlicher<br />
Publikumserfolg (fast<br />
400.000 Besucher, 80.000 verkaufte Kataloge,<br />
mit einem Reingewinn für das Land<br />
von nahezu 5 Mio. öS), sondern hat das<br />
Thema Kelten europaweit ins Bewusstsein<br />
gerückt. An vielen Keltenfundorten wurden<br />
neue Museen geschaffen.<br />
Der in der Salzburger Landesregierung für<br />
Museen zuständige Landeshauptmann -Stv.<br />
Wilfried Haslauer hatte die Idee, das Halleiner<br />
Keltenmuseum durch eine Kooperation<br />
mit dem Salzburg Museum enger zu verbinden<br />
und das Keltenmuseum Hallein zusätzlich<br />
als archäologisches Landesmuseum für<br />
Urgeschichte mit dem Schwerpunkt Bergbau<br />
und Handel aufzuwerten. Dazu und zu<br />
anderen Themen ein Gespräch mit Landeshauptmann-Stv.<br />
Wilfried Haslauer.<br />
TM: Nach der so erfolgreichen, unvergessenen<br />
Keltenausstellung 1980 in Hallein wurde über<br />
die Jahre das Keltenmuseum in hervorragender<br />
architektonischer Weise adaptiert und zu<br />
einem international vorzeigbaren Schmuckstück<br />
gemacht. Die Stadt Hallein hat mit<br />
Unterstützung des Landes viel geleistet, ebenso<br />
der so früh verstorbene Archäologe und Museumsleiter<br />
Kurt Zeller. In der internationalen<br />
Wahrnehmung ist das Keltenmuseum trotz der<br />
großen Bedeutung Halleins als Fundort aber<br />
eher zurückgeblieben, wie ist das zu korrigieren?<br />
Haslauer: Zweifellos ist es richtig, dass bei<br />
allen Verdiensten, die die beteiligten Persönlichkeiten<br />
und Institutionen für das Keltenmuseum<br />
erworben haben, die internationale<br />
Strahlkraft der Bedeutung des einzigartigen<br />
Fundortes noch nicht gerecht wird. Daher<br />
habe ich den erfolgreichen Direktor Erich<br />
Marx vom Salzburg Museum gebeten, nachzudenken,<br />
ob eine Kooperation oder Verbindung<br />
von Salzburg Museum und Keltenmuseum<br />
vorstellbar wäre. Das Ergebnis dieser<br />
Überlegung hat mich sehr gefreut und nun<br />
dazu geführt, dass das Keltenmuseum durch<br />
einen Betriebsführungs- und Kooperationsvertrag<br />
unter Wahrung weitreichender Eigenständigkeit<br />
Teil des Salzburg Museums wird.<br />
TM: Welche Folgen hat das für die Zukunft des<br />
Keltenmuseums, welches ja auch das Haus für<br />
die Halleiner Stadtgeschichte ist?<br />
Haslauer: Die zusätzliche Aufgabe als ar-
Interview<br />
Kelten und Museumslandschaft<br />
chäologisches Landesmuseum für Urgeschichte<br />
mit dem Schwerpunkt Kelten schafft<br />
völlig neue, gewiss außergewöhnliche Möglichkeiten<br />
für alle Bereiche des Hauses und<br />
des archäologischen Fundortes. Die Präsentation<br />
der in Europa einzigartigen Objekte wird<br />
mit all der Erfahrung des Salzburg Museums<br />
neu gestaltet. Das schafft auch gänzlich neue<br />
Möglichkeiten zur Präsentation in regionaler,<br />
nationaler und besonders internationaler Hinsicht.<br />
Gleiches gilt für die wissenschaftliche<br />
Arbeit, die bisher vom Kelten-Forschungs-<br />
Zentrum betrieben wurde. Die Forschung soll<br />
ebenfalls von dieser Kooperation profitieren.<br />
TM: Welche Impulse sind über die rein organisatorischen<br />
und fachlichen für Hallein und<br />
damit auch für Salzburg zu erwarten?<br />
Haslauer: Es bedarf einer ständigen Bearbeitung<br />
des Themas, damit das Keltenmuseum<br />
immer im Gespräch bleibt. Da es auch archäologisches<br />
Museum ist, sollen alle bedeutenden<br />
Funde und Fundorte des Landes dort in<br />
nie gezeigter Gemeinschaft und Zusammenschau<br />
präsentiert und gewürdigt werden,<br />
wofür die Übersiedlung des Originals der<br />
berühmten Schnabelkanne in das Keltenmuseum<br />
das beste Beispiel ist. Das schafft neues<br />
Bewusstsein und Zugänge für die Menschen<br />
im ganzen Land, insbesesondere auch für die<br />
Jugend.<br />
TM: Und international?<br />
Haslauer: Zwei Aspekte erscheinen mir noch<br />
wichtig, die Hallein zu einem internationalen,<br />
wie europäischen Keltenzentrum<br />
machen sollen:<br />
Die Gründung einer archäologischen Sommerakademie,<br />
in der nicht nur Grabungstechnik<br />
gelehrt werden soll, sondern auch<br />
die Aspekte Restaurierung, Präsentation<br />
und Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Weiters soll Hallein das Zentrum aller keltischen<br />
Regionen Europas werden.<br />
Hier könnte in regelmäßigen Abständen in<br />
einer Art „Parlament“ über Möglichkeiten<br />
und Strategien der Wiederentdeckung und<br />
Bewahrung sowie Entwicklung keltischen<br />
Kulturgutes für unsere neue Zeit diskutiert<br />
und erarbeitet werden. Die Kelten waren<br />
immerhin die ersten Europäer.<br />
TM: Für neue Schwerpunkte braucht das Keltenmuseum<br />
aber mehr Budget als ein „normales“<br />
Stadtmuseum, wie wird man diesem Umstand<br />
gerecht?<br />
Haslauer: Der erste (nicht ganz einfache)<br />
Schritt der Neuorganisation ist geschafft. Alle<br />
politischen Kräfte im Lande sollen sich unserer<br />
auch maßgeblich keltischen Geschichte<br />
bewusst sein und dieses Projekt gemeinsam<br />
weiter vorantreiben. Dazu gehört auch die<br />
finanzielle Komponente.<br />
TM: Wie soll das geschehen?<br />
Haslauer: Ich sehe beim Thema Keltenmuseum<br />
Parallelen zum Museums-Rundgang in<br />
der Salzburger Altstadt, der derzeit umgesetzt<br />
wird. Auch hier steht viel Überzeugungsund<br />
Umsetzungsarbeit dahinter. Mittlerweile<br />
sind alle beteiligten Institutionen große Unterstützer<br />
des Projektes. Auch viele Salzburgerinnen<br />
und Salzburger sind fasziniert von der<br />
Wiederherstellung des Rundganges im Dom-<br />
/Residenzbezirk. Diesen langen Atem braucht<br />
man gerade bei Projekten im musealen, kulturellen<br />
Bereich.<br />
TM: Wie ist der aktuelle Stand des Rundgang-<br />
Projektes?<br />
Haslauer: Der vom international anerkannten<br />
Museumsexperten Dieter Bogner erstellte<br />
Museumsleitplan wird konsequent umgesetzt:<br />
Die Realisierung des Dom-/Residenzrundganges<br />
schreitet weiter voran und soll Salz-<br />
burgs Ruf als Museumsland international<br />
weiter stärken. Mit der Übersiedlung des Salzburg<br />
Museums in die Neue Residenz sowie<br />
der Fertigstellung der Langen Galerie im<br />
Bereich von St. Peter, der Terrasse zwischen<br />
Residenzgalerie und nördlichem Domturm<br />
und der Stiege im nördlichen Domturm sind<br />
bereits wichtige Etappen gelungen. Die offenen<br />
Lücken des Rundganges werden in Ko-<br />
Die Schnabelkanne vom Dürrnberg ist einer der kostbarsten Kunstschätze des Landes und der wohl<br />
bekannteste Fund zur Geschichte Halleins. Bei der Übergabe: v.l. Direktor Erich Marx, Landeshauptmann-Stv.<br />
Wilfried Haslauer und Halleins Kulturstadträtin Eveline Sampl-Schiestl. Foto: Landespressebüro<br />
operation mit allen beteiligten Institutionen<br />
geschlossen. Damit ist dann wieder die historische<br />
Einheit des Dom-/Residenzbezirkes für<br />
uns vorstellbar und für den Rundgang hergestellt.<br />
Alle Bauunterlagen sind bereits eingereicht<br />
und stehen vor der Genehmigung.<br />
TM: Vorbereitung und Ziel?<br />
Hinter all dem steht eine gute Vorbereitung,<br />
für die ich allen Beteiligten auch herzlich<br />
danken möchte! Ich freue mich bereits jetzt<br />
sehr darauf, den Salzburgerinnen und Salzburger<br />
ein Wandeln auf den Spuren der<br />
Fürsterzbischöfe zu ermöglichen und so<br />
Salzburg nicht nur als Kultur- oder Musikstadt,<br />
sondern auch als Museumsstandort<br />
von internationalem Rang bekannt werden<br />
zu lassen.<br />
TM: Danke für das Gespräch!<br />
TAURISKA Magazin / Sommer 12 5
Das Keltenmuseum Hallein – eines der<br />
größten und wichtigsten für keltische<br />
Geschichte in Europa. Seit 2012 wird es<br />
vom Salzburg Museum geführt – und kann<br />
endlich alles zeigen, was es zu bieten hat,<br />
nicht nur die berühmte Schnabelkanne.<br />
Durch dieses Haus geht ein Ruck, alles<br />
ist in Bewegung – handfeste Präsentation<br />
wie Kopfarbeit. Neue Objektaufbereitung,<br />
neue Schauflächen, mehr Platz<br />
für griffige Darstellung, Bündelung der Synergien<br />
mit dem Brückenkopf Salzburg Museum.<br />
Von diesem ist Halleins Museum seit<br />
Anfang Jänner Außenstelle und wird sukzessive<br />
zu einem archäologischen Landesmuseum<br />
auf- und ausgebaut.<br />
Der ressortzuständige Landeshauptmann-<br />
Stv. Wilfried Haslauer hat „die Neuordnung<br />
der Salzburger Museumslandschaft“ vorwärts<br />
getrieben und bei der Neuorganisation<br />
des Keltenmuseums wurde er von einer<br />
Arbeitsgruppe unter der Leitung von<br />
Museumsdirektor Erich Marx und der Halleiner<br />
Kulturstadträtin Eveline Sampl-<br />
Schiestl maßgeblich unterstützt.<br />
„Mit der neuen<br />
Kooperation werden<br />
die Stärken<br />
beider Häuser gebündelt,<br />
Synergien<br />
genutzt und damit<br />
richtige Weichenstellungen<br />
für eine<br />
erfolgreiche Zukunft<br />
getroffen.<br />
Foto: LPB Ich möchte dem<br />
gesamten Team des<br />
Keltenmuseums herzlich für das große Engagement<br />
danken.“<br />
Wilfried Haslauer, Landeshauptmann-Stv. und<br />
Museumsreferent<br />
Mit neuem Schwung geht man nun daran, in<br />
Tennengaus Bezirkshauptstadt folgende drei<br />
Schwerpunkte zu etablieren: die Urgeschichte<br />
des Landes Salzburg, die keltische<br />
Epoche mit den europaweit einzigartigen<br />
Funden vom Dürrnberg und die Salzgewinnung<br />
Halleins, untrennbar verbunden mit<br />
der facettenreichen Geschichte dieser historischen<br />
Stadt. „Eine reizvolle Aufgabe“, freute<br />
sich Erich Marx, Chef des Salzburg Museums,<br />
nunmehr auch Direktor in Hallein.<br />
6<br />
TAURISKA Magazin / Sommer 12<br />
Kelten<br />
Keltenmuseum wird Urgeschichte Museu<br />
Salzburgs neues Ass: Archäologisches Zentrum Hallein<br />
„Profitieren soll das Museum vor allem von<br />
der guten Vernetzung und der Erfahrung mit<br />
internationalen Projekten des Salzburg Museums.<br />
Ich sehe in der Neuausrichtung des<br />
Keltenmuseums die Chance, der Archäologie<br />
den Stellenwert und Platz im Land zu geben,<br />
der ihr aufgrund der zahlreichen herausragenden<br />
Funde zusteht.“<br />
Erich Marx, Direktor des Salzburg Museums<br />
und des Keltenmuseums Hallein<br />
Medienwirksamer Auftakt war im April die<br />
feierliche Transferierung der keltischen<br />
Schnabelkanne als Leihgabe nach Hallein.<br />
1932 war dieses handwerkliche Prachtstück<br />
von der Heimatforscherin Nora Watteck<br />
unter Grabungsleiter Olivier Klose, dem<br />
damaligen Leiter der Antikensammlung im<br />
Salzburg Museum, am Dürrnberg ausgegraben<br />
worden. Wie die Keltenmaske mit den<br />
mandelförmigen Augen wurde sie zu einer<br />
Ikone des Keltenmuseums, oftmals auch<br />
„Stoff“ für Künstler, erst kürzlich für den<br />
Roman „Der Code der Schnabelkanne“ von<br />
Wolfgang Kauer.<br />
„Das Salzburg Museum ist ein Museum mit<br />
bestem Ruf, Niveau und internationalem<br />
Standard. Es freut mich, dass dieses Knowhow<br />
nun auch dem Keltenmuseum in Hallein<br />
zugute kommt und Synergien genutzt werden.<br />
Durch diese Kooperation hat das Salzburg<br />
Museum nun die Möglichkeit, zusätzliche<br />
Objekte zu zeigen, und der Museumsstandort<br />
Hallein wird durch die Präsentation der Urgeschichte<br />
des Landes aufgewertet. Die Übersiedelung<br />
der keltischen Schnabelkanne nach<br />
Hallein ist ein schönes Zeichen dafür, dass<br />
sowohl das Salzburg Museum als auch das<br />
Keltenmuseum die Zusammenarbeit ernst<br />
nehmen und wohl weitere spannende Projekte<br />
folgen werden.“<br />
Heinz Schaden, Bürgermeister der Stadt<br />
Salzburg<br />
Viele Vorhaben: vom Dachgeschoß-Ausbau<br />
bis zum „Lexikon“ des Dürrnbergs<br />
Das Salzburg Museum übernahm in Hallein<br />
ein Haus, das seit seiner Eröffnung, also über<br />
vierzig Jahre, baulich nie fertiggestellt<br />
wurde. Weil es permanent unter finanziellen<br />
Nöten und personeller Unterbesetzung litt.<br />
Dies, obwohl es einen der bedeutendsten<br />
Birkenrindenhut, Hallersbichl Grab 352, Dürrnberg.<br />
Durch die besonderen Lagerungsbedingungen<br />
haben sich am Dürrnberg inmitten einer<br />
Abraumhalde des prähistorischen Salzbergbaues<br />
auch außerhalb des Berges organische Materialien<br />
erhalten. Der Birkenrindenhut aus der Übergangszeit<br />
von der späten Hallstatt- zur frühen La-<br />
Tène-Zeit ist mit einem dichten Stempelmuster<br />
verziert. Ein ähnlicher Hut ist uns aus dem Fürstengrab<br />
von Hochdorf bekannt. Der Birkenrindenhut<br />
vom Dürrnberg wurde nach der Bergung<br />
in der Werkstätte des Keltenmuseums restauriert.<br />
Fundorte keltischer Kultur in Europa darstellt.<br />
Das belegen unzählige Objekte aus<br />
den keltischen Grabanlagen und Siedlungen<br />
am Dürrnberg. Drei Faktoren machen diesen<br />
Ort so bedeutsam: Die Kombination von<br />
Siedlungsfunden, Gräberfeldern und Bergbau<br />
ermöglicht einen umfassenden Einblick<br />
in das Keltenleben vor 2500 Jahren. Dazu<br />
kommt noch das Kunsthandwerk von herausragender<br />
Qualität.<br />
„Einerseits wird das Keltenmuseum unter eine<br />
höchst professionelle Führung gestellt und<br />
andererseits erlangt es durch die inhaltliche<br />
Erweiterung eine starke überregionale Aufwertung.<br />
Das Keltenmuseum wird künftig<br />
durch wertvolle Objekte ergänzt und zum<br />
archäologischen Landesmuseum für Urgeschichte<br />
ausgebaut.“<br />
LAbg. Christian Stöckl, Bürgermeister von<br />
Hallein<br />
Die Kelten am Dürrnberg waren wohlhabend<br />
und die Salzlagerstätten ein wirtschaftliches<br />
Zentrum ersten Ranges. Metall- und<br />
Tongefäße, Schmuck wie Gewandfibeln,<br />
Armreifen aus Bronze und Gold bis zu Halsgehängen<br />
aus Bernstein, edle Helme und<br />
Waffen oder reich verzierte „Antennendolche”<br />
suchen wohl ihresgleichen. Schließlich ist<br />
am Dürrnberg eine durchgehend lange und<br />
deshalb sehr aufschlussreiche Zeitspanne<br />
belegt – zumindest eine 600 Jahre währende<br />
Besiedlung mit Salzabbau. Neben der umfangreichen<br />
Schausammlung lagern noch<br />
viele Schätze in den Depots. Allein von der<br />
keltischen Keramik konnten bisher nur etwa
m des Landes<br />
vier Prozent ausgestellt werden! Wobei auch<br />
vom Salzburg Museum Hallein betreffende<br />
Exponate hinzukommen werden.<br />
„Endlich wurde zusammengeführt, was zusammengehört!<br />
Das Keltenmuseum als Teil<br />
des Salzburg Museums wird mit seinen neuen<br />
Ausstellungskonzepten einen noch wichtigeren<br />
Stellenwert in der Vermittlung unseres kulturhistorisch<br />
wertvollen Erbes leisten, davon bin<br />
ich überzeugt! “<br />
Susanne Neuwirth, Vizepräsidentin des Bundesrates<br />
und Mitglied des Kuratoriums des<br />
Keltenmuseums Hallein<br />
Weitere Ausstellungsebenen sind dringend<br />
erforderlich. Geplant ist dafür der Ausbau<br />
des zweiten, über den Ausstellungsräumen<br />
gelegenen Dachgeschoßes.<br />
Und auch die Lagerung des Sammlungsbestandes<br />
wird – durch die derzeit durchgeführte<br />
Klimatisierung der Depots – endlich<br />
zeitgemäß. Neuen Auftrieb erfährt jetzt auch<br />
die Wissenschaft.<br />
In Kooperation mit dem Österreichischen<br />
Forschungszentrum Dürrnberg wird eine<br />
wissenschaftliche Katalogisierung in Angriff<br />
genommen: Bis 2015 soll zumindest die<br />
An der Fundstelle der Schnabelkanne 1932. Hinten<br />
in der Mitte Olivier Klose. Links neben ihm der<br />
Direktor des Salzburg Museums Carolino Augusteum<br />
Max Silber. Links im Vordergrund Nora<br />
Watteck, der wir einen sehr anschaulichen Bericht<br />
über die Auffindung verdanken: Sie hat die Schnabelkanne<br />
mit eigenen Händen geborgen.<br />
Fotos(3): Salzburg Museum und Keltenmuseum Hallein<br />
Kelten<br />
Hälfte aller 380 besehenen Gräber<br />
in einer Art „Lexikon des Dürrnbergs“<br />
erfasst und publiziert werden.<br />
„Hier hinkt man bisher komplett nach“,<br />
so der Leiter des Keltenmuseums Hallein,<br />
Florian Knopp. Charakteristisch für den<br />
Dürrnberg waren übrigens Doppel- und<br />
Mehrfachbestattungen. Auch „Etagengräber“<br />
wurden von den Kelten<br />
aus Platzmangel angelegt.<br />
„Diese nun neue Situation einer<br />
,starken Achse’ mit dem Salzburg<br />
Museum bietet viele gute Kooperationsmöglichkeiten,<br />
von denen beide<br />
Institutionen profitieren können.<br />
Auch zwischen den Freundeskreisen<br />
werden sich interessante Kontakte entwickeln.<br />
Ich finde es besonders spannend,<br />
dass im Keltenmuseum ein neuer<br />
Schwerpunkt für Urgeschichte entstehen<br />
soll.“<br />
Bruno Ölsböck, Präsident des Museumsvereins<br />
Celtic Heritage<br />
Aufregende Knochenarbeit und kreative<br />
Restauratoren<br />
Museumsleiter Knopp liegt vor allem auch<br />
die Kulturvermittlung sowie die Museumspädagogik<br />
am Herzen. Neue interaktive Präsentations-<br />
und Workshop-Räume sowie ein<br />
Museumslabor der Superlative werden noch<br />
heuer ein Magnet etwa für Schulklassen.<br />
„Ich sehe die Zusammenarbeit mit dem Salzburg<br />
Museum als eine sinnvolle Bündelung<br />
der Kompetenzen. Das Keltenmuseum ist<br />
bestens aufgestellt und hat ein engagiertes<br />
Team.“<br />
Florian Knopp, Leiter des Keltenmuseums<br />
Hallein<br />
Schon bisher konnte Jung und Alt in die<br />
Welt keltischer Knochen blicken, mittels detailgetreuer<br />
Abgüsse der gefundenen Originale<br />
etwa Krankheiten oder Abnützungen<br />
orten. Warum war ein Keltenkind gestorben? –<br />
Oft aufgrund eines schlechten Immunsystems,<br />
durch vitaminarme Ernährung oder<br />
infolge unhygienischer Bedingungen. Wie alt<br />
war ein Bergknappe geworden? – Die Zähne<br />
zeigen es. Die spannende Wissenschaft rund<br />
um das Thema Uralt-Skelett begeisterte schon<br />
bisher und wird jetzt noch mehr ausgebaut.<br />
Schnabelkanne: Sie stellt die Umsetzung etruskischer<br />
Schnabelkannen in keltische Formensprache<br />
dar. Der Kannenkörper ist aus einem einzigen<br />
Stück Bronzeblech getrieben, der Schnabel mit<br />
dem Rand und der Henkel mit Attache sind<br />
gesondert gegossen. Das Motto der Kanne Fressen<br />
und gefressen werden veranschaulichen<br />
fabelwesenartige Raubtiere, aus deren Mäulern<br />
die Schwänze der verschlungenen Beute ragen,<br />
und ein katzenartiges Raubtier am Henkelansatz,<br />
das ein menschliches Haupt im Maul hält.<br />
TAURISKA Magazin / Sommer 12 7
„Die Konzeption zur Neupositionierung des<br />
Keltenmuseums wurde von einer Arbeitsgruppe<br />
unter Einbeziehung von Experten in<br />
relativ kurzer Zeit ausgearbeitet. Für Hallein<br />
bedeutet die Kooperation eine enorme Aufwertung<br />
des Standortes. Die regionale Bevölkerung<br />
wird von der Aufwertung profitieren.<br />
Auf ein solches kulturelles Highlight können<br />
wir Halleiner sehr stolz sein.“<br />
Eveline Sampl-Schiestl, Kulturstadträtin, Vorsitzende<br />
des Kuratoriums des Keltenmuseums<br />
Hallein<br />
Auch die Arbeit der Restauratoren will man<br />
in den Fokus der Öffentlichkeit rücken: Wie<br />
sie meisterhaft Artefakten den Glanz von<br />
gestern zurückgeben.<br />
Wie sie stimmungsvolle<br />
Szenarien zaubern,<br />
mit einem<br />
Häuflein Scherben,<br />
einem Klumpen verrosteten<br />
Eisenstücks<br />
vielleicht als Ausgangsstück.<br />
Beispiel<br />
keltischer Streitwagen<br />
in der Eingangshalle –<br />
ein wahrer Blickfang:<br />
Im Grab eines keltischen<br />
Stammesführers<br />
hatte man Eisenbeschläge<br />
gefunden. Das<br />
dazugehörige Wagenrad,<br />
ja der ganze<br />
Streitwagen, wurden<br />
danach rekonstruiert.<br />
Schulklassen, Fachkräfte,<br />
Wissenschafter<br />
will man künftig in die<br />
renommierte Halleiner<br />
Werkstatt blicken<br />
lassen. Und man will<br />
vermehrt in die Breite<br />
forschen und u.a. die Zusammenarbeit mit<br />
Archäozoologen und Anthropologen suchen.<br />
„Die geplante Internationalisierung des Keltenmuseums<br />
Hallein ist ehrgeiziges Ziel und<br />
sollte durch eine verstärkte Kooperation der<br />
Salzwelten mit dem Keltenmuseum erreicht<br />
werden.“<br />
Hannes Androsch, Ehrenpräsident von Celtic-<br />
Heritage, dem Verein der Freunde des Keltenmuseums<br />
Hallein<br />
Schon bisher floss viel internationales Wissen<br />
ein: durch den Austausch etwa mit dem<br />
Römisch-Germanischen Zentralmuseum<br />
Mainz oder durch den Bochumer Montan-<br />
8<br />
TAURISKA Magazin / Sommer 12<br />
Kelten<br />
archäologen Thomas Stöllner, der prähistorische<br />
Grabungen im Salzbergwerk Hallein<br />
durchführt. Und auch bei der Museumspädagogik<br />
setzt man auf Kooperationen.<br />
Das Museumslabor wurde mit der Anthropologischen<br />
Abteilung des Naturhistorischen<br />
Museums Wien entwickelt, die didaktische<br />
Umsetzung des „Abenteuers Restaurierung“<br />
erfolgt in Zusammenarbeit mit der<br />
Fachschule für Bildhauerei an der HTL-<br />
Hallein.<br />
„Wichtige Voraussetzung ist, dass es auch<br />
zukünftig möglich ist, Spezialisten auf dem<br />
Feld der keltischen Archäologie in die Erforschung<br />
des Dürrnberges zu integrieren und<br />
eine Plattform für Forschung zu schaffen.<br />
Dazu ist es nötig, wissenschaftliches Personal<br />
Goldener Haarschmuck, Eislfeld Grab 353, Dürrnberg. Die sieben hauchdünn gearbeiteten Goldblechkugeln,<br />
die zusammen mit 17 goldenen Haarsteckern einen Kopfschmuck bildeten, wurden in der späten<br />
Hallstattzeit einer höhergestellten Frau ins Grab mitgegeben. Der Fund vom Eislfeld zählt zu den kunsthandwerklich<br />
herausragendsten Objekten des Dürrnbergs. Foto: Keltenmuseum Hallein<br />
im Halleiner Keltenmuseum zu beschäftigen,<br />
das den Aufbau eines ,Europäischen Zentrums<br />
zur Keltenforschung’ vorantreibt und den<br />
Dürrnberg mit Sorgfalt wissenschaftlich pflegt<br />
und gemeinsam mit zahlreichen anderen KollegInnen<br />
weiter untersucht.“<br />
Thomas Stöllner, Leiter des Forschungsbereichs<br />
Montanarchäologie des Deutschen<br />
Bergbaumuseums Bochum und Leiter der<br />
untertägigen Ausgrabungen in Hallein<br />
Keltenausstellung 1980 – der Aufbruch<br />
Keiner hatte geglaubt, dass die Landesausstellung<br />
„Die Kelten in Mitteleuropa“,<br />
durchgeführt vom damaligen Kulturmanager<br />
des Landes Alfred Winter, so einschlagen<br />
würde: 360.000 Besucher aus aller Welt<br />
kamen nach Hallein, verlängert wurde, bis<br />
die Kälte die Schau im damals noch unbeheizten<br />
Museum unmöglich machte. An diesen<br />
großen Erfolg wollte Kurt Zeller mit<br />
einer weiteren großen Landesausstellung<br />
anknüpfen, starb aber inmitten seines kreativen<br />
Schaffens für das Keltenmuseum. Für<br />
dieses hat er als langjähriger Direktor Marksteine<br />
gesetzt.<br />
„Nach meiner Mitarbeit an der so erfolgreichen<br />
Landesausstellung ,Kelten in Mitteleuropa’<br />
1980 ist nun mein lang gehegter Traum,<br />
das Thema Kelten in Hallein zu einem permanenten<br />
internationalen Thema zu machen, in<br />
Erfüllung gegangen. Zwei Zukunftsvisionen<br />
für Hallein sind die Gründung einer archäologischenSommerakademie,<br />
wie die Schaffung<br />
eines ,Parlamentes’ Keltischer<br />
Regionen Europas.“<br />
Alfred Winter, Landesbeauftragter<br />
für Kulturelle<br />
Sonderprojekte, em.<br />
Zukunftsprojekte<br />
2013 wird nun die<br />
nächste große Schau in<br />
Salzburg gezeigt:<br />
„Schätze der Berge.<br />
10.000 Jahre Bergbau<br />
in den Ostalpen“, so<br />
der Titel, wird auch<br />
den Dürrnberg prominent<br />
einbeziehen. In<br />
diesen Salzberg hatten<br />
die Kelten einst mehrere<br />
Kilometer lange<br />
Stollen hineingearbeitet<br />
und damit nachhaltig<br />
die Geschichte<br />
des Bergbaues geprägt.<br />
Ab 23. Juni läuft übrigens die erste gemeinsame<br />
Sonderausstellung mit dem Salzburg<br />
Museum im Keltenmuseum: „Typisch Hallein“<br />
zeigt über 100 Objekte mit Hallein-<br />
Bezug aus den Sammlungen des Salzburg<br />
Museums, von der Urgeschichte bis zum 20.<br />
Jahrhundert. Christine Schweinöster<br />
Information:<br />
Keltenmuseum Hallein, Pflegerplatz 5,<br />
5400 Hallein;<br />
Öffnungszeiten: täglich 9-17 Uhr<br />
Tel. +43 (0) 6245 / 80 783<br />
keltenmuseum@keltenmuseum.at<br />
www.keltenmuseum.at<br />
www.salzburgmuseum.at
Der Code der Schnabelkanne<br />
von Wolfgang Kauer<br />
D<br />
0as reich bebilderte Buch über die schönste<br />
und wichtigste keltische Schnabelkanne<br />
der Welt enthält eine erste umfassende<br />
Deutung ihrer Figuren, Ornamente und Motive.<br />
Der Autor schrieb bereits während seines Kunst-<br />
Studiums an der Universität Mozarteum zwei<br />
wissenschaftliche Arbeiten, in denen er seine<br />
Erkenntnisse über das einzigartige Fundstück<br />
erfolgreich präsentierte.<br />
Die keltische Schnabelkanne wird nun in<br />
Romanform wieder erweckt. Eines Tages verschwindet<br />
sie auf mysteriöse Weise aus dem<br />
Salzburg Museum, wodurch William, der seine<br />
Doktorarbeit darüber schreiben wollte, in die<br />
Rolle eines Privatdetektivs gedrängt wird. Mithilfe<br />
eines ungewöhnlichen Freundes und seiner<br />
intelligenten Partnerin Eleonor versucht er das<br />
Rätsel zu lösen, da tritt mit Semele eine neue<br />
Frau in sein Leben und es kommt zu einer überraschenden<br />
Kehrtwende. Der Roman stellt aber<br />
auch einen schlüssigen Zusammenhang her<br />
zwischen der Dürrnberger Schnabelkanne und<br />
dem Weltuntergangsszenario in der Muspilli-<br />
Handschrift des Salzburger Bischofs Adalram.<br />
In die Romanhandlung eingebaut findet man<br />
u.a. zwei aufschlussreiche Exklusivinterviews<br />
mit dem früheren Direktor des Keltenmuseums<br />
und Leiter des österreichischen Keltenforschungszentrums<br />
Hallein, Kurt Zeller sowie mit<br />
der Tochter von Nora Watteck, der Kannenfinderin<br />
im Jahr 1932.<br />
Wolfgang Kauer arbeitet als Schriftsteller, Gymnasiallehrer<br />
und Stadtteilchronist in der Stadt<br />
Salzburg. Im Rahmen eines anonymen Autorenwettbewerbs<br />
wurde er vom Wiener Schriftsteller<br />
und Juror Julian Schutting zum besten „Salzburger<br />
Autor“ des Jahres 2010 gekürt. Foto: Buchcover<br />
Information: Wolfgang Kauer: Der Code<br />
der Schnabelkanne. Iko-nografischer<br />
Roman. Salzburg 2012, 280 Seiten, € 22,-.<br />
Bestellen Sie unter Tel. +43 (0) 662 / 646806<br />
oder wolfgang.kauer@a1.net<br />
Bücher<br />
Zwei Bücher<br />
von Birgit Jäckel<br />
R<br />
oman: Der Fluch der Druidin<br />
101 v. Chr.: Trotz seines triumphalen<br />
Sieges über die Römer findet Boiorix keine<br />
Ruhe.<br />
Ein entsetzlicher Fluch lastet auf dem König<br />
der Kimbern: Der Fluch, auf ewig als Versager<br />
in Erinnerung zu bleiben und niemals<br />
Erlösung zu finden. Als er von der jungen<br />
Sumelis hört, angeblich die mächtigste Zauberin<br />
der keltischen Welt, ist ihm jedes Mittel<br />
recht, die junge Frau herbeizuschaffen.<br />
Und so sendet er seinen besten Krieger aus,<br />
Nando.<br />
Dessen düstere Seele zieht Sumelis rasch in<br />
ihren Bann ...<br />
Historischer Roman: Die Druidin<br />
120 v. Chr., südlich der Donau: Die junge<br />
Talia besitzt eine geheimnisvolle Gabe, die<br />
machtbesessene Druiden nur zu gerne für<br />
sich nutzen würden. Im Haus des einflussreichen<br />
Caran sucht sie Zuflucht. Dieser<br />
nimmt sie freundlich auf, denn er ahnt<br />
nicht, dass Talia die Tochter ist, die er einst<br />
zu töten befahl und die ihn deshalb hasst.<br />
Als der Vater in Lebensgefahr gerät, steht die<br />
junge Frau vor der schwersten Entscheidung<br />
ihres Lebens … Foto: privat<br />
Information:<br />
Der Fluch der Druidin von Birgit Jäckel<br />
Roman, 480 Seiten, Verlag Knaur Hc<br />
Preis € 19,95, ISBN 3-426-66318-X,<br />
ISBN 978-3-426-66318-9<br />
Die Drudin von Birgit Jäckel<br />
Taschenbuch, 544 Seiten, Verlag Knaur Tb,<br />
Preis € 9,95, ISBN 3-426-63712-X,<br />
ISBN 978-3-426-63712-8<br />
Träume aus Leinen<br />
von Richard Vill<br />
S<br />
chon immer fand der Südtiroler Modedesigner<br />
Richard Vill das Leinen besonders faszinierend<br />
und inspirierend. Seine ganze modische<br />
Laufbahn war von dieser Jahrhunderte alten Textilfaser<br />
geprägt. Vills Kreationen beeindrucken seit<br />
Jahrzehnten durch Schlichtheit und Extravaganz –<br />
und Beständigkeit. Der Designer hat diesem Stoff<br />
durch seine exquisite Mode einen neuen Stellenwert<br />
verpasst. Jetzt hat er das Buch „Leinen – Faszination<br />
und Inspiration“ geschrieben. Dabei hat<br />
er Essenzielles für sich entdeckt: „Wirft man einen<br />
Blick in die Geschichte, kann man jedes prägnante<br />
Ereignis an den modischen Vorlieben der unterschiedlichen<br />
Zeitepochen ablesen. Ob Kriege, Wirtschaftskrisen,<br />
politische Machtverhältnisse – jede<br />
historische Entwicklung spiegelt sich im Kleidungsstil<br />
und der Materialauswahl der Menschen wider<br />
und gewährt Einblicke in das Lebensgefühl einer<br />
bestimmten Zeit.“ Vills 216 Seiten starkes Werk<br />
dokumentiert auch die Arbeitsschritte, vom Flachsanbau<br />
seit Urzeiten über die Weiterverarbeitung<br />
zu Leinen bis zu den verschiedenen Modekollektionen.<br />
Auch dem Oberpinzgau in Salzburg ist ein<br />
Kapitel gewidmet. Richard Vill arbeitet schon seit<br />
vielen Jahren mit dem Verein TAURISKA und der<br />
Leopold Kohr-Akademie – geleitet von Susanna<br />
Vötter-Dankl und Christian Vötter – zusammen.<br />
Gemeinsam wurde Flachs angebaut, verarbeitet<br />
und in Workshops, Schulprojekten und Modeschauen<br />
das Thema Leinen einem breiten Publikum<br />
nachhaltig präsentiert. Das Buch vermittle,<br />
so Vill, „einen tiefen Einblick in die geheimnisvollen<br />
Zeugnisse vergangener Kulturen und der Naturfaser<br />
Leinen“. Umfangreiches Bildmaterial macht<br />
das Potenzial von Leinen, seine Strahlkraft und<br />
seinen Nutzen, besonders deutlich. Foto: A. Marini<br />
Information: Leinen – Faszination und<br />
Inspiration von Richard Vill<br />
22,6 x 29,7 cm, 216 Seiten, 163 Farbfotos, 51<br />
Schwarz-Weiß Fotos, mehrere Illustrationen<br />
und Zeichnungen. Verlag <strong>Tauriska</strong>,<br />
ISBN 978-3-901257-40-7, Preis € 87,60<br />
TAURISKA Magazin / Sommer 12 9
10<br />
Projekt „Eigenarbeit” / Kohr-Film<br />
Keltenfest im Keltendorf Uttendorf: Stamm der Alauni (links Krieger) vor dem Webhaus. Kleines Bild: Archäologe Peter Höglinger, der über mehrere Jahre die<br />
erfolgreichen Ausgrabungen leitete. Foto: Walter Schweinöster / Foto: privat<br />
Beginn einer spannenden Entdeckungsreise<br />
Die Kelten am „Steinerbichl“ in Uttendorf<br />
Bei der Neuverlegung der Ortswasserleitung<br />
war man 1962 auf ein Gräberfeld aus der<br />
Hallstattzeit gestoßen. Ganz zufällig. – 50<br />
Jahre später ist in Uttendorf im Salzburger<br />
Pinzgau der gesamte Lebenskomplex dieses<br />
Volkes erfasst.<br />
„ W<br />
ozu brauch ma dös alte Zeug?“ Das<br />
fragten so manche Bewohner nach<br />
den ersten Grabungen. Doch der<br />
amtierende Gemeindechef Kurt Maier blieb resolut:<br />
„Wennst immer auf die negativen Stimmen<br />
hörst, wird nix draus!“ Alfred Winter trieb<br />
als Landeskulturmanager die Sache mit Maier<br />
vorwärts, und beide blicken heute mit Freude<br />
auf ihre „Ernte“: Erstmals im inneralpinen<br />
Gebiet wird in einer Kleinstregion das Leben<br />
vorchristlicher Bewohner umfassend dargestellt:<br />
ihre Wohnstätte, ihre Gräber, das Ar-<br />
Die Initiatoren des Keltendorfes am „Steinerbichl“<br />
in Uttendorf, v.l.: Bürgermeister Franz Nill,<br />
Renate Ratzenböck, Alt-Bürgermeister Kurt Maier.<br />
Foto: Gemeinde Uttendorf<br />
beitsgebiet im Kupferbergbau. Das macht diesen<br />
Ort archäologisch europaweit bedeutsam.<br />
Natürlich auch der nachgewiesene Handel<br />
mit dem Ausland. – Venetische Keramik des 8.<br />
und 7. Jh. v. Chr. etwa wurde bisher nördlich<br />
des Alpenhauptkammes sonst nirgends ge-<br />
TAURISKA Magazin / Sommer 12<br />
funden. 448 von geschätzten 700 Gräbern<br />
konnten bis 1990 freigelegt werden, weitere 15<br />
im Jahr 2002. Sie zeigen soziale Rangunterschiede<br />
– „Logenplätze“ für die Wohlhabenden.<br />
Die Kelten glaubten an ein Weiterleben<br />
nach dem Tod und gaben ihren Liebsten Nahrungsmittel<br />
und Werkzeuge, Waffen, Schmuckstücke,<br />
Webgewichte mit ins Jenseits. Funde<br />
belegen eindrucksvoll ihren Totenkult. 80 Höhenmeter<br />
oberhalb der Nekropole, auf rund<br />
1000 m Seehöhe, hat das Volk einst am „Steinerbichl“<br />
gelebt. Das nahe Wasservorkommen<br />
(Dorfbach), die gute Verteidigungsmöglichkeit<br />
(erhöhte Lage), die weite Fernsicht und der<br />
Schnittpunkt zweier Verkehrslinien machten<br />
diesen Ort zu einem strategisch guten Platz.<br />
„Es war keine arme Siedlung“, bestätigt der<br />
Archäologe Peter Höglinger, der auch „Luxusartikel“<br />
zutage brachte: Glasgefäße etwa oder<br />
knallrotes, römisches Tafelgeschirr, auch Palmettengürtelhaken,<br />
von denen europaweit<br />
höchstens 25 Stück bekannt sind. Eine mächtige<br />
Randbefestigung aus großen Steinblöcken,<br />
Reste von Herdstellen und Vorratsgruben wurden<br />
freigelegt und Spuren gefunden zu den<br />
weiteren Lebensbezügen. So verband ein Weg<br />
die Siedlung mit dem Gräberfeld. Zu ihrem<br />
Arbeitsplatz, dem Kupfervorkommen, stiegen<br />
die Bergleute hinauf auf 1700 m Seehöhe.<br />
„Keltendorf neu“ zeigt facettenreiches Leben<br />
Heute steht, wie wundersam, wieder ein Keltendorf<br />
am „Steinerbichl“. Jahrzehntelange Arbeit,<br />
ein Wechselbad an Mühen und Freuden<br />
liegen hinter den Initiatoren, allen voran Renate<br />
Ratzenböck von der Gemeinde Uttendorf,<br />
Bürgermeister Franz Nill und neuerdings auch<br />
Hannes Lerchbaumer (Vereinsobmann des<br />
Zukunftskollegiums Nationalpark Hohe Tauern),<br />
die betonen: „Das Wissen der Kelten neu<br />
zu entdecken und weiterzugeben ist eine<br />
schöne, lohnende Aufgabe.” Mit Stolz laden<br />
sie in die rekonstruierte Welt der Vorfahren: in<br />
das Haupthaus mit Schilfdach und Vorratskammer<br />
– in einem solchen lebten die Kelten<br />
einst mit ihrem Kleinvieh; in das Web- und<br />
Töpferhaus; zum Hochspeicher. Die Kelten<br />
horchten auf die leisen Stimmen ihrer „beseelten“<br />
Natur. Quirlig gestalteten sie selbst ihr<br />
Umfeld. Pralles Leben gibt’s auf diesem Berg<br />
auch heute wieder. So an den „Keltentagen“,<br />
die heuer am 4. & 5. August buntes „Keltisches<br />
Lagerleben“ zum Motto haben. Von keltischer<br />
Musik übers Märchenerzählen bis zum keltischen<br />
Handwerk spannt sich der Programmbogen.<br />
Renate Ratzenböck leibt und lebt für<br />
dieses Spezialgebiet. In Führungen erzählt sie<br />
über Wetterregeln und Mythologie, Ernährung,<br />
Verteidigung, Bräuche und keltische Ausbildung.<br />
Brautpaare lassen sich hoch über<br />
Uttendorf standesamtlich trauen und pflanzen<br />
danach ein Bäumchen. Der Bräurup in Mittersill<br />
braut das „Keltenbier“, Spanferkel braten<br />
bei Festlichkeiten am Grill. Runde Geburtstage,<br />
Familienfeiern, Erstkommunion, Firmenjubiläen,<br />
Kurse, Meditationen werden im<br />
Keltendorf zelebriert. Man saugt den Duft der<br />
Pflanzen in der Kräuterspirale ein und macht<br />
innere Einkehr beim keltischen Baumkreis,<br />
einem starken Energieplatz. Oder man versucht<br />
sich im Färben von Stoffen mit Zwiebelund<br />
Nussschalen und beim Eisenschmieden.<br />
Christine Schweinöster<br />
Information:<br />
www.uttendorf.at, Renate Ratzenböck,<br />
Tel. +43 (0) 6563 / 8208-23<br />
Veranstalter Keltenfest: Zukunftskollegium,<br />
Gemeinde und Tourismusverband Uttendorf<br />
und die Kelten vom Stamm der Alauni.
Alternativer Nobelpreis<br />
Menschen mit einer Botschaft<br />
Zu Besuch beim Right Livelihood Award<br />
Die Verbundenheit Salzburgs mit dem<br />
Right Livelihood Award überrascht<br />
kaum. Denn mit dem Zukunftsforscher<br />
Robert Jungk sowie dem Philosophen<br />
und Nationalökonomen Leopold Kohr kann<br />
Salzburg gleich auf zwei Träger des Alternativen<br />
Nobelpreises zurückblicken. Um diese<br />
Beziehung zu festigen, nahm<br />
Elisabeth Resmann, die Leiterin<br />
der Kulturellen Sonderprojekte,<br />
als Vertreterin Salzburgs an der<br />
Verleihung des „Alternativen<br />
Nobelpreises 2011“ in Stockholm<br />
teil. Verliehen wurde die<br />
Auszeichnung im letzten Jahr<br />
gleich an vier Preisträger. Huang<br />
Ming, ein chinesischer Solarunternehmer,<br />
teilte sich den Preis<br />
mit Jacqueline Moudeina, einer<br />
Menschenrechtsanwältin aus<br />
dem Tschad, sowie mit der gegen<br />
„Land Grabbing“ auftretenden<br />
Organisation GRAIN und der<br />
amerikanischen Hebamme Ina<br />
May Gaskin, die maßgeblich für<br />
die gesellschaftliche Anerkennung<br />
dieses Berufs verantwortlich ist. „Gaskins<br />
Arbeit, vor allem das Ermöglichen einer<br />
natürlichen Geburt im Einklang mit Mutter<br />
und Kind, hat mich zutiefst beeindruckt“, so<br />
Elisabeth Resmann.<br />
Das Wichtigste am Right Livelihood Award<br />
ist, dass Menschen mit einer Botschaft<br />
gewürdigt werden. „Durch die Preisverlei-<br />
hung finden sie innerhalb der Gesellschaft<br />
Gehör“, meint die Leiterin der Kulturellen<br />
Sonderprojekte. Und weiter: „Gerade deswegen<br />
lohnt es sich, dass auch Salzburg den<br />
Preisträgern wieder eine öffentliche Plattform<br />
bietet.“ Bereits 1999 und 2005 fand in<br />
Salzburg die Jubiläumsfeier des Alternativen<br />
Die Preisträger des Right Livelihood Awards 2011: (v.l.) Huang Ming, Ina May Gaskin,<br />
Jacqueline Moudeina sowie Renée Vellvé und Henk Hobbelink von GRAIN.<br />
Nobelpreises statt, anlässlich derer alle<br />
Preisträger zusammenkommen und in Diskussionen,<br />
Vorträgen oder Seminaren ihre<br />
Ideale und ihr Wissen weitergeben. Nachdem<br />
das 30. Jubiläum in Bonn gefeiert<br />
wurde, sucht Jakob von Uexküll, Gründer<br />
und Stifter des Right Livelihood Awards, für<br />
das 35. Jubiläum nach einem neuen Partner.<br />
Elisabeth Resmann - Kulturelle Sonderprojekte<br />
A<br />
ls neue Leiterin der Kulturellen Sonderprojekte<br />
konnte Ressortchef Landeshauptmann-<br />
Stv. Wilfried Haslauer seine vormalige Mitarbeiterin<br />
Elisabeth Resmann (im Bild) gewinnen. Im Ressortbüro<br />
konnte sie sich als zuständige Referentin<br />
für Gemeindeangelegenheiten, Museen, Galerien<br />
und auch für den sehr engen kooperativen Kontakt<br />
mit den Kulturellen Sonderprojekten umfangreiche<br />
Erfahrung im Kulturbereich und in der Szene der<br />
Kulturschaffenden aneignen. Zuvor hatte Elisabeth<br />
Resmann ihre Studien der Rechtswissenschaften<br />
in Salzburg, Florenz und in Wien mit Mag. iuris<br />
und Dr. iuris abgeschlossen. Sie hat – neben ihrer<br />
vierjährigen Tätigkeit als Referentin im Regierungsbüro<br />
– umfassende berufliche Erfahrungen in der<br />
Privatwirtschaft, in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
für Deutschland und die Schweiz für den<br />
erfolgreichen Ecowin-Verlag sowie als Beraterin für<br />
das Österreichische Außenwirtschaftscenter in<br />
München gesammelt. In ihrem postgradualen<br />
MBA-Studium Projekt- und Prozessmanagement<br />
hat sie sich in ihrer Masterthesis auf das Thema<br />
„Salzburger Museumslandschaft – quo vadis“ spezialisiert.<br />
Neben einem weiten offenen Kulturverständnis,<br />
das ihre Persönlichkeit prägt, bringt sie<br />
ihren persönlichen, intuitiven Erfahrungsschatz in<br />
die Kulturellen Sonderprojekte ein. In den fast eineinhalb<br />
Jahren, die sie jetzt für die Kulturellen Sonderprojekte<br />
tätig ist, hat sie mit großer Akribie eine<br />
Vielzahl an Kontakten zur „anderen“ kulturellen<br />
Szene in den Regionen des Landes wahrgenommen<br />
– von der angestammten traditionellen Kultur<br />
bis zur Moderne. Dies war auch eine Zeit der<br />
Erwerbung neuer Kompetenz. Ihre große Offenheit,<br />
ihre Energie, ihre Zielorientiertheit, Detailgenauigkeit<br />
und nachhaltige Projektarbeit schaffen<br />
schon jetzt bei den betroffenen Kulturschaffenden<br />
eine freundliche, kooperative Erwartung. Eine<br />
Letzten Dezember gab es anlässlich der<br />
Preisverleihung dann auch bereits erste Sondierungsgespräche,<br />
um das Jubiläum 2015<br />
wieder in Salzburg auszurichten. Laut Elisabeth<br />
Resmann zeigten sich sowohl die<br />
Preisträger und -trägerinnen als auch Jakob<br />
von Uexküll und dessen Neffe Ole von Uexküll<br />
begeistert von der Idee, wieder<br />
nach Salzburg zu kommen.<br />
Resmann fände es schade, sollte<br />
sich Salzburg diese Gelegenheit<br />
entgehen lassen: „Es gilt nun alle<br />
Partner mit an Bord zu holen.<br />
Neben den Kulturellen Sonderprojekten<br />
und der Leopold Kohr-<br />
Akademie müssen auch Stadt<br />
und Land Salzburg an einem<br />
Strang ziehen, um die finanziellen<br />
Mittel aufzubringen.“ Für<br />
den Right Livelihood Award<br />
wäre es jedenfalls nur logisch,<br />
nach Salzburg zu kommen, sind<br />
hier doch mit Kohr und Jungk<br />
zwei seiner renommiertesten<br />
Träger beheimatet. Und auch<br />
Salzburg kann seinen Nutzen<br />
daraus ziehen. Neben den Festspielen und<br />
einer expandierenden Universität könnte es<br />
sich mit den Jubiläumsfeiern für den Alternativen<br />
Nobelpreis zusätzlich internationales<br />
Renommee gewinnen. Pit Thommes<br />
Foto: RLA/Karl Gabor<br />
Information:<br />
www.rightlivelihood.org<br />
Reihe von Elisabeth Resmann<br />
bereits initiierter und<br />
mitinitiierter Projekte, wie<br />
das „Literaturhaus Henndorf“<br />
oder die Ermöglichung<br />
von zuvor unmöglich erschienenenGemälde-Leihgaben<br />
aus Tschechien und<br />
Florenz für die Marcus Sitticus-Ausstellung<br />
in Verbindung<br />
mit einer Konzert- und<br />
Symposionreihe zu diesem<br />
Schwerpunktthema 2012,<br />
Foto: privat<br />
sind Beispiele für energievolles<br />
Wollen und Handeln. „Dass Kulturarbeit<br />
schön ist, aber viel Arbeit macht“ (Karl Valentin),<br />
hat Elisabeth Resmann bereits mit Freude erfahren<br />
– weiterhin viel Elan und Erfolg sind ihr<br />
dabei zu wünschen. A.W.<br />
TAURISKA Magazin / Sommer 12 11
Wissenschaft und<br />
Praxis für die Entwicklung<br />
der<br />
Gemeinden und<br />
Regionen<br />
I<br />
n den Jahren 2012 bis 2015 werden in insgesamt<br />
drei Veranstaltungen praxisrelevante<br />
und zukunftsweisende Themen der<br />
Lokal- und Regionalentwicklung aufgeworfen<br />
und erörtert. Im Jahr 2012 wird sich das „Salzburger<br />
Regionenforum“ dem „Lebensmittel<br />
ENERGIE“ als Ressource der Lokal- und<br />
Regionalentwicklung widmen. Dabei wird die<br />
dahingehende Bedeutung der natürlichen<br />
und kulturellen regionalen Ressourcen sowie<br />
der regionalen Wissensressourcen thematisiert<br />
und diskutiert. Neben den inhaltlichen<br />
Zielen soll so vor allem die Partnerschaft zwischen<br />
Praxis und Wissenschaft forciert werden.<br />
So kommen die Fachvorträge von anerkannten<br />
ExpertInnen aus Wissenschaft und<br />
Praxis. Als Veranstalter fungiert die WissenschaftsAgentur<br />
an der Universität Salzburg,<br />
wobei die Veranstaltung im Jahr 2012 in<br />
Kooperation u.a. mit der Leopold Kohr-Akademie,<br />
dem Verein TAURISKA, dem Klimabündnis<br />
Salzburg, der Robert Jungk<br />
Bibliothek, dem Büro für angewandte Sozialforschung<br />
& Entwicklung (b.a.s.e.) und Consalis<br />
konzipiert, koordiniert und durchgeführt<br />
wird. Als Austragungsort dient der Kammerlanderstall<br />
in Neukirchen am Großvenediger.<br />
Termin: 23. November 2012 / Kammerlanderstall<br />
– Neukirchen am Großvenediger<br />
Das Organisationsteam freut sich auf Ihren<br />
Besuch!<br />
Information:<br />
Zu Inhalt und Ablauf erhalten Sie bei:<br />
Armin Mühlböck / WissenschaftsAgentur<br />
an der Universität Salzburg, Tel. +43 (0) 662/<br />
8044-6645, wasbox@sbg.ac.at<br />
12<br />
TAURISKA Magazin / Sommer 12<br />
„<br />
Veranstaltungen<br />
V.l.: Theo Schlüter aus Bremen und Alfred Winter<br />
aus Salzburg, beide verbreiten seit Jahren die Philosophie<br />
und Ideen Leopold Kohrs. Foto: <strong>Tauriska</strong><br />
Salzburg in<br />
Bremen 2012<br />
L<br />
asst uns doch die Salzburger einladen!“<br />
Mit diesem Satz war die Diskussion beendet;<br />
für den Vorstand des Bremer Presse-<br />
Clubs (bpc) war klar, wie er das 40-jährige<br />
Bestehen des Clubs gebührend feiern will.<br />
Gemeint mit „den Salzburgern“: Die Menschen<br />
rund um die Leopold Kohr-Akademie<br />
und den Verein TAURISKA, zu denen viele<br />
Hansestädter inzwischen freundschaftliche<br />
Verbindungen pflegen. Da „die Salzburger“<br />
die Einladung inzwischen angenommen<br />
haben, wird es nun also Anfang Oktober 2012<br />
zum dritten Mal zu einem kulturellen und<br />
wissenschaftlichen Austausch zwischen Salzburg<br />
und Bremen kommen. Angefangen hatte<br />
die Geschichte mit dem Experiment, dass die<br />
Bremer im Jahr 2010 vom Salzburg Museum<br />
die Ausstellung zu Leopold Kohrs 100.<br />
Geburtstag übernommen hatten. Die Ideen<br />
des Philosophen stießen in der ältesten Stadtrepublik<br />
Europas auf sehr positive Resonanz.<br />
Und auch die Salzburger Künstlerinnen und<br />
Künstler, die in Bremen auftraten, sorgten für<br />
Begeisterung. Unvergessen eine lange Sommernacht<br />
mit einem Straßenkonzert der<br />
Musikgruppe „Querfeldein“. Im November<br />
2011 revanchierten sich die Bremer mit einem<br />
anspruchsvollen Kultur- und Wissenschaftsprogramm<br />
in der Mozartstadt. Und nun also<br />
geht’s wieder an die Weser. An den Veranstaltungsdetails<br />
wird noch gefeilt. Auf jeden Fall<br />
soll es eine große Gemeinschaftsausstellung<br />
von Salzburger und Bremer Künstlerinnen<br />
und Künstlern geben.<br />
Information:<br />
Bremer Presse-Club e.V.<br />
Schnoor 27/28, 28195 Bremen<br />
office@bremerpresseclub.de<br />
www.bremerpresseclub.de<br />
Kohr-Denkmal<br />
in Oberndorf<br />
I<br />
n Leopold Kohrs Geburtsort Oberndorf<br />
haben sich Kunstinteressierte zusammengetan<br />
und einige Künstler eingeladen, sich mit<br />
Kohrs Philosophie bildnerisch auseinanderzusetzen.<br />
Das ist gelungen. Die eingereichten<br />
Arbeiten finden Beifall bei Bürgermeister<br />
Peter Schröder, Kulturausschuss und Tourismusverband.<br />
Das Projekt soll sich weiterentwickeln,<br />
an die eine oder andere temporäre<br />
Realisierung eines Werkes ist gedacht. Die<br />
erwünschte Zusammenarbeit mit der Leopold<br />
Kohr-Akademie ist geglückt.<br />
Ab Mai werden die einzelnen<br />
Entwürfe der Künstler<br />
in einer Mappe im<br />
Pavillon an der Grenzbrücke<br />
zur Ansicht aufliegen:<br />
Günter Hartl, Elisabeth<br />
Junger und Kurt<br />
Rebol, Gertraud Leidinger<br />
und Ulli Gollesch, Bernhard<br />
Lochmann, Gian<br />
Piero Manka, Ira Repey<br />
und Christoph Kendlbacher,<br />
Wolfgang Richter,<br />
Ingrid Schreyer, Thomas<br />
Stadler sowie Gloria Zoitl.<br />
Mittels Stimmabgabe in<br />
einen Briefkasten kann<br />
jeder interessierte Besucher<br />
seine Präferenz abgeben.<br />
Spannend wird es<br />
dann im Oktober rund<br />
um Leopold Kohrs Geburtstag.<br />
Bei einer öffentlichen<br />
Wirtshaussitzung,<br />
frei nach Leopold Kohrs<br />
Idee des „Akademischen<br />
Wirtshauses“, wird sich<br />
zeigen, welche der präsentierten<br />
Arbeiten am meisten<br />
Zustimmung gefunden<br />
hat. Bis zum<br />
Herbst wird auch eine<br />
Publikation die Künstler<br />
und die Kunstinitiativevorstellen.<br />
Ulrike Guggenberger<br />
Information:<br />
Ulrike Guggenberger<br />
Lindachstraße 1, 5110 Oberndorf,<br />
Tel. +43 (0) 6272 / 5121 oder<br />
+43 (0) 650 / 2722487
Praktische Lehren im Sinne Leopold Kohrs<br />
Die sechste Lehrveranstaltung der Leopold<br />
Kohr-Akademie in Kooperation mit der Universität<br />
Salzburg und dem Wirtschaftsbund<br />
Salzburg beschäftigt sich mit der Frage, wie<br />
der Abwanderung in den ländlichen Regionen<br />
entgegengesteuert werden könnte.<br />
Seit ihrer Etablierung an der Universität<br />
Salzburg im Jahr 2008 ist die Leopold<br />
Kohr-Akademie auch in den Universitätsalltag<br />
integriert. Neben der Nachlassbetreuung<br />
des Nationalökonomen und Philosophen<br />
Leopold Kohr und der wissenschaftlichen<br />
Forschung steht seit jeher die akademische<br />
Lehre – in Form theoretischer und praktischer<br />
Auseinandersetzung mit den Thesen<br />
des geborenen Oberndorfers – im Zentrum.<br />
Fünf Lehrveranstaltungen haben sich seit<br />
Beginn der Akademie an der Universität Salzburg<br />
mit Leopold Kohr und seinen Lehren<br />
beschäftigt und zwar mit Themen wie Gemeindeentwicklung,<br />
Literatur und Architektur<br />
in der Region aber auch Föderalismus.<br />
Energie und Region ist bereits als weiteres<br />
Thema für die Zukunft geplant.<br />
Holz als Chance der ländlichen Regionen<br />
Seit dem Sommersemester 2012 wird an der<br />
Universität Salzburg ein Schwerpunkt angeboten,<br />
der drei bis vier Semester dauern soll<br />
und der sich neuerlich mit einer zentralen<br />
These des Oberndorfers Leopold Kohr und<br />
den gegenwärtigen Problemen der Gesellschaft<br />
auseinandersetzt: Die Abwanderung<br />
in den ländlichen Regionen, der demografische<br />
Wandel, das Zurückbleiben der alten<br />
Menschen und wie man diesem Problem<br />
entgegenwirken könnte. „In diesem Semester<br />
beschäftigen wir uns mit der Frage, ob die<br />
Ressource Holz eine Möglichkeit dafür<br />
schaffen könnte, die Menschen in den Regionen<br />
zu halten und so eine Weiterentwicklung<br />
für die betroffenen Räume zu ermöglichen“,<br />
erklärt Michael Ritter eine mögliche Lösung<br />
und das Thema der Lehrveranstaltung.<br />
Gemeinsam mit 30 Studierenden und eingeladenen<br />
Experten beschäftigt sich der Politikwissenschaftler<br />
theoretisch und praktisch<br />
mit „Holz als Ressource der regionalen Wirtschaftsentwicklung<br />
im Alpenraum“. „Vom<br />
Zahnstocher bis zum Gebäude sind so viele<br />
Dinge an Holz gebunden, daraus könnten<br />
sich so viele neue Berufsprofile ergeben“,<br />
erklärt er einen Ansatz der Überlegungen.<br />
Weiterdenken im Sinne von Leopold Kohr<br />
„Es geht um das Prinzip der Regionalität im<br />
Sinne von Leopold Kohr im Rahmen von<br />
Gesellschaft, Wirtschaft und Politik“, sagt der<br />
Koordinator der Veranstaltungen, Christian<br />
Dirninger. Wichtig sei das Verständnis des<br />
historischen Kontexts einer Region, wie jenes<br />
der gegenwärtigen Probleme im ländlichen<br />
Raum, und schließlich der Nachhaltigkeit und<br />
Weiterentwicklung. „Wir wollen Bewusstsein<br />
und Sensibilität für die Problematik schaffen<br />
und uns mit Möglichkeiten der regionalen<br />
Weiterentwicklung auseinandersetzen“, sagt<br />
Christian Dirninger (r.) und Michael Ritter.<br />
Fotos (2): Eva Pittertschatscher<br />
Dirninger. Die Regionen müssten aktiv gestaltet<br />
werden und Thema sein, Regionalität müsste<br />
konkret fassbar werden ohne romantische<br />
Idealvorstellungen. „Es geht um ein Weiterdenken<br />
im Kohr’schen Sinn.“ Die Idee der<br />
Ressource Holz als Möglichkeit dafür sei mit<br />
ein Beispiel für Leopold Kohrs Grundsatz des<br />
menschlichen Maßes: Zum einen sei Holz als<br />
Ressource überschaubar, zum anderen müssen<br />
Holz und der Wald bewirtschaftet werden<br />
und stehen so im Sinne der Nachhaltigkeit.<br />
Und die Regionen selbst sind ein (kleiner) Teil<br />
eines (großen) Ganzen. Sie sind immer als<br />
Gegenüber des urbanen Raumes zu sehen. „Es<br />
geht uns auch um Regionalität im Gesamtzusammenhang“,<br />
sagt Dirninger. Und dieser<br />
umfasst nicht nur das Land, sondern auch den<br />
städtischen Bereich.<br />
Digitalisierung des Leopold Kohr-Archivs<br />
Seit rund einem Jahr wird der im Leopold<br />
Kohr-Archiv gesammelte Nachlass des 1994<br />
verstorbenen Nationalökonomen und Philosophen<br />
Kohr digitalisiert. Im Archiv werden<br />
unter anderem Typoskripte, Publikationen,<br />
Realien, Urkunden, Rezensionen, Fotos, Bil-<br />
der und Korrespondenzen aufbewahrt. 120<br />
Typoskripte, von insgesamt 500, wurden bis<br />
jetzt digitalisiert. „Sie zählen zum wichtigsten<br />
Bestand“, sagt der Leiter des Leopold Kohr-<br />
Archivs, Ewald Hiebl. Danach sollen Bilder,<br />
Fotos und Zeitungsartikel in die Datenbank<br />
aufgenommen werden. Über Jahre wurde der<br />
Nachlass Leopold Kohrs völlig unsystematisch<br />
in 80 Schachteln im Kammerlanderstall in<br />
Neukirchen aufbewahrt. Erst 1998 begann der<br />
Historiker Ewald Hiebl den Nachlass zu ordnen<br />
und in säurefreien Standard-Archivkartons<br />
abzulegen. Ziel der Digitalisierung ist es,<br />
Ewald Hiebl (l.) und Pit Thommes an der Digitalisierungsmaschine.<br />
das Material von und über Leopold Kohr zu<br />
sichern und mit Informationen und Kommentaren<br />
zu versehen, sowie die seit 2005<br />
bestehende Datenbank zu erweitern. In<br />
Zukunft sollen die Kohr-Daten auch in den<br />
Katalog der Hauptbibliothek der Universität<br />
Salzburg integriert werden. Digitalisiert wird<br />
nicht alles. „Es geht vor allem um die wissenschaftliche<br />
Relevanz“, sagt Hiebl. Das sind<br />
zum Beispiel die Schriften VON Kohr selbst,<br />
weniger Texte ÜBER ihn. Die Arbeit des Digitalisierens<br />
ist aufwändig und erfordert Präzision<br />
und Geduld. „Deshalb bieten wir Studierenden<br />
an, in Form von Praktika mitzuarbeiten“,<br />
sagt Hiebl. Derzeit bekommt er Unterstützung<br />
von Pit Thommes. „Ich bin durch<br />
ein Seminar auf Leopold Kohr aufmerksam<br />
geworden, seine Lehren interessieren mich<br />
sehr“, erklärt dieser seine Motivation. Für<br />
Ewald Hiebl außerdem von Bedeutung: „Das<br />
Archiv und der Nachlass von Leopold Kohr<br />
sind nach terminlicher Vereinbarung jederzeit<br />
für jeden zugänglich.“ Eva Pittertschatscher<br />
Information:<br />
www.leopold-kohr-akademie.at<br />
TAURISKA Magazin / Sommer 12 13
Energie, die wir selbst haben<br />
Im Forum Michaeli soll der Geist Leopold Kohrs neu aufleben<br />
Am Anfang stand die Idee, regelmäßig Konzerte<br />
in der Stiftskirche zu veranstalten. Doch<br />
innerhalb eines halben Jahres hat sich die<br />
neue Kulturinitiative in der Gemeinde Dorfbeuern<br />
zu einem längerfristigen Projekt ausgewachsen.<br />
Das „Forum Michaeli“ will alljährlich<br />
Ende September die Gedanken Leopold<br />
Kohrs pflegen und damit die Tradition<br />
der Gemeinde Dorfbeuern in der Dorf- und<br />
Stadterneuerung auf eine neue Ebene heben.<br />
„ I<br />
n hohem Maß selbstständige lokale<br />
Gemeinschaften haben bessere Chancen,<br />
nicht in Gewalt von größerem Ausmaß<br />
hineingezogen zu werden als solche, deren<br />
Existenz von weltweiten Handelssystemen<br />
abhängt.“ Wohl zu keiner anderen Zeit der<br />
jüngeren Geschichte war dieses Autarkie-<br />
Prinzip von Leopold Kohr so einleuchtend<br />
und allgemeinverständlich wie heute. Jedes<br />
Der Kirchenchor Michaelbeuern unter der Leitung von Manfred<br />
Roider wird den abschließenden Festgottesdienst am Sonntag,<br />
den 30. September, um 9.00 Uhr in der Stiftskirche gestalten.<br />
Foto: Gemeinde Dorfbeuern<br />
Kind hat schon von den „Finanzmärkten“<br />
gehört, die sich wie eine Drohkulisse über<br />
ganz Europa und der westlichen Welt aufgebaut<br />
haben. Eine ohnmächtig erscheinende<br />
Politik hat Milliarden und Abermilliarden<br />
Euro zu sogenannten Rettungsschirmen aufgebauscht.<br />
Der einzelne sieht sich dem Treiben<br />
des entfesselten Kapitalismus ausgeliefert.<br />
„Small is beautiful“ war die Botschaft, die<br />
Leopold Kohr dagegengehalten hat. In<br />
unmittelbarer Nachbarschaft von Oberndorf,<br />
14<br />
TAURISKA Magazin / Sommer 12<br />
Forum Michaeli<br />
wo der Philosoph der kleinen Einheiten am 5.<br />
Oktober 1909 geboren wurde, soll nun sein<br />
Gedankengut in neuer Weise gepflegt werden.<br />
Dafür hat sich in der Gemeinde Dorfbeuern<br />
eine Initiativgruppe zusammengefunden.<br />
Dieses „Forum Michaeli“ will vorerst einmal<br />
im Jahr, jeweils Ende September zum Patrozinium<br />
des Hl. Michael, den Gedanken der<br />
lokalen und regionalen Zusammenarbeit in<br />
den Mittelpunkt einer dreitägigen Veranstaltung<br />
stellen.<br />
Tradition bewahren, offen für Neues<br />
Der künftige Verein „Forum Michaeli“ steht<br />
strukturell und inhaltlich jeweils auf drei Beinen.<br />
Von den Strukturen her bilden die Zivilgesellschaft,<br />
die politische Gemeinde und die<br />
Kirche die drei Standbeine. Auf Anregung des<br />
langjährigen Gemeindearztes Wolfgang Schierhuber<br />
hat sich ein knappes Dutzend Frauen<br />
und Männer zu einer Initiativgruppe zusammengetan.<br />
In den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
spiegelt sich die Vielfalt des<br />
Gemeindelebens. Monika Huber, Erika Armstorfer,<br />
Ulrike Ebner und Elfriede Bruckmoser<br />
sowie Michael Warter, Manfred Roider,<br />
Siegfried Perschl, Josef Bruckmoser und<br />
Wolfgang Danzmayr haben das „Forum<br />
Michaeli“ zum Leben erweckt. Jetzt richtet<br />
sich die ganze Aufmerksamkeit darauf, die<br />
Belange aller Bevölkerungsgruppen der<br />
Gemeinde zu berücksichtigen und Querverbindungen<br />
zu den Vereinen, zu den Schulen<br />
und zu den kulturellen Einrichtungen herzustellen.<br />
Dazu kommt als zweites Standbein die<br />
Gemeindeebene. Bürgermeister Adi Hinterhauser<br />
steht von Anfang an zu der Idee, das<br />
Forum als neuen Anlauf für eine lebendige<br />
Gemeindeentwicklung zu unterstützen. Der<br />
dritte Pfeiler, auf dem das Forum steht, ist die<br />
jahrhundertealte Tradition der Benediktinerabtei<br />
Michaelbeuern. Als geistlicher Mentor<br />
ist Abt Johannes Perkmann OSB an Planung<br />
und Durchführung des Projekts beteiligt.<br />
Aus dem breiten Spektrum der örtlichen Mitarbeiter<br />
und Mitgestalter ergibt sich der dreifache<br />
inhaltliche Ansatz: Erstens geht es<br />
darum, die Bevölkerung der Gemeinde und<br />
der Region in ihrer Selbstständigkeit zu stärken<br />
und dadurch den ländlichen Raum im<br />
Die Arbeitsgruppe „Forum Michaeli“: v.l.: Siegfried Perschl, Manfred Roider,<br />
Elisabeth Resmann, Alfred Winter, Susanna Vötter-Dankl, Christian Vötter,<br />
Isolde Mrwa, Wolfgang Danzmayr, Josef Bruckmoser, Monika Huber, Ulrike<br />
Ebner, Abt Johannes Perkmann, Erika Armstorfer, Michael Warter und Wolfgang<br />
Schierhuber. Foto: Elfriede Bruckmoser<br />
nördlichen Flachgau als wertvollen Lebensraum<br />
für Jung und Alt zu erhalten. Zweitens<br />
sollen die politischen Kräfte der Gemeinde<br />
Dorfbeuern neuerlich auf die Gemeindeentwicklung<br />
und die regionale Entwicklung<br />
fokussiert werden – und das in bewusster<br />
Anknüpfung an die Dorf- und Stadterneuerung,<br />
in der Dorfbeuern zu den führenden,<br />
mehrfach mit Preisen ausgezeichneten<br />
Gemeinden gehört. Drittens und nicht<br />
zuletzt will das „Forum Michaeli“ die geistigen<br />
und geistlichen Kräfte im Umfeld des traditionsreichen<br />
Benediktinerklosters bündeln,
Die Gemeinde Dorfbeuern mit der Benediktinerabtei Michaelbeuern. Das geschlossene Ensemble der Benediktinerabtei vor der verhältnismäßig naturnahen<br />
Kulturlandschaft. Foto: Gemeinde Dorfbeuern<br />
das zusätzlich zu seinen religiösen und spirituellen<br />
Aufgaben eine tragende Rolle als Bildungseinrichtung<br />
für Jugendliche (Privathauptschule)<br />
und Erwachsene (Bildungsund<br />
Exerzitienhaus) spielt.<br />
„Für mich ist ein großes Anliegen, dass es eine<br />
Idee wird, die vom ganzen Dorf getragen<br />
wird“, sagt Wolfgang Schierhuber. „Es soll<br />
Das Forum Michaeli will auch die jungen Leute<br />
ansprechen. Ein Höhepunkt wird das Konzert<br />
der Querschläger am Samstagabend in der<br />
Spenglerhalle in der Gemeinde Dorfbeuern.<br />
Foto: Gorg<br />
eine geistige Dorferneuerung und eine kulturelle<br />
Initiative sein, die auf einer breiten Basis<br />
in der Gemeinde steht und nicht nur von<br />
einigen wenigen vorgegeben wird.“ Schierhuber<br />
erinnert an das afrikanische Sprichwort<br />
„Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu<br />
erziehen“. Ähnlich brauche es die ganze<br />
Gemeinde und ihre Menschen, „damit wir<br />
uns als regionale Einheit unter dem weiten,<br />
gemeinsamen Dach Europa bewähren können.“<br />
Leopold Kohr hatte noch selbst mit<br />
einem mitreißenden Vortrag in der<br />
Gemeinde Dorfbeuern die Initialzündung für<br />
die Dorf- und Stadterneuerung gegeben.<br />
„Wir möchten diese Leitgedanken aus der<br />
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts fortentwickeln<br />
und sie für unsere Gemeinde neuerlich<br />
mit Leben erfüllen“, sagt Schierhuber.<br />
„Wichtig ist uns, dass die Kinder und Jugendlichen<br />
in das Projekt einbezogen werden,<br />
denn letztendlich geht es darum, dass unsere<br />
Pisaturm im Rahmen des Projektes „Freude<br />
am Leben“ der Privathauptschule Michaelbeuern<br />
im November 2011. Norbert Wallner,<br />
Lehrer für Werkunterricht, hat mit Schüler-<br />
Innen den Turm erbaut. Foto: Franz Oberascher<br />
Gemeinde für die künftigen Generationen<br />
lebenswert bleibt.“<br />
Wesentliche Starthilfen für das „Forum<br />
Michaeli“ haben die Leopold Kohr-Akademie,<br />
die Kulturellen Sonderprojekte beim<br />
Land, das Salzburger Bildungswerk sowie das<br />
Katholische Bildungswerk und die Salzburger<br />
Gemeindeentwicklung SIR geleistet. „Namentlich<br />
möchte ich dem langjährigen Leiter<br />
der Kulturellen Sonderprojekte, Alfred Winter,<br />
sowie seiner Nachfolgerin Elisabeth Resmann<br />
danken“, sagte Wolfgang Schierhuber.<br />
„Auch durch die Kohr-Akademie und den<br />
Verein TAURISKA mit Susanna Vötter-Dankl<br />
und Christian Vötter haben wir wesentliche<br />
Impulse erhalten.“<br />
Energie in allen Formen<br />
„Energie, die wir selbst haben“ ist der Arbeitstitel<br />
für das erste „Forum Michaeli“, das von<br />
Freitag, 28. bis Sonntag, 30. September 2012<br />
in Michaelbeuern stattfinden wird. Ausgehend<br />
von der Idee einer energieautarken<br />
Gemeinde wird Energie in ihren vielfältigen<br />
Formen und Wirkungsweisen zur Sprache<br />
kommen: Energie in spiritueller und geistiger<br />
Form, Energie, die aus der Musik, aus der<br />
Bewegung, aus dem Tanz kommt, Energie,<br />
die uns als innerer Motor bewegt, Energie, die<br />
in uns verloren gegangen ist, Energie, die wir<br />
einsparen wollen, Energie in fossilen und in<br />
nachwachsenden Formen.<br />
Auftakt wird am Freitagabend ein Impulsreferat<br />
über die regionale Entwicklung im<br />
Sinne von Leopold Kohr sein, musikalisch<br />
umrahmt durch Jugendliche aus der Gemeinde.<br />
Voraus geht am Freitagvormittag<br />
ein Kinderfestival mit Elisabeth Fuchs, der<br />
Leiterin der Philharmonie Salzburg. Der<br />
Samstag steht im Zeichen der erneuerbaren<br />
Energie und der energieautarken Gemeinde.<br />
Beispielhaft werden die Biogasanlage des<br />
Klosters und private Fotovoltaikanlagen<br />
vorgestellt. Die Jugendlichen aus der Region<br />
kommen am Samstagnachmittag bei Hip<br />
Hop auf ihre Rechnung. Der Samstagabend<br />
bietet mit einem Konzert der Querschläger<br />
aus dem Lungau einen musikalischen Höhepunkt.<br />
Am Sonntag wird der Kirchenchor<br />
das abschließende Hochamt in der Stiftskirche<br />
mit einer Messe von Michael Haydn<br />
gestalten.<br />
Josef Bruckmoser<br />
Information:<br />
www.dorfbeuern.at<br />
TAURISKA Magazin / Sommer 12 15
Das bereits seit fast 40 Jahren andauernde Langzeitprojekt in den Salzburger Heimat- und Regionalmuseen<br />
hatte im vergangenen Oktober einen besonderen Höhepunkt zu verzeichnen: Die Überschreitung<br />
der 100.000er Marke bei der digitalen Erfassung der Kulturgüter in den Salzburger Regionalmuseen<br />
mit einem gemeinsamen, einheitlich verwendeten Museumsverwaltungsprogramm. Landesrätin<br />
Tina Widmann lud aus diesem Anlass ins Kavalierhaus Klessheim, wo Hemma Ebner und Dagmar<br />
Bittricher einen Überblick über die Inventarisierungstätigkeit der vergangenen Jahre gaben. „Die<br />
interne Datenbank gibt einen umfassenden Überblick, welche Objekte in welchen Museen vorhanden<br />
sind“, informierte Volkskulturreferentin Landesrätin Tina Widmann und dankte den ehrenamtlich tätigen<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die Erfüllung dieser zeitintensiven, hinter den Kulissen<br />
stattfindenden Aufgabe. Foto: Franz Neumayr, LPB<br />
20 Jahre Bergbau- und Gotikmuseum<br />
Leogang<br />
Aus Anlass des 20-jährigen Bestehens des<br />
Museums in Leogang hält der Museumsverein<br />
unter Obmann Hermann Mayrhofer in<br />
seiner diesjährigen Sonderausstellung<br />
„Bergbau und Kunst“ Rückschau – einerseits<br />
auf den Bergbau und die daraus resultierende<br />
Blütezeit der Kunst zur Zeit des<br />
Mittelalters, andererseits auf die Entwicklung<br />
des Museums vom Bergbaumuseum<br />
zum Schwerpunktmuseum für gotische<br />
Bergbauheilige. Mit vorwiegend museumseigenen<br />
Stücken, ergänzt um ausgewählte<br />
Exponate aus anderen österreichischen<br />
Sammlungen, wird auch diese Ausstellung<br />
sicher wieder viele interessierte BesucherInnen<br />
aus nah und fern anziehen und durch<br />
ihre Außergewöhnlichkeit beeindrucken.<br />
Geöffnet von Mai bis Oktober 2012.<br />
www.museum-leogang.at<br />
20 Jahre Wallnerbauernhaus in St. Veit<br />
Am Sonntag, 24.6.2012 von 11.00 bis 17.00<br />
Uhr findet die Jubiläumsfeier mit Eröffnung<br />
der Sonderausstellung „Ein Haus im Wandel“<br />
statt. Das Wallnerbauernhaus wurde<br />
1738 in der Nachbargemeinde Schwarzach<br />
erbaut, 1988 abgetragen, 1992 in St. Veit i.<br />
Pg. wieder aufgebaut und beherbergt seit<br />
1994 das Seelackenmuseum.<br />
www.seelackenmuseum.sbg.at<br />
25 Jahre Museumsverein Elsbethen<br />
Das vom Ehepaar Franziska und Sepp<br />
Scheibl und seinem Team engagiert geführte<br />
und mit dem Österreichischen Museumsgütesiegel<br />
ausgezeichnete Museum in unmittelbarer<br />
Nähe der Landeshauptstadt beging<br />
16<br />
TAURISKA Magazin / Sommer 12<br />
sein Jubiläum im Beisein der ressortzuständigen<br />
LRin Tina Widmann. Der Grundstein<br />
für das heutige Museum wurde jedoch<br />
schon 22 Jahre zuvor, in den Jahren 1965 bis<br />
1987, in Form der privaten Sammeltätigkeit<br />
von Sepp Scheibl gelegt. Die für diesen<br />
Anlass zusammengestellte Fotoausstellung<br />
„Elsbethen ins Bild gerückt“ wird vor<br />
allem – aber nicht nur – die einheimischen<br />
Besucher anziehen.<br />
www.museum-elsbethen.at<br />
30 Jahre Museum im Einlegerhaus<br />
Obertrum<br />
Eine Vielzahl von interessanten Sonderausstellungen<br />
und kulturellen wie sozialen<br />
Aktivitäten, die die einheimische Bevölkerung<br />
eng an das Haus binden, sind eine<br />
schöne Bilanz für 30 Jahre ehrenamtliche<br />
Tätigkeit. Aus Anlass des Jubiläums erschien<br />
eine kleine Broschüre, die einen eindrucksvollen<br />
Überblick über das drei Jahrzehnte<br />
andauernde Engagement des Museumsvereins<br />
gibt. Das Museum konnte im vergangenen<br />
Jahr unter Obmann Alfred Huemer seinen<br />
Keramikschwerpunkt ausbauen und<br />
neu gestalten. Für das Jubiläumsjahr heißt<br />
es: „Jeder Knopf trägt Verantwortung“ –<br />
Sommerausstellung von 24.6. bis 26.10.2012.<br />
www.museum-obertrum.at<br />
Neueröffnung Museum im Hellbauerhaus<br />
Göming<br />
Passend zum Motto des Internationalen Museumstages<br />
lud der Göminger Kultur- und<br />
Geschichtsverein zu seiner Eröffnungsausstellung<br />
„Vom Bauernhaus zum Kultur- und<br />
Gastronomiebetrieb“ in das Hellbauerhaus.<br />
Näheres unter www.goeming.at/museum<br />
Das Salzburger Museumsportal ist auch in englischer<br />
Sprache unter www.salzburg.gv.at/museen<br />
online abrufbar: Derzeit verfügt es über 142 Einträge.<br />
Gerade die Regionalmuseen, die über<br />
keine eigene Homepage verfügen, nützen diese<br />
Internetplattform für ihre Präsentationen und<br />
erreichen ein breiteres, internationales Publikum.<br />
Wer unterwegs ist, kann das Angebot der<br />
Salzburger Museen auch via Handy unter<br />
www.salzburg.mobi.at abrufen. Foto: Sbg.Volkskultur<br />
Regionalmuseen – Veranstaltungen und Jubiläen<br />
Museum Bad Gastein – Wiedereröffnung<br />
in neuem Gewand<br />
Das älteste Heimatmuseum im Bundesland<br />
Salzburg zeigt sich seit 2011 nicht nur an<br />
einem neuen Standort, sondern auch in<br />
einer vollkommen neuen Präsentation. Die<br />
Bedeutung des Thermalwassers und der<br />
Aufstieg zum Kurort sind das zentrale<br />
Thema der überarbeiteten Ausstellung.<br />
www.gasteinermuseum.at<br />
Pongauer Museumsnacht<br />
Die diesjährige Pongauer Museumsnacht<br />
findet am Dienstag, 14. August 2012 von<br />
18.00 bis 23.00 Uhr statt. Mit einem einzigen<br />
Ticket zum Preis von € 3,- Eintritt in alle<br />
teilnehmenden Museen: Montanmuseum<br />
Böckstein, Gasteiner Museum Bad Gastein,<br />
Technische Sammlung Breyer Bad Hofgastein,<br />
Burg Klammstein, Museum am<br />
Kastenturm Bischofshofen, Freilichterlebnis<br />
7 Mühlen Pfarrwerfen, Salzburger FIS-Landesskimuseum<br />
Werfenweng, Waggerl Haus<br />
Wagrain, Seelackenmuseum St. Veit, Pongauer<br />
Heimatmuseum Schloss Goldegg,<br />
Museum Tauernbahn Schwarzach.<br />
Information: Hans Zlöbl<br />
museum.tauernbahn@sbg.at<br />
Dagmar Bittricher<br />
Information:<br />
Land Salzburg, Referat Volkskultur und<br />
Erhaltung des kulturellen Erbes, Dagmar<br />
Bittricher, Museumsreferentin, 5010 Salzburg,<br />
Postfach 527, Tel. +43 (0) 662 / 8042-<br />
3064, volkskultur@salzburg.gv.at<br />
www.salzburg.gv.at/museen<br />
Landesverband Salzburger Museen und<br />
Sammlungen: www.salzburgermuseen.at
S<br />
Salzburger Volkskultur<br />
eminare für MultiplikatorInnen der Volkskultur<br />
und der regionalen Bildungsarbeit. Die<br />
Seminare „Ehren.Sache“ unterstützen MultiplikatorInnen<br />
der Volkskultur und der regionalen Bildungsarbeit<br />
in ihrer Fachlichkeit und schaffen<br />
Vernetzung über Landesgrenzen hinaus. Sie<br />
regen an, sich in der Bevölkerung, in Medien und<br />
Politik zu Wort zu melden, damit Menschen mit<br />
Freude ihre Um- und Lebenswelt gestalten.<br />
Wir laden Sie herzlich zum nächsten Seminar im<br />
Oktober 2012 ein. Das Thema lautet: Wir leben<br />
mittendrin. Wege zu einem guten Umgang mit<br />
unserer Kulturlandschaft. Die Stromversorgung<br />
soll verstärkt ausgebaut werden, eine neue Trasse<br />
wird dafür gesucht, Grünland muss Wohnungen<br />
weichen, an der Ortseinfahrt steht schon der<br />
neue Supermarkt. Zahlreiche Beispiele lassen<br />
sich anführen, wie schnell sich die Landschaft, in<br />
der wir leben, verändert. Manche sind leicht<br />
erkennbar, andere fallen nicht sofort ins Auge.<br />
Das Ziel ist es, Bewusstsein für Kulturlandschaften<br />
zu schaffen, den Blick für Neues und Altes zu<br />
schärfen und sich dabei mit der Frage auseinanderzusetzen,<br />
wie sich die Pflege von Kulturgütern<br />
mit einer zeitgemäßen Lebensweise vereinbaren<br />
lässt. Lucia Luidold<br />
Information und Anmeldung: Bildungszentrum<br />
St.Virgil, Ernst-Grein-Straße 14,<br />
5026 Salzburg, Tel. +43 (0) 662 / 65 9 01-<br />
514, Fax 65 9 01-509, office@virgil.at,<br />
www.virgil.at<br />
Zeit: Freitag, 19. Oktober, 15.00 bis 21.00<br />
Uhr, und Samstag, 20. Oktober 2012, 9.00<br />
bis 17.00 Uhr<br />
Ort: Kapuzinerhof, Schlossplatz 4,<br />
83410 Laufen, www.kapuzinerhof.de<br />
Veranstaltungsnr. 12-0673<br />
Beitrag: € 47,- begrenzte TeilnehmerInnenzahl<br />
(max. 20): Anmeldung bis 8. Oktober<br />
2012 erforderlich.<br />
Eine Kooperation von:<br />
Salzburger Volkskultur, Land Salzburg, Salzburger<br />
Bildungswerk, Bayerischer Landesverein<br />
für Heimatpflege, EuRegio Salzburg<br />
– Berchtesgadener Land – Traunstein und<br />
St. Virgil Salzburg<br />
Mit finanzieller Unterstützung der Edith<br />
Haberland Wagner Stiftung München<br />
E<br />
ine Singgruppe um Leopold Breinlinger<br />
(sechs Personen, mittlerweile ein Verein<br />
„Salzburger Lieder- und Jodlerschatztruhe, gemeinnütziger,<br />
kultureller Verein zur Erhaltung<br />
von Volkslied und Jodler“, ZVR-Zahl: 346521413)<br />
befasst sich seit 2006 mit der Aufzeichnung in<br />
Bild und Ton von erhaltenswertem Liedgut des<br />
gesamten Alpenraumes Österreich-Bayern-Südtirol.<br />
Ziel des Projektes ist es, allen Singinteressierten<br />
(Schulen, Chören, Familien, Musikkapellen,<br />
bestehenden Singformationen, etc.) eine<br />
Arbeitsunterlage in die Hand zu geben, die das<br />
Kennenlernen und gegebenenfalls spätere Einlernen<br />
dieser volksmusikalischen Kostbarkeiten<br />
in Form von Liedern und Jodlern erleichtert.<br />
Durch die Notation und die akustische Aufzeichnung<br />
auf CDs bleibt dieser Musikschatz<br />
E<br />
in Kleinod, das sich zwischen bäuerlichen<br />
Gebäuden in gebirgiger Landschaft behauptet:<br />
Die mit Hilfe des Kulturellen Erbes unter der<br />
Leitung von Christian Haller sanierte Salchegg-<br />
Kapelle (ca. Mitte 17. Jhdt.) auf dem Fröstelberg<br />
hinter Rauris. Die Bilder an der südlichen Außenfront<br />
wurden 2011 restauriert: o.l. Hl. Isidor, o.r.<br />
Hl. Florian, u.l. Hl. Leonhard, u.M. Krönung<br />
Marias, u.r. Hl. Georg. Foto: privat<br />
der Nachwelt erhalten. Realisiert<br />
wird dieses Vorhaben in der Salzburger<br />
Lieder- und Jodlerschatztruhe,<br />
einem Gesamtwerk, bestehend<br />
aus 2 Büchern in einem<br />
Schuber, Buch 1 mit der Notation<br />
von 555 Liedern und Jodlern und Buch 2 mit 18<br />
CDs, auf denen Aufnahmen der einzelnen Lieder<br />
und Jodler – eingeteilt in mehrere Kategorien (z.<br />
B. Lieder im Weihnachtsfestkreis, Frühjahrslieder,<br />
Scherzlieder und Gstanzln, Jäger- und<br />
Schützenlieder, Almlieder, etc.) – zu hören sein<br />
werden. Fotos (2): Archiv Breinlinger<br />
Information:<br />
www.liederschatztruhe.at<br />
Information:<br />
Land Salzburg, Referat Volkskultur<br />
und Erhaltung des kulturellen Erbes,<br />
Lucia Luidold, Referatsleiterin,<br />
5010 Salzburg, Postfach 527,<br />
Tel. +43 (0) 662 / 8042-2615<br />
volkskultur@salzburg.gv.at<br />
TAURISKA Magazin / Sommer 12<br />
17
Innenansicht Dom zu Salzburg Foto: Ulrich Ghezzi<br />
Rottmayr-Ausstellung im Nordoratorium<br />
Domquartier Salzburg – ein neues Produkt<br />
18<br />
TAURISKA Magazin / Sommer 12<br />
Foto: Dommuseum/Josef Kral<br />
Kunst- und Wunderkammer der ehemaligen Fürsterzbischöfe Foto: Dommuseum/Josef Kral Langer Gang, Galerie<br />
Domquartier als neues High<br />
Das geplante Domquartier Salzburg, das die<br />
Wiederherstellung des Rundganges im<br />
Dom-/Residenzbezirk im Herzen der Altstadt<br />
vorsieht, ist zweifelsohne eines der<br />
größten Salzburger Kulturprojekte der<br />
Gegenwart. Der international anerkannte<br />
Museumsexperte Dieter Bogner bezeichnet<br />
es als „Jahrhundertprojekt“ und vergleicht<br />
es mit dem Palazzo Pitti in Florenz.<br />
Es soll Salzburg, das ja international als<br />
Kulturstadt geschätzt wird, auch zu<br />
einer international bekannten Museumsstadt<br />
machen. Bisher stand ja, bedingt durch<br />
die zahlreichen erstklassigen Veranstaltungen<br />
und Festivals, vor allem die – meist klassische<br />
– Musik im Mittelpunkt.<br />
Für Museumsreferent Landeshauptmann-<br />
Stv. Wilfried Haslauer steht seit einigen Jahren<br />
die Weiterentwicklung und Modernisierung<br />
der Salzburger Museumslandschaft im<br />
Vordergrund. Viel ist seit 2005 passiert: Aus<br />
dem Carolino Augusteum wurde das erfolgreiche<br />
und international ausgezeichnete Salzburg<br />
Museum, in das mittlerweile auch das<br />
Barockmuseum integriert wurde. Das Keltenmuseum<br />
in Hallein wurde aufgewertet und<br />
wird zu einem archäologischen Landesmuseum<br />
für Urgeschichte entwickelt, und<br />
auch die anderen Museen in Stadt und Land<br />
reüssieren mit äußerst interessanten Ausstellungen<br />
und Projekten.<br />
Der von Landeshauptmann-Stv. Wilfried<br />
Haslauer bei bogner.cc in Auftrag gegebene<br />
Museumsleitplan sieht ein interessantes inhaltliches<br />
Konzept vor, das die Museumslandschaft<br />
in drei Erzählthemen gliedert:<br />
„Salzburgs Aufstieg zur Macht“, „Himmel<br />
und Erde in einer Hand“ und „Mythos Salzburg“.<br />
Der im auf 10 Jahre angelegten<br />
Museumsleitplan enthaltene Bereich „Mythos<br />
Salzburg“ wurde bereits im Salzburg Museum<br />
in der Neuen Residenz umgesetzt, das<br />
Thema „Salzburgs Aufstieg zur Macht“ soll<br />
auf der Festung realisiert werden.<br />
Die ersten Etappen des Mottos „Himmel und<br />
Erde in einer Hand“ im Residenz/Domkomplex<br />
sind bereits verwirklicht und bieten<br />
einen faszinierenden Vorgeschmack auf das<br />
Erlebnis: Auch für Salzburgerinnen und Salzburger,<br />
die die Altstadt gut kennen, ist es<br />
beeindruckend, von der Residenzgalerie über<br />
die neu geschaffene Terrasse und die modern<br />
Panoramabild Domplatz Foto(s): Domplatz Salzburg - Panorama Aufnahme von Linsinger ZT/St. Johann im Pongau,
der Fürsterzbischöfe Foto: Verlag St. Peter/Reinhard Weidl<br />
light im Herzen der Altstadt<br />
gestaltete Stiege in den nördlichen Domturm<br />
zu gelangen, von wo man ungewohnte Einblicke<br />
in den Dom erhält. Der Rundgang ist<br />
bereits über das Dommuseum in die Lange<br />
Galerie des Erzstiftes St. Peter möglich, die<br />
ebenfalls sehr eindrucksvoll ist.<br />
Im Domquartier werden für Besucherinnen<br />
und Besucher die über lange Zeit prägenden<br />
Faktoren der Geschichte Salzburgs deutlich:<br />
die territoriale politische Unabhängigkeit, die<br />
weltliche und kirchliche Herrschaft der Fürsterzbischöfe<br />
und ihr durch die Salz-, Edelstein-<br />
und Metallvorkommen bedingter wirtschaftlicher<br />
und auch kultureller Reichtum.<br />
Der Gebäudekomplex des Dom-/Residenzbezirks<br />
war lange Mittelpunkt der Macht und<br />
sichtbarer Ausdruck der kulturellen und politischen<br />
Blüte Salzburgs. Durch den baulichen<br />
Zusammenschluss von Residenz, Dom und<br />
Erzabtei St. Peter wird die Geschichte nachvollziehbar.<br />
Das Domquartier ist also weit mehr als ein<br />
herausforderndes Bauprojekt und auch mehr<br />
als die Summe aller beteiligten Museen und<br />
Institutionen. Der Rundgang stellt die bauliche<br />
Einheit wieder her, die lange geistlicher<br />
Domaufnahme: Oskar Anrather, Grafik u. Gestaltung: Ulrich Ghezzi, Oberalm<br />
Mitra des Abtes Rupert Kreutzl, Ende 15. Jhdt.<br />
aus der Schatzkammer St. Peter<br />
Foto: Repro aus dem Katalog St. Peter in Salzburg<br />
und politischer Mittelpunkt des Landes und<br />
sichtbarer Ausdruck der Macht der Fürsterzbischöfe<br />
war. Das unmittelbar an diesen<br />
Gebäudeverbund aus Dom und Residenz<br />
angrenzende Benediktinerkloster St. Peter<br />
trug maßgeblich zur Entfaltung des reichen<br />
Kultur- und Geisteslebens bei. Die derzeit<br />
nicht zugänglichen wertvollen Bestände des<br />
Stifts St. Peter werden für ein einzigartiges<br />
Besuchererlebnis sorgen. Der Weg durch das<br />
Domquartier Salzburg, der 200 Jahre lang<br />
verschlossen war, führt von den ehemaligen<br />
Repräsentations- und Wohnräumen der<br />
Fürsterzbischöfe in ihre Bischofskirche, den<br />
Dom, und von dort in die Kunst- und Wunderkammer<br />
sowie die Lange Galerie der Erzabtei<br />
St. Peter, dann über den Wallistrakt mit<br />
Einblicken in die Franziskanerkirche wieder<br />
in die Residenz.<br />
Eines ist sicher: Mit dem Domquartier entsteht<br />
ein faszinierendes Gesamterlebnis, das<br />
europaweit einzigartig ist.<br />
Doris Fuschlberger<br />
Information:<br />
Nähere Informationen über den Museumsleitplan<br />
finden Sie unter: http://www.salzburg.gv.at/museumsleitplan.pdf<br />
Franziskanerkirche Foto: Walter Schweinöster<br />
Carabinierisaal-Prunkräume Architekturgeschichte<br />
Foto: Helge Kirchberger, Copyright Salzburger Burgen & Schlösser<br />
Verbindungsstiege Nordturm Dom Residenzgalerie „Europäische Barockkunst“ Foto: Th. Habersatter<br />
TAURISKA Magazin / Sommer 12 19
20<br />
TAURISKA Magazin / Sommer 12<br />
Veranstaltungen<br />
Literaturhaus Henndorf<br />
Ein Lebenszeichen aus der einstigen literarischen<br />
Hochburg am Wallersee<br />
Das Geburtshaus des Heimatschriftstellers<br />
Johannes Freumbichler in Henndorf wird<br />
renoviert. Entstehen soll ein Literaturhaus,<br />
das in der kleinen Gemeinde die große dichterische<br />
Vergangenheit wieder aufleben lässt.<br />
„ E<br />
in Ort der Begegnungen, an dem das<br />
Interesse für Literatur und Geschichte<br />
wieder geweckt wird, Jung und Alt mit<br />
dem Erbe der Dichter vom Wallersee in<br />
Berührung kommen“, das wünscht sich<br />
Wichard von Schöning vom Literaturhaus<br />
Henndorf, der 2009 den gleichnamigen Verein<br />
ins Leben rief. Das Ehepaar von Schöning<br />
bewohnt die Wiesmühl, die dem Dichter Carl<br />
Zuckmayer ab 1926 als Ausgangspunkt neuen<br />
literarischen Schaffens diente. Durch seine<br />
Initiative entstand in Henndorf eine Hochburg<br />
literarischen Schaffens, ein Umschlagplatz<br />
für Dichter, (Exil-)Literaten, Intellektuelle<br />
und Prominente. Doch durch die poli-<br />
Die „Kreative Schreibwerkstatt“ in Henndorf,<br />
v.l.n.r. Isabella Gotthardt, Stefanie Lang, Tobias<br />
Ellenhuber und Sebastian Lang. Foto: Workshop<br />
tisch prekären Verhältnisse kurz vor Ausbruch<br />
des 2. Weltkrieges verebbte das einst so<br />
blühende kulturelle Leben rund um die Wiesmühl.<br />
Die literarische Vergangenheit soll nun<br />
wieder zum Leben erweckt werden und der<br />
Verein bemüht sich, das Bauprojekt im 300<br />
Jahre alten Freumbichlerhaus voranzubringen,<br />
dessen Eigentümer die Gemeinde Henndorf<br />
ist. „Begonnen wurde mit dem Bau am<br />
1.12.2011, mittlerweile ist das Fundament des<br />
Hauses gesichert und es kann mit Innenausbau<br />
und Dach begonnen werden. Wir rechnen<br />
mit einer Fertigstellung im August“,<br />
berichtet Wichard von Schöning und freut<br />
sich bereits auf die Einweihungsfeier des Lite-<br />
raturhauses am 2.12.2012. Der Regionalfernsehsender<br />
RTS begleitet die Bauarbeiten und<br />
wird das Entstehen des Literaturhauses in<br />
einem Dokumentarfilm festhalten.<br />
Neben einem Auditorium mit Medienleinwand<br />
und einem Literaturmuseum wartet<br />
von Schöning mit einer Besonderheit auf, die<br />
im Freumbichlerhaus entstehen soll: „Im<br />
ersten Stock wird das Tagebucharchiv Austria<br />
Platz finden, denn der Verein Literaturhaus<br />
Henndorf fühlt sich nicht nur verpflichtet,<br />
großen Literaten ein Denkmal zu schaffen,<br />
sondern möchte Schriftzeugnisse von Menschen<br />
aus allen Schichten und Lebensbereichen<br />
sammeln.“ Vorbild für dieses Projekt ist<br />
das Deutsche Tagebucharchiv Emmendingen.<br />
Auch wenn die Bauarbeiten am Literaturhaus<br />
noch nicht fertiggestellt sind, hat der Verein<br />
bereits mehrere Lesungen und Veranstaltungen<br />
organisiert. Ein Rückblick ins Jahr 2011<br />
zeigt das Engagement des Vereins: Im Juli<br />
präsentierten Manfred Mittermayer und<br />
Klaus Kastberger Vorträge über Johannes<br />
Freumbichler und Thomas Bernhard sowie<br />
Ödön von Horváth.<br />
Auch ein Projekt für Jugendliche wurde in<br />
der Wiesmühl organisiert. Daniela Marinello<br />
begleitete den literarischen Nachwuchs durch<br />
die „Kreative Schreibwerkstatt“. Dieses Jahr<br />
wird der Workshop von 23. bis 24. Juli stattfinden<br />
und im Anschluss daran werden die<br />
jungen Schreibinteressierten die Gelegenheit<br />
haben, mit dem Autor Walter Müller ins<br />
Gespräch zu kommen.<br />
In den Herbst startete das Literaturhaus<br />
Henndorf mit dem 3-Seen-Kulturprojekt,<br />
wobei es in Zusammenarbeit mit dem Stift<br />
Mattsee und dem Museum Zinkenbacher<br />
Malerkolonie ein Kulturereignis der besonderen<br />
Art inszenierte. Im Oktober wurde Brita<br />
Steinwendtner zu einer Lesung geladen.<br />
In Zusammenarbeit mit den Kulturellen Sonderprojekten<br />
und dem Müry Salzmann Verlag<br />
schloss der Verein mit einer Lesung Tarek<br />
Leitners sein Programm für 2011.<br />
Unterstützt wird das Literaturhaus Henndorf<br />
von den Kulturellen Sonderprojekten, die den<br />
Dokumentarfilm sowie diverse Lesungen und<br />
Veranstaltungen finanziell und organisatorisch<br />
ermöglichen. Cornelia Praschl<br />
Information:<br />
Wichard von Schöning<br />
Tel. +43 (0) 6214 / 8303<br />
literaturhaus-henndorf@aon.at<br />
Benjamin Schmid wird am 7. September Meisterwerke aus<br />
„Cantabile“ – da<br />
Mattseer Diabel<br />
Alljährlich treffen sich internationale<br />
Künstlerinnen und Künstler in Mattsee,<br />
der stimmungsvollen Sommerfrische<br />
am See. Zum 12. Mal findet dort heuer<br />
der beliebte Diabelli-Sommer statt, wobei<br />
den besonderen Schwerpunkt weiterhin die<br />
Salzburger Streicherschule bildet. Kammermusik<br />
vom Barock bis zur Gegenwart, Orchesterstücke<br />
in kleiner Besetzung, Konzerte,<br />
welche die Grenzen zwischen Klassik und populärer<br />
Musik überschreiten, Jazz und Swing<br />
vom Feinsten und die Pflege der qualitätsvollen<br />
Volksmusik ergeben die bewährte Mischung,<br />
für die dieses Festival zum Markenzeichen im<br />
Salzburger Seenland geworden ist. Nach sieben<br />
„Violinissimo“-Saisonen lautet 2012 das<br />
Motto „Cantabile“: Das „Singen” der Instrumente,<br />
zu denen auch die menschliche<br />
Stimme gehört, steht im Mittelpunkt. Wo die<br />
Töne sind – dürfen in Mattsee die Texte nicht<br />
fehlen – gesungene, gesprochene und geschriebene.<br />
Um die 4000 Besucher erwartet<br />
der künstlerische Leiter Gottfried Franz Kasparek<br />
auch heuer wieder zum Festival, das in<br />
den historischen Räumlichkeiten ganz besonders<br />
zur Wirkung kommt.<br />
Anspruchsvolles Programm<br />
Die Stiftskirche und das Schloss bilden das<br />
atmosphärische Ambiente für 16 Termine<br />
von 31. Mai bis 7. September. Dazu kommen<br />
ein swingendes Konzert im Herbst und das
Russland zum Besten geben. Foto: Christian Schneider<br />
s Motto des<br />
li Sommers<br />
traditionelle Weihnachtskonzert am 9. Dezember.<br />
Anton Diabelli (1781-1858), der prominente<br />
Namensgeber des Festivals, ist in<br />
Mattsee geboren. Der Komponist und österreichische<br />
Musikverleger war eine bedeutende<br />
Musikerpersönlichkeit des Biedermeier<br />
und ein Schüler des „Salzburger Haydns“<br />
Johann Michael. Der 275. Geburtstag Michael<br />
Haydns ist Anlass für eine festliche Aufführung<br />
des Requiems für Erzbischof Sigismund<br />
unter der Leitung von Norbert Brandauer<br />
am 24. August in der Kirche. Am 30.<br />
August gastiert die erste Konzertmeisterin der<br />
Wiener Philharmoniker, Albena Danailova,<br />
gemeinsam mit dem Salzburger Geiger David<br />
Frühwirth im Schloss – auf deren „Tanz mit<br />
zwei Geigen“ darf man ebenso gespannt sein<br />
wie auf viele weitere Konzerte in diesem Diabelli<br />
Sommer. So ist Benjamin Schmid mit<br />
den Salzburg Strings im festlichen Finale am<br />
7. September mit Meisterwerken aus Russland<br />
zu erleben.<br />
Christine Schweinöster<br />
Information:<br />
www.oeticket.com, Karten an allen oeticket<br />
Verkaufsstellen (Raika, Sparkassen, Libro,<br />
Niedermayer u.a.) in ganz Österreich<br />
oeticket Hotline +43 (0) 1 / 96096.<br />
Tourismusbüro Mattsee, Passauerstraße 3,<br />
5163 Mattsee, Tel. +43 (0) 664 / 58 67 517<br />
www.diabellisommer.at<br />
Veranstaltungen<br />
Auf den Spuren der<br />
Zinkenbacher Malerkolonie<br />
Das „Malschiff“ am Wolfgangsee nannten sie<br />
selbst ihre bunt zusammengewürfelte<br />
Gruppe von bis zu 27 Künstlerfreunden. In<br />
St. Gilgen verbrachten sie die Sommer in der<br />
Zwischenkriegszeit des 20. Jahrhunderts. Ein<br />
Verein öffnet dieses interessante Zeitfenster<br />
für die Nachwelt – und spürt in seiner heurigen<br />
Ausstellung den Künstlerschicksalen<br />
nach.<br />
Mit wissenschaftlichen Arbeiten und<br />
Recherchen erhellt der „Museumsverein<br />
Zinkenbacher Malerkolonie“<br />
seit einigen Jahren die Zeit von 1927 bis 1938,<br />
als vor allem Wiener Künstler den Wolfgangsee<br />
zu ihrer Sommerresidenz erkoren<br />
und in Zinkenbach in St. Gilgen wohnten. Es<br />
handelte sich durchwegs um anerkannte Persönlichkeiten,<br />
Hoffnungsträger einer neuen<br />
künstlerischen Elite. Sie beschickten die<br />
„Wiener Secession“ mit Exponaten, erhielten<br />
Aufträge im In- und Ausland. Maler wie Ernst<br />
Huber, Sergius Pauser, Josef Dobrowsky,<br />
Georg Merkel, Luise Merkel-Romé,<br />
Franz von<br />
Zülow, Ernst August Mandelsloh<br />
und Lisl Weil. Mit<br />
ganz unterschiedlichen<br />
Formensprachen, mit Biografien<br />
kontrastreich wie<br />
Tag und Nacht, mit oft<br />
beklemmenden Schicksalen<br />
in der Folgezeit. Politisch<br />
Geduldete und Verfolgte,<br />
völkische, kommunistische,<br />
selbst nationalsozialistisch<br />
eingestellte<br />
Künstler saßen da am<br />
Wolfgangsee im gleichen<br />
Boot. Es waren Porträtisten,<br />
Figuren-, Land-<br />
schafts- und Stilllebenmaler,<br />
die das Salzkammergut<br />
zur kreativen Inspiration<br />
entdeckten. Mit dem Exodus<br />
im Dritten Reich löste<br />
sich diese Malerkolonie auf.<br />
Die Zinkenbacher Malerkolonie sei „auf dem<br />
besten Weg, ein österreichisches Worpswede<br />
zu werden“, war 1932 im „Wiener Journal“<br />
prophezeit worden. Ob es tatsächlich Parallelen<br />
zu der bekannten deutschen „Künstlerkolonie<br />
Worpswede“ gab, beleuchtet der Museumsverein<br />
in seiner heurigen Ausstellung<br />
vom 7. Juli bis 7. Oktober. Hinterfragt wird<br />
auch das Schicksal der zur Emigration getriebenen<br />
„Zinkenbacher“ Künstler.<br />
Christine Schweinöster<br />
Gouverneur Ewald Nowotny (r.) bei der Ausstellung<br />
2011 „Bilder auf Sommerfrische“ – aus der<br />
Sammlung der Oesterreichischen Nationalbank<br />
von Faistauer bis Thöny – zusammen mit der Kuratorin<br />
Leni Zimmerebner und dem Vorsitzenden<br />
des Museumsvereins Zinkenbacher Malerkolonie,<br />
Günther Friedrich (l.)<br />
Die Zinkenbacher Malerkolonie am Ufer des Wolfgangsees im Jahr<br />
1932, v.l.: Franz von Zülow, Georg Ehrlich, Poldi Huber, Luise Merkel-<br />
Romé, Mariedi Kitt, Georg Merkel, Tussi von Zülow, Ferdinand Kitt,<br />
Ernst August Mandelsloh. Fotos (2): MZMK<br />
Information:<br />
Museum Zinkenbacher Malerkolonie<br />
A-5340 St. Gilgen am Wolfgangsee, Aberseestraße<br />
11/1. Stock (Alte Volksschule)<br />
Tel. +43 (0) 676 / 74 309 16<br />
„Zinkenbach – ein österreichisches Worpswede?“<br />
- Ausstellung von 7. Juli bis 7. Oktober,<br />
geöffnet jeden Tag (außer MO) von<br />
15 bis 19 Uhr<br />
TAURISKA Magazin / Sommer 12 21
Im Schatten W. A. Mozarts stehend ist er nur<br />
wenigen vertraut: Der Salzburger Komponist<br />
Sigismund (Ritter von) Neukomm. Sein<br />
ungewöhnliches Leben und sein musikalisches<br />
Werk erforscht der Salzburger Bratschist<br />
Herbert Lindsberger.<br />
Sigismund Neukomm wurde am 10. Juli<br />
1778 am Hagenauerplatz 1 (heute<br />
Getreidegasse 10) in Salzburg geboren,<br />
wenige Schritte vom Geburtshaus W. A.<br />
Mozarts entfernt. Mozart selbst hatte zu diesem<br />
Zeitpunkt gerade seine Mutter in Paris<br />
beerdigt. Seine erste musikalische Ausbildung<br />
erhielt Neukomm beim Stadtpfarrorganisten<br />
Weißauer, danach war er Schüler des Hofmusikers<br />
Michael Haydn, mit dessen Frau er<br />
mütterlicherseits verwandt war. 1796 wurde<br />
Neukomm für kurze Zeit Korrepetitor am<br />
Salzburger Hoftheater, übersiedelte 1797<br />
nach Wien und bekam dort Unterricht bei<br />
Joseph Haydn, dessen Lieblingsschüler er<br />
offenbar wurde. Er erstellte Transkriptionen<br />
zahlreicher Werke Haydns und stiftete später<br />
sogar dessen Grabstein. Neben seiner musikalischen<br />
Ausbildung studierte Neukomm<br />
auch Naturgeschichte und Medizin und<br />
wurde ein Weltreisender seiner Zeit. Von 1804<br />
bis 1808 war er Kapellmeister in St. Petersburg,<br />
danach reiste er nach Paris, wo er den<br />
Großteil seines Lebens verbringen sollte.<br />
22<br />
TAURISKA Magazin / Sommer 12<br />
Porträt<br />
Sigismund Neukomm<br />
Musikalischer Weltenbummler mit Salzburger Wurzeln<br />
Sigismund Neukomm Foto: Stiftung Mozarteum Salzburg<br />
Zu Gast in Brasilien<br />
Von 1816 bis 1821 lebte er in Brasilien, das zu<br />
jener Zeit vom portugiesischen Königshaus<br />
regiert wurde und wo er Erzherzogin Leopoldine<br />
von Österreich (1797-1826), Kaiserin<br />
von Brasilien, treffen sollte. Der Begegnung<br />
dieser beiden Persönlichkeiten war soeben<br />
ein Abend mit Musik und Texten beim Mattseer<br />
Diabelli Sommer gewidmet, gestaltet<br />
vom Salzburger Bratschisten Herbert Lindsberger,<br />
einem Neukomm-Experten. „Das Reisen<br />
und das damit verbundene immer wieder<br />
Neu-Ankommen war Neukomm scheinbar in<br />
die Wiege gelegt. So füllt die Auflistung seiner<br />
Reisen mehrere DinA4-Seiten, verständlich,<br />
dass sich die dabei gesammelten Eindrücke in<br />
seinen spannenden Werken niederschlagen“,<br />
erläutert Lindsberger. „Der zu Lebzeiten hochgeschätzte<br />
Komponist von mehr als 2000 Werken<br />
suchte aber auch die Nähe zu den politischen<br />
Größen der Epoche, die damit verbundenen<br />
Spekulationen machen ihn zusätzlich<br />
interessant.“<br />
In Mozarts Umfeld<br />
Biographisch schließt sich der Kreis zu den<br />
Mozarts: 1806 gab er Leopold Mozarts „Versuch<br />
einer gründlichen Violinschule“ in<br />
gekürzter Fassung neu heraus. Später erteilte<br />
er W. A. Mozarts Sohn Carl Thomas Cembalounterricht.<br />
Von W. A. Mozarts Oeuvre<br />
war ihm dessen Requiem KV 626 ein besonderes<br />
Anliegen: Er vertonte das Responsorium<br />
„Libera Me“ als eigene Version des<br />
Schlusses und machte dessen finales Werk in<br />
Brasilien bekannt, noch bevor es in Nordamerika<br />
erstaufgeführt wurde. Außerdem<br />
bearbeitete er zahlreiche Werke Mozarts.<br />
1842 war er sogar eingeladen, bei der Enthüllungsfeier<br />
des Mozart-Denkmals in Salzburg<br />
die Festrede zu halten und die musikalische<br />
Gestaltung zu übernehmen. Sein großes Vorbild<br />
selbst lernte er aber nie kennen.<br />
Neukomm blieb sein Leben lang ohne länger<br />
währendes Anstellungsverhältnis und somit<br />
ein unabhängiger Freigeist. Er starb am<br />
3. April 1858 in Paris.<br />
Andrea Blöchl-Köstner<br />
Information:<br />
Konzert, 14. September, 20.00 Uhr, Streichquintette<br />
von W. A. Mozart, M. Haydn und<br />
S. Neukomm, Salzburger Residenz<br />
www.michaelhaydn.com<br />
Recreation-Festival 2012<br />
grenzenlos mozart inspiriert.<br />
23.9.–7.10.2012<br />
E<br />
rstmals grenzüberschreitendes Hörvergnügen<br />
in Salzburg und Bayern.<br />
Viele Neuheiten und Premieren erwarten Besucherinnen<br />
und Besucher des diesjährigen Recreation-Festivals<br />
der Salzburger Bachgesellschaft.<br />
Zum ersten Mal stehen W. A. Mozart und seine<br />
Vorläufer und Vorbilder im Fokus der Veranstaltungsreihe.<br />
Zudem finden zwei der insgesamt<br />
sechs Konzerte im bayerischen Rupertiwinkel<br />
statt. Während der Zeit Mozarts gehörte dieser Teil<br />
Bayerns noch zu Salzburg. Auf diese mehr als tausendjährige<br />
gemeinsame Geschichte verweisen<br />
zahlreiche Kulturdenkmäler in der Region, zu<br />
denen auch die zwei Veranstaltungsorte – die<br />
Wallfahrtskirche Marienberg und die Stiftskirche<br />
Höglwörth – zählen. Erst im Jahr 1816 fiel der<br />
Rupertiwinkel an Bayern.<br />
In den Archiven der Stifte und Klöster dieser<br />
Region finden sich zahlreiche Werke von Leopold<br />
Mozart, Michael Haydn und Wolfgang Amadeus<br />
Mozart. Ein Beweis dafür, dass Salzburger Künstler<br />
und Komponisten immer wieder diese Orte<br />
aufsuchten. Heute ist es die EuRegio Salzburg -<br />
Berchtesgadener Land - Traunstein, die diese alte<br />
Tradition der Zusammengehörigkeit weiterführt.<br />
Gedenkjahr 2012 – Mozarts Vorbilder und Vorläufer<br />
225. Todestag von Leopold Mozart<br />
275. Geburtstag von Michael Haydn<br />
250. Todestag von Johann Ernst Eberlin<br />
Eine Premiere stellen die Gegenüberstellung und<br />
der direkte Vergleich von W. A. Mozarts Werken<br />
mit jenen seiner Vorbilder und Vorläufer dar. Drei<br />
seiner Zeitgenossen waren zugleich seine größten<br />
Lehrmeister: sein Vater Leopold Mozart, Michael<br />
Haydn und Johann Ernst Eberlin. Ihr Einfluss ist in<br />
vielen Kompositionen des jungen W. A. Mozart<br />
hörbar. Alle Konzerte werden moderiert. Das Festival<br />
beinhaltet auch Familienkonzerte. Erstmalig<br />
finden im Rahmen des Festivals zwei Galeriekonzerte<br />
in der Residenzgalerie statt: Die Konzerte für<br />
Kinder und Erwachsene sind als inspirierende Verknüpfung<br />
von Musik und Malerei zu verstehen.<br />
Christoph Promberger, Foto: Stiftung Mozarteum Salzburg<br />
Information und Reservierung:<br />
Salzburger Bachgesellschaft<br />
Tel. +43 (0) 662 / 435371, Fax DW-4<br />
salzburgerbachgesellschaft@aon.at<br />
www.salzburger-bachgesellschaft.at
Michael Haydn<br />
Der „Salzburger Haydn“<br />
Michael Haydn zum 275. Geburtstag<br />
Am 14. September 2012 jährt<br />
sich der Geburtstag Michael<br />
Haydns zum 275. Mal. Das<br />
umfangreiche Werk des Salzburger<br />
Hofmusikers steht deshalb<br />
in diesem Jahr im Mittelpunkt<br />
zahlreicher Konzerte,<br />
Festgottesdienste und Aufführungen<br />
in Stadt und Land<br />
Salzburg. Höhepunkt ist die<br />
„Salzburger Haydn-Woche“ im<br />
September.<br />
Michael Haydn war das<br />
sechste Kind des Wagnermeisters<br />
Matthias<br />
Haydn und dessen Frau Anna,<br />
fünf Jahre jünger als sein berühmter<br />
Bruder Joseph. Kindheit,<br />
Jugend und Ausbildung der<br />
beiden Brüder glichen einander.<br />
Die Schule besuchte Michael<br />
vermutlich in Hainburg, doch<br />
bereits mit acht Jahren kam er<br />
auf Grund seiner schönen Sopranstimme<br />
als Sängerknabe in<br />
das Kapellhaus zu St. Stephan in<br />
Wien, wo er speziell in Gesang,<br />
Violine, Klavier, Orgel und Musiktheorie<br />
Unterricht erhielt.<br />
Schon bald durfte er die Orgel<br />
zu St. Stephan bei der Frühmesse<br />
spielen. Als Zwanzigjähriger trat<br />
er eine Stelle als Musiker, ab<br />
1760 als Kapellmeister am bischöflichen<br />
Hof in Großwardein<br />
(heute Oradea an der rumänisch-ungarischen<br />
Grenze) an,<br />
hier schrieb er seine ersten Messkompositionen,<br />
Sinfonien und<br />
Konzerte. Nach kurzen Zwischenstationen<br />
in Pressburg und<br />
Wien kam Michael Haydn 1763<br />
nach Salzburg, wo er in verschiedenen<br />
Funktionen bis zu<br />
seinem Tod im Jahr 1806 blieb.<br />
Während Leopold Mozart mit seinen Wunderkindern<br />
Europa bereiste, prägte Haydn das<br />
kirchliche wie auch das weltlich-höfische<br />
Leben in Salzburg mit seinen Werken, mit<br />
Sinfonien, Konzerten und Kammermusik für<br />
den Hof, Tanzmusik für die Redouten sowie<br />
Bühnenmusiken für das Hoftheater in der<br />
Residenz und das Benediktinertheater in der<br />
Großen und Kleinen Aula der Universität.<br />
Nach dem Tod von Erzbischof Sigismund, für<br />
Johann Michael Haydn Fotos (2): Johann-Michael-Haydn-Gesellschaft<br />
Der Präsident der Johann-Michael-Haydn-Gesellschaft, Landeshauptmann-Stv.<br />
Wilfried Haslauer, begrüßte die Gäste beim Festkonzert<br />
der Salzburger Haydn-Woche 2011 in der Erzabtei St. Peter.<br />
dessen Beerdigungsfeierlichkeiten er eine<br />
seiner bedeutendsten Kompositionen, das<br />
Schrattenbach-Requiem, schrieb, von dem<br />
auch der neunzehn Jahre jüngere W. A.<br />
Mozart lernen konnte, rückte unter Erzbischof<br />
Hieronymus Colloredo die Kirchenmusik<br />
in das Zentrum von Haydns Schaffen. Er<br />
hatte die Reformen des Erzbischofs auch kirchenmusikalisch<br />
umzusetzen, u. a. den lateinischen<br />
Gesang durch deutsche Kirchenge-<br />
sänge zu ersetzen. Größte Popularität erlangte<br />
Haydn mit dem Deutschen Hochamt „Hier<br />
liegt vor deiner Majestät“, obwohl er hier auf<br />
eine bestehende Vertonung zurückgriff, diese<br />
nur bearbeitete und ergänzte.<br />
Gegen Ende seines Lebens erhielt Michael<br />
Haydn große Kompositionsaufträge vom Spanischen<br />
Hof und vom Kaiserhof in Wien, im<br />
Februar 1804 erfolgte seine Nominierung<br />
zum externen Mitglied der Königlich-Schwedischen<br />
Musikakademie in Stockholm – eine<br />
besondere Ehre für den damals bereits kränkelnden<br />
und von den Franzosenkriegen<br />
betroffenen Musiker. Doch in diesen Jahren<br />
genoss er die Hochachtung seiner Schüler im<br />
Kapellhaus und die Gesellschaft seiner zahlreichen<br />
Freunde in St. Peter und in Arnsdorf.<br />
Haydns Lieder und Vokalquartette, die für<br />
diese Zusammenkünfte entstanden, zählen zu<br />
den besonderen Kostbarkeiten seines Oeuvres.<br />
Michael Haydn starb am 10. August 1806,<br />
seine letzte Ruhe fand er in der Kommune-<br />
Gruft auf dem Friedhof von St. Peter. Hören<br />
können Sie Haydns Werke bei zahlreichen<br />
Aufführungen in Stadt und Land Salzburg.<br />
Andrea Blöchl-Köstner<br />
Buchhinweis: Mehr über Leben und Werk dieses<br />
Salzburger Hofmusikers gibt es in der in Kürze<br />
erscheinenden Kurzbiographie „Johann Michael<br />
Haydn. Sein Leben – sein Werk – seine Zeit“ zu<br />
lesen, herausgegeben von der Johann-Michael-<br />
Haydn-Gesellschaft.<br />
Information: office@5-uhr-konzerte.com<br />
Bravo Haydn! Bravissimo!<br />
Salzburger Haydn-Woche 2012<br />
So, 09. Sept., 11:00 Uhr: Bläserkonzerte von<br />
Michael Haydn, Salzburger Hofmusik, Univ.<br />
Mozarteum, Solitär<br />
Di, 11. Sept., 17:00 Uhr: Streichquartett und Klarinettensolo<br />
im Michael-Haydn-Museum<br />
Do, 13. Sept., 17:00 Uhr: Heitere Vokalmusik im<br />
Michael-Haydn-Museum<br />
Fr, 14. Sept., 20:00 Uhr: Festkonzert zum 275.<br />
Geburtstag Michael Haydns, Streichquintette<br />
von W. A. Mozart, Michael Haydn und dessen<br />
Schüler Sigismund von Neukomm, Salzburger<br />
Residenz, Rittersaal<br />
So, 16. Sept., 10:15 Uhr: Michael Haydns Hieronymusmesse<br />
MH 254, Stiftskirche St. Peter<br />
So, 30. Sept., 10:00 Uhr: Michael Haydns Franziskusmesse<br />
MH 826, Salzburger Dom<br />
www.michaelhaydn.com<br />
Michael-Haydn-Museum, Erzabtei St.<br />
Peter, Salzburg bis 30. September 2012<br />
DI – SA, 13.00 – 17.00 Uhr<br />
Tel. +43 (0) 0662 /84 45 76 19<br />
TAURISKA Magazin / Sommer 12 23
Ein Architekt mit langem Atem<br />
Matthias Mulitzer aus Goldegg mit internationaler Wirkung<br />
Die Herkunft prägt den Menschen, in<br />
jeder Hinsicht. Das weiß man aus<br />
eigener Erfahrung, und das betont<br />
auch der 1960 in Goldegg geborene und dort<br />
auf dem stattlichen Bauernhof Rohrmoos<br />
aufgewachsene Matthias Mulitzer, der in<br />
Wien zum Architekten ausgebildet wurde.<br />
„Das großzügige, vielfältig gegliederte bäuerliche<br />
Hofensemble, das über fünf Jahrhunderte<br />
entstanden ist, ist für mich die prägende<br />
räumliche Grunderfahrung für den späteren<br />
Beruf als Architekt.“ 1986 diplomierte er an<br />
der Meisterschule für Architektur an der Akademie<br />
der bildenden Künste. Seine Abschlussarbeit<br />
– der fiktive Entwurf für eine Klostergründung<br />
auf der Kinderalm in St. Veit / Pon-<br />
24<br />
TAURISKA Magazin / Sommer 12<br />
andersetzung mit dem Thema, von der Herangehensweise<br />
an die Aufgabe, von seinen<br />
Ideen und Überlegungen überzeugt. Matthias<br />
Mulitzer wurde als gerade einmal 26-jähriger<br />
mit der Umsetzung seiner Diplomarbeit, für<br />
die er mit dem Würdigungspreis des Wissenschaftsministeriums<br />
für besondere künstlerische<br />
Leistung ausgezeichnet worden war,<br />
beauftragt. Heute, 26 Jahre später, ist das bauliche<br />
Endergebnis einer abwechslungsreichen<br />
Planungsgeschichte in Sicht: Die Fertigstellung<br />
des komplexen Ensembles steht bevor.<br />
Mittlerweile als Kloster „Maria im Paradies“<br />
benannt, beherbergt es eine Gemeinschaft<br />
von 36 Schwestern, die hier ein streng kontemplatives<br />
Ordensleben führen.<br />
Mulitzers Arbeiten: oben Einsiedelei der italienischen Kamaldulenser-Eremiten<br />
in Venezuela, links: Friedhofserweiterung Goldegg, rechts: Architekt Matthias<br />
Mulitzer Fotos (2): Archiv Mulitzer, Porträtfoto: Peter Dressler<br />
gau – war der Beginn einer ausufernden<br />
Lebensaufgabe. Als der angehende Architekt<br />
den Verantwortlichen für dieses Vorhaben<br />
(ein kartausenartiges Kloster in Einsamkeit<br />
für die aus Frankreich kommenden Schwestern<br />
von Bethlehem) seinen Entwurf präsentierte,<br />
war man auf Anhieb begeistert. Gleichermaßen<br />
waren die Schwestern aber auch<br />
von der Person Mulitzer, von seiner Ausein-<br />
Eine planerische<br />
Leistung ermisst<br />
sich unter anderem<br />
daran, wie<br />
sehr sie die spezifischen<br />
Wohn- und<br />
Lebensformen der<br />
Nutzer zu berücksichtigen<br />
vermag.<br />
Matthias Mulitzer<br />
hat mit dem Kloster<br />
„Maria im Paradies“diesbezüglich<br />
eine Meisterleistung<br />
vollbracht.<br />
Durch seine auch<br />
theoretisch intensiveAuseinandersetzung<br />
mit dem Sakral- und Klosterbau kam<br />
der Architekt mit weiteren katholischen<br />
Orden in persönlichen Kontakt, woraus sich<br />
1998 der außergewöhnliche Planungsauftrag<br />
für die Neugründung eines Klosters der italienischen<br />
Kamaldulenser-Eremiten in Venezuela<br />
ergab. Seit dem Jahr 2000 wird nach seinen<br />
Entwürfen auf einem Ausläufer des<br />
Andengebirges eine Einsiedelei für die Eremi-<br />
tenmönche in spektakulärer landschaftlicher<br />
Lage (Bild oben) errichtet. Die Anlage ist in<br />
einer innovativen Lehmziegelbauweise konzipiert<br />
und mittlerweile bis auf die im Rohbau<br />
befindliche Klosterkirche fertiggestellt. Neben<br />
seiner praktischen Tätigkeit als Architekt<br />
beschäftigt sich Mulitzer seit einiger Zeit in<br />
Publikationen auch wissenschaftlich mit dem<br />
speziellen Thema des eremitischen Klosterbaues.<br />
Die Attraktivität und Größe seiner klösterlichen<br />
Bauprojekte überlagert die Tatsache,<br />
dass sich der Architekt – er führt seit 1992 in<br />
Wien ein „Ein-Mann-Büro“ – mit ganz unterschiedlichen<br />
planerischen Aufgabenstellungen<br />
auseinandersetzt. So entstanden in Wien<br />
diverse Umbauten sowie Innenraumgestaltungen<br />
und in Niederösterreich drei Bauwerke,<br />
darunter das Gebäude einer Privatbibliothek<br />
für 10.000 Bücher. Andererseits<br />
hat er in seinem Heimatort Goldegg zwei<br />
Wohnhäuser realisiert, Kindergarten und<br />
Friedhof (Abb. 2) erweitert, die spätgotische<br />
Annakirche revitalisiert und die nicht einfache<br />
Aufgabe des Lifteinbaus im Schloss ausgezeichnet<br />
bewerkstelligt. Derzeit liegen auf<br />
seinem Zeichentisch die Pläne für den Bau<br />
einer Bergkapelle, für ein Friedhofsprojekt<br />
und für die Revitalisierung einer ehemaligen<br />
Huf- und Wagenschmiede.<br />
Anlässlich des Jahresthemas „Spurwechsel“<br />
entwickelt der Kulturverein Schloss Goldegg<br />
die Ausstellung „Matthias Mulitzer: Orte,<br />
Räume und Bauwerke“. Die Eröffnung der<br />
Ausstellung ist für den Samstag, 20. Oktober<br />
2012 im Schloss Goldegg geplant.<br />
Heinz Kaiser<br />
Information:<br />
Kultur- und Seminarzentrum Schloss Goldegg,<br />
5622 Goldegg, Hofmark 1, Tel. +43 (0)<br />
6415 / 8234-0, schlossgoldegg@aon.at<br />
www.schlossgoldegg.at
Die Amtszeit von Fürsterzbischof Marcus<br />
Sitticus Graf von Hohenems dauerte nur<br />
kurze 7 Jahre, von 1612 bis 1619, und dennoch<br />
gelang es dem Landesfürsten, Salzburg<br />
nachhaltig zu prägen.<br />
Geboren wurde er am 24. Juni 1574 in<br />
der Burg von Hohenems im heutigen<br />
Vorarlberg als viertes Kind des wohlhabenden<br />
Reichsgrafen Jakob Hannibal von<br />
Hohenems und dessen Frau Hortensia von<br />
Borromeo, der Halbschwester des späteren<br />
Kardinals Carlo Borromeo. Dieser war im<br />
Leben von Marcus Sitticus – neben dem Bruder<br />
seines Vaters, von dem er auch seinen<br />
Namen hat und der als Neffe des Papstes Pius<br />
IV. und Kardinal in Rom lebte – sein bedeutendster<br />
Protektor. Die Weihe von Marcus<br />
Sitticus zum Salzburger Erzbischof fand am<br />
7. Oktober 1612 in der Franziskanerkirche<br />
statt. Nach dem Brand des romanischen<br />
Doms im Jahr 1598 hatte sein Cousin und<br />
Vorgänger Wolf Dietrich von Raitenau diesen<br />
niederreißen lassen und mit dem Neubau<br />
nach den Plänen des italienischen Architekten<br />
Vincenzo Scamozzi (ein Schüler Palladios)<br />
begonnen. Da Marcus Sitticus Wolf Dietrich,<br />
der seine letzten Jahre in Gefangenschaft auf<br />
Hohensalzburg verbrachte, so lange er lebte,<br />
fürchtete und dessen Vermächtnis zunichte<br />
machen wollte, ließ er auch diese frühen Bauausführungen<br />
beseitigen und beauftragte den<br />
Tessiner Santino Solari mit dem Neubau des<br />
Domes. Es handelt sich bei diesem um den<br />
bedeutendsten und frühesten Sakralbau der<br />
frühbarocken Epoche nördlich der Alpen. Seinem<br />
Nachfolger Erzbischof Paris Lodron kam<br />
am 29.6.1628 die Ehre zu, den Dom einzuweihen.<br />
Das neue Wappen des Fürsterzbischofs,<br />
der Salzburg-Löwe kombiniert mit<br />
dem hohenemsischen Steinbock, wurde erstmalig<br />
bei seinem Einritt in die Stadt am 8.<br />
Oktober 1612 gezeigt. Dieses findet sich noch<br />
heute an etlichen Bauten, die Marcus Sitticus<br />
seiner Nachwelt hinterlassen hat. Im Zentrum<br />
seiner Bautätigkeit stand neben dem Neubau<br />
des Domes das Schloss Hellbrunn als Vorstadtvilla<br />
nach italienischem Vorbild („Villa<br />
Suburbana“) mit dem Steintheater, den Parkanlagen,<br />
dem Monatsschlössl, dem Tiergarten<br />
und den Wasserspielen mit vielen Wasserkünsten<br />
sowie die wichtigen Stadttore und<br />
die Residenz. Es gehört auch zu den Verdiensten<br />
Marcus Sitticus, den Benediktinerorden<br />
für die Gründung der Universität in Salzburg<br />
gewonnen und mit dem Gymnasium dafür<br />
Jubiläum<br />
Die Zeit des Marcus Sitticus<br />
Erzbischof von Salzburg<br />
den Grundstein gelegt zu haben.<br />
Dies geschah mit der Unterzeichnung<br />
des „Ersten Fundationsinstruments“<br />
durch den Fürsterzbischof,<br />
den Abt und den Konvent von St. Peter<br />
sowie das Salzburger Domkapitel am 20.<br />
September 1617. Auch in diesem Fall war<br />
es sein Nachfolger Erzbischof Paris Lodron,<br />
der die Universität 1622 feierlich eröffnen<br />
konnte. Marcus Sitticus ist uns auch in Erinnerung<br />
durch seine Paraden, seine Musikund<br />
Theateraufführungen sowie die zahlreichen<br />
Spiele, die zum Zeitvertreib aufgeführt<br />
wurden. Mit „L`Orfeo“ ließ er die erste Oper<br />
außerhalb Italiens inszenieren und zwar in<br />
der Residenz (und nicht im Steintheater, wie<br />
wiederholt behauptet wurde). Er hat somit<br />
wesentlich dazu beigetragen, Salzburg auf<br />
kulturellem Gebiet zu dem zu machen, was es<br />
auch heute noch ist. Die umfangreichen Aktivitäten<br />
geben Anlass genug, um Marcus Sitticus<br />
als wichtige Persönlichkeit der Geschichte<br />
unseres Landes zu gedenken und ihm 2012 in<br />
Salzburg einen kulturellen Schwerpunkt<br />
anlässlich des Jubiläums „400 Jahre Amtsantritt“<br />
zu widmen. Elisabeth Resmann<br />
Die im Ressortbereich von LH-Stv. Wilfried<br />
Haslauer angesiedelten Kulturellen Sonderprojekte<br />
sind Mitveranstalter der aus diesem<br />
Anlass stattfindenden Aktivitäten:<br />
Das Dommuseum zu Salzburg gestaltet bis 28.<br />
Oktober 2012 die Ausstellung „Erzbischof Marcus<br />
Sitticus von Hohenems (1612 - 1619)“, die<br />
Eröffnung durch Erzbischof Alois Kothgasser fand<br />
am 10. Mai im Dom zu Salzburg statt. Die bedeutendsten<br />
Leihgaben konnten durch die erstmalige<br />
Erklärung der sachlichen Immunität seitens des<br />
Landes aus Policka / Tschechische Republik (elf<br />
der bedeutendsten Gemälde aus dem ehemaligen<br />
Familienbesitz der Hohenemser) und aus<br />
dem Palazzo Pitti in Florenz (Henkelschale des<br />
Marcus Sitticus) gewonnen werden.<br />
Am 14. und 15. Juni 2012 fanden Konzerte in<br />
Kooperation mit der Salzburger Bachgesellschaft<br />
und dem Schloss Hellbrunn statt, in denen<br />
Instrumentalstücke, Vokalstücke und Tänze aus<br />
der Zeit des Erzbischofs in Hellbrunn dargebracht<br />
wurden.<br />
Am 15. und 16. Juni 2012 wurde eine wissenschaftliche<br />
Tagung im Kardinal-Schwarzenberg-<br />
Haus abgehalten, bei der die Schwerpunkte „Vatikan<br />
und Kirche“, „Kunst und Wissenschaft“ und<br />
„Zeremoniell und Musik“ rund um Marcus Sitticus<br />
erarbeitet wurden.<br />
Erzbischof Marcus Sitticus Foto: Dommuseum<br />
Anlässlich des Festes zur Festspieleröffnung wird<br />
die Salzburger Hofmusik unter Wolfgang Brunner<br />
am Samstag, den 21.7.2012 jeweils um 18.00 und<br />
19.30 (Dauer je 45 Minuten) ein Konzert mit dem<br />
Titel „Sex and Crime bei Marcus Sitticus – die<br />
Liebe zu Macht, Musik und Luxus“ spielen. Dieses<br />
findet im Gotischen Saal von St. Blasius statt.<br />
Im Rahmen des Konzertes wird der Autor Werner<br />
Rainer aus seinem neuen Werk „Marcus Sitticus<br />
– nach der Chronik von Johannes Stainhauser“<br />
lesen.<br />
Information: zur Ausstellung sowie für Bilder<br />
zum Download:<br />
www.kirchen.net/dommuseum<br />
zu den Konzerten und Pressemeldungen:<br />
www.salzburg.gv.at/kulturelle-sonderprojekte<br />
Neues Buch:<br />
„Marcus Sitticus - Chronik von Johannes<br />
Stainhauser“ verfasst von Werner Rainer,<br />
600 Seiten, 222 Abbildungen, ISBN: 978-3-<br />
200-02639-1, Preis: € 39,-, erhältlich bei<br />
Samson Druck, office@samsondruck.at<br />
TAURISKA Magazin / Sommer 12 25
er kennt es nicht, das Märchen vom armen<br />
Mädchen, das durch einen verlorenen<br />
Schuh seinen Prinzen findet. Bei den „Kinderfestspielen“<br />
wird es am 30. September in der Großen<br />
Universitätsaula in Salzburg im Ballett „CINDE-<br />
RELLA“ von Sergej Prokofiev getanzt. Die Hauptfigur<br />
mimt dabei jene vielseitige Tänzerin, die den<br />
Weg von Salzburg in die USA geschafft hat: Jasmin<br />
Rituper.<br />
Elisabeth Fuchs, Dirigentin der Philharmonie<br />
Salzburg, hat die „Kinderfestspiele“ 2007 ins<br />
Leben gerufen. Diese erfreuen sich seither großer<br />
Beliebtheit, da sie Konzerte spielerisch<br />
und altersgerecht aufbereiten.<br />
Allein im vergangenen Jahr zogen sie<br />
in sechs Produktionen 12.000 Besucher<br />
an. In jedem Konzert ist ein komplettes<br />
Symphonieorchester zu<br />
erleben, je nach Programm stehen<br />
Schauspieler, Sänger oder<br />
Tänzer auf der Bühne. Interaktive<br />
Teile laden das junge<br />
Publikum zum Klatschen, Singen<br />
und Tanzen ein.<br />
„Familienkonzerte“ (jeweils um<br />
11, 13 und 15 Uhr) dauern 60<br />
Minuten und sind für Kinder<br />
zwischen drei und zehn Jahren<br />
geeignet. „Teeniekonzerte“ (um<br />
17 Uhr) dauern 60 bis 75<br />
Minuten und richten sich<br />
an junge Menschen ab<br />
zehn Jahren. Bei diesen<br />
bietet Fuchs auch Hintergrundinformationen<br />
zu<br />
Werken, Komponisten und<br />
Zeitgeschehen. C.S.<br />
26<br />
Konzertprogramm:<br />
Konzerte 2012/13 jeweils in<br />
der Großen Aula der Universität<br />
Salzburg<br />
So, 30. Sept., Cinderella<br />
(Ballett von S. Prokofiev)<br />
So, 11. Nov., Amadeus<br />
Amadeus – Mozart,<br />
Superstar der Klassik<br />
So, 23. Dez., Noel d´Amélie –<br />
Eine französische Weihnachtsgeschichte<br />
So, 24. Feb. 2013, Hänsel & Gretel (Märchenoper<br />
von E. Humperdinck)<br />
So, 14. April 2013, Scheherazade – Ein musikalisches<br />
Märchen aus 1001 Nacht<br />
TAURISKA Magazin / Sommer 12<br />
Veranstaltungen<br />
CINDERELLA SalzART Festival Kirchenkonzerte<br />
W<br />
Jasmin<br />
Rituper<br />
Foto: Archiv<br />
Philharmonie<br />
Salzburg<br />
Information:<br />
Karten: Salzburger Kulturvereinigung,<br />
Tel. +43 (0) 662 / 845346,<br />
info@kulturvereinigung.com<br />
www.kinderfestspiele.com<br />
Abo (5 Konzerte): € 35,- (Kinder & Teenies)<br />
/ € 60,- (Erw.)<br />
Einzelkarten: € 10,- (Kinder) / € 17,- (Erw.)<br />
10% Ermäßigung auf Einzelkarten für Ö1<br />
Club-Mitglieder, Familienpass-Inhaber und<br />
Kunden der Salzburger Sparkasse<br />
Das Ensemble Paris Lodron feierte seinen 25.<br />
Geburtstag: v.l.: Reinhold Wieser, Markus Hauser,<br />
Juergen Holzer, Christian Hörbiger und Gerold<br />
Weinberger. Bild: Archiv Wieser<br />
D<br />
ie „Dins“ kommen: „The Harvard Din &<br />
Tonics Choir“ macht am 27. Juni auf seiner<br />
Welttournee (Konzerte in Rom, Paris, Shanghai<br />
usw.) in Oberndorf Station und bildet damit auch<br />
den Abschluss des heurigen 11. SalzART Festivals.<br />
Diese Burschen sind wohl der berühmteste<br />
A-Capella-Chor der Harvard Universität und weltbekannt<br />
für ihre musikalische Exzellenz, ihre<br />
schwungvolle Choreographie und ihre vergnüglichen<br />
Auftritte. Ihr Repertoire umfasst das „Great<br />
American Songbook“, insbesondere amerikanische<br />
Jazz-Standards der 1920er, 1930er und<br />
1940er, aber auch Stücke anderer Genres wie<br />
Rock‘n Roll, Calypso, Swing und Folk.<br />
„Mehr Kulturgenuss“ lautet der Slogan des heurigen<br />
SalzART Festivals in den Gemeinden Oberndorf,<br />
St. Georgen, Nußdorf, Lamprechtshausen,<br />
Dorfbeuern (Stift Michaelbeuern), Bürmoos und<br />
Göming. 17 Veranstaltungen wurden für dieses<br />
Jahr geplant, wobei das Festival einen weiten<br />
musikalischen Bogen spannt. Kabarettisten bis<br />
zum Gitarrensolisten sowie Gastensembles aus<br />
der Schweiz und England wurden eingeladen.<br />
Schwerpunkt war das 25-Jahr-Jubiläum des<br />
„Ensembles Paris Lodron“. Leiter dieses über die<br />
Grenzen Österreichs hinaus bekannten Brassquintetts<br />
ist Musikumpädagoge Reinhold Wieser,<br />
auch Gründer des SalzART Festivals und dessen<br />
Intendant. Tourneen führten die fünf Herren<br />
schon in die USA, nach China, Italien, Deutschland<br />
und Zypern. Natürlich wurde gefeiert: Das<br />
Ensemble beging seinen heurigen Geburtstag im<br />
Juni mit einem Konzerthöhepunkt in der Stadthalle<br />
Oberndorf – gemeinsam mit dem Salzburger<br />
Landesblasorchester. Der ORF Salzburg<br />
zeichnete das Konzert auf und wird im Laufe des<br />
Jahres eine eigene Sendung in Radio Salzburg<br />
bringen. Der Namensgeber des Ensembles ist<br />
übrigens der Gründer der Universität Salzburg,<br />
Fürsterzbischof Paris Graf Lodron. Seit über 25<br />
Jahren musiziert das Ensemble rgelmäßig bei<br />
Festlichkeiten wie Sponsionen und Promotionen<br />
der Universität Salzburg. C.S.<br />
Information: www.salzart.at<br />
Karten gibt es in den regionalen Raiffeisenbanken,<br />
Tourismusverband Oberndorf Tel.<br />
+43 (0) 6272 / 4422 u. Stadt Oberndorf (Zi. 1)<br />
St. Leonhard/ Tamsweg<br />
anima e passione & musica antiqua salzburg werden<br />
in Tamsweg das „Schrattenbach-Requiem“<br />
zum Besten geben. Foto: Andreas Hechenberger<br />
F<br />
ür viele Musikfreunde gelten die Kirchenkonzerte<br />
in der Wallfahrtskirche St. Leonhard bei<br />
Tamsweg seit vielen Jahren als Höhepunkt des<br />
Lungauer Kultursommers. Im wunderbaren Ambiente<br />
der Kirche kommt es im Rahmen der<br />
Konzertreihe immer wieder zu stimmungsvollen<br />
Aufführungen musikalischer Kostbarkeiten und<br />
Raritäten. Auch heuer zeichnet sich das Programm<br />
wieder durch Vielfalt aus. Beginnend bei<br />
der Musikanten-Wallfahrt mit Bertl Göttl führt<br />
der musikalische Weg zu Barock und Klassik,<br />
aber auch zu zeitgenössischen Stücken. Der<br />
künstlerische Leiter Horst Hofer konnte auch<br />
wieder gebürtige Lungauer zur Konzertreihe einladen<br />
und so präsentieren Ulrike Neubacher und<br />
Herbert Hofer ein Programm für Harfe und Klarinette.<br />
Neben der Aufführung des Schrattenbach-Requiems<br />
von Michael Haydn stellt sicher<br />
die Lungau-Premiere der Camerata Salzburg<br />
einen Höhepunkt dar. Nicht nur die Einheimischen<br />
erfreuen diese Konzerte, auch Stammgäste<br />
aus Deutschland, Holland und ganz Österreich<br />
sind begeistert von der Akustik in diesem<br />
dem heiligen Leonhard geweihten Gotteshaus,<br />
welches auch als Kraftort bekannt ist. Es ist dies<br />
einer der ganz wenigen rein gotischen Sakralbauten<br />
im Land Salzburg, ausgestattet mit außergewöhnlich<br />
kostbaren Glasfenstern. Wunderbar<br />
erklingt hier auch die „Johann-Dummel“-Orgel,<br />
die vor kurzem renoviert wurde.<br />
Christine Schweinöster<br />
Information:<br />
Karten in allen Lungauer Infostellen, in<br />
der Buchhandlung Pfeifenberger sowie an<br />
der Abendkasse. Erw. € 16,- / LKV-Mitglieder<br />
€ 14,-<br />
Jugendliche, Studenten: € 12,- / freier Eintritt<br />
für Kinder bis 10 Jahre<br />
www.kirchenkonzerte.com
StreetlifeMAD geht<br />
nach Istanbul<br />
N<br />
ach dem erfolgreichen Abschluss des<br />
Straßenkunstprojekts StreetlifeMAD sind<br />
der Tänzer Valentin Alfery und die Fotokünstlerin<br />
Dusana Baltic jetzt nach Istanbul eingeladen, um<br />
ihr Projekt zu präsentieren.<br />
„Es ist eine Ehre für uns, unser Projekt als österreichische<br />
Initiative präsentieren zu dürfen“, sagt<br />
Valentin Alfery. „Es zeigt, dass wir auf dem richtigen<br />
Weg sind.“ Denn nach drei Monaten erfolgreichem<br />
Straßenkunstprojekt in Spaniens Hauptstadt<br />
Madrid im vergangenen Sommer, den Präsentationen<br />
und Aufführungen von „Streetlife-<br />
MAD“ in Salzburg und Klagenfurt, und der anschließenden<br />
Verleihung des Kunstpreises „Georg<br />
Timber-Trattnig Memorial Award 2012“ im März<br />
2012 an die jungen Künstler, will jetzt auch Istanbul<br />
das Projekt des 27-jährigen Tänzers Valentin<br />
Alfery und der gleichaltrigen Fotokünstlerin<br />
Dusana Baltic sehen.<br />
In Februar sei Istanbul auf der Suche nach einem<br />
„österreichischen Vorzeigeprojekt“ gewesen und<br />
auf die Kulturellen Sonderprojekte Salzburg<br />
Seebühne Seeham<br />
E<br />
Veranstaltungen<br />
inmal im Jahr fließt das „Goldbrünnlein“<br />
unweit der Burgruine Wartenfels in<br />
Thalgau. – Diese wundersame Legende haben<br />
die „Wartenfelser Goldbrünnlein“-Veranstaltungen<br />
weitergesponnen. In einer Nacht des<br />
Jahres weist seit nunmehr 15 Jahren eine zauberhafte<br />
Musik zum geheimnisvollen Reichtum<br />
am Fuße der steilen Felswand des Schobers.<br />
Diese musikalischen Glanzpunkte<br />
machten das kleine, feine Festival zum<br />
begehrten Anziehungspunkt der internationalen<br />
Folkrockszene. Zum heurigen Jubiläum<br />
versiegt leider dieser Schatz, heißt es mit<br />
einem stimmigen Konzert Abschied nehmen.<br />
Organisator Bernhard Iglhauser hat dafür die<br />
englische Folk-Rock-Institution „Plainsong”<br />
für Samstag, den 8. September, 20 Uhr, für die<br />
gestoßen, erzählt Alfery. Gemeinsam mit dem<br />
Österreichischen Kulturforum in Istanbul wurde<br />
das Projekt StreetlifeMAD ausgewählt. „Jetzt werden<br />
wir in unserer Idee bestätigt“, freut sich<br />
Alfery, „am Anfang hat nur Alfred Winter an uns<br />
geglaubt.“<br />
Eine Woche lang wird ein zehnköpfiges Team des<br />
Straßenkunstprojekts (Alfery, Baltic und die<br />
Gruppe „Swingdigentes“) repräsentative Teile<br />
des Projekts an Plätzen in Istanbul vorführen.<br />
„Wir werden auch neue Impulse setzen und müssen<br />
uns auch auf eine andere Sprache und ein<br />
neue Seebühne Seeham gewinnen können.<br />
Schon zuvor, am 30. Juni um 21 Uhr, wird<br />
dort die hochdotierte Legendenband „Fairport<br />
Convention“ (im Bild) erwartet. Es ist<br />
dies die einzige Österreich-Station der englischen<br />
„Könige des Folkrock“ auf ihrer „45th<br />
Anniversary-Tour“.<br />
Christine Schweinöster, Foto: Ben Nicholson<br />
Information: www.seebuehneseeham.at<br />
Beide Konzerte auf der Seebühne Seeham,<br />
bei Schlechtwetter in der Festhalle VS Seeham<br />
Vorverkauf und Reservierungen:<br />
TVB Thalgau, Tel. +43 (0) 6235 / 7350<br />
Raiba Thalgau, Tel. +43 (0) 6235 / 7229<br />
TVB Seeham, Tel. +43 (0) 6217 / 5493)<br />
Raiba Seeham, Tel. +43 (0) 6217 / 7024)<br />
anderes Publikum einstellen“, sagt Dusana Baltic.<br />
Auch dieses Mal wird Baltic die Aufführungen<br />
mit der Foto- und Videokamera festhalten und<br />
dokumentieren.<br />
Das Straßenkunstprojekt von Alfery und Baltic<br />
soll nach Madrid in anderen Städten seine Fortsetzung<br />
finden. „Das Konzept ist kein einmaliges,<br />
vielleicht wird daraus ja bald ein „StreetlifeISTAN-<br />
BUL“- Projekt“, so Alfery. Eva Pittertschatscher<br />
Information und Kartenbestellung:<br />
www.streetlifeMAD.com<br />
Leopold Kohr<br />
Small is beautiful<br />
D<br />
ie Rückkehr zum<br />
menschlichen Maß<br />
– von Alfred Ninaus/<br />
RanFilm<br />
Der Film wurde bereits<br />
bei zwei internationalen<br />
Dokufestivals – „Berlin<br />
Globians 2011“ und in<br />
Prag beim „Life Sciences<br />
Film Festival 2011“ präsentiert. Bei der letzten<br />
Aufführung wurde er mit dem Award of the<br />
Dean of the Faculty of Economics and Management<br />
ausgezeichnet. Jury – Statement: “For<br />
an inspiring depicition of the visionary legacy<br />
of Leopold Kohr”. Weiters wurde der Film in<br />
Brüssel im Rahmen einer EU-Premiere und<br />
bei zahlreiche Schulen und Kulturklubs vorgestellt.<br />
Über weitere Anfragen freuen wir<br />
uns sehr.<br />
Information:<br />
Der Film ist als DVD Dauer: 45 min zum<br />
Preis von € 15,- (Deutsche Version) und<br />
zum Preis von € 18,- (Englische Version)<br />
beim Verein TAURISKA, 5741 Neukirchen,<br />
Kammerlanderstall 15a; Tel. +43 (0) 6565 /<br />
6145 oder office@tauriska.at zu erwerben.<br />
www.leopoldkohr.at<br />
TAURISKA Magazin / Sommer 12 27
V.l.: Peter Gruber, Brita Steinwendtner und Bodo<br />
Hell auf dem Gipfel des Rauriser Sonnblicks.<br />
„Rauris Extrem”:<br />
Literatur-Skitour auf<br />
den Hohen Sonnblick<br />
D<br />
ie Literaturtage und der Sonnblick, warum<br />
nicht beide verbinden? Die Worte<br />
und die Wetterstation, die Dichter und den<br />
Berg, die Fantasie und das stete Gehen im<br />
Schnee? Man startete dieses Unternehmen als<br />
besonderes Abschiedsgeschenk für die Langzeitintendantin<br />
der Rauriser Literaturtage<br />
Brita Steinwendtner: An einem strahlenden<br />
Tag Ende März machten sich über 50 Skitourengeher<br />
auf den Weg zum Hohen Sonnblick,<br />
diesem faszinierenden Dreitausender, auf<br />
dem heute noch das älteste und höchstgelegene<br />
Forschungsobservatorium Europas steht.<br />
Die Strapazen wurden mit einer beglückenden<br />
Ankunft am Gipfel belohnt. Fritz Moßhammer,<br />
der die Materialseilbahn genommen<br />
hatte, sandte seine archaischen Alphornklänge<br />
den Ankommenden vom Berg entgegen. Nach<br />
einer Führung durchs Observatorium rückte<br />
man in der warmen Stube der Alpenvereinshütte<br />
Zittelhaus zum „Fest der Worte“ zusammen.<br />
Die beiden Schriftsteller (im Sommer<br />
auch Senner im Dachsteingebiet) Bodo Hell<br />
und Peter Gruber lasen für „ihre“ Brita wunderbare<br />
Berg- und Almtexte. Dann wurde<br />
man mit einem Sonnenuntergang exakt hinter<br />
dem Gipfel des Großglockners belohnt.<br />
Ein Szenario, das zum Abschluss der 42. Rauriser<br />
Literaturtage nicht stimmungsvoller<br />
hätte sein können. Freilich auch von Wehmut<br />
begleitet für die scheidende Intendantin nach<br />
22 Jahren: Steinwendtner hat in Rauris eines<br />
der renommiertesten Literaturfestivals des<br />
deutschsprachigen Raumes aufgebaut. Dafür<br />
wurde sie mit dem Österreichischen Ehrenkreuz<br />
für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet.<br />
Christine Schweinöster<br />
Information:<br />
Kulturverein Forum Rauris, Marktstraße<br />
30, 5661 Rauris, Tel. +43 (0) 6544 / 6202-11<br />
Fax +43 (0) 6544 / 6202-18<br />
info@rauriser-literaturtage.at<br />
www.rauriser-literaturtage.at<br />
28<br />
Foto: Ulrike Pistotnik<br />
TAURISKA Magazin / Sommer 12<br />
Das Theaterstück „Alte Liebe“ mit Susanna<br />
Szameit und Peter Malzer ist am 4. Juli (20 Uhr) im<br />
Kursaal Bad Hofgastein zu sehen.<br />
Engagiert: Der Gasteiner<br />
Kulturkreis<br />
A<br />
uch heuer hat sich der Gasteiner Kulturkreis<br />
unter seinem rührigen Obmann Siegfried<br />
Moser wieder ein ehrgeiziges Programm einfallen<br />
lassen. So wird im Sommer in Zusammenarbeit<br />
mit dem Kur- und Tourismusverband Bad Gastein<br />
die Reihe „Bad Gasteiner Sommertheater 2012“<br />
veranstaltet. Bei diesen Open-Air-Theateraufführungen<br />
in den Parkanlagen unterhalb des Mozartplatzes<br />
von 5. Juli bis 23. August wird jeden<br />
Donnerstag eine österreichische Theatergruppe<br />
spielen. Das Wiener Lustspieltheater gastiert hier<br />
ebenso wie die unkonventionelle „TheaterAchse“.<br />
Gezeigte Salzburger Stücke sind etwa „Busenfreundinnen“,<br />
die neue Komödie mit Judith Brandstätter<br />
und Gaby Schall, oder „Loriot“ mit Anita<br />
Köchl und Edi Jäger. In diesem Theaterreigen<br />
gastiert am 9. August das Salzburger Straßentheater<br />
mit dem Stück „Pygmalion“ am Kinoplatz in<br />
Bad Gastein. Im Kursaal Bad Hofgastein wird am<br />
3. Juli das Theaterstück „Alte Liebe“, ein Schauspiel<br />
nach dem Bestseller von Elke Heidenreich<br />
und Bernd Schroeder, gezeigt (20 Uhr). Im Juli und<br />
August 2012 gibt es in gemeinsamer Arbeit mit<br />
dem Kur- und Tourismusverband Bad Gastein und<br />
der Familie Seel vom Restaurant Jägerhaus ein<br />
Nostalgie-Freiluftkino im Merangarten in Bad<br />
Gastein an den Dienstagen (Beginn 20 Uhr, freier<br />
Eintritt). Heuer ist der Schwerpunkt dem Schauspieler<br />
Georg Thomalla gewidmet. Aus dem reichen<br />
Schaffen dieses „Wahlgasteiners“ wurden<br />
neun Filme ausgewählt. Für den Herbst sind<br />
Kabaretts und Lesungen vorgesehen, und schon<br />
plant man für das nächste Jahr: Die 1997 verstorbene<br />
Bad Gasteiner Dichterin Maria Zittrauer<br />
wäre am 10. Jänner 100 Jahre alt geworden. Deshalb<br />
soll der „3. Maria Zittrauer Lyrik-Förderpreis“<br />
durch den Gasteiner Kulturkreis in Zusammenarbeit<br />
mit dem Literaturhaus Salzburg vergeben<br />
werden. Christine Schweinöster<br />
Information:<br />
Tel. +43 (0) 664 / 1767968<br />
kulturkreis@a1.net<br />
www.gasteiner-kulturkreis.at<br />
Foto: Kleines Theater Salzburg<br />
Sonderschau Querland<br />
im Heimatmuseum<br />
Mittersill<br />
Q<br />
uerland. Eine visuelle Reise durch das Land<br />
Salzburg zeigt der Loferer Fotograf Walter<br />
Schweinöster (oben im Bild) vom 19. Mai bis 26.<br />
Oktober im Heimatmuseum Mittersill. Eingeladen<br />
hat der Museumsverein Mittersill. Schweinöster<br />
präsentiert einen Ausschnitt aus seinem fotografischen<br />
Werk sowie aus seinen Collagen.<br />
„Wenn Schweinöster durch die Lande reist, die<br />
ihm nicht selten als Querlande begegnen, kommen<br />
ihm die absonderlichsten Gegenwelten<br />
unter. Daraus komponiert er ein nicht alltägliches,<br />
ironisch-kritisches, aber auch humorvolles und<br />
poetisches Bild Salzburgs. Als genauer Beobachter<br />
entlarvt er falsche Klischees, bestätigt aber<br />
richtige mit derselben Überzeugungskraft.” (Kultur-Kritiker<br />
Reinhard Kriechbaum).<br />
Biografie: Der 54-jährige ist seit 1982 als Pressefotograf<br />
und Reporter für überregionale und regionale<br />
Medien tätig. Studium der Publizistik und<br />
Kommunikationswissenschaften sowie Politik in<br />
Salzburg.<br />
Seit über 30 Jahren Malerei- und Fotoausstellungen.<br />
Preisträger bei Fotowettbewerben. 2007 Austria<br />
Presse Agentur Nominierung als einer der<br />
besten fünf Pressefotografen Österreichs in der<br />
Kategorie Porträt mit Vorstellung in der Akademie<br />
der bildenden Künste in Wien.<br />
Autor und Fotograf des Buches „Brauchtum im<br />
Land Salzburg“. Fotograf des Buches „Heimat<br />
Salzburg“, Mitarbeit an mehreren Dokumentationsbüchern,<br />
an zwei Brauchtums-CDs über das<br />
Land Salzburg. Illustrationen von drei Gedichtbänden<br />
sowie von Märchenbüchern über den Nationalpark<br />
Hohe Tauern und den Mitterpinzgau und<br />
eines „Geschichten“-Buches von Autorin Antonia<br />
Dullnig aus Saalbach.<br />
Information:<br />
www.museum-mittersill.at
Nationalpark Hohe Tauern<br />
Die zweite Runde des Partnerschulprogramms<br />
im Nationalpark Hohe Tauern<br />
Erlebnisreiche Wissensvermittlung, die für die Nationalparkidee sensibilisiert<br />
Das Partnerschulprogramm<br />
der Nationalparkverwaltung<br />
richtete sich in den<br />
vergangenen vier Schuljahren<br />
(2007/08 bis 2010/11) an etwa<br />
5.000 SchülerInnen aus der Nationalparkregion,<br />
denen alle Bildungsangebote<br />
der Nationalparkverwaltung<br />
kostenlos zur Verfügung<br />
standen. Das war natürlich<br />
nur durch Unterstützung von<br />
Sponsoren möglich. Österreichs<br />
größte Biomarke Ja! Natürlich<br />
und Wolfram Bergbau Mittersill<br />
unterstützten als Partner die<br />
Nationalparkverwaltung.<br />
Ja! Natürlich ermöglicht nun als<br />
exklusiver Sponsor die zweite<br />
Periode des Partnerschulprogramms<br />
(2011/12 bis 2014/15).<br />
Ende letzten Jahres wurde der<br />
Sponsor-Vertrag unterzeichnet.<br />
Im Rahmen des Partnerschulprogramms<br />
stellt die Nationalparkverwaltung<br />
den Schulen<br />
wertvolle Unterrichtsmittel, Betreuung<br />
durch Nationalpark-<br />
Ranger vor Ort, Umweltbildungsprogramme<br />
wie Wasserschule<br />
oder Klimaschule, Besuche<br />
in der Nationalparkwerkstatt<br />
in Hollersbach oder im<br />
Science Center in Mittersill zur<br />
Verfügung. Hierbei wird vor<br />
allem auf Wissensvermittlung<br />
verbunden mit Erlebnissen wert<br />
gelegt. Diese Naturerlebnispädagogik<br />
ist wesentliche Voraussetzung<br />
dafür, dass nicht<br />
allein abrufbares Wissen, sondern<br />
auch Handlungsbewusstsein<br />
erzeugt wird. Nur so können<br />
sich die Kinder mit der<br />
Nationalparkidee identifizieren.<br />
Auftrag der Schulen hingegen<br />
ist es, den Jugendlichen konkrete<br />
Nationalpark-Themen im<br />
Rahmen des Unterrichts näher<br />
zu bringen. Nationalpark-Ecken<br />
mit Literatur und Information<br />
Ja!Natürlich unterstützt in den kommenden 4 Jahren das Partnerschulprojekt<br />
großzügig. Im Bild v.l.: PTS-Dir. Hans Nussbaumer, Ja! Natürlich-GF Martina<br />
Hörmer, LR Tina Widmann, NP-Dir. Wolfgang Urban. Fotos (3): NPHT<br />
Mehr als 800 SchülerInnen waren beim Partnerschulfest 2011 mit dabei.<br />
rund um den Nationalpark werden<br />
eingerichtet und dieser wird<br />
in verschiedenen Unterrichtsgegenständen<br />
von den unterschiedlichsten<br />
Seiten beleuchtet. Darüber<br />
hinaus werden unterstützend<br />
der Kontakt und die Kommunikation<br />
unter den Partnerschulen<br />
des Nationalparks forciert und<br />
ein Themen-Schwerpunkt in der<br />
LehrerInnenfortbildung gesetzt.<br />
Dass sich die Nationalparkverwaltung<br />
besonders um die heimischen<br />
Schulen bemüht, kann<br />
damit begründet werden, dass die<br />
Kinder der Nationalparkregion<br />
schon in wenigen Jahren als Erwachsene<br />
über die Weiterentwicklung<br />
unseres Nationalparks<br />
und der Region mitentscheiden<br />
werden.<br />
Momentan sind 42 Volks-, Hauptund<br />
Sonderschulen, Gymnasien,<br />
Polytechnische und Berufsbildende<br />
Höhere Schulen in der Nationalpark-Region<br />
offizielle Partnerschulen<br />
des Nationalparks Hohe<br />
Tauern. Rund 6.200 SchülerInnen<br />
stehen damit viele Bildungsangebote<br />
der Nationalparkverwaltung<br />
kostenlos zur Verfügung.<br />
Ranger Rudi, das Maskottchen für die<br />
Nationalpark-Partnerschulen.<br />
Information: Nationalparkverwaltung<br />
Hohe Tauern, Gerlosstraße<br />
18, 5730 Mittersill,<br />
Tel. +43 (0) 6562 / 40849<br />
nationalpark@salzburg.gv.at<br />
www.hohetauern.at<br />
TAURISKA Magazin / Sommer 12 29
„<br />
m 2 -kulturexpress: v.l.: Charly Rabanser, Freund und Kabarettist Roland Düringer und Hubert Kirchner, neben Rabanser auch 25 Jahre dabei. Foto: Walter Schweinöster<br />
25 Jahre Kulturverein m 2 -kulturexpress in Neukirchen<br />
Wir versuchen mit unserem Programm eine<br />
Alternative zum Alltag zu bieten. Wir wollen<br />
ein Farbtupfer in Ihrem Alltag sein. Nicht mehr!<br />
Kunst machen andere. Geben Sie sich einen Ruck,<br />
entfliehen Sie der Monotonie! Steh auf, zieh dich<br />
an und komm ins Cinetheatro! Steile Berge, geiles<br />
Programm!!” Dies schrieb einmal Charly Rabanser,<br />
Leiter einer der engagiertesten Kulturvereine des<br />
Landes Salzburg, des „m2-kulturexpress“ in Neukirchen<br />
am Großvenediger. „m2 “ feiert heuer seinen<br />
25. Geburtstag. Der Kulturverein ist untrennbar<br />
mit einem Namen verbunden: Charly Rabanser.<br />
Dem Schauspieler, Autor und Regisseur gelang<br />
es im Jahr 1987 mit einer engagierten Gruppe von<br />
Leuten, das ehemalige örtliche Kino zu pachten<br />
und in tausenden Arbeitsstunden zum Cinetheatro,<br />
heute eines der wichtigsten regionalen Kunsthäuser,<br />
umzugestalten. Der eigenwillige Name<br />
„m2-kulturexpress” ergab sich aus den Besitzungen<br />
der Theatergruppe, die die Keimzelle des Vereins<br />
darstellt. Der Name kommt daher, dass die<br />
Theatergruppe nach der Gemüter spaltenden Premiere<br />
von „Kein Platz für Idioten“ von Felix Mitterer<br />
einen Quadratmeter Boden im Obersulzbachtal<br />
vom Neukirchener Bürgermeister zur Versöhnung<br />
geschenkt bekommen hat. Zudem besaß man<br />
einen alten, selbst restaurierten Postbus mit der<br />
Aufschrift „Kulturexpress“, mit dem die Theatergruppe<br />
Kultur unter die Leute zu bringen versuchte.<br />
Im Laufe der Jahre wurden von „m 2 “ hunderte<br />
Veranstaltungen organisiert mit den Schwerpunkten<br />
Theater, Konzert, Kabarett und Film sowie<br />
Workshops für Erwachsene und Kinder (Tanz,<br />
Musik, Theater), Diavorträge und Lesungen.<br />
Bemerkenswert ist die Theatergruppe des Kulturvereins,<br />
die sich mit zahlreichen Eigenproduktionen<br />
und Gastauftritten auch weit außerhalb des<br />
Landes Salzburg einen hervorragenden Namen<br />
gemacht hat. Zeitkritische Stücke etwa von Felix<br />
Mitterer stehen dabei im Vordergrund. Die Neukirchener<br />
Sommerfestspiele entwickelten sich 1996<br />
ebenfalls aus dem „m 2 -kulturexpress.“ 2007<br />
wurde der „m 2 -kulturexpress“ mit dem Landeskulturpreis<br />
ausgezeichnet, 1996 hatte man bereits den<br />
Tobi-Reiser-Preis erhalten. Etablierte Stars wie<br />
Roland Düringer, Georg Danzer, Andrea Händler,<br />
Romy Preisträger Uli Brée oder Rupert Henning<br />
gaben und geben sich die Klinke in die Hand und<br />
halten gerne ihre Vorpremieren in Neukirchen ab,<br />
bevor es an die großen Bühnen in Wien geht. Das<br />
Cinetheatro war aber auch oft Sprungbrett für noch<br />
unbekannte Künstler. Die Kinoseele ist Hubert<br />
Kirchner, er leitet seit Anbeginn das Kinoprogramm<br />
und ist seit dem Abgang Rabansers Leiter der Sommerfestspiele.<br />
„Kultur machen heißt, Höhen und Tiefen erleben<br />
,dürfen’, oft beglückend, oft niederschmetternd.<br />
Irgendwie ein Spiegel des Lebens. Auf alle Fälle –<br />
interessant“ , meint Charly Rabanser. W. Schweinöster<br />
Information:<br />
www.cinetheatro.com
LeRoXa, v.l.: Alexander Reicher (ein Pongauer),<br />
Lena Scheibner (Pinzgau), Robert Innerhofer (Pinzgau).<br />
Foto: Andreas Widauer<br />
LeRoXa lassen es<br />
br(j)odeln<br />
S<br />
ie holen die Menschen mit frechen,<br />
volksmusikalischen Melodien aus der<br />
Bilderbuchwelt: LeRoXa, das sind zwei<br />
Gitarren, drei Stimmen und herzhafte<br />
Mundarttexte über die Lebensrealitäten auf<br />
dem Land und dem Rest der Welt. Die<br />
Innergebirgler Lena Scheibner, Robert<br />
Innerhofer und Alexander Reicher singen,<br />
spielen und jodeln auf humorvolle, kritische<br />
und bildhafte Weise. Verpackt in pfiffige,<br />
authentische Volksmusik wird etwa der<br />
harte Alltag vom einsamen „Turbobauern“<br />
besungen, augenzwinkernd der Lebensstil<br />
der Highsociety in „Homma wos, samma<br />
wer“ bekrittelt oder die Nebenwirkungen<br />
von Yoga treibenden Kühen in „Fitnesskia“<br />
erläutert. Ihre Pinzgauer Urversion von<br />
Michael Jacksons Billy Jean („Anna Mial“)<br />
wollen sie dem Publikum ebenso wenig vorenthalten<br />
wie die fatalen Beziehungsfolgen<br />
von Bahnhofs-Resti-Besuchen in „Auf und<br />
davo“. 2012 produziert das Trio seine erste<br />
CD, welche bei diversen Konzerten vorgestellt<br />
wird: So zum Beispiel am 4. August ab<br />
15.30 Uhr auf der Kalchkendlalm in Rauris<br />
(www.schule-am-berg.at) oder am 25. August<br />
um 20 Uhr in Neukirchen im Kammerlanderstall<br />
im Rahmen der Kochbuchpräsentation<br />
von Oliver Altenberger.<br />
Christine Schweinöster<br />
Information:<br />
Hörproben und weitere Konzerttermine auf<br />
www.leroxa.at.lv<br />
Veranstaltungen<br />
2007: Aufführung im Samerstall Niedernsill mit dem Titel „Pinzgauer Kaas – ein Heimatabend“. V.l.:<br />
Peter Blaikner, Gerlinde Allmayer, Rosi Hoffmann, Barbara Rettenbacher, Max Faistauer<br />
Foto: Gerd Allmayer<br />
25 Jahre „Niedernsiller Stund“<br />
D<br />
er schöne Gewölbesaal beim Hacklwirt<br />
in Niedernsill war brechend voll. Eine<br />
Handvoll munterer Literaten aus der Gegend<br />
las eigene Mundartgedichte. – Damit war<br />
1988 die Veranstaltung „Niedernsiller Stund“<br />
geboren. Barbara Rettenbacher (zu Beginn<br />
mit ihrem Mann August) erweiterte in den<br />
folgenden Jahrzehnten den Kreis der Vortragenden.<br />
Sie holte diese außer aus dem Salzburger<br />
Land auch aus dem Bayerischen und<br />
aus Osttirol. Seit vier Jahren organisiert Gerlinde<br />
Allmayer die jährliche „Niedernsiller<br />
Stund“ und führte voriges Jahr den Pinzgauer<br />
Dialekt mit der Mundart aus dem Rheintal<br />
und dem Bregenzer Wald zusammen.<br />
Zum diesjährigen Jubiläum am 14. September<br />
sind im Samerstall die Pinzgauerinnen und<br />
Pinzgauer wieder unter sich und legen in<br />
Sachen Stimmung noch einen Zahn zu: Heuer<br />
wird das Vorgetragene auch gesungen. Max<br />
Faistauers „Vier Jahreszeiten“ ebenso wie Lisl<br />
Innerhofers köstliche Liebhaber-Rache-Lyrik,<br />
Rosi Hoffmanns Gedicht „Bloßfuaßat“ sowie<br />
alle anderen Darbietungen – von Barbara Rettenbacher,<br />
Rosi Hoffmann, Theresia Oblasser,<br />
Gerlinde Allmayer und Peter Blaikner. Letzterer<br />
wird mit seinen Dialektliedern viel „Pinzgauer<br />
Gfüh” ins Programm bringen. Gesanglich<br />
begleitet wird diese „Niedernsiller Stund“<br />
vom Männerchor Bürmoos und dem Frauen-<br />
Dreigesang „Vox cantabilis“ aus Bischofshofen.<br />
Und natürlich wird man die erfolgreichen<br />
Jahre dieser beliebten, über den Pinzgau<br />
hinaus bekannten Veranstaltung Revue passieren<br />
lassen – mit Erzählungen und Anekdoten,<br />
ergänzt durch eine Diaschau. In Dialekt-<br />
form zu schreiben, musste sich im Laufe der<br />
Zeit erst einen Stellenwert erarbeiten. Ab den<br />
1980er Jahren wurden vom Arbeitskreis für<br />
regionale Sprache und Literatur im Salzburger<br />
Bildungswerk Schreibwerkstätten für<br />
Mundartschaffende angeboten. Die Mundartdichter<br />
gewannen Selbstbewusstsein, wagten<br />
sich mit ersten Lesungen an die Öffentlichkeit.<br />
Kritische Töne kamen von der Nachkriegsgeneration.<br />
Diese gewährt zuweilen schmerzvolle<br />
Blicke in eine bedrückende Vergangenheit.<br />
Aber auch Witz und Humor bestimmen<br />
die Texte der auf den Plan gerufenen Dialektschreiber,<br />
ebenso eine lebhafte Auseinandersetzung<br />
mit dem aktuellen Leben. Wie kann<br />
nun die Jugend zur Mundartdichtung motiviert<br />
werden? Allmayer, die die „Niedernsiller<br />
Stund“ künftig auch mit jungen Leuten bereichern<br />
will, hofft auf neue Talente. Dass Dialekt<br />
„in“ ist, zeigt die Kommunikation unter<br />
den Jugendlichen. Die meis-ten zelebrieren sie<br />
genussvoll in ihren SMS-Botschaften und E-<br />
Mails. Soziologen orten hier eine neue<br />
Jugendkultur. Kritische Stimmen beklagen die<br />
zunehmende Sprachmixtur aus Deutsch/Dialekt<br />
und Englisch/Amerikanisch. Aber: „Sprache<br />
lebt und ändert sich ständig. Wenn<br />
Mundart nur museal verwendet wird, trifft sie<br />
den Ton der Zeit nicht”, meint Allmayer.<br />
Christine Schweinöster<br />
Information:<br />
“Wous i sing, wous i red”-Worte werden<br />
Lieder: 25. Niedernsiller Stund am 14. 9. um<br />
20 Uhr im Samerstall in Niedernsill. Freiwillige<br />
Spenden. www.samerstall.at<br />
TAURISKA Magazin / Sommer 12 31
Die Regionen stärken, mit geballter Kraft<br />
geht’s besser: Ein dreijähriges Interreg-Projekt<br />
der Achse Pinzgau – Süd- und Osttirol –<br />
Provinz Belluno gab neue Impulse und eröffnet<br />
damit neue Chancen.<br />
Regionale Qualität muss weithin sichtbar<br />
und die Aktivitäten müssen vernetzt<br />
werden, war die Botschaft im<br />
Projekt „SaporiAlpini – AlpenGenuss“. Zur<br />
Stärkung des Wettbewerbs hat man „Leitprodukte“<br />
kreiert, die den Projektpartnern ein<br />
markantes Profil geben. Es sind dies das<br />
Rind- und das Schaffleisch, der Käse, die Kartoffel,<br />
der Honig. Der Pinzgau hat überdies<br />
den Apfel als Aushängeschild, Osttirol das<br />
Getreide, Südtirol den Buchweizen, Belluno<br />
die Hülsenfrüchte. Eine gemeinsame Vermarktungsschiene<br />
ist im Aufbau. Ein transnationales<br />
Kochbuch auf Deutsch und Italienisch<br />
zeigt schon jetzt Leckeres. Ins Leben<br />
gerufen wurden außerdem „Bildungs- und<br />
Genussreisen“, die bei „googlemaps“ unter<br />
www.alpengenuss.net abrufbar sind. Da<br />
kommt wahrlich Leben in den Urlaub! Eine<br />
geradezu paradiesische Schlemmer-Strecke<br />
zieht sich in Form einer „Bildungsdestinationskarte“<br />
über die vier Regionen hinweg. Sie<br />
präsentiert Bauern mit g’schmackigen Spezialitäten,<br />
Imkereien und Bienenlehrwege,<br />
Kräutergärten, erfindungsreiche Nationalparkwirte,<br />
Bauernläden – randvoll mit regionalen<br />
Köstlichkeiten, Schnapsbrennereien<br />
mit Verkostung, ja auch Fachschulen mit<br />
eigenen Kreationen. Einem Landwirt im<br />
Krimmler Achental kann man bei der<br />
Graukäse-Herstellung über die Schultern<br />
schauen. In der „Schule am Berg“ im Pinzgauer<br />
Rauris knetet man Brotteig. Für Salben,<br />
Tinkturen, Sirupe – aus Heilpflanzen hergestellt<br />
– ist die „Traditionelle Europäische Heilkunde“<br />
(TEH) eine vortreffliche Adresse im<br />
Pinzgau. Tauernlamm und Apfelbrot, Heuspeck<br />
und Erdäpfelnidei, Kirschtakropfn,<br />
Nigilan, Schlutza, Käsesuppe, Schüttelbrot ...<br />
Die Angebotspalette diesseits und jenseits der<br />
Grenze ist eine wahre Gaumenfreude und<br />
wird ständig erweitert.<br />
Wichtig: „Für die Zukunft lernen“<br />
Angehende Landwirte und Touristiker brauchen<br />
ein gutes Rüstzeug, um für neue Anforderungen<br />
gewappnet zu sein. „AlpenGenuss“<br />
war ein gutes Training dafür. Die SchülerInnen<br />
der Höheren Bundeslehranstalt für wirtschaftliche<br />
Berufe (HBLW) in Saalfelden<br />
etwa reisten zum Erfahrungs- und Kulturaustausch<br />
nach Südtirol und Belluno, koch-<br />
Genuss<br />
„SaporiAlpini – AlpenGenuss“<br />
AlpenGenuss/Sapori Alpini – Projektpräsentation in Brixen am Domplatz vor dem Rathaus. V.l.: Konrad Gartner<br />
- Landesfachschule für Gastgewerbe Bruneck, Christine Stadler - SIR Land Salzburg, Michael Payer -<br />
Regionalmanagement Pinzgau, Projektverantwortlicher AlpenGenuss Stefan Walder, Juliane Gasser Pellegrini<br />
- Fachschule für Land- und Hauswirtschaft in Salern, Ernesto Kratter - Region Belluno, Brixens Bürgermeister<br />
Albert Pürgstaller, Südtiroler LH-Stv. Hans Berger, Susanna Vötter-Dankl - TAURISKA und Schülerinnen der<br />
Landesfachschule Bruneck.<br />
Regionale Vermarktung: Beispiel Sparmarkt Niedernsill, v.l.: Christian Vötter, Anton Lassacher, Peter Schöppl<br />
sen., Mario Anhaus, Simon Leitner und Hans Peter Schöppl jun. Fotos (2): Walter Schweinöster<br />
ten, übersetzten Rezepte, gestalteten einen<br />
Bildband. In den Landwirtschaftlichen Fachschulen<br />
in Bruck/Gl. kreierte man eifrig<br />
Käsespezialitäten. Das so Gelernte wird jetzt<br />
als Unterrichtsmodul auch für andere aufbereitet.<br />
Wie man flexibel in Marktnischen<br />
schlüpfen kann, das ist am Beispiel Apfeldorf<br />
Bramberg immer wieder respektvoll in das<br />
Projekt eingeflossen. Der Apfelsaft in der<br />
hellgrünen Dose, versehen mit einem witzigen<br />
Cartoon der internationalen Künstlerin<br />
Doris Schamp, ist jetzt das neueste Angebot –<br />
und hitverdächtig. Er schmeckt nicht nur<br />
vorzüglich, er schaut auch „cool“ aus!<br />
Information:<br />
„AlpenGenuss / SaporiAlpini – ein Interreg<br />
Italien - Österreich Projekt: 2009 - 2012<br />
Regionen Südtirol - Belluno - Osttirol -<br />
Pinzgau/Salzburg. Salzburger Projektpartner:<br />
SIR (Fachbereich Gemeindeentwicklung)<br />
in Kooperation mit dem Regionalmanagement<br />
Pinzgau, der Wirtschaftskammer,<br />
dem AMS, der Leopold Kohr-Akademie,<br />
den Berufsbildenden Schulen (Landwirtschaftliche<br />
Fachschulen in Bruck/Gl. und<br />
HBLW Saalfelden), der Bezirksbauernkammer<br />
sowie TAURISKA. Bildungsdestinationen<br />
im Internet: www.alpengenuss.net<br />
TAURISKA Magazin / Sommer 12 33
Kochbuch: Altes Wissen<br />
wieder beleben<br />
Die Uroma hätte wohl ihre Freude daran: Oliver<br />
Altenberger, der Urenkel, hat aus den<br />
überlieferten Rezepten der ehemaligen Wirtin<br />
des gutbürgerlichen Gasthauses Waltl in Uttendorf,<br />
Elisabeth Waltl, ein Kochbuch kreiert.<br />
„Pinzgauer Kost und no a wench drüwa außi<br />
gschaud“, so der Titel, beschreibt 80 Köstlichkeiten<br />
sozusagen zweisprachig in Deutsch und<br />
im Pinzgauer Dialekt. So manches darin vorkommende<br />
Schmankerl ist heute kaum noch<br />
bekannt. Altenberger, der pädagogisch ausgebildete<br />
Kochlehrer aus Uttendorf, lädt in dem Werk<br />
ein, etwa das „Melkermuas“ zu testen, das die<br />
Almleute einst ohne Eier zubereiteten. Oder die<br />
„Schneggennidei“, eine mit Marmelade eingerollte<br />
Teigfüllung; auch die „Fleischfarfeln“, mit<br />
Geselchtem gefüllte Nockerl in einer Suppe;<br />
ebenso das „Bauernomelett“ mit Speck und Kartoffeln<br />
in der Pfanne. Eine Besonderheit in<br />
Oliver Altenberger Foto: W. Schweinöster<br />
Waltls Gasthausküche war auch die Specktorte<br />
mit Käse obendrauf. Auch Stinkerknödel aus<br />
würzigem „Sperkar“-Käse schmecken himmlisch<br />
gut, ebenso die „Gerstensuppe“ oder der<br />
„Bauerneintopf“ mit Schweinefleisch, Speck,<br />
Karotten und Kartoffeln. Die „Nidei mit Sauerkraut“<br />
haben Altenbergers SchülerInnen bereits<br />
nachgekocht. Uroma Waltl hatte all ihre Rezepte<br />
einst mit der Hand in einem Büchlein notiert<br />
und ständig verwendet. Das zeigen die abgenutzten<br />
Seiten mit so manchem Fettfleck. „Man<br />
benötigt für diese Speisen wenig Zutaten – vor<br />
allem Mehl und Schmalz – und kann sie leicht<br />
nachkochen“, sagt der Buchautor. Das sei das<br />
Geheimnis der Vorfahren in oft schweren Zeiten<br />
gewesen. Das neue Werk wird am Samstag, den<br />
25. August um 20 Uhr im TAURISKA-Kammerlanderstall<br />
präsentiert. C.S.<br />
Information:<br />
Das Buch erscheint im <strong>Tauriska</strong> Verlag,<br />
Preis € 24,90<br />
ISBN 978-3-901257-41-4<br />
188 Seiten, über 80 Rezepte, ca. 78 Farbfotos<br />
und 10 S/W-Fotos<br />
34<br />
TAURISKA Magazin / Sommer 12<br />
Bücher<br />
„TAURISKA und das<br />
Mistelamulett”<br />
Früher war er Gesetzesbrechern auf der Spur.<br />
Jetzt lässt er die Leser seines neuen Buches in<br />
die Abgründe einer inszenierten Gangsterstory<br />
blicken: Der pensionierte Gendarmeriebeamte<br />
Wilhelm Kastberger aus Zell am See hat gerade<br />
seinen Krimi „TAURISKA und das Mistelamulett“<br />
fertiggestellt. Es handelt von mysteriösen, weltumspannenden<br />
Verflechtungen, die in Neukirchen<br />
am Großvenediger zusammentreffen. Wie<br />
es zu diesem Buch kam? „Einen Krimi hat über<br />
uns noch niemand geschrieben“, meinten die<br />
Geschäftsführer von TAURISKA, Susanna und<br />
Christian Vötter, einmal scherzend zu Kastberger.<br />
Der ließ es sich nicht zweimal sagen und griff<br />
zum Schreibstift. Den ersten Schauplatz seiner<br />
Geschichte verlegte er auf eine Nebeninsel von<br />
Puerto Rico, wo der „Professor“ (gemeint ist Leopold<br />
Kohr) von der „Schönheit des Kleinen“<br />
unterrichtet. Ein Zauber ist mit dieser Lehre ver-<br />
Willi Kastberger Foto: W. Schweinöster<br />
bunden, der sich in einem Amulett quasi bündelt.<br />
Studenten senden dieses eilig nach Europa, mit<br />
der Bitte um Verwahrung im Kammerlanderstall<br />
in Neukirchen. Damit beginnen, unbemerkt von<br />
der Öffentlichkeit, hektische Aktivitäten im Hintergrund.<br />
Pharmaindustrie wie Geheimdienste<br />
versuchen in den Besitz dieses magischen<br />
Schmuckstücks zu kommen. Mehr verrät Kastberger<br />
vorerst nicht. Im Geist formte er sein Werk<br />
und durchlebte jede Szene bei langen Spaziergängen<br />
etwa um den Zeller See. Ansonsten ist der<br />
Pinzgauer vor allem Metallbildhauer und Maler,<br />
der in seiner Werkstatt in Niedernsill mit Werkzeugen<br />
aus einer der ältesten Kupferschmieden<br />
Salzburgs arbeitet. Hier hat er auch das Amulett<br />
hergestellt, das seinen Krimi wie ein roter Faden<br />
durchzieht, mit einer Mistel als Blickfang. C.S.<br />
Information:<br />
„TAURISKA und das Mistelamulett“<br />
von Wilhelm Kastberger. Broschürt, 231<br />
Seiten, Preis € 19,90<br />
ISBN 978-3-901257-42-1<br />
Ist im gut sortierten Buchhandel oder bei<br />
TAURISKA, www.tauriska.at erhältlich.<br />
TAURISKA<br />
Festival 2012<br />
Von der künstlerischen Vernissage bis zum<br />
Krauttreten, von kantig schroffen Tönen bis<br />
zum harmonischen Gleichklang der Stimmen ...<br />
Das TAURISKA-Festival hat auch heuer wieder<br />
eine große Bandbreite an Atmosphäre eingefangen.<br />
Den Start machte im Mai das „Leopold-<br />
Kohr-Café“, ebenso eine Lesung der Literaturgruppe<br />
„Schreib’s auf“ aus Neukirchen. Dann<br />
wurde zum Symposion „Zukunft der ländlichen<br />
Regionen“ in den Kammerlanderstall nach Neukirchen<br />
geladen. Hier wird im Juli Walter Müller<br />
seinen etwas anderen Krimi mit dem Titel „AUS.<br />
AMEN!“ vorstellen. Blues-Harp, Querflöte und<br />
Sitztrommel der Musikerin Gundi Veleba aus<br />
Henndorf sorgen dabei für zusätzliche Gänsehaut.<br />
Die g’schmackigen Rezepte seiner Urgroßmutter<br />
und einst g’standenen Wirtin in Uttendorf<br />
hat Oliver Altenberger nachgekocht und präsentiert<br />
sein neues Kochbuch. Für kräftige Würze<br />
sorgt dabei das Musiker-Trio „LeRoXa“. Ins innergebirglerische<br />
Visier nimmt es den einsamen<br />
„Turbobauern“ ebenso wie die „Wa(h)re Landschaft“<br />
oder die Nebenwirkungen von „Kuh-<br />
Yoga“. David Hauser dagegen führt es eher in die<br />
spannungsgeladenen Höhen der Dreitausender.<br />
Sein „Tauern-Blues“ ist ein Cocktail aus Blues,<br />
Folk, Rock, Jazz und heimischen Klängen. TAU-<br />
RISKA selbst treibt es wieder hinaus in die Natur.<br />
Christl Hochwimmer öffnet für das Festival ihre<br />
Gartenidylle in Bramberg. In Uttendorf wird zum<br />
„Keltenfest“ am „Steinerbichl“ geladen und im<br />
Samerstall zur beliebten „Niedernsiller Stund“.<br />
Welche Sehnsüchte, Wünsche, Sorgen, Hoffnungen,<br />
Begabungen haben die PinzgauerInnen? –<br />
Für Markus Radmoser schreiben und zeichnen<br />
sie, posten via Internet, fotografieren und komponieren.<br />
Aus diesen „Botschaften“ kreiert der Zeller<br />
Student und Designer Karten – und schafft<br />
damit ein außergewöhnliches „Porträt eines<br />
Landstrichs“. Sein „Kartenkino“ macht Ende Juni<br />
vor der Hauptschule Neukirchen Station.<br />
Die Haltbarmachung von Fleisch, Kraut und<br />
Eiern zeigt Kurt Meyer im Biokratergarten in<br />
Bramberg unter dem Motto „Altes Wissen – neu<br />
entdeckt“. Apropos Entdeckung: Eine solche,<br />
sogar internationale, ist die Cartoonistin Doris<br />
Schamp, die im Samplhaus Werke ausstellt. C. S.<br />
Veranstalter und Information:<br />
Verein TAURISKA | Leopold Kohr-Akademie,<br />
Susanna Vötter-Dankl, Christian Vötter<br />
und Günther Nowotny, TAURISKA-Kammerlanderstall,<br />
5741 Neukirchen a.Grv., Tel.<br />
+43 (0) 664 / 5205203 · office@tauriska.at,<br />
www.tauriska.at, www.leopoldkohr.com<br />
Mitveranstalter: Elisabeth Resmann, Leiterin<br />
der Kulturellen Sonderprojekte<br />
Förderer/Sponsoren: SalzburgerTourismus-<br />
FörderungsFonds, Salzburger Volkskultur,<br />
Kultur-Land Salzburg, Pinzgauer Nachrichten,<br />
Wildkogel – Die Arena – Bramberg/<br />
Neukirchen, ORF-Salzburg, Bundesministerium<br />
für Unterricht, Kunst und Kultur und<br />
Privatsponsor Alfred Winter.
JUNI<br />
JULI<br />
AUGUST<br />
SEPTEMBER<br />
Sa, 23. u.<br />
So, 24. Juni<br />
10.00 –<br />
16.00 Uhr<br />
Sa 23. Juni,<br />
14.00 –<br />
17.00 Uhr<br />
Fr 29. Juni,<br />
9.30 – 15.00<br />
Uhr<br />
Fr 6. Juli,<br />
9.00 –<br />
11.00 Uhr<br />
Di 10. Juli,<br />
20.00 Uhr<br />
Fr 20. Juli,<br />
20.00 Uhr<br />
Sa 4. und<br />
So 5.<br />
August<br />
Sa 25.<br />
August,<br />
20.00 Uhr<br />
Fr 14. September,<br />
20.00 Uhr<br />
Fr 28. September,<br />
20.00 Uhr<br />
Sa 29. September,<br />
ab<br />
09.00 Uhr<br />
ganztags<br />
gewachsen • lebendig • nachhaltig<br />
Ehrenschutz:<br />
Landeshauptmann-Stv. Wilfried Haslauer<br />
„Tag der offenen Gartentür“<br />
Unter dem Motto „Schauen, Informieren und Ideen holen“ stehen allen Interessierten zahlreiche<br />
Gärten im Land Salzburg offen.<br />
Christl Hochwimmer, Samplhaus, 5733 Bramberg<br />
„Zeichne einen Cartoon und gewinne!“<br />
Workshop mit der Cartoonistin und Designerin Doris Schamp im Rahmen des Tages der offenen<br />
Gartentür. Schauen Sie sich die Ausstellung der Cartoonistin an (siehe Seite 36).<br />
Christl Hochwimmer, Samplhaus, 5733 Bramberg<br />
SongCongress & KartenKino<br />
Der SongCongress ist (d)eine Bühne und das KartenKino sendet (D)eine Botschaft. Es sind Orte der<br />
Begegnungen für musikalische und künstlerische Talente. Hier können sich Jung und Alt vor Ort präsentieren,<br />
aufeinander zugehen und sich miteinander beim Zuhören und Zuschauen verbinden.<br />
Veranstaltung mit der Hauptschule und Volksschule Neukirchen. www.justbein.com.<br />
Vorplatz – Hauptschule Neukirchen<br />
Kohr-Café – Kultur-Treff<br />
Der jeweils 1. Freitag im Monat ist Treffpunkt im Kohr-Café, um sich kennenzulernen und um ganz im<br />
Sinn von Leopold Kohr den Gedankenaustausch zu pflegen. Weitere Termine: Fr 3.8., Fr 7.9.2012<br />
TAURISKA-Kammerlanderstall, Neukirchen<br />
Vortrag von Markus Schneider „Kupfer und Paracelsus“<br />
In diesem Vortrag über Kupfer und Paracelsus wird auch auf die Verwendung dieses Metalls bei<br />
den Mayas (Stichwort Maya-Kalender) eingegangen.<br />
TAURISKA-Kammerlanderstall, Neukirchen<br />
Lesung: „Aus.Amen!“ Krimi von Walter Müller<br />
Walter Müller lebt in Salzburg und wünscht sich ein Grab auf dem Petersfriedhof in Salzburg. Journalist,<br />
Dramaturg, seit dreißig Jahren freier Schriftsteller, außerdem Trauerredner auf heimischen<br />
Friedhöfen. Musik: Gundi Veleba, Blues-Harp, Querflöte, Sitztrommel u.a. Musikpädagogin und freie<br />
Musikerin, lebt in Henndorf, hat in Berlin Jazz studiert, schreibt und spielt auch Bühnenmusik.<br />
TAURISKA-Kammerlanderstall, Neukirchen<br />
Keltenfest Uttendorf 2012<br />
Einblick in die Welt der Kelten – keltisches Lagerleben mit Handwerksvorführungen wie Glasperlendrehen,<br />
Färben mit Naturmaterialien, Kräuterallerlei und vieles mehr.<br />
Keltendorf am Steinerbichl – (siehe Seite 10).<br />
Buchpräsentation: „Pinzgauer Kost und no a wench drüwa außi gschaud“<br />
Angeregt durch Rezepte seiner Urgroßmutter schrieb Oliver Altenberger aus Uttendorf dieses<br />
Kochbuch im Pinzgauer Dialekt und in hochdeutscher Sprache. Konzert LeRoXa: „Zeitgenössische<br />
Heimatlieder“ (siehe Seite 31)<br />
TAURISKA-Kammerlanderstall, Neukirchen<br />
25. Niedernsiller Stund „wous i sing, wous i red“ – Worte werden Lieder<br />
Mundartabend. Veranstalter: Bildungswerk Niedernsill. Moderation: Manfred Baumann, ORF Radio Salzburg<br />
Samerstall Niedernsill – siehe Seite 31<br />
Konzert TAUERN-BLUES<br />
David Hauser (Gitarre, Klavier, Bilder und Erlebnisse) mit special guest Herb Berger (Sax, Flöte, Harp – „Fotzhobel“).<br />
In vielen Etappen überquert David Hauser mit seiner Gitarre die Hohen Tauern. In diesen Höhen<br />
wird für ihn unweigerlich Musik spürbar und es entsteht im alpinen Spannungsfeld der TAUERN-BLUES.<br />
TAURISKA-Kammerlanderstall, Neukirchen (Eintritt: Erwachsene € 8,- Jugendliche € 4,-)<br />
Workshop: Altes Wissen - neu entdeckt: Lebensmittel haltbar machen<br />
Die Themen sind Fleisch, Kraut und Eier, die durch „Einwecken“ bzw. Konservieren über den Winter bis<br />
hinein in den Sommer genießbar aufbewahrt werden können. Kurt Meyer aus Neukirchen erzählt, wie er die<br />
Haltbarmachung in seiner Kindheit erlebte. Anmeldung bis 26.September 2012 beim Kulturverein TAURISKA<br />
BioKratergarten, Fam. Möschl, Schönbach 16, 5733 Bramberg<br />
Samplhaus – Einladung<br />
zum Tag der offenen Gartentür<br />
Foto: Silke Scharler<br />
SongCongress – Begegnungen<br />
mit Jung und Alt.<br />
Foto: W. Schweinöster<br />
Walter Müller liest aus dem<br />
Buch „Aus.Amen!“<br />
Foto: Privat<br />
David Hauser – Musik, die<br />
im Bann der 3000er entstand.<br />
Foto: Privat<br />
TAURISKA Magazin / Sommer 12 35
Mit komischer Kunst in die Welt hinaus<br />
Umtriebige Kunst – unterwegs in Linz, Kassel, Mexiko, Karibik und Bramberg<br />
Cartoonisten muss man suchen, vor allem<br />
weibliche. LA RAZZIA, mit eigentlichem<br />
Namen Doris Schamp, ist eine der wenigen.<br />
In Bramberg, ihren zweiten Wurzeln, zeigt sie<br />
bis 8. Juli im Samplhaus Subtiles.<br />
Viel Fingerspitzengefühl gehört zu dieser<br />
Kunst – und Humor. Den hat LA<br />
RAZZIA vom Großvater Friedrich<br />
Breuer aus Bramberg geerbt. Der Medizinalrat,<br />
eine Seele von Arzt, besah sich seine Patienten.<br />
Die Enkelin blickt in die Psyche der<br />
Gesellschaft, seziert mit feinem Strich deren<br />
Wehleidigkeiten, deren Ignoranz, zeigt wit-<br />
zig und durchaus selbstironisch menschliche<br />
Schwächen auf. Mit satirischem Scharfblick<br />
macht sie so manche Einbahnstraßen unserer<br />
Existenz sichtbar. So geißelt sie mit in Kunstharz<br />
eingegossenen Lebensmitteln unseren<br />
Überfluss, unsere Verschwendung, unseren<br />
Kaufwahn. „Es scheint, als würde der Mensch<br />
immer glücklicher, je mehr Produkte er um<br />
sich schart“, meint die Ausstellerin und passt<br />
in dieser Hinsicht besonders gut in die<br />
Beständigkeit des alten Samplhauses. Mit<br />
Wortwitz und feiner Zeichensprache karikiert<br />
Schamp gerne das Ambivalente hinter dem<br />
„normalen“ Leben. Sie entblößt Urängste und<br />
in witziger Weise auch Partnerbeziehungen.<br />
Ein Beispiel: Frau will den Einkaufswagen<br />
schieben, Mann blockiert mit umgehängtem<br />
Chip. Der Betrachter wird gefordert selber<br />
weiterzudenken. LA RAZZIA will nicht vordergründig<br />
den Zeigefinger heben, lässt vieles<br />
Christl Hochwimmer (r.) lädt zur Ausstellung in ihr Samplhaus in Bramberg. Hier zeigt Cartoonistin<br />
Doris Schamp mit Künstlernamen LA RAZZIA (l.) noch bis 8. Juli Komisches, Tiefgründiges, Absurdes,<br />
den Zeitgeist Karikierendes. Foto: Walter Schweinöster<br />
offen. Überraschungseffekte baut sie gerne<br />
ein. Da schaut der Mann mit Bier Fußball im<br />
Fernsehen, als die Frau in die Tür tritt und<br />
ihm triumphierend einen Dildo vor Augen<br />
hält: „Jetzt brauch ich dich für gar nichts<br />
mehr“, steht da in einer Sprechblase. Wie’s<br />
weitergeht? – Zu sehen etwa in einem Kurzfilm<br />
in Deutsch, Chinesisch, Englisch, Holländisch<br />
und Russisch auf „youtube“. Auch das<br />
Karikaturmuseum in Krems zeigte Sujets<br />
davon in der Ausstellung „Auf ins Museum“.<br />
Schamp stammt aus Oberpullendorf im Burgenland,<br />
ist aber auch ein Kind der Hohen<br />
Tauern. Hier hat sie früher mehrere Wochen<br />
im Jahr bei den Großeltern verbracht. In ihrer<br />
Kunst baut sie immer wieder die Bergsilhouetten<br />
des Nationalparks ein. Auch die Smaragdsuche<br />
im Habachtal ist indirekt in ein<br />
Projekt – mit Kristallen als zweiten Haut –<br />
eingeflossen. Die Cartoonistin hat in Wien<br />
Kunstpädagogik studiert. Sie bestückt derzeit<br />
im Auftrag der „Caricatura“ Kassel mit anderen<br />
Cartoonisten eine Wanderausstellung im<br />
Raum Mexiko sowie in der Karibik. Das<br />
Thema „Orientalismus und Schmuck“<br />
brachte die Künstlerin mittels Forschungsstipendium<br />
nach Dubai. Sie hat schon als<br />
jugendliche Cartoonistin österreichische Kulturpreise<br />
gewonnen und hat in den vergangenen<br />
Jahren etwa in Stuttgart, Linz, Wien und<br />
Graz ausgestellt. In Burgenland stieß sie auf<br />
Widerstand: Das Cartoon „Der Busenfreund“<br />
musste in den Räumlichkeiten des Landesschulrates<br />
vorzeitig abgehängt werden. In diesem<br />
gehe es um „Egoismus und Austauschbarkeit<br />
von Liebe und Sex“, so Schamp, die<br />
derzeit ihr Unterrichtspraktikum im Fach<br />
Bildnerische Erziehung und Textile Gestaltung<br />
am Gymnasium Zell am See absolviert.<br />
Christine Schweinöster<br />
Information: www.larazzia.at<br />
Öffnungszeiten der Ausstellung im Samplhaus<br />
auf Anfrage, Tel. +43 (0) 6566 / 7465<br />
zugestellt durch post.at