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Im Schatten W. A. Mozarts stehend ist er nur wenigen vertraut: Der Salzburger Komponist Sigismund (Ritter von) Neukomm. Sein ungewöhnliches Leben und sein musikalisches Werk erforscht der Salzburger Bratschist Herbert Lindsberger. Sigismund Neukomm wurde am 10. Juli 1778 am Hagenauerplatz 1 (heute Getreidegasse 10) in Salzburg geboren, wenige Schritte vom Geburtshaus W. A. Mozarts entfernt. Mozart selbst hatte zu diesem Zeitpunkt gerade seine Mutter in Paris beerdigt. Seine erste musikalische Ausbildung erhielt Neukomm beim Stadtpfarrorganisten Weißauer, danach war er Schüler des Hofmusikers Michael Haydn, mit dessen Frau er mütterlicherseits verwandt war. 1796 wurde Neukomm für kurze Zeit Korrepetitor am Salzburger Hoftheater, übersiedelte 1797 nach Wien und bekam dort Unterricht bei Joseph Haydn, dessen Lieblingsschüler er offenbar wurde. Er erstellte Transkriptionen zahlreicher Werke Haydns und stiftete später sogar dessen Grabstein. Neben seiner musikalischen Ausbildung studierte Neukomm auch Naturgeschichte und Medizin und wurde ein Weltreisender seiner Zeit. Von 1804 bis 1808 war er Kapellmeister in St. Petersburg, danach reiste er nach Paris, wo er den Großteil seines Lebens verbringen sollte. 22 TAURISKA Magazin / Sommer 12 Porträt Sigismund Neukomm Musikalischer Weltenbummler mit Salzburger Wurzeln Sigismund Neukomm Foto: Stiftung Mozarteum Salzburg Zu Gast in Brasilien Von 1816 bis 1821 lebte er in Brasilien, das zu jener Zeit vom portugiesischen Königshaus regiert wurde und wo er Erzherzogin Leopoldine von Österreich (1797-1826), Kaiserin von Brasilien, treffen sollte. Der Begegnung dieser beiden Persönlichkeiten war soeben ein Abend mit Musik und Texten beim Mattseer Diabelli Sommer gewidmet, gestaltet vom Salzburger Bratschisten Herbert Lindsberger, einem Neukomm-Experten. „Das Reisen und das damit verbundene immer wieder Neu-Ankommen war Neukomm scheinbar in die Wiege gelegt. So füllt die Auflistung seiner Reisen mehrere DinA4-Seiten, verständlich, dass sich die dabei gesammelten Eindrücke in seinen spannenden Werken niederschlagen“, erläutert Lindsberger. „Der zu Lebzeiten hochgeschätzte Komponist von mehr als 2000 Werken suchte aber auch die Nähe zu den politischen Größen der Epoche, die damit verbundenen Spekulationen machen ihn zusätzlich interessant.“ In Mozarts Umfeld Biographisch schließt sich der Kreis zu den Mozarts: 1806 gab er Leopold Mozarts „Versuch einer gründlichen Violinschule“ in gekürzter Fassung neu heraus. Später erteilte er W. A. Mozarts Sohn Carl Thomas Cembalounterricht. Von W. A. Mozarts Oeuvre war ihm dessen Requiem KV 626 ein besonderes Anliegen: Er vertonte das Responsorium „Libera Me“ als eigene Version des Schlusses und machte dessen finales Werk in Brasilien bekannt, noch bevor es in Nordamerika erstaufgeführt wurde. Außerdem bearbeitete er zahlreiche Werke Mozarts. 1842 war er sogar eingeladen, bei der Enthüllungsfeier des Mozart-Denkmals in Salzburg die Festrede zu halten und die musikalische Gestaltung zu übernehmen. Sein großes Vorbild selbst lernte er aber nie kennen. Neukomm blieb sein Leben lang ohne länger währendes Anstellungsverhältnis und somit ein unabhängiger Freigeist. Er starb am 3. April 1858 in Paris. Andrea Blöchl-Köstner Information: Konzert, 14. September, 20.00 Uhr, Streichquintette von W. A. Mozart, M. Haydn und S. Neukomm, Salzburger Residenz www.michaelhaydn.com Recreation-Festival 2012 grenzenlos mozart inspiriert. 23.9.–7.10.2012 E rstmals grenzüberschreitendes Hörvergnügen in Salzburg und Bayern. Viele Neuheiten und Premieren erwarten Besucherinnen und Besucher des diesjährigen Recreation-Festivals der Salzburger Bachgesellschaft. Zum ersten Mal stehen W. A. Mozart und seine Vorläufer und Vorbilder im Fokus der Veranstaltungsreihe. Zudem finden zwei der insgesamt sechs Konzerte im bayerischen Rupertiwinkel statt. Während der Zeit Mozarts gehörte dieser Teil Bayerns noch zu Salzburg. Auf diese mehr als tausendjährige gemeinsame Geschichte verweisen zahlreiche Kulturdenkmäler in der Region, zu denen auch die zwei Veranstaltungsorte – die Wallfahrtskirche Marienberg und die Stiftskirche Höglwörth – zählen. Erst im Jahr 1816 fiel der Rupertiwinkel an Bayern. In den Archiven der Stifte und Klöster dieser Region finden sich zahlreiche Werke von Leopold Mozart, Michael Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart. Ein Beweis dafür, dass Salzburger Künstler und Komponisten immer wieder diese Orte aufsuchten. Heute ist es die EuRegio Salzburg - Berchtesgadener Land - Traunstein, die diese alte Tradition der Zusammengehörigkeit weiterführt. Gedenkjahr 2012 – Mozarts Vorbilder und Vorläufer 225. Todestag von Leopold Mozart 275. Geburtstag von Michael Haydn 250. Todestag von Johann Ernst Eberlin Eine Premiere stellen die Gegenüberstellung und der direkte Vergleich von W. A. Mozarts Werken mit jenen seiner Vorbilder und Vorläufer dar. Drei seiner Zeitgenossen waren zugleich seine größten Lehrmeister: sein Vater Leopold Mozart, Michael Haydn und Johann Ernst Eberlin. Ihr Einfluss ist in vielen Kompositionen des jungen W. A. Mozart hörbar. Alle Konzerte werden moderiert. Das Festival beinhaltet auch Familienkonzerte. Erstmalig finden im Rahmen des Festivals zwei Galeriekonzerte in der Residenzgalerie statt: Die Konzerte für Kinder und Erwachsene sind als inspirierende Verknüpfung von Musik und Malerei zu verstehen. Christoph Promberger, Foto: Stiftung Mozarteum Salzburg Information und Reservierung: Salzburger Bachgesellschaft Tel. +43 (0) 662 / 435371, Fax DW-4 salzburgerbachgesellschaft@aon.at www.salzburger-bachgesellschaft.at
Michael Haydn Der „Salzburger Haydn“ Michael Haydn zum 275. Geburtstag Am 14. September 2012 jährt sich der Geburtstag Michael Haydns zum 275. Mal. Das umfangreiche Werk des Salzburger Hofmusikers steht deshalb in diesem Jahr im Mittelpunkt zahlreicher Konzerte, Festgottesdienste und Aufführungen in Stadt und Land Salzburg. Höhepunkt ist die „Salzburger Haydn-Woche“ im September. Michael Haydn war das sechste Kind des Wagnermeisters Matthias Haydn und dessen Frau Anna, fünf Jahre jünger als sein berühmter Bruder Joseph. Kindheit, Jugend und Ausbildung der beiden Brüder glichen einander. Die Schule besuchte Michael vermutlich in Hainburg, doch bereits mit acht Jahren kam er auf Grund seiner schönen Sopranstimme als Sängerknabe in das Kapellhaus zu St. Stephan in Wien, wo er speziell in Gesang, Violine, Klavier, Orgel und Musiktheorie Unterricht erhielt. Schon bald durfte er die Orgel zu St. Stephan bei der Frühmesse spielen. Als Zwanzigjähriger trat er eine Stelle als Musiker, ab 1760 als Kapellmeister am bischöflichen Hof in Großwardein (heute Oradea an der rumänisch-ungarischen Grenze) an, hier schrieb er seine ersten Messkompositionen, Sinfonien und Konzerte. Nach kurzen Zwischenstationen in Pressburg und Wien kam Michael Haydn 1763 nach Salzburg, wo er in verschiedenen Funktionen bis zu seinem Tod im Jahr 1806 blieb. Während Leopold Mozart mit seinen Wunderkindern Europa bereiste, prägte Haydn das kirchliche wie auch das weltlich-höfische Leben in Salzburg mit seinen Werken, mit Sinfonien, Konzerten und Kammermusik für den Hof, Tanzmusik für die Redouten sowie Bühnenmusiken für das Hoftheater in der Residenz und das Benediktinertheater in der Großen und Kleinen Aula der Universität. Nach dem Tod von Erzbischof Sigismund, für Johann Michael Haydn Fotos (2): Johann-Michael-Haydn-Gesellschaft Der Präsident der Johann-Michael-Haydn-Gesellschaft, Landeshauptmann-Stv. Wilfried Haslauer, begrüßte die Gäste beim Festkonzert der Salzburger Haydn-Woche 2011 in der Erzabtei St. Peter. dessen Beerdigungsfeierlichkeiten er eine seiner bedeutendsten Kompositionen, das Schrattenbach-Requiem, schrieb, von dem auch der neunzehn Jahre jüngere W. A. Mozart lernen konnte, rückte unter Erzbischof Hieronymus Colloredo die Kirchenmusik in das Zentrum von Haydns Schaffen. Er hatte die Reformen des Erzbischofs auch kirchenmusikalisch umzusetzen, u. a. den lateinischen Gesang durch deutsche Kirchenge- sänge zu ersetzen. Größte Popularität erlangte Haydn mit dem Deutschen Hochamt „Hier liegt vor deiner Majestät“, obwohl er hier auf eine bestehende Vertonung zurückgriff, diese nur bearbeitete und ergänzte. Gegen Ende seines Lebens erhielt Michael Haydn große Kompositionsaufträge vom Spanischen Hof und vom Kaiserhof in Wien, im Februar 1804 erfolgte seine Nominierung zum externen Mitglied der Königlich-Schwedischen Musikakademie in Stockholm – eine besondere Ehre für den damals bereits kränkelnden und von den Franzosenkriegen betroffenen Musiker. Doch in diesen Jahren genoss er die Hochachtung seiner Schüler im Kapellhaus und die Gesellschaft seiner zahlreichen Freunde in St. Peter und in Arnsdorf. Haydns Lieder und Vokalquartette, die für diese Zusammenkünfte entstanden, zählen zu den besonderen Kostbarkeiten seines Oeuvres. Michael Haydn starb am 10. August 1806, seine letzte Ruhe fand er in der Kommune- Gruft auf dem Friedhof von St. Peter. Hören können Sie Haydns Werke bei zahlreichen Aufführungen in Stadt und Land Salzburg. Andrea Blöchl-Köstner Buchhinweis: Mehr über Leben und Werk dieses Salzburger Hofmusikers gibt es in der in Kürze erscheinenden Kurzbiographie „Johann Michael Haydn. Sein Leben – sein Werk – seine Zeit“ zu lesen, herausgegeben von der Johann-Michael- Haydn-Gesellschaft. Information: office@5-uhr-konzerte.com Bravo Haydn! Bravissimo! Salzburger Haydn-Woche 2012 So, 09. Sept., 11:00 Uhr: Bläserkonzerte von Michael Haydn, Salzburger Hofmusik, Univ. Mozarteum, Solitär Di, 11. Sept., 17:00 Uhr: Streichquartett und Klarinettensolo im Michael-Haydn-Museum Do, 13. Sept., 17:00 Uhr: Heitere Vokalmusik im Michael-Haydn-Museum Fr, 14. Sept., 20:00 Uhr: Festkonzert zum 275. Geburtstag Michael Haydns, Streichquintette von W. A. Mozart, Michael Haydn und dessen Schüler Sigismund von Neukomm, Salzburger Residenz, Rittersaal So, 16. Sept., 10:15 Uhr: Michael Haydns Hieronymusmesse MH 254, Stiftskirche St. Peter So, 30. Sept., 10:00 Uhr: Michael Haydns Franziskusmesse MH 826, Salzburger Dom www.michaelhaydn.com Michael-Haydn-Museum, Erzabtei St. Peter, Salzburg bis 30. September 2012 DI – SA, 13.00 – 17.00 Uhr Tel. +43 (0) 0662 /84 45 76 19 TAURISKA Magazin / Sommer 12 23
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