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Kurze Chronik dt Schule Tsingtau 1924-46

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<strong>Kurze</strong> <strong>Chronik</strong> der <strong>dt</strong>. <strong>Schule</strong> in <strong>Tsingtau</strong> - von Dr. Wilhelm Matzat - 2001 - www.tsingtau.org - Creative Commons-Lizenz<br />

Schuljahr 1933/34<br />

Die Durchschnittszahl der Schüler betrug 39. Die Namen von 2 früheren Schülern<br />

werden erwähnt: Joachim Pälz, Student in Berlin, verunglückte als SA-Mann<br />

im Dienste tödlich. Jochen Weischer, Sohn des <strong>Tsingtau</strong>er Arztes Dr. Weischer,<br />

bestand in Deutschland das Abitur mit Auszeichnung. Am 30.1.1933 war Adolf<br />

Hitler von Hindenburg zum Reichskanzler bestellt worden. Der Einfluß der neuen<br />

Regierung, die sich zu einer totalitären Diktatur auswuchs, macht sich im Jahresbericht<br />

zunächst nur bemerkbar an ganz neuen „Gedenktagen“, die von der <strong>Schule</strong><br />

begangen wurden, z.B. 9.11.1933 „Teilnahme an der Feier zum Gedächtnis der<br />

1923 in München Gefallenen im Deutschen Heim.“ 20.4.1934: „<strong>Kurze</strong> Feier aus<br />

Anlaß des Geburtstages des Reichskanzlers Adolf Hitler.“ 1. Mai 1934: „Schulfeier<br />

aus Anlaß des Nationalfeiertages.“ Am vorletzten Schultag, dem 6. Juli 1934,<br />

gab es einen Empfang der Shanghaier H.J. und Teilnahme an der Kranzniederlegung<br />

auf dem Friedhofe der <strong>Tsingtau</strong>-Gefallenen. An dem für die Shanghaier H.J.<br />

im Laoshan eingerichteten Lager beteiligten sich von der <strong>Tsingtau</strong>er H.J. etwa 10<br />

Schüler.<br />

In den Jahren 1932-34 mußte sich der Schulausschuß mit der Frage beschäftigen,<br />

ob ein zweiter „akademisch“ gebildeter Lehrer angestellt werden sollte. Dies hätte<br />

bedeutet, daß der Anstellungs-vertrag mit den Greves nicht verlängert worden<br />

wäre. Als man <strong>1924</strong> Herrn und Frau Greve berief, enthielt das Schreiben der DVT<br />

vom 30.1.<strong>1924</strong> den Passus: „Der Ordnung halber möchten wir noch das Folgende<br />

nicht unerwähnt lassen. Sollte die <strong>Schule</strong> in Zukunft sich derart erweitern, daß es<br />

erforderlich ist, einen Oberlehrer einzustellen, so würde mit dem Eintreten desselben<br />

die ‚Leitung der <strong>Schule</strong>‘ an diesen Herren übergehen.“ Der Vorsitzende der<br />

DVT, Herr Seidel, tröstete in einem begleitenden Privatbrief Herrn Greve mit der<br />

Ver-sicherung, daß mit so einem Ereignis für lange Zeit nicht zu rechnen sei. Die<br />

Tochter, Gisela Greve, nimmt in einem Brief dazu folgendermaßen Stellung: „Der<br />

Oberlehrer-Passus schwebte entgegen der in gutem Glauben gegebenen Versicherung<br />

Seidels fast die ganze Zeit als Damoklesschwert in der Gegend. Er war<br />

an sich rechtens, im Nachhinein frage ich mich nur, weshalb man anfangs einen<br />

‚kleinen‘, wenn auch pädagogisch hochbegabten Volksschullehrer für ein mäßiges<br />

Salär (immerhin wurde es bis 1935 auf 420.- mex.$ aufgestockt, für beide Eltern)<br />

die Kärrnerarbeit machen ließ. Sowohl Dr. Joerden als auch Dr. Werdermann<br />

überließen anständigerweise die faktische Schulleitung meinem Vater. Er war dann<br />

auch einigen entsprechenden Versuchen ausgeliefert, vor allem seitens Dr. Seuferts<br />

und des Konsuls Schirmer.“<br />

Als nun die <strong>Tsingtau</strong> <strong>Schule</strong> im Sept. 1932 um Erlaubnis zur Abhaltung einer<br />

Abschlußprüfung im Jahre 1933 bat, erhielt sie im Nov. 1932 vom Reichsminister<br />

des Inneren den Bescheid, daß künftig die Genehmigung zur Abhaltung einer solchen<br />

Prüfung nur dann erteilt werden würde, wenn inzwischen an der <strong>Schule</strong> eine<br />

zweite akademisch geprüfte Lehrkraft angestellt worden sei. Da der Vertrag mit<br />

den Greves erst am 31.8.1935 ablief, nahm sich der Schulausschuß viel Zeit und<br />

schickte eine fünfseitige Stellungnahme an das Auswärtige Amt erst am 13. April<br />

1934 ab (Bundesarchiv Berlin, Deutsche Botschaft China 3471, S. 153-157). Darin<br />

wird, mit durchaus einleuchtenden Argumenten, ein zweiter Akademiker abgelehnt<br />

und stattdessen ein Mittelschullehrer und eine Volksschullehrerin gefordert,<br />

anscheinend unter der Voraussetzung, daß beide unverheiratet sind. (Genau dies<br />

trat 1939/40 ein, als statt des Lehrerehepaares Voigt die Grundschullehrerin E.von<br />

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