Durchblick
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der<br />
<strong>Durchblick</strong><br />
Okt-Dez 2009<br />
Thematik<br />
Mitteilungen des Österreichischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes<br />
ÖBSV<br />
ÖBSV-<br />
Präsident<br />
Mag. Gerhard<br />
Höllerer überreicht<br />
Sozialminister Rudolf<br />
Hundstorfer die „Wiener<br />
Braille-Erklärung“ in Blindenschrift.<br />
Bericht Seiten 18-21.<br />
www.derdurchblick.at<br />
Braille ab sofort auf E-Cards:<br />
Blindenschrift wichtiger<br />
denn je!<br />
Oktober-Dezember 2009 - Ausgabe 4<br />
00<br />
e 2,50
2<br />
Inhalt<br />
<strong>Durchblick</strong><br />
der<br />
Ausgabe 4 - 2009<br />
n Durchdacht ... 03<br />
n Durchgeblickt<br />
Mobilität von blinden Menschen<br />
darf nicht behindert werden ... 04<br />
n Durchgecheckt<br />
Neue E-Card mit Braille-Schrift ... 08<br />
n Durchgefragt<br />
Interview mit ÖBSV-Präsident<br />
Mag. iur. Gerhard Höllerer ... 10<br />
n Durchleuchtet<br />
Hörbücherei des ÖBSV ... 13<br />
Fast 200 Jahre Braille-Schrift ... 18<br />
n Durchmischt<br />
Kärnten ... 22<br />
Oberösterreich ... 22<br />
Salzburg ... 24<br />
Steiermark ... 25<br />
Tirol ... 26<br />
Vorarlberg ... 27<br />
Wien, NÖ, Burgenland ... 28<br />
n Durchgetickert<br />
Events, Hörbücher, Hörfilme<br />
und mehr ... 30<br />
Impressum<br />
Der <strong>Durchblick</strong><br />
Mitteilungen des Österreichischen<br />
Blinden- und Sehbehindertenverbandes;<br />
Selbsthilfeorganisation blinder und<br />
sehbehinderter Menschen<br />
Nr. 4, Oktober-Dezember 2009, 62. Jahrgang<br />
Österreichischer Blinden- und Sehbehindertenverband<br />
(ÖBSV), 1140 Wien, Hägelingasse 3/II<br />
ZVR-Zahl: 903235877<br />
www.derdurchblick.at, www.blindenverband.at<br />
Herausgeber: Mag. Gerhard Höllerer, Präsident<br />
Tel.: 01/9827584-200, Fax-DW: 204<br />
Mobil: 0664/4410400<br />
e-mail: praesident@blindenverband.at<br />
Redaktion: Mag. Raimund Lunzer, PR-Referent<br />
Tel.: 01/9827584-203, Fax-DW: 204<br />
Mobil: 0664/1401177<br />
e-mail: pr@blindenverband.at<br />
Abo-Verwaltung: Sina Brychta, Bundessekretariat<br />
Tel.: 01/9827584-201, Fax-DW: 204<br />
e-mail: office@blindenverband.at<br />
Einzelpreis: Euro 2,50.<br />
Das Jahresabo für Nicht-Mitglieder und Freunde<br />
des ÖBSV kostet Euro 13,-- inkl. Porto.<br />
Grafik & Layout:<br />
DI Arno Moosleitner, Mighty Moose Grafik<br />
Tel: 0662-880956, Mobil: 0699-10637212<br />
e-mail: arno@moosleitner.at<br />
Internet: www.moosleitner.at<br />
Druck: Huttegger GmbH & Co. KG, 5020 Salzburg<br />
Bildquellen: ÖBSV/Lunzer, ÖBSV/Brychta, ÖBSV/<br />
Tree, ÖBSV-Landesgruppen, ÖAVV/Kremser, Bubu<br />
Dujmic/Wien Live, HV der SV-Träger, sxc.hu: rkouhsen<br />
Offenlegung gem. § 25 Mediengesetz<br />
Der Österreichische Blinden- und Sehbehindertenverband (ÖBSV) ist als Dachverband seiner<br />
sieben Landesgruppen, das sind die Landesgruppe Kärnten, die Landesgruppe Oberösterreich,<br />
die Landesgruppe Salzburg, die Landesgruppe Steiermark, die Landesgruppe Tirol, die Landesgruppe<br />
Wien, Niederösterreich und Burgenland sowie die Landesgruppe Vorarlberg, überparteilich<br />
und religiös neutral und hat seinen Sitz in der Hägelingasse 3, 1140 Wien. Seine zentrale<br />
Aufgabe ist die Förderung der Interessen und Bedürfnisse blinder und sehbehinderter Menschen<br />
und die Anleitung zur Selbsthilfe. Der Präsident des ÖBSV ist Mag.iur. Gerhard Höllerer, die Mitglieder<br />
des Vorstandes sind die Obleute der Landesgruppen: Das sind Josef Schinwald, Willibald<br />
Kavalirek, Ben-David Jost, Ferdinand Kühtreiber, Dietmar Graff, Manfred Schuler und Friedrich<br />
Zorn. Grundlegende Richtung: Die Zeitschrift „Der <strong>Durchblick</strong>“ ist eine Sammlung von Texten<br />
und Bildmaterial mit behinderungsspezifischem Inhalt und auch Wissenswertem von allgemeinem<br />
Interesse mit Informationen über wirtschaftliche, kulturelle und gesellschaftliche Leistungen<br />
und Unterhaltung. Medieninhaber ist zu 100 % der ÖBSV.<br />
der<br />
Okt-Dez 2009 <strong>Durchblick</strong>
n Blinde und Sehbehinderte haben<br />
eine starke Lobby: den ÖBSV!<br />
„Für blinde und sehbehinderte Menschen ist die<br />
Situation am derzeitigen provisorischen Wiener<br />
Ostbahnhof lebensgefährlich“, informierte der<br />
ÖBSV im Dezember die Medien und löste damit<br />
nicht nur eine Lawine der Berichterstattung<br />
aus (u.a. ORF, APA, Wiener Zeitung, Die Presse,<br />
Der Standard, Kronen Zeitung), sondern konnte<br />
gleichzeitig auch eine rasche Lösung für die Betroffenen<br />
erreichen. Die ÖBB haben umgehend<br />
einen Begleitdienst für geh- und sehbehinderte<br />
Menschen von der provisorischen Station Südbahnhof<br />
(S-Bahn) und dem Südbahnhof (Ostbahn)<br />
eingerichtet, der über das Callcenter der<br />
Bundesbahn angefordert werden kann.<br />
Ein Beispiel von vielen, in denen der ÖBSV den<br />
318.000 dauerhaft sehbeeinträchtigten Österreicherinnen<br />
und Österreichern im zu Ende gehenden<br />
Jahr 2009 rasch und unbürokratisch helfen<br />
konnte. Ob Arzneimittel-Hotline, die Anfang<br />
2010 umgesetzt werden soll, Braille-Schrift auf<br />
der neuen E-Card, Sicherung der gebührenfreien<br />
Blindensendungen oder Einsatz für mehr Hörfilme<br />
im ORF: Gemeinsam ist uns im abgelaufenen<br />
Jahr einiges gelungen!<br />
Dabei wollen wir es aber nicht bewenden lassen.<br />
Das neue Jahr bringt auch im ÖBSV wichtige<br />
Neuerungen, die wir den <strong>Durchblick</strong>-Leserinnen<br />
und Lesern nicht vorenthalten möchten:<br />
• Die neue Schulungseinrichtung für Blinde und<br />
Sehbehinderte (SEBUS), das Nachfolgeprojekt<br />
des ehemaligen BBFZ, startet mit neuem<br />
Programm, neuem Team (Leitung: DSA Peter<br />
Sternthal) und neuen Ideen voll durch. Mehr<br />
darüber im <strong>Durchblick</strong> 01/10.<br />
Durchdacht<br />
• Der Hilfsmittelshop des Dachverbandes rückt<br />
noch näher zu den Mitgliedern und wird ab 18.<br />
Jänner von der Landesgruppe Wien, NÖ und<br />
Burgenland im Louis Braille Haus in der Hägelingasse<br />
4-6 geführt.<br />
Auch 2010 wird es wieder jede Menge Arbeit<br />
geben, um dauerhaft sehbeeinträchtigten Menschen<br />
den Alltag zu erleichtern und sie auf dem<br />
Weg zu einem möglichst selbstbestimmten Leben<br />
zu unterstützen. Eines ist sicher: Blinde und<br />
sehbehinderte Menschen haben auch im Neuen<br />
Jahr eine starke Lobby, auf die sie sich verlassen<br />
können: den ÖBSV. Denn nur gemeinsam sind<br />
wir stark!<br />
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein erfolgreiches<br />
Jahr 2010!<br />
der<br />
<strong>Durchblick</strong> Okt-Dez 2009<br />
3<br />
Ihr<br />
Mag. iur. Gerhard Höllerer<br />
Präsident des ÖBSV
4<br />
Durchgeblickt<br />
Mobilität von blinden Menschen<br />
darf nicht behindert werden!<br />
Anlässlich des „Tages des weißen Stockes“<br />
sowie des „Internationalen Tages der Menschen<br />
mit Behinderungen“ forderte der ÖBSV den<br />
Abbau von Barrieren.<br />
Text: Mag. Raimund Lunzer<br />
Barrieren im (öffentlichen) Verkehr war nicht<br />
nur das Hauptthema des Österreichischen Blinden-<br />
und Sehbehindertenverbandes (ÖBSV) anlässlich<br />
des heurigen „Tag des weißen Stockes“<br />
am 15. Oktober. Auch im Rahmen der ÖAVV, der<br />
Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Verkehrssicherheit<br />
visuell behinderter Menschen,<br />
hat der ÖBSV als vorsitzführende Selbsthilfeorganisation<br />
auf die Probleme von blinden und<br />
hochgradig sehbehinderten Menschen hingewiesen.<br />
Zahlreiche Medien, von der APA über<br />
den ORF bis hin zum „Kurier“ etc. haben sich<br />
dieses Themas angenommen und ausführlich<br />
darüber berichtet.<br />
Zunächst zum „Tag des weißen Stockes“: 40<br />
Jahre ist es inzwischen her, dass die Vereinten<br />
Nationen den 15. Oktober den sehbeeinträchtigten<br />
Menschen gewidmet haben. „Und noch immer<br />
sind in Österreich weder Blindenführhunde<br />
als medizinische Rehabilitationsmaßnahme anerkannt,<br />
noch das unersetzliche Mobilitäts- und<br />
Orientierungstraining sowie das Unterweisen in<br />
den lebenspraktischen Fertigkeiten als Teil medizinischer<br />
Maßnahmen“, ärgert sich Mag. Gerhard<br />
Höllerer, Präsident des Österreichischen<br />
Blinden- und Sehbehindertenverbandes, über<br />
diese unglaubliche Diskriminierung visuell beeinträchtigter<br />
Menschen. „Es kann im 21. Jahr-<br />
der<br />
Okt-Dez 2009 <strong>Durchblick</strong>
hundert doch nicht wahr sein, dass Menschen,<br />
die erblinden, für Rehabilitationsmaßnahmen<br />
betteln gehen müssen, damit sie wieder möglichst<br />
selbstständig am gesellschaftlichen Leben<br />
teilhaben können!“<br />
Der „Tag des weißen Stockes“ war für den<br />
ÖBSV aber auch Anlass, auf die zahlreichen<br />
gefährlichen Hürden im Straßenverkehr hinzuweisen,<br />
welche die 318.000 sehbeeinträchtigten<br />
Österreicherinnen und Österreicher tagtäglich<br />
überwinden müssen. Höllerer: „Seit einem Jahrzehnt<br />
bemüht sich der ÖBSV um die Novellierung<br />
der Straßenverkehrsordnung im Sinne der<br />
Barrierefreiheit, vor allem bei der Montage von<br />
Straßenverkehrszeichen auf Gehsteigen und<br />
Gehwegen. Bisher ohne Erfolg.“ Der ÖBSV fordert,<br />
dass Verkehrszeichen und Zusatztafeln im<br />
Lichtraum von Fußgängern keinesfalls unter einer<br />
Höhe von 2,20 Metern angebracht werden<br />
dürfen: „Ansonsten können sich sehbehinderte<br />
Menschen durch das Unterlaufen dieser Verkehrszeichen,<br />
die auch mit dem Langstock nicht<br />
der<br />
<strong>Durchblick</strong><br />
Durchgeblickt<br />
ertastbar sind, schwere Verletzungen zuziehen.“<br />
Auch an Wänden angebrachte Briefkästen der<br />
Post können mit Blindenstöcken nicht ertastet<br />
werden und stellen ebenso gefährliche Hindernisse<br />
dar wie zum Beispiel Mistkübel, die an den<br />
Stangen von Verkehrsschildern montiert sind.<br />
„Öffentliche Räume sollen so gestaltet sein, dass<br />
sie auch für blinde und hochgradig sehbehinderte<br />
Menschen ohne besondere Erschwernis<br />
und ohne fremde Hilfe zugänglich und nutzbar<br />
sind“, fordert der ÖBSV-Präsident die eigentlich<br />
selbstverständliche Einbeziehung der Anliegen<br />
von Sehbeeinträchtigten bei der Gestaltung<br />
von barrierefreien Verkehrsräumen. Hierzu gehören<br />
taktile Bodenmarkierungen genauso wie<br />
Verkehrsampeln mit akustischen Signalen. Verkehrszeichen<br />
bei Baustellen dürfen keinesfalls<br />
scharfkantig sein und die Standsockel nicht<br />
überragen, Absperrbänder oder -ketten sind für<br />
blinde Menschen mit ihren Langstöcken nicht<br />
ertastbar.<br />
Derzeit beschäftigt sich der Österreichische<br />
Blinden- und Sehbehindertenverband mit den<br />
boomenden Elektro- bzw. Hybridautos. Sehbeeinträchtigte<br />
Menschen können diese umweltfreundlichen<br />
Fahrzeuge kaum wahrnehmen, da<br />
diese nahezu geräuschlos unterwegs sind. „Wir<br />
fordern, als Voraussetzung für die Zulassung<br />
derartiger Autos in Österreich, den gesetzlich<br />
vorgeschriebenen Einbau von akustischen Geräuschen,<br />
damit auch visuell beeinträchtigte<br />
oder ältere Menschen bzw. Kinder Elektro- und<br />
An Masten montierte Papierkörbe, Postkästen,<br />
die von Hausmauern wegragen oder<br />
Zigarettenautomaten an Hauswänden: Alles<br />
Hindernisse, die vom Langstock „unterlaufen“<br />
und damit gefährlich werden können.<br />
Okt-Dez 2009 5
6<br />
Durchgeblickt<br />
Achtung, Verletzungsgefahr! Zu tief montierte<br />
Verkehrszeichen oder unnötig schräg<br />
an Hausmauern angelehnte Dachlawinen-<br />
Warnstangen müssen nicht sein.<br />
Hybridfahrzeuge wahrnehmen und auf diese<br />
rechtzeitig reagieren können“, erläutert Höllerer<br />
das Motiv für diese Forderung wie folgt:<br />
„Wir sind nicht technik- oder umweltfeindlich,<br />
sondern wollen gefährliche Unfälle durch das<br />
Überhören von geräuscharmen Fahrzeugen von<br />
vornherein vermeiden.“<br />
Zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen<br />
am 3. Dezember schlug der ÖBSV<br />
gemeinsam mit österreichischen Blindenhilfsorganisationen<br />
Alarm: Der öffentliche Raum ist<br />
oft eine gefährliche Falle für Menschen mit visuellen<br />
Beeinträchtigungen. Motto: „Behindert<br />
ist man nicht, man wird behindert!“ Folgende<br />
Verbesserungen werden zusätzlich zu den oben<br />
genannten Punkten gefordert:<br />
• Im Winter sind die an Hausmauern schräg<br />
angelehnten und teilweise fix befestigten Dachlawinen-Warnstangen<br />
für blinde Fußgänger<br />
gefährlich, da sie mit dem Blindenstock unterlaufen<br />
werden können. Grundsätzlich gilt hier:<br />
Besteht Gefahr, ist der Gehsteig komplett zu<br />
sperren. Gibt es keine Gefahr, erübrigen sich<br />
auch die Warnstangen.<br />
• In allen Zügen (auch in Regionalzügen) muss<br />
die Ausstiegsseite rechtzeitig vor dem planmäßigen<br />
Halten angesagt werden. Für visuell beeinträchtigte<br />
Bahnreisende ist es extrem gefährlich,<br />
auf der falschen Seite auszusteigen.<br />
• Die ÖBB bieten auf einigen großen Bahnhöfen<br />
einen Begleitservice an, der blinde Menschen<br />
vom Zug abholt, beim Umsteigen hilft, sicher<br />
durch das Bahnhofsgelände führt und zum<br />
nächsten öffentlichen Verkehrsmittel begleitet.<br />
Dieser vorbildliche Service soll ausgerechnet<br />
auf den derzeit in Bau befindlichen Bahnhöfen<br />
in Wien drastisch reduziert werden. Gefordert<br />
wird die Aufrechterhaltung des Begleitdienstes<br />
Okt-Dez 2009<br />
der<br />
<strong>Durchblick</strong>
auf allen Bahnhöfen und dem Ersatzbahnhof<br />
Wien-Meidling, auch wenn die Wege zu den öffentlichen<br />
Anschlüssen baustellenbedingt etwas<br />
länger sind. Um Missverständnissen vorzubeugen,<br />
werden fix definierte Abholpunkte innerhalb<br />
und außerhalb der Bahnhöfe vorgeschlagen.<br />
• Blindenleitsysteme (sogenannte taktile Bodenmarkierungen),<br />
die von Warenausräumungen,<br />
Werbetafeln, Dreieckständern und ähnlichen<br />
Hindernissen verstellt sind, bedeuten eine<br />
erhebliche Einschränkung der Mobilität blinder<br />
Fußgänger. Gefordert wird daher die unbedingte<br />
Freihaltung dieser wichtigen Orientierungshilfen.<br />
„Der öffentliche Raum wird für visuell beeinträchtigte<br />
Menschen immer mehr zum gefährlichen<br />
Hindernisparcours“, beklagen die Verkehrsexperten<br />
der Blindenhilfsorganisationen.<br />
Sie sind in ihrer Praxis häufig mit Verletzungen<br />
bei blinden und sehbehinderten Menschen konfrontiert.<br />
Um diese unhaltbaren Missstände zu<br />
beseitigen, fordern die Experten der Blindenhilfsorganisationen<br />
nach etlichen Absagen einen<br />
Termin für ein persönliches Gespräch mit<br />
Verkehrsministerin Doris Bures, um endlich<br />
gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Eine Reaktion<br />
aus dem Bundesministerium für Verkehr,<br />
Innovation und Technologie war bis zum Redaktionsschluss<br />
dieser „<strong>Durchblick</strong>“-Ausgabe Mitte<br />
Dezember jedoch immer noch ausständig…<br />
Reagiert hat jedoch die Behindertensprecherin<br />
der Sozialdemokraten, Ulrike Königsberger-Ludwig,<br />
auf die Aussendung des ÖBSV. Blinde und<br />
hochgradig sehbehinderte Menschen hätten<br />
„ein Recht auf barrierefreie Teilnahme am gesellschaftlichen<br />
Leben“, so Königsberger-Ludwig,<br />
welche die Wichtigkeit der Arbeit des Österreichischen<br />
Blinden- und Sehbehindertenverbands<br />
heraushob: „Der Verband leistet hervorragende<br />
der<br />
<strong>Durchblick</strong><br />
Okt-Dez 2009<br />
Durchgeblickt<br />
Arbeit und verdient unsere Unterstützung.“ Blinde<br />
und Sehbehinderte seien im Alltag häufig mit<br />
Hürden konfrontiert, die „normal Sehenden“<br />
gar nicht bewusst wären. „Postkästen, an Verkehrsschildern<br />
befestigte Mistkübel oder auch<br />
Plakate können für Blinde und Sehbehinderte<br />
zu gefährlichen Hindernissen werden“, erklärte<br />
Königsberger-Ludwig, die sich weiter für einen<br />
weiteren Ausbau der Barrierefreiheit in öffentlichen<br />
Gebäuden und Räumen aussprach. Es sei<br />
die Aufgabe der Politik, aber auch der gesamten<br />
Gesellschaft, das Leben in unserem Land möglichst<br />
barrierefrei zu gestalten, so die SPÖ-Behindertensprecherin.<br />
Interview mit „Guten Morgen Wien“-<br />
Reporter Robert Jahn: ÖBSV-Präsident<br />
Mag. Gerhard Höllerer mit Christian Gutjahr<br />
und dessen Blindenführhund.<br />
7
8<br />
Durchgecheckt<br />
Neue E-Card mit Braille-Schrift<br />
erleichtert blinden Menschen den Alltag<br />
Die Buchstaben „SV“ sind bei den neuen Karten,<br />
die seit dem 9. Dezember ausgeliefert werden,<br />
in ertastbarer Blindenschrift angebracht.<br />
Text: Mag. Raimund Lunzer<br />
Seit 9. Dezember werden die neuen E-Cards<br />
ausgeschickt. Rechts oben unter der Signatur<br />
„SV“ sind sie mit sieben kleinen, ertastbaren<br />
Punkten versehen. Kein Materialfehler, sondern<br />
die Buchstaben „SV“ in Braille-Blindenschrift.<br />
Damit können auch die 318.000 dauerhaft sehbeeinträchtigten<br />
ÖsterreicherInnen die E-Card<br />
von anderen Karten (Bankomatkarten, Kundenkarten<br />
etc.) problemlos unterscheiden.<br />
„Für uns ist diese Neuerung ein Meilenstein“,<br />
freute sich Mag. Gerhard Höllerer, Präsident des<br />
Österreichischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes<br />
(ÖBSV), bei der Präsentation der<br />
neuen E-Card im Hauptverband der Sozialversicherungsträger.<br />
Schon vor einem Jahr ist die<br />
größte Selbsthilfeorganisation für blinde und<br />
hochgradig sehbehinderte Menschen an die<br />
Sozialversicherung herangetreten - mit der Bitte,<br />
E-Cards in Hinkunft durch den Aufdruck von<br />
Blindenschrift-Zeichen barrierefrei zu gestalten.<br />
Umso erfreulicher, dass dies im 200. Geburtsjahr<br />
von Louis Braille, dem Erfinder der gleichnamigen<br />
Blindenschrift, gelungen ist. Wie wich-<br />
Die neue, barrierefreie E-Card: Rechts oben, unter den Buchstaben „SV“, sind diese zwei Buchstaben<br />
mit sieben erhabenen Punkten in Braille-Blindenschrift angebracht.<br />
Okt-Dez 2009<br />
der<br />
<strong>Durchblick</strong>
der<br />
<strong>Durchblick</strong><br />
Okt-Dez 2009<br />
Durchgecheckt<br />
ÖBSV-Präsident Mag. Gerhard Höllerer (links) präsentierte gemeinsam mit Dr. Hans Jörg<br />
Schelling, Vorsitzender des Verbandsvorstands im Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger,<br />
die neue barrierefreie E-Card.<br />
tig die ertastbaren Zeichen im Alltag für blinde<br />
Menschen sind, kann wohl nur ein Betroffener<br />
selbst ermessen. Höllerer, der nach einem Unfall<br />
im Alter von 15 Jahren erblindet ist: „Ich<br />
stand da und konnte weder lesen, noch schreiben.<br />
Nicht einmal einen Einkaufszettel. Erst seit<br />
dem Erlernen der Braille-Schrift kann ich ohne<br />
fremde Hilfe wieder selbstständig schreiben<br />
und lesen.“<br />
Im Sinne eines möglichst selbstbestimmten<br />
Lebens war es bisher für blinde und hochgradig<br />
sehbehinderte Menschen stets ein enormer<br />
Rückschritt, wenn sie bei einem Arztbesuch statt<br />
der E-Card eine Kundenkarte erwischt haben.<br />
Das soll nun endgültig der Vergangenheit angehören.<br />
Wie kommt man als Betroffener zu einer<br />
neuen, mit Blindenschrift versehenen E-Card?<br />
• Jene Karten, bei denen das Datum auf der<br />
Rückseite der Karte rechts unten abgelaufen<br />
ist, werden seit dem 9. Dezember automatisch<br />
neu zugeschickt. Die Braille-Schrift ist dann auf<br />
ALLEN neuen E-Cards, auch auf jenen der Sehenden,<br />
angebracht.<br />
• Blinde Menschen können die neue E-Card unter<br />
der Serviceline Tel. 050 124 33 11 (österreich-<br />
weit zum Ortstarif) kostenlos anfordern.<br />
• Als Übergangslösung ist es für blinde und<br />
hochgradig sehbehinderte Menschen möglich,<br />
zur Unterscheidung der E-Card von anderen<br />
Karten am rechten Rand eine kleine Kerbe anzubringen.<br />
Dabei sind die Außenstellen der Sozialversicherungsträger<br />
gerne behilflich. Eine derartige<br />
Kerbe ist für Betroffene auch eine praktische<br />
9
10<br />
Durchgecheckt<br />
Möglichkeit, verschiedene neue E-Cards (z.B.<br />
von Familienmitgliedern), die mit Blindenschrift<br />
versehen sind, voneinander zu unterscheiden.<br />
Dr. Hans Jörg Schelling, Vorsitzender des Verbandsvorstands<br />
im Hauptverband der österreichischen<br />
Sozialversicherungsträger, ist stolz auf<br />
die Vorreiterrolle in Sachen Barrierefreiheit: „Die<br />
E-Card ist damit die erste Karte in Österreich,<br />
die dieses Zusatzservice bietet.“<br />
„Die Anbringung der Blindenschrift auf den<br />
E-Cards ist wichtig für die einfachere Handhabung<br />
der Gesundheitskarten. Deshalb bin ich<br />
sehr froh, dass sich dieser Teil des Projektes nun<br />
in Umsetzung befindet“, freut sich auch Mag.<br />
Durchgefragt<br />
Gertrude Aubauer, ÖVP-Seniorensprecherin<br />
und Bundesobmann-Stellvertreterin des Österreichischen<br />
Seniorenbundes. Als „Schritt in die<br />
richtige Richtung“ lobt auch die Grüne Nationalratsabgeordnete<br />
Mag. Helene Jarmer die Anbringung<br />
der Buchstaben SV in Brailleschrift auf<br />
der E-Card: „Allerdings wäre es für eine Erleichterung<br />
des Alltags blinder und sehbehinderter<br />
Menschen notwendig, auch andere Karten mit<br />
einer Brailleprägung oder zumindest mit einer<br />
gut tastbaren Kennung zu versehen“, stellt Jarmer<br />
fest. Als Beispiele nannte die gehörlose<br />
Behindertensprecherin der Grünen die ÖBB-<br />
Vorteilscard oder die Bankomatkarte. Jarmer:<br />
„Das wäre ein weiterer Schritt in Richtung eines<br />
selbstbestimmten Lebens.“<br />
Rasche Umsetzung der gebührenfreien Arzneimittel-Hotline<br />
für Blinde und Sehbehinderte<br />
Der ÖBSV arbeitet derzeit gemeinsam mit dem<br />
Gesundheitsministerium an der Verwirklichung<br />
der österreichweiten Serviceline für 318.000<br />
Sehbeeinträchtigte.<br />
Text: Mag. Raimund Lunzer<br />
Der Österreichische Blinden- und Sehbehindertenverband<br />
(ÖBSV) konnte eine wichtige Service-Einrichtung<br />
für die 318.000 sehbeeinträchtigten<br />
Menschen in Österreich durchsetzen: Die<br />
gebührenfreie Arzneimittel-Hotline für Blinde<br />
und hochgradig Sehbehinderte. Diese langjährige<br />
Forderung des ÖBSV wurde vor kurzem<br />
auf Initiative des FPÖ-Behindertensprechers<br />
Ing. Norbert Hofer im Parlament von allen<br />
Parteien einstimmig beschlossen. Der ÖBSV<br />
wird in den nächsten Wochen gemeinsam mit<br />
dem Gesundheitsministerium an einer möglichst<br />
raschen österreichweiten Umsetzung der<br />
Arzneimittel-Hotline arbeiten. „BIZEPS-INFO“<br />
führte mit Mag. Gerhard Höllerer, Präsident des<br />
Österreichischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes<br />
folgendes Interview über Details der<br />
gebührenfreien Arzneimittel-Hotline:<br />
BIZEPS-INFO:<br />
Warum wird eine Hotline benötigt?<br />
Wo haben sehbehinderte und blinde<br />
Menschen konkret Probleme?<br />
Okt-Dez 2009<br />
der<br />
<strong>Durchblick</strong>
Höllerer:<br />
Menschen mit starken Sehbeeinträchtigungen<br />
können die Beipacktexte der Medikamente<br />
nicht lesen. Gemäß einer EU-Richt-<br />
linie ist es daher notwendig, nicht nur die<br />
Verpackungen der Arzneimittel mit Braille-<br />
Blindenschrift zu versehen, sondern auch<br />
die Gebrauchsinformationen in Formaten,<br />
die für blinde und sehbehinderte Personen<br />
geeignet sind, verfügbar zu machen. Diese<br />
Richtlinie hätte bereits Mitte 2005 umgesetzt<br />
werden müssen!<br />
Warum ist diese von der Richtlinie vorge-<br />
schriebene Hotline nicht schon im Jahr<br />
2005 eingerichtet worden?<br />
Das entzieht sich leider meiner Kenntnis.<br />
Der ÖBSV fordert bereits seit Jahren die<br />
Einführung dieser Arzneimittel-Hotline und<br />
konnte die Umsetzung dieser Forderung<br />
schließlich durch hartnäckiges Lobbying<br />
auch erreichen.<br />
Was konkret wird die Hotline für diese<br />
Menschen tun können?<br />
Wenn Betroffene diese gebührenfreie<br />
Hotline wählen, sollen sie von einer kompetenten<br />
Person in einfachen Worten Auskunft<br />
über die Beipacktexte von Medikamenten,<br />
vor allem über Wechselwirkungen bzw. Verträglichkeit<br />
und allfällige Nebenwirkungen<br />
sowie Dosierung, erhalten.<br />
Wann erwarten Sie die Einrichtung<br />
der Hotline?<br />
Wir hoffen, dass wir die Arzneimittel-Hotline<br />
noch heuer gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium<br />
umsetzen können.<br />
der<br />
<strong>Durchblick</strong><br />
Okt-Dez 2009<br />
Mag. iur. Gerhard Höllerer<br />
Präsident des ÖBSV<br />
Durchgefragt<br />
Derzeit werden sehbehinderte und blin-<br />
den Menschen als Zielgruppe genannt.<br />
Sollte diese Hotline nicht für alle behin-<br />
derten Menschen offen stehen, die Pro-<br />
bleme in diesem Bereich haben?<br />
Selbstverständlich werde ich mich bei den<br />
Detailverhandlungen mit dem Gesundheitsministerium<br />
dafür einsetzen, dass<br />
die Arzneimittel-Hotline von ALLEN Menschen,<br />
die sie benötigen, benutzt werden<br />
kann. Ich denke hier insbesondere an intellektuell<br />
beeinträchtigte bzw. in ihrer Mobilität<br />
eingeschränkte Personen.<br />
Wer wird diese Arzneimittel-Hotline<br />
finanzieren?<br />
Finanzieren wird diese Hotline gemäß EU-<br />
Richtlinie und Beschluss im parlamentarischen<br />
Gesundheitsausschuss der Bund.<br />
Wo die Arzneimittel-Hotline schlussendlich<br />
eingerichtet wird, werden die Verhand-<br />
lungen mit dem Gesundheitsministerium<br />
ergeben.<br />
Herr Präsident, wir danken<br />
für das Gespräch.<br />
11
12<br />
Durchgefragt<br />
...aus dem Parlament:<br />
Abgeordnete Ulrike KÖNIGSBERGER-LUD-<br />
WIG (S) wies auf die enormen Herausforderungen<br />
hin, vor denen die 318.000 blinden oder<br />
stark sehbehinderten Menschen in ihrem Leben<br />
stehen. Sie brauchen dringend Unterstützung<br />
auf dem Weg zu einem selbstbestimmten Leben.<br />
Eine Arzneimittel-Hotline wird den Blinden<br />
durch Informationen über Neben- und Wechselwirkungen<br />
die Einnahme von Medikamenten erleichtern,<br />
zeigte sich die Rednerin überzeugt.<br />
Abgeordnete Gertrude AUBAUER (V) bezeichnete<br />
die sichere Einnahme von Medikamenten<br />
als ein lebenswichtiges Thema für blinde und<br />
sehschwache Menschen. Kritik übte die Rednerin<br />
an unlesbaren Beipacktexten und forderte größere<br />
Buchstaben statt der bisher üblichen „Mikroschrift“,<br />
bis dahin brauche es die in Deutschland<br />
längst bewährte Medikamenten-Hotline auch in<br />
Österreich.<br />
Abgeordneter Norbert HOFER (F) zeigte sich erfreut<br />
über den Erfolg seines Antrags und sprach<br />
die Hoffnung aus, dass die Regierungsparteien<br />
auch in Zukunft bereit sein werden, gute Anträge<br />
der Opposition umzusetzen. Auch Abgeordneter<br />
Hofer verlangte größere Buchstaben auf den Beipacktexten<br />
von Medikamenten.<br />
Abgeordneter Wolfgang SPADIUT (B) hielt es<br />
für eine Pflicht, blinde Menschen zu unterstützen,<br />
dazu gehöre auch, sie davor zu bewahren,<br />
wegen ihrer Behinderung Medikamente falsch<br />
einzunehmen.<br />
Abgeordnete Helene JARMER (G) unterstrich<br />
die Bedeutung des Antrags und zeigte sich erfreut<br />
über die gemeinsame Unterstützung dieses Anliegens.<br />
Darüber hinaus brach die Abgeordnete<br />
eine Lanze für die Unterstützung von Contergan-<br />
Geschädigten, zusätzliche Maßnahmen für diese<br />
Menschen sollten spätestens im kommenden<br />
Jahr umgesetzt werden.<br />
(Parlamentskorrespondenz)<br />
Okt-Dez 2009<br />
der<br />
<strong>Durchblick</strong>
Hörbücherei des ÖBSV setzt<br />
auf Wachstum und Innovation<br />
1.400 HörerInnen österreichweit, täglich bis<br />
zu 300 versandfertige Hörproduktionen, ein<br />
professionelles Tonstudio und weitere attraktive<br />
Angebote bietet die Hörbücherei, die in den<br />
kommenden Jahren auf technische Innovation<br />
und einen verbesserten Kundenservice setzt.<br />
Text: Mag. Alexander Guano<br />
Fotos: Mag. Raimund Lunzer<br />
Seit 50 Jahren versorgt die Hörbücherei des Österreichischen<br />
Blinden- und Sehbehindertenverbandes<br />
(ÖBSV) blinde und stark sehbehinderte<br />
Menschen mit Literatur und allgemeinen Informationen<br />
auf Tonträgern. Aber auch Menschen,<br />
die aus gesundheitlichen Gründen kein Buch<br />
mehr lesen können, nutzen diesen Service.<br />
der<br />
<strong>Durchblick</strong><br />
Okt-Dez 2009<br />
Durchleuchtet<br />
Im September 2009 ging die Leitung der Blindenhörbücherei<br />
des ÖBSV an Alexander Guano<br />
über, der die bereits bestehenden technischen<br />
und personellen Stärken der Non-Profit Organisation<br />
noch weiter ausbauen will.<br />
Eines seiner Ziele ist es, den Bestand der Bücherei<br />
dahingehend zu pflegen und zu erweitern,<br />
dass das Angebot öffentlicher Bibliotheken und<br />
Buchhandlungen widergespiegelt wird. Vom<br />
Kochbuch über das populäre oder anspruchsvolle<br />
Sachbuch, von Eckpfeilern der Weltliteratur<br />
über Unterhaltendes bis hin zu anspruchsvoller<br />
Lyrik sollen alle Sparten vergangener und zeitgenössischer<br />
Literaturproduktion angeboten<br />
werden. Derzeit verfügt die Hörbücherei über<br />
7.700 Titel und versorgt damit über 1.400 Hörer<br />
österreichweit.<br />
Die fleißigen Mitarbeiter der Hörbücherei: Leiter Mag. Alexander Guano mit seinen KollegInnen<br />
Antonia Pomassl, Mag. Beate Hattinger, Ernest Tschutschek, Sandra Eigner, Hanife<br />
Özdemir und Derya Güvez (von links). Nicht am Foto: Thomas Penn.<br />
13
14<br />
Durchleuchtet<br />
Im Gegensatz zu anderen öffentlichen Bibliotheken<br />
funktioniert die Hörbücherei als reine<br />
Versandbibliothek und produziert einen Teil<br />
der Hörbücher selbst im hauseigenen Studio.<br />
Das heißt, die von den Hörern ausgewählten<br />
und angeforderten Bücher werden täglich im<br />
Lager zugeteilt, verbucht und an die Benutzer<br />
verschickt. So kommen täglich durchschnittlich<br />
60 Kassetten- und 160 Cd-Boxen zum Versand.<br />
Der Bestand wird jedoch nicht nur durch die eigene<br />
Produktion vermehrt, sondern auch durch<br />
den Austausch mit anderen Hörbüchereien der<br />
Blindenverbände im deutschsprachigen Raum.<br />
Insgesamt kommt es derzeit zu einem Zuwachs<br />
von ca. 500 Titeln pro Jahr.<br />
Die Hörbücherei versteht sich als moderne<br />
Dienstleistungsinstitution, die ihren Kunden<br />
einen möglichst einfachen Zugang zu besonderen<br />
Tonträgern bieten will und einen qualitativ<br />
hochwertigen Service pflegt. Davon leiten sich<br />
auch einige ehrgeizige Ziele ab, die sich die Hörbücherei<br />
bereits für die nahe Zukunft gesteckt<br />
hat.<br />
• Die Schaffung eines Loginbereichs auf der<br />
Homepage wird technisch vorangetrieben. Damit<br />
sollen Hörproben zu einzelnen Hörbüchern<br />
angeboten werden, die den Nutzern die Auswahl<br />
der Medien erleichtern sollen. Zudem soll<br />
die Ausleihe erleichtert werden, indem man die<br />
Bücher direkt vom Katalog aus bestellen kann,<br />
ohne langwierige Listen schreiben und schicken<br />
zu müssen. Längerfristig wird angestrebt, die<br />
Möglichkeit des Downloads von Hörbüchern<br />
für Mitglieder aufzubauen, was neben dem Versand<br />
als Zusatzangebot forciert werden soll. Dabei<br />
wird nicht nur an die hauseigenen produzierten<br />
Hörbücher, sondern auch an den Inhalt von<br />
ausgewählten Zeitschriften gedacht, auch wenn<br />
dies derzeit aufgrund der rechtlichen Situation<br />
und der hohen Kosten noch nicht unmittelbar<br />
Die beiden Mitarbeiterinnen im Verleih,<br />
Derya Güvez und Hanife Özdemir, nehmen<br />
die Bestellungen auf und richten die<br />
CD’s zum Versand her.<br />
Ernest Tschutschek prüft die Tonbänder,<br />
ehe sie auf Daisy-CD gebrannt werden.<br />
Okt-Dez 2009<br />
der<br />
<strong>Durchblick</strong>
umsetzbar ist. Zudem kann ein solcher Service<br />
nur im Rahmen von „Medibus“ , dem Verbund<br />
der wichtigsten Hörbüchereien für sehbehinderte<br />
und blinde Menschen im deutschsprachigen<br />
Raum, entstehen.<br />
• Ab nächstem Jahr (2010) wird der Verleih<br />
von Audiokassetten in allen deutschsprachigen<br />
Hörbüchereien, die Mitglied von Medibus sind,<br />
offiziell eingestellt. Zu Medibus zählt auch die<br />
Hörbücherei des ÖBSV.<br />
Ab 1. April 2010 wird der Verleih von Kassetten<br />
daher nicht mehr durchgeführt.<br />
Aus diesem Grund sind alle KundInnen aufgerufen,<br />
möglichst bald an die Ausleihe oder den<br />
Kauf eines Daisyplayers zu denken. Die Hilfsmittelshops<br />
der ÖBSV Landesgruppen und die<br />
Hörbücherei bieten entsprechende Beratungen<br />
an. Die Hörbücherei wird hingegen - sofern es<br />
die Qualität und die Sinnhaftigkeit der Aufnahmen<br />
zulassen - eine schnellstmögliche Digitalisierung<br />
und Daisyfizierung der noch auf Kassetten<br />
aufgesprochenen Bücher vorantreiben.<br />
• Durch eine kürzlich in die Wege geleitete Kooperation<br />
mit dem ORF werden der Hörbücherei<br />
sämtliche Hörfilme vom ORF zur Verfügung<br />
gestellt. Bereits ab den ersten Monaten des Jahres<br />
2010 sollen diese Hörfilme für die Nutzer<br />
entlehnbar sein. Da die Tonspur mit der Audiodeskription<br />
direkt auf den Hörfilm kopiert wird,<br />
wird die Bedienung gleich wie bei herkömmlichen<br />
DVDs sein.<br />
• Mit einem Anwachsen des Medienbestandes<br />
soll auch die Hörerzahl erhöht werden, indem<br />
verstärkt die Zielgruppe der Jugendlichen angesprochen<br />
werden soll.<br />
• In einer ebenfalls seit kurzem angebotenen<br />
Möglichkeit der Buchpatenschaft, bei der einzelne<br />
Personen, Personengruppen oder Insti-<br />
der<br />
<strong>Durchblick</strong><br />
Okt-Dez 2009<br />
Durchleuchtet<br />
tutionen die Kosten für die Produktion eines<br />
Hörbuches übernehmen, werden die Namen<br />
der Paten im Hörbuch und im Internet in einem<br />
eigenen Bereich genannt. So kann mit zusätzlichen<br />
Mitteln gerechnet werden, um den Bestand<br />
der Hörbücherei schneller zu erweitern.<br />
Die Wartezeiten für die Kunden können dadurch<br />
verringert werden. Mehr dazu im folgenden Artikel…<br />
• Die derzeitige Lizenzsituation sieht vor, dass<br />
für die von „Medibus“ übernommenen Bücher<br />
an die Verwertungsgesellschaft zusätzliche Lizenzabgaben<br />
zu entrichten sind, was im Grunde<br />
dem europäischen Recht widerspricht. Die<br />
Hörbüchereien in Deutschland versuchen, diesen<br />
Umstand anzufechten. Sollte dies gelingen,<br />
wird auch die Hörbücherei die entsprechende<br />
Verwertungsgesellschaft dazu bewegen, diesen<br />
Umstand abzuändern und einen neuen Vertrag<br />
aushandeln.<br />
• Seit November 2009 ist die Hörbücherei des<br />
ÖBSV vollwertiges Mitglied des österreichischen<br />
Büchereiverbandes. Als solches ist sie informiert<br />
über österreichweite Projekte im Bibliothekswesen,<br />
kann verstärkte Netzwerkarbeit leisten und<br />
selbst davon profitieren. Der Verband steht den<br />
einzelnen Mitgliedern beispielsweise auch bei<br />
juristischen und professionellen Fragen beratend<br />
zur Seite.<br />
Gern stellt die Hörbücherei ihre Arbeit und Tätigkeit<br />
interessierten Personen vor, so konnte<br />
sie im Jahr 2009 zahlreiche Besuche von Berufsschulen<br />
und ausländischen Blindenverbänden<br />
verzeichnen. Wer die vielfältigen Tätigkeiten und<br />
die Hörbücherei näher kennen lernen möchte,<br />
kann sich über folgenden Kontakt zu einer persönlichen<br />
Hausführung anmelden oder auch<br />
einen Gastvortrag für Vereine oder Gruppen anfordern:<br />
15
16<br />
Durchleuchtet<br />
Kontakt:<br />
Hörbücherei des ÖBSV<br />
Hägelingasse 4-6<br />
A-1140 Wien<br />
...zum Thema Buchpatenschaft:<br />
• Warum eine Buchpatenschaft?<br />
Indem Sie die Patenschaft über ein Hörbuch<br />
ganz oder zum Teil übernehmen, helfen Sie blinden<br />
und sehbehinderten Menschen. Sie tragen<br />
dazu bei, diesen Menschen ein Buch zugänglich<br />
zu machen, das im Gegensatz zu handelsüblichen<br />
Hörbüchern deren besonderen Anforderungen<br />
entspricht.<br />
Die Buchpatenschaft ist nicht eine Spende im<br />
herkömmlichen Sinne, sondern eine direkte Finanzierung<br />
zur Durchführung eines konkreten<br />
Projektes, wobei Sie und Ihre Leistung öffentlich<br />
gewürdigt werden.<br />
• Wie funktioniert eine Patenschaft?<br />
1. Buchpate kann jeder werden (Einzelpersonen,<br />
Firmen, Institutionen), der die Hörbücherei<br />
bei der Hörbuchproduktion von Literatur für<br />
blinde und sehbehinderte Menschen unter-<br />
stützen möchte.<br />
2. In einem persönlichen Beratungsgespräch<br />
helfen wir Ihnen gerne bei der Auswahl des<br />
passenden Buches.<br />
3. Es ist möglich, beliebig viele Buchpaten-<br />
schaften zu übernehmen.<br />
4. Der Mindestbetrag für eine Buchpatenschaft<br />
beläuft sich auf 100 Euro.<br />
5. Für jeden Titel können bis zur Erreichung des<br />
Produktionswertes (Pauschalbetrag) beliebig<br />
viele Patenschaften von beliebig vielen Paten<br />
übernommen werden.<br />
Telefon: +43 1 985 57 09-1<br />
Telefax: +43 1 985 57 09-5<br />
E-Mail: Alexander.Guano@hoerbuecherei.at<br />
Homepage: www.hoerbuecherei.at<br />
6. Es ist auch möglich, eine exklusive Paten-<br />
schaft zu übernehmen. Sie übernehmen da-<br />
mit die gesamten Kosten für die Produktion<br />
von Titeln aus der Vorschlagsliste.<br />
7. Nach Fertigstellung des Titels wird der Pate<br />
in der Liste „Realisierte Buchpatenschaften“<br />
unter namentlicher Nennung aufgeführt und<br />
im Hörbuch namentlich genannt.<br />
8. Wünscht der Pate keine namentliche Nen-<br />
nung im Internet und/oder im Hörbuch<br />
selbst, so muss er dies bei Übernahme der<br />
Patenschaft angeben.<br />
9. Nach Fertigstellung des Titels erhält die un-<br />
terstützende Person oder Institution automa-<br />
tisch eine Information.<br />
• Ich interessiere mich für eine Patenschaft.<br />
Wie gehe ich vor?<br />
Für ein persönliches Beratungsgespräch bzw.<br />
zum Erhalt einer Vorschlagsliste stehen wir Ihnen<br />
telefonisch unter der Rufnummer 01 985 57 09-1<br />
oder per Email alexander.guano@hoerbuecherei.at<br />
zur Verfügung.<br />
Okt-Dez 2009<br />
der<br />
<strong>Durchblick</strong>
oben (großes Foto):<br />
Sandra Eigner, im Bild beim Schneiden am<br />
Computer, ist für die Technik zuständig.<br />
oben (kleines Foto) und rechts:<br />
Hörbücherei-Mitarbeiterin Mag. Beate<br />
Hattinger betreut den bekannten Schauspieler<br />
Karl Herbst bei Aufnahmen im<br />
Tonstudio.<br />
der<br />
<strong>Durchblick</strong><br />
Okt-Dez 2009<br />
Durchleuchtet<br />
17
18<br />
Durchleuchtet<br />
Fast 200 Jahre alte Schrift macht<br />
auch heute noch Blinde sehend<br />
Anlässlich des 200. Geburtstages von Louis<br />
Braille, dem Erfinder der gleichnamigen Blindenschrift,<br />
veranstaltete der ÖBSV in der Französischen<br />
Botschaft eine „Lesung im Dunkeln“.<br />
Text: Mag. Raimund Lunzer<br />
Fotos: Mag. Martin Tree<br />
„Die Braille-Schrift muss auch in unserer Zeit<br />
unbedingt der Welt erhalten bleiben“, fasste<br />
Mag. Gerhard Höllerer, Präsident des Österreichischen<br />
Blinden- und Sehbehindertenverbandes<br />
(ÖBSV) bei der „Lesung im Dunkeln“<br />
in der Französischen Botschaft die Bedeutung<br />
der Blindenschrift im Computerzeitalter zusammen.<br />
Braille-Schrift auf Medikamentenpackun-<br />
gen oder auf der E-Card (Bericht Seite 8) sind<br />
aktuelle Beispiele dafür.<br />
Anlass für die Festveranstaltung war der 200.<br />
Geburtstag von Louis Braille (1809-1852), dem<br />
Schöpfer der gleichnamigen Blindenschrift, die<br />
mit den Fingerkuppen ertastet werden kann.<br />
Die sozial engagierte ORF-Moderatorin Ingrid<br />
Thurnher führte besonders einfühlsam durch<br />
den Abend. Philippe Carré, Frankreichs Botschafter<br />
in Österreich, erzählte über das für einen<br />
blinden Menschen in der damaligen Zeit<br />
außergewöhnliche, aber kurze Leben seines<br />
Landsmannes Louis Braille. Eine „größtmögliche<br />
Teilhabe von behinderten Menschen“ am<br />
gesellschaftlichen Leben forderte Sozialminister<br />
Diskutieren beim Runden Tisch über die Aktualität der Braille-Schrift: BBI-Direktorin Prof.<br />
Susanne Alteneder, ihr Schüler Dino Banjanovic und ÖBSV-Präsident Mag. Gerhard Höllerer<br />
(von links).<br />
Okt-Dez 2009<br />
der<br />
<strong>Durchblick</strong>
Rudolf Hundstorfer. Barrierefreiheit und Integration<br />
sollten längst eine Selbstverständlichkeit<br />
sein. „Dort, wo der Schuh drückt, helfen wir sofort“,<br />
versprach der Bundesminister.<br />
Weiterer Höhepunkt des festlichen Abends war,<br />
neben dem Auftritt von Prof. Erich Schmid (Bundes-Blindenerziehungsinstitut,<br />
kurz BBI) als<br />
Louis Braille, die eigentliche „Lesung im Dunkeln“:<br />
Im abgedunkelten Festsaal wurden auch<br />
Moderatorin Ingrid Thurnher ist vom Klavierspiel<br />
der BBI-Schülerin Amela Rekanovic begeistert (oben) und...<br />
der<br />
<strong>Durchblick</strong><br />
Okt-Dez 2009<br />
Durchleuchtet<br />
die Sehenden im Publikum für wenige Minuten<br />
in die Welt von blinden Menschen versetzt. Die<br />
BBI-Schülerinnen Barbara Geher und Anita Budimlic<br />
lasen Ausschnitte aus „Der kleine Prinz“<br />
- auf Französisch und Deutsch, in Braille-Schrift.<br />
Nach einem „Runden Tisch“, an dem Betroffene<br />
mit Ingrid Thurnher über die Bedeutung der<br />
Blindenschrift diskutierten, wurde die „Wiener<br />
Braille-Erklärung“ des ÖBSV vorgetragen.<br />
…interviewt Prof. Erich Schmid alias Louis Braille, der über<br />
sein Leben als Schöpfer der gleichnamigen Blindenschrift erzählt (unten).<br />
19
20<br />
Durchleuchtet<br />
...Wiener Braille-Erklärung:<br />
Veröffentlicht im Rahmen der „Lesung im Dunkeln“<br />
am 24. September 2009 in der Französischen<br />
Botschaft anlässlich des 200. Geburtstages<br />
von Louis Braille.<br />
Seit der Erfindung der Blindenschrift durch Louis<br />
Braille sind blinde Menschen in der Lage, in einer<br />
Welt des Sehens selbst zu lesen und zu schreiben.<br />
Heute sind die sechs tastbaren Punkte mehr und<br />
besser verfügbar als je zuvor. Und das nicht nur<br />
in gedruckten Braillebüchern, sondern am Computer,<br />
auf Fahrstuhlknöpfen, Treppengeländern,<br />
Medikamentenverpackungen und Speisekarten.<br />
Ab dem nächsten Jahr sogar auf den E-Cards.<br />
Brailleschrift ist die optimale Schrift für sensible<br />
Fingerkuppen. Erst durch das eigene Lesen erschließt<br />
sich der volle Sinn des geschriebenen Textes<br />
und entwickeln und erhalten sich gute Rechtschreibkenntnisse.<br />
Wer komplizierte Texte lesen,<br />
auch selbst Dinge aufschreiben, anderen vorlesen,<br />
Fremdsprachen erlernen oder Computerprogramme<br />
bedienen will, muss die Brailleschrift<br />
beherrschen. Auch für erfolgreiches Arbeiten im<br />
Beruf ist sie unerlässlich. Die Fähigkeit, selbst zu<br />
lesen, muss daher auch stets das Ziel der Bildung<br />
für blinde Menschen sein.<br />
Der Österreichische Blinden- und Sehbehindertenverband<br />
(ÖBSV)<br />
fordert daher:<br />
1. Schulische Ausbildung: Wer blinde Schülerinnen<br />
und Schüler betreut, insbesondere an<br />
Haupt- sowie berufs- oder allgemeinbildenden<br />
höheren Schulen, wird nicht umhin kommen,<br />
sich auch mit der Blindenschrift zu befassen. Wir<br />
fordern daher, dass beim pädagogischen Personal<br />
zumindest Grundkenntnisse in Braille vorhanden<br />
sein müssen, bei Bedarf auch darüber hinausgehend.<br />
2. Rehabilitation: Bei Späterblindeten hilft die<br />
Brailleschrift nicht nur im Alltagsleben, sie gibt<br />
den Menschen auch das Gefühl, trotz ihrer Erblindung<br />
lesen und schreiben zu können und<br />
nimmt ihnen daher einen enormen psychischen<br />
Druck. Der ÖBSV fordert, dass die Vermittlung<br />
der Brailleschrift als fixer Bestandteil in jeder Rehabilitationsmaßnahme<br />
berücksichtigt wird.<br />
3. Computerbraille: Die Acht-Punkte-Brailleschrift<br />
auf der Braillezeile des Computers kann<br />
zwar mehr Zeichen als die Sechs-Punkteschrift<br />
darstellen, ist aber kein Ersatz für diese. Wir fordern,<br />
dass allen blinden Schülerinnen und Schülern<br />
im Informatikunterricht die Möglichkeit geboten<br />
wird, dieses für das Berufsleben so wichtige<br />
Computerbraille zu erlernen, um den Einstieg in<br />
das Berufsleben zu erleichtern.<br />
Mag. Gerhard Höllerer e. h.<br />
ÖBSV-Präsident, Vizepräsident der ÖAR<br />
Okt-Dez 2009<br />
der<br />
<strong>Durchblick</strong>
oben: „Hausherr“ Botschafter Philippe Carré referiert<br />
über das Leben seines Landsmannes Louis Braille.<br />
der<br />
<strong>Durchblick</strong><br />
Okt-Dez 2009<br />
Durchleuchtet<br />
unten: Edith Völk bietet mit ihrem Chor des Bundes-Blindenerziehungsinstitutes<br />
zwischen den einzelnen Programmpunkten einen wahren Ohrenschmaus.<br />
21
22<br />
Durchmischt<br />
Kärnten :<br />
Neues Zentrum für Blinde<br />
Die „Kleine Zeitung“ berichtete über die Generalsanierung<br />
des Blinden- und Sehbehindertenheimes<br />
in Klagenfurt: „Kein äußerlich auffälliges architektonisches<br />
Juwel, sondern ein funktionelles<br />
Bauwerk mit bedarfsgerechten inneren Werten“<br />
- Dieses Ziel wollte der Blinden- und Schwerstsehbehindertenverband<br />
(ÖBSV) Kärnten durch<br />
den Umbau des Verbandsheimes in der Klagenfurter<br />
Gutenbergstraße erreichen. Vom Ergebnis<br />
der Generalsanierung konnte man sich bei<br />
der Eröffnung mit Landesrat Harald Dobernig<br />
(BZÖ) überzeugen. „Wir hoffen, durch unsere<br />
Arbeit einen Ort der Integration geschaffen zu<br />
haben, an dem sehbehinderte Menschen ein<br />
ihren Anforderungen entsprechendes Zuhause<br />
finden“, sagt Josef Winkler, Direktor der Landeswohnbau<br />
Kärnten. Der Spatenstich für die Sanierung<br />
und Aufstockung des ehemaligen Heimgebäudes,<br />
das bereits zahlreiche altersbedingte<br />
Oberösterreich :<br />
Barrieren aufwies, erfolgte im Februar 2008. Mit<br />
der vom Land Kärnten und der Stadt Klagenfurt<br />
bereitgestellten Summe von 2,5 Millionen Euro<br />
wurde ein umfangreiches Spektrum an neuen<br />
Einrichtungen geschaffen. „Jeder blinde oder<br />
sehbehinderte Mensch soll in unserem Heim<br />
die Chance auf ein selbstständiges und erfülltes<br />
Leben haben“, sagt ÖBSV-Kärnten-Obmann<br />
Willibald Kavalirek. Wohnen, Arbeit und Hobbies<br />
sollten daher unter ein barrierefreies Dach<br />
gebracht werden: Neben einem Freizeitraum,<br />
einem Fitnessstudio, der spezifischen Abstimmung<br />
von Wand- und Bodenfarben, einem Blindenleitsystem<br />
sowie einer Blindenschießanlage<br />
wurden auch 21 rollstuhlgerechte Wohnungen<br />
geschaffen. Ergänzt werden soll das Angebot<br />
künftig durch heiminterne Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten.<br />
Jessica Maier<br />
Frühlingsausflug nach Südböhmen<br />
Der Oberösterreichische Blinden- und Sehbehindertenverband<br />
fuhr mit zwei Reisebussen<br />
nach Vyssi Brod zum Stift Hohenfurt. Herr Dr.<br />
Zerbs erwartete die Gruppe bereits und erzählte<br />
vor der Führung die überaus interessante Geschichte<br />
des Klosters. Derzeit sind sechs Zisterzienser<br />
im Kloster, davon vier aus Österreich<br />
vom Stift Willhering. Elfi Kühtreiber erzählt:<br />
„Die Führung durch das Kloster war sehr interessant.<br />
Vor allem wurde unseren Blinden die<br />
Möglichkeit gegeben, sehr viele Dinge auch zu<br />
„begreifen“. Wir waren sehr erstaunt, wie viele<br />
schöne Objekte sehr gut erhalten sind und zum<br />
Teil auch schon renoviert wurden. Die Bibliothek<br />
war beeindruckend und auch die Gemäldegalerie<br />
wurde uns von Herrn Dr. Zerbs ausführlich<br />
erklärt. In der Kirche durften wir die Grabplatte<br />
von Wok von Rosenberg befühlen und die Inschrift<br />
ertasten. Es wurde am Ende der Führung<br />
für uns ein kleines Konzert auf einer schon sehr<br />
seltenen manuellen Orgel gespielt.“ Nach dem<br />
Mittagessen in Friedberg am Moldausee ging es<br />
Okt-Dez 2009<br />
der<br />
<strong>Durchblick</strong>
der<br />
<strong>Durchblick</strong><br />
Okt-Dez 2009<br />
Durchmischt<br />
Höhepunkt des Ausfluges der ÖBSV-Landesgruppe OÖ war der Besuch im Stift Hohenfurt.<br />
weiter nach Horni Plana-Oberplan, zum Adalbert<br />
Stifter Geburtshaus. „Hier konnte man die<br />
Stube, in der der Nachlass von Adalbert Stifter<br />
ausgestellt ist, besichtigen“, so Kühtreiber.<br />
Der Blinde und der Lahme<br />
Ein Blinder und ein Lahmer kamen<br />
Bei einem tiefen Bach zusammen.<br />
Sie blieben stehen. Der Blinde sprach:<br />
„Ich habe jüngst gehört der Bach<br />
sei tief, du kannst es selber schauen,<br />
man müsse ihm so leicht nicht trauen,<br />
die Senkung decke hie und da<br />
nur leichtes Gras, du siehst es ja,<br />
wohin, hält man den Weg nicht mitten,<br />
man leicht bei ungewissen Schritten<br />
versinken kann. Ich traue nicht,<br />
ich bin ja blind“. Der Lahme spricht:<br />
„Bei Gott, ich kann es auch nicht wagen,<br />
der eine Fuß wird mich nicht tragen;<br />
„Es wurden uns auch interessante Geschichten<br />
über den berühmten Dichter erzählt.“ Während<br />
seines Studiums im Gymnasium Kremsmünster<br />
verfasste Stifter folgendes Gedicht:<br />
denn er ist schwach, der andere lahm,<br />
doch was das Schicksal einem nahm,<br />
das hat der andre: Deinen Rücken<br />
wird meine Last wohl nicht viel drücken,<br />
gesunde Augen habe ich,<br />
entschließe dich und trage mich.<br />
Ich will dann deine Schritte lenken.“<br />
Der Blinde macht nicht viel Bedenken,<br />
und ihre Mühe wird belohnt,<br />
was jeder einzeln nicht gekonnt,<br />
das Wirken sicher sie vereinet.<br />
O Menschen! Ihr seid hier gemeinet,<br />
Ihr sollt einander nützlich sein,<br />
und keiner lebe sich allein.<br />
Kremsmünster, Mai 1823<br />
Den Abschluss des OÖBSV-Ausflugs bildete der<br />
Besuch eines Mostheurigens in Helfenberg. Elfi Kühtreiber<br />
23
24<br />
Durchmischt<br />
Neueröffnung der Böhmerwaldarena<br />
Im Juli 2009 wurde die Böhmerwaldarena eröffnet.<br />
Das neue Kompetenzzentrum will das<br />
Verständnis für die Nutzung des Waldes vermitteln,<br />
bestehende Einrichtungen der Region<br />
aufwerten und einer ganzjährigen Nutzung zuführen.<br />
Herzstück ist die Ausstellung Wunder-<br />
WeltWald. Diese Ausstellung vermittelt spannend,<br />
erlebnisreich und reizvoll 400 Millionen<br />
Jahre Waldgeschichte. Einzigartig für Europa<br />
ist die komplett barrierefreie Gestaltung - ein<br />
tastbarer Orientierungsplan, taktile Bilder, Braille-<br />
und Schwarzschrift, Audiodeskriptionen,<br />
Übersetzungen in Gebärdesprache sowie zu ertastende<br />
Objekte ermöglichen allen Besuchern<br />
Zugang zu den Ausstellungsinhalten. Die innovative<br />
und moderne Ausstellung gliedert sich in<br />
neun große Themenbereiche, die es erlauben,<br />
sich intensiv mit dem Wunder Wald auseinander<br />
zu setzen. Im ersten Stockwerk werden<br />
zuerst die Besucher mit einer modern gestalteten,<br />
multimedialen Waldinszenierung auf das<br />
Thema eingestimmt, die einen Vorgeschmack<br />
auf die Schwerpunkte der Präsentation bietet.<br />
Ein „Säulenwald“ enthält neben Videosequenzen<br />
von typischen Waldbewohnern kurze, auf<br />
Knopfdruck abrufbare Interviews mit Personen,<br />
die beruflich oder privat den Wald nutzen: Jäger,<br />
Schwammerlsucher, Förster, Waldbesitzer und<br />
Erholungssuchende kommen zu Wort. Auf vier<br />
großen Monitoren kann man die Stimmung des<br />
Salzburg :<br />
Notrufsäule am Hauptbahnhof<br />
Als einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte<br />
des Landes Salzburg soll der neue Hauptbahnhof<br />
Salzburg den Reisekomfort wie auch die<br />
Waldes entsprechend der Jahreszeiten erleben.<br />
Ein „Echtpräparatmodell“ zeigt in neun Schritten,<br />
wie eine Buche vom Samen über den Keimling<br />
bis zum Baum entsteht und leitet über zum<br />
faszinierenden 3D-Kino, in dem man hautnah<br />
erleben kann, wie ein Baum gefällt wird – aber<br />
Achtung: die reale Darstellung ist nichts für<br />
schreckhafte Gemüter! Weiters führt ein Rundgang<br />
zu vier Themenstellen. Diese greifen die<br />
Waldelemente – Licht, Wasser, Boden, Luft – auf<br />
und zeigen, was der Wald zum Leben braucht,<br />
aber auch, was der Wald den Menschen geben<br />
kann. Ein Höhepunkt der Ausstellung ist sicherlich<br />
der extra entwickelte Fällsimulator, der es erlaubt,<br />
sich in Echtzeit selbst im Fällen eines Baumes<br />
zu versuchen. Über eine große Leinwand<br />
können die Fällversuche mitverfolgt werden.<br />
Die innovative und moderne Gestaltung im universellen<br />
Design und der Einsatz von Multimediatechniken<br />
und die vollständig barrierefreie<br />
Zugänglichkeit sind vielfältige Gründe, die WunderWeltWald<br />
zu besuchen, um in die „Tiefe des<br />
Waldes“ vorzudringen.<br />
Informationen:<br />
Böhmerwaldarena-WunderWeltWald<br />
Lichtenberg 133, 4161 Ulrichsberg Schöneben<br />
Telefon 07288 / 70600<br />
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Verkehrsabwicklung verbessern. Der derzeitige<br />
Kopfbahnhof wird zu einem Durchgangsbahnhof<br />
umgebaut, der den Anforderungen eines<br />
Okt-Dez 2009<br />
der<br />
<strong>Durchblick</strong>
modernen Bahnzeitalters gerecht wird. Die<br />
Umbauarbeiten finden unter laufendem Betrieb<br />
statt. Der Teilbetrieb des neuen Bahnhofes erfolgt<br />
2012, der neue Kundenbereich wird 2013<br />
komplett in Betrieb genommen. In Abstimmung<br />
mit dem Bundesdenkmalamt entsteht in den<br />
nächsten Jahren einer der modernsten Bahnhöfe<br />
Österreichs, wobei die historische Dachkonstruktion<br />
über dem heutigen Mittelbahnsteig<br />
erhalten bleibt. Um mit den ersten Arbeiten<br />
am Mittelbahnsteig beginnen zu können, übersiedelten<br />
mit Ende August die Geschäfts- und<br />
Serviceeinrichtungen vom Bahnhofsgebäude in<br />
das provisorische ÖBB-Center am Bahnhofsvorplatz.<br />
Hier sind für die Dauer des Umbaus das<br />
ÖBB-Reisezentrum, die Infobox, Schließfächer,<br />
Buch&Presse, die Trafik, Salzburger Tourismus<br />
und das Bahnhofsrestaurant untergebracht. Für<br />
Menschen mit Behinderung wurde zur Anforderung<br />
von Hilfe von der ÖBB eine SOS-Notrufsäule<br />
installiert. Diese Notrufsäule befindet<br />
sich gegenüber dem Mitteleingang der alten<br />
Schalterhalle, erreichbar über zwei mit Handlauf<br />
versehene Stufen, zirka einen Meter neben dem<br />
provisorischen Container.<br />
Steiermark :<br />
Finger ersetzen Augenlicht<br />
Holzuhren sind die große Leidenschaft des blinden<br />
Anton Seeher (70) aus Mühldorf bei Feldbach,<br />
berichtet die „Kleine Zeitung“ am 10. November<br />
über den „Steirer des Tages“: Schon als<br />
Kleinkind zerlegte er alte Wecker und verschiedene<br />
Uhrwerke, die nach dem Krieg teilweise<br />
zerschlagen zu finden waren.<br />
Zu dieser Zeit war das Augenlicht von Anton<br />
Seeher noch unbeschadet, bis er 1972 an einer<br />
bakteriellen Infektion erkrankte und völlig<br />
der<br />
<strong>Durchblick</strong><br />
Okt-Dez 2009<br />
Durchmischt<br />
Die Notrufsäule für Menschen mit Behinderung<br />
am umgebauten Salzburger<br />
Hauptbahnhof.<br />
erblindete. „Ich überlegte, was ich tun könnte<br />
und entschloss mich, die ältesten Uhrwerke aus<br />
Holz nachzubauen“, erzählt Seeher.<br />
Wegen seiner Erblindung musste er eigene technische<br />
Konstruktionen entwickeln. Nur auf sein<br />
Fingerspitzengefühl angewiesen, fräste er Zahnräder<br />
mit unterschiedlicher Zahnzahl sowie<br />
Antriebsräder und schnitt Spindeln und Waagebalken<br />
aus Holzteilen millimetergenau heraus.<br />
„Die historisch älteste Uhr benötigt beispiels-<br />
25
26<br />
Durchmischt<br />
weise nur einen Zeiger. Ungewohnt sind alte<br />
Spindeluhren, deren Zeiger sich in die entgegengesetzte<br />
Richtung drehen oder bei der sich<br />
nicht die Zeiger, sondern das Ziffernblatt dreht“,<br />
erklärt Seeher, während er unentwegt an winzig<br />
kleinen Uhrwerkteilen schleift.<br />
Über die Arbeitsstunden, die die Konstruktion<br />
einer Holzuhr erfordert, hat Seeher noch nie<br />
richtig nachgedacht: „Es kommt auf die Technik<br />
an, die in der Uhr steckt. Genaue Arbeit ist wichtig,<br />
sonst funktioniert da gar nichts.“<br />
Und auch das Wetter spiele eine wichtige Rolle,<br />
denn davon sei bei Holzuhrwerken die Genau-<br />
Tirol :<br />
igkeit der Zeitangabe abhängig. Besonders stolz<br />
ist Seeher auf seine neueste Konstruktion: einen<br />
Nachbau des Grazer Uhrturmes. „Die Proportionen<br />
habe ich an einem nachgebauten Modell<br />
ergriffen. Dann baute ich den Uhrturm mit der<br />
komplizierten Dachkonstruktion mit Holz nach.<br />
Dafür entwickelte ich eigene Techniken, damit<br />
ich die Gehrungsschnitte zustande brachte“, so<br />
Seeher.<br />
Und wenn er gerade nicht an einer Holzuhr<br />
baut, so repariert er museale Uhrwerke und erweckt<br />
alte, ererbte Uhren wieder zum Leben.<br />
Tag des weißen Stockes in Innsbruck<br />
Ganz im Zeichen der Brailleschrift und des 200.<br />
Geburtstages von Louis Braille sowie tastbarer<br />
Hilfsmittel für blinde Menschen stand der<br />
heurige „Tag des weißen Stockes“ in Tirol. Der<br />
Tiroler Blinden- und Sehbehinderten-Verband<br />
(TBSV) präsentierte an einem Infostand in den<br />
Innsbrucker Rathausgalerien, wie blinde Menschen<br />
sich in Tirol die Welt ertasten. „Wir haben<br />
den zahlreichen Interessierten viele Möglichkeiten<br />
geboten, Hilfsmittel und Gegenstände<br />
des alltäglichen Bedarfs von blinden Menschen<br />
selbst auszuprobieren“, erklärte TBSV Obmann<br />
Dietmar Graff. Unter der Dunkelbrille konnte<br />
„Vier gewinnt“ gespielt werden oder eine Handynummer<br />
in erhabener Schwarzschrift erraten<br />
werden – für alle Teilnehmer, denen es gelang,<br />
die Nummer richtig zu erraten und mit ihren<br />
eigenen Handys auch zu wählen, gab es eine<br />
süße Belohnung. Zur Eröffnung des Standes<br />
fand eine Pressekonferenz mit Vizebürgermeister<br />
Eugen Sprenger und Stadträtin Dr. Luise<br />
Johann Schleich, Kleine Zeitung<br />
Pokorny-Reitter statt. Gemeinsam mit Dietmar<br />
Graff wurde darauf aufmerksam gemacht, wie<br />
wichtig es ist, die Bedürfnisse blinder und sehbehinderter<br />
Menschen im öffentlichen Verkehr<br />
zu berücksichtigen.<br />
Pressekonferenz zum Tag des weißen<br />
Stockes 2009 in Innsbruck mit Vizebm.<br />
DI Sprenger, TBSV-Obmann Graff und<br />
Stadträtin Dr. Pokorny-Reitter in den<br />
Innsbrucker Rathausgalerien.<br />
Okt-Dez 2009<br />
der<br />
<strong>Durchblick</strong>
Besuch aus Dänemark im BSZ-Tirol<br />
Anlässlich des Tiroler Landesfestumzuges im<br />
September 2009 war Anette Valentin, Stadträtin<br />
aus Aalborg, nach Innsbruck gereist. Aalborg ist<br />
eine der Partnerstädte Innsbrucks. Bei dieser<br />
Gelegenheit besichtigte die engagierte Dänin<br />
einige Innsbrucker Sozialeinrichtungen, darunter<br />
das Blinden- und Sehbehinderten-Zentrum<br />
Tirol. Begleitet wurde Valentin von Mag. Katrin<br />
Heiss vom Büro der Bürgermeisterin Hilde<br />
Vorarlberg :<br />
60 Jahre Blindenselbsthilfe<br />
Wie beim Vorarlberger Blinden- und Sehbehindertenverband<br />
(VBSV) bereits Tradition, begannen<br />
die Feierlichkeiten am 13. September<br />
mit einem Gottesdienst. Zelebriert hat diesen<br />
der Diözesanbischof von Feldkirch, Dr. Elmar<br />
Fischer. Die „Blinden Musiker“ aus München<br />
folgten unserer Einladung und gaben dem Gottesdienst<br />
einen feierlichen Rahmen. Weiters haben<br />
blinde, sehbehinderte und sehende Personen<br />
aus den Reihen des VBSV mitgewirkt. Nach<br />
der heiligen Messe hielt Prof. Erich Schmid<br />
aus Wien ein kurzweiliges Referat zum Thema:<br />
200 Jahre Louis Braille. Vor dem Mittagessen<br />
erhielten noch die Ehrengäste das Wort und<br />
überbrachten Grüße und gute Wünsche. Den<br />
Kernpunkt des Nachmittags bildete der Festakt<br />
zum Thema: 60 Jahre Blindenselbsthilfe in Vorarlberg.<br />
Der Festakt war in drei Teile gegliedert:<br />
Der erste Teil beinhaltete einen Rückblick über<br />
die Anfänge der Blindenselbsthilfe in Österreich<br />
bis zum Jahr 1945. Im zweiten Teil wurde Frau<br />
Gächter über die Blindenselbsthilfe bis zum<br />
Jahr 1989 interviewt. Das Interview mit Manfred<br />
der<br />
<strong>Durchblick</strong><br />
Okt-Dez 2009<br />
Durchmischt<br />
Zach. Geschäftsführer Hannes Lichtner führte<br />
Valentin, die in Aalborg auch für Menschen mit<br />
Beeinträchtigung zuständig ist, durch die Räumlichkeiten.<br />
Unterstützt wurde Lichtner dabei von<br />
TBSV-Mitglied Bianca Vonmetz, die sich ehrenamtlich<br />
bereit erklärte, mit ihren Englischkenntnissen<br />
hilfreich zur Seite zu stehen. Valentin war<br />
sichtlich angetan vom TBSV-Angebot und der<br />
barrierefreien Bauweise des BSZ-Tirol.<br />
Schuler über seine Zeit als Obmann bildete den<br />
Schluss. George Nussbaumer, ein bekannter<br />
blinder Musiker im Ländle, sorgte dafür, dass<br />
die vielen Informationen gut verdaulich blieben.<br />
Fazit: Trotz ausführlichem Programm ein freudiges<br />
Fest mit würdigem Rahmen.<br />
Silvia Habisch<br />
Der Obmann des VBSV, Manfred Schuler,<br />
mit dem Steirischen Vize-Obmann<br />
Walter Müller.<br />
27
28<br />
Durchmischt<br />
Autofahren für Blinde und Sehbehinderte<br />
Am 15. Oktober, dem „Tag des weißen Stockes“,<br />
hatten Blinde und Sehbehinderte erstmals in<br />
Vorarlberg die Möglichkeit, einmal nicht die<br />
Rolle des Beifahrers zu spielen, sondern selbstständig<br />
einen PKW zu lenken. Acht Interessierte<br />
trafen an diesem Tag kurz vor 9 Uhr beim Sicherheitsfahrzentrum<br />
des ÖAMTC in Röthis ein, wo<br />
sie der Leiter des Zentrums, Herr Kustermann,<br />
herzlich willkommen hieß.<br />
Bevor es auf den Übungsplatz ging, wurde den<br />
TeilnehmerInnen der geplante Ablauf der Veranstaltung<br />
erklärt. Es standen zwei automatikgetriebene<br />
Fahrzeuge mit je 170 PS zur Verfügung.<br />
Herr Kustermann und Herr Vögel nahmen je einen<br />
„blinden Passagier“ unter ihre Fittiche. Die<br />
blinden oder sehbehinderten TeilnehmerInnen<br />
nahmen auf den Fahrersitzen Platz. Bevor die<br />
Fahrt begann, wurden am stehenden Fahrzeug<br />
Wien, NÖ, Burgenland :<br />
„Fest des Auges“ voller Erfolg<br />
Im Louis Braille Jubiläumsjahr wurde zur Feier<br />
seines 200. Geburtstages aus dem traditionellen<br />
Tag der offenen Tür der Landesgruppe erstmals<br />
etwas noch viel Größeres, nämlich das Fest des<br />
Auges: Ein Straßenfest für die ganze Familie, wie<br />
es die Hägelingasse noch nicht gesehen hat.<br />
Allein die Aufzählung der Show-Acts, mit vielen<br />
Künstlern aus unseren Reihen, hat Festival-Charakter:<br />
Lateinamerikanische Musik der Gruppe<br />
„Mallarauco“, darauf folgte Roland Spöttling<br />
mit seinem unnachahmlichen Repertoire, weiter<br />
ging es mit Harry Gartler, dem singenden Tankwart<br />
und Michael Hoffmann, dem Ex-Starmaniac.<br />
Der Penzinger Bezirksvorsteher-Stv. Franz<br />
Lerch (VP) alias Magic Dschi Dsche gab einige<br />
Gas- und Bremspedal getestet. Jeder Teilnehmer<br />
konnte ca. 20 Minuten unter kundiger Anleitung<br />
auf dem Übungsplatz seine Runden drehen, beschleunigen<br />
und bremsen.<br />
Ein Kamerateam des ORF Vorarlberg war vor<br />
Ort und machte Aufnahmen für die abendliche<br />
Fernsehsendung „Vorarlberg heute“. Nachdem<br />
alle ihre Fahrprüfung bravourös gemeistert<br />
hatten, ging es als Beifahrer in rasantem Tempo<br />
mehrmals über das Gelände des Übungs-<br />
platzes.<br />
Bei einem Becher Kaffee wurden zum Abschluss<br />
in gemütlicher Runde die Eindrücke und Erfahrungen<br />
der Fahrversuche besprochen. Alle blinden<br />
und sehbehinderten TeilnehmerInnen waren<br />
von dieser Aktion sehr begeistert und für alle<br />
war es ein spannendes Erlebnis.<br />
Dietmar Habisch<br />
seiner Zaubertricks zum Besten, bevor das Tanz-<br />
Ensemble „Rock Dock Teddys“ eine fulminante<br />
Tanzvorführung aufs Bühnenparkett brachte<br />
und auch viele Gäste auf der Straße zum Tanzen<br />
animierte. Den würdigen Abschluss eines sehr<br />
unterhaltsamen Tages bildete der Auftritt des<br />
blinden Kabarettisten Martin Mayerhofer, der<br />
die gängigen Klischees über blinde Menschen<br />
höchst unterhaltsam bloßlegte.<br />
Natürlich gab es auch viele weitere Highlights<br />
wie die Selbsterfahrung im Dunkeln unter dem<br />
Motto „Stern erobert Erde“, Augenuntersuchungen,<br />
Gratis-Sehtests, Sehhilfenberatungen, eine<br />
Unsicht-Bar, „blind“ Kegeln, Darts und Luftge-<br />
Okt-Dez 2009<br />
der<br />
<strong>Durchblick</strong>
wehr-Schießen, Blindenführhund-Präsentationen<br />
etc. Darüber hinaus hatte der Einkaufskreis<br />
Hütteldorf, der sich als Veranstaltungspartner<br />
mit viel Einsatz an der Durchführung dieses<br />
großen Festes beteiligte, etliche hochkarätige<br />
Verkaufs- und Informationsstände aufgestellt.<br />
All diese Angebote wussten auch viele prominente<br />
Gäste zu schätzen, wie VP-Gemeinderat<br />
Wolfgang Gerstl, die SP-GemeinderätInnen<br />
Silvia Rubik, Sybille Straubinger und Kurt Wagner<br />
sowie FP-Behindertensprecherin Brigitte<br />
Schwarz-Klement.<br />
der<br />
<strong>Durchblick</strong><br />
Okt-Dez 2009<br />
Durchmischt<br />
Erster Tag der offenen Tür im Haus Bernstein<br />
Am Samstag, dem 10. Oktober, wurde im Haus<br />
Bernstein zum allerersten „Tag der offenen Tür“<br />
eingeladen. Ziel dieses Tages war es, den Gästen<br />
die Schwellenangst vor dem Besuch im Wohn-<br />
und Pflegeheim zu nehmen.<br />
Speziell im ländlichen Raum hat das Leben im<br />
Heim noch immer einen etwas schalen Beigeschmack.<br />
Durch die Besichtigung und speziell<br />
durch die Gespräche mit den Heimgästen<br />
In dieser wunderschönen Erholungseinrichtung<br />
können nicht nur Vereinsmitglieder aus ganz<br />
Österreich, sondern auch Nichtmitglieder ihren<br />
Urlaub verbringen. In unserem Waldgasthof gibt<br />
es durchwegs nur Komfortzimmer sowie neben<br />
einem sprechenden Aufzug auch zwei behindertengerecht<br />
ausgestattete Zimmer. Als spezielles<br />
Angebot steht eine Vielzahl von Freizeitaktivitäten<br />
zur Auswahl.<br />
Der Waldgasthof ist im Internet unter www.niederoesterreich.at<br />
mittels einer eigenen Vorstellungsseite<br />
zu finden. Von der Website können<br />
Sina Brychta, Leiterin des ÖBSV-Bundessekretariates,<br />
präsentiert beim Fest des<br />
Auges die neuesten Hilfsmittel.<br />
konnte hier wichtige Aufklärungsarbeit geleistet<br />
werden. Neben viel Information gab es auch etwas<br />
für Leib und Seele: Bei gutem Hausgulasch,<br />
leckeren Bratwürsteln, frischem Sturm sowie<br />
Kaffee und Mehlspeisen unterhielten sich die<br />
Gäste bestens.<br />
Nachdem die Veranstaltung ein voller Erfolg<br />
war, freuen wir uns jetzt schon auf den 2. Tag<br />
der offenen Tür in Bernstein.<br />
Waldgasthof Maria Seesal in Ybbsitz<br />
auch direkte Anfragen gestellt werden. Nähere<br />
Auskünfte erhalten Sie in der Landesgruppe unter<br />
der Wiener Telefonnummer 01/981 89 DW<br />
121 Fr. Wagner oder 123 Fr. Fiedler. Wir würden<br />
uns freuen, in der kommenden Saison zahlreiche<br />
Gäste in unserem Haus in Seesal begrüßen<br />
zu dürfen.<br />
Öffnungszeiten des Waldgasthofes:<br />
• 26. März 2010 - 6. April 2010<br />
• 30. April 2010 - 15. Oktober 2010<br />
• 17. Dezember 2010 - 10. Jänner 2011<br />
Obmann Friedrich Zorn<br />
29
30<br />
Durchgetickert<br />
n Event: Ball des Louis Braille Hauses<br />
Der Ball des LOUIS BRAILLE HAUSES findet<br />
am Samstag, 16. Jänner 2010 ab 20 Uhr in der<br />
Hägelingasse 4-6 statt. Zur Eröffnung wird es<br />
eine große Musical-Show mit dem Wiener Performing<br />
Center geben. Musikalisch wird uns die<br />
Gruppe Aufwind durch den Abend begleiten.<br />
Weitere Attraktionen sind die Tanzgruppe „Rock<br />
Dock Teddys“, ein Kegelwettbewerb und eine<br />
große Tombola. Die Eintrittskarte inkl. Tischreservierung<br />
kostet im Vorverkauf 15 Euro, an<br />
der Abendkassa 17 Euro. Ab sofort kann unter<br />
der Wiener Telefonnummer 01 / 981 89 DW 112<br />
reserviert werden. Obmann Friedrich Zorn lädt<br />
ein: „Wir würden uns freuen, wenn auch unsere<br />
Freunde aus den Bundesländern an unserem<br />
Ball teilnehmen könnten!“<br />
n Hörbuch-Tipp: Der Detektiv mit dem Mikroskop<br />
Roland Sedivy: Der Detektiv mit dem Mikroskop.<br />
Alltagsgeschichten eines Pathologen: Wien:<br />
Überreuter Verlag 2008. ISBN 978-3-8000-7343-<br />
6, 205 Seiten, Spieldauer 6 Stunden und 47 Minuten,<br />
Sprecher: Alois Frank.<br />
Kurzinhalt: Der Pathologe: ein grimmiger, abgestumpfter<br />
Leichenschneider? Ein allwissender<br />
Alleskönner - nur zu spät für die Lebenden? Was<br />
ist Dichtung und was Wahrheit? Lassen Sie sich<br />
durch die Erzählung eines Pathologen in die<br />
Welt der Prosektur und mikroskopischen Diagnostik<br />
entführen. Erleben Sie authentisch die<br />
Wirklichkeit einer ungewöhnlichen Arbeit im<br />
Verborgenen.<br />
Erhältlich unter Inv.-Nr. 50490 in der Hörbü-<br />
cherei des ÖBSV, Tel. 01 / 985 57 09-0 oder<br />
E-Mail: verleih@hoerbuecherei.at<br />
n Hörfilme<br />
Aktuelle Hörfilm-Tipps erhalten Sie via ÖBSV-<br />
Newsletter (Anmeldung unter pr@blindenverband.at)<br />
oder auf der Website http://www.hoerfilm.de/<br />
unter dem Menüpunkt „Fernsehen“!<br />
n Vorschau<br />
Redaktionsschluss für den Frühjahrs-<strong>Durchblick</strong><br />
ist der 31. Jänner 2010; Vorgesehene Schwerpunkte:<br />
Jugend im ÖBSV; Hörfilme im neuen<br />
ORF-Gesetz; Die ÖBSV-Schulungseinrichtung<br />
für Blinde und Sehbehinderte stellt sich vor…<br />
Der <strong>Durchblick</strong> 01/10 erscheint im März.<br />
Okt-Dez 2009<br />
der<br />
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