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Den Stromfressern auf der Spur! Mieterverein ver

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HARTZ IV<br />

Der Heizkosten-Streit zwischen <strong>Mieter<strong>ver</strong>ein</strong> und Bochumer ARGE ist - vorerst<br />

- entschieden. Der Hauptausschuss beschloss am 18. Februar eine<br />

Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Richtlinien für die Heizkosten-Übernahme von ALG-II-Abhängigen.<br />

Danach sollen ab sofort Heizkosten nur noch dann gekürzt werden,<br />

wenn im Einzelfall Hinweise für ein unwirtschaftliches Heiz<strong>ver</strong>halten<br />

vorliegen. Genau das for<strong>der</strong>t <strong>der</strong> Mieter<strong>ver</strong>in seit November 2006 - und<br />

war darüber in heftigen Streit mit <strong>der</strong> ARGE geraten.<br />

Endlich warme Bude<br />

14<br />

Hartz IV ist ein schlechtes Gesetz.<br />

Nicht nur, weil es politisch falsch<br />

ist. Nicht nur, weil es hun<strong>der</strong>ttausende<br />

Menschen in Armut gestürzt hat. Nicht<br />

nur, weil es Millionen die Sicherheit<br />

nimmt, einen erreichten Lebensstandard<br />

auch im Falle <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit<br />

wenigstens angenähert halten zu können.<br />

Nicht nur, weil es jeden Job, jede<br />

Entfernung und jeden Hungerlohn für<br />

zumutbar erklärt. Son<strong>der</strong>n auch, weil es<br />

einfach schlampig gemacht ist.<br />

Eines <strong>der</strong> vielen Dinge, über die<br />

sich <strong>der</strong> Gesetzgeber wenig Gedanken<br />

gemacht hat, sind die „Kosten <strong>der</strong> Unterkunft“.<br />

Sie sollen in voller Höhe von<br />

ARGE o<strong>der</strong> Jobcenter übernommen werden,<br />

„soweit sie angemessen sind“. Was<br />

angemessen ist, sagt das Gesetz nicht.<br />

Und so bleibt es den Kommunen selbst<br />

überlassen, das zu definieren.<br />

Bei <strong>der</strong> Netto-Miete orientieren sich<br />

die meisten am Mietspiegel. Das klingt<br />

<strong>ver</strong>nünftig. Streiten muss man dann<br />

nur darüber, welcher Wert in <strong>der</strong> Tabelle<br />

die Obergrenze sein soll. Bei den kalten<br />

Nebenkosten wird in <strong>der</strong> Regel die volle<br />

Höhe übernommen. <strong>Den</strong>n bekann-termaßen<br />

kann <strong>der</strong> Mieter diese Höhe gar<br />

nicht beeinflussen.<br />

Bei den Heizkosten wird’s schwierig.<br />

<strong>Den</strong>n <strong>der</strong>en Höhe hängt einerseits stark<br />

von <strong>der</strong> Beschaffenheit des Gebäudes<br />

(Wärmedämmung), <strong>der</strong> Heizanlage<br />

(Wirkungsgrad) und <strong>der</strong> Lage <strong>der</strong><br />

Wohnung im Hause (Wetterseite) ab.<br />

An<strong>der</strong>erseits beeinflusst das persönliche<br />

Heiz<strong>ver</strong>halten den Verbrauch. Wer auch<br />

im Winter 24 Grad will, und das am<br />

besten noch bei ständig abgekipptem<br />

Fenster, <strong>der</strong> heizt eben buchstäblich<br />

„zum Fenster hinaus“ und produziert<br />

hohe Kosten.<br />

In Bochum glaubte man im Herbst<br />

2006, einen Königsweg gefunden zu<br />

haben: <strong>Den</strong> Durchschnitt des Hauses.<br />

Wer mehr <strong>ver</strong>brauchte, dessen Heizkosten<br />

galten als unangemessen. Eine<br />

Öffnungsklausel erlaubte eine geringe<br />

prozentuale Überschreitung, wenn<br />

die Lage im Hause ungünstig o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Wärmebedarf des Mieters wegen Alter<br />

o<strong>der</strong> Krankheit höher war.<br />

Das rief sofort den <strong>Mieter<strong>ver</strong>ein</strong> <strong>auf</strong><br />

den Plan. <strong>Den</strong>n zu diesem Zeitpunkt<br />

hatten bereits zahlreiche Sozialgerichte<br />

jede Art von Pauschalierung für<br />

unzulässig erklärt. Die ARGE reagierte<br />

pampig, warf dem Mieter<strong>ver</strong>in Inkompetenz<br />

vor und behauptete, ihre Praxis<br />

sei „gerichtsfest“.<br />

Der <strong>Mieter<strong>ver</strong>ein</strong> antwortete mit<br />

Muster-Wi<strong>der</strong>sprüchen, die öffentlich<br />

<strong>ver</strong>breitet wurden. Seine For<strong>der</strong>ung: Die<br />

tatsächlichen Heizkosten haben so lange<br />

als angemessen zu gelten, wie dem<br />

Hilfe-Empfänger nicht im Einzelfall<br />

ein unwirtschaftliches Heiz<strong>ver</strong>halten<br />

nachgewiesen wird. Im Sozialausschuss<br />

machte sich „Die Linke“ diese For<strong>der</strong>ung<br />

zu eigen. Ihr entsprechen<strong>der</strong> Antrag<br />

im Sozialausschuss wurde jedoch<br />

von <strong>der</strong> rot-grünen Mehrheit in einen<br />

Prüf<strong>auf</strong>trag abgemil<strong>der</strong>t.<br />

Die Verwaltung prüfte und befand:<br />

Beim Landessozialgericht NRW sei ein<br />

Prozess aus Bochum über genau diese<br />

Frage anhängig. Dieses Urteil solle man<br />

abwarten und danach gegebenenfalls<br />

die Richtlinien zur Übernahme von<br />

Heizkosten än<strong>der</strong>n.<br />

So beschlossen. Nur hieß das lei<strong>der</strong><br />

nicht, dass in <strong>der</strong> Zwischenzeit die<br />

bestehenden Richtlinien nicht angewendet<br />

worden wären. Hun<strong>der</strong>ten von<br />

ALG-II-Abhängigen wurden die Heizkosten<br />

gekürzt, Tausenden eine Kürzung<br />

angedroht.<br />

Währenddessen ergingen immer<br />

wie<strong>der</strong> Urteile von Sozial- und Landessozialgerichten,<br />

die sich <strong>der</strong> bisherigen<br />

Rechtsprechung anschlossen: Keine Pauschalierung<br />

von Heizkosten, Kürzung<br />

nur bei persönlicher Verschwendung.<br />

Sogar das LSG NRW in Essen entschied<br />

mehrfach für die Hilfe-Empfänger und<br />

bezeichnete diese Rechtsprechung in<br />

einem Urteil von 21. Dezember 2007 sogar<br />

als „absolut herrschende Meinung“.<br />

Nur waren das an<strong>der</strong>e Kammern, und<br />

<strong>der</strong> Fall aus Bochum ist immer noch<br />

nicht entschieden.<br />

weiter nächste Seite<br />

Viele Hartz-IV-Empfänger heizen im Winter nur <strong>auf</strong> 16 Grad und frieren aus Angst vor<br />

einer Kürzung durch die ARGE. Das wusste Ute Auer von <strong>der</strong> Arbeitslosenberatungsstelle<br />

<strong>auf</strong> <strong>der</strong> Veranstaltung „Privat vor Staat - Armenküchen <strong>auf</strong> dem Vormarsch“ <strong>der</strong><br />

Linksfraktion am 29. Februar zu berichten. Uwe Vorberg kann‘s kaum glauben.

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