Rebecca Immanuel Die Schauspielerin, die sich zu wehren weiÃŸ

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Kein Neid, keine Mißgunst Obwohl sie sich hier, dem Zuschauer zum Vergnügen, mit Erfolg durchsetzte, beteuert sie glaubwürdig, daß es im gemeinsamen Auftritt mit Christoph M. Ohrt kein eifersüchtiges Lauern auf die besseren Szenen, keinen Neid und keine Mißgunst gebe - im ständigen Bewußtsein nämlich, daß das Duo unendlich mehr an Witz und Spielfreude bringt, als es bei noch so pointenreichem Drehbuch jeder allein für sich vermöchte. Der ewige Antagonismus zwischen Mann und Frau, das sich nimmermüde kabbelnde Paar, welches alles darf, nur nicht wirklich ein Paar werden, das Ringen zwischen Verstand und Gefühl, wobei in der Serie "Edel & Starck" aparterweise die Frau eher aufs Denken und der Mann mehr aufs Empfinden verpflichtet wird - dieses Wechselspiel ist schon seit urdenklichen Screwball-Comedy-Zeiten die beste Voraussetzung intelligenter Unterhaltung, im Kino wie im Fernsehen. Die skurrilen Fälle, die vor allem der Drehbuchautor Marc Terjung seiner gelenkigen Phantasie entsprießen läßt, spielen mit Elementen der Gerichtswirklichkeit, geben aber nie vor, anwaltliche Realität zu spiegeln. Und die Scharmützel der Advokaten sind nur ein Vorwand für immerwährende Balzgefechte, wobei die Revue menschlicher Schwächen, um die es geht, keine Figur jemals denunziert. Die Rolle Sandra Starck, dessen ist Rebecca Immanuel sich vollkommen bewußt, bedeutet den Glücksgriff schlechthin für eine Schauspielerin. Sie wollte sie, erst einmal in die engere Wahl gelangt, unbedingt haben und nahm dafür jede Beschwernis wiederholter Castings und tückischer Improvisationsaufgaben gemeinsam mit Ohrt auf sich. Doch so zielgerichtet sie in diesem Fall vorging, so entschieden hat die nun Zweiunddreißigjährige, die sich nie allein auf ihr attraktives Äußeres verlassen wollte, ihren ganzen Werdegang vorangetrieben. Zur Schauspielerin berufen In Hamburg in eher bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen, durfte sie schon früh begreifen lernen, daß einem im Leben kaum etwas geschenkt wird, was die Bereitschaft unbedingt förderte, "sich gegen etwas für etwas zu entscheiden", wie sie ihre Maxime definiert. Schon mit zwölf Jahren, in der zweisprachigen Schule, in die sie die eine geraume Zeit alleinerziehende Mutter steckte, wurde Rebecca Immanuels Spieltrieb geweckt, bei deutsch-englischen Sketchen, die immer wieder in der Klasse aufzuführen waren. Auch der Aufenthalt in einer amerikanischen Highschool und nach dem Abitur ein soziales Jahr in der geriatrischen Abteilung eines Krankenhauses vermochten an dem kindlichen Berufswunsch nichts zu ändern: Rebecca Immanuel wußte sich zur Schauspielerin berufen. Sie schlug sich durch nach Berlin, suchte und pflegte entscheidende Kontakte und absolvierte im zweiten Anlauf mit Gewinn die renommierte Ernst- Busch-Schule.
Noch während der Ausbildung ein paar Einsätze als Komparsin und als Lichtdouble, erste typgerechte Episodenrollen in Fernsehserien wie "Gegen den Wind" oder "Die Schule am See", mit denen sie auf ihre Lebendigkeit und ihr wendiges Spiel aufmerksam machen konnte, allmählich auch fast Hauptrollen, etwa in Vivian Naefes Fernsehkomödie "Frauen lügen besser" - der berufliche Weg aufstrebender Schauspieler hat seine festen Bahnen. Das Besondere bei Rebecca Immanuel aber ist, daß sie sich ein Buch zum Leitfaden erkor, auf dessen Rezepte sie heute noch schwört. "Der persönliche Erfolg" von Dr. Vera Birkenbiehl lehrte sie, sich selbst zu durchschauen, stets auf der Hut zu sein und mit Vorsatz jene Furcht anzugehen, die ihre Spielfreude lähmt. "Die Angst ist eng", sagt Rebecca Immanuel, in diesem Moment kein Kobold mehr. Tatsächlich könnte man es eine Art weltlicher Religiosität nennen, wenn sie von ihrem Glauben spricht, daß man im Leben immer geführt wird, wenn sie, was auf sie einstürmt, danach einteilt, ob es lebensbejahend ist, und wenn sie sich dem Zynismus, den ihre Branche mit Vorliebe pflegt, konsequent verweigert. Sie geht ihre Rollen unvoreingenommen an, hofft auf deren "Durchlässigkeit" sowie auf die Chance zum Mitfühlen und weiß sich immer dann am besten, "sobald ich eine klare Anweisung habe". Unter Bikern Natürlich gehört zur Persönlichkeit Rebecca Immanuels auch, daß hier ein Mensch in seinem ganzen Widerspruch zutage tritt. Einerseits verlangt es sie nach Geborgenheit; in fremder Umgebung zum Beispiel schätzt sie eine Hand, die sie um mögliche Fährnisse lenkt. Andererseits nennt sie, doch eine eher zierliche Person, ein mächtiges Motorrad ihr eigen, vollgetankt 280 Kilogramm schwer, das nur mit listiger Hebelkraft oder ein paar starken Männerarmen wieder aufgerichtet werden kann, wenn es mal umstürzt. Die Frau, die eben noch behütet sein wollte, fühlt sich unter Bikern nicht nur wohl, sondern offensichtlich auch unter ihresgleichen. Einerseits schickt sie sich diszipliniert in die Fron Hunderter Drehtage von manchmal zwölf bis vierzehn Stunden, andererseits schwärmt sie von ihrem Verlangen, auszubüchsen in die Natur, wo man diese beim Fahren noch riechen kann, und ins Ungebundensein. Aber auch Sandra Starck, da schließt sich der Kreis, hat ja ein widersprüchliches Wesen, wenn die junge Anwältin, die im strengen Kostüm oder in der Robe eine so entschiedene Figur macht, zu Hause in Häschenpantoffeln herumhuscht und auf dem Sofa ihre Kleinmädchenträume hegt. Die Frage, wie es weitergehen soll, wenn es Sandra Starck irgendwann nicht mehr gibt, läßt Rebecca Immanuel noch nicht an sich heran. Die Arbeit macht nach wie vor ungemein Spaß, über die Drehbücher der in diesen Wochen gedrehten neuen Folgen gerät die Schauspielerin geradezu ins Schwärmen, und weil der Sender Sat.1, wie gerade jetzt Montag für Montag, mit Wiederholungen "Edel & Starck" allzeit präsent hält, ist nicht zu befürchten, daß das schlagfertige Duo bei den Zuschauern in Vergessenheit gerät. Im übrigen: Gegen Zukunftsangst ist die Gewißheit, man werde im Leben immer geführt, die zuverlässigste Medizin. Selbst wenn sie nur ein Placebo sein sollte.
Seite 1: Rebecca Immanuel Die Schauspielerin

Rebecca Immanuel Die Schauspielerin, die sich zu wehren weiÃŸ

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