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Rebecca Immanuel Die Schauspielerin, die sich zu wehren weiß

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<strong>Rebecca</strong> <strong>Immanuel</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>Schauspielerin</strong>, <strong>die</strong> <strong>sich</strong> <strong>zu</strong> <strong>wehren</strong> weiß<br />

Von Hans-<strong>Die</strong>ter Seidel<br />

<strong>Rebecca</strong> <strong>Immanuel</strong><br />

09. Mai 2003- "Meine Mandanten", läßt <strong>Rebecca</strong> <strong>Immanuel</strong> im Gespräch schon einmal beiläufig<br />

fallen. Ein bezeichnendes Indiz dafür, wie sehr in <strong>die</strong>ser Sache Darstellerin und Dargestellte <strong>zu</strong>r<br />

Deckung gefunden haben. Wem <strong>die</strong> Fernsehserie "Edel & Starck" und damit der eine wie der<br />

andere der beiden Charaktere vertraut ist und wer nun <strong>die</strong> Freude hat, der <strong>Schauspielerin</strong> <strong>Rebecca</strong><br />

<strong>Immanuel</strong> voller Neugier gegenüber<strong>zu</strong>sitzen, erlebt Deja-vu-Erkenntnisse gleich reihenweise.<br />

Wie sie ihre Sätze moduliert, wie sie, um das Gemeinte <strong>zu</strong> verstärken, mimische Ausrufezeichen<br />

setzt, wie sie für einen Augenblick den Kobold mimt und ein spitzbübisches Lächeln in ihr Ge<strong>sich</strong>t<br />

zaubert, wie sie schließlich, in schöner Regelmäßigkeit, mit grazilem Schwung <strong>die</strong> langen Haare<br />

hinter <strong>die</strong> Ohren streicht - <strong>die</strong>se <strong>Rebecca</strong> <strong>Immanuel</strong> ist so unverkennbar Sandra Starck, daß keiner<br />

mehr, auch sie selbst nicht, jetzt noch entscheiden könnte, ob <strong>die</strong> <strong>Schauspielerin</strong> <strong>sich</strong> <strong>die</strong> Figur<br />

kategorisch anverwandelte, oder ob <strong>die</strong> Rolle, <strong>die</strong> sie nun für Jahre und in Serie <strong>zu</strong> leben hat,<br />

allmählich auf <strong>die</strong> Darstellerin abfärbte.<br />

Ursprünglich war <strong>die</strong> junge Anwältin Sandra Starck, <strong>die</strong> <strong>sich</strong> couragiert in <strong>die</strong> Kanzlei des ihr <strong>zu</strong>vor<br />

unbekannten Kollegen Felix Edel schummelt und dort alsbald unentbehrlich macht, im Drehbuch<br />

viel zickiger, fast gar ein wenig sauertöpfisch angelegt. <strong>Rebecca</strong> <strong>Immanuel</strong> drängte darauf, der<br />

Rolle einen fescheren, moderneren Zuschnitt <strong>zu</strong> verpassen, auf daß stets eine gewisse Charme-<br />

Balance gewahrt werde.


Kein Neid, keine Mißgunst<br />

Obwohl sie <strong>sich</strong> hier, dem Zuschauer <strong>zu</strong>m Vergnügen, mit Erfolg durchsetzte, beteuert sie<br />

glaubwürdig, daß es im gemeinsamen Auftritt mit Christoph M. Ohrt kein eifersüchtiges Lauern auf<br />

<strong>die</strong> besseren Szenen, keinen Neid und keine Mißgunst gebe - im ständigen Bewußtsein nämlich,<br />

daß das Duo unendlich mehr an Witz und Spielfreude bringt, als es bei noch so pointenreichem<br />

Drehbuch jeder allein für <strong>sich</strong> vermöchte. Der ewige Antagonismus zwischen Mann und Frau, das<br />

<strong>sich</strong> nimmermüde kabbelnde Paar, welches alles darf, nur nicht wirklich ein Paar werden, das<br />

Ringen zwischen Verstand und Gefühl, wobei in der Serie "Edel & Starck" aparterweise <strong>die</strong> Frau<br />

eher aufs Denken und der Mann mehr aufs Empfinden verpflichtet wird - <strong>die</strong>ses Wechselspiel ist<br />

schon seit urdenklichen Screwball-Comedy-Zeiten <strong>die</strong> beste Vorausset<strong>zu</strong>ng intelligenter<br />

Unterhaltung, im Kino wie im Fernsehen.<br />

<strong>Die</strong> skurrilen Fälle, <strong>die</strong> vor allem der Drehbuchautor Marc Terjung seiner gelenkigen Phantasie<br />

entsprießen läßt, spielen mit Elementen der Gerichtswirklichkeit, geben aber nie vor, anwaltliche<br />

Realität <strong>zu</strong> spiegeln. Und <strong>die</strong> Scharmützel der Advokaten sind nur ein Vorwand für immerwährende<br />

Balzgefechte, wobei <strong>die</strong> Revue menschlicher Schwächen, um <strong>die</strong> es geht, keine Figur jemals<br />

denunziert.<br />

<strong>Die</strong> Rolle Sandra Starck, dessen ist <strong>Rebecca</strong> <strong>Immanuel</strong> <strong>sich</strong> vollkommen bewußt, bedeutet den<br />

Glücksgriff schlechthin für eine <strong>Schauspielerin</strong>. Sie wollte sie, erst einmal in <strong>die</strong> engere Wahl<br />

gelangt, unbedingt haben und nahm dafür jede Beschwernis wiederholter Castings und tückischer<br />

Improvisationsaufgaben gemeinsam mit Ohrt auf <strong>sich</strong>. Doch so zielgerichtet sie in <strong>die</strong>sem Fall<br />

vorging, so entschieden hat <strong>die</strong> nun Zweiunddreißigjährige, <strong>die</strong> <strong>sich</strong> nie allein auf ihr attraktives<br />

Äußeres verlassen wollte, ihren ganzen Werdegang vorangetrieben.<br />

Zur <strong>Schauspielerin</strong> berufen<br />

In Hamburg in eher bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen, durfte sie schon früh begreifen<br />

lernen, daß einem im Leben kaum etwas geschenkt wird, was <strong>die</strong> Bereitschaft unbedingt förderte,<br />

"<strong>sich</strong> gegen etwas für etwas <strong>zu</strong> entscheiden", wie sie ihre Maxime definiert. Schon mit zwölf<br />

Jahren, in der zweisprachigen Schule, in <strong>die</strong> sie <strong>die</strong> eine geraume Zeit alleinerziehende Mutter<br />

steckte, wurde <strong>Rebecca</strong> <strong>Immanuel</strong>s Spieltrieb geweckt, bei deutsch-englischen Sketchen, <strong>die</strong><br />

immer wieder in der Klasse auf<strong>zu</strong>führen waren. Auch der Aufenthalt in einer amerikanischen<br />

Highschool und nach dem Abitur ein soziales Jahr in der geriatrischen Abteilung eines<br />

Krankenhauses vermochten an dem kindlichen Berufswunsch nichts <strong>zu</strong> ändern: <strong>Rebecca</strong> <strong>Immanuel</strong><br />

wußte <strong>sich</strong> <strong>zu</strong>r <strong>Schauspielerin</strong> berufen. Sie schlug <strong>sich</strong> durch nach Berlin, suchte und pflegte<br />

entscheidende Kontakte und absolvierte im zweiten Anlauf mit Gewinn <strong>die</strong> renommierte Ernst-<br />

Busch-Schule.


Noch während der Ausbildung ein paar Einsätze als Komparsin und als Lichtdouble, erste<br />

typgerechte Episodenrollen in Fernsehserien wie "Gegen den Wind" oder "<strong>Die</strong> Schule am See", mit<br />

denen sie auf ihre Lebendigkeit und ihr wendiges Spiel aufmerksam machen konnte, allmählich<br />

auch fast Hauptrollen, etwa in Vivian Naefes Fernsehkomö<strong>die</strong> "Frauen lügen besser" - der<br />

berufliche Weg aufstrebender Schauspieler hat seine festen Bahnen. Das Besondere bei <strong>Rebecca</strong><br />

<strong>Immanuel</strong> aber ist, daß sie <strong>sich</strong> ein Buch <strong>zu</strong>m Leitfaden erkor, auf dessen Rezepte sie heute noch<br />

schwört.<br />

"Der persönliche Erfolg" von Dr. Vera Birkenbiehl lehrte sie, <strong>sich</strong> selbst <strong>zu</strong> durchschauen, stets auf<br />

der Hut <strong>zu</strong> sein und mit Vorsatz jene Furcht an<strong>zu</strong>gehen, <strong>die</strong> ihre Spielfreude lähmt. "<strong>Die</strong> Angst ist<br />

eng", sagt <strong>Rebecca</strong> <strong>Immanuel</strong>, in <strong>die</strong>sem Moment kein Kobold mehr. Tatsächlich könnte man es<br />

eine Art weltlicher Religiosität nennen, wenn sie von ihrem Glauben spricht, daß man im Leben<br />

immer geführt wird, wenn sie, was auf sie einstürmt, danach einteilt, ob es lebensbejahend ist, und<br />

wenn sie <strong>sich</strong> dem Zynismus, den ihre Branche mit Vorliebe pflegt, konsequent verweigert. Sie<br />

geht ihre Rollen unvoreingenommen an, hofft auf deren "Durchlässigkeit" sowie auf <strong>die</strong> Chance<br />

<strong>zu</strong>m Mitfühlen und weiß <strong>sich</strong> immer dann am besten, "sobald ich eine klare Anweisung habe".<br />

Unter Bikern<br />

Natürlich gehört <strong>zu</strong>r Persönlichkeit <strong>Rebecca</strong> <strong>Immanuel</strong>s auch, daß hier ein Mensch in seinem<br />

ganzen Widerspruch <strong>zu</strong>tage tritt. Einerseits verlangt es sie nach Geborgenheit; in fremder<br />

Umgebung <strong>zu</strong>m Beispiel schätzt sie eine Hand, <strong>die</strong> sie um mögliche Fährnisse lenkt. Andererseits<br />

nennt sie, doch eine eher zierliche Person, ein mächtiges Motorrad ihr eigen, vollgetankt 280<br />

Kilogramm schwer, das nur mit listiger Hebelkraft oder ein paar starken Männerarmen wieder<br />

aufgerichtet werden kann, wenn es mal umstürzt.<br />

<strong>Die</strong> Frau, <strong>die</strong> eben noch behütet sein wollte, fühlt <strong>sich</strong> unter Bikern nicht nur wohl, sondern<br />

offen<strong>sich</strong>tlich auch unter ihresgleichen. Einerseits schickt sie <strong>sich</strong> diszipliniert in <strong>die</strong> Fron Hunderter<br />

Drehtage von manchmal zwölf bis vierzehn Stunden, andererseits schwärmt sie von ihrem<br />

Verlangen, aus<strong>zu</strong>büchsen in <strong>die</strong> Natur, wo man <strong>die</strong>se beim Fahren noch riechen kann, und ins<br />

Ungebundensein. Aber auch Sandra Starck, da schließt <strong>sich</strong> der Kreis, hat ja ein widersprüchliches<br />

Wesen, wenn <strong>die</strong> junge Anwältin, <strong>die</strong> im strengen Kostüm oder in der Robe eine so entschiedene<br />

Figur macht, <strong>zu</strong> Hause in Häschenpantoffeln herumhuscht und auf dem Sofa ihre<br />

Kleinmädchenträume hegt.<br />

<strong>Die</strong> Frage, wie es weitergehen soll, wenn es Sandra Starck irgendwann nicht mehr gibt, läßt<br />

<strong>Rebecca</strong> <strong>Immanuel</strong> noch nicht an <strong>sich</strong> heran. <strong>Die</strong> Arbeit macht nach wie vor ungemein Spaß, über<br />

<strong>die</strong> Drehbücher der in <strong>die</strong>sen Wochen gedrehten neuen Folgen gerät <strong>die</strong> <strong>Schauspielerin</strong> gerade<strong>zu</strong><br />

ins Schwärmen, und weil der Sender Sat.1, wie gerade jetzt Montag für Montag, mit<br />

Wiederholungen "Edel & Starck" allzeit präsent hält, ist nicht <strong>zu</strong> befürchten, daß das schlagfertige<br />

Duo bei den Zuschauern in Vergessenheit gerät. Im übrigen: Gegen Zukunftsangst ist <strong>die</strong><br />

Gewißheit, man werde im Leben immer geführt, <strong>die</strong> <strong>zu</strong>verlässigste Medizin. Selbst wenn sie nur ein<br />

Placebo sein sollte.


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Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 10.05.2003<br />

Bildmaterial: SAT.1<br />

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