Brustkrebs trifft mitten ins Herz - St. Vincenz Krankenhaus Limburg
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26 > VIA > <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong><br />
Beim plötzlichen <strong>Herz</strong>stillstand können auch Kinder<br />
zu Lebensrettern werden – <strong>St</strong>udie der Universitätsklinik<br />
Rostock an der <strong>Limburg</strong>er Tilemannschule<br />
>> Dass das <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>-<strong>Krankenhaus</strong> bei<br />
plötzlichem <strong>Herz</strong>stillstand auch aufgrund<br />
seiner medizintechnischen Ausrüstung im<br />
Notfall die erste Adresse in der Region ist,<br />
ist unbestritten. Dennoch können bis zum<br />
Eintreffen des Notarztwagens entscheidende<br />
Minuten verstreichen, in denen<br />
mit den entsprechenden lebensrettenden<br />
Maßnahmen nicht nur das Überleben der<br />
Patienten gesichert, sondern auch deren<br />
„Outcome“, sprich: ihre Lebensqualität<br />
nach diesem Notfall entscheidend verbessert<br />
werden kann. Grund genug, selbst im<br />
Schatten des <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong> der Frage nachzugehen,<br />
ob bereits Schüler für solche<br />
Notfälle zu potenziellen Helfern ausgebildet<br />
werden können. Doktoranten des<br />
Rostocker Universitätsklinikums unter<br />
der Leitung von Dr. Gernot Rücker gingen<br />
dieser Fragestellung nun auf den Grund.<br />
Sie hatten in einem Großversuch für eine<br />
<strong>St</strong>udie über 800 Schülerinnen und Schüler<br />
des <strong>Limburg</strong>er Tilemann-Gymnasiums<br />
getestet.<br />
Gernot Rücker (43) ist Leiter der notfallmedizinischen<br />
Forschungsgruppe an der<br />
Klinik für Anästhesie und Intensivtherapie<br />
an der Universität Rostock. Für seine<br />
<strong>St</strong>udienzwecke hat sich der ehemalige Tilemannschüler<br />
(Abi-Jahrgang 1984) aus<br />
Aarbergen seiner alten Penne erinnert,<br />
„weil ich ihre Infrastruktur kenne und den<br />
lokalen Vorteil nutzen kann.“ Derzeit liege<br />
die Überlebensrate für Menschen, die<br />
der <strong>Herz</strong>druckmassage bedürfen, bei zehn<br />
Prozent. „Wir wollen die Erfolgsrate durch<br />
Erste-Hilfe-Unterricht in Schulen auf 20<br />
Prozent steigern. Das deutet in Deutschland<br />
ganz konkret Jahr für Jahr mehr Menschen,<br />
die einen akuten <strong>Herz</strong>stillstand überleben<br />
könnten“, erläuterte der Experte den Sinn<br />
und Zweck des Pilotprojekts.<br />
„Die Forschung sei die eine Sache, gleichzeitig<br />
1.000 Schüler (170 waren es bereits<br />
in Rostock) mit entsprechendem lebensrettendem<br />
Wissen auszustatten und sie<br />
für eine erfolgreiche Lebensrettung fit zu<br />
Notfallausbildung<br />
im Schatten des <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong><br />
Von Dieter Fluck<br />
Foto: Fluck<br />
Drei Mitschüler beobachten, wie ein Schüler zwei Minuten<br />
lang <strong>Herz</strong>druckmassage ausübt. Dr. Gernot Rücker (Mitte)<br />
gibt Anweisung, rechts wird am Computer festgehalten, ob<br />
der Rhythmus eingehalten worden ist.<br />
machen, die andere. Wenn bei einem Patienten<br />
ein <strong>Herz</strong>stillstand e<strong>ins</strong>etzt, dann bedeutet jede<br />
ungenutzte Minute eine Verminderung der<br />
Überlebenschancen um etwa zehn Prozent",<br />
sagte Rücker, der das Uniklinikum Rostock<br />
im vergangenen Jahr flächendeckend mit 20<br />
automatischen externen Defibrillatoren ausgestattet<br />
hat.<br />
Aber diese Geräte seien allerorts noch Mangelware,<br />
deshalb komme es auf Menschen an,<br />
die im Notfall wüssten, wie sie Hand anlegen<br />
müssen. Einer der jungen <strong>Limburg</strong>er Probanten<br />
habe berichtet, dass er schon einmal eine <strong>Herz</strong>druckmassage<br />
anwenden musste. „Die Hemmschwelle<br />
bei Kindern ist wesentlich geringer<br />
als bei Erwachsenen. Diesen Vorteil gilt es zu<br />
nutzen“, sagte Rücker und fügte hinzu: „Die<br />
Tilemannschüler waren extrem motiviert.“<br />
Dort hatten mit Zustimmung ihrer Eltern und<br />
des Schulamtes klassenweise zehn- bis 17-<br />
Jährige (5. bis 11. Schuljahr) an den Übungen<br />
teilgenommen. Ihnen war die Aufgabe gestellt,<br />
nach der weltweiten Richtlinie zwei Minuten<br />
lang jeweils 100 Drucke pro Minute, <strong>ins</strong>gesamt<br />
also 200 Drucke, auf den Brustkorb von<br />
Spezialpuppen zu setzen. „Diese Druckzahl ist<br />
erforderlich, um einen ordentlichen Blutdruck<br />
gegen den <strong>Herz</strong>stillstand zu bekommen“, verdeutlichte<br />
der Versuchsleiter. Jeder Druck wurde<br />
von einem Computer aufgezeichnet. Gernot<br />
Rückers erste Diagnose nach dem Großversuch:<br />
„Wahrscheinlich können Schüler ab dem 6. bis<br />
7. Schuljahr, das wären elf- bis zwölf-Jährige,<br />
zu potenziellen Helfern ausgebildet werden.<br />
Geübt wurde auch die <strong>Herz</strong>druckmassage mit<br />
Beatmung. In diesem Zusammenhang wies<br />
Forschungsleiter Rücker auf eine aktuelle <strong>St</strong>udie<br />
japanischer Wissenschaftler hin, wonach<br />
bei einem <strong>Herz</strong>stillstand in Situationen außerhalb<br />
des <strong>Krankenhaus</strong>es (etwa bei Verkehrsunfällen)<br />
auch eine alleinige Druckmassage des<br />
Brustkorbs ohne Mund-zu-Mund-Beatmung<br />
die Überlebenschancen des Betroffenen bis<br />
zu 100 Prozent verbessert. Die Rostocker Universität<br />
wird der Tilemannschule einen ausgewerteten<br />
Bericht zur Verfügung stellen, den<br />
die Schulleitern Regine Eiser-Müller mit den<br />
Eltern erörtern will.