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Fisch und Ernährung - Max Rubner-Institut

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<strong>Fisch</strong> in der <strong>Ernährung</strong><br />

� Das macht <strong>Fisch</strong> zu einem hochwertigen<br />

Lebensmittel<br />

� Wie sieht es mit Schadstoffen aus?<br />

� Sind Nematoden noch ein Problem?<br />

� Wichtig zu wissen beim Verzehr von rohem<br />

<strong>Fisch</strong> wie z. B. Sashimi<br />

� Kann <strong>Fisch</strong> allergische Reaktionen auslösen?<br />

� Qualität von <strong>Fisch</strong>en aus Aquakultur<br />

� Neue <strong>Fisch</strong>arten auf dem deutschen Markt<br />

� Antibiotika <strong>und</strong> antibakterielle Substanzen in<br />

<strong>Fisch</strong>ereierzeugnissen<br />

Kontaktadresse:<br />

<strong>Institut</strong> für Sicherheit <strong>und</strong> Qualität bei Milch <strong>und</strong> <strong>Fisch</strong>, Kiel<br />

<strong>Institut</strong>steil <strong>Fisch</strong>, 22767 Hamburg, Palmaille 9<br />

B<strong>und</strong>esforschungsinstitut für <strong>Ernährung</strong><br />

<strong>und</strong> Lebensmittel<br />

Tel.: 040 38905-119 Fax: 040 38905-262 email:<br />

hartmut.rehbein@mri.b<strong>und</strong>.de<br />

Weitere<br />

Informationen: http://www.mri.b<strong>und</strong>.de


Das macht <strong>Fisch</strong> zu einem hochwertigen Lebensmittel<br />

<strong>Fisch</strong><br />

schmeckt nicht nur gut, sondern ist auch ein ges<strong>und</strong>es Nahrungsmittel <strong>und</strong> sollte<br />

regelmäßiger Bestandteil einer modernen <strong>Ernährung</strong> sein.<br />

Die vielfältige Produktpalette an <strong>Fisch</strong> <strong>und</strong> <strong>Fisch</strong>ereierzeugnissen<br />

macht es leicht, sich dabei<br />

schmackhaft <strong>und</strong> abwechslungsreich zu ernähren.<br />

Leicht verdauliches Eiweiß - günstige Fettzusammensetzung<br />

<strong>Fisch</strong> ist ein wertvoller Eiweißlieferant <strong>und</strong> enthält alle essentiellen<br />

Aminosäuren, d. h. auch solche, die über die Nahrung aufgenommen<br />

werden müssen, da der Mensch sie nicht selbst aufbauen kann.<br />

<strong>Fisch</strong>filets sind leicht verdaulich, weil sie im Vergleich zum Warmblüter<br />

fleisch einen wesentlich geringeren Bindegewebsanteil enthalten.<br />

Wer sich bewusst fettarm ernähren will, kann auf die so genannten<br />

Magerfische (Fettgehalte unter 2 %) wie Alaska Seelachs, Kabeljau oder<br />

Scholle zurückgreifen (Tabelle 1). Aber auch fettreichere <strong>Fisch</strong>e wie Hering,<br />

Makrele, Lachs <strong>und</strong> Sardine sollten nicht auf dem Speiseplan fehlen. Sie<br />

enthalten zwar mehr Fett <strong>und</strong> haben damit einen höheren Kaloriengehalt,<br />

gleichzeitig weisen sie aber auch noch bedeutendere Gehalte der<br />

ernährungsphysiologisch wertvollen mehrfach ungesättigten Fettsäuren auf.<br />

2<br />

<strong>Fisch</strong>eiweiß<br />

� zwischen 15 <strong>und</strong> 20 %<br />

im frischen Muskelfleisch<br />

�ausgewogene<br />

Aminosäurezusammensetzung<br />

�mit 2-3 %wenig<br />

Bindegewebe<br />

�leicht verdaulich<br />

Tabelle 1: Einteilung von <strong>Fisch</strong>-, Krebs- <strong>und</strong> Weichtierarten nach dem Fettgehalt *)<br />

Magerfische<br />

Krebstiere<br />

Muscheln<br />

Tintenfische<br />

Fettgehalt im<br />

Muskelfleisch<br />

unter 2 % Alaska Seelachs, Barsch, Blauer Wittling, Blauleng,<br />

Fl<strong>und</strong>er, Hecht, Hoki, Kabeljau, Leng, Limande,<br />

Pangasius, Schellfisch, Scholle, Seehecht, Seelachs<br />

(Köhler), Seeteufel (Angler), St. Petersfisch (St. Pierre),<br />

Tilapia, Wittling, Zander<br />

Hummer, Kaisergranat, Kalt- <strong>und</strong> Warmwassergarnele<br />

Auster, Jakobsmuschel, Miesmuschel<br />

Tintenfisch/Sepia, Kalmar/Loligo/Illex, Octopus<br />

Mittelfette <strong>Fisch</strong>e 2 % - unter 10 % Barram<strong>und</strong>i, Dorade, Forelle, Karpfen, Katfisch,<br />

Pazifische Lachsarten, Red Snapper, Renke, Rotbarsch,<br />

Sardelle, Sardine, Schwertfisch, Seezunge, Steinbeißer,<br />

Thunfisch, Weißer Heilbutt, Wels, Wolfsbarsch<br />

Deutscher Kaviar (Seehasenrogen)<br />

Fettreiche <strong>Fisch</strong>e 10 % <strong>und</strong> mehr Aal, Atlantischer Lachs, Hering, Makrele, Schwarzer<br />

Heilbutt, Sprotte<br />

Echter Kaviar (Beluga-, Osietra- <strong>und</strong> Sevruga-Kaviar)<br />

*) Die Werte können aufgr<strong>und</strong> jahreszeitlicher, biologischer oder futterbedingter Einflüsse schwanken.


Effekte, die den Omega-3-Fettsäuren zugeschrieben werden:<br />

� positive Auswirkung auf die Entwicklung <strong>und</strong> den Verlauf von Herkreislauferkrankungen<br />

bzw.<br />

Gefäßerkrankungen (u. a. durch Senkung der Blutfettwerte sowie der Viskosität des Blutes <strong>und</strong> durch<br />

Verbesserung der Elastizität der Zellmembranen)<br />

� positive Wirkung bei der Erhaltung des Sehvermögens<br />

� mitverantwortlich für die geistige Fitness ( u. a. vorbeugender Effekt bei der Entstehung von Alzheimer)<br />

� Stärkung des Immunsystems<br />

Es gibt verschiedene Quellen für Omega-3-Fettsäuren. Zum einen ist es die Alpha-Linolensäure, die in<br />

reichlichen Mengen in pflanzlichen Ölen wie Raps-, Soja- oder Walnussöl enthalten ist. Diese<br />

Verbindung ist im menschlichen Körper aber bei weitem nicht so wirksam. Die als besonders wertvoll<br />

einzustufenden Eikosapentaensäure (EPA, 20:5 [n-3]) <strong>und</strong> Dokosahexaensäure (DHA 22:6 [n-3]).<br />

enthalten sie nicht. Diese beiden langkettigen hochungesättigten Omega-3-Fettäuren kommen fast<br />

ausschließlich in Seefischen <strong>und</strong> <strong>Fisch</strong>ölen sowie in marinen Algen vor.<br />

Marine Mikroalgen können diese beiden Omega-3-Fettsäuren selbst aufbauen. Seefische enthalten sie,<br />

weil sie die entsprechenden Algen über die Nahrungskette aufnehmen (Gehalte in Tabelle 2).<br />

Tabelle 2: Durchschnittliche Gehalte an Eikosapentaen(EPA)- <strong>und</strong> Dokosahexaensäure<br />

(DHA) im Filet verschiedener <strong>Fisch</strong>arten (sortiert nach Summe EPA+DHA)<br />

<strong>Fisch</strong>art Fettgehalt<br />

3<br />

g/100 g<br />

EPA<br />

g/100 g<br />

DHA<br />

g/100 g<br />

Gehalt<br />

EPA+DHA<br />

Makrele (Scomber scombrus) 13,4 0,9 1,4 2,3<br />

Atlantischer Lachs Zucht<br />

(Salmo salar) Wildfang<br />

10,9<br />

6,4-8,1<br />

Hering (Clupea harengus) 9,1 0,7 0,9 1,6<br />

Meerbrasse (Sparus aurata)* Zucht<br />

Meerbrasse* Wildfang<br />

Regenbogenforelle Zucht<br />

(Onchorhynchus mykiss) Wildfang<br />

8,5<br />

1,0<br />

5,4<br />

3,4<br />

0,9<br />

0,3<br />

0,6<br />


Futterauswertung bei geringer Umweltbelastung auszeichnen, zusätzlich auch die ernährungsphysiologische<br />

Qualität des Fettes erhöhen können. Insbesondere Lachse aus der Aquakultur, deren<br />

Futter Anteile von <strong>Fisch</strong>mehl oder- öl enthält, haben im Muskelfleisch hohe Gehalte an Eikosapentaen-<br />

<strong>und</strong> Dokosahexaensäure.<br />

Nicht alle Wirkungen, die den Omega-3-Fettsäuren zugeschrieben werden sind bisher durch<br />

wissenschaftlich abgesicherte<br />

klinische oder epidemiologische Studien abgesichert. Ebenso sind auf Gr<strong>und</strong><br />

der<br />

verschiedenen Wirkmechanismen die Zufuhrempfehlungen für eine erwachsene Person nicht<br />

einheitlich. Um als ges<strong>und</strong>er Mensch von der Schutzwirkung durch EPA <strong>und</strong> DHA auf den Blutfettgehalt<br />

bzw. den Blutdruck zu profitieren, wird eine Aufnahme an DHA + EPA von zusammen 0,2 bis 0,5 g/ Tag<br />

empfohlen (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit, EFSA*). Bei Herz-Kreislauf-Risiken heißt die<br />

Empfehlung der amerikanischen <strong>und</strong> deutschen Herzgesellschaften: 1 g EPA <strong>und</strong> DHA / Tag. Besonders<br />

wichtig ist eine ausreichende Versorgung für schwangere <strong>und</strong> stillende Frauen, weil der Fötus bzw. der<br />

Säugling während seiner Entwicklung einen hohen Bedarf an diesen Fettsäuren hat.<br />

Ebenfalls von ernährungsphysiologischer Bedeutung ist das Verhältnis von Omega-6- ( auch bezeichnet<br />

als ω-6- oder n-6) zu Omega-3-Fettsäuren. Die Omega-3- <strong>und</strong> die Omega-6-Fettsäuren<br />

benötigen für<br />

ihre<br />

Verwertung im Stoffwechsel die gleichen Enzyme. Aus diesem Gr<strong>und</strong> ist ein ausgewogenes Verhältnis<br />

der beiden zueinander wichtig, ansonsten verdrängt die überwiegende Fettsäure-Gruppe die andere <strong>und</strong><br />

schwächt so deren Wirkung. Nach heutiger Erkenntnis sollte das Verhältnis Omega-6 zu Omega-3 bei 5:<br />

1 oder niedriger liegen. Zu den ω-6- Fettsäuren gehören die Arachidonsäure (u. a. in Fleisch, Geflügel,<br />

Eiern) <strong>und</strong> die Linolsäure (u. a in pflanzlichen Ölen wie Raps- <strong>und</strong> Sonnenblumenöl). Auch sie müssen<br />

über die Nahrung aufgenommen werden, allerdings sind wir mit ihnen bei den heutigen<br />

<strong>Ernährung</strong>sgewohnheiten überversorgt. Experten raten daher, die Zufuhr von Omega-6 Fettsäuren<br />

möglichst zu reduzieren <strong>und</strong> gleichzeitig die Einnahme von Omega-3 Fettsäuren zu steigern.<br />

Wenig Cholesterol - hohe Tauringehalte<br />

Die meisten <strong>Fisch</strong>arten enthalten im Filet nur<br />

wenig Cholesterol<br />

(Cholesterin). Deutlich<br />

höhere Gehalte sind allerdings in Krebstieren<br />

<strong>und</strong> solchen Erzeugnissen enthalten, die aus<br />

Rogen ( <strong>Fisch</strong>eiern) hergestellt werden wie Stör<strong>und</strong><br />

Ketakaviar sowie Deutscher Kaviar.<br />

Der Fettgehalt im Muskelfleisch von<br />

Speisefischen hat keinen Einfluss auf die Höhe<br />

des Cholesterols. Tabelle 3 gibt eine Übersicht<br />

über die durchschnittlichen Gehalte<br />

verschiedener handelsüblicher Meerestiere bzw.<br />

ihrer Produkte.<br />

Tabelle 3: Mittlere Cholesterolgehalte in <strong>Fisch</strong>,<br />

Krebs- <strong>und</strong> Weichtieren<br />

Atlantischer Lachs 26 mg / 100 g<br />

Regenbogenforelle 27 mg / 100 g<br />

Taschenkrebs 29 mg / 100 g<br />

Jakobsmuschel, Miesmuschel unter 30 mg / 100 g<br />

Blauleng, Kabeljau, Schellfisch, Seehecht 27- 39 mg / 100 g<br />

Plattfische (Scholle, Schwarzer Heilbutt, Seezunge, Weißer Heilbutt) 30 - 40 mg / 100 g<br />

Flussbarsch, Hecht, Renke, Zander 63 - 92 mg / 100 g<br />

Kalmar, Octopus 84 / 144 mg / 100 g<br />

Norwegischer Hummer 97 mg / 100 g<br />

Warmwassergarnele 140 -150 mg / 100 g<br />

Kaltwassergarnele (Nordseegarnele, Eismeergarnele) 135 -194 mg / 100 g<br />

Seefischrogen 200 mg / 100 g<br />

Russischer Kaviar 273 mg / 100 g<br />

Aus: Seafood research<br />

from fish to dish. Ed.: J. Luten u. a., Wageningen, Academic publishers, 2006<br />

*)<br />

EFSA Panel on Dietetic Products, Nutrition and Allergies (NDA); Scientific Opinion on the substantiation of health claims related<br />

to EPA, DHA, DPA and<br />

maintenance of normal blood pressure (ID 502), maintenance of normal HDL-cholesterol concentrations (ID 515), maintenance of normal (fasting) blood<br />

concentrations of triglycerides (ID 517), maintenance of normal LDL-cholesterol concentrations (ID 528,<br />

698) and maintenance of joints (ID 503, 505, 507,<br />

511,<br />

518, 524, 526, 535, 537) pursuant to Article 13(1) of Regulation (EC) No 1924/2006 on request from the European Commission. EFSA Journal 2009;<br />

7(<br />

9):1263. [26 pp.]. doi:10.2903/j.efsa.2009.1263. Available online: www.efsa.europa.eu<br />

4


Taurin wird als unverzichtbar für die normale Entwicklung des Gehirns <strong>und</strong> der Augen-Netzhaut (Retina)<br />

angesehen. Darüber hinaus spielt es eine wesentliche Rolle bei der Stabilisierung von Zellmembranen,<br />

der Entgiftung von Schadstoffen <strong>und</strong> bei weiteren wichtigen Körperfunktionen. Eine ausreichende<br />

Versorgung mit Taurin ist für schwangere Frauen von Bedeutung,<br />

da es an der Gehirnentwicklung des<br />

Fötus beteiligt ist.<br />

Chemisch gesehen ist Taurin eine 2-Amino-ethanolsulfonsäure. Sie dient nicht der Bildung von<br />

Körperproteinen <strong>und</strong> kann vom Menschen bis zu einem gewissen Grad selbst aus der essentiellen<br />

Aminosäure Methionin <strong>und</strong> aus Cystein gebildet werden. Bei Föten <strong>und</strong> Neugeborenen geschieht das<br />

allerdings nicht bzw.<br />

nicht in ausreichender Menge.<br />

Insbesondere Meeresfische enthalten hohe Gehalte an Taurin (Tabelle 4).<br />

Tabelle 4: Mittlere Tauringehalte in <strong>Fisch</strong>en (Rohware)<br />

Taurin<br />

(mg / 100 g Filet)<br />

5<br />

*)<br />

Taurin<br />

(mg / 100 g Filet)<br />

Thunfisch 20-60 Kabeljau 108<br />

Rotbarsch 27 Hering 124<br />

Schellfisch 57 Seezunge 146<br />

Atlantischer Lachs 60 Seelachs 162<br />

Makrele 78 Kaltwassergarnele 220<br />

*) Gehalte entnommen aus: Gormley,TR. et al.: Taurine content of raw and processed fish fillets/portions.<br />

European Food Research and<br />

Technology, 225 (5-6), S. 837-842, 2007 <strong>und</strong> Dragnes, BT et al.: Impact of processing<br />

on the taurine content in processed seafood and<br />

their corresponding unprocessed raw materials. Int. J. Food Sci. Nutr. 60, 143-152 (2009). Die Werte können aufgr<strong>und</strong> jahreszeitlicher,<br />

biologischer oder futterbedingter Einflüsse schwanken.<br />

Kohlenhydrate<br />

Der Gehalt an Kohlenhydraten im <strong>Fisch</strong>filet beträgt weniger als 1%, was für Diabetiker bzw. bei<br />

bestimmten Diätformen interessant sein kann.<br />

Surimi, das in Form von Streifen,<br />

Kugeln, Krebsscheren u. ä. angeboten wird <strong>und</strong> auch Bestanteil von<br />

Sushi sein kann, hat auf Gr<strong>und</strong> seines Herstellungsverfahrens einen wesentlich höheren Anteil an<br />

Kohlenhydraten. Er kann bis zu 20 % betragen.<br />

Weitere Informationen:<br />

� <strong>Fisch</strong>-Informationszentrum: http://www.fischinfo.de<br />

� Zusammensetzung von <strong>Fisch</strong>en: http://www.norwegenfisch.de<br />

� Koch, S.: Omega-3-Fettsäuren aktuell. <strong>Ernährung</strong>s-Umschau 8, Seite 482-485, 2007<br />

� Schubring, R. <strong>und</strong> Rehbein H.: <strong>Fisch</strong> <strong>und</strong> Muscheln. Natürliche funktionelle<br />

Lebensmittel.<br />

Forschungsreport 1, Seite 27-29, 2007.<br />

http://www.bmelv-forschung.de/fileadmin/sites/FR-Texte/2007/fr-2007-1.pdf


Wichtige Inhaltsstoffe - Mineralstoffe <strong>und</strong> Vitamine<br />

Mineralstoffe erfüllen im Körper vielfältige Aufgaben. Sie sind wichtige Bausteine für Knochen <strong>und</strong><br />

Zellen.<br />

Außerdem sind sie für die Funktion von Enzymen <strong>und</strong> Hormonen unerlässlich.<br />

Eine abwechslungsreiche <strong>Ernährung</strong> gewährleistet in der Regel eine ausreichende Versorgung<br />

mit<br />

Mineralstoffen, Spurenelementen <strong>und</strong> Vitaminen, zu der auch <strong>Fisch</strong> einen wichtigen Beitrag<br />

leisten kann.<br />

Einige Inhaltsstoffe verdienen jedoch besondere Erwähnung.<br />

Jod<br />

Seefische <strong>und</strong> andere Nahrungsmittel aus dem Meer zählen zu den wenigen natürlichen Lebensmitteln,<br />

die relativ hohe Gehalte an Jod aufweisen. Vor allem in Magerfischen wie Schellfisch, Seelachs, Kabeljau,<br />

Leng <strong>und</strong> Wittling, aber auch in fetthaltigeren <strong>Fisch</strong>en wie Makrele <strong>und</strong> Steinbutt wurden hohe<br />

Konzentrationen festgestellt.<br />

Die von der Deutschen Gesellschaft für <strong>Ernährung</strong> (DGE)<br />

empfohlene Zufuhr für Erwachsene beträgt 180 bis 200 µg Jod pro<br />

Tag. Mit mittleren Gehalten von 100 bis 200 μg Jod /100 g wird der<br />

tägliche Jodbedarf bereits durch eine <strong>Fisch</strong>portion von etwa 150 g<br />

gedeckt.<br />

Als Folge der niedrigen Jodgehalte des Süßwassers enthalten dort<br />

lebende <strong>Fisch</strong>e wie Forelle, Karpfen, Tilapia <strong>und</strong> Pangasius in der<br />

Regel nur geringe Jodmengen von 5 –15 μg in 100 g essbarem<br />

Anteil.<br />

Allerdings<br />

kann ähnlich wie bei Warmblütern auch bei<br />

Süßwasserfischen eine Erhöhung der Jodgehalte durch Gaben von<br />

jodhaltigem Futter erreicht werden, was die Gehalte in <strong>Fisch</strong>en aus<br />

der Aquakultur entsprechend beeinflussen kann.<br />

Selbst nach<br />

der Verarbeitung <strong>und</strong> Zubereitung bleibt der hohe Jodgehalt erhalten. Das ist wichtig, denn<br />

Deutschland ist zwar dank konsequenter Verwendung z. B. von Jodsalz nach der Definition<br />

der<br />

Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation (WHO) kein ausgesprochenes Jodmangelgebiet<br />

mehr, dennoch ist die<br />

tägliche Jodaufnahme in Deutschland nach wie vor nicht optimal <strong>und</strong> mit erheblichen individuellen<br />

Unterschieden verb<strong>und</strong>en.<br />

Eine ausreichende Versorgung kann nur über die Nahrung erfolgen. Eine Unterversorgung mit Jod führt<br />

zu einer Erkrankung der Schilddrüse, was sich unter anderem durch Müdigkeit, Konzentrationsschwäche<br />

oder Gewichtszunahme äußern <strong>und</strong> bis zur Kropfbildung führen kann. Aktuellen Untersuchungen zufolge<br />

scheint es möglich, dass eine ausreichende Jodzufuhr das Risiko einer Brustdrüsen- oder<br />

Brustkrebserkrankung bei Frauen<br />

mindern kann.<br />

6<br />

Jod<br />

� unentbehrlich für die<br />

Schilddrüse<br />

� Tagesbedarf: 180 bis 200 µg<br />

(= 0,18-0,2 mg)<br />

Selen<br />

� fängt als Enzymbestandteil<br />

freie Radikale ab<br />

� vermutlich krebshemmend<br />

� stärkt das Immunsystem<br />

� bindet u. a schädliche<br />

Schwermetalle<br />

� geschätzter<br />

Tagesbedarf:<br />

30 bis 70 µg (=0,03-0,07 mg)<br />

Sehr hohe Konzentrationen an Jod sind in vielen<br />

Meeresalgen enthalten. Hier ist beim Konsumieren<br />

Vorsicht geboten. Das B<strong>und</strong>esinstitut für Risikobewertung<br />

hält den Verzehr von Algen mit mehr als 20<br />

mg Jod/ kg Trockenalge für bedenklich. Gr<strong>und</strong> dafür<br />

ist, dass die übermäßige Zufuhr des Minerals auch<br />

unerwünschte Folgen haben kann. Die Gehalte einiger<br />

Algenprodukte sind in Tabelle 5 zusammengefasst.<br />

Während in asiatischen Ländern mit durchgehend<br />

ausreichender Jodversorgung (wie z. B. in Japan) ein<br />

plötzliches Überangebot an Jod kaum mit einem<br />

Ges<strong>und</strong>heitsrisiko verb<strong>und</strong>en ist, kann dies hierzulande<br />

als Folge der Anpassung an einen chronischen<br />

Jodmangel gerade bei älteren Menschen<br />

Fehlfunktionen der Schilddrüse hervorrufen.


Tabelle 5: Durchschnittliche Jodgehalte in getrockneten Meeresalgen (mg/ kg Algen)*<br />

Nori 5-8 Hijiki 30-50<br />

Dulse 8 Arame 60-80<br />

Meeressalat (Laitue de mer) 25 Kombu 100-500<br />

Wakame 10-20<br />

*Tabellenwerte aus: http://www.biothemen.de/Qualitaet/algen/wakame-nori-kombu.html<br />

Die beliebte Sushi Alge "Nori", die zum Einrollen<br />

mäßigen Jodgehalt.<br />

der Maki-Sushi Rollen verwendet wird, hat nur einen<br />

Lebensmittel <strong>und</strong> Würzmittel aus Algen bzw. Seetang<br />

mit einem Jodgehalt von mehr als 20 mg/kg sind in<br />

Deutschland aus Gründen des vorbeugenden Ges<strong>und</strong>heitsschutzes<br />

nicht verkehrsfähig. Daher sind<br />

Braunalgen als direkt zu verzehrendes Lebensmittel nicht gr<strong>und</strong>sätzlich zugelassen. Näheres dazu:<br />

Aktualisierte<br />

Stellungnahme Nr. 026/2007 des BfR vom 22. Juni 2004: Ges<strong>und</strong>heitliche Risiken durch zu<br />

hohen Jodgehalt in getrockneten Algen.<br />

Selen<br />

Die Bedeutung des Selens für unser Immunsystem wurde erst vor einigen Jahren erkannt.<br />

Es ist wie J od ein essentielles (d. h. für den Körper notwendiges) Spurenelement mit verschiedenen<br />

bedeutenden Funktionen. U. a. ist es zusammen mit dem Jod wichtig für<br />

den Stoffwechsel der<br />

Schilddrüsenhormone.<br />

Es ist Bestandteil von Enzymen.<br />

<strong>Fisch</strong>fleisch ist eine der wenigen <strong>und</strong> leicht verfügbaren Quellen für Selen. Im Seefischmuskel kann man<br />

mit einem mittleren Gehalt von 25 - 40 µg/ 100 g Frischgewicht rechnen. Magere <strong>Fisch</strong>arten wie<br />

Kabeljau, Schellfisch oder Seelachs enthalten etwas weniger Selen als die Fettfische Hering, Sardine <strong>und</strong><br />

Aal oder als Plattfische.<br />

Auch im verzehrbaren Anteil anderer Meerestiere ist Selen enthalten. Es übersteigt z. T. die in Seefischen<br />

gef<strong>und</strong>enen Gehalte. Besonders reich an Selen sind Schalen- <strong>und</strong> Krebstiere, also Muscheln, Austern,<br />

Garnelen <strong>und</strong> Hummer (50 - 90 µg/ 100 g).<br />

Mit einer <strong>Fisch</strong>mahlzeit von 200 g kann der tägliche Bedarf an Selen weitgehend gedeckt werden.<br />

Zink<br />

Neben Selen fängt auch Zink freie Radikale ab. Es hilft Allergien vorzubeugen <strong>und</strong> schützt bei UV-<br />

Strahlung, die durch Freisetzung freier Radikale in der Haut oxidative Zellschäden hervorrufen kann. Zink<br />

ist ein essentieller Bestandteil zahlreicher Enzyme des Eiweißstoffwechsels.<br />

Da dieses Spurenelement<br />

nicht gespeichert werden kann, sollten zinkhaltige Lebensmittel täglich gegessen werden. Sehr gute<br />

Zinkquellen im Bereich der <strong>Fisch</strong>ereierzeugnisse sind beispielsweise Austern, Hummer <strong>und</strong><br />

Taschenkrebse.<br />

Weitere Mineralstoffe<br />

<strong>Fisch</strong>e <strong>und</strong> Meerestiere gehören ferner zu den fluoridreicheren Lebensmitteln. Fluorid wird zwar nicht als<br />

essentiell betrachtet, es spielt aber eine wichtige Rolle beim Aufbau der Knochen <strong>und</strong> bei der<br />

Kariesprävention.<br />

Die Fluoridaufnahme über Lebensmittel liegt in Deutschland weit unter den<br />

empfohlenen Richtwerten. Die Gehalte im <strong>Fisch</strong>fleisch liegen zwischen 0,2 <strong>und</strong> 0,4 mg/ 100 g. Da<br />

der<br />

Hauptanteil des Fluorids in den Gräten <strong>und</strong> Schuppen enthalten ist, haben Erzeugnisse, die größtenteils<br />

ganz oder mit<br />

Haut gegessen werden wie Sprotten, Sardinen oder Heringe, noch höhere Werte.<br />

Die Natrium-Gehalte von See- <strong>und</strong> Süßwasserfischen sind niedrig, was den Bestrebungen zur Senkung<br />

bzw. Kontrolle des täglichen Natriumverbrauchs entgegenkommt. Sie liegen bei 30- 100 mg Natrium/<br />

100 g. Seegefrostete Ware kann durch das Waschen mit Seewasser etwas höhere Konzentrationen<br />

haben. Dennoch ist auch sie bei entsprechender Zubereitung für eine kochsalzarme Kost geeignet.<br />

7


Salzfischerzeugnisse, Anchosen (wie Graved Lachs, Matjesfilets nordische Art) <strong>und</strong> Marinaden (wie<br />

Rollmops, Bismarckhering) enthalten auf Gr<strong>und</strong> ihrer Herstellung erwartungsgemäß viel Natrium<br />

(produktabhängig ca. 1000 – 7000 mg/100 g).<br />

<strong>Fisch</strong> ist auch eine sehr gute Quelle für die Versorgung mit Kalium.<br />

Die Angaben bewegen sich zwischen 200- 400 mg Kalium / 100 g.<br />

Der Phosphorgehalt im <strong>Fisch</strong>muskel schwankt nur wenig zwischen<br />

den <strong>Fisch</strong>arten <strong>und</strong> liegt bei 200 mg/100 g. Höhere Gehalte können<br />

in Produkten vorkommen, bei deren Herstellung phosphathaltige<br />

Zusätze verwendet werden dürfen, die dann jedoch in der<br />

Zutatenliste aufgeführt werden müssen. Zulässig ist auch die<br />

Verwendung von Di-, Tri- <strong>und</strong> Polyphosphaten (E 450, E 451, E<br />

452) in unbehandelten tiefgefrorenen <strong>Fisch</strong>filets <strong>und</strong> Garnelen. Sie<br />

ist mengenmäßig begrenzt <strong>und</strong> muss deklariert werden<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich verboten ist der Zusatz von Polyphosphaten in<br />

<strong>Fisch</strong>stäbchen.<br />

Vitamine<br />

Vitamine im <strong>Fisch</strong><br />

Vitamin D ist nur in wenigen Lebensmitteln in nennenswerten<br />

Mengen enthalten, zu denen auch <strong>Fisch</strong> zählt. Zu den <strong>Fisch</strong>arten<br />

mit den bedeutendsten Vitamin D-Gehalten im Muskelfleisch<br />

gehören Arten mit höherem Fettgehalt wie Lachs, Aal, Heilbutt,<br />

Sardine <strong>und</strong> Hering.<br />

Besonders hohe Konzentrationen kommen im Leberöl vieler<br />

<strong>Fisch</strong>arten vor. Mancher Erwachsene erinnert sich sicher noch mit<br />

Schaudern an Lebertran, den er als Kind bekam, weil er so ges<strong>und</strong><br />

ist.<br />

Zweifellos sind Leberöle ausgezeichnete Vitaminquellen,<br />

insbesondere<br />

für Vitamin A <strong>und</strong> Vitamin D.<br />

Da die Leber jedoch Entgiftungsorgan der <strong>Fisch</strong>e ist, kann eine<br />

höhere Schadstoffbelastung<br />

der daraus gewonnenen Öle nicht<br />

ausgeschlossen werden, so dass Vitaminpräparate<br />

die sicherere<br />

Wahl<br />

sind.<br />

Von<br />

den wasserlöslichen<br />

Vitaminen sind Niacin, Vitamin B6 <strong>und</strong><br />

Vitamin<br />

B12 im <strong>Fisch</strong>filet in so großen Mengen enthalten, dass mit<br />

einer <strong>Fisch</strong>mahlzeit erhebliche Anteile des empfohlenen<br />

Tagesbedarfes gedeckt werden können.<br />

Tabelle 6 gibt einen Überblick über die durchschnittlichen Gehalte<br />

an wasser- <strong>und</strong> fettlöslichen Vitaminen im <strong>Fisch</strong>filet.<br />

8<br />

Natrium<br />

� Regulierung des<br />

osmotischen Druckes<br />

� Bestandteil von Enzymen<br />

Kalium<br />

� Regulierung des<br />

osmotischen Druckes<br />

� Bestandteil von Enzymen<br />

� blutdrucksenkend<br />

� entwässernd<br />

Calcium <strong>und</strong> Phosphor<br />

� wichtig für: Aufbau der<br />

Knochen <strong>und</strong> Zähne,<br />

Muskelkontraktion <strong>und</strong><br />

Blutgerinnung<br />

Wasserlösliche Vitamine<br />

Niacin<br />

� wichtig für verschiedenste<br />

Oxidations-<br />

<strong>und</strong><br />

Reduktionsvorgänge<br />

� Energiegewinnung<br />

Vitamin B6<br />

� wichtig für Eiweißstoffwechsel<br />

� funktionierendes Nerven- <strong>und</strong><br />

Immunsystem<br />

� Bildung roter Blutkörperchen<br />

Vitamin B12<br />

� wichtig für Nucleotidstoffwechsel<br />

(Regeneration der Zellen)<br />

� Blutbildung<br />

� Wachstumsvorgänge<br />

Fettlösliche Vitamine<br />

Vitamin D<br />

� reguliert den Einbau von<br />

Calcium <strong>und</strong> Phosphor in die<br />

Knochen<br />

� beeinflusst das Zellwachstum


Verteilung der Vitamine innerhalb des Muskelfleisches<br />

Das <strong>Fisch</strong>fleisch vieler <strong>Fisch</strong>arten ist aus heller (weißer) <strong>und</strong> dunkler (roter) Muskulatur<br />

aufgebaut. Den<br />

Hauptbestandteil des <strong>Fisch</strong>fleisches bildet die helle Muskulatur, die der<br />

spontanen, raschen Fortbewegung<br />

dient. Die dunkle Muskulatur,<br />

die ca. ¼ der Gesamtmenge ausmachen kann, nutzen die <strong>Fisch</strong>e zum<br />

kontinuierlichen, lang andauernden Schwimmen.<br />

Tabelle 6: Durchschnittliche Vitamingehalte im <strong>Fisch</strong>filet<br />

Fettlösliche Vitamine*<br />

Mittlerer Gehalt in<br />

100 g <strong>Fisch</strong>filet<br />

9<br />

Mittlerer Gehalt in<br />

100 g <strong>Fisch</strong>filet<br />

Vitamin A (1000/800 µg) 60 µg Vitamin E (15/12 mg) 1,2 mg<br />

Vitamin D (5 µg) 10 µg Vitamin K (70/60 µg) 0,6 µg<br />

Wasserlösliche Vitamine<br />

Vitamin B 1 (1300/1000 µg) 100 µg Biotin (30-60 µg) 4 µg<br />

Vitamin B 2 (1500/1200 µg) 200 µg Niacin (17/13 mg) 4,2 mg<br />

Vitamin B (1500/1200 µg)<br />

6 400 µg Folsäure (400 µg) 9 µg<br />

Vitamin B 12 (3 µg) 3 µg Pantothensäure (6 mg) 0,7 mg<br />

Vitamin C (100 mg) 1,2 mg<br />

*: in Klammern Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für <strong>Ernährung</strong> für männliche/weibliche Erwachsene ab 19<br />

Jahren.<br />

1 mg (Milligramm)= 1000 µg (Mikrogramm)<br />

Die dunkle Muskulatur ist bei pelagischen (d.h. im freien Wasser schwimmenden) <strong>Fisch</strong>en wie Hering,<br />

Makrele <strong>und</strong> Thunfisch besonders stark ausgeprägt <strong>und</strong> enthält mehr Fette <strong>und</strong> Kohlenhydrate als die<br />

helle Muskulatur. Sie liegt unter der <strong>Fisch</strong>haut <strong>und</strong><br />

setzt sich in Höhe der Seitenlinie keilförmig zur<br />

Wirbelsäule<br />

hin fort. Aufgr<strong>und</strong> ihres höheren Fettgehaltes weist sie mehr Vitamin A, D <strong>und</strong> E (d. h.<br />

fettlösliche Vitamine) auf als die helle Muskulatur. Außerdem enthält sie deutlich mehr Vitamin B1, B2, B12 <strong>und</strong> Pantothensäure. Wird sie abgetrennt, wird dadurch ein hoher<br />

Prozentsatz der Vitamine entfernt.<br />

Untersuchungen an verschiedenen <strong>Fisch</strong>arten ergaben, dass die dunkle Muskulatur eines <strong>Fisch</strong>es im<br />

Vergleich<br />

auch mehr Biotin enthält als die helle Muskulatur.<br />

Es wurden allerdings keine nennenswerten<br />

Unterschiede<br />

zwischen den Niacin- <strong>und</strong> Vitamin B6-Gehalten<br />

von hellem <strong>und</strong> dunklem <strong>Fisch</strong>fleisch<br />

festgestellt.<br />

Vitaminverluste bei der Verarbeitung von <strong>Fisch</strong>en<br />

Ausgehend vom frisch gefangenen <strong>Fisch</strong> bis hin zur fertig zubereiteten <strong>Fisch</strong>mahlzeit<br />

kommt es zu mehr<br />

oder weniger großen<br />

Vitaminverlusten.<br />

Ursachen für Veränderungen des Vitamingehaltes während der <strong>Fisch</strong>verarbeitung sind:<br />

� Mechanische Trennprozesse:<br />

Mit der Entfernung der Eingeweide <strong>und</strong> anderer nicht essbarer<br />

Körperpartien gehen oftmals große Teile der fettlöslichen Vitaminfraktion, aber z. T. auch<br />

beachtliche Mengen an wasserlöslichen Vitaminen verloren.<br />

� Auslaugung: Verluste vor allem von wasserlöslichen Vitaminen durch<br />

Auslaugung treten immer<br />

dann auf, wenn der <strong>Fisch</strong> in Wasser gegart <strong>und</strong> aufbewahrt oder in Aufgussflüssigkeit<br />

pasteurisiert bzw. sterilisiert wird. Bei <strong>Fisch</strong>erzeugnissen in Konservendosen<br />

können bis zu 35 %<br />

der wasserlöslichen<br />

Vitamine in die Aufgussflüssigkeit<br />

übergehen. Mit ähnlich<br />

hohen Verlusten an<br />

fettlöslichen Vitaminen ist bei Fi schen zu rechnen, die in Öl eingedost werden, das meist<br />

nicht<br />

mitverzehrt wird. Ferner sind die Wasserverluste<br />

beim Salzen von <strong>Fisch</strong>en <strong>und</strong> Tropfsaftverluste<br />

beim Auftauen tiefgefrorener <strong>Fisch</strong>e (4, 5 bis 15,2 %) als Gründe für Vitaminverluste zu nennen.<br />

� Chemische Reaktionen: Alle Vitamine sind mehr oder weniger instabil. Veränderungen im<br />

Vitamingehalt werden durch Abbaureaktionen bei Sauerstoff-, Hitze- <strong>und</strong> Lichteinwirkung sowie<br />

durch Reaktionen mit Inhaltsstoffen oder Zusatzstoffen<br />

des Lebensmittels hervorgerufen. Als


oxidativ besonders gefährdet sind die fettlöslichen Vitamine A, D <strong>und</strong> E <strong>und</strong> das Vitamin C<br />

einzustufen.<br />

All diese Vorgänge führen zu Veränderungen im Vitamingehalt von <strong>Fisch</strong>erzeugnissen, wobei die<br />

einzelnen Vitamine auf den verschiedenen Stufen der Verarbeitung <strong>und</strong> Lagerung in unterschiedlichem<br />

Umfang betroffen sind.<br />

Das Ausmaß der Vitaminverluste bei der Lagerung von <strong>Fisch</strong> ist im Wesentlichen abhängig von<br />

� Lagertemperatur (gekühlt, tiefgefroren, Raumtemperatur) <strong>und</strong> Temperaturschwankungen<br />

� Lagerdauer<br />

� Verpackungsart (Licht-, Sauerstoffdurchlässigkeit des Verpackungsmaterials, Wärmeaustausch).<br />

Das<br />

Tiefgefrieren von <strong>Fisch</strong> kann als das Haltbarmachungsverfahren angesehen werden, bei dem der<br />

ernährungsphysiologische Wert des Erzeugnisses am besten erhalten bleibt.<br />

Bei<br />

der küchentechnischen Zubereitung von Lebensmitteln hängt die Höhe der Vitaminverluste von der<br />

Art der Vorbereitung, dem Garverfahren, der Garzeit <strong>und</strong> -temperatur <strong>und</strong> der Aufbewahrung<br />

der<br />

zubereiteten Speisen ab.<br />

Die Vitamine gilt es bei der Verarbeitung von <strong>Fisch</strong>en durch eine möglichst<br />

schonende Zubereitung zu<br />

erhalten. Hohe Auslaugverluste <strong>und</strong> langes Warmhalten von <strong>Fisch</strong>gerichten sollten vermieden werden.<br />

Auch die unsachgemäße Lagerung der Rohware kann bereits zu einem deutlichen Vitaminabbau führen.<br />

Um eine Vorstellung über die Höhe der Vitaminverluste bei der küchenmäßigen oder industriellen<br />

Zubereitung von <strong>Fisch</strong> zu bekommen, dienen die in Tabelle 7 exemplarisch für vier wasserlösliche<br />

Vitamine gezeigten Werte. Angegeben sind die im gegarten Erzeugnis noch verbliebenen Vitamingehalte<br />

(ausgedrückt in % vom Anfangsgehalt). Die Tabelle zeigt deutlich, dass die größten Verluste bei der<br />

Herstellung von <strong>Fisch</strong>konserven auftreten.<br />

Tabelle 7: Einfluss verschiedener Zubereitungsmethoden auf den Vitamin-Gehalt:<br />

verbleibende Vitamingehalte in %* )<br />

Garverfahren Vitamin B 1 Vitamin B 2 Niacin Vitamin B 12<br />

Backen<br />

Fl<strong>und</strong>er, Rotlachs, Makrele, Alaska<br />

Pollack, Wittling, Garnele<br />

96 100** 99 100<br />

Grillen (Arten wie beim Backen) 93 100 98 90<br />

Mikrowelle (Arten wie beim Backen) 95 96 99 96<br />

Panieren <strong>und</strong> Braten<br />

Alaska Pollack, Wittling, Garnele<br />

Sterilisierte Konserve<br />

Lachs, Makrele <strong>und</strong> Garnele<br />

97 100 100 95<br />

34 66 78 65<br />

* Die Angaben können aufgr<strong>und</strong> verschiedener Rezepturen <strong>und</strong> Rohwarenzusammensetzung nur als Anhaltswerte dienen.<br />

** Die Gehalte liegen wegen des Flüssigkeits- <strong>und</strong> Fettverlustes während der Herstellung über 100 %<br />

Weitere Informationen:<br />

� Deutsche Gesellschaft für <strong>Ernährung</strong> e. V.: Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr.<br />

http://www.dge.de/modules.php?name=Content&pa=showpage&pid=3<br />

� Karl, H.; Münkner, W.: Jod in <strong>Fisch</strong>en <strong>und</strong> <strong>Fisch</strong>erzeugnissen. Inf. <strong>Fisch</strong>wirtsch 45(3), Seite 115-<br />

118, 1998. Volltext unter http://www.bfa-fish.de (downloads)<br />

� Oehlenschläger, J.: Selengehalt im<br />

Seefischmuskel in: <strong>Ernährung</strong>sphysiologische Eigenschaften<br />

von Lebensmitteln. Schriftenreihe des B<strong>und</strong>esministeriums für <strong>Ernährung</strong>, Landwirtschaft <strong>und</strong><br />

10


Forsten, Heft 445, Seite 86-91, 1995. pdf-Datei: http://www.bfa-<br />

fish.de/cln_044/nn_819220/DE/aktuelles/themen/<strong>Fisch</strong>qualitaet/Hochwert__Lebensmittel. html<br />

� Oehlenschläger,<br />

J.: Selengehalte im Muskel von Seefischen aus dem nordöstlichen Atlantik. Inf.<br />

<strong>Fisch</strong>wirtsch. 37(2), Seite 85-87, 1990. pdf-Datei: http://www.bfafish.de/cln_044/nn_819220/DE/aktuelles/themen/<strong>Fisch</strong>qualitaet/Hochwert__Lebensmittel.html<br />

� Ostermeyer, U.: Vitamine in <strong>Fisch</strong>en. <strong>Ernährung</strong>s-Umschau 48, Seite 102-108, 2001.<br />

http://www.bfafish.de/nn_820254/SharedDocs/Downloads/<strong>Fisch</strong>ereiforschung/ErnaehrungsUmschau__03__2001<br />

.html<br />

� Ostermeyer, U. : Vitamine in <strong>Fisch</strong>en. Inf. <strong>Fisch</strong>wirtsch. <strong>Fisch</strong>ereiforsch.<br />

46(3), Seite 42-50, 1999.<br />

http://www.bfa-fish.de/nn_817452/SharedDocs/Downloads/Infn/Vol__46__1999/99-3__Seite42<br />

50,templateId=raw, property=publicationFile.pdf/99-3_Seite42-50.pdf<br />

Unerwünschte anorganische Spurenelemente <strong>und</strong><br />

organische Rückstände<br />

Das Auftreten dieser sogenannten Schadstoffe in den Gewässern <strong>und</strong> damit auch in den<br />

<strong>Fisch</strong>en hat<br />

verschiedene Ursachen.<br />

Zum ei nen gibt es die im Wasser der Ozeane gelösten Schwermetalle wie Quecksilber <strong>und</strong> Cadmium,<br />

die überwiegend natürlichen Ursprungs sind, da sie vor allem aus verschiedenen<br />

geologischen Formen<br />

des Meeresbodens stammen. Dazu kommen die vom Menschen in die Gewässer abgegebenen<br />

Schadstoffe. Dabei handelt es sich hauptsächlich um die chlororganischen Rückstände, vor allem<br />

herrührend aus Industriechemikalien (z. B. Polychlorierte Biphenyle (PCBs), Bromierte Flamm<br />

schutzmittel) oder um Pflanzenschutzmittel (z. B. Toxaphen, Chlordan). Natürlich ist auch die Luft ein<br />

Eintragsweg in die Gewässer. Hier sind u. a. die Dioxine zu nennen, die bei thermischen Verfahren <strong>und</strong><br />

fast allen natürlichen Verbrennungsprozessen als Begleitstoffe entstehen.<br />

Die meisten dieser Verbindungen sind langlebig. Einschränkungen in ihrer<br />

zeigen nur langsam die gewünschte Abnahme im Ökosystem.<br />

FFS Walther Herwig<br />

11<br />

Verwendung oder Verbote<br />

Die <strong>Fisch</strong>e nehmen die Schadstoffe direkt auf <strong>und</strong><br />

reichern sie über die Nahrungskette an. Da die<br />

meisten organischen Schadstoffe fettlöslich sind,<br />

können <strong>Fisch</strong>e mit hohen Fettgehalten auch<br />

höhere Gehalte haben.<br />

Mitarbeiter des <strong>Max</strong> <strong>Rubner</strong>-<strong>Institut</strong>es in<br />

Hamburg fahren seit Jahren regelmäßig mit<br />

b<strong>und</strong>eseigenen Forschungsschiffen in die für die<br />

deutsche <strong>Fisch</strong>industrie wichtigen Fanggebiete im<br />

Atlantik <strong>und</strong> in der Ostsee, um die Belastung der<br />

Speisefische zu untersuchen.


Organische Rückstände:…………….<br />

Die Gehalte an organischen Rückständen im essbaren Anteil<br />

der <strong>Fisch</strong>e liegen weit unter den in der „Schadstoff- <strong>und</strong><br />

Rückstands- Höchstmengen-Verordnung“ festgelegten<br />

Grenzwerten. Gleiches gilt auch für Krebs- <strong>und</strong> Weichtiere.<br />

Rückstände von Dioxin <strong>und</strong> dioxin-ähnliche n ( dl-) PCBs<br />

sind in Spuren in allen Lebensmitteln nachweisbar. Allerdings<br />

können Lachse <strong>und</strong> Heringe aus der östlichen Ostsee<br />

hohe<br />

Gehalte aufweisen. Das gleiche gilt auch für Erzeugnisse<br />

aus<br />

Dorschlebern aus diesem Gebiet.<br />

Verbraucher, die häufig Ostseehering <strong>und</strong><br />

Ostseelachs essen, überschreiten mit<br />

Wahrscheinlichkeit die tolerierbare wöchentliche Au<br />

Dioxin <strong>und</strong> dioxin-ähnliche PCBs als solche Verbra<br />

fettreiche <strong>Fisch</strong>arten aus anderen Seegebieten verz<br />

EFSA Journal 236, 2005).<br />

(wilden)<br />

höherer<br />

fnahme für<br />

ucher, die<br />

ehren (The<br />

Insgesamt hat jedoch eine umfangreiche Studie der zum<br />

B<strong>und</strong>esministerium für <strong>Ernährung</strong>, Landwirtschaft <strong>und</strong><br />

Verbraucherschutz (BMELV) gehörenden Forschungs-<br />

einrichtungen des <strong>Max</strong> <strong>Rubner</strong>-<strong>Institut</strong>s gezeigt,<br />

dass die<br />

Aufnahme über den <strong>Fisch</strong>verzehr in Deutschland niedrig ist<br />

<strong>und</strong> an der tolerierbaren täglichen Aufnahme zu ca. 12 %<br />

beteiligt ist.<br />

Bei einem Vergleich mit Untersuchungsergebnissen vom Beginn<br />

der<br />

90er Jahre zeichnet sich ein<br />

langsamer Rückgang der Kontamination als Folge der Emissionsminderungen<br />

ab.<br />

Organische Rückstände beim Aal<br />

Aale können sehr unterschiedlich belastet sein. Die Ergebnisse<br />

des b<strong>und</strong>esdeutschen Lebensmittel<br />

Monitorings zeigen, dass die Rückstandsgehalte<br />

von Aalen aus dem Handel meist weit u nter den<br />

geltenden Grenzwerten liegen. Das liegt an dem hohen Anteil an gefarmten unbelasteten Aalen aus der<br />

Aquakultur.<br />

12<br />

Polychlorierte Biphenyle (PCBs)<br />

� Produktionsmenge: ca. 1,5 Mill. t<br />

� Technische Verwendung als<br />

Kühlflüssigkeit in Transformatoren,<br />

Hydraulikflüssigkeit, Weichmacher in<br />

Kunststoffen, Flammenschutzmittel etc.<br />

� ab 1978 Einsatz nur noch in<br />

geschlossenen<br />

Systemen<br />

� ab 1989 vollständiges Verbot<br />

Dioxine<br />

� Nebenprodukte der Chemikalienherstellung<br />

(PCP, PVC)<br />

� Chlorbleiche (Papierherstellung)<br />

� Metall- Recycling (Schmelzen von<br />

Kabeln u. a.)<br />

� Verbrennung von chlorhaltigen<br />

Substanzen in Haushalt <strong>und</strong> Industrie<br />

� Dioxine wurden nie kommerziell<br />

hergestellt<br />

Dioxinähnliche (dl-) PCBs<br />

� auf Gr<strong>und</strong> ihrer Struktur ähnliche<br />

Wirkung wie Dioxine<br />

Wesentlich problematischer ist die Situation von Aalen aus Flüssen mit starker Industrieansiedlung.<br />

Aufgr<strong>und</strong> des hohen Fettgehaltes <strong>und</strong> der Lebensweise dieser <strong>Fisch</strong>e<br />

kommt es zu einer Anreicherung<br />

von<br />

fettlöslichen organischen Kontaminanten im Muskelfleisch. Dadurch überschreiten<br />

die Gehalte an<br />

Dioxinen <strong>und</strong> dioxinähnlichen<br />

PCBs häufig die EU– weit geltenden Höchstwerte.<br />

Wildaale aus der Ostsee sind allerdings wesentlich geringer belastet als Aale aus diversen Flüssen<br />

Europas. Eine aktuelle Studie des Landesamtes für Landwirtschaft,<br />

Lebensmittelsicherheit<br />

<strong>und</strong> <strong>Fisch</strong>erei<br />

in Mecklenburg-Vorpommern belegt, dass die aktuellen Dioxin/dl-PCB-Gehalte<br />

im essbaren Anteil von<br />

Aalen aus den dortigen Küstenbereichen bis auf wenige Ausnahmen<br />

deutlich unter dem EU-Grenzwert<br />

bleiben. Anders stellt sich die Situation für Aale aus dem Rhein <strong>und</strong><br />

der Mosel <strong>und</strong> anderen<br />

Binnenflüssen<br />

dar. Hier muss mit einer erheblichen Überschreitung der Grenzwerte<br />

gerechnet werden.<br />

Gehalte an anorganischen Rückständen………………………………<br />

Die Gehalte an Blei <strong>und</strong> Cadmium im Filet von Seefischen sind sehr gering.<br />

Die im Allgemeinen als Tintenfische bezeichneten Kopffüßler wie Sepia oder Kalmare speichern häufig in<br />

ihren Eingeweiden große Mengen an Cadmium. Daher ist es wichtig, dass sie nach dem Fang<br />

unverzüglich ausgenommen werden. Die essbaren Tuben (Tintenfischringe) haben mit Seefischen<br />

vergleichbare geringe Cadmiumgehalte.<br />

Das Vorkommen von Blei im Wasser von Flüssen <strong>und</strong> Binnengewässern <strong>und</strong> damit auch in den <strong>Fisch</strong>en ist<br />

seit Einführung des bleifreien Benzins rückläufig. Die in der EU gültigen Grenzwerte werden fast nie<br />

erreicht.


Die Gehalte an Quecksilber (inkl. Methylquecksilber) im<br />

Muskelfleisch von Seefischen aus dem Nordatlantik sind niedrig.<br />

Ausnahmen<br />

bilden große <strong>und</strong> alte Exemplare vom Thunfisch, Weißen<br />

Heilbutt oder Schwertfisch. Sie können höhere Quecksilberwerte<br />

enthalten. Dies ist eine altersbedingte Anreicherung<br />

(Altersakkumulation). Solche <strong>Fisch</strong>e sind selten <strong>und</strong> werden<br />

untersucht, bevor sie gehandelt werden dürfen.<br />

Insgesamt sind <strong>Fisch</strong> <strong>und</strong> Meeresfrüchte jedoch Hauptaufnahmequellen<br />

des Menschen für das ges<strong>und</strong>heitsschädliche<br />

Methylquecksilber. In einer Pressemitteilung vom März 2004<br />

empfiehlt die EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit),<br />

für Frauen im gebärfähigen Alter (insbesondere Frauen mit<br />

Kinderwunsch), schwangere <strong>und</strong> stillende Frauen sowie Kleinkinder<br />

selektiv <strong>Fisch</strong>arten aus dem breiten Angebot auszuwählen, ohne dabei<br />

solche Raubfischarten zu über Gebühr bevorzugen, die am oberen<br />

Ende der Nahrungskette stehen (wie z. B. Schwertfisch <strong>und</strong><br />

Thunfisch). Dieser Hinweis ist nach wie vor gültig <strong>und</strong> sollte bei der<br />

Auswahl von 1 oder 2 Portionen <strong>Fisch</strong> wöchentlich als Beitrag zu einer<br />

ges<strong>und</strong>en <strong>Ernährung</strong> berücksichtigt werden.<br />

(http://www.efsa.europa.eu/EFSA/efsa_locale-<br />

1178620753824_1178620786349.htm).<br />

13<br />

Quecksilber<br />

� Quecksilber wird im Meer<br />

durch Bakterien zu Methylquecksilber<br />

umgewandelt<br />

� wirkt giftig auf das<br />

Nervensystem <strong>und</strong> auf<br />

beeinträchtigt die Entwicklung<br />

des Gehirns<br />

Cadmium<br />

� Schädigung von Niere,<br />

Leber<strong>und</strong><br />

anderen Organen<br />

� krebserregend<br />

Blei<br />

� Einlagerung in Knochen<br />

� schädigt Gesamtsystem<br />

(Müdigkeit etc.)<br />

Die immer noch geäußerte generelle Meinung, Thunfischkonserven enthielten hohe Quecksilbergehalte,<br />

trifft in der Form nicht mehr zu. Di e Industrie verarbeitet heutzutage vorrangig<br />

jüngere <strong>Fisch</strong>e, die auf<br />

Gr<strong>und</strong> ihrer kurzen Lebensspanne keine hohe Altersanreicherung<br />

haben. Allerdings zeigen<br />

Untersuchungsergebnisse der deutschen Lebensmittelüberwachung von 2 000 bis 2008, dass Konserven<br />

„Thunfisch in eigenem Saft“ in Einzelfällen Quecksilbergehalte aufweisen<br />

können, die nahe an den<br />

zulässigen Höchstgehalt von 1 mg/kg heranreichen. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e<br />

hält das B<strong>und</strong>esinstitut für<br />

Risikobewertung (BfR) die Empfehlung weiterhin aufrecht, dass Schwangere<br />

<strong>und</strong> Stillende vorsorglich den<br />

Verzehr von Thunfisch einschränken sollten.<br />

Ein weiterer Diskussionspunkt ist der teilweise hohe Arsengehalt einiger<br />

Meerestiere,<br />

wie z. B. der von<br />

Plattfischen wie Scholle oder Limande. Wie beim Quecksilber ist auch hier die<br />

Art der chemischen<br />

Verbindung ausschlaggebend für eine Ges<strong>und</strong>heitsgefährdung beim Verzehr.<br />

In <strong>Fisch</strong>en ist der deutlich<br />

überwiegende Anteil organisch geb<strong>und</strong>enes Arsen, das für den Menschen nach heutigem Kenntnisstand<br />

nicht toxisch ist <strong>und</strong> unverändert wieder ausgeschieden wird.<br />

<strong>Fisch</strong>e aus der Aquakultur werden unter kontrollierten Bedingungen aufge<br />

zogen <strong>und</strong> haben nur sehr<br />

geringe Schadstoffgehalte.<br />

Weitere Informationen:<br />

� Karl, H.; Lehmann, I.; Oehlenschläger, J.: Schadstoffe im <strong>Fisch</strong>en: heute noch ein Thema?<br />

( Forschungsreport 2/2000, Zeitschrift des<br />

Senats der B<strong>und</strong>esforschungsanstalten), pdf-Datei<br />

unter http://www.bfa-fish.de (Veröffentlichungen)<br />

� Karl, H.; Ruoff, U.: Polychlorierte Dibenzodioxine <strong>und</strong> – furane, dioxinähnliche PCB <strong>und</strong> Indikator-<br />

PCB in <strong>Fisch</strong>en <strong>und</strong> <strong>Fisch</strong>ereierzeugnissen auf dem deutschen Markt. Status-Bericht BFEL, 2007.<br />

http://www.mri.b<strong>und</strong>.de/nn_784780/SharedDocs/Publikationen/fisch__Dioxin.html<br />

� Gutachten des wissenschaftlichen Gremiums für Kontaminanten in der Lebensmittelkette auf<br />

Ersuchen des europäischen Parlaments betreffend die Sicherheitsbewertung von Wild- <strong>und</strong><br />

Zuchtfisch. The EFSA Journal 236, 2005.<br />

http://www.efsa.europa.eu/de/scdocs/ doc/contam_opinion_ej236_swaff_summary_v2_de1.pdf<br />

� Verbrauchertipp für Schwangere <strong>und</strong> Stillende, den Verzehr von Thunfisch einzuschränken,<br />

hat<br />

weiterhin Gültigkeit. Stellungnahme Nr. 041/2008 des BfR vom 10. September 2008<br />

http://www.bfr.b<strong>und</strong>.de/cm/208/verbrauchertipp_fuer_schwangere_<strong>und</strong>_stillende_den_verzehr_<br />

von_thunfisch_einzuschraenken.pdf


Mögliche Gefahrenquellen beim Verzehr von <strong>Fisch</strong>: Listerien<br />

<strong>und</strong> Parasiten<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich gilt, dass das Muskelfleisch von ges<strong>und</strong>em fangfrischem Seefisch keimfrei ist. Dieser<br />

optimale Zustand kann auf dem Weg vom Fang zum Verbraucher natürlich nicht erhalten werden. Daher<br />

sehe n d ie EU-Rechtsvorschriften für Frischfisch umfassende spezifische Hygiene- Maßnahmen vor, die<br />

eine Infektion <strong>und</strong> ein anschließendes Wachstum von Bakterien, die zu ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

Beeinträchtigungen<br />

führen können, weitmöglichst verhindern.<br />

Listerien<br />

Innerhalb der großen Gruppe von Bakterien wird im Bereich der <strong>Fisch</strong>erzeugnisse den Listerien, genauer<br />

der Spe zies Listeria monocytogenes, eine zunehmende Bedeutung als Krankheitserreger beigemessen.<br />

Listerien sind in der Natur weit verbreitet <strong>und</strong> kommen<br />

in rohen Lebensmitteln, im Erdboden <strong>und</strong> im<br />

Oberflächenwasser oder auf Pflanzen vor. Auch im Seewasser wurde Listeria monocytogenes<br />

nachgewiesen. Sie sind äußerst widerstandsfähig. Eine Vermehrung von Listerien ist sogar noch bei<br />

Kühlschranktemperaturen möglich. Die Aufnahme des Erregers erfolgt hauptsächlich beim Verzehr von<br />

kontaminierten Lebensmitteln tierischer Herkunft wie Milch-, Fleisch- oder <strong>Fisch</strong>produkten.<br />

Meistens<br />

handelt es sich um industriell hergestellte verzehrsfertige Erzeugnisse, die ausschließlich unter<br />

Kühllagerung eine verlängerte Haltbarkeit aufweisen<br />

oder die ohne eine listerienabtötende Behandlung<br />

wie z. B. Erhitzen hergestellt <strong>und</strong> verzehrt werden.<br />

Kommt es bei Lebensmitteln zu einem stärkeren Befall mit<br />

Listerien, kann er unter<br />

bestimmten Umständen zu einer<br />

Erkrankung führen, der Listeriose. Doch nicht jeder, der diese<br />

Keime aufnimmt, muss erkranken. Gefährdet sind vor allem<br />

Schwangere <strong>und</strong> insbesondere das ungeborene Kind,<br />

immunschwache <strong>und</strong> ältere Menschen.<br />

Die Mehrzahl der bekannten Listeriose-Fälle war mit dem<br />

Verzehr von Produkten verb<strong>und</strong>en, deren Gehalte über den<br />

gegenwärtig angewandten Richt- bzw. Grenzwerten für L.<br />

monocytogenes in Lebensmitteln lagen.<br />

Listerien können auch in <strong>Fisch</strong>ereierzeugnissen nachgewiesen werden. Dies betrifft vor allem<br />

verzehrsfertige Räucherfischprodukte, insbesondere kaltgeräucherten Lachs <strong>und</strong> Graved Lachs, bei denen<br />

eine Kontamination mit diesem Keim <strong>und</strong> gegebenenfalls eine nachfolgende Vermehrung selbst unter<br />

kühlen Lagerungsbedingungen nie vollständig ausgeschlossen werden können. Erkrankungen sind<br />

dennoch selten. Gr<strong>und</strong> für diese nur geringe Infektionsrate sind wahrscheinlich die überwiegend<br />

niedrigen Gehalte an L. monocytogenes in diesen Produkten.<br />

Um eine Verbrauchergefährdung auszuschließen, sollen solche Erzeugnisse nur aus einwandfreier<br />

Rohware unter hohen Hygienestandards produziert werden. Dazu gehört die Einhaltung einer<br />

sachgerechten Kühlkette auf allen Produktionsschritten, vom Filetierbetrieb über den Transport bis in den<br />

Handel. Das Auftreten von Listerien in rohem <strong>Fisch</strong> im Zuge der<br />

Verarbeitung kann auf Gr<strong>und</strong> ihres<br />

verbreiteten Vorkommens jedoch nie ganz ausgeschlossen werden. Daher sollte auch der Verbraucher auf<br />

eine strikte Kühllagerung achten <strong>und</strong> das Produkt vor Ablauf des Verbrauchsdatums<br />

verzehren.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich gilt: Soll <strong>Fisch</strong> roh verzehrt werden, sollte die Ware den höchsten Qualitätsanforderungen<br />

entsprechen. Zusätzlich wird zur Inaktivierung<br />

eventueller unerwünschter Keime empfohlen, sie vor der<br />

Verarbeitung mindestens 12 St<strong>und</strong>en bzw. bis zum Erreichen von -18 °C im Kern einzufrieren.<br />

Im Sinne des vorsorglichen Ges<strong>und</strong>heitsschutzes wird Schwangeren<br />

empfohlen, auf den Verzehr nicht<br />

tiefgefrorenen <strong>und</strong> nicht erhitzten <strong>Fisch</strong>es zu verzichten <strong>und</strong> nur ausreichend<br />

erhitzte (über 60 °C) oder<br />

TK- Ware zu wählen. Potenzielle Krankheitskeime<br />

wie Listerien sind ein mögliches Risiko für ihre<br />

Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> insbesondere für das ungeborene Kind.<br />

14


Weitere Informationen:<br />

� Robert Koch-<strong>Institut</strong>: Epidemiologisches Bulletin 49 / 2006, Listeriose. RKI Archiv 2006<br />

http://www.rki.de/cln_100/nn_205760/DE/Content/GBE/gbe__node.html?__nnn=true<br />

Nematoden in <strong>Fisch</strong>en <strong>und</strong> <strong>Fisch</strong>ereierzeugnissen<br />

Nematoden sind in der Natur weit verbreitete Fadenwürmer. Von Seefischen werden sie mit der Nahrung<br />

aufgenommen <strong>und</strong> leben als Parasiten in den Verdauungsorganen. Ihr Auftreten ist also naturbedingt <strong>und</strong><br />

nicht die Folge mangelnder Hygiene. In unseren nordatlantischen Konsumfischen kommen vor allem zwei<br />

Arten<br />

von Nematodenlarven vor, der „Heringswurm“ (Anisakis simplex) <strong>und</strong> der „Kabeljauwurm“<br />

(Pseudoterranova decipiens), die eine potentielle Gefährdung für den Verbraucher darstellen können.<br />

Beim Verzehr von rohem oder unzureichend behandeltem <strong>Fisch</strong> können eventuell noch in der Muskulatur<br />

vorhandene lebende Nematodenlarven aufgenommen werden <strong>und</strong> zu Erkrankungen (mit verschiedenen<br />

Krankheitsbildern<br />

wie Bauchschmerzen, Erbrechen, Durchfall, Schwindelgefühl) führen. Der Mensch ist<br />

allerdings für die Nematodenlarven ein Fehlwirt, d. h. sie können sich im menschlichen Körper weder<br />

vermehren noch überleben sie längere Zeit. Die Gefährdung ist - zumindest im Vergleich zu anderen<br />

Risiken, insbesondere bakterieller Infektionen durch den Verzehr von Lebensmitteln – minimal.<br />

Gesetzliche Vorschriften hinsichtlich Nematodenlarven:………………………<br />

Nematodenlarven können vereinzelt<br />

auch das Muskelfleisch des lebenden <strong>Fisch</strong>es befallen. Sie „wandern“<br />

jedoch nicht nach dem Fang von den Eingeweiden in das Muskelfleisch, wie oft zu lesen ist.<br />

Es gibt gesetzliche Vorschriften <strong>und</strong> Maßnahmen, die sicherstellen sollen, dass befallene <strong>Fisch</strong>teile<br />

entfernt werden <strong>und</strong> im verzehrfertigen Produkt keine lebenden Nematoden mehr enthalten sind. Sie<br />

gelten<br />

auf allen Stufen der Verarbeitung von <strong>Fisch</strong>en - vom Fang bis zum Endprodukt - <strong>und</strong> sind in<br />

mehreren EU-Verordnungen festgelegt.<br />

Gemäß der Verordnung (EG) Nr. 853/2004 müssen die Lebensmittelunternehmer sicherstellen, dass<br />

<strong>Fisch</strong>ereierzeugnisse einer Sichtkontrolle unterzogen werden, um sichtbare Parasiten zu entfernen, bevor<br />

sie in den Verkehr gebracht werden. Bei Filets werden hierdurch vor allem die bereits im lebenden <strong>Fisch</strong><br />

in die Bauchlappen (umliegende Muskulatur der Leibeshöhle) abgewanderten Nematodenlarven erfasst<br />

<strong>und</strong> größtenteils beseitigt. Da eine absolute Sicherheit für die Abwesenheit von Nematodenlarven auch<br />

bei aller Sorgfalt nicht gegeben werden kann, hat der Gesetzgeber Anforderungen bei der Verarbeitung<br />

von <strong>Fisch</strong>ereierzeugnissen zum Schutz vor lebenden Parasiten erlassen.<br />

Das Tiefgefrieren bei -20°C für mindestens 24 St<strong>und</strong>en muss angewendet werden für:<br />

� <strong>Fisch</strong>ereierzeugnisse, die roh oder fast roh verzehrt werden (z. B. Sushi).<br />

� Erzeugnisse aus <strong>Fisch</strong>en, sofern sie kalt geräuchert werden <strong>und</strong> die Kerntemperatur dabei keine 60<br />

°C erreicht. Dies gilt insbesondere für: Hering, Makrele, Sprotte <strong>und</strong> wilde atlantische<br />

<strong>und</strong><br />

pazifische Lachse.<br />

� Marinierte <strong>und</strong> /oder gesalzene Erzeugnisse, wenn die gewählte Behandlung nicht<br />

ausreicht, um<br />

Nematodenlarven abzutöten.<br />

Bei Einhaltung aller vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Maßnahmen kann eine Ges<strong>und</strong>heitsgefährdung<br />

des Verbrauchers hinsichtlich Nematodenlarven beim Verzehr von <strong>Fisch</strong> <strong>und</strong> <strong>Fisch</strong>ereierzeugnissen<br />

praktisch ausgeschlossen werden.<br />

Zubereitung von <strong>Fisch</strong> zu Hause oder im Restaurant<br />

Während die industrielle Herstellung von <strong>Fisch</strong>erzeugnissen u. a. hinsichtlich der Abtötung von<br />

Nematodenlarven strengen Regelungen <strong>und</strong> Kontrollen unterliegt, werden in Kochbüchern <strong>und</strong><br />

<strong>Fisch</strong>rezepten häufig noch unzureichende Angaben gemacht. So sollte man beim Dünsten, Braten oder<br />

Räuchern von frischen <strong>Fisch</strong>en <strong>und</strong> Filets stets darauf achten, dass der <strong>Fisch</strong> immer richtig durchgegart<br />

wird, d. h. dass das Fleisch an der Gräte oder im Zentrum nicht mehr glasig ist.<br />

15


Besondere Aufmerksamkeit ist auch bei der Zubereitung von Produkten<br />

mit Gonaden (Rogen, Milch)<br />

erforderlich. Neben einer sorgfältigen visuellen Kontrolle muss eine ausreichende Garung bzw. ein<br />

vorheriges Gefrieren erfolgen.<br />

Vor der Herstellung von mild eingelegten Erzeugnissen aus Heringen (z. B. eigene Matjesherstellung)<br />

oder anderen <strong>Fisch</strong>arten muss die Rohware auf jeden Fall ausreichend tiefgefroren werden (bei einem 1<br />

kg Beutel<br />

von Heringen mindestens 1 Woche im Tiefkühlschrank bei -18 °C).<br />

Di e Regelung, dass <strong>Fisch</strong>ereierzeugnisse, die roh oder fast roh verzehrt werden, über einen Zeitraum von<br />

mindestens 24 St<strong>und</strong>en bei einer Temperatur<br />

von –20 °C oder darunter im gesamten Erzeugnis (Rohware<br />

oder Enderzeugnis) eingefroren werden müssen (siehe oben: gesetzliche Regelungen), gilt auch für die<br />

Rohware, die für die Zubereitung von Sushi, Sashimi oder Carpaccio (hauchdünn geschnittenes<br />

<strong>Fisch</strong>fleisch) in Sushi-Bars <strong>und</strong> Restaurants oder für Fertigerzeugnisse aus der Kühltheke verwendet wird.<br />

Durch diese Behandlung werden sowohl Listerien als auch Parasiten sicher abgetötet. Wenn derartige<br />

Gerichte privat aus frischem <strong>Fisch</strong> zubereitet<br />

werden, so sollte das Fleisch vor dem Verzehr ebenfalls<br />

ausreichend<br />

tiefgefroren werden.<br />

Im<br />

Sinne des vorsorglichen Ges<strong>und</strong>heitsschutzes wird Schwangeren<br />

empfohlen, auf den Verzehr nicht<br />

tiefgefrorenen<br />

<strong>und</strong> nicht erhitzten <strong>Fisch</strong>es zu verzichten. Potenzielle Krankheitskeime wie Listerien sind<br />

ein mögliches Risiko für ihre Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> insbesondere für das ungeborene Kind. Nematoden sind<br />

keine direkte Gefahr für den Fötus, können aber für die Frau eine vermeidbare ges<strong>und</strong>heitliche Belastung<br />

sein.<br />

Für eine optimale Versorgung mit Nährstoffen bleibt jedoch die Empfehlung<br />

ausgewählten<br />

<strong>Fisch</strong>mahlzeiten pro Woche bestehen.<br />

Weitere Informationen:<br />

16<br />

von 1–2 entsprechend<br />

� <strong>Fisch</strong> in der Kinderernährung.<br />

http://www.mri.b<strong>und</strong>.de/cln_044/nn_1187654/DE/forschung/hamburg/Downloads/ern__kinder.h<br />

tml__nnn=true<br />

Allergische Reaktionen auf <strong>Fisch</strong><br />

Allergien gegen Nahrungsmittel sind für die Betroffenen alles andere als eine unbedeutende Belastung, da<br />

sie die Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Lebensqualität erheblich einschränken können. Schätzungsweise r<strong>und</strong> 2 Millionen<br />

Menschen leiden in der B<strong>und</strong>esrepublik an Nahrungsmittelallergien.<br />

Was sind Allergien?<br />

Lebensmittelallergien sind unkontrollierte Überreaktionen des Körpers auf Eiweiße aus Nahrungsmitteln.<br />

Diese eigentlich ernährungsphysiologisch harmlosen Substanzen (Allergene) werden vom Immunsystem<br />

des Allergikers als Eindringlinge betrachtet <strong>und</strong> lösen eine<br />

Abwehrreaktion aus.<br />

Echte Lebensmittelallergien<br />

Mögliche Auslöser für echte Lebensmittelallergien<br />

sind eine Vielzahl eiweißhaltiger Lebensmittel wie Milch,<br />

Eier oder<br />

auch <strong>Fisch</strong>.<br />

Bei einer echten allergischen Reaktion werden vom Immunsystem zunächst spezielle Antikörper gebildet.<br />

Das bedeutet, dass es beim Erstkontakt mit dem Lebensmittel zu keiner allergischen Reaktion kommt, da<br />

die<br />

Antikörper noch gebildet werden müssen. Erst ein erneuter Kontakt führt dann zu einer allergischen<br />

Reaktion.<br />

Dazu zählen Hautrötung, Juckreiz, Atemnot, Blähungen, Durchfall, Darmkrämpfe <strong>und</strong><br />

Kreislaufprobleme.<br />

Lebensmittelallergien laufen meistens nach dem Mechanismus der allergischen


Sofortreaktion ab, d. h. die Symptome treten schon kurz<br />

nach dem Verzehr des Lebensmittels auf.<br />

Bereits<br />

eine geringe Menge eines allergenen Lebensmittels<br />

kann schwere allergische Reaktionen<br />

hervorrufen.<br />

Allergien gegen <strong>Fisch</strong>e, Krebs- <strong>und</strong> Weichtiere<br />

<strong>Fisch</strong>allergien findet man vor allem in Ländern mit hohem <strong>Fisch</strong>konsum. Die überwiegende Zahl der<br />

<strong>Fisch</strong>allergiker reagiert auf<br />

mehrere <strong>Fisch</strong>arten. Eine Beschränkung auf nur eine bestimmte <strong>Fisch</strong>art ist<br />

eher selten. Allergien gegen Salzwasserfische, Krebs- <strong>und</strong> Weichtiere sind häufiger als gegen<br />

Süßwasserfische. Die wichtigsten allergieauslösenden <strong>Fisch</strong>arten sind hierzulande Kabeljau <strong>und</strong> Seelachs,<br />

aber auch Karpfen als ein Süßwasserfisch kann dafür verantwortlich sein.<br />

e Möglichkeit einer<br />

reuzallergie* ) Eine weitere bedeutsame Allergenquelle sind Garnelen. Hier besteht zusätzlich di<br />

K<br />

sowohl innerhalb der Gruppe der Krebstiere als auch zwischen Hausstaubmilben <strong>und</strong><br />

Krebstieren. Allergologisch wichtige Weichtierarten sind Tintenfische <strong>und</strong> Schnecken. Kreuzreaktionen<br />

innerhalb der Weichtiergruppen sowie<br />

zwischen Weich- <strong>und</strong> Krebstieren sind ebenfalls möglich.<br />

Nicht nur der <strong>Fisch</strong> selbst oder die beim Kochen <strong>und</strong> Braten entstehenden <strong>Fisch</strong>dünste können Allergien<br />

auslösen. Auch in Tierfuttermitteln<br />

enthaltenes <strong>Fisch</strong>mehl kann indirekt dafür verantwortlich sein, wenn z.<br />

B.<br />

über die Fütterung von Hühnern das <strong>Fisch</strong>allergen ins Hühnerei gelangt.<br />

Die <strong>Fisch</strong>-, Krebstier- <strong>und</strong> Weichtierallergene sind meistens hitzestabil, d. h. sie können durch Kochen,<br />

Braten oder Dünsten nicht soweit verändert werden, dass sie nicht mehr zu allergischen Reaktion führen.<br />

Durch das Erhitzen kann die allergene Wirkung sogar verstärkt werden.<br />

Allergische Reaktionen auf Nematoden in <strong>Fisch</strong>ereierzeugnissen<br />

Bekanntlich können Seefische <strong>und</strong> andere <strong>Fisch</strong>ereierzeugnisse Nematoden enthalten. Lebende Vertreter<br />

dieser Fadenwürmer können verschieden geartete Infektionen<br />

hervorrufen, die zusammenfassend als<br />

Anisakiasis bezeichnet werden <strong>und</strong> nicht im Zusammenhang mit einer Allergie stehen.<br />

Neben dieser nicht-allergischen Reaktion auf Nematoden wird ihren körpereigenen Eiweißverbindungen<br />

allerdings auch ein allergenes Potential zugeschrieben.<br />

Hauptauslöser aber bleiben die bereits oben beschriebenen Meerestiere. Die Unterscheidung <strong>Fisch</strong>- oder<br />

Nematodenallergie<br />

dürfte allerdings nicht nur von wissenschaftlichem Interesse sein.<br />

Zurzeit geht man<br />

davon aus, dass die allergenen Reaktionen nur durch lebende Nematoden initiiert werden können. Das ist<br />

eine gravierende Unterscheidung zu der bereits beschriebenen <strong>Fisch</strong>allergie <strong>und</strong> relativiert ihre<br />

Bedeutung für den Verbraucher.<br />

Durch<br />

haushaltsübliche Zubereitungsmethoden werden Nematoden abgetötet. Ebenso durch<br />

Tiefgefrieren. Für alle kommerziellen Verarbeitungsverfahren gelten die auf den Seiten 15 <strong>und</strong> 16<br />

beschriebenen gesetzlichen Maßnahmen zum Schutz des Verbrauchers.<br />

Nicht allergische Überempfindlichkeitsreaktionen (Intoleranzen/Pseudoallergien)<br />

Häufig handelt es sich aber nach dem Verzehr eines <strong>Fisch</strong>gerichtes nicht um eine allergische Reaktion im<br />

medizinischen<br />

Sinn, sondern um eine Nahrungsmittelüberempfindlichkeit oder –unverträglichkeit, bei der<br />

der<br />

Körper unmittelbar auf bestimmte Substanzen negativ reagiert.<br />

*) Man spricht von Kreuzreaktion (Kreuzallergie), wenn bei einer bereits vorhandenen <strong>und</strong> auf bestimmte Stoffe<br />

gerichteten Allergie zusätzliche allergische Reaktionen mit anderen Allergenen auftreten, die ähnliche chemische<br />

Strukturen haben wie das eigentliche Allergen.<br />

17


Solche Wirkungen können durch biogene<br />

Mengen kommen sie in fast<br />

llen Lebensmitteln vor. Größere Mengen befinden sich vor<br />

*) Amine<br />

hervorgerufen werden. In kleinen<br />

a<br />

allem in leicht verderblichen Lebensmitteln <strong>und</strong> solchen, die<br />

einer mikrobiellen Reifung unterzogen wurden.<br />

Zu<br />

den biogenen Aminen zählen u. a. Histamin <strong>und</strong> Tyramin.<br />

Sie entstehen durch enzymatischen Abbau von Aminosäuren.<br />

Einige der Amine oder der aus ihnen gebildete Substanzen<br />

wirken beim Menschen als Hormone <strong>und</strong> sind bei der<br />

Regelung der Blutzirkulation oder als Überträgersubstanzen<br />

für das Nervensystem wichtig.<br />

Übliche<br />

Mengen können durch unseren Organismus normal<br />

verstoffwechselt<br />

werden.<br />

Während<br />

biogene Amine in höheren Konzentrationen für alle Menschen toxisch sind (Scombroid-<br />

Vergiftung,<br />

s. nächsten Abschnitt) können sie bei einzelnen Menschen bereits in niedrigen<br />

Konzentrationen<br />

eine Überempfindlichkeitsreaktion auslösen. Akute Beschwerden, die vergleichbar mit<br />

der<br />

klassischen Allergie sind, wie Atemnot, Blutdruckabfall, Rötung der Haut, Nesselausschlag mit<br />

Juckreiz, Übelkeit, Magenkrämpfe, Erbrechen, Durchfall <strong>und</strong> Kopfschmerzen können die Folge sein.<br />

Scombroid-Vergiftung<br />

18<br />

Pseudoallergie/Intoleranz:<br />

�Hier sind keine Antikörper<br />

nachweisbar <strong>und</strong> die Reaktion<br />

kann<br />

sofort beim ersten<br />

Kontakt erfolgen.<br />

�Auslöser sind überwiegend<br />

niedermolekulare<br />

Verbindungen,<br />

Lebensmittelzusatzstoffe wie<br />

Konservierungs- <strong>und</strong><br />

Farbstoffe oder Antioxidantien.<br />

Die Scombroidvergiftung ist eine Histaminvergiftung <strong>und</strong> gehört weltweit zu den häufigsten<br />

<strong>Fisch</strong>vergiftungen. Ihr Name leitet sich von den wichtigsten<br />

V erursachern ab, nämlich von<br />

den<br />

dunkelfleischigen <strong>Fisch</strong>en der Familie Scombridae, deren Hauptvert<br />

reter Thunfische <strong>und</strong> Makrelen sind.<br />

Ihr Muskelfleisch enthält beträchtliche Gehalte der<br />

Aminosäure Hist idin, die im Bereich zwischen 0,6<br />

bis<br />

1,3<br />

% liegen, aber auch auf über 2% ansteigen können. (zum Ve rgleich: <strong>Fisch</strong>e mit heller Muskulatur<br />

enthalten nur 0,005 bis 0,05 % freies Histidin). Unsachgemäße<br />

Lagerung oder Verderb<br />

können zur<br />

Bildung hoher Histaminkonzentrationen führen <strong>und</strong> bei Verzehr massive Kopfschmerzen <strong>und</strong> anfallartige<br />

Rötungen bis zur akuten Vergiftung zur Folge haben. Auslöser sind<br />

oft geöffnete Thunfischkonserven,<br />

die<br />

nicht ausreichend gekühlt wurden. Aber auch Hering, Sardine <strong>und</strong> Buttermakrele<br />

können<br />

Unverträglichkeitsreaktionen auslösen. Ebenso die weniger bekannten <strong>Fisch</strong>arten Mahi mahi<br />

<strong>und</strong><br />

Blaufisch. Empfindliche Menschen sollten besser auf diese <strong>Fisch</strong>ereierzeugnisse<br />

verzichten.<br />

Geeignet sind generell sehr frische <strong>Fisch</strong>e, insbesondere solcher<br />

<strong>Fisch</strong>arten, die nicht zu den Histamin<br />

Bildnern gehören, wie Scholle, Kabeljau, Schellfisch, Rotbarsch, Seelachs,<br />

Seehecht <strong>und</strong> Forelle.<br />

Biogene Amine wie Histamin können weder durch Erhitzen, Räuchern, Trocknen oder<br />

Einfrieren zerstört werden.<br />

Allergische Reaktionen <strong>und</strong> Unverträglichkeiten auslösende Lebensmittelzutaten<br />

Schwefeldioxid <strong>und</strong> Sulfite können ebenfalls eine pseudoallergische Reaktion hervorrufen. Diese<br />

Verbindungen werden vor allem<br />

bei Krebstieren eingesetzt, um eine dunkle Verfärbung bei der Lagerung<br />

zu verhindern.<br />

Kennzeichnung auf Lebensmitteln<br />

Vorverpackte bzw. überwiegend verarbeitete Lebensmittel, die Zutaten enthalten, die am häufigsten<br />

Allergien <strong>und</strong> andere Überempfindlichkeitsreaktionen auslösen können, müssen deren Verwendung auf<br />

dem Etikett aufführen. Dazu zählen auch Krebs-, Weichtiere (ab 23.12.2008) <strong>und</strong> <strong>Fisch</strong>e sowie daraus<br />

hergestellte Erzeugnisse. Schwefeldioxid <strong>und</strong> Sulfite in einer Konzentration von mehr als 10 mg/kg oder<br />

10 mg/l müssen ebenfalls gekennzeichnet werden. Eine Übersicht enthält Tabelle 8.<br />

*) biogen : biologischen oder organischen Ursprungs


Tabelle 8: Übersicht über die 12 Hauptallergene, die im Zutatenverzeichnis aufgeführt werden<br />

müssen, wenn sie im Lebensmittel enthalten sind *)<br />

1) Glutenhaltiges Getreide <strong>und</strong> daraus hergestellte Erzeugnisse<br />

2) Krebstiere <strong>und</strong> daraus hergestellte Erzeugnisse<br />

3) Eier <strong>und</strong> daraus hergestellte Erzeugnisse<br />

4) <strong>Fisch</strong> <strong>und</strong> daraus hergestellte Erzeugnisse<br />

5) Erdnüsse <strong>und</strong> daraus hergestellte Erzeugnisse<br />

6) Soja <strong>und</strong> daraus hergestellte Erzeugnisse<br />

7) Milch <strong>und</strong> daraus hergestellte Erzeugnisse (einschl. Laktose)<br />

8) Schalenfrüchte (z.B. Mandel, Haselnuss, Walnuss, Pistazie) <strong>und</strong> daraus hergestellte Erzeugnisse<br />

9) Sellerie <strong>und</strong> daraus hergestellte Erzeugnisse<br />

10) Senf <strong>und</strong> daraus hergestellte Erzeugnisse<br />

11) Sesam <strong>und</strong> daraus hergestellte Erzeugnisse<br />

12) Schwefeldioxid <strong>und</strong> Sulfite (in einer Konzentration von mehr als10 mg·kg −1 oder 10 mg·l −1 , als SO2 angegeben)<br />

*) Richtlinie 2000/13/EG (Anhang IIIa) <strong>und</strong> Richtlinie 2006/142/EG des europäischen Parlamentes <strong>und</strong> des Rates<br />

Nahrungsmittelüberempfindlichkeiten im Kindesalter<br />

Allergien sind nicht angeboren, sondern werden erworben. Studien zeigen aber, dass Kinder, bei denen<br />

ein oder beide Elternteile unter einer Allergie leiden, ein deutlich größeres Risiko tragen, an einer Allergie<br />

zu erkranken, als Kinder von Nicht-Allergikern. Es gibt also eine genetische Veranlagung (Disposition) für<br />

allergische Reaktionen.<br />

Für den Nutzen einer allergenarmen Diät in der Schwangerschaft<br />

<strong>und</strong> während der Stillzeit gibt es keine<br />

gesicherten Daten.<br />

ndem man<br />

lt. Ist Stillen nicht möglich, so sollte hypoallergene *)<br />

Man kann einer Allergie des Kindes vorbeugen, i<br />

- bis zum 6. Lebensmonat ausschließlich stil<br />

Säuglingsnahrung gefüttert werden.<br />

- schrittweise Beikost im Säuglingsalter zufüttert.<br />

- allergene Lebensmittel (<strong>Fisch</strong>, Ei, Milch, Nuss) erst nach dem vollendeten 1. Lebensjahr füttert<br />

Es gibt aber auch Untersuchungen, die diese letzte Empfehlung nicht vollständig unterstützen. Eine<br />

aktuelle schwedische Studie kommt zu dem Ergebnis,<br />

dass 2- bis 3-malige monatliche Mahlzeiten von<br />

<strong>Fisch</strong> an Kinder während ihres 1. Lebensjahres<br />

mit einem reduzierten Risiko für eine allergische<br />

Erkrankung oder Sensibilisierung bis zum 4. Lebensjahr<br />

verb<strong>und</strong>en sein kann. Der hohe Gehalt an<br />

Omega-3-Fettsäuren in <strong>Fisch</strong>en wird dafür verantwortlich gemacht. Weitere Informationen dazu unter<br />

„<strong>Fisch</strong> in der Kinderernährung“ des <strong>Max</strong> <strong>Rubner</strong>-<strong>Institut</strong>es (Seite 13).<br />

Weitere Informationen:<br />

� Stellungnahme des B<strong>und</strong>esinstitutes für Risikobewertung Nr. 001/2007 vom 27.9.06: Allergien<br />

durch verbrauchernahe Produkte <strong>und</strong> Lebensmittel. http://www.bfr.b<strong>und</strong>.de<br />

� Compass <strong>Ernährung</strong>: Essen ohne Risiko. Heft 2, 2007.<br />

http://www.bmelv.de/SharedDocs/Downloads/Broschueren/KompassErnaehrung/Ausgabe-2007-<br />

2.html<br />

*)<br />

Bei hypoallergener Nahrung werden die Eiweißmoleküle der Kuhmilch durch ein spezielles Herstellungsverfahren so<br />

aufgespalten, dass die dadurch entstandenen kleinen Eiweißbausteine vom Immunsystem des Babys als weniger fremd<br />

erkannt werden.<br />

19


<strong>Fisch</strong> aus der Aquakultur<br />

Unter Aquakultur versteht man die kontrollierte Aufzucht von aquatischen Organismen. Dazu gehören<br />

Salz-, Brack- <strong>und</strong> Süßwasserfische, Muscheln, Krebstiere <strong>und</strong> Pflanzen.<br />

Die Aquakultur hat in den letzten 50 Jahren immens an Bedeutung gewonnen <strong>und</strong> befindet sich auch<br />

weiterhin<br />

in einem stetigen Aufwärtstrend. Die durchschnittliche Wachstumsrate seit 1970 liegt bei 8,7<br />

%. Nahezu die Hälfte (47 %) der weltweiten Versorgung mit aquatischen Lebensmitteln stammt aus<br />

Zuchtanlagen.<br />

Diadrome Seefisch<br />

(Lachs) 3%<br />

Krebstiere<br />

9%<br />

6 %<br />

andere 1%<br />

Muscheln<br />

27 %<br />

Süßwasserfisch<br />

54%<br />

Übersicht über die Verteilung der globalen<br />

Aquakulturproduktion (ohne Wasserpflanzen)<br />

Die steigenden Umsatzzahlen für ökologische<br />

Lebensmittel zeigen,<br />

dass Nachhaltigkeit,<br />

umweltverträgliche Erzeugung <strong>und</strong> tierschutzgerechte<br />

Haltung zunehmend in die Kaufentscheidung der<br />

Verbraucher einbezogen werden. Dieser Entwicklung<br />

folgend sind in Deutschland verstärkt zertifizierte<br />

<strong>Fisch</strong>arten <strong>und</strong> deren Verarbeitungsprodukte<br />

erhältlich. Neben Karpfen <strong>und</strong> Forellen sind es u. a.<br />

Lachs, Tilapia, Pangasius, Garnelen <strong>und</strong> Muscheln.<br />

Seit 2009 enthalten die neue EU-Öko-Verordnung<br />

834/07 sowie deren Durchführungsbestimmungen nun<br />

auch Regeln für die ökologische Aquakultur <strong>und</strong> deren<br />

Produkte. Somit gibt es erstmals europaweite<br />

gesetzliche Bestimmungen für Biofisch <strong>und</strong> -<br />

meeresfrüchte. Darüber hinaus reichen die strengeren<br />

Richtlinien der Bioverbände (wie z. B. Naturland,<br />

Bioland), die auch weiterhin mit einem Siegel<br />

ausgelobt werden können.<br />

Anfang der 50er Jahre wurden noch weniger<br />

als 1 Million Tonnen (Mill. t) <strong>Fisch</strong> gezüchtet.<br />

2006 lag die Jahresproduktion bei r<strong>und</strong> 51,7<br />

Mill. t mit einem Wert von 78, 8 Milliarden US-<br />

Dollar, wobei der größte Anteil (89 %) aus<br />

Asien kam.<br />

China war dabei mit r<strong>und</strong> 67 %<br />

beteiligt (World Review of Fisheries and<br />

Aquaculture, FAO 2008).<br />

Weltweit werden derzeit mehr als 150<br />

<strong>Fisch</strong>arten in Aquakultur erzeugt,<br />

hauptsächlich Karpfen (u. a. Silber- <strong>und</strong><br />

Graskarpfen), Tilapien <strong>und</strong> Salmoniden.<br />

In Deutschland findet man traditionell<br />

vorrangig Karpfen- <strong>und</strong> Forellenzuchten.<br />

Daneben gibt es u. a. Anlagen für Stör, Wels,<br />

(Quelle:FAO) Aal oder Wolfsbarsch. An den Küsten werden<br />

Miesmuscheln <strong>und</strong> Pazifische Austern<br />

produziert.<br />

Im Weltvergleich sind die Erträge der gesamten Binnenfischerei in Deutschland von insgesamt rd.<br />

40.000 t (2009) nicht bedeutend (FIZ, Daten <strong>und</strong> Fakten, 2010).<br />

20


Biofisch-Projekte am <strong>Max</strong> <strong>Rubner</strong>-<strong>Institut</strong><br />

Regenbogenforelle<br />

In mehreren Projekten wurde geprüft, ob ein<br />

objektiv messbarer Unterschied zwischen Forellen* )<br />

<strong>und</strong> Lachsen aus konventioneller <strong>und</strong> ökologischer<br />

Aquakultur<br />

besteht.<br />

Insgesamt<br />

war die Qualität aller untersuchten<br />

Forellen<br />

unabhängig von der Aufzuchtsform sehr gut.<br />

Natürlich<br />

wurden Unterschiede zwischen der<br />

Rohware<br />

<strong>und</strong> auch den Produkten festgestellt, die<br />

resultierten<br />

jedoch aus den individuellen Aufzuchts<strong>und</strong><br />

Verarbeitungsbedingungen. Eine prinzipielle<br />

Unterscheidung konventioneller <strong>und</strong> ökologischer<br />

Ware war nicht möglich.<br />

In ihrer<br />

chemischen Zusammensetzung<br />

unterschieden<br />

sich die <strong>Fisch</strong>e vor allem im<br />

Fettgehalt. Abhängig vom Zuchtbetrieb lag er<br />

zwischen 1,7 % <strong>und</strong> 4,7 %. <strong>Ernährung</strong>sphysiologisch<br />

waren die Forellen aus beiden Aufzuchtsformen<br />

gleich zu bewerten.<br />

Alle ermittelten Rückstandsgehalte<br />

lagen weit unter<br />

den<br />

zulässigen Höchstwerten. Die sensorische<br />

Bewertung gegarter Filets ergab keine Unterschiede<br />

hinsichtlich Geschmack, Geruch <strong>und</strong> Textur. Gleiches<br />

galt für die Beurteilung des Muskelfleisches mit<br />

verschiedenen instrumentellen Verfahren.<br />

Die Bef<strong>und</strong>e für die Rohware bestätigten sich bei der Untersuchung der geräucherten<br />

Forellenerzeugnisse. Auch hier konnten keine<br />

konventioneller Ware festgestellt werden.<br />

Unterschiede<br />

zwischen ökologisch zertifizierter <strong>und</strong><br />

Das Ergebnis erscheint bei der Vielzahl der in<br />

handwerklich strukturierten Forellenbetriebe nicht<br />

betriebe handelt, bei denen unabhängig von der<br />

hochwertiger Erzeugnisse im Vordergr<strong>und</strong> steht.<br />

Atlantischer Lachs<br />

In einem weiteren Projekt wurde untersucht, ob es objektive Methoden zur Unterscheidung von<br />

ökologisch erzeugten Lachsen <strong>und</strong> solchen aus konventionellen Zuchtanlagen gibt. Dies ist von<br />

Bedeutung, wenn man die wahrheitsgemäße Anwendung<br />

des Bio-Siegels analytisch überprüfen will.<br />

Aus den umfassenden Ergebnissen ist zu schließen, dass sich<br />

Öko- <strong>und</strong> Farmlachse in Aussehen <strong>und</strong> Zusammensetzung (z.<br />

B.<br />

im Fettgehalt) sowie in den Schadstoffgehalten generell<br />

nicht unterscheiden.<br />

Die Differenzierung mit Hilfe spezieller instrumenteller<br />

Mittel<br />

war<br />

ebenfalls nicht ohne weiteres möglich. Man brauchte zwei<br />

unabhängige anspruchsvolle Nachweisverfahren (stabile<br />

Isotope, Fettsäuremuster), deren gemeinsame Auswertung<br />

die angestrebte Unterscheidung zuließ. Inwieweit dieses<br />

Verfahren auf geräucherte Produkte übertragbar ist, ist noch<br />

nicht<br />

hinreichend geklärt.<br />

Deutschland existierenden kleinen, überwiegend<br />

verw<strong>und</strong>erlich, da es sich zumeist um Familiengewählten<br />

Aufzuchtsform die Erzeugung qualitativ<br />

*) In Zusammenarbeit mit dem <strong>Institut</strong> für <strong>Fisch</strong>ereiökologie des Johann Heinrich von Thünen-<strong>Institut</strong>s<br />

21<br />

Astaxanthin<br />

� gehört zu den Carotinoiden<br />

� Bestandteil u. a. von<br />

Krebstierschalen<br />

� der Lachs verdankt ihm die<br />

charakteristische orange-rote<br />

Färbung des Fleisches<br />

� es muss mit der Nahrung/ Futter<br />

aufgenommen werden<br />

� der Farbstoff kann synthetisch in<br />

einem industriellen Verfahren<br />

hergestellt werden (synthetisches<br />

Astaxanthin)


Nur Farmlachse, die Futter mit synthetischem Astaxanthin erhalten haben, sind eindeutig mit<br />

analytischen Methoden (Hochdruck-Flüssigkeits-Chromatographie, HPLC) von Wildlachsen zu<br />

unterscheiden <strong>und</strong> von solchen Bio-Lachsen, die eine Astaxanthin-bildende Hefe als Pigmentquelle in ihrer<br />

Nahrungsquelle<br />

erhielten.<br />

Für die zertifizierten Lachse aus der ökologischen Aquakultur ist<br />

(wie synthetischem Astaxanthin) verboten.<br />

Neue <strong>Fisch</strong>arten auf dem deutschen Markt<br />

22<br />

die Fütterung mit künstlichen<br />

Farbstoffen<br />

War das Angebot in den Geschäften <strong>und</strong> Restaurants vor zehn Jahren meist auf die typischen<br />

traditionellen <strong>Fisch</strong>arten aus dem Nordatlantik <strong>und</strong> auf Forellen<br />

<strong>und</strong> Karpfen aus der heimischen<br />

Aquakultur beschränkt, gehören heute auch Dorade, Wolfsbarsch<br />

<strong>und</strong> Streifenbarbe vom Mittelmeer,<br />

Victoriasee-Barsch aus Afrika<br />

oder Pangasius aus der Aquakultur in Vietnam<br />

zum festen Angebot.<br />

Moderne<br />

Transportmöglichkeiten ermöglichen eine rasche Lieferung aus fast allen Ländern der Welt.<br />

Mittelmeerfische werden per LKW als frischer Ganzfisch in Eis aus Griechenland, der Türkei,<br />

Italien oder<br />

Frankreich auf den Großmärkten angeliefert. Exotische <strong>Fisch</strong>e aus Afrika oder anderen weit entfernten<br />

Teilen der Erde werden als Filet oder ganzer <strong>Fisch</strong> fangfrisch mit Eis gekühlt <strong>und</strong> in Styroporkästen<br />

verpackt per Flugzeug meist via Frankfurt eingeflogen. Pangasius- oder Tilapiafilets aus Asien erreichen<br />

uns als Tiefkühlware in Schiffscontainern.<br />

Pangasius<br />

Im Gegensatz zu den traditionell gehandelten <strong>Fisch</strong>arten wie Seelachs oder Hering liegen häufig keine<br />

oder nur sehr wenige Daten zur Zusammensetzung <strong>und</strong> zu den wichtigen, den Nährwert bestimmenden<br />

Bestandteilen vor. Auch gesicherte Kenntnisse zur Qualität <strong>und</strong> zur Lagerfähigkeit als Tiefkühlware oder<br />

als frischer Ganzfisch/Filet in Eis fehlen weitgehend.<br />

Die<br />

richtige Artenbezeichnung in der Deklaration der Ware ist häufig nicht überprüfbar, da entsprechende<br />

Produktkenntnisse fehlen. Daher sind der Importeur, der Zoll <strong>und</strong> die Lebensmittel-Überwachungsämter auf Angaben in den Lieferpapieren angewiesen. Hier bietet die Bestimmung der <strong>Fisch</strong>art mit DNA- oder<br />

Protein-Analysenmethoden (Verfahren zur Bestimmung der Identität) Sicherheit vor Täuschung, doch<br />

auch hier gibt es bei den „neuen“ <strong>Fisch</strong>arten erhebliche Informationsdefizite.<br />

Um die Datenbasis in diesem Bereich zu verbessern, werden am Standort Hamburg des <strong>Institut</strong>s für<br />

Sicherheit <strong>und</strong> Qualität bei Milch <strong>und</strong> <strong>Fisch</strong> des <strong>Max</strong> <strong>Rubner</strong>-<strong>Institut</strong>s (MRI) fortlaufend sowohl<br />

tiefgefrorene als auch frische „neue <strong>Fisch</strong>arten“ wie Tilapia- (Oreochromis sp.) oder Barram<strong>und</strong>ifilets<br />

(Lates calcarifer) aus den Aquakulturen in Vietnam, Indonesien <strong>und</strong> China untersucht. Dies beinhaltet<br />

insbesondere Qualitätsaspekte <strong>und</strong> Informationen über den Nährwert, die sensorischen Eigenschaften<br />

<strong>und</strong> die Belastungssituation mit organischen <strong>und</strong> anorganischen Rückständen.<br />

Ein<br />

Beispiel dafür, dass das Angebot dieser neu auf dem deutschen Markt eingeführten <strong>Fisch</strong>arten nicht<br />

immer eine gleichbleibende<br />

Qualität hat, ist der Pangasius, der in den letzten Jahren sehr erfolgreich den<br />

deutschen Markt erobert hat. Angeboten wird er als gefrostete oder als aufgetaute Filetware. Die<br />

Werbung in Restaurants oder Geschäften mit „frischem“ Pangasius (d. h. ohne zwischenzeitliches<br />

Tiefgefrieren) ist bei dieser Ware, die vorwiegend aus Vietnam kommt, nicht korrekt, denn Flugware ist in<br />

diesem eher preisgünstigen Bereich nicht üblich.


Darüber hinaus haben Untersuchungen am <strong>Max</strong> <strong>Rubner</strong>-<strong>Institut</strong> gezeigt, dass Pangasiusfilets häufig mit<br />

Wasser <strong>und</strong> wasserbindenden Zusätzen versetzt wurden, ohne dass eine entsprechende Kennzeichnung<br />

auf der Packung zu finden gewesen wäre. In Ware ökologischer Herkunft war dies bislang nicht der Fall.<br />

Wasserbindende Mittel wie z. B. Polyphosphate erhöhen den Wasseranteil in den Filets, der zum Teil auch<br />

nach der Zubereitung erhalten bleibt. Dies ist innerhalb gesetzlich festgelegter<br />

Grenzen nicht verboten,<br />

muss<br />

aber deklariert werden. Die Verwendung dieser Zusatzstoffe führt nicht unbedingt zu einem<br />

schlechteren Produkt, dennoch sollte der Verbraucher sich beim Kauf darüber informieren können <strong>und</strong> die<br />

Wahl haben, ob er sich für behandelte oder unbehandelte Pangasiusfilets entscheiden möchte. Diese<br />

Situation ist nicht neu. Zur Erinnerung: vergleichbare Zusätze in <strong>Fisch</strong>stäbchen führten vor Jahren zu<br />

öffentlichen Diskussionen. über die Notwendigkeit von Zusatzstoffen im <strong>Fisch</strong>fleisch. Inzwischen darf die<br />

Rohware für <strong>Fisch</strong>stäbchen gr<strong>und</strong>sätzlich nicht mit solchen Hilfsmitteln behandelt werden, auch nicht mit<br />

Phosphat.<br />

Weitere Informationen zu neuen Nutzfischen im Forschungsreport 2/2008 (s. unten).<br />

Ciguatoxin-Vergiftungen durch exotische <strong>Fisch</strong>e<br />

Als „Ciguatera“ wird eine Lebensmittelvergiftung bezeichnet, die durch neurologische <strong>und</strong> den Magen-<br />

Darm-Trakt betreffende Symptome gekennzeichnet ist <strong>und</strong> die durch den Verzehr von tropischen <strong>Fisch</strong>en<br />

verursacht werden kann. Auslöser sind das Ciguatoxin (auch Ciguateratoxin) <strong>und</strong> ähnliche Verbindungen.<br />

Mit vermutlich ca. 10.000 bis 50.000 Fällen pro Jahr ist sie die laut FAO weltweit am häufigsten<br />

auftretende Erkrankung im Zusammenhang mit dem Verzehr von <strong>Fisch</strong>.<br />

Ciguatoxin-enthaltende <strong>Fisch</strong>e kommen verbreitet in der Karibik, im Pazifischen <strong>und</strong> z. T. im Indischen<br />

Ozean vor. Betroffen sind Regionen mit Korallenriffen. Das Ciguatoxin wird von Dinoflagellaten (Einzeller,<br />

wichtige Gruppe des Phytoplanktons) der Species Gambierdiscus produziert, die auf der Oberfläche von<br />

Korallen leben. Pflanzenfressende <strong>Fisch</strong>e nehmen die Dinoflagellaten + ggf. das Gift mit der Nahrung auf.<br />

Über die Nahrungskette (pflanzenfressende → fleischfressende <strong>Fisch</strong>e) reichert es sich im Muskelfleisch<br />

<strong>und</strong> den Innereien (Leber, Rogen) an. In großen Raubfischen, die am Ende der Nahrungskette stehen,<br />

können hohe<br />

Gehalte vorkommen.<br />

Ciguatoxin ist ein fettlösliches Toxin, das weder durch Kochen, Gefrieren noch durch menschliche<br />

Magensäfte<br />

zerstört werden kann. Salzen <strong>und</strong> Marinieren sind ebenfalls wirkungslos. Ein <strong>Fisch</strong>, der<br />

Ciguatoxin enthält, ist weder äußerlich, noch durch einen abweichenden Geschmack oder Geruch<br />

erkennbar.<br />

Der Krankheitsverlauf hängt von der Dosis ab. Außerdem können in den <strong>Fisch</strong>en noch weitere Toxine<br />

(Ciguaterin, Maitotoxin <strong>und</strong> Scaritoxin) auftreten, die den Verlauf zusätzlich nachteilig beeinflussen<br />

können. Erste Symptome treten 3 - 5 h nach dem Verzehr auf. Dazu zählen Übelkeit, Erbrechen,<br />

Magenkrämpfe, Durchfall, Blutdruckschwankungen, Taubheit oder schmerzhaftes Kribbeln in den<br />

Extremitäten, auch Sehstörungen sind möglich. Die neurologischen Störungen können über mehrere<br />

Wochen bestehen bleiben, in Einzelfällen sogar über Monate oder Jahre. Todesfälle<br />

können auftreten.<br />

Die Ciguatoxin-Vergiftung tritt hauptsächlich im südlichen <strong>und</strong> mittleren Pazifik <strong>und</strong> auf den<br />

Westindischen Inseln auf. Häufig handelt es sich bei den Toxin-Trägern um tropische Zackenbarsche<br />

(Serranidae) <strong>und</strong> Stachelmakrelen mit einem Gewicht von mehr als 5 kg.<br />

Zu den betroffenen <strong>Fisch</strong>arten (ca. 400 Arten) gehören u. a.:<br />

Muränen → Pazifik;<br />

Barracuda (Sphyraena spp.) → USA, Pazifik, Karibik;<br />

Korallenbarsche (Plectropomus sp.) → Südwest-Indischer Ozean;<br />

Zackenbarsche (Epinephelus spp.) → u.a. Florida, Australien;<br />

Papageifische (versch. Arten) → Pazifik, Australien, Karibik;<br />

Bernsteinmakrelen (Seriola spp.) → Hawaii, Australien, Karibik;<br />

Snapper ( Lutjanus spp.) → Australien, Karibik.<br />

<strong>Fisch</strong>ereierzeugnisse, die Biotoxine wie Ciguatoxin oder andere Muskellähmungen bewirkende Toxine<br />

enthalten, dürfen nicht in Verkehr gebracht werden (Verordnung (EG) NR. 853/2004 des Europäischen<br />

Parlamentes <strong>und</strong> des Rates vom 29. April 2004 mit spezifischen Hygienevorschriften für Lebensmittel<br />

tierischen Ursprungs).<br />

23


Es gibt derzeit keine Routine- oder Schnellmethode zur Bestimmung. Die Analyse von Einzelproben<br />

reduziert<br />

das Risiko, kann aber das mögliche Vorkommen von toxischen <strong>Fisch</strong>en nicht vollständig<br />

verhindern. Ciguatera tritt immer nur zeitlich <strong>und</strong> lokal beschränkt auf. Wenn also beim Fang genaue<br />

Kenntnisse der örtlichen Verhältnisse vorliegen, dann ist das Risiko bei eingeführten <strong>Fisch</strong>en als gering<br />

einzuschätzen.<br />

In Europa sind mehre Erkrankungsfälle nach Urlauben in der Dominikanischen Republik <strong>und</strong> auf<br />

tropischen Inseln beschrieben.<br />

In Deutschland ist bisher kein einziger durch importierten <strong>Fisch</strong><br />

verursachter<br />

Fall einer Ciguatoxin-Vergiftung offiziell dokumentiert geworden.<br />

Präventionsmöglichkeiten<br />

für Reisende: Hinweise des B<strong>und</strong>esinstituts für Risikobewertung (BfR) für<br />

Reisende<br />

in tropische <strong>und</strong> subtropische Länder zur Vorbeugung lebensmittelbedingter<br />

Erkrankungen<br />

http://www.bfr.b<strong>und</strong>.de/cm/238/hinweise_fuer_reisende_in_tropische_<strong>und</strong>_subtropische_laender_.pdf Weitere Informationen:<br />

� Karl, H. <strong>und</strong> andere: Biofisch – Qualitätsvergleich zwischen konventionellen <strong>und</strong> ökologisch<br />

produzierten Forellen. Ressortforschung für den ökologischen Landbau 2004. Tagungsband<br />

Statusseminar der Ressortforschungseinrichtungen des BMVEL, pdf-Datei:<br />

http://orgprints.org/5626/<br />

� Manthey-Karl, M. <strong>und</strong> andere: Untersuchungen zur Qualitätsveränderung bei der Verarbeitung<br />

<strong>und</strong> Lagerung<br />

von ausgewählten Erzeugnissen aus Bio-Forellen <strong>und</strong> konventionell erzeugten<br />

Forellen als Voraussetzung für die Erstellung einer Handlungshilfe für handwerkliche<br />

Forellenzuchtbetriebe. http://orgprints.org/view/subjects/aquaculture.html<br />

� Rehbein, H. <strong>und</strong> andere: Entwicklung von Methoden zum Nachweis von ökologisch erzeugten<br />

Produkten am Beispiel der Lachszucht – ÖKOFINA. http://orgprints.org/16211/<br />

� Ostermeyer, U. <strong>und</strong> Schmidt, T.: Differentiation of wild salmon, conventionally and organically<br />

farmed salmon. Deutsche Lebensmittel-R<strong>und</strong>schau 100, Seite 437-443, 2004<br />

� Karl, H. <strong>und</strong> andere: Neue <strong>Fisch</strong>arten auf dem deutschen Markt. Forschungsreport 2/2008<br />

Garnelen <strong>und</strong> <strong>Fisch</strong> aus der Aquakultur: Antibiotika <strong>und</strong><br />

antibakterielle<br />

Substanzen<br />

Zunehmend<br />

werden auf dem deutschen Markt <strong>Fisch</strong>e <strong>und</strong> Garnelen angeboten, die nicht wild gefangen<br />

wurde n, sondern aus der Aquakultur stammen. Vor allem Garnelen aus Südostasien erfreuen sich<br />

wachse nder Beliebtheit <strong>und</strong> sind durch sinkende Preise in den letzten Jahren keine Luxusware mehr.<br />

Wirtschaftliche Bedeutung haben vor allem<br />

die Tiger-Garnele<br />

(„Black Tiger“, Penaeus monodon) <strong>und</strong> die White Tiger<br />

Garnele („Whiteleg Shrimp“, Litopenaeus vannamei),<br />

daneben auch die Rosenberg- Süßwassergarnele<br />

(Macrobrachium rosenbergii).<br />

Importiert wurden in die EU in den letzten<br />

Jahren etwa<br />

700.000 t Garnelenerzeugnisse. Die Einfuhren aus<br />

Drittländern nach Deutschland bewegen sich im Bereich<br />

von<br />

25000 t, die Außenhandelsstatistik lässt allerdings keine<br />

Unterscheidung der Garnelenarten zu. Der Anteil der Importe<br />

aus Südostasien liegt bei rd. 75%. Der größere Teil der<br />

Garnelen (r<strong>und</strong> 2/3) der in Europa gehandelten Ware stammt<br />

aus der Fangfischerei. Das bedeutet, dass diese Tiere nicht<br />

aus der Aquakultur kommen <strong>und</strong> daher auch nicht mit den<br />

nachfolgend diskutierten Stoffen belastet sind.<br />

24


Von den deutschen Verbrauchern werden in Aquakultur erzeugte <strong>Fisch</strong>e <strong>und</strong> insbesondere Garnelen<br />

oftmals kritisch beurteilt, da sie einen unkontrollierten Einsatz von Chemikalien <strong>und</strong> Antibiotika bei der<br />

Produktion vermuten. Das ist verständlich, denn in der Vergangenheit wurden sie durch häufige<br />

Meldungen<br />

von Antibiotika-Rückständen in Garnelen aus südostasiatischer Aquakultur verunsichert.<br />

Dieses Misstrauen war nicht unbegründet, denn<br />

verschiedene Studien der FAO <strong>und</strong> WHO wiesen darauf<br />

hin, dass die Steigerung der Garnelenproduktion<br />

in den südost-asiatischen Ländern nicht nur durch die<br />

Ausweitung der Zuchtanlagen, sondern auch<br />

durch die Erhöhung der Besatzdichte erreicht wurde.<br />

Dadurch stieg die Wasserbelastung <strong>und</strong> da mit verb<strong>und</strong>en das Risiko von Krankheitsausbrüchen. Das<br />

Wassermanagement war in vielen Anlagen nicht geeignet, dies zu verhindern. Das führte dazu, dass<br />

zunehmend pharmakologisch wirksame Substanzen<br />

eingesetzt wurden.<br />

Insbesondere Chloramphenicol <strong>und</strong> Nitrofurane<br />

wurden<br />

in südost-asiatischen Garnelen nachgewiesen,<br />

beides sind<br />

hochwirksame Antibiotika, die in diesen Erzeugnissen<br />

gemäß der Verordnung (EWG) Nr. 470/2009<br />

über<br />

Höchstmengen für Tierarzneimittelrückstände<br />

in<br />

Nahrungsmitteln wegen ihrer Ges<strong>und</strong>heitsgefährdung nicht<br />

enthalten sein dürfen.<br />

Nachdem es 2002 eine hohe Zahl von Warnmeldungen<br />

(113) zum Nachweis von Chloramphenicol-Rückständen in<br />

süd-ostasiatischen Garnelen gab, die zu gezielten<br />

Überprüfungen dieser Warengruppe führten, sind die<br />

Meldungen stetig zurückgegangen. 2007 <strong>und</strong> 2008 waren<br />

es weniger als 10 Anzeigen.<br />

Bis 2004 waren häufig Meldungen über positive Bef<strong>und</strong>e<br />

von Nitrofuran <strong>und</strong> seinen Metaboliten in Garnelen im<br />

Schnellwarnsystem zu verfolgen. Seit 2005 hat die Zahl im<br />

Vergleich dazu deutlich abgenommen. (RASFF-<br />

Jahresbericht 2006) <strong>und</strong> bewegt sich auf gleichbleibendem<br />

Niveau. 2008 gab es 58 Warnmeldungen. Die meisten<br />

Beanstandungen betrafen Importe aus Indien (30) <strong>und</strong><br />

Bangladesh (14) (RASFF- Jahresbericht 2008).<br />

(Quelle: http://ec.europa.eu/food/food/rapidalert/index_en.htm)<br />

Da nach wie vor eine verstärkte Eingangskontrolle der Produkte<br />

a us Drittländen durchgeführt wird, kann<br />

davon ausgegangen werden,<br />

dass ein akutes Verbraucherrisiko in Bezug auf Nitrofurane <strong>und</strong><br />

insbesondere Chloramphenicol nicht zu erwarten ist.<br />

25<br />

Chloramphenicol<br />

�steht im Verdacht durch Schädigung des<br />

Knochenmarks eine irreversible aplastische<br />

Anämie (Verminderung/ Einstellung der<br />

Blutzellenproduktion durch das<br />

Knochenmark) auszulösen<br />

Nitrofuran-Wirkstoffe (wie Furazolidon,<br />

Furaltadon, Nitrofurazon)<br />

�Anwendungsverbot für lebensmittel-<br />

liefernde Tiere, hauptsächlich aufgr<strong>und</strong><br />

ihres mutagenen <strong>und</strong> karzinogenen<br />

Potentials<br />

�sehr instabil, werden im Organismus<br />

rasch zu Zwischenprodukten (Metaboliten)<br />

abgebaut. Im Untersuchungslabor werden<br />

ausschließlich die Metaboliten, die ein<br />

eigenes erbgut-schädigendes<br />

Potential<br />

besitzen, nachgewiesen<br />

Zusätzliche Informationen zur Abschätzung des Verbraucherrisikos:<br />

Stellungnahmen<br />

des BfR zur<br />

Risikobewertung von Chloramphenicol <strong>und</strong> Nitrofuranen unter h ttp://www.bfr.b<strong>und</strong>.de.<br />

BfR: B<strong>und</strong>esinstitut für Risikobewertung (vormals BGVV):<br />

� Aufgabe: Verbesserung des Verbraucherschutzes <strong>und</strong> der Lebensmittelsicherheit �Gutachten <strong>und</strong> Stellungnahmen zu Fragen der Lebensmittelsicherheit <strong>und</strong> des ges<strong>und</strong>heitl. Verbraucherschutzes<br />

Schnellwarnsystem der EU: RASFF (Rapid Alert System for Food and Feed) (seit 2003)<br />

�Sorgt für den schnellen Informationsaustausch über Maßnahmen innerhalb der EU gegen potentielle<br />

Ges<strong>und</strong>heitsrisiken für den Verbraucher bei Lebens- <strong>und</strong> Futtermitteln. Dorthin gehen alle Meldungen der<br />

nationalen Behörden ein.<br />

�Durch seine Einführung konnte z. B. die Rückstandsproblematik in Garnelen schneller erkannt <strong>und</strong> eine effiziente<br />

gemeinsame Reaktion der EU-Länder ermöglicht werden.<br />

Deutsche Kontaktstelle: BVL (B<strong>und</strong>esamt für Verbraucherschutz <strong>und</strong> Lebensmittelsicherheit) bündelt EU-<br />

Informationen <strong>und</strong> leitet sie an die zuständigen B<strong>und</strong>esländer. Die wiederum geben ihrerseits Warnmeldungen<br />

aus deutschen Lebensmittelkontrollen an das BVL.<br />

Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA)<br />

� bearbeitet die Berichte, um alle zur Risikoanalyse erforderlichen Angaben an die europäische Kommission <strong>und</strong><br />

an alle Mitgliedstaaten mitteilen zu können.


Seit<br />

2004/2005 wurde mehrfach Malachitgrün bzw. dessen Metabolit Leukomalachitgrün in<br />

Aquakulturfischen, wie z.B. Pangasien <strong>und</strong> Tilapien aus Vietnam oder Aalen<br />

aus China, Indonesien oder<br />

Polen nachgewiesen. Die Gehalte lagen in Größenordnungen von 2 bis 100 µg/ kg, aber auch<br />

Gehalte bis<br />

zu 200 µg/ kg wurden festgestellt (Quelle: Schnellwarnsystem RASFF).<br />

Laut BVL bestätigen deutsche Untersuchungen von<br />

Aquakulturerzeugnissen aus EU-Mitgliedstaaten <strong>und</strong> Dri ttländern<br />

�Triphenylmethanfarbstoff<br />

rhöhten Missbrauch. Da diese Substanz zu den � wird als Desinfektionsmittel mit<br />

izider<br />

�Da Malachitgrün als mutagen,<br />

trollplan<br />

die Beanstandungsquote im Vergleich zu anderen im<br />

en des NRKP untersuchten Wirkstoffen relativ hoch. Daher<br />

teratogen *) (d. h. Nicht-EU-Staaten) auf Malachitgrün in den Jahren 2005 <strong>und</strong> Malachitgrün<br />

2006 im Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung den<br />

e<br />

Untersuchungsschwerpunkten in den EU-Mitgliedstaaten gezählt<br />

werden kann, werden auffällige Erzeugnisse regelmäßig<br />

rechtzeitig aus dem Handel genommen.<br />

starker fungizider <strong>und</strong> bakter<br />

als auch antiparasitärer Wirkung<br />

eingesetzt<br />

Dem Jahresbericht 2008 zum Nationalen Rückstandskon<br />

(NRKP) ist zu entnehmen, dass Malachitgrün/ Leukomalachitgrün<br />

wieder häufiger nachgewiesen wurden. Mit insgesamt r<strong>und</strong> 3 %<br />

liegt<br />

Rahm<br />

wurden auch 2009/2010 weiterhin <strong>Fisch</strong>e aus Aquakulturen<br />

verstärkt auf Malachitgrün <strong>und</strong> Leukomalachitgrün untersucht.<br />

( www.bvl.b<strong>und</strong>.de/...2008/nrkp__bericht__2008.html)<br />

<strong>und</strong> kanzerogen<br />

eingestuft wurde, darf es in<br />

Aquakulturanlagen, die der<br />

Lebensmittelgewinnung dienen, lt.<br />

EU-Verordnung Nr. 470/2009 nicht<br />

angewendet werden<br />

Zusammenfassend<br />

lässt sich folgendes feststellen: Innerhalb der europäischen Gemeinschaft gibt es umfassende<br />

Verordnungen,<br />

die ein hohes<br />

Ges<strong>und</strong>heitsschutzniveau bei der Einfuhr von Lebensmitteln sichern<br />

sollen. Garnelen <strong>und</strong> <strong>Fisch</strong>produkte<br />

aus Drittländern gehören zu den am häufigsten untersuchten Erzeugnisgruppen.<br />

Warensendungen von bereits auffällig gewordenen Betrieben aus Drittländern<br />

werden gezielt kontrolliert,<br />

bevor sie auf den Markt gelangen.<br />

Die EU-Kommission trifft entsprechende gemeinschaftliche Schutzmaßnahmen wie verschärfte<br />

Kontrollvorschriften für die Einfuhruntersuchung bis hin zu vollständigen Importverboten<br />

für<br />

<strong>Fisch</strong>ereierzeugnisse aus diesen Ländern. Alle anderen Importe werden stichprobenartig bzw. auf<br />

Verdacht untersucht, Dadurch kann weitgehend ausgeschlossen werden,<br />

dass Garnelenprodukte mit den<br />

o. g. Rückständen auf den Markt gelangen.<br />

Höchstmengenüberschreitungen <strong>und</strong> der Nachweis von verbotenen<br />

Substanzen werden an alle<br />

Mitgliedsländer gemeldet. Die Ware wird beschlagnahmt, zurückgewiesen<br />

oder gegebenenfalls vernichtet.<br />

Das<br />

bedeutet, dass eine große Anzahl an Importware, bei der ein ges<strong>und</strong>heitliches Risiko festgestellt<br />

wurde, erst gar nicht den deutschen Markt erreicht.<br />

Derartig strikte Maßnahmen haben bewirkt, dass die Sicherheits- <strong>und</strong> Kontrollmaßnahmen<br />

sowohl in den<br />

Ursprungsländern als auch bei den Importeuren ausgeweitet wurden.<br />

Darüber hinaus lernen auch Züchter aus ihren Fehlern, insbesondere wenn sie wirtschaftliche Folgen<br />

haben, so dass positive Entwicklungen im Hinblick auf umweltschonendere, artgerechtere<br />

Aufzuchten <strong>und</strong><br />

ein verbessertes Hygienemanagement festzustellen sind.<br />

Stand Dezember 2010<br />

*) Teratogen: Eigenschaft schädigender Stoffe, die in der Schwangerschaft Fehlbildungen beim Kind hervor rufen<br />

26

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