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jahresbericht 2008 - BUND Ravensburg-Weingarten

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viel unbedeutendem Kleinkram förmlich zuzuschütten,<br />

damit er zur eigentlichen Arbeit gar nicht<br />

mehr kommt. Deshalb müssen wir ab und zu auch<br />

einfach mal »Nein« sagen und können mit unseren<br />

begrenzten Kräften nicht alle Themen bearbeiten.<br />

Dort, wo es zum Beispiel schon gut funktionierende<br />

und schlagkräftige Bürgerinitiativen für Einzelprobleme<br />

gibt, muss sich der <strong>BUND</strong> nicht auch<br />

noch einmischen.<br />

Linus Ballarin überprüft vor Ort, ob die vorhandenen Bäume bei der<br />

Planung auch berücksichtigt wurden.<br />

Das Jahr <strong>2008</strong> war für Gewerbe und Industrie<br />

ein gutes Geschäftsjahr. Das sieht man an den<br />

Steuereinnahmen in den öffentlichen Haushalten –<br />

und an Zahl und Umfang der Planungsverfahren.<br />

Bei nicht weniger als 30 Verfahren wurden wir<br />

beteiligt. Es ging um neue Wohn- und Gewerbegebiete,<br />

neue Straßen und Brücken, um Wasserentnahmen,<br />

Bachverlegungen und Hochwasserschutzmaßnahmen.<br />

Leider ging es nicht und<br />

nirgends um neue Schutz- und Schongebiete, sondern<br />

immer nur um Befreiungen von deren<br />

Schutzbestimmungen und um Aufhebungen von<br />

ganzen Schutzverordnungen, zum Beispiel für Naturdenkmale,<br />

die inzwischen längst verschwunden<br />

sind!<br />

Der Flächenverbrauch für all diese<br />

neuen Vorhaben ist dabei ungebremst!<br />

Jeder weiß eigentlich, dass es so nicht<br />

immer weitergehen kann. Selbst unsere<br />

Umweltministerin Tanja Gönner reist<br />

inzwischen durch die Gemeinden, predigt den<br />

Bürgermeistern Enthaltsamkeit bei der Ausweisung<br />

neuer Baugebiete und droht ihnen staatliche<br />

Zwangsmaßnahmen an, wenn sie keine Einsicht<br />

zeigen. Sie könnte genauso gut gegen Wände<br />

reden, denn hier geht es nur um Eines: Um Geld!<br />

Um Gewerbesteuereinnahmen! Vernunft und<br />

Weitsicht sind dabei nicht gefragt – siehe weltweite<br />

Finanzkrise. So werden denn allein im<br />

Schussental Jahr für Jahr mehr als 10 Hektar (!)<br />

wertvollen Bodens für Baugebiete<br />

geopfert! Und auch im Allgäu plant<br />

man groß und hält den Ausgleich klein.<br />

Wen wundert es da, dass landesweit<br />

jetzt wieder über 10 Hektar pro Tag im<br />

Ländle überbaut werden (also mehr als<br />

1 Quadratmeter jede Sekunde), nachdem<br />

in den Jahren der Wirtschaftsflaute<br />

der Flächenverbrauch<br />

schon einmal unter diese Marke gefallen<br />

war. Jede Woche verschwinden auf<br />

diese Weise in Baden-Württemberg<br />

zwei große Bauernhöfe – unwiederbringlich!<br />

Die Naturschutzverbände im Kreis<br />

<strong>Ravensburg</strong> haben kürzlich einmal<br />

zusammengetragen, was zur Zeit so an<br />

Neuplanungen im Gange ist: In der<br />

Summe ergibt das 250 Hektar!<br />

Absolute Negativ-Beispiele sind dabei<br />

zwei großflächige Planungen in wertvollster<br />

Landschaft: Das Gewerbegebiet<br />

»Erlen« im Westen von <strong>Ravensburg</strong> und<br />

das hochtrabend »Oberschwäbischer<br />

Gewerbe- und Industriepark« getaufte<br />

Gebiet bei Bad Wurzach-Zwings, das<br />

zwischen den europäischen Schutzgebieten<br />

Rohrsee und Wurzacher Ried<br />

in einer bisher unberührten Landschaft<br />

liegt, die so wertvoll ist, dass das<br />

Landratsamt sie noch vor wenigen<br />

Jahren unter Landschaftsschutz stellen<br />

wollte. Seltsamerweise will das gleiche<br />

Amt heute am liebsten gar nichts mehr<br />

davon wissen. Auch sonst fällt uns das<br />

Landratsamt, das ganz wichtig für den Erhalt von<br />

Natur und Landschaft wäre, leider immer öfter in<br />

den Rücken. Selbst umweltschädlichste und sogar<br />

wirtschaftlich unsinnige Planungen wie die<br />

Errichtung eines völlig überflüssigen<br />

Großsägewerks auf 100 Hektar Fläche mitten im<br />

Wald bei Leutkirch finden dort keinen<br />

Widerspruch.<br />

Dabei haben uns die Folgen dieses fatalen Tuns<br />

längst erreicht: Klimawandel und Flächenversiegelung<br />

führen zu immer schlimmeren<br />

Hochwasser-Ereignissen in immer rascherer Folge.<br />

Die notwendigen Sicherungsmaßnahmen verschlingen<br />

Millionen von Euro. Auch die Stadt<br />

<strong>Ravensburg</strong> sorgt sich um den Hochwasserschutz<br />

an der Schussen. Allerdings sind den Technikern<br />

bislang nur kurzsichtige großtechnische Maßnahmen<br />

mitten im Siedlungsgebiet eingefallen:<br />

alle alten Bäume an der Schussen abhacken, eine<br />

riesige Stahl-Spundwand reinrammen und den<br />

Damm erhöhen! Entschuldigung, Herr Oberbürgermeister,<br />

aber einer Stadt, die – zu Recht –<br />

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