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Heft 2/2008

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Rezensionenbuch 2007 eine neue Analyse seinesWestfalen-Bildes zu erwarten ist. SeineLebensgeschichte, die hier zumsiebten Mal aufgelegt ist, schrieb erhochdeutsch in den Kriegsjahren, indenen er – schon seit einer Weile alsPfarrer pensioniert – wieder auf demHof seiner Eltern im heute zur StadtAhlen gehörigen Vorhelm lebte und ineiner eigenen Kapelle die Messe las.Als „Waldbruder“ sieht er sich dort.Der Erzähler Wilhelm Raabe und seine„Geschichten vom versunkenenGarten“ 1874 sind sein Vorbild, ein langesLeben in einer als begeisterndvielfältig bejahten Welt sein Thema.Der „versunkene Garten“ ist das Kindheitsparadies,das er am alten Ort nichtwiederfindet. Die Zeit nämlich ändertden Raum. Er erzählt, was in der Zwischenzeitgewesen ist, und das war von1862 bis 1940 eine Menge. Politischesfehlt aber trotz der aufregenden Zeitläufte,wenn man es nicht in einer entschiedenenHaltung für das einzelnevon Gott geschaffene Individuum gegenalle Gruppenideologien und -fanatismensehen will. Er entschuldigtsich in einer „Rechtfertigung“, dass ervom eigenen Ich schreibt, doch überwelches wüsste man besser Bescheid?Wichtig nehmen darf sich das Individuum,jedes Individuum! Man kannsein Augenmerk auf verschiedene Seitendes Dargestellten richten, das, wasdavon zur Welt des endenden 19. oderdes beginnenden 20. Jahrhundertspasst, zu Münsterland oder Niederrhein,Universitäts- und Garnisonsorten,zur Pfarrerexistenz, die noch vielunproblematisch-glücklicher erscheintals die seiner plattdeutschenRomanfigur „Pastor von Driebeck“.Die Konfratres wie die Pfarrhaushälterinnenspielen ihre Rolle, die Privataudienzdes vielgelesenen Herausgebersder auflagenstarken katholischenIllustrierten „Der Hausschatz“ beimPapst. Wibbelt erzählt, was es für Einladungenunter Pfarrern gibt! Hessenund Lothringen kommen ins Spiel.Ganz wichtiger Teil des Erinnerns sinddie Begegnungen mit Mitmenschender verschiedensten Art. Die 7. Auflagehat zu ihnen ein Register, dasschnelle Information möglich machtund gründliche Anmerkungen, dieeine Lektüre mit Umsicht ermöglichen.Obgleich es sich bei Wibbelt um einenunermüdlich schreibenden Autorhandelte, dessen Romane, Gedichte,Erbauungs- und religiöse Schriftenzudem großen Erfolg hatten, drängtsich bei ihm das Literarische nie vor.Die Anmerkungen von Rainer Schepperinformieren also über alle erwähntenPersonen, und das sind meist Weggefährten,die wichtige eigene Familie,seltener Anreger für Gedankenweltund Literatur. Was in Wibbelts Jahrenin Westfalen literarisch galt, kann manzusammengestellt finden, wobei derältere Dreizehnlindenautor FriedrichWilhelm Weber aus Nieheim bei Paderborn– heute leider kaum noch bekannt– als besonders wichtig erscheint.Die Lebensgeschichte, die mitder Schilderung der Eltern beginntund damit in die Anfänge des Jahrhundertszurückreicht und mit dem letztenplattdeutschen Roman „Ut de feldgraoeTied“ endet, der im Umkreis eineszweiten vom Ersten Weltkrieg handelt,ist am Anfang wie am Schluss eingebundenin Liebeserklärungen an dieHeimat. Wir sehen ein westfälisches48

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