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Sozialraumverankerte Schulsozialarbeit

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• Schließlich habe fünftens die sozialpädagogische<br />

Fachkraft selbst zu einer gelingenden Integration<br />

beigetragen, indem sie keine Patentlösungen anbot,<br />

man statt dessen im gemeinsamen Gespräch<br />

Neues entwickelte.<br />

Die Arbeit mit ‚Einzelfällen’ als gemeinsame Schnittmenge<br />

der Professionen aufzufassen, ermöglichte<br />

es an den untersuchten Schulen sehr schnell eine<br />

fruchtbare Basis für Kooperationen herzustellen, reibungsarm<br />

in Kontakt zu treten und Austausch sowie<br />

gegenseitige Unterstützungserfahrung zu ermöglichen.<br />

Sie trug aber auch dazu bei, die Möglichkeiten<br />

der Kooperation entlang der schulischen<br />

‚Problemfälle’ eng zu führen und birgt damit die<br />

Gefahr, weiterhin unhinterfragt auf dem Terrain konflikthafter,<br />

bestehender Strukturen zu operieren und<br />

diese zu ‚personalisieren’. So hebt Galuske (2000:<br />

75 f.) hervor, dass sich als übergeordnete Verbindungslinie<br />

zwischen verschiedenen historisch gewachsenen<br />

Konzepten der Einzelfallhilfe die Tatsache<br />

feststellen lasse, dass sie „die zu bearbeitenden<br />

Probleme in die Individuen selbst (lokalisiert)“; dies<br />

verweist auf die Unterstellung, „dass soziale Probleme<br />

psychische Probleme sind“ und folglich ausschließlich<br />

in der Stärkung der Persönlichkeit der<br />

Umgang mit (nichtreflektierten) Strukturen der<br />

Umwelt gesucht wird.<br />

Solche Risiken werden dann zur Gefahr, wenn sich<br />

die Kommunikationsstrukturen zwischen den Professionen<br />

weiterhin auf punktuelle Anlässe (Problemfälle/ausschnitthafte<br />

Initiativen) beschränken<br />

und sich keine allgemeineren Strukturen des Austauschs<br />

im Sinne einer gemeinsamen Sprache und<br />

gemeinsamen Zielsetzung herausbilden können.<br />

Jugendhilfe in der Schule droht sich dann zu einem<br />

kleinen selbstreferenziellen Korpus zu entwickeln,<br />

der dann auch nicht mehr in Verbindung zu bringen<br />

wäre mit der weiter gefassten Projektidee, durch<br />

Sozialarbeit an der Schule die Grenzen zwischen Jugendhilfe<br />

und Schule aufzuweichen. Eine entscheidende<br />

Weiche stellt hier sicher das steuernde Handeln<br />

von Schulleitungen dar, die, wie herausgearbeitet<br />

werden konnte, an der Segmentierung beziehungsweise<br />

Verzahnung beider Fachkompetenzen<br />

wesentlich beteiligt sind.<br />

4.3 <strong>Schulsozialarbeit</strong> als Schnittstelle zum<br />

Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD)<br />

In den Rahmenvereinbarungen zum ‚Stuttgarter<br />

Modell’ (vgl. Kap. 1) wurde – angesichts der knapp<br />

62<br />

<strong>Sozialraumverankerte</strong> <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />

bemessenen personellen Jugendhilferessourcen je<br />

Schule – dezidiert als wichtige Aufgabe der Fachkräfte<br />

festgeschrieben, verbindliche und belastbare<br />

Kooperationsstrukturen zwischen der Schule beziehungsweise<br />

der <strong>Schulsozialarbeit</strong> und dem (sozialräumlich<br />

vorhandenen) Jugendhilfeangebot aufzubauen:<br />

„Nach Ablauf der zwei Jahre muss klar sein,<br />

wie mit sogenannten Problemfällen umgegangen<br />

werden kann und es sind verbindliche Kooperationsstrukturen<br />

aufgebaut, die Kooperationspartner sind<br />

benannt und bekannt“ – so die Zielbestimmung für<br />

den ersten Bewilligungszeitraum.<br />

Es ging also darum, Wege der Kooperation zu ebnen,<br />

auf Dauer zu stellen, eventuell auch blockierte<br />

Strukturen der Zusammenarbeit wiederzubeleben,<br />

kurz: Langfristig tragfähige, personenunabhängige<br />

Muster fachlicher Zusammenarbeit zu entwickeln.<br />

Gemeinsamer Bezugspunkt war hier der jeweilige<br />

Sozialraum und die darin vorhandenen und weiter<br />

zu entwickelnden Handlungsressourcen mit dem<br />

Ziel, die biographischen Entwicklungs- und Bewältigungsschritte<br />

der Heranwachsenden angemessen<br />

unterstützen zu können. Diese keineswegs triviale<br />

Zielbestimmung forderte alle pädagogisch ‚Zuständigen’<br />

dazu auf, ihre jeweiligen institutionellen Verortungen<br />

und Begrenzungen immer wieder zu überschreiten<br />

und in sozialräumlicher Perspektive innerhalb<br />

je spezifischer Unterstützungsnetzwerke mit<br />

und für Kinder und Jugendliche zu agieren. Für Kooperationen<br />

der Schule mit anderen sozialräumlichen<br />

Institutionen als Netzwerkglieder hieß das, institutionen-<br />

und aufgabenspezifische Anlässe, Erwartungen<br />

und Begrenzungen offensiv jeweils für sich und<br />

mit Bezug auf die anderen Akteure zu formulieren,<br />

Kooperationsweisen auszuhandeln und sich unter<br />

Umständen auch auf andere Vorstellungen von Kooperation<br />

einzulassen.<br />

Wir analysieren im Folgenden einen Ausschnitt aus<br />

diesem schulüberschreitenden Vernetzungsprozess<br />

und fokussieren Kooperationsprozesse mit dem ASD,<br />

die insbesondere im Kontext der intensiveren Begleitung<br />

und Unterstützung von Schüler/innen in Einzelfallhilfen<br />

zum Tragen kamen. Die Zusammenarbeit<br />

zwischen Schulen und dem Jugendamt sowie<br />

dem ASD ist keineswegs neu und ungewöhnlich.<br />

Obwohl sie „die am wenigsten intensive institutionelle<br />

Bezugsweise von Jugendhilfe und Schule“ ist,<br />

„kommt ihr zumindest quantitativ nicht unerhebliche<br />

Bedeutung zu. Denn: Schulprobleme gehören<br />

zu den regelmäßigen Problemkomplexen der Klienten<br />

der Erziehungshilfe und werden in vielen Fällen<br />

zu ersten Interventionsanlässen seitens des Jugend-

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