01.12.2012 Aufrufe

Sozialraumverankerte Schulsozialarbeit

Sozialraumverankerte Schulsozialarbeit

Sozialraumverankerte Schulsozialarbeit

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

74<br />

Fachkraft zum Vorantreiben der Projektarbeit freigestellt<br />

werden, damit auch ihre Mehrarbeit und<br />

ihr Engagement professionell anerkannt und qualitativ<br />

gesichert werden könnte.<br />

4.4.3 Erweiterung der Handlungsoptionen für<br />

Lehrkräfte<br />

Eine wesentliche Komponente von Schulentwicklung<br />

zielt auf die Erweiterung der Möglichkeiten zur<br />

Reflexion der professionellen Handlungsbedingungen<br />

und Handlungsverläufe der Lehrer/innen. <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />

mit ihren beratenden und informierenden<br />

Angeboten und Anstößen kann hier eine wichtige<br />

Rolle übernehmen. Den gemeinsamen Nenner<br />

der folgenden Beschreibungen bildet die Erfahrung<br />

von Lehrkräften, durch die sozialpädagogische Fachkraft<br />

situativ eine Erweiterung der eigenen Handlungsoptionen<br />

erlangt zu haben. Hier lassen sich<br />

analytisch verschiedene Facetten unterscheiden:<br />

• Es wurde beschrieben, durch die sozialpädagogische<br />

Fachkraft eine „helfende Hand“ in Bezug auf<br />

die eigene Arbeit/den eigenen Unterricht zur Verfügung<br />

gestellt zu bekommen. Am Beispiel einer<br />

Unterrichtseinheit ‚Bewerbungstraining’ wurde<br />

ausgeführt, dass sich gerade hier enge Lehrplanterminierungen<br />

auf die Qualität von Unterrichtseinheiten<br />

negativ auswirkten und durch die Mithilfe<br />

der Sozialarbeiterin „konsequenter und ausführlicher“<br />

mit den Schüler/innen gearbeitet<br />

werden konnte.<br />

• Einen weiteren Ausgangspunkt stellten gestörte<br />

Kommunikationsprozesse zwischen Lehrer/in<br />

und einzelnen Schüler/innen dar. Die Lehrkraft erreichte<br />

diese Schüler/innen im Unterricht nicht<br />

mehr und fand in einer außerhalb des Unterrichtsgeschehens<br />

stehenden Professionellen eine<br />

Möglichkeit, die Schüler/in zeitnah zur Problematik<br />

im Unterricht an die <strong>Schulsozialarbeit</strong> weiter<br />

vermitteln und um dort der Schüler/in die Möglichkeit<br />

zum Gespräch im neutralen Raum anbieten<br />

zu können. <strong>Schulsozialarbeit</strong> mit ihren spezifischen<br />

Möglichkeiten entlastet Lehrer/innen in<br />

Konfliktsituationen; sie kann bei Bedarf aktiviert<br />

werden.<br />

• Der Kern einer weiteren Nutzungsweise bestand<br />

darin, „Realitätsgewinn“ sowohl bei Schüler/innen<br />

als auch bei Lehrkräften zu erzielen. Durch<br />

die Möglichkeit für Lehrer/innen sowie für Schüler/innen<br />

im Gespräch mit der sozialpädagogi-<br />

<strong>Sozialraumverankerte</strong> <strong>Schulsozialarbeit</strong><br />

schen Fachkraft die eigenen Wahrnehmungen<br />

und Positionen zu reflektieren und die andere<br />

Seite dadurch jeweils besser verstehen zu können,<br />

entstand eine entschärfende Wirkung in Bezug<br />

auf Schüler/innen-Lehrer/innen-Konflikte<br />

(„Entlastung durch eine andere Sichtweise“).<br />

Schüler/innen wie Lehrer/innen zum Nachdenken<br />

zu bringen, könnte als wesentliche mediative<br />

Leistung der sozialpädagogischen Fachkraft beschrieben<br />

werden, die den jeweiligen Lehrkräften<br />

zugute kommt. Auch hier wurde die Möglichkeit<br />

gesehen, eine Problematik aus dem unterrichtlichen<br />

Geschehen auszulagern (siehe vorhergehenden<br />

Aspekt) und dadurch Distanz zum Ort der<br />

Eskalation zu schaffen. Im Unterschied ist hier jedoch<br />

die Rede von Problemen, die zwischen Lehrkräften<br />

und Schüler/innen entstanden und<br />

dadurch für beide Seiten zur Belastung wurden.<br />

• Als weiterer positiver Effekt der Kooperation mit<br />

der <strong>Schulsozialarbeit</strong> für die eigene Arbeit als Lehrer/in<br />

wurden Möglichkeiten eines besseren Umgangs<br />

miteinander im Klassengefüge als Grundlage<br />

für gelingenden Unterricht herausgehoben.<br />

Zum einen wurde dieser gute Umgang miteinander<br />

durch die Arbeit der Fachkraft im Rahmen<br />

von Projektarbeiten vorangetrieben und<br />

zum anderen war es ihr Erfahrungsschatz, der der<br />

Lehrer/in punktuell eine „Stütze“ im Umgang mit<br />

Schüler/innen bot, beispielsweise angestoßen<br />

durch kleine Tipps, die „richtige Handlungsweise“<br />

zu finden. Die Sozialarbeiterin wurde als Kollegin<br />

wahrgenommen, durch deren Anwesenheit auch<br />

ein Kompetenzzugewinn auf fachlicher Ebene<br />

entstand (Kollegialberatung).<br />

• Eine Lehrkraft, die bislang noch wenig Berufserfahrung<br />

sammeln konnte, betonte als Nutzen<br />

ihrer Kooperation mit der sozialpädagogischen<br />

Fachkraft, eine Vorstellung davon entwickelt zu<br />

haben, wie Binnenstrukturen der Schule gestaltbar<br />

werden können. Auch dieser Effekt wurde als<br />

Kompetenzzugewinn für die eigene Fachlichkeit<br />

bewertet.<br />

Es zeigte sich, dass Lehrkräfte die Kooperation mit<br />

der sozialpädagogischen Fachkraft mit unterscheidbaren<br />

Anliegen in unterschiedlicher Intensität genutzt<br />

haben: In der Gestaltung des eigenen Unterrichts,<br />

in der Gestaltung des Miteinanders zwischen<br />

Pädagog/innen und Schüler/innen, für die Planung<br />

und Durchführung von gemeinsamen Veranstaltungen<br />

und Projekten sowie dort, wo es angezeigt

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!