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Ergebnissicherung und Rechtsschutz

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Kunst oder soziale Kompetenz:<br />

Lässt sich Mediation lernen?<br />

FALK GmbH ● mastermediation.com<br />

FALK, Gerhard<br />

In:<br />

ZKM – Zeitschrift für Konfliktmanagement<br />

3/2000<br />

S. 109 – 110


Gerhard Falk<br />

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Eereits der Versuch, diese Frage zu satz von<br />

beantworlen, bringl jeden in eine unglückliche<br />

Lage. Der Hinweis, Mediation<br />

sei eine Xunst, ist nicht so absurd.<br />

Beide lehen von natürlicher<br />

Subiektivilät, sie bauen auf lntuilion<br />

<strong>und</strong> Genie.<br />

1. Vorbemerkungen<br />

ediation <strong>und</strong> Kunst sind schöPfe-<br />

" r risch, setz.en sich damil ,,künstlich"<br />

in Gegensatz zu Natur, Erzeugnissen der<br />

Wissenschaft, des bloßen Handwcrks.<br />

,,\{ahrc" Kunst, so heißt es, slelh sich in<br />

,irer iustvollen Subjektivität der übrigen<br />

Gesellschafi entgegen, lässt .sich nicht von<br />

ihr hinterfragen. Dabei eröffnel sich eine<br />

erste Differenz: Mediation, verstanden als<br />

professionelles Handeln mit seinem pernlanenten<br />

Rechtfertigungszwang, kommt<br />

um eine Auskunfts- <strong>und</strong> Begrtindungspflicht<br />

nicht herum; iedenfalls in unserer<br />

Ku)tur. Eine,,Kunst" im Sozialen - interpretiert<br />

als Arrangement von selbstbezüglichen<br />

Kommunikationsprozessen - muss<br />

letztendlich erklärbar sein. Bewusster Ein-<br />

'lbchuikel <strong>und</strong> Methoden, l)efinit<br />

jon runrgehen. Diese umstritlene Frage soll hier<br />

von Gr<strong>und</strong>annahmen <strong>und</strong> -haltuneen,<br />

Sichtweisen <strong>und</strong> Zielrichtttngen sowie Set-<br />

nicht näher bchandelt vverdenl. Niernand<br />

wird jedoch bestreiten wollen, dass, einerzen<br />

von Maßrrahmen im Mediationsproz-ess<br />

kann einer llinterfiagbarkeit nicht auf<br />

lei, ob ererbt oder erlernt, gefragte Konfliktver<br />

mittler über so etwas wie erfolgs-<br />

Dauer enttliehen. Man Inuss sag,cn können, konstitutive, höchstpersönliche Fähigkei-<br />

u,as darnit errcicht werden .soll, sonst entten <strong>und</strong> Anlagen verfügen, die ich hier im<br />

stchen Unglaubwürdigkeit <strong>und</strong> Misstrauen. professionellen Kontext als ,,soziale Kom-<br />

Trifft närnlich die Annahme zu, dass petenzen" bezeichne.<br />

Mediation als Redelegationsinslrument im- Da sich international der Trend herausnrer<br />

auch der Selbstreflexion <strong>und</strong> Selbstaufkristallisiert, dass die Aus- <strong>und</strong> Fortbildung<br />

kläruns sozialer Systeme dient <strong>und</strong> dass ihre von Mediatorinnen <strong>und</strong> Mediatoren weiter-<br />

,.Kunst" in der Gestaltung<br />

hin im umgekehrten Verhält-<br />

des \{egs dorthin besteht,<br />

nis zur Nachfrage in der Praxis<br />

wird sie zum Mittclmit Ziel<br />

boomt, soll der Ausgangsfrage<br />

<strong>und</strong> Zweck, das nicht mehr<br />

nach sozialen Kr.lmpetenzen<br />

nur für sich steht zu Be-<br />

im Folgenden anhand der<br />

trachtung <strong>und</strong> Genuss.<br />

Ausbildung nachgegangen<br />

N4ediation, verstanden<br />

werden. Denn wo sonst müss-<br />

als,,rechtsschöpferischer"<br />

te etwas an Handlungskompe-<br />

Akt (Möhlers u. a.) mit<br />

tenz - im Sinne einer Fähig-<br />

dem Ziel einer - rechtsgültigen - Vereinbakeit, etwas umzusetzen, es anzuwenden -<br />

rung, steht mit Fachwissen <strong>und</strong> Experten- Vorausgesetztes deutlicher zum Ausdruck<br />

tum freilich in Verbindung. Etwas anderes kornmen als in eincm l,ehrcurriculum? Das<br />

ist es, ot' Mediatorinnen <strong>und</strong> Medialoren Beschränken auflnhalte ist dabei viel zu we-<br />

unbedingt über dieses zu verftigen haben nig; man kann diese unendlich erweitern<br />

oder nicht bz.w. rvie sie damit im Prozess nnd es wird doch immer noch etwas fehlen.<br />

2 BR- L)rs 5 1 4199 vtm 24. 9. I 999 <strong>und</strong> BT'Drs l 4/9110 vom 4' 5' I 999.<br />

I Vgl. ttaiu Falk,Die Entu4ckLrryder Mcdiation,in:Hofmarut/Pritz (Hng.), Mer)iution in Österreich,<br />

0RAC, Wicn 2000.<br />

zKN{ 3/2000 109<br />

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Gr<strong>und</strong>la gen <strong>und</strong> Enwvicklungen i':":i'i:i<br />

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Ilbcnso bedeutend ist die Gestalt. Neuc In- eutierten Denknodelle; jcde EingLenzLrnganfangs<br />

- die Klientel <strong>und</strong> dc'ren H,rwar'<br />

halte brauchen neue l,ernfortnen. enlhäh Ausgrenzung ttnd ungekehrt). tungshaltung cnttäuschen müssen; wohl<br />

Ein Personendreieck etwa besteht nicht ein dift erenziertes }lelferbild.<br />

2. Mediation <strong>und</strong> Lehre von sozialen nur aus sich selbst <strong>und</strong> drei Individuen, son- Wie entscheidet sich nunmeht, i.iber<br />

Kompetenzen<br />

dern daniber hiriaus mindestens noch aus welche erJern- <strong>und</strong> r cflektierbaren sozialen<br />

drei Zweierbez.iehungen, der jeweiJs eine Korniretenzeti lvlediatoren <strong>und</strong> Mediato-<br />

ie geradczLr explodierende Landschaft Iiinzelperson gegenüber steht; also insgerinnen zu verfügen haben, die sich korn-<br />

von Aus- <strong>und</strong> Fortbildungsangebotensamt<br />

aus otindestens sieben relevantcn plexen Systemen - das ist imrnerhin nahe-<br />

in der Mediation weist darauf hin, dass, Größen, dje wiederum in Wccliselwirkung z,r.r dcr gesamte Bereich von Wirtschaft,<br />

angenommen, sie wäre eine solche, diese Lrnd Ri.ickltoppelung zueinander stehen. Vier Schuie, Umwelt,Verwaltung oder Verhand-<br />

Kunst oft'ensichtlich lchr- Lrnd lernbar ist. Personen rcpräsentieren bereits wenigstcns lung nach Krieg - gegenüber sehen? Und in<br />

Ist abcr Kunst überhaupt erlernbar? Wenn i5 unterscheidbarc Systeme <strong>und</strong> Beziehun- lvelcher Form,,,Wie" sollen diese inhalte,<br />

ja, ist zunächst auch tiber den Lernbegriff gen (vicr lndividuen, sechs Zrveierbcziehun- das,,Was", gelehrt werden? Wie arrangiert<br />

nachzudenken. Zweifellos hann Lernen im gen, vier Drcierbeziehuugen, ein Ganzes). man Lernarchitekturen, in denen Prozess-<br />

Kontext vort Mediation nicht, wie sonst Erhoht sich die beteiligte Persouenauzahl, dynamik <strong>und</strong> -steuerung sowie situative<br />

vornehmlich vcrstanden, so etwas wie aus- vervielfältigen sicli diese Geflechte <strong>und</strong> wer- untl kollektive Selbstanwendung erfahrschließlich,,Wissensvermittlung"<br />

sein. Ein den sehr bald unübcrschaubar. lnd ividuelles <strong>und</strong> reflektierbar gemacht werdeu können?<br />

Lernen - ebenso Ansüben - von Mediation <strong>und</strong>,wenn überhaupt möglich,,,wirkliches" Eire Möglichkeit wäre ein geleiteter, of-<br />

spielt sich auf unterschiedlichen Ebenen Verstehen aller beteiligten Einzelpersonen, t'ener Lernprnzess, dessen lttlitglieder in den<br />

ab:Dabei möchte ich mich im Folgcnden dies,,allparteilich" oder,,äquidistant", wie Stand versetzt werden, sich zu aktivieren<br />

auf n. F.. zwci zentrale Ebenen beschrän- oft in Ausbildungen gepredigt, ist lrier ein- <strong>und</strong> sich selbst als 0bjekt zu betrachten. Eiken.fach<br />

unmöglich. Das verstärkt sich explogenerleben wird dabei unmittelbar zum in-<br />

Mcdiatorinnen <strong>und</strong> Mediatoren könsionsartig, wenn direkte Kommunikation dividuellen oder kollektiven Reflexionsgeuen<br />

aui verscltiedenste Weise vorgehen <strong>und</strong> - spätestens ab 15 Personen - dauerhaft genstand auf einer Metaebene. Jedes Ein-<br />

dabeidieses oder jenes Werlv-eug einsetzen, nicht mehr machbar ist, Repräsentantenführungsseminar<br />

zur Scheid ungsmediation<br />

Fachwissen besitzen oder nicht.Ein llbol ist tätig werden müssen, Hierarchien wirksam (Zweierbeziehungen) lebt et'wa von Rollen-<br />

jedenfalls unvernreidlich permanenl prä- werden, Einzelgespräche (,,caucttsses") unspielcn, (Selbst-)Beobachten, pcrsönlichent<br />

sent <strong>und</strong> dominierend: sie selbst, ihre eigeumgänglich sind etc. Es potenz-ieren sich Feedback <strong>und</strong> Gruppenreflexion. Ahnliches<br />

ne Persönlichkeit. Sie sind das,,lnstrumeni" dort Zwänge, Misstrauen <strong>und</strong> Druck auch ist möglich im Hinblick auf Klein- <strong>und</strong><br />

(Heintel\ des sozialen Prozesses, werden z.u auf die ethisch medialorische ,'Haltung". Großgruppen- sowie Organisationsverläu-<br />

seinem Teil <strong>und</strong> sind ihm als solcher unge- Eine zentrale Gestaltungskompetellz fe. Lernziele sind unter anderem: sich erleschützt<br />

ausgesetzt. Was nützen ausgefeil- des Mediators/der Mediatorin, die Wirkabben <strong>und</strong> erfahren (das kann ntanchmalbitteste<br />

Rhetorik, Strategie oder Hypothese, sicht, muss sich daher ab einer gewissen ter, manchmal heiter sein), probehandeln'<br />

werln es trotzdem nicht weitcrgeht, das Sys- Kornplexität auf das Erkennen, Konstitu- mit sich selbst experimentieren, sich vorwatem<br />

nicht rnitspielt, der Prozess zu misslinierenuud Steuern sowie Beendeu von Progen innerhalb des geschützten Rahmens eigen<br />

droht? Hier sind plötzlich wieder Phanzessen beziehen; erlsie muss darüber hinaus ner fortlaufenden, gesteuerten Gruppe mit<br />

tasie, Kreativität, Persönlichkcit, Loslassen, in der Lage sein,Auskunft darüber geben zu Vertrauensn iveau, aber auch außerhalb der-<br />

gar Humor gefragt. Das permanente Mana- können. Bedtirfnisse <strong>und</strong> Interessen Einzelselben in unbekannten Situationen.<br />

gen dieser unverntcidbaren Widersprüchner treten dabei zwangsläufig in den Hinterlichkeit<br />

zwischen Authentizität <strong>und</strong> Strukgr<strong>und</strong>; der mcdiatorische Spagat, sein re- Univ. Lekt. Dr. Gerhard Falk<br />

tur; Neugier <strong>und</strong> Abstinetz, stellt die llalanllektierter ßalanceakt zwischen ihnen <strong>und</strong> Wirtschafts- <strong>und</strong> Familienmediator<br />

ce der Person des Mediators, der Mediatorin dem Kollektiv, ist eine weitere Kompetenz. 0rganisatorischer Projektleiter <strong>und</strong> Lei-<br />

r<strong>und</strong> hrer Handlungen in dcn Mittelpunkt' Gleichz.eitig setzen sich diese zu meditungsrnitglied des Universitätslehrgangs<br />

macht sie selbst zunr,,Mittel".<br />

ierenden Sozialkonstellationen zu den Me- ,,1'he European General Mediator (EGM)"<br />

Neben dieser persönlichen Ebene ist, diatorensystem in Beziehung. Dieses hat sei- Sterneckstraße l5<br />

besonders in Anrvendungsfeldern über ne eigene Dynamik trnd Gestalt (Verzicht A-9020 Klagenfurt<br />

Zweierbezichungen hinaus, jene des Ver- auf Co- oder Teammediation int KontexL<br />

hältnisses zwischen Individualitat <strong>und</strong> komplexer Sozialkonfi gurationen wäre ehva Nicht,,oberlehrerhafter" dominanter<br />

konrplexer Wrrklichkei t relevant. wohl ein Kunstfehler) <strong>und</strong> ist in den Prozess Frontalunterridtt,,,Patlken" von Fach-<br />

Sieht sich derVermittelnde - auch nur al.s adäquater Partner <strong>und</strong>Widerpart einzuwissen oder enten:otionalisierles Fern-<br />

einem oder zwei Strcitgegnern gegenüber' bringen. Widerpart vor allem deshalb, weil studium sind ftir das Erlernen von M91<br />

eröffnet sich bereits ein höchst umfangrei- Mediation immer auch eine Intervention, diation gefragt, sondern prozesshaftes<br />

ches Szenarium, das zwar ad infinitum eine Störung des Bisherigen darstellt, die Generieren <strong>und</strong> ZusammensPiel von<br />

ausdifl'erenziert, niemals jedoch in allen Veränderung bewirken soll' Nur allzu leicht Theorie,Mcthode, Praxis <strong>und</strong> Erfahrung,<br />

Details, ebensowenig,,ganzheitlich" erfasst schleicht sich bei Dilletantismus auf Ver-<br />

werden kann (r'gl. die zahlreichen indimittlerseite Systemkonformität ein. Auch<br />

vidualpsychologisch oder systemisch ori- orofessionelle Mediation wird - zumindest<br />

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