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<strong>Personalumbau</strong>: Wirtschaftsmediation<br />

am Beispiel eines Bankenkonfliktes<br />

FALK GmbH ● mastermediation.com<br />

FALK, Gerhard; HEINTEL, Peter<br />

In:<br />

Pühl, Harald (Hg.)<br />

Mediation in Organisationen. Neue Wege des Konfliktmanagements:<br />

Grundlagen und Praxis<br />

Leutner, Berlin 2003<br />

S. 32 – 63


Peter Heintel und Gerhard Falk<br />

<strong>Personalumbau</strong>:'Wirtschaftsmediation am<br />

Beispiel eines Bankenkonfliktes<br />

Kurzdarstellung des S achverhalte s<br />

Um die Diskretion gegenüber unseren Aufuaggebern zu wahren, sollen im Folgenden<br />

präzise Angaben über die Inhalte bzw. das Gesamtulternehmcn so gering<br />

wie möglich gehalten und die Beschreibung derMethode, des Designs und<br />

des Prozesses in den Vordergrund gestelltwerden. Hierbei wird der "prämediativen"<br />

Startphase bzw. dem Beginn der Hauptphase besonderes Augenmerk<br />

geschenkt. Die verhältnismäßig deailliene Ablaufbeschreibung soll vor allem<br />

den an der Praxis interessierten Lesem unsere Vorgangsweise hautnah verdeutlichen.<br />

Im abschließenden Exkurs wird auf einiee Gründe für die zunehmende<br />

Konfliktdynamik in Organisationen und ihre Bewältigungsmöglichkeiten durch<br />

Mediation als Teil des Konfliktrnanagemenß eingegangen.<br />

Das aujlragge bende Unternehmen<br />

Es handelte sich um eine Regionalbank bestehend aus einer Zennale und mehrer-er<br />

Dutzend Filialen in der Rechtsform einer Akiengesellschaft (AG). Ein<br />

vom Auflichtsrat bestellter Vorstand leitete von einer Zentralstelle aus; insgesamt<br />

ca. 600 Mitarbeiter.<br />

Vorguchichte<br />

1998, so erhoben die Autoren während der prämediativen Phase (vgl. unten),<br />

wurde im Zuge eines Wechsels der Muttergesellschaft auch der Vorstand erneuert<br />

bzw. erheblich verkleinert. Einer der vordringlichsten Aufoäge im Personalbereich<br />

lautete sirurgemäß, dass eil "leistungsorientienes Endohnungssystem"<br />

eingefuhrt werden sollte und dass die bestehenden "beamtenähnlichen<br />

Verträge" der meisten Bediensteten sobald wie möglich - im Sinne eines fairen<br />

Privilegienabbaus - umgewandelt werden sollten; dies unter Berücksichtigung<br />

einer allgemeinen Modernisierung bzw. Veränderung der bankgeschäftlichen<br />

Tätigkeiten insbesondere im Hinblick auf die Technisierung und die allgemeinen<br />

geldlichen Diensdeistulgen.<br />

Der Personalchef wurde vom Vorstand beaufuagt, ein "Führungsteam', (Ff),<br />

bestehend aus Führungskräften der verschiedenen fubeitsbereiche, zu bilden,<br />

um mit dem l2-köpfigen Betriebsrat (BR) in auftragsgemäße Verhandlungen<br />

einzutreten. In zahlreichen Sitzungen wude anschließend zwischen den beiden<br />

Gruppen und teilweise in dafür gebildeten Untergruppen intern verhandelt.<br />

Abgesehen von einigen Gilergebnissen konnte in den wesentlichen Fragen jedoch<br />

keine Einigung erzielt werden. Die laufenden Verhandlungsprozesse zogen<br />

sich bis zumJahr 2000. Der Weg war geprägt von schriftlichen<br />

,,Mitteilungen<br />

des Vorstandes" bzw. "Mitteilungen des Betriebsrates', an die Mitarbeiter,<br />

die durchwegs weitere Veruasicherungen auslösten.<br />

Ausgangssiaation d.er Mediation<br />

Gegen Ende 2000 ha*en sich die Fronten derart verhärtet, dass teilwerse mrt<br />

Arbeitsgerichtsprozessen gedroht wlrde. Außerdem konnte das Unternehmen<br />

in dieser Phase den Mitarbeitern für das Jahr 2001 keine präzisen Angaben<br />

machen über Gehaltserhöhungen bzw. sonstige Veränderungen außerhalb des<br />

kollektiwertraglichen Spektrums. Des Weiteren stand eine Drohung mit der<br />

Aufkündiglng der bestehenden Betriebwereinbarulg durch den BR im Raum,<br />

wodurch die Situation bedeutend verschärft worden wäre. Dies alles fühne zu<br />

erheblicher Demotivation und Verunsicherung im gesamten Mitarbeitersub des<br />

Untemehmens. Der damit verbundene Verlust an Energie und effektiver fubeitszeit<br />

bzw' Schlagkraft nach eußen wirkte sich indirekt - neben der Image-<br />

Gefihrdung - natürlich auch ökonomisch aus.<br />

Um diese Sinration professionell handhaben zu können, reagierte das Unternehmen,<br />

indem der Personalchefim Einvernehmen mit dem BR und den Verhandlungsteams<br />

im Aufuag des Vorstandes die Durchftibrung eines extern begleiteten<br />

Mediationsprozesses initiieren sollte.<br />

Der Anfang der Mediation<br />

Wann also hat die im Folgenden beschriebene Mediation begonnenl Anfinge<br />

zu definieren ist immer schwierig und willhirlich. Vor iedem Anfang ist nämlich<br />

stets ein weiterer Anfang zu finden. Eigentlich ergeben sich schon aus der<br />

Vorgeschichte zal reiche Anfangsmomente, und es wären auch aus der Vorgeschichte<br />

der Vorgeschichte bzw. der langjährigen Tadition des namhaften Un-<br />

32 Peter Heintel und Gerhard FalI <strong>Personalumbau</strong> ))


ternehmens unzählige weitere Beginnmöglichkeiten zu identifizieren, die als<br />

Ausgangsbasis für die gegenständliche Mediation ausschlaggebend gewesen sern<br />

könnten,<br />

Auch aus der Sicht der Mediatoren gäbe es eine Vorgeschichte in Bezug auf<br />

den Anfang, da diverse vorherige berufliche Kontakte der Mediatoren zum<br />

Unternehmen wie z. B. Forschungsaufoäge oder Durchführung von Workshops<br />

bestanden hatten. Für den gegenständlichen Mediationsprozess möchten wir<br />

daher der Einfachheit halber als "Anfang" den aufuagsbezogenen Erstkontakt<br />

zwischen dem Personalchefund Peter Heintel (H) definieren.<br />

Erstkontakt und Auftrag<br />

Im Dezerrber 2000 wurde im Büro des später hauptverantwortlichen Mediators<br />

H zwischen diesem und dem Personalchef des hinftigen Aufuaggebers,<br />

eine Erstbesprechung über das Anliegen des Aufuaggebers samt Vorgeschichte<br />

durchgeftihrt. Es vr:rde dabei u.a. vereinbart, dass - einerseits wegen der sozialen<br />

I(ornplextät, andererseits wegen zahlreicher iuristisch-wirschaftlicher Implikationen<br />

- ein weiterer Mediator mir juristischem Hintergrund hinzugezogen<br />

werden sollte, und dass - als erste Schritte - mit den relevanten Gruppen<br />

Vorgespräche zur näheren Analyse bzw Erstellung eines Ablaufolanes ftA eine<br />

allenfalls durchzuführende Mediation zu tätigen wären.<br />

Prirräres Ziel der Mediation sollte die Vermeidung neuerlicher Eskalationen,<br />

die Herstellung von konstruktiven Kommunikationsstrukuren, schließlich eine<br />

konsensuelle Einigung über Gestaltund Einfiihrungsmodus des neuen Gehalssystems<br />

sein.<br />

Für eine weitere Besprechung zwischen dem noch zu bildenden Mediationsteam<br />

(MT) und dern Personalchef wurde Anfang Jänner 2001 ein Termin im<br />

Hause der Mediatoren vereinbart. Im Anschluss an dieses Gespräch erhielt der<br />

zweite Mediator Gerhard Falk @ vom aufuagnehmenden Mediator eine Einladung<br />

zur Mitwirkung. F wurde dabei über den Sachverhalt inforniert bzw.<br />

der geplante Besprechungstermin mit dem Personalchef für Anfang 2001 fixiert.<br />

Des Weiteren erfolgte im Zuge dieser Teambildung eine erste Analyse,<br />

die im folgenden Exkurs lrurz dargestellt wird.<br />

Exkurs: Grundannahmen für unsere Vorgehensweise<br />

Bevor unsererseits eine entsprechende Vorgehensweise konzipiert werden konnte,<br />

war klar zu stellen, ob es sich überhaupt um eine Ausgangssituation handelte,<br />

die unsere Vorstellung von Mediation erftillt. Alternativ in Frage gekommen<br />

wäre eventuell Organisationsberatung oder etwa eine Konfliktintervention im<br />

Rahmen von organisationalem Konfliltrnanagement bzw. die Installierung eines<br />

Projektrnanagement-Prozesses etc. Im Zuge von zwei internen Vorbesprechungen<br />

im Mediationsteem wurden, basierend auf den ersten Vorinformationen<br />

aus dem Erstgespräch, folgende Dimensionen kurz erörtert, die als so erwas wie<br />

der "common sense" von Voraussetzungen ftü das Vorliegen einer Situation, in<br />

der Mediation anwendbar wäre, bezeichnet werden können.<br />

Konflikuination<br />

Offensichdich lag kerne reparierbare "Panne", sondem ein ausgeprägter<br />

,,Konflik"<br />

im Sinne einer Lteressenlollision unrer Einigungszwang vor, dessen Handhabung<br />

troe, mehrerer fongeseeter Versuche bisher scheitene (vgl. Schwarz I 996).<br />

Verrechtlichung<br />

Einerseits stenden diverse Drohgebärden und die Delegation an das Rechtsqrstem,<br />

bzw. eine "Veruechdichung" (vgl. Breidenbach 1995) im Raum. Andererseits<br />

sollte eine konsensuale Vereinbarung die Verbindlichkeit und Klarheit<br />

der zu regelnden Angelegenheit stärken.<br />

Freiw il ligk e it and Motiu ation<br />

Die Beteiligten schienen sich - rbgesehen von der gegenseitigen Abhängigkeit<br />

und des daraus resultierenden Einigungszwanges - freiwillig aufeine Mediation<br />

einlassen zu können. Des Weiteren schien die Motivation zu einer aktiven Teilnahme<br />

gegeben.<br />

Ziehenung<br />

Angesuebt wurde eine konsensuale, rechsgültige Vereinbarung unter Einbindung<br />

der Repräsentanten aller Konfliktbeteiligten, durch die deren Interessen<br />

bestrnöglich berü clsichtigt werden können.<br />

Selbstregulierung<br />

Die Beteiligten schienen bereit, eine eigenverantwortete Regelung im Rahmen<br />

der Gegebenheiten selbst zu suchen und herstellen zu wollen. An die Media-<br />

J+ Perer Heintel und Gerhard Falk Personelumbeu 3t


toren sollte nur eine Teildelegauon der Verantwortung ftt Verfahren und Struktur<br />

bzw. für die Wiederherstellung konstrukiver Komrnunikauon, nicht aber<br />

bezüglich der Inhalte im Sinne von Beratung oder Schiedsgericht erfolgen.<br />

Konzentration<br />

Während des laufenden Verfahrens war keine sonstige Altivität durch externe<br />

Berater oder Begleitei geplant. Die Beteiligten konzenrrierten sich ausschließlich<br />

auf den Mediadonsprozess.<br />

Infuwation<br />

Bis zu einem gewissen Grad waren die Beteiligten bereit, der anderen Seite<br />

auch veruauliche Informationen zul


Wtfahreunerantuonang<br />

Die Veranwortung ftir die Gestaltuag und die Rahmenbedingungen des Verfahrens<br />

obliegt dem MT. Diesbezüglich ist es nicht neutral, sondern es hat dafiir<br />

zu sorgen, dass der Ablauf des Verfahrens und dessen Struktur optimale<br />

I(ornmunikation im Verhältnis zum sozialen System, in dem sich die Beteiligten<br />

befinden, ermöglicht.<br />

Versrhuiegenheit<br />

Diese Dimension ist nicht nur rechtlich beachtenswert, sondern stets auch<br />

Grundlage ftir den Aufbau von Vertrauen bei den Beteiligten, um die notwendige<br />

Offenheit und Tiansparenz zu ermöglichen.<br />

Autotutruic<br />

Die wesentliche Grundannahme hierbei ist es, dass die Medianden selbstverantwortete<br />

"Eigentümer" des Konflikes bleiben und dass die gesamte Weisheit,<br />

die Situatron inhaldich zu regeln, sich bei den Medianden befindet. Anders<br />

herum: Die Mediatoren sollten nicht das Problem zu dem ifuen rnachen<br />

und bei aller Einfiihlsamleit eine gehörige Disunz wabren.<br />

Zukunftsorientierung<br />

Nicht Aufarbeitung der Vergangenheit, Zuweisung von Schuld oder Bearbeinrng<br />

von Aldasten ist Focus der Mediation, sondern die fubeit im "Hier und<br />

Jetzt", und zwar mit Blickrichtung aufkünftige, tragfähige Vereinbarungen zwischen<br />

den Medianden.<br />

Umnittekarheit<br />

Das gerne zitierte Prinzip der ausnahmslos direkten Kommunikation zwischen<br />

den Medianden und dem MT ist in einerMediation mrt gegenständl.icher Komplexität<br />

nur sehr bedingt aufrecht zu erhalten. Bereis bei den Anfangsgesprichen<br />

im Zuge der prämediativen Phase (vgl. unten) musste es zwangsläufig durchbrochen<br />

werden. Erst recht bei den eigendichen Verhandlungen im Zuge der<br />

Mediation, deren Alteure ja ausnahmslos Reprdsentanten sind. Die dabei - im<br />

Vergleich zu Systemen direk kommunikativer Art - aufoetenden Dynamiken<br />

und Erschwernisse, z. B. zeidicher An oder auch bezogen auf Verrauensbildung<br />

("Verräterproblemadk"), sind zu beachten. Wenigstens der Gruppe der<br />

Repräsentanten gegenüber rnuss dennoch ein möglichst hohes Maß an direlter<br />

Kornmunikation sewährleistet werden.<br />

Die prämediative Phase<br />

Knüpfen wir nach dem kurzen theoretischen Exkurs hier wieder an die eigentliche<br />

Ablaufschilderung an. Nach der oben geschilderten Phase des Erstkontaktes,<br />

der Aufuagsklärung und der Bildung des Mediationsteams (MT) sowie<br />

der Erstellung des Designs begann die eigentliche Vorarbeit. Diese soll hier<br />

als 'prämediative" Phase bezeichnet werden. (Vgl. dazu den Beitragvon C. Lenz,<br />

die von "Pre-Mediation" spricht - der Hrsg.)<br />

Planung d.es Ablaufs der prämediatiaen Pbase<br />

Bevor es zum eingangs erläuterten Gespräch mit dem PersonalchefAnfang des<br />

Jahres 2001 kam, war uns also bekannt, dass zwei Verhandlungsteams zu.je l2<br />

Personen eingerichtet worden v/aren urd dass der Vorstand aus zwei personen<br />

bestand. Unsere Vorüberlegrng lautete, dass wir zunächst mit den drei Gruppen<br />

Vorgespräche in Form von lnterviews führen und daraufhin ein Design für<br />

die weitere Vorgehensweise erarbeiten würden.<br />

Jedenfalls nahmen wir gleich an, dass in der Folge eine Plenarkonferenz bestehend<br />

aus 26 Personen und den Mediatoren, bei der die weitere Vorgehensweise<br />

prozessoffen erarbeitet werden sollte, einzurichten wäre. Diesbezüglich<br />

musste jedoch noch ein Konsens hergestellt werden bzw. waren logistische Fragen<br />

wie Machbarkeit, Zeit, Ort, Finanzierung zu klären. Die erste Zeitabschätzung<br />

unsererseits fiir die prämediative Phase bis zur Plenarklausur grng<br />

von 4 bis 6 Wochen aus.<br />

Die Durchjiihrung der prärnedia.tiuen Phase<br />

Das Vorgespräch mit d.ern Führungsteam (Irf)<br />

Erfahnrngsgemäß sind deranige Konstellationen mit zahlreichen lJberraschungen<br />

angereichert, so auch die gegenwänige und das gleich zu Beginn. Es erschien<br />

zum vereinbarten Vorgespräch im Büro der Mediatoren nämlich nicht<br />

nur, wie von uns envartet, der Personalchef, sondern gleich eine fünftöpfige<br />

Abordnung des Verhandlungsteams der Führungskräfte. Das konnte uns jedoch<br />

nicht erschrecken - im Gegenteil: Wir nutzten diese Gelegenheit gleich zu einer<br />

intensiveren Informationsauftrahme. Zunächst jedoch vergewissenen wir<br />

uns, ob die anwesenden Personen mit \44ssen und Einverständnis der anderen<br />

Partei uad des Vorstandes zu uns gekomrnen seien. Dies war uns begreiflicherweise<br />

deshalb besonders wichtig, damit nicht von Anfang an unsere Neutralität<br />

in Verdacht seraten könnte.<br />

38 Peter Heint€l und Gerhard FalL P€rsonrlumbau 39


Wir begaben uns an einen oval-förmigen Besprechungstisch in unserem Besprechulgsraum<br />

und luden, nach einer kurzen penönlichen Vorstellung unsererseits<br />

uld unserer möglichen Rolle, die Beteiligten ein, ihre Sichtweise kurz darund<br />

sich persönlich vorzustellen. Tioz oder gerade wegen der verbauensvollen<br />

Freundlichkeit im Verhalten uns gegenübe5 konnten wir den hohen Druc( unter<br />

dem die Personen standen, sofort spüren. Die vier Männer und eine Frau (fusistentin<br />

des Personalchefs) sprachen von "enormen Anstrengungen" die man in<br />

den letztenJahren gemacht habe, uld dass man trotz "Teilerfolgen bei wesendichen<br />

Fragen aufder Stelle trete". Die "Ungeduld seitens der Betroffenen fubeitnehmer<br />

steige, man könne keine klaren Aussagen zur Zukunft machen"<br />

Wir erfuhren auch, dass diese Personenfruppe ein sogenanntes "engeres<br />

Verhandlungsteam" repräsentierte, dem sich ein ebensolches des BR, bestehend<br />

aus viel Personen, gegenüber befand.<br />

Sehr bald wurde - als eine kommunikative Kernfrage - zur Ursache des bisherigen<br />

Scheiterns der Verhandlungen erhoben, dass oftmals bereits getroffene<br />

Vereinbarungen, durch die "Gegenseite" im Zuge von "geschickten" direkten<br />

Verhandlungen mit dem Vorstand und/oder nach Rücksprache mit dem übrigen<br />

BR, irn Nachhinein wesentlich verändert würden. Unsere Interviewparmer<br />

fühlten sich dadurch "untermidert" bzw "demorivieft", ihre lGänkung war<br />

deudich spürbar. Der - durchaus respekwolle ("gefinkelt", "intelligenC') - Unmut<br />

richtete sich besonders gegen den BR-Vorsitzenden. Der BR-Obmann<br />

"überzeichnet jegliche Veränderung als negativ" und zeige für deren "Nowendigkeit<br />

keinerlei Einsicht".<br />

Einhelligwurde uns auch rnitgeteilt, dass es unseren Gesprächsparmern "nicht<br />

gelungen sei, die bereits geschehenen positiven Veränderungen entsprechend<br />

zu kornmunizieren". Es würde "nicht nur weggenommen, sondern auch ausgeglichen,<br />

gerechter verteilt und abgegolten".<br />

li.n dieser Stelle äußerte der Mediator H eine erste diagnostische Rückmeldung,<br />

indem er anmerkte, dass "die Tätsache doch wohl sehr nahe liege, dass<br />

insgesamt weggenommen werde" und dass er nicht glaube, dass "tragende Verliandlungsergebnisse"<br />

erzieltwerden könnten, wenn nicht entsprechende Motivationen<br />

erzeugt bzw. Angebote vorgelegt witden. Diesbezüglich moge man<br />

"genaueste Uberlegungen tätigen". Diese lntervention sollte unseren Gesprächspartnern<br />

einerseits von vornherein klar machen, dass mit ganz eindeutigen Botschaften<br />

gehandelt und nicht beschönigt verden möge und andererseits, dass<br />

unser Gegenüber sich zunächst über sich und seinen eigenen Standpunk noch<br />

klarer werden sollte.<br />

40 Perer Heintel und Gerhard Falk <strong>Personalumbau</strong><br />

Es klang nämlich, neben der auffallenden, aber nicht ungewöhnlichen Fokussierung<br />

aufden "Gegnern, bereits in den ersten 60 Minuten unseres Gespräches<br />

manchmal eine gewisse interne Divergenz des FT's in Sachfragen durch. Auch<br />

diese Tätsache wurde offen angesprochen und am Ende dieses Gespräches zur<br />

Verbesserung empfohlen.<br />

hbaltlih ergdnzend erfuhren wir im Wesentlichen Folgendes:<br />

Gegenüber einer Gilkategorie derMitarbeiter wurde vor ca. einemJahr seitens<br />

des Vorstandes die sogenannte Betriebwereinbarung gehindigt. Der Vorstand<br />

stehe der diesbezüglichen Klagemöglichkeit dieser ca. 50 Arbeimehmer<br />

,,gelassen"<br />

gegenüber.<br />

Eine besondere "K.luft" bei den Mitarbeitern besründe zwischen<br />

,,alten,,<br />

und<br />

"jungen" bzw. zwischen "Irmen- und Außendienst", wobej dem Vertrieb mehr<br />

Bedeutung zugemessen und der Innendienst eher abgewertet werde. ln den letzten<br />

ftinfJahren wurde von ca. 660 auf 550 Mitarbeiter abgebaut, wobei seitens<br />

des BR die "jungen" Mitarbeiter bevorzugt würden.<br />

In seiner Zusammenfassung formulierte H als notwendige Vorarbeiten - die<br />

per Zustimmung verbindlich gemacht wurden - für weitere Verhandlungen:<br />

l. Das FT müsse sich - und zwar "bis ins Detail" - intern möglichst ehig werden.<br />

Ein klares, schriftliches Konzept der Interessen müsse erarbeitet werden.<br />

2. Der Vorstand müsse voll hinter den Ergebnissen des FT stehen.<br />

3. Zukunftsperspektiven seien deudich zu machen.<br />

In diesem Zusammenhang wurde seitens des MT auch auf die schwierige Rolle,<br />

in der sich vermudich der BR den Mrtarbeitem gegenüber befinde, hingevresen.<br />

Intern hatten wir den Eindruck, dass trotz des spürbaren hohen Drucks, ein<br />

ausgeprigt positrver Wille zur Problembewältigung vorhanden schien. Dem MT<br />

gegenüber war durchaus Vemauen signalisiert und wir hatten auch den Eindruc\<br />

dass unsere Rolle einigermaßen verstanden worden war bzw., dass die<br />

Erwarhrngen an das MT nicht überzogen schienen.<br />

Hinsichdich der weiteren Vorgehensweise wurde in dem rund zweistündigen<br />

Gespräch Folgendes besprochen:<br />

Bereits in den Vorverhandlungen der Medianden war die Anregung aus dem<br />

Dezembergespräch zwischen Personalchef und H aufgegriffen worden, und es<br />

war nach rund einem Monat ein zweitägiger Klausurtermin zwischen den


Verhandlungsteams vorvereinbart worden. Unklar war nur noch, ob dabei lediglich<br />

die engeren Verhandlungsteams oder alle Mitglieder des BR bzw. des<br />

FT arwesend sein sollten.<br />

Des Weiteren war auch noch zu klären, ob der Vorstand durchweg rnwesend<br />

sein werde oder nur teilweise. Das MT plädierte eher für die Vollvariante und<br />

kündigte an, diese Frage auch noch anlässlich der weiteren Vorgespräche zu kläreu.<br />

Für ulsere Gespräche mit dem BR bzw. mit dem Vorstand, so hönen wir,<br />

war ebenfalls bereits ein Termin in ca. vierzehn Tägen, der auch für das MT in<br />

Ordnulg ging, vorvereinbart. A.ls Ansprechpersonen zwischen dem FT und dem<br />

MT wuldel die fusistentin des Personalchefs bzw der Mediator F benannt.<br />

Das Vorgespräch mit dem BR<br />

Diesmal waren wir auf ftinf Personen vorbereitet, die auch pünklich erschienen.<br />

Aufgmnd der Sclureelage jedoch - wie oben bereits ausgeführt, muss man<br />

bei Mediationen ja stets aufUberraschungen gefasst sein - verspätete sich H um<br />

lund J0 Minuten. So thematisierte I nachdem er sich persönlich vorgestellt<br />

hatte, zunächst die Rolle und Aufgabe des M! die durchaus aufAkzeptanz stieß,<br />

uld dann grob den geplanten Ablauf der Klausur in Vollversammlung.<br />

Neben leichtem Zweifel an der Durchftihrbarkeit einer Klausur mit einer derartig<br />

großen Personenanzahl wurde sogleich geäußert, dass don keine bindenden<br />

Beschlüsse fallen könnten, sondern dass danach noch Uberlegzeit eingeräumt<br />

werden müsse. Diesbezüglich legte sich F jedoch nicht fest, sondern wies darauf<br />

hin, dass die Zielvereinbarung, die erst Teil der Klausur sein werde, von allen<br />

Beteiligten vereinbart und geoagen werden müsse. Hiasichdich der Durchführbarkeit<br />

wegen der Personenanzahl wurde auf die Vorerfahrungen H's als Gruppen-<br />

und Organisationsdlnamiker sowie aus seiner internationalen Beratungstätigkeit<br />

im Bankensektor bzw. auf die Kompetenzen F's als Mediator und<br />

Unterrichtender auch rnit größeren Gruppen verwiesen. Des Weiteren wurden<br />

die Vorteile der direkten Kommunikauon bzw. intensiveren Identifikation der Beteiligten<br />

sowohl mit dem Prozess als auch mit Enscheidungen heworgehoben.<br />

Nachdem H angekommen war, er sich kurz vorgestellt hatte und vom lnhalt<br />

des bisherigen Gespräches informiert worden war, wurden die Gesprächspartner<br />

ebenfalls eingeladen, sich vor- und ihre Sichtweise darzustellen.<br />

Dabei emotionalisierte sich die Tonart gleich wesentlich; es würden "Pakete<br />

hingeknallt", "friss oder stirb", jede "Schwachstelle" werde ausgenützt im Falle<br />

von KüLndigungen. Seit drei Jahren würde "versprochen, jedoch nichts eingehalten".<br />

Viele der konstruktiven und zeitaufivändieen Vorarbeiten des BR wür-<br />

den nie umgesetzt. Ofirnals wüLrden Ergebnisse dann gegenüber den Mrtarbeitem<br />

anders formuliert, Unwahrheiren verbreitet, man fühle sich oft "gefiooelt".<br />

Auf Nachfragen des MT wurde jedoch beront, dass man zu einer gemernsamen<br />

Lösung kommen wolle bzw bejaht, dass ein Zeitplan für die K.lausur verbindlich<br />

gemacht werden könne. Des Weiteren wurde auch der BR darauf hingewiesen,<br />

dass eine Mediation prinzipiell nur dann Erfolg versprechen könne, wenn alle<br />

Seiten auch zu Konzessionen bereit wären. Darur wurde der BR noch kurz von<br />

den wesendichen lnlalten der Besprechulg zwischen dem MT und dem FT unterrichtet<br />

bzw. davon, dass das FT voraussiihtlich ein Konzept enwickeln werde,<br />

das bereis in der Klausur zur Grundlage gemacht werden sollte.<br />

Als die geplante Klausur auch als "Druck" bezeichnet wurde (es war dem BR<br />

bekannt, dass der Vorstand zwei Wochen nech dem Klausurtermin einen<br />

Präsentationstermin beim Aufsichtsrat hatte), erläuterte der Mediator (F), dass<br />

ohnehin nicht zu erwanen sei, dass imerhalb zweier Täge endgültige Enscheidulgen<br />

erzielt werden könnten. Erste Eckdaten bzw. "Übergangslösungen" fiir<br />

die dringlichsten Fragen wären unter der Voraussetzung detaillierter Vorarbeiten<br />

höchstens zu erwarten. Diese Intervencion nahm Druck aus dem Gesprich<br />

und es wurde zugestimmt, dass lediglich Gillösungen möglich wären, in anderen<br />

Fragen habe man - so der BR - "alle Zeit der W'elt".<br />

Es wurde überdies darauf verwiesen, dass das Unternehmen für das soeben<br />

abgelaufene Jahr voraussichdich eine der besten Bilanzen seit langern werde<br />

vorlegen können. Dies würde sicher den Verhandlungsspielraum erweitern. Auf<br />

Befragen des MT wurde das Unternehmen als "Musterknabe" bezeichnet im<br />

Vergleich zu Mitbewerbem. Es gäbe jedoch intern nur unHare Vergleichsmodelle<br />

bzw. werde mit differenten tJnternehmen, also "Apfel mit Birnen", verglichen.<br />

Im Zuge der Gespräche blitzten auch in dieser Gruppe kurz Differenzen auf.<br />

Betont wurde beispielsweise einerseis, dass der BR den Mitarbeitem Erfolge<br />

vorweisen müsse. Die einzehen BR-Mitglieder würden diesbezüglich laufend<br />

angesprochen werden. Andererseits wisse man, dass man für langfristige, fundierte<br />

Lösungen genügend Zeit aufzuwenden habe.<br />

Inhaldich korurten klare Vorstellungen formulien werden: ksbesondere wlrde<br />

die Gleichveneilung der Lasten hinftiger Veränderungen auf Mitarbeiter wie<br />

auf das Unternehmen eingefordert. Abgelehnt wurden einseitige Übervorteilungen,<br />

bzv. eine klare Definition von Leistung und Erfolg verlangt. "Leistungsentgelt<br />

und Bilanzgeldstrukur sollten in Ein-klang gebracht werden" bzw. müsste<br />

ein "Leistungsentgelt individuellen und regionalen Bedüfüssen gerecht werden".<br />

Das Sptem insgesamt müsse "durchleuchtet" werden etc.<br />

Peter Fleintel und Gerhard Falk 43


Der Mediator II führte das Gespräch wieder zur geplanten Architektur für<br />

die Klausur zurück und erläuterte, dass nach den Vorstellulgen der Mediatoren<br />

an ersten Täg vor allem das Klima, der Stil und die Hintergründe, des Weiteren<br />

die Emotionen auf demProgramm standen, während der zweite Täg möglichst<br />

ergebnisorientiert sein sollte. Insgesamt müsse unbedingt der Wissensstand<br />

"velgemeinschaftet" werden.<br />

Die Gesprächspartrier wurden dann gefragt, was sie sich von der Klausur erwarten<br />

würden. Es würde "sehr schwierig" werden, aber es gäbe "Hoffnung<br />

und Motivation", dass "etwas weitergebracht werden könnte". Ganz wichtig<br />

wäre die "A,lwesenheit des Vorstandes" während der gesamten Klausur. Der<br />

BR wolle "das Gefühl haben, ernst genommen zu werden". Seitens des MT<br />

wlrde auch angeregt, die Klausur in einem Hotel mit ÜTbernachtung der Teilrehmenden<br />

vorzusehen. Diese Vorschläge stießen auf Zustimmung, mit der<br />

lochmaligen EinschränL-ung, dass man nur Teilergebnisse werde erzielen könlen.<br />

Man wolle "nicht über den Tisch gezogen werden".<br />

Vereinbart wlrde, dass der BR insbesondere Folgendes zu seiner "Standonbestirrmung"<br />

vorbereiten werde:<br />

L Was ist abgehakt, in Ordnung und: Gibt es bereim Ergebnisse, die bindend<br />

ausverhandelt wurden?<br />

2. Was und welche Punkte und lnteressen sind offen?<br />

3. Volschläge flir 2.<br />

Es wurde auch vereinbart, dass das FT dieselben fubeitsaufgaben erhalten<br />

werde. Eine vorgefenigte Tägesordnung sollte es ansonsten nicht geben, weil<br />

diese zu sehr einenge. Der BR äußerte den Wunsch, dass die Pepiere möglichst<br />

vor der Klausur ausgetauscht würden.<br />

Des Weiteren wurde auch dem BR rückgerneldet, dass den Mediatoren gewisse<br />

Differenzen innerhalb des BR sichtbar geworden seien und dass diese unbedingt<br />

intern weitgehend ausgeräumt werden sollten.<br />

AJs generelles Thema der Klausur wurde seitens H definiert:<br />

"Das Finden uon Entscheid.ungsntechanismen fi)r eine Ergebnis- bzw. Zieldiskussion".<br />

Ideologische Debanen, die bei diesem Gespräch ebenfalls aufgetreten waren,<br />

hänen nur wenig Raum, könnten höchstens Gegenstand von Kongressen sein.<br />

Einig wurde man sich ferner, dass das Unternehmen insgesamt ln elnem<br />

Verdrängrmgswettbewerb stehe, der drs eigendich "desaströse Element" darstelle,<br />

weil sich die Unternehmen gegenseidg unter Druck brächten.<br />

Die Frage F's, ob man sichnoch andere Motivationsmöglichkeiten außer Geld<br />

vorstellen köme, wurde prinzipiell bejaht. So wurden erwa "Zeitwertrnodelle,,<br />

Benannt ftir aflexible<br />

fubeitszeiten" oder auch "Auszeiten". Man könne andere<br />

Systeme studieren (was noch nicht passiert sei) und vielleicht anwenden.<br />

Hinsichtlich der Kommunikation über die Abläufe bzw. Inforrnationsflüsse<br />

zwischen den Mediatoren und den Medianden stimmte man der Schiene Falk/<br />

Personalchefassistentin zu, wobei der BR-Obmann jeweils eine ,,CC" (Kopie)<br />

der e-mail-Korrespondenz erhalten sollte.<br />

Beweglichkeit schienen vorhanden. Ganz sicher bedingte dieses Vorgespräch -<br />

ebenso wie zuvor das Gespräch mit dem FT - eine gewisse, norwendige Venrilierung<br />

der offensichdichen Ennäuschungen aus der Vorgeschichte.<br />

Das Vorgesprrich mit dent Vorstand<br />

Etwa drei Stunden nach dem Gespräch mit dem BR traf sich das MT mit dem<br />

Vorstand (V) in den Räumen der in Gehweite befindlichen Auftraggeberinstitution.<br />

Der V hatte nur eine knappe Stunde zwischen zwei Siuungen Zeit,<br />

weshalb sich das MT hinbemühte.<br />

Nach der persönlichen Vorstellung F's (H war bereits bekannt) vtrde auf<br />

unsere obligate, offene Eingangsfrage: "\4/ie sehen Sie die Situation?" sinngemäß<br />

geantwortet, dass man diese "zweiteilen" müsse, nämlich in "emotional"<br />

und "materiell". Emotional nehme man ein "irrsinniges" Tempo wahr, es käme<br />

zu "Überforderung", "Zeitdruck", ein "Sich-Öffiren" wäre krum möglich. Das<br />

Positive, das man erreicht habe, sei nicht "rübergekommen". Rechdich wurden<br />

bewusst Risiken eingegangen, es k,imen "Grauzonen" zum Vorschein, viele<br />

Mitarbeiter hätten sich bereits "ausgeklinkt". Das Vertrauen zwischen dem BR<br />

und dem FT zeige sich suboptimal,<br />

Auf der materiellen Ebene habe man bereits sehr viel Geld angeboten, die<br />

Mitarbeiter würden "viel besser behandelt als in vergleichbaren Unternehmen",<br />

die Pensionsregelungen fiurkionienen weit besser denn je, die Regelungen seien<br />

äußerst großzügig.<br />

Im Zuge der Umwandlung der Smi


elötige "Einbremsmechanismen". In den vergangenen Jahren habe man 150<br />

Mitarbeiter "ohne jede Kündigung" abgebaut, das sei eine "ganz tolle Leistung".<br />

H fragte nach den Erwartungen für die Klausur Bei dieser würde die "Auferbeitung<br />

der emodonalen Seite" zum Weiterverha-ndel.rr sicher eine bedeutende<br />

Rolle spielen, es möge eine "offene und direkte" Sprache gefuhn werden. Das<br />

MT erläuterte dernV den Designentwtrfund die Zielvereinbarung, wie sie den<br />

anderen Gruppen beriits bekannt gemacht bzw. wie er zwischenzeidich entwikkelt<br />

worden war: am Vormittag des ersten Täges "Emotion", am Nachmittag<br />

die Fragen: Was funktioniert, ist okay? Was ist offen? Und Vorschläge dazu.<br />

Die Positionen sollten auf Flipchart vorbereitet werdcn.<br />

DerVorstand erklärte sich damit einverstanden und erkläne sich bereit, durchgehend<br />

anwesend zu sein. Er stimmte auch einer Plenarversammluag mit 26<br />

Personen sowie der Möglichkeit zur Übernachnrng zu. Ern passendes Hotel<br />

war bereits vorreserviert.<br />

H fragte, mit Bezug auf den Zeit&nck, nach der Bedeurung der Aufsichtsratssitzung,<br />

die ca. 14 Thge nach der Klausur anberaumr sei. Der V erachtete<br />

jedoch den diesbezüglichen Druck als nicht allzu groß, es müssten "wenigstens<br />

Teilergebnisse" vorgelegt werden.<br />

Auf die Frage des Ml wo Schwierigkeiten abzuschätzen wären, wurden inhaltlich<br />

etwa dieselben Themen wie durch das FT und den BR noch kurz angesprochen.<br />

Außerdem zeigte der V viel Verständnis für den Außen- und Innendruck,<br />

unter dem der BR stand. Aufdie Frage F's, welche Kompetenzen das FT<br />

habe, wurde deutlich gemacht, dass es "Vorverhandlungskompetenzen" besitze;<br />

die endgültige Entscheidung behielte sich der Vorstand vor. Unseren Hinweis,<br />

dass die Direktverhandlungen de_s V mit dem BR quer zu den Verhandlungen<br />

zwischen dem FT und dem BR fuger erzeugt hätten, nahm der V eher kommentarlos<br />

zu Kennmis. Nach ca. 80 Minuten verließen beide Vorsrinde die<br />

Besprechung und es erschienen, wie vowereinban, der Personalchef sowie der<br />

BR-Obmann unter Zeitdruck beim MT.<br />

Gesprrich des MT mit dem Personalehef and dern BR-Obnann<br />

Bei dieser ca. lO-minütigen Besprechung sollte die Klausur endgültig abgesprochen<br />

werden. Dabei entstand sogleich eine ausgiebige, inhaltliche Debame in<br />

Bezug auf die gekündigte Betriebsvereinbarung. H unterbricht diese mit der<br />

Frage, wie man diese Problematik denn lösen könne? Als Anwort kam sofon:<br />

"einvernehmlich" bzu dass die "eleganteste" Lösung eine insgesamt neue Betriebsvereinbarung<br />

wäre. Ein Rechsgutachten über die diesbezüglichen offe-<br />

nen Rechtsfragen würde viel zu lange brauchen. Nächste Möglichkeiten waren<br />

natürlich Schiedsgericht oder Gericht.<br />

Abschließend wurde noch einmal Design, Zeit und Ort der Klausur erläutert<br />

bzw. die Fragen zur Vorbereitung wiederholt und einvernehmlich vereinbart.<br />

Zusammenfassung der Er gebnisse<br />

Die Vorgespräche verliefen durchaus emotional, gleichzeitig jedoch äußent sachlich<br />

und in einem gewissen Respek voreinander. Das MT hatte den deudichen<br />

Eindruc\ dass sich alle Beteiligen der gegenseitigen Abh:ingigkeit bewusst waren.<br />

Die Motivation und der Wille zu einer Lösuns waren ebenfalls vorhanden. wenngleich<br />

auch einiges an Frusn'ation und Entteischung aufgnurd der langvierigen<br />

Vorverhandlungen bemerkbar war. Eine urserer Hauptannahmen zur Frage der<br />

suboptimalen Kommunikation zwischen den Verhandlungsteams waren die indireken<br />

Komponenten bzw die nachfolgend, im Zuge von weiteren Nebengesprichen<br />

erfolgten Anderungen, die geradezu zur Beibehaltung dieses Musters verführten.<br />

Das Verhälmis zu und die Erwartung an das MT zeigte sich realistisch und<br />

nicht überzogen. Es war vor allem klargestellt, dass die Lösungwerantwortung<br />

- auch in Hinblick auf die Rechtsfraeen - sich bei den Medianden befindet.<br />

Hauptphase der Mediation<br />

Nach den oben behandelten Vorgesprächen vtrde dem MT noch ein umfangreiches<br />

Bündel von schriftlichen Unterlagen aus den Vorverhandlungen per Post<br />

übermittelt. Diese studierte das M! um einen weiteren Einblick sowohl in die<br />

Inhalte, als auch bezüglich des Umgangs, des Tons, der Vorgehensweise und<br />

der Rituale untereinander zu erhalten. Durch die Bestätigungen in den Vorgesprächen,<br />

dass alle Verfahrenspaneien miteinander und rnit diesem MT weiterarbeiten<br />

wollten bzw. durch die Zustimmung zu unserer Planung, erachteten<br />

wir die prämediative Phase für abgeschlossen. Das MT fiihlte sich ausreichend<br />

informien, jetzt konnte es in die Hauptphase der Mediation gehen.<br />

Die Startklaunr<br />

Durch die Plenarklausur sollten u.a. Komrnunikationsprozesse weitgehend unminelbar<br />

ermöglicht, bzw. die - in der Praxis realistischerweise unvermeidbare<br />

- Bypaskommunikation und informellen Nebenabreden im Plenum deudich<br />

gemacht werden. Direkte Kommunikation, so eine Ausgangsthese, ist für VeruauensbildunE<br />

unerlässlich.<br />

46 Peter Heiltel und Gerhard Frlk <strong>Personalumbau</strong> 47


Für das Setting orderte das MT einen geräumigen Plenarsaal mit offenem<br />

Sesselkreis (keine Tischbarrieren) sowie weitere drei Gruppenräume, Flipchart,<br />

Getränke, Obstkorb, Schreibutensilien sowie Overhead im Raum.<br />

Durchfii hn t n g der Stnnklaunr<br />

Fast pünkdich um 9.00 LIhr waren alle 26 Gilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

(TNr) an der Klausur anwesend. Nachdem sich die beiden nebeneinander sitzeuden<br />

Mediatoren, kurz vorgestellt hatten, leitete H sogleich ein und wiederholte<br />

die vorvereinbarten Ziele für den ersren und zweiten Täe. Daraufhin nahm<br />

et lcurz Bezug auf die Rolle des MT: "Wir haben die Prozesiautorität, und wir<br />

bitten Sie, sich zu engagieren, mitzumachen. Alle inhaltlichen Fragen obliegen<br />

jedoch Ihnen. Wir werden nachfragen, bei Konflikten nachschauen; die Aufarbeirung<br />

der Geschichte ist nicht unsere Aufgabe."<br />

Nach einem kurzen Resümee aus den Vorgesprächen vereinbarte F mit dem<br />

Plenun die Arbeitszeiten und stellte, nachdem keine Nachfragen zur Einleitung<br />

geäußert bzw. Zustimrnung signalisiert wurden, folgende erste fubeitsaufgabe<br />

an das Plenum: Jede(r) möge sich auf einem Zenel innerhalb von 5 bis 10<br />

Minuten notieren, was seines/ihres Erachtens 1.) klimarisch positiv sei, wobei<br />

rran sich wohl fühle, und 2.) was nicht so angenehm sei und deshalb hier zukunfisbezogen<br />

behandelt werden sollte; dies möglichst konlaet aufVorfälle und Ereigrrisse<br />

bezogen, nicht nur allgemein.<br />

Nach ein paar Minuten Einzelarbeit im Siukreis, schlug das MT ein Gruppeninterview<br />

in der Weise vor, dass die 12 anwesenden Mitglieder des BR einen Innen-<br />

Iaeis bildeten und H das lnterview führte, während die übrigen TN im Außenkr-eis<br />

sitzel und nur zuhören sollten und F von außerhalb beide Kreise beobachtete.<br />

H begann zu Frage 1.). Ein TN trug sogleich per Flipchartskizze die Metapher<br />

eines hervorragenden 8-Zylinder Motors vor, der nur mehr auf fiinf Zylindern<br />

laufe und an dessen Schmierung gespart werde etc. Der lnterviewer versuchte<br />

in weiterer Folge ständig die anderen im Innenkreis Befindlichen<br />

einzubinden: "Was sagen Sie dazu?" Ein Seufzer wird rnitftihlend angesprochen:<br />

"Können Sie uns diesen Ton in Wone übersetzen?" Alle lachten.<br />

Es kam dabei eine rege Diskussion in Gang, die viele Themen und Stimmungen<br />

zum Vorschein kotrmen ließ. Jbilweise wurden Bemerkulgen aus den Vorgesprächen<br />

wiederholt, teilweise kam Neues. "Wir füIlen uns nicht als gleichwertige<br />

Parmer!" war beispielsweise eine Klage,.die ihrer Artikulation in diesem<br />

Rahmen zu harren schien. \telen Klagen und Angsten wurde Ausdruckverliehen,<br />

eine "Gerüchtebörse" angesprochen etc.<br />

Mitten in dieser Dimamik - die Stimmung war zwar gespannt, aber immer<br />

wieder von Humor und Einfühlsamkeit geprägt - fragte H: "Was glauben Sie,<br />

denkt der zuhörende Führungskreis, wenn er das so hört?" Allein diese Frage<br />

Iöste bei allen Anwesenden Gelächter aus. Die zunächst zashaften Alrwonen<br />

beinhalteten bald auch anerkennende, lobende Töne, sogar-Mitgeftihl nit der<br />

schwierigen Rolle der Unternehmensführung wurde geäußerr, ein positives<br />

Beispiel im Umgang mit einer fubeimehmerin beschrieben.<br />

In weiterer Folge wurden die Spanmrngen zwischen den handelnden personen,<br />

insbesondere die Polarisierung zwischen dem BR-Obmann und dern personalchef<br />

deudich angesprochen. AIs H daraufhin nach ca. 50 Minuten eme<br />

"Abschlussrunde" einleitete, wurden noch tiefgreifende Dinge erwähnt. Noch<br />

einmal wurde gefragt, was denn der Außenkeis denke; diesmal kamen markantere<br />

Aussagen.<br />

Ein kurzes Resümee des Interviewers beendete diese Sequenz nach fast 90<br />

Minuten. Die Sdmmung war insgesamt durchweg äußerst konzentriert, sowohl<br />

beim krnen- als auch beim Außenkreis. Jetzt hatten alle eine ausgiebige Kaffeepause<br />

verdient, bei der es zu sehr regen Diskussionen kam. Die Mediatoren<br />

tauschten sich ewas abseits ebenfalls iiteinander aus.<br />

Nach der Pause setzre sich das l2-köpfige Führungsteam in den Irurenlreis. H<br />

begarur mit der Frage: "Wo ist das Klima grt, wo problemausch?" Nach einem<br />

Einführungsstatement des Personalchef wurden "bine alle" eingeladen. Nacheinander<br />

vermeldete jede(r) sehe Meinung. H fragte wederholi zirkulär nach:<br />

"Siad alle dieser Meiaung?" Oder als erwa von Problemen mit der "Entscheidungsstruktur"<br />

beziehungsweise von der "informellen Sm*tur des Hauses" die<br />

Redewar, fragte er nach: "Entsteht da Misstrauen? Woher kommt das denn?" etc.<br />

Als bald daraufdavon gesprochen wurde, das "gerade die informellen Strukuren<br />

rnanchmal die Schlagkraft und Geschwindigkeit des Untemehrnens ausmachen",<br />

zeigte er diesen Widerspruch auf: "lnteressent, eineneis ein Vorteil, andererseis<br />

ein Nachteil." Ein andermal antwonete H auf die Außeruns: "Wir haben enorme<br />

Arbeitsplaesicherheit", rnit der Frage: "Glauben das alle MiLbeiter?" Als die Klage<br />

ertönte: "Unsere großen Erfolge sind einfach nicht nansparent", anrwoftete H<br />

mit "Sie feiem zu wenig! " Was wiederum schallendes Gelächter auslöste. Als später<br />

einmal auch ein Vorstand in Bezug auf Zahlen angegriffen wurde, kam die Frage<br />

von H: "Was denk sich der Vorstand jezt wohl?" Sponune Antwon eines hterviewten:<br />

"Den Herm X (Satistik-Che$ holen!" Wieder lachten alle.<br />

Im Verlaufe des Gespräches zeigte sich, ählich wie bereits vorher, dass fast<br />

immer auf eine Meinung eine Gegenrneinung geäußert wurde - und zwar aus<br />

48 Peter Heintel und Gerhard FalL Personalümbau 49


den eigenen Reihen. Dadurch fand bei den Angegriffenen im Außenkreis, jeweils<br />

körpersprachlich sichtbar, eine Endastung statt. Auch bei diesem lnterview<br />

waren alle Anwesenden höchst engagiert und die bereits obligate Frage<br />

des Mediators: "Was glauben Sie, was die Zuhörer jetzt denken?", löste wiederum<br />

Gelächter aus. An Antworten kam beisuielsweise: "Wir sind in einer<br />

Sandwichposition so wie der BR." - "Der BR muss den Schwächsten schützen,<br />

der Vorstand schützt die Zahlen." etc. Oder sehr ernst: "Wir sind die Knechte<br />

des Vorstandes." Daraufhin ein Vorstand spontan aus dem Hintergmnd: "Was<br />

dem sonst?" Wieder endastendes Gelächter.<br />

Als etwas später eine Führungskraft sehr betroffen äußerte, dass das FT als<br />

"Bornberpiloten bezeichnet wurde, das aufden Knopf drückt und 100.000 sterben",<br />

fragte H nach: "Was hat das ausgelöst bei Ihnen?" Emotionale Aatwort:<br />

"fuger, Frustratiol, Enttäuschung!" An dieser Stelle wirkten alle Zuhörenden<br />

selu betroffen.<br />

Deutlich wird auch das Kommunikationsmuster zwischen Vorstand und BR<br />

'hanchmal um das Führungsteam herum", wie bereits bei den Vorinterviews<br />

(vgl. oben) angesprochen. Des Weiteren ytrden persönlich wirkende Angriffe<br />

auch bald relativiert und auf das Verhalten bezogen: "Ich kenne ihn schon aus<br />

der Kindheit, persönlich habe ich kein Problem mit Hern Y. Probleme hab ich<br />

nur mit seiner Vorgehensweise." H's Frage daraufhin obligat: "Wie könnte es<br />

denn besser laufen?"<br />

Unter anderem wurden auch Zielkonflikte durchaus kontrovers angesprochen<br />

bzw. dass Meinungen durch Lohnerhöhung 'erkauft" wurden. Hier hakte der<br />

lnterviewer sofon ein und fragte nach, was damit genau gemeint war. Die Gruppe<br />

klärte untereinander selbst aufund entschlüsselte die Ausgangslage als "Wertekonflikt"<br />

zwischen Innendienst in der Zentrale und Veruieb. Dieser Ebenenwechsel<br />

weg von den Personen wurde vom Gesprächsleiter natürlich angesprochen.<br />

Als H lochnals ftagte, was denn wohl der zuhörende BR denke, wurde nicht<br />

mehr so wie vorher gelacht, sondern konzentrien erfolgten u. a. folgende, selbstreflexiven<br />

Statements: "Der BR denkt, die sind noch ärmer dran als wir." Oder:<br />

"BR sieht, dass das keine sehr homogene Gruppe ist." Oder: "Vielleicht merkt<br />

der BR, dass uns nicht egal ist, was der Mitarbeiter auf dem Herzen hat." Oder:<br />

"Wir sind nicht nur an Ziffern interessiert." etc.<br />

Dt die Zeit schon weit fortgeschritten war, beendete der Interviewer nach<br />

ebenfalls ca. 90 Minuten das Gespräch und bat zur "verdienten" Mittagspause,<br />

zuvor iedoch 'wurde der Vorstand noch zu einem kurzen: "Wie ist das Stim-<br />

mungsbild?" eingeladen. Antworten: "Glaube, der nächste Schritt ist möglich",<br />

bzw.: "besser als in Worte zu fassen" - Mahlzeit.<br />

Zur sichtlichen lJberraschung des Vorstandes wurde nach der Mittagspause,<br />

in der wiederum sehr angeregt geplaudert worden war, der Vorstand als Interviewparher<br />

in den Innenkreis gebeten. Nach kurzem, überraschtern Zögern,<br />

das alle amüsierte, waren die beiden Herren eleich bereit dazu. Auf die Einstiegsfrage:<br />

"Sie haben heute Vormittag viel ingehört, wie geht es Ihnen damit?",<br />

kamen Antworten wie erwa: "Nicht so schlecht, wir liegen in der Sache<br />

nicht weit auseinander." Oder: "Eigentlich kann jeder mit iedem, die Schwierigkeiten<br />

scheinen nicht unüberbrückbar" etc.<br />

Konkret wurden ediche zu Täge getretenen<br />

.Klüfte'<br />

(vgl. unten) angcsprochen,<br />

die es jedoch "anderswo auch" gebe. Es wurde auch die ,,Motormetapher,,<br />

des Beginns (vgl. oben) aufgegriffen und dazu geäußert, es gehe ,,nicht nur um<br />

die Schmierung eines Motors, sondern ich will einen Düsenantrieb!"<br />

ln der Folge wurde der Fokus aufdie allgemeine Markdage und auf die Entwicklung<br />

im speziellen Segment dieser Institution verwiesen, dazu die ,,Vision<br />

oder Drohung" der weiteren Automatisierung, der "notwendigen Reaktion" auf<br />

die Umwelten etc. hervorgehoben: "Wenn du nicht handelst, wirst du gehandelt!"<br />

Eigenständigkeit und Abhängigkeit von der Muttergesellschaft und den<br />

Shareholdern wrrden dargelegt.<br />

Auf die Frage H's: "Was war neu, überraschend?", kam spontan:<br />

,'Die lingste!"<br />

Men habe "nie riskiert", immer "wohlwollend" gehandelt. Dass,,es nicht<br />

ohne Täktik' gehe, gebe man zwar offen zu, jedoch habe ein "organisien chaotischer<br />

Ablauf' seine Vorteile. H fragte nach: "IÄle geht es Ibnen mit der Angst? "<br />

Anrwon: "Uberrascht hat uns die Edstenzanest" bzw: "Sicher hab ich auch<br />

Angst" etc. H: "Wie kann man Angste minderi?" Oder: "Gibt es pläne?" bzw.<br />

"Können wir sie beeinflussen?"<br />

ln dieser Sequenz wurden einerseits die von außen gesetzten Grenzen, die<br />

den Handlungsspielraum des Vorstrndes umrahmen, deutlich. Andererseits bemerkte<br />

man das Mitgefrihl bzw. ehrliche Bemühen, um bestrnögliches Vorgehen<br />

in den heiklen Dingen sowie manchmal auch - neben den Erfolgsmeldungen<br />

- die Eigenbetroffenheit.<br />

Der Interviewer erfragte des Weiteren: "Wie ist ihr Verhälmis zum BR?" oder:<br />

" ... zum Führungsteam?" Und natürlich obligat: "Was glauben Sie, denken die<br />

anderen?"<br />

Nach diesem letzten, ca. 50 minütigen lnterview, wurde wieder das Plenum<br />

eingerichtet und die TN wieder in die Strukrur gebracht, indem noch einmal<br />

t0 Peter Heintel und Gerhard Falk Personalunbau t1


gefragtwurde: "Was sagen sie, gab es etwas total Uberraschendes?" - "Wie geht<br />

es ihnen jetzt?" Oder: "Wie war das für Sie?" Nach kurzen Statements vurde<br />

der "emotionalere" Teil offlziell abgeschlossen. Das MT vermeldete seinen Eindruck,<br />

dass viel Dampfabgelassen werden konnte und dass zahlreiche Themen,<br />

die bereits bei den Vorausinterviews angesprochen worden waren, wiedergekehrt<br />

seien, diesmal jedoch vergemeinschaftet.<br />

In weiterer Folge moderierte F die angekündigten und vorbereiteten Präsentationer.<br />

Es wlrde "nur Zuhören und VersCindnisfragen" vereinban, wobei ,,Zuliören"<br />

nicht "Zustimmung" bedeuten sollte. Diesmal war zuerst das Fülrungsteam<br />

an der Reihe (es war.ja als zweites interviewt worden) und darauffolgend der<br />

BR, dem Plenum seine Vorstelltngen zu präsentieren. Der Vorstand konnte jeweils<br />

ad hoc reagieren.<br />

Da in diesem futikel aus Diskretionsgränden, wie bereits eingangs erwähat,<br />

keile sachlichen Details wiedergegeben werden köruren, soll ab dieser Stelle<br />

der folgende Mediationsprozess und dessen Smrktur nur mehr in groben Zügen<br />

beschrieben werden. Eine ausfiihrlichere Darstellung würde überdies den<br />

Rahmen dieses futikels sprengen. Das oben detaillierter beschriebene Vorgehen<br />

soll den Leserinnen und Lesern ein Geflihl für den Ablaufund insbesondere<br />

den Start einer derartigen Mediation geben.<br />

Der erste Täg der zweitägigen Klausur ging - jedenfalls srmmungsmäßig - zu-<br />

{iiedenstellend zu Ende, nachdem auch der BR seine Präsentation durchgeführt<br />

hatte. Zum Abendessen blieben fast alle TN und es kam dort wiederum zu lebhaften<br />

Diskussionen. Das Angebot zu übernachten nutzten allerdings nicht alle.<br />

Exkurs<br />

Folgende, unbalancierte Konfliktzonen bzw. Widerspruchslinien ("Klüfte") -<br />

die sich in weiterer Folge auch als zentrale Diskussionspunke herauskristallisieren<br />

sollten - fielen uns bereits zu diesem Zeitounkt auf:<br />

t2<br />

jüngcre Mitarbeiter<br />

Fraaen<br />

Innendienst<br />

Zentra le (Zentr alisrnw)<br />

Stamm.guellscbaft<br />

Nationaliierung<br />

Widerspruchslinien<br />

iiltere Mitarbeiter<br />

Miinner<br />

Aufend.ienn<br />

F i li a I m (F ö d er n li smus )<br />

Dacbgesellschafi<br />

Int ern ati on a lis i e ran g<br />

Ei ge n ti)ru er int e re s en<br />

Selbxbestimmang<br />

Indiaiduakrientimrng<br />

Fimm (Sicherbeit)<br />

Hierurcbie<br />

Verzögerung<br />

Statik<br />

Formelle l(unmuni k ati on<br />

Technokgisierung<br />

Mi t ar b e i t er in t e r e s e n<br />

Fremdbenimmung<br />

Tbamorimtierung<br />

Le isnngsent geh (Risik o)<br />

Slmmetrie<br />

Bucbleunigung<br />

Dynamik<br />

lnforne lle Kommuni k ation<br />

P ers ijnlic h e B e treuung<br />

Unser Focus ist unter anderem deshalb aufkonflikthaft aufoetende Gegensätze<br />

gerichtet, weil - so ehe weitere unserer Grundarnahmen - die Handhabung<br />

der Sneitdynamik nur gelingt, wenn aufoetende, "notwendige" Widersprüche<br />

ins Bewusssein treten und kollekiv ein Umgang damit gefirnden werden kann.<br />

Der zweite Thg der Startklaunr<br />

Am nächsten Täg bereiteten sich die Gruppen unter der Moderation von F ab<br />

9.00 Ufu zunächst jeweils in Gruppenräurnen vor zu den Fragen: "Was war<br />

gemeinsam, was war unterschiedlich, was blieb offen?" Dazu wurden anschließend<br />

Flipcharts präsentiert und die Frageblocks auf einem weiteren Flip<br />

zusammengefasst. Uber die "Gemeinsamkeiten" wurden in weiterer Folge ein<br />

Katalog von gemeinsamen Zielen definiert, wie erwa: "keine Kündigungen",<br />

"erfolgsorientiertere Endohnung", "gemeinsame Erfolgsparameter" etc. Diese<br />

wurden zur Grundlage für die weiteren Verhandlungen über den ebenfalls erstellten<br />

Katalogvon Unterschieden und offenen Fragen gemacht. DerVorstand<br />

konnte gleich zu allem Stellung nehmen und durch seine sofortigen Entscheidungen<br />

einige offene Punkte sogleich abhandeln.<br />

Am Ende des Nachmittags bildete sich dann ein Redakionsteam, das vor Ort<br />

ernen Text ftir alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verfasste, der im Plenum<br />

verabschiedet wurde. Als weiteres Teilergebnis einigte man sich, dass die engeren<br />

Verhendlungsteams intern über die noch offenen Punkte weiter verhandeln<br />

sollten unter "Einigugszwang" (H). Das Ergebnis sollte gemeinsam und ohne<br />

Seitengespräche rnit dem Vorstand vorverhandelt werden.<br />

Für etwa einen Monat später wurde am selben Ort eine weitere Gesamtklausur<br />

vereinbart, mit der die Standortbestimmulg weitergefiihrt werden sollte. Es<br />

war allen klar, dass eine endgüldge Lösung für alle Fragen - trorz sichtbarer<br />

Gilerfolse - noch ediche Monate dauern würde.<br />

Perer Heintel und Gerhard Falt Personrlumbau t3


Die zweite Klausur<br />

Die zweite, eintätige Klausur, zu der das gesamte Plenum wiederum geschlossen<br />

ersclien, begam vorsichtig optrmistisch. Eine bezeichnende Rückmeldung auf<br />

die Eingangsfrage der Mediatoren: "Wie ist die Stimrnung?" lautete z. B.: ..Die<br />

negative Unsicherheit ist zu einer positiven geworden. " ln der Folge wurden sehr<br />

detailliert ausgeklügelte Lösungwarianten zu den offenen Fragen präsentien Es<br />

war bemerkbar, dass in der Zwischenzeit enorm viel miteinander gearbeitet worden<br />

war'. Dennoch waren weiterhin deudiche Divergenzen erkennbar. Jedenfalls<br />

hatte sich der Umgangston untereinander vehement geänden. Der teilweise anklagende,<br />

verärgerte Tonfall war fast vollkomrnen einem geduldigen Zuhören und<br />

konstmktiver Energie gewichen. Sehr divergente Modelle wurden betont sachlich<br />

hinterliagt, auch wenn sie gegen die eigene Linie gerichtet waren.<br />

Auffallend war, dass nunmehr auch das Kundeninteresse und die Produkte<br />

wie "Kredit" oder "Beraturg bzw. Diensdeistung" deudicher in den Vordergruld<br />

träten. Man hatte sich offensichdich aus der eigenen Sinration etwas gelöst<br />

und konnte sich nunmehr zu den Interessen der Umwelten besser in Bezug<br />

setze11.<br />

Es fiel auch auf, dass die Großgruppe in der Lage war, arbeitsteilig ans Werk<br />

zu gehen: Drei Kleingmppen bildeten sich z. B. um verschiedene Themen herum<br />

und suchten geftennt in Gruppenräumen nach Lösungen, die anschließend<br />

den anderen präsentiert wurden; ein deudicher Hinweis auf den gesuegenen<br />

Vertrauenslevel.<br />

Bedeutend machte sich überdies bemerkbar, dass diverse Fachexperten aus<br />

deu eigenen Reihen ewa mathematische Rechenmodelle zu Lohnfragen entwoden<br />

hatten und diese präsentierten. Juristische Fragen treten nui mehr sehr<br />

vereilzelt und in konstruktiver Form auf. Mit dem Gericht wurde überhaupt<br />

licht mehr gedroht.<br />

AJs eines der zentralen Ergebnisse der zweiten Klausur wurde wiederum durch<br />

ein Redaktionstearn ein gemeinsamer Text fiir die übrigen Mitarbeiter verfasst.<br />

Des Weiteren wlrde eine neue "fubeitsgruppe" aus acht Personen (vier seitens<br />

BR und vier seitens FT) gebildet, die die noch offene Kernfrage der "Leistungsorieltierten<br />

Entlohnung" zwischenzeitlich behandeln und dem Vorstand unter<br />

uochmaligem "Entscheidungszwang" vorlegen sollte.<br />

Abermals mrde seitens der Mediatoren eine weitere Gesamtklausur ftinf<br />

Wochen später angeregt. Auf die Frage des Vorstandes, wozu man denn diese<br />

benötige, wenn es doch einen "Entscheidungszwang" gäbe, antwortete H unter<br />

dem Gelächter aller und unwidersnrochen: "Na zum Feiern!"<br />

Die drixe Kausur and der Abschlws<br />

Wieder war das gesamte Plenum zu dieser Eintagesklausur anwesend. Seit der<br />

vorherigen Klausur war die "fubeisgruppe" zwischenzeidich sogar in eine weitere<br />

Zweitagesklausur gegangen, und es war vereinbart worden, dass die Ergebnisse<br />

daraus anlässlich dieser drinen Gesamtklausur den anderen oräsentiert<br />

werden sollten. Eine der reintegrativen Eingangsfragen des MT lautete diesbezüglich<br />

gleich nach dem Einstieg: "Wie geht es denn denen, die nicht bei dieser<br />

fubeitsgruppe dabei waren?" Dabei wurde deren Tätigkeit - eine wichtige Intervention<br />

- auch ausdrücklich gewürdigt.<br />

Der Personalchef und der BR-Obmann prisentierten nach eiaer ,,Warming<br />

up'LRunde gemeinsam mit der fubeitsgmppe, die einen Iruren-kreis bilderc, die<br />

Ergebnisse. Wiederum konnten einige Gilerfolge prisentien werden, die gleich<br />

aufpositive Resonanz stießen. Der Vorstand war besonders gefordert, weil er laufend<br />

Enscheidungen zu treffen hatte. Sehr hilfreich waren übersichtliche und<br />

versgjndliche Präsentationsunterlagen, die von den Zahlenexperten graphisch dargestellt<br />

wurden . In Kleingmppenarbeit wurden wiederum Detailfragen näher aufgearbeitet<br />

bzw. Fragen oder Antwonen zu besonderen Themen behandelt.<br />

Wiederum kam man inhaldich enscheidende Schritte weiter. Hilsichdich<br />

der Bearbeitung der genau festgelegten resdichen offenen Punkte wurde der<br />

Arbeitsgruppe ausdrücklich das Veruauen ausgesprochen (eine sehr wichtige<br />

Maßnahme). Letzdich wurde, nach Vorliegen von prinzipiellen Entscheidungen<br />

und einer ausgiebigen Rückmeldeschleife, wie immer am Ende das Plenum<br />

ofEziell aufgelöst. H *urde noch eingeladen, hinftig fallweise als Berater (und<br />

nicht Mediator) der Arbeitsgruppe zu firngreren.<br />

Einige der durchweg positiven Rückmeldungen am Ende der dritten Klausur<br />

aufdie Frage: "1Ä/ie geht es Ihnen jetzt)" lauteten beispielsweise: "Ich bin Stolz<br />

auf unser System." Oder: "In Osterreich hat es so etwas noch nie gegeben."<br />

Oder: "Hoher Respektvor dem gemeinsamen Engagement", oder "äußerstkonstruktive<br />

Gesprächskulnrr trotz Divergenzen und Zeitdruck". Auch die Mediatoren<br />

spanen nicht mit Lob und Anerkennung fiü die "pionierhafte" Leistung<br />

sämdicher Beteiligter. Damit wurde auch die Mediation offiziell beendet.<br />

Res mee: Eine Eskalation bzw. die Einschaltung des Gerichrssystems war vermieden,<br />

eine lauffähige Kommunikation erzeugt bzw Entscheidungsmechanismen<br />

ftir eine Ergebnis- und Zieldiskussion - wie ja das erreichte<br />

Mediationsziel lautete - eingerichtet worden. Neben dem emotionalen<br />

Vertreuensautbau konnten zahlreiche Ideen generien und besprochen werden,<br />

die in die Unternehmensentwickluns einfließen werden.<br />

t4 Peter Heintel und Gerhard Falh <strong>Personalumbau</strong> tt


Schlussbemerkungen zum Fallbeispiel<br />

Die relativ detaillierte Ablaufschilderung sollte eher ein Bild über Stimmung<br />

und Stimmungswandel geben und auch deudich machen, in welcher Weise situativ<br />

bedingte Designelemente und Schrine zu Letzterem beitragen können.<br />

Die ausführlichen Vorgespräche dienten nicht bloß unserer Information und<br />

der Planung des Gesamwerfahrens, sie waren eine ganz wesendiche Intervendon<br />

in Richnrng Klarstellung und Aufarbeitung der bisherigen Geschichte. Die<br />

einzelnen Interessensgruppen konnten sich dabei deudich machen, wre es zur<br />

Verhärrung der Positionen gekommen war, bzw. an der eigenen aufkeimenden<br />

Uleinigkeit bemerken, dass in den Positionen nicht "die ganze Wahrheit" gebündelt<br />

ist, ia dass sie sogar imstande waren, spezifische Interessen und Bedürfnisse<br />

zu verdecken. Die damit verbundene Einsicht veranlasste die Gruppierurgen<br />

einerseits noch einmal ihre eigenen Interessen zu überprüfen, andererseits<br />

auch jene der Gegenpositionen genauer ins Auge zu fasseq dies alles noch vor<br />

deur gemeinsamen Plenum. Der Einstiegin dieses fokussierte zunächst die emotionell-klirnatische<br />

Seite. Die "Geschichte" sollte so weir wie möglich abgeschlossen,<br />

eine gemeinsame Sichtweise der Ausgangslage hergestellt werden,<br />

um den Kopf für Zukunftsorientierung frei zu bekommen. Hier bevähren sich<br />

oft die genannten Strukturen, offene Gruppen-Interviews vor den anderen Beteiligten<br />

und zirkuläres Fragen. Ein wichtiges Element ist u. E. das rasche Festhaltel<br />

gemeinsamer Ergebnisse, seien sie bereits inhaltsbezogen oder auch nur<br />

gmndsätzlicher Art, also Leitzielvorstellungen fiir weitere Verhandlungen. Auch<br />

über offen Gebliebenes und Konfliktanfälliges soll Ubereinstimmung vorhanden<br />

seiu. I(lausuren und vor allern ihre Plena dienen der Herstellung einer Tiansparenz,<br />

die auf Grund von informellen Kommunikationskanälen uad den damit<br />

verbundenen Gerüchten in OrEanisationen selten vorhanden ist. Informelles<br />

wird "offizialisiert" und zur ÜÜerraschoog aller kann immer wieder bemerk<br />

werden, dass die Phantasien viel ausschweifender sind, als es die tatsächliche<br />

Realität hergibt.<br />

Es ist vielfach üblich, das sich die Leutenscheidungsträger (hier der Vorstand)<br />

vorerst einmal zurückziehen, Projekte einsetzen bzw. Verhandlungsteams<br />

stellvertretend verhandeln lassen. Diese Strategie hat einige naheliegenden Vorteile.<br />

In unserem Fall war es günstig und besonders hilfreich, dass der Vorstand<br />

während der Klausuren anwesend war. Emotionell bedeutet dies ein Ernst-Nehmen<br />

von Mitarbeitern und ihren Problemen, inhaldich, dass gleich an Ort und<br />

Stelle ftir alle transparent und begründet Entscheidungen getroffen werden<br />

können. Die Interventionen des Mediatorenteams Bingen verstärkt auch in diese<br />

Richtung. Jede Klausur hat damit ihren Teilerfolg, den sie als Ernte heimnehmen<br />

kann. lfberhaupt empfiehlt es sich u. E., das Paket aufzuschnüren und<br />

nicht den Gesamtkomplex auf einmal klären zu wollen. Sehr oft ist es aucn so,<br />

dass wichtige Konflikte gleichsam rvie Mägnete Anziehungskraft haben. Alles<br />

Mögliche, was direkt mit ihnen gar nichts zu run hat, wird angelagert. Hier<br />

kann im Vorfeld \Äeles erfolgreich geklärt und entschieden werden. Und das<br />

grbt Kraft ftir die Lösungsbereitschaft bei dem zentralen Konflikt.<br />

Abschließend noch eine Bemerkung zum Mediationsverfahren selbsr Es wird<br />

dem Leser vielleicht aufgefallen sein, dass einer relativ genauen Gestaltung der<br />

Vorphase der Aufoagseneilung, der Überprüfung der Mediationstauglichkeit,<br />

eine eher lockerere der K.lausuren folgte. Dieser Eindruck soll nicht bloß aus<br />

der fut unterschiedlicher szenischer Schilderuns entsreh€n. U. E. muss bei<br />

Mediationsverfahren, jedenfalls in OrganisationJn, also wo es um komplexe<br />

Entscheidungsmaterien und unterschiedliche Interessengruppen und deren<br />

Repräsentanten geht (dasselbe uifft auch auf Umweltrnediation zu), ein wesendicher<br />

Unterschied irnmer mitbedacht werden: nämlich .jener zwischen %rfahren<br />

rnd, Prozess.<br />

Als Mediatoren wenden wir methodische Wrfahren an,konzenftieren uns auf<br />

"Phasen der Mediation" und "Techniken". Danebn lä:oft aber auch noch ein<br />

Prozes a.b, der sich nicht an die Verfahren hält, sich in sie nicht hineinzwingen<br />

lässt, oft auch Konflikte entstehen lässt, die sich von den Ausgangskonflikten<br />

gänzlich unterscheiden. Auf diese Prozesse muss ebenso und situativ reagiert<br />

werden. In diesen Reaktionen kann oft auch das Verfahren in den Hintergrund<br />

treten. Man behält es zwar "im Hinterkopf', weiß aber, dass es erst wieder zum<br />

Tiagen kommt, venn man den ablaufenden Prozess im Auge behält und steuen.<br />

Auch das beste und ausgeklügeltste Verfahren nützt nichts, werur sich ihm<br />

der Prozess - und meist aus guten Gründen - verweigen. Deshalb sind u. E. drei<br />

höchst unterschiedliche Dinge ftirMediationen beschriebener fut wichrig: Sensibilität<br />

fiir Prozesse und Prozesssteuenrngskompetenz auf Seiten der Mediatoren,<br />

Mediationsteams als "Resonanzboden" der Gesamtkomplexität und Pausen,<br />

in denen man sich gegenseitig über die Einschäuuag der Situation und<br />

diesbezüglicher Maßnahmen verständigen kann.<br />

t6 Peter Heintel ünd Gerhard FalL Personahrmbau t7


Exkurs<br />

I(onflikte gibt es im System Wirschaft und ihren Subrystemen, den einzelnen<br />

Branchen, Untemehmulgen etc. wie auch sonst überall. Immer schon war es daher<br />

notwendig, Konflike zu akzeptieren, zu analysieren und Lösungen herbeizufiihlen;<br />

Ifunfliktrnanagement sowie Konfliktsteuerulgsmethoden und -modelle<br />

waren daher auch längit bekannt, bevor Mediation - aJs den USA kommend und<br />

zunächst hauptsächlich als Scheidungs- und Familienmediation verbreitet - in<br />

Europa auch il Wirtschaftszusamm*häng"r, Fuß fasste. Dafür könnten u. E.<br />

jedenfalls vier Gründe maßgeblich geworden sein. Da wäre erstens der Erfolg<br />

dieser A.r't Konfliktregelung in den USA. @r ftihrte dazu, dass sich über 700 respekable<br />

Wrschaftsbetriebe vertragüch gegenseitig verpllichteten, bei Sueittällen<br />

zunächst Mediation zu versuchen, bevor man in gerichdiche Verfahren einstieg.)<br />

Zweitens die Expansion des USA-Anbietermarkes mit Untersrützung<br />

kontinentaler Pioniere und lmponeure. Drinens die lntensivierung der Konflikpotentiale<br />

durch die verschiedinsten Umstinde (2. B. Hierarchiei, die vcrsagcn<br />

und Organisationweränderungsdruck). Menens die Verinderung (zumindest theoletisch<br />

und intellektuell, weniger emotionell) der früher allgemein verbreiteten<br />

Ifunfliktideologien von einer Vermeidungshaltung und -strategie zu einer solchen<br />

der Akzeptanz ihrer Notwendigkeit, )a Chance und Sinnhaftigkeit.<br />

Die beiden letztgenarurten Gründe sind eng ineinander verschränk. In den<br />

älteren "klassischen" Hierarchien war es naheliegender, Konflikte enrweder<br />

ausschließlich negativ zu sehen bzw. dem Mangel an FührungsfJhigkeit zuzuschreiben.<br />

Strukturell betrachtet repräsendert die Hierarchie nämlich ein bestimrntes<br />

Konfliktlösungsmodell, das der Delegation. Der Vorgesetzte ist verantwordich<br />

daftir, dass "Ruhe in seinem Laden ist". Tieten Konflikte auf, muss<br />

er sie rnöglichst rasch aus der Welt schaffen; das verlangt die Organisation von<br />

ihrr. Auch wem Mitarbeiter untereinander nicht einig sind, ist er zur Entscheidung<br />

aufgerufen. Die Struktur erlaubt es also einerseits, Konflikte zu delegieren,<br />

aldererseits sie auch deshalb als negativ anzusehen, weil erstens Delegation<br />

keine positive Durcharbeirung seitens der Betroffenen ermöglicht (man bleibt<br />

aufseinen negativen Emotionen "sitzen"), zweitens Vorgesetztenentscheidungen<br />

oft als nicht gerecht empfunden werden.<br />

Aus vielen hier nicht abzuhandelnden Gründen (vgl. z.B. Schwarz 1996) fun-ktionieren<br />

heute Hierarchien nur mehr "suboptimal", sozusagen als "zweitbeste"<br />

Lösung. Allein der Komplexitätszuwachs in diversen Enscheidungsmaterien<br />

erschwert - auch im Konfliktfall - zunehmend 'salomonische" Entscheidungen,<br />

das Experimentieren mit "alternativen" Organisarionsformen zum Auffangen<br />

hierarchischer Defizite (Projektrnenegemenr, Matrixorganisationen, Netzwerke,<br />

Dezentralisierungen, etc.) erhöht gleichzeitig durch die Schnitstellen- und<br />

Uberlappungsthematik die Anzahl der Konflikte. Vergebens sucht man Orte<br />

ihrer Delegation. D. h. aber, dass in diesem Sinn Konflikte "frei-gesetzt" werden.<br />

Dies ermöglicht sowohl eine neue Betrachtungsweise ihres Gehals, als es<br />

auch förnlich nach neuen Steuerungs- und Behandlungsformen,,schreit',. Auch<br />

"mental" oder ideologisch ist in diesen Zusammenhängen einiges passiert. Die<br />

Verantwortungs(re)delegauon in Projektgruppen-Teams, Subeinheiten dezentraler<br />

Natur, konnte nicht "ungestraft" erfolgen; in ihr werden auch Konflikre<br />

immer mehr zur Sache der Selbststeuerung duich die von ihnen Betroffenen.<br />

Selbststeuerung verlangt aber ebenso andere Konfliktklärungsstrategien in Richtung<br />

Komprorniss und Konsens. Beide Lösungsforrnen beruhen aufkommunikationsslmmetrischen<br />

und nicht hierarchischen Vorstellungen.<br />

Allerdings gibt es in dieser organisatorischen Experimentier- und tlbergangszeit<br />

die Gefahr eines Val:uums. Auf der einen Seite setzt die hierarchische<br />

Regelungsform aus, auf der anderen Seite sind die neuen Konfliktregelungsund<br />

-steuerungsformen noch nicht ausreichend entwickelt und vor allem nicht<br />

selbsr orgmisttorisch verankert. (Übrigens eines der Hauptdefizite unserer Organisationen<br />

und ihrer Art des Konfliktrnanagements: Man hat noch nicht ausreichend<br />

begriffen, dass Konfliktlösung eben Management bedeutet, d. h., Raum,<br />

Zeit und Struktur braucht.) Diese Sachlage fiihrt dazu, dass viele Konflikte ungelöst<br />

schwelen, die Arbeit und den Alltag wie Schatten begleiten und viel an<br />

ständiger Verdränglngsenergie beanspruchen. Letztere geht auf Kosten produktiver,<br />

funktionaler Tätigkeit.<br />

Auch wenn es zeitweise ganz vergnüglich sein kann, die fubeit mit Konflikten<br />

zu rvürzen, deren intrigantes Konzipieren gerüchteweise zu yerwalten und<br />

zu verbreiten, sowie deren strategische Behandlung zuüberlegen, Faktum bleibt<br />

- und hier wird die Eigenlogik des Systems Wirtscbaft im Kern getroffen -, sie<br />

kosten Geld, sind also in dieser Form ökonomisch unvernetbar. Ein erster Schrin,<br />

dieses Vakuum zu ftillen, war es, Ausschau zu halten nach einem "Ersatzregelungssystem"<br />

bewährter Art. Für alles Leben und überhaupt ist dies rmrner<br />

noch unser altes, braves Rechtssystem. An dieses lässt sich weiterhin delegreren,<br />

was zu lösen die jeweilige hierarchische Organisation in ihrem Inneren un{ähig<br />

ist. Es gibt uns jedenfalls letzte Lösungssicherheit. Wir wissen, in welch exrensiver<br />

Weise, irn Vergleich zu Europa, die USAvon diesem Weg Gebraucn gemacht<br />

haben. Bis heute wird dort Vieles gerichtsanhängig, worüber Europäer<br />

t8 Peter Ileintel und Gerhard FrlL t9


den Kopf schütteln, bzw. ängstlich zurn Ausdruck bringen, dass auch hier ein<br />

solcher Tiend zu bemerken ist.<br />

Nun ist zwar unbestreitbar, dass wir die rechdiche Letztinstanz als tlltima<br />

ratio jedenfalls brauchen (fI. G. Mähler beschreibt uns rechtüberzeugend, wofiir<br />

es sonst noch gtt ist, vgl. Mähler 1997), wiederum aber hat das \Ä/irtschaftssystem<br />

aus seiner Axiomatik heraus recht schnell erkannt, was diese futvon Delegation<br />

bedeutet: nämlich eine tendenzielle Uberforderung des Rechtssystems<br />

selbst, das nur mehr mit "Selbswerkomplizierung" oder Anlassgesetzgebung<br />

(del gordische Knoten wird ad hoc durchgehauen) aufdiese Situation reageren<br />

kann. Dies wiederum bedeutet konkret, dass die Akten immer dicker. die Gutachter<br />

und Experten immer zahlreicher, die Prozesszeiten immer längcr wcrden.<br />

Und das alles kostet Geld.<br />

Da sich schon früher ein Teil der Mediation im rechs- und gerichtsnahen<br />

Raun bewegte, zu ihm also vielerlei fut von Kontakten entwickelt hatte, war es<br />

für sie nicht schweq die "Gunst der Srunde" wahrzunehmen. Als besonoere<br />

Form der Konfliktlösung konnte Mediation zwei Vorteile bieten: sowohl das<br />

Delegationsprinzip aufrechtzuerhalten, aber auch Selbswerantwortung und<br />

-kompetenz zu berüclaichtigen. Beide ermöglichen außerdem ein außergerichtliches<br />

und -rechtliches Verfahren, in dem Recht zwar Hintergrund bleibt, bzw.<br />

Resultate der Einigung fy'erträge) in rechtliche Verbindlichkeit übergeführt<br />

werden kömren, nicht aber als System beansprucht wird. Delegiert werden<br />

Prozess und Verfahren an die Autorität der Mediatoren, für Inhalte und diesbezügliche<br />

Entscheidungen sind die Beuoffenen selbst Souverän. Dieser Charakter<br />

von Mediation wlrde schon vielerorts ausführlich beschrieben (siehe Literaturverzeichnis),<br />

er muss also hier nicht im einzelnen nachbuchstabiert werden.<br />

Zwei seiner Folgen waren aber besonders ftir das Wirtschafusystem nachvollziehbar<br />

anraktiv: Erstens srellte sich bald heraus, dass Mediationsverfahren weitaus<br />

billiger waren, als vergleichsweise die rechsanhängigen, zweitens konnte<br />

rnan mit Kompromiss- und Konsenslösungen weit besser Kooperationsbeziehungen<br />

aufrecht erhalten. Letzteres war vor allem für Konfliktparmer verschiedener<br />

Organisarionen wichug (übrigens auch bei der Lrbergabe und Übernahme<br />

von Familienunternehmen - ein heißer On für Konflikte - wird es doch<br />

auch gern gesehen, wenn sich nach getroffener Vereinbarung die Generationen<br />

noch in die Augen sehen können).<br />

Das oben dargestellte Fallbeispiel ist in diesen Zusammenhängen von uns<br />

bewusst ausgewählt. Es handelt sich um die Einführung eines neuen Gehaltssysterus,<br />

um Konflikte zwischen Management und Beuiebsrat, um die Stellung<br />

einer Betriebsvereinbarung in diesen Zusammenhängen, sowie um mehrere<br />

"Umgebungskonflikte", die mithereinspielen. Wir haben ihn deshalb gewählt,<br />

weil zu Recht immer wieder auch bezweifelt wird, ob derlei lnteressens- und<br />

fubeitskonflikte msächlich Gegenstand vonMediation sein können. AIs Hauptargument<br />

wird meist das innerorganisatorische hierarchische Abhängigkeitsverhälmis<br />

angegeben, das eine für das Mediationsverfahren gleichberechtigte<br />

Konfliktparmerschaft verunmöglicht. Dieses fu gument kam weder gereugler,<br />

noch in seiner praktischen Erscheinungsform aus der Welt geschafft werden.<br />

Hierarchien setzen nun einmal fuymmetrien, und selbst wenn sie realiter nicht<br />

mehr so wirksam sind, unser Verhalten ist doch immer noch stark hierarchisch<br />

beeinflusst und geprägt. Es ist ihm aber auf zweifache Weise zu begegnen. Es<br />

gibt mamigfache Möglichkeiten, gegen Aryrnmetrie zu interuenieren und deren<br />

Folgen begreiflich zu machen. Allerdings erfordert dies eine gewisse Standfestigkeit<br />

der Mediatoren. Im A.llgemeiaen kommen Vorstände und Top-Hierarchien<br />

um eine gewisse Verblüffrrng über ungewohnte Verfahren nicht herum.<br />

Der zweite Weg läuft über Mediationsvereinbarungen - in ihnen wird z. B. An<br />

und Weise der Delegenon der Prozessautorität ,n di. M.dirto..n festgelegt -<br />

und über Vorbereitungsgespräche, die eine gewisse Ernsicht in die genannten<br />

Problemdimensionen uld ihre Konsequenzen ermöglichen. Als "Vorschuss" wirk<br />

meist äuch die G€samsituation: Oft ist nämlich die hierarchische Lösuneskaoazität<br />

der Organisation selbst erschöpft und das Sich-Wenden an die Mediation sozusagen<br />

ein letz ter Verzweiflungsak. D.h., man hat allerseits bemerkt, dass man trotz<br />

struktureller Asi.mmetrie zu keiner eigenveranstalteten Lösung kommt. Diese<br />

Einsicht lässt die gegezseltrge Abhängigkeit spürbar werden; diese wiederurn kann<br />

für den Prozess jederzeit genuzt werden.<br />

Hinzu kommt, auch in unserem Fall, noch Folgendes: Zum einen wissen heute<br />

auch Vorstände und Top-Manager, dass sie auf die Motivation ihrer Mitarbeiter<br />

angewiesen sind. Geschäfte machen, Leistung erbringen ist nicht bloß eine Angelegenheit<br />

guter Produkre. Hierarchisch-autoritäre Konflikrentscheidungen,<br />

die sich augenschernlich gegen die lnteressen der Mitarbeiter richten, können<br />

eine Demotivation entfalten, die sich jedenfalls auch geschäftlich auswirkt. Und<br />

auch der Vorstandsbonus hängt lezdich vom Geschäftserfolg ab. Insgesamt betrachtet<br />

kann also - und dafiir gäbe es noch viele weitere Beispiele - in zahlreichen<br />

Bereichen von einer faktischen Abhängigkeitsumkehr gesprochen werden,<br />

auch wenn diese strukturell und rechdich noch nicht nachvollzogen ist.<br />

Zum anderen gibt es derzeit eine noch weit durchschlagendere fupnmetrie,<br />

der aber die ganze Organisation urterworfen ist. Sie besteht im Verhälmis Ein-<br />

60 Perer Heintel und Gerhard Falk <strong>Personalumbau</strong> 61


zelunternehmen - Wirtscheftssystem. Hier erweisen sich Erstere in einem Abhängigkeitszusammenhang,<br />

dem auch das Top-Management unterstellt ist.<br />

Share{older-value in Kurzzeitdimensionen verstanden, Börsenpräsenz und<br />

Konkurrenzdruck zwingen zur Exekution von Maßnahmen, die oft auch von<br />

Vorständen, wenigstens emotionell, nicht gebilligt werden. Auch diese Gesamtsituation<br />

- ähnlich einer unfreiwillig eiDgegangenen Schicksalsgemeinschaft -<br />

birgt, so seltsam es auf den ersten Blick aussehen mag, ftir das Mediationsvelfahren<br />

positives Potential, stellt allerdings auch ethische Fragen an Mediatoren.<br />

Positiv verwenden lässt sich die gemeinsame LbhängSgkeitssituation: Wie<br />

holt man aus ihr das Beste ftir alle heraus, bzw. wie kam rnan ihren negativen<br />

Folgen besnnöglich entgehen. Für die Mediation wird hier natürlich das Problen<br />

relevant, ob und wie sie sich selbst dem Abhängigkeitszusammenlang stellt<br />

im Sime einer Einigung auf die Arurahme eines Konzeptes und dessen Erprobung<br />

in einern festgesetzten Experimenderzeitraum.<br />

Die in diesem Artrkel beschriebene Wirschafismediation gestaltete sich von<br />

ihrel Ausgangslage her vergleichsweise komplex. Das Verfahren dauerte etwa<br />

ein halbes Jahr und es mündete in einen Beratungsprozess. Dieser wiederum<br />

brachte zwar keine "endgriltige" Lösung hervor, aber einen nächsten Meilenstein.<br />

Insgesamt wirkten die einzelnen Maßnahmen und Veränderungen stark<br />

entlastend bzw. eskalationwerhindernd und frihnen zu einer nachhaltigen, posidven<br />

Veränderulg der Unternehmenskultur.<br />

Dennoch lässt sich - auch wenn dies zunächst mit Entriuschung verbunden<br />

ist - generell folgende Awgangshypothese vorausschicken: Die meisten Konflikte<br />

il Orgalisationen können nicht wirklich (auf-)gelöst werden, sie müssen vielmehr<br />

und ganz im Gegenteil, als Teil der Organisationsdy'namik (an)erkannt,<br />

auf Dauer gestellt und "gepflegt" werden. Sie treten wiederholt und "notwendig"<br />

zu Täge; und dies nicht nur von furnen heraus verursacht, sondern auch<br />

aufgrund der ständigen Veränderungen der Unternehmens-Umwelten. Konflikte<br />

nicht als "lästig" und unaötig zu ignorieren oder entfernen zu wollen,<br />

sondern sie als integrierenden Bestandteil der Unternehmensentwicklung änzuerkennen<br />

und ihnen einen "Ort des Aushandelns" zuzuweisen, war eine der<br />

zentralen Ergebnisse aus dem gegenständlichen Mediationsprozess heraus und<br />

im Alschluss daran.<br />

Literautr<br />

Falk, G. (2000): Mediadon und Konflikregelung. In: iffTexte, Band 7, Wien (Springer)<br />

Heintel, P. (1994): Managementprobleme eines Familienunte mehmens. Fallbeispiele<br />

und allgemeine Konsequenzen. In: Nagel, Reinhare Consulting<br />

Heintel, P./ trlrainz, E. E. (1998): Projekunaragement. Wiesbaden (Gabler)<br />

MäNe5 H.-Georg / Mähler, G. (1997): Mediation, in Beck'sches Rechuanwalshandbuch,<br />

C.H. Beck<br />

Schwarz, G. (1996): Konflikunanagement. Konflikte erkennen, analysicrel, lösen.<br />

l44esbaden (5. Auflage, Gabler)<br />

Hinweis: Eine ausftihrlichere, laufend aktualisierte Literaturliste befindet sich<br />

auch auf unserer homepage: hnp://mediation.uni-klu.ac.at<br />

62 Perer Heintel ünd G€rhNrd FalL Personalunbau 63

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