01.12.2012 Aufrufe

Personalumbau

Personalumbau

Personalumbau

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Schlussbemerkungen zum Fallbeispiel<br />

Die relativ detaillierte Ablaufschilderung sollte eher ein Bild über Stimmung<br />

und Stimmungswandel geben und auch deudich machen, in welcher Weise situativ<br />

bedingte Designelemente und Schrine zu Letzterem beitragen können.<br />

Die ausführlichen Vorgespräche dienten nicht bloß unserer Information und<br />

der Planung des Gesamwerfahrens, sie waren eine ganz wesendiche Intervendon<br />

in Richnrng Klarstellung und Aufarbeitung der bisherigen Geschichte. Die<br />

einzelnen Interessensgruppen konnten sich dabei deudich machen, wre es zur<br />

Verhärrung der Positionen gekommen war, bzw. an der eigenen aufkeimenden<br />

Uleinigkeit bemerken, dass in den Positionen nicht "die ganze Wahrheit" gebündelt<br />

ist, ia dass sie sogar imstande waren, spezifische Interessen und Bedürfnisse<br />

zu verdecken. Die damit verbundene Einsicht veranlasste die Gruppierurgen<br />

einerseits noch einmal ihre eigenen Interessen zu überprüfen, andererseits<br />

auch jene der Gegenpositionen genauer ins Auge zu fasseq dies alles noch vor<br />

deur gemeinsamen Plenum. Der Einstiegin dieses fokussierte zunächst die emotionell-klirnatische<br />

Seite. Die "Geschichte" sollte so weir wie möglich abgeschlossen,<br />

eine gemeinsame Sichtweise der Ausgangslage hergestellt werden,<br />

um den Kopf für Zukunftsorientierung frei zu bekommen. Hier bevähren sich<br />

oft die genannten Strukturen, offene Gruppen-Interviews vor den anderen Beteiligten<br />

und zirkuläres Fragen. Ein wichtiges Element ist u. E. das rasche Festhaltel<br />

gemeinsamer Ergebnisse, seien sie bereits inhaltsbezogen oder auch nur<br />

gmndsätzlicher Art, also Leitzielvorstellungen fiir weitere Verhandlungen. Auch<br />

über offen Gebliebenes und Konfliktanfälliges soll Ubereinstimmung vorhanden<br />

seiu. I(lausuren und vor allern ihre Plena dienen der Herstellung einer Tiansparenz,<br />

die auf Grund von informellen Kommunikationskanälen uad den damit<br />

verbundenen Gerüchten in OrEanisationen selten vorhanden ist. Informelles<br />

wird "offizialisiert" und zur ÜÜerraschoog aller kann immer wieder bemerk<br />

werden, dass die Phantasien viel ausschweifender sind, als es die tatsächliche<br />

Realität hergibt.<br />

Es ist vielfach üblich, das sich die Leutenscheidungsträger (hier der Vorstand)<br />

vorerst einmal zurückziehen, Projekte einsetzen bzw. Verhandlungsteams<br />

stellvertretend verhandeln lassen. Diese Strategie hat einige naheliegenden Vorteile.<br />

In unserem Fall war es günstig und besonders hilfreich, dass der Vorstand<br />

während der Klausuren anwesend war. Emotionell bedeutet dies ein Ernst-Nehmen<br />

von Mitarbeitern und ihren Problemen, inhaldich, dass gleich an Ort und<br />

Stelle ftir alle transparent und begründet Entscheidungen getroffen werden<br />

können. Die Interventionen des Mediatorenteams Bingen verstärkt auch in diese<br />

Richtung. Jede Klausur hat damit ihren Teilerfolg, den sie als Ernte heimnehmen<br />

kann. lfberhaupt empfiehlt es sich u. E., das Paket aufzuschnüren und<br />

nicht den Gesamtkomplex auf einmal klären zu wollen. Sehr oft ist es aucn so,<br />

dass wichtige Konflikte gleichsam rvie Mägnete Anziehungskraft haben. Alles<br />

Mögliche, was direkt mit ihnen gar nichts zu run hat, wird angelagert. Hier<br />

kann im Vorfeld \Äeles erfolgreich geklärt und entschieden werden. Und das<br />

grbt Kraft ftir die Lösungsbereitschaft bei dem zentralen Konflikt.<br />

Abschließend noch eine Bemerkung zum Mediationsverfahren selbsr Es wird<br />

dem Leser vielleicht aufgefallen sein, dass einer relativ genauen Gestaltung der<br />

Vorphase der Aufoagseneilung, der Überprüfung der Mediationstauglichkeit,<br />

eine eher lockerere der K.lausuren folgte. Dieser Eindruck soll nicht bloß aus<br />

der fut unterschiedlicher szenischer Schilderuns entsreh€n. U. E. muss bei<br />

Mediationsverfahren, jedenfalls in OrganisationJn, also wo es um komplexe<br />

Entscheidungsmaterien und unterschiedliche Interessengruppen und deren<br />

Repräsentanten geht (dasselbe uifft auch auf Umweltrnediation zu), ein wesendicher<br />

Unterschied irnmer mitbedacht werden: nämlich .jener zwischen %rfahren<br />

rnd, Prozess.<br />

Als Mediatoren wenden wir methodische Wrfahren an,konzenftieren uns auf<br />

"Phasen der Mediation" und "Techniken". Danebn lä:oft aber auch noch ein<br />

Prozes a.b, der sich nicht an die Verfahren hält, sich in sie nicht hineinzwingen<br />

lässt, oft auch Konflikte entstehen lässt, die sich von den Ausgangskonflikten<br />

gänzlich unterscheiden. Auf diese Prozesse muss ebenso und situativ reagiert<br />

werden. In diesen Reaktionen kann oft auch das Verfahren in den Hintergrund<br />

treten. Man behält es zwar "im Hinterkopf', weiß aber, dass es erst wieder zum<br />

Tiagen kommt, venn man den ablaufenden Prozess im Auge behält und steuen.<br />

Auch das beste und ausgeklügeltste Verfahren nützt nichts, werur sich ihm<br />

der Prozess - und meist aus guten Gründen - verweigen. Deshalb sind u. E. drei<br />

höchst unterschiedliche Dinge ftirMediationen beschriebener fut wichrig: Sensibilität<br />

fiir Prozesse und Prozesssteuenrngskompetenz auf Seiten der Mediatoren,<br />

Mediationsteams als "Resonanzboden" der Gesamtkomplexität und Pausen,<br />

in denen man sich gegenseitig über die Einschäuuag der Situation und<br />

diesbezüglicher Maßnahmen verständigen kann.<br />

t6 Peter Heintel ünd Gerhard FalL Personahrmbau t7

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!