36 Ruprecht ZieglerDiese Münzbilder und Legenden sprechen eine deutliche Sprache. Durchden Kaiser Caracalla hat Tarsos ägyptisches Getreide kostenlos oder zumindeststark verbilligt 33 erhalten. Später hat auch Severus AlexanderTarsos mit Getreide unterstützt. Die Provenienz dieses Getreides geht ausden Münzen zwar nicht hervor, doch liegt schon aus der Parallele zu Caracallader Schluß nahe, daß es auch diesmal aus Ägypten kam. Die Schiffekonnten direkt bis Tarsos fahren, der Kydnos war bis dahin schiffbar ".Die Provinz Ägypten gehörte bekannterweise zu den größten Getreideanbaugebietendes Imperiums". Schon während der Herrschaft der Ptolemaierwar das Land im Kornexport führend. Auch Getreidegeschenke sind fürdiese Zeit belegt ".Zu klären bleibt nun, weshalb und wann Caracalla und Severus Alexandergerade Tarsos durch die Lieferung von kostenlosem oder stark verbilligtemGetreide ausgezeichnet haben.Betrachten wir die Beziehungen zwischen den römischen Kaisern und Tarsos,so fällt auf, daß die Stadt auf eine lange Tradition kaiserlicher Gunstzurückblicken konnte. Schon im Bürgerkrieg nach Caesars Tod hatte siesich dadurch ausgezeichnet, daß sie die Sache der Caesarianer gegen die Caesarmörderunterstützte, wodurch sie civitas libera wurde und Abgabenfreiheiterhielt 37. Durch Augustus wurde der Stadt aus demselben Grund AQav,vieoug, eoualav notap,M3, tos OaUcrnic gewährt ". Dio Chrysostomosbetont in traianischer Zeit, daß Tarsos diese Gunst durch untade-» Für eine stark verbilligte Ausgabe könnte die Erzählung von der Getreideausgabe inTarsos durch Apollonius von Tyros sprechen (Historia Apollonii Tyriensis 9-10).Siehe dazu ausführlich unten 57 ff. — Bilder und Legenden dieser tarsischen Prägungenerinnern an eine unter Severus und Caracalla geschlagene Münze, die nach Laodiceain Syrien zu weisen ist und die auch auf eine kaiserliche Getreidelieferung schließenläßt. Siehe Seyrig, Le phare 56 f. und R. Ziegler, Antiochia, Laodicea und Sidon inder Politik der Severer, Chiron 8, 1978 (im Druck).38 Plut. Anton. 26.85 Mit der ausdrücklichen Erwähnung der Provenienz des Getreides (AII0 CPYIITOY)verfolgte man auch propagandistische Absichten. Konnte so doch jeder sehen, daßTarsos, wie Rom, Getreide aus Ägypten, dem „kaiserlichen Privatbesitz" erhielt. —Bilder und Legenden der Münzen sind in vielen Fällen Spiegelbild der offiziellen Propaganda.Die von K. Kraft (Kaiserzeitliche Münzprägung in Kleinasien. Materialienund Entwürfe. Berlin 1972, 95) geäußerten Einschränkungen, daß vielfach eine ganzeReihe von Städten Typen aus dem Bildervorrat der für diese Städte schlagenden privatenMünzprägewerkstätten wählten, beziehen sich nur auf recht allgemeine Darstellungen,nicht jedoch auf solche, die deutlich aus der gängigen Typologie herausstechen,sich also auf ein besonderes Ereignis in einer bestimmten Stadt beziehen werden.88 Belege bei M. Rostovtzeff, RE VII 1910, 139 f., s. v. Frumentum.37 App. b. c. 5, 7, 30: AaoStxsct SE xod Toedu:, nerageoug fieptet. (sc. Antonius) xaicl-reketg cp6mv. Vgl. auch Cass. Dio 47, 31, 4. Siehe dazu Ruge, Tarsos 2422; R. Bernhardt,Imperium und Eleutheria. Die römische Politik gegenüber den freien Städtendes griechischen Ostens, Diss. Hamburg 1971, 172.88 Dio Chrys. 34, 8. Dazu Ruge, Tarsos 2422 f.
Münzen Kilikiens 37liges Verhalten (sirrea) bewahren konnte '°. Allerdings drohte die Stadtdamals wegen Grenzstreitigkeiten mit Mallos in Ungnade zu fallen. Spätestensseit Hadrian, vielleicht aber auch schon unter Augustus, hatte Tarsoseinen Neokorietempel ", unter Commodus erhielt die Stadt einen zweiten". Seit Antoninus Pius war sie Metropolis der drei Provinzen Kilikien,Isaurien und Lykaonien ". So erscheint sie auch auf Münzen des SeptimiusSeverus als MHTPO(noltg) TQN r EHAPXIQN. Das Bild zeigt die Bekränzungder Stadttyche durch die Tychen der drei Provinzen, die durch dieAufschriften KIAIKIA I/AYPIA AYKAONIA gekennzeichnet sind 43.Tarsos war auch der Haupttagungsort des kilikischen Koinons; hier hatteder Kilikarch seinen Sitz ". Im Bürgerkrieg zwischen Septimius Severusund Pescennius Niger scheint sich Tarsos nicht sonderlich engagiert zu haben.Die Stadt erhielt zwar den kaiserlichen Beinamen CEYHPIANH " zu denbereits vorhandenen des Hadrian und des Commodus ", die NachbarstadtAnazarbos wurde jedoch in höherem Maße ausgezeichnet und war ab jetzteine ernsthafte Rivalin für Tarsos innerhalb der genannten drei Provinzen.Anazarbos erhielt spätestens 198/9 einen Neokorietempel " und 207 wird39 34, 25. Siehe dazu Kienast, Reichspolitik 69.40 Siehe dazu Ruge, Tarsos 2425.41 BMC Lycaon. etc. 191 f.; Nr. 168 ff.: AIC NCS2KOPOY; vgl. auch SNG v. Aulock 5996(= Taf. 3, 6); Bank Leu AG, Aukt. 10, 1974, Nr. 206. Siehe audi Ruge, Tarsos 2425;Th. Dres-Bear, Representations of Temples on the Greek Imperial Coinage, ANSMusN 19,1974, 28.42 Ruge, Tarsos 2424." SNG v. Aulodc 6001 (= Taf. 4, I); vgl. F. Imhoof-Blumer, Zur griechischen und römischenMünzkunde, SNR 14, 1908, 112 (224) f.; Nr. 8 (Zeit des Volusian). Vgl.dazu audi die Inschriften aus der Zeit des Severus Alexander, in denen Tarsos alsrj 7tpdrtri xcd, p.syCcrrn xal xalki.crti ti1TQ6no7 i5 teiv y' £7CUGIXEIAV Kausiag, laccuceCagAvxaoyiag noxaestoitivri genannt wird. Waddington, Tarse 281 ff.; LW 1480: DurchWilhelm 1891 revidiert, veröffentlicht durch G. Laminger-Pascher, Kleine Nachträgezu kilikischen Inschriften, ZPE 15, 1974, 32. Vgl. auch Dio Chrys. 34, 7. Danach warTarsos necirrn xcet, iteyiarri toi) evoug und 1,titpeetoXtg derrig. Vgl. ferner Babelon,Cilicie 21, Nr. III. Siehe dazu auch Ruge, Tarsos 2424. Vgl. für Anazarbos die Münzefür Herennia Etruscilla (SNG Copenh. Nr. 53): Die Tychen der drei genannten Provinzenbekränzen die Tyche von Anazarbos.44 Siehe J. Deininger, Die Provinziallandtage der römschen Kaiserzeit, Vestigia 6, München-Berlin1965, 83 und 143; C.B. Welles, Hellenistic Tarsus, Melanges de l'UniversiteSaint Joseph 38, 1962, 71 f.13 Z. B. BMC Lycaon. etc. 192 f., Nr. 172 ff. Tarsos führte als Beinamen die Cognominafast aller Kaiser der uns interessierenden Epoche. Siehe nur LW 1480: ... 'AltActvöptcwil2Eovrietavil 'AvuovEcvlevii `A.80.ctvil TaGecrög . . . Unter Caracalla wurde die Stadtauch ANT63NCINOY110AIC genannt. J. G. Milne, Notes on the Oxford Collections,NC 1940, 294, Nr. 10; Head, HN2 733. Für Macrinus, der aufgrund seiner damnatiomemoriae hier nicht erscheint, siehe BMC Lycaon. etc. 200, Nr. 204: CCYH [M]A-KPCINIANHC [MH]TP . . . ; vgl. ebd. Nr. 205.48 AAPIANH (BMC Lycaon. etc. 187 f., Nr. 150 ff.) bzw. KOMOAIANH (BMC ebd.191 f., Nr. 168 ff.)41 A. M. Woodward, The Neocorate at Aegeae and Anazarbos in Cilicia, NC 1963, 7 ff.,basierend auf einer bis dahin unbekannten Münze.
- Seite 1: JAHRBUCHFÜRNUMISMATIKUNDGELDGESCHI
- Seite 5 und 6: JAHRBUCHFÜRNUMISMATIK UND GELDGESC
- Seite 7: Karel CastelinINHALTDer vindelizisc
- Seite 10 und 11: 8 Karel Castelin1 L6PLANU MRE/WPART
- Seite 12 und 13: 10 Karel CastelinCloche um fast ein
- Seite 14 und 15: 12 Karel CastelinII.Mit dieser Best
- Seite 16 und 17: 14 Karel Castelindelsobjekt im Spä
- Seite 18 und 19: 16 Karel Castelindrohung zur Verber
- Seite 21: Tafel 11 cmDer vindelizische Stater
- Seite 24 und 25: 18 Karel Castelinim Jahre 49 v. d.
- Seite 27 und 28: HANS-JÖRG KELLNER(München)Die kel
- Seite 29 und 30: Die keltischen Münzen von Augsburg
- Seite 31: Tafel 2687AH.-J. Kellner, Die kelti
- Seite 34 und 35: 26 Hans-Jörg KellnerSpuren festges
- Seite 37 und 38: RUPRECHT ZIEGLER(Düsseldorf)Münze
- Seite 39 und 40: Münzen Kilikiens 31Anders als in R
- Seite 41 und 42: Münzen Kilikiens 33Italien und Äg
- Seite 43: Münzen Kilikiens 352) VS: AYT K M
- Seite 47 und 48: Münzen Kilikiens 39Auf dem Zug dur
- Seite 49 und 50: Münzen Kilikiens 41Es ist also zun
- Seite 51: Münzen Kilikiens 43genannten Forsc
- Seite 54 und 55: 46 Ruprecht ZieglerCaracalla und Co
- Seite 56 und 57: 48 Ruprecht Zieglerhaben, der unter
- Seite 58 und 59: 50 Ruprecht Zieglerweisen, Anlaß f
- Seite 60 und 61: 52 Ruprecht ZieglerFalls, was wahrs
- Seite 62 und 63: 54 Ruprecht ZieglerTarsos zwei im Z
- Seite 64 und 65: 56 Ruprecht Ziegleraußerordentlich
- Seite 66 und 67: 58 Ruprecht Zieglerder 1" und Dunca
- Seite 68 und 69: 60 Ruprecht ZieglerApollonius ein S
- Seite 70 und 71: 62 Ruprecht Zieglerallein auf die n
- Seite 72 und 73: 64 Ruprecht ZieglerSo wird die Mün
- Seite 75: Tafel 421 43698R. Ziegler, Münzen
- Seite 79: R. Ziegler, Münzen Kilikiens als Z
- Seite 82 und 83: 66 Ruprecht ZieglerVerzeichnis der
- Seite 85 und 86: HANS ROLAND BALDUS(München)Neue M
- Seite 87 und 88: Neue Münzen des Uranius Antoninus
- Seite 89: Tafel 72 3 4 56- 7.1aH. R. Baldus,
- Seite 93 und 94: Neue Münzen des Uranius Antoninus
- Seite 95 und 96:
ALOIS WENNINGER(München)InPER COnS
- Seite 97 und 98:
InPER COnST — Ein Beitrag zur Fol
- Seite 99 und 100:
WOLFGANG HAHN(Wien)Beiträge zu ein
- Seite 101:
Tafel 946A. Wenninger, Follisprägu
- Seite 105:
Tafel 11W. Hahn, Stempelcorpus der
- Seite 109:
Tafel 13ReverseW. Hahn, Stempelcorp
- Seite 113:
Tafel 15Hz. LUDOLF v. SchwabenPfgf.
- Seite 116 und 117:
82 Wolf gang HahnVon den 13 Münzme
- Seite 118 und 119:
84 Wolfgang Hahne) mit e-f) rrät*g
- Seite 120 und 121:
86 Wolfgang Hahn— Stempelkoppelun
- Seite 122 und 123:
88Wolfgang Hahna)Ada lb)Cunc)EcchoE
- Seite 124 und 125:
90 Wolfgang Hahng 1.2 + 33: Berlin
- Seite 126 und 127:
92 Wolfgang Hahn11 m 2.1: Berlin (
- Seite 128 und 129:
94 Kurt Munzel8 a) Mzst. Lu'lu'aVs.
- Seite 130 und 131:
96 Kurt MunzelUGZ UIA0.1d uaip!az a
- Seite 132 und 133:
98 Kurt MunzelDie Muster der Rs. ei
- Seite 134 und 135:
100 Kurt Munzel3) ohne Münzstätte
- Seite 136 und 137:
102 Kurt Munzel6) Abar(qüh) (?), o
- Seite 138 und 139:
104 Kurt MunzelRs.Quadrat, gebildet
- Seite 140 und 141:
106 Kurt MunzelRs.Quadrat, gebildet
- Seite 142 und 143:
108 Kurt Munzel18) eAdl Tabriz, 927
- Seite 144 und 145:
110 Kurt Munz e 1Rd.Rs.Achtpass inn
- Seite 146 und 147:
112 Kurt Munzel26) Damäwand, 919 A
- Seite 149:
Tafel 17. 15, •.0,11!tiit1617 182
- Seite 153 und 154:
Ein Fund frühsafawidischer Münzen
- Seite 155 und 156:
Ein Fund früheaf awidischer Münze
- Seite 157 und 158:
Ein Fund frühsafawidischer Münzen
- Seite 159 und 160:
4r)Y2-1& L jAzi)■Ein Fund frühsa
- Seite 161:
Tafel 1945E. Beckenbauer, Franz And
- Seite 164 und 165:
122 Egon Beckenbauerhand zuweisen z
- Seite 166 und 167:
124 Egon Beckenbauerden Normal-Mün
- Seite 169:
Gitta Kanein-KastnerVöllig überra
- Seite 172 und 173:
130 Buchbesprechungenkurz gehaltene
- Seite 174 und 175:
132 Buchbesprechungendokumentation
- Seite 176 und 177:
134 Buchbesprechungenin all ihren V
- Seite 178 und 179:
136 Buchbesprechungenzeitlichen Mü
- Seite 180 und 181:
138 Buchbesprechungenbildnis ein. N
- Seite 182 und 183:
140 Buchbesprechungenzunächst komm
- Seite 184 und 185:
142 BuchbesprechungenINGRID WEBER,
- Seite 186 und 187:
144 Buchbesprechungengann, aber nie
- Seite 188 und 189:
146 BuchbesprechungenBis 1974 berü
- Seite 190 und 191:
148 BuchbesprechungenOrestes H. Zer
- Seite 192:
150 BuchbesprechungenIm 1. Kapitel