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CARL SATTLER, MÜNCHEN

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ÜBER FASERAN STRICH-STOFFE UND DIE WIRTSCHAFTLICHKEIT VONFASERSTOFF-ANSTRICHENGroß — allzu groß ist die Zahl der Neuerscheinungen auf demGebiete der Anstrichmittel, die Jahr für Jahr den Baumarktüberfluten. Allzu viele Produkte werden jährlich in großenQuanten auf den Markt geworfen, um nach kurzer oder längererZeit wieder stillschweigend zu verschwinden, weil sie sich denschweren Anforderungen der Praxis nicht gewachsen gezeigt haben.Aus diesem Grunde haben wir es auch bis heute vermieden,zu den seit einigen Jahren am Markt befindlichen Faserstoffenfür Innenanstrich Stellung zu nehmen, obgleich sie von derFachpresse des Bau- und Malcrgewerbes seit etwa Jahresfristvielfach und überwiegend im lobenden Sinne erwähnt wurde.Ist doch die Bewährungsfrist, um den jetzt so beliebten Ausdruckzu gebrauchen, für Anstrichstoffe eine recht lange. Heutescheint indessen der Zeitpunkt gekommen, wo uns, wenn nichteine Stellungnahme, so doch ernsthafte Beschäftigung mit demProblem der Verwendung von Fascranstrichstoffen in Neubautengeboten erscheint.Es darf aus den Veröffentlichungen der Fachpresse als bekanntvorausgesetzt werden, was Faseranstrichstoffc sind: nach besonderemVerfahren hergestelltes Papier in Teigform, das derMaler durch Zusatz von Pulverfarbe einfärbt und durch Hinzufügungder im Malergcwerbe üblichen Bindemittel — .sei esPflanzenleim, seien es Kasein-Ölemuisionen — abbindet, um denziemlich konsistenten, gefärbten Papierbrei wie jede gewöhnlicheLeimfarbe zu verarbeiten.Über die chemische Zusammensetzung der Fascranstrichstoffeist wenig bekannt geworden, da die Fabrikantin des Freno, diein sehr nahen Beziehungen zu einer führenden deutschen Farbenfabrikstehen soll, nähere Einzelheiten über das Fabrikationsverfahrenaus begreiflichen Gründen bisher nicht veröffentlichthat. Angestellte Versuche haben lediglich ergeben, daß es sichum dispers aufgeschlämmte Zellulose von allerfeinster Faserstrukturhandelt, deren kolloidale Absorptionsfähigkeit auf einMaximum gesteigert ist. Auch der Weg, auf dem den Präparatenihre außerordentliche Haftfähigkeit verliehen wurde, ist nichtbekannt. Sicher ist nur, daß weder stärkehaltige Bindemittelnoch Kasein oder trocknende Öle im Freno nachgewiesen wurden;auch Wasserglas ist in dem Erzeugnis nicht enthalten.Über die qualitativen und technischen Eigenschaften des Faseranstrichstoffesliegen eine hinreichende Anzahl durchweg aufFreno bezüglicher gutachtlicher Äußerungen führender Fachzeitschriftenund Praktiker des In- und Auslandes, vor allem dieoffiziellen Prüfungszeugnisse der Matcrialprüfungs-Kommissionender Berliner und Hamburger Malcrinnungen vor, deren objektiveSichtung folgende Tatsachen ergibt:Der warme Farbton des Faserstoffanstriches unterscheidet sichvorteilhaft von der kalten, harten Farbwirkung des Leimfarbenarjstrichcs..Der Anstrich haftet auf jedem sauberen, festen Untergrund,trocknet in kurzer Zeit fest auf und bildet eine elastische nahtlosePapierschicht, in sich und mit dem Grunde fest verbunden,blättert nicht ab und neigt selbst bei starken Temperatur- undFeuchtigkeitsschwankungen nicht zum Reißen.Der Faserstoffanstrich haftet auch auf noch baufeuchten Wändenund kann in beliebig vielen Schichten übereinander gestrichenwerden, ohne zu platzen oder zu blättern.Können somit die technischen und dekorativen Vorzüge desVerfahrens auf Grund der umfangreichen, von objektiver Seitevorgenommenen Versuche als erwiesen gelten, so sind über dieWirtschaftlichkeit von Fascranstrichstoffen bisher hinreichendzuverlässige Ziffern nicht veröffentlicht worden. Angesichts derbesonderen Eignung von Faserstoffanstrichen für noch baufeuchteNeubauwände interessiert in erster Linie die Gegenüberstellungmit den Preisen der Leimfarbe, und hier stellten sichder Ermittlung exakter Werte erhebliche Schwierigkeiten in denWeg, da beim Ansatz der Faserstoffarbe der Faserstoffzusatz inziemlich weiten Grenzen variabel ist, ohne daß die technischenEigenschaften des Anstriches nennenswert beeinflußt würden.In dekorativer Hinsicht hängt natürlich die Wirkung des Fascrstoffanstrichesin erster Linie von der Höhe des Fasergehalts derFaserstoffarbe ab. Zur Erziclung der rein technischen Vorteilegenügt indessen schon ein relativ geringer Faserstoffzusatz. Esdurfte ferner nicht außer Acht gelassen werden, daß die Höhedes FascrstofTzusatzes die Preisbildung bei Anstrichen mit hochwertigensatten Farbtönen genau im umgekehrten — nämlichverbilligenden — Sinne beeinflußt wie bei Verwendung lichter,große Prozentsätze Kreide enthaltender Anstriche. Auch dieFrage des Untergrundes spielte .für den Materialverbrauch eineausschlaggebende Rolle.Es war also nötig, bei Vornahme von Versuchen diesen verschiedenenGesichtspunkten Rechnung zu tragen und überdiesnoch zu berücksichtigen, daß von der Inhaberin der deutschenFaserstoffpatcnte zwei Qualitäten, und zwar die eine Ercnomit hohem, die andere, Frenolith, mit niedrigem Fasergehalt,hergestellt werden, von denen die erste vorwiegend für hochwertigeInnendekorationen, die zweite für den Innenanstrich vonZweckbauten bestimmt ist, bei denen dekorative Wünsche hinterGründen der Wirtschaftlichkeit zurücktreten müssen. Es ergabsich also zwangsläufig die Notwendigkeit von zwei Versuchsgruppenin je vier Versuchsreihen:Gruppe I — Farbstoff billige Erdfarbe:Reihe I — hoher Zusatz von hochprozentigem Faserstoff,Reihe 2 — niedriger Zusatz von hochprozentigem Faserstoff,Reihe 3 —• hoher Zusatz von niedrigprozentigem Faserstoff,Reihe 4 — - niedriger Zusatz von niedrigprozentigem Faserstoff.Gruppe 11 wiederholt diese Versuchsreihen, jedoch unter Verwendungeiner hochwertigen Buntfarbe.Sämtliche Versuche wurden auf ungenlztcm sauberen Rohputz,14 Tage alt, vorgenommen und ergaben das für den erstenAugenblick verblüffende Resultat, daß sich selbst bei der Verwendungbilliger Farben mit Faserstoff Anstriche herstellenlassen, die, zum mindesten im Materialverbrauch, kaum teurer,ja selbst etwas billiger sind als gewöhnliche Leimfarbenanstriche,mit gleicher Farbe, während bei Verwendung hochwertigerchemischer Bunt- und Mineralfarben der verbilligende Einflußdes Faserstoffes sich dahin auswirkte, daß nur bei Verwendungdes hochprozentigen Frcno-Faserstoffes in der höchstmöglichenZusatzmenge eine Verteuerung des Materialverbrauches um etwaII Pfennig pro Quadratmeter eintrat. Bei einem Ansatz mitniedrigprozentigem Frenolith-Faserstoff war dagegen je nachHöhe des Faserstoffzusatzes eine Verringerung der Matcrialkostenbis zu etwa 13 Pfennig pro Quadratmeter festzustellen.Als Vergleichsmaßstab wurden die in der „Preisberechnungs-Ordnung für das deutsche Malergewerbe", herausgegeben vomReichsbund des deutschen Malcrgcwerbes, Gau Norddeutschland,angegebenen Ziffern für den Verbrauch von Leimfarbe herangezogen.

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