uni'kon: 31, Ewig jung? - KOPS - Universität Konstanz
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Gang bringen. Die Mitarbeiter der Arbeitsgruppe Legler<br />
haben drei Moleküle identifiziert, die für diesen Prozess<br />
verantwortlich sind. Gäbe es die nicht, wäre der Kontakt<br />
zwischen den dendritischen Zellen, die mit dem Antigen<br />
beladen sind, und den T-Killerzellen zu kurz, um eine<br />
effektive Immunantwort zu provozieren, es käme lediglich<br />
zu einer „Kiss-and-Go-Beziehung“, wie Legler es nennt.<br />
Die T-Zellen würden zwar das Antigen erkennen, aber<br />
gleich wieder weiterziehen. Prostaglandin E2 sorgt dafür,<br />
dass die Beziehung inniger wird. Dadurch vermehren sich<br />
die T-Zellen sehr stark, das Immunsystem kommt auf<br />
Hochtouren.<br />
Doch nicht nur die Immunzellen wandern, sondern auch<br />
die Tumorzellen. Daniel Legler arbeitet insbesondere<br />
daran, wie die Metastasenbildung blockiert werden kann.<br />
Auch hier gibt es eine Doppelfunktion, eine allerdings<br />
vertrackte: Der Chemokin-Rezeptor CCR7, der bei Zellen<br />
die eigentliche Wanderungsbewegungen auslöst, ist<br />
sowohl für die Wanderung der dendritischen Zellen in<br />
die Lymphdrüsen als auch für die Einwanderung von<br />
Tumorzellen in die Lymphdrüsen verantwortlich. „Einerseits<br />
geht es um die Frage, wie kriegen wir Immunzellen via<br />
CCR7 in die Lymphdrüsen, andererseits, wie verhindern<br />
wir die Metastasierung von Tumorzellen in Lymphdrüsen“,<br />
beschreibt Legler die zwiespältige Aufgabe. Das heißt:<br />
Die Signalübertragung des Chemokin-Rezeptors einerseits<br />
einschalten und andererseits ausschalten.<br />
Die Kombination von immunologischen Fragestellungen<br />
mit biochemischen sowie molekularbiologischen<br />
Methoden macht die Forschungskooperation zwischen<br />
dem BITg und der <strong>Universität</strong> <strong>Konstanz</strong> einmalig.<br />
Die anwendungsorientierte biologisch-medizinische<br />
Grundlagenforschung zur Entstehung und Behandlung<br />
von Krebs am <strong>Konstanz</strong>er An-Institut kann sich<br />
auf klinische Studien stützen, die vorwiegend am<br />
Kantonsspital in St. Gallen durchgeführt wurden. Die<br />
Ergebnisse bei der Krebsbehandlung von austherapierten<br />
Prostatakrebspatienten waren „vielversprechend“, so<br />
Legler. Der Krebs konnte zwar nicht geheilt, der PSA-<br />
Wert, ein diagnostischer Marker für Prostatakrebs,<br />
aber stabilisiert werden. Die Behandlungsmethode hat<br />
obendrein den großen Vorteil, keine Nebenwirkungen zu<br />
erzeugen.<br />
Trotz aller Erweiterung ist das BITg und auch seine<br />
Klinikpartner St. Gallen und Zürich zu klein für große<br />
Untersuchungen. Für Vorstudien, eine proof of principle-<br />
Studie, reichen die Kontakte auch nach Münsterlingen,<br />
Frauenfeld oder <strong>Konstanz</strong> allerdings aus. Insbesondere vom<br />
<strong>Konstanz</strong>er Klinikum erhalten die Projekte Spenderblut<br />
von gesunden Studierenden. Um den Mechanismus der<br />
Zellwanderung zu erforschen, brauchen die Immunologen<br />
keine Krebspatienten. Denn die körpereigenen<br />
Krebsbekämpfungsmaßnahmen funktionieren im Prinzip<br />
wie die Immunantwort auf einen Grippeinfekt. Die<br />
Wissenschaftler nutzen den Umstand, dass fast jeder gegen<br />
Tetanus geimpft ist, so dass sie die Immunantwort gegen<br />
den Wundstarrkrampf beobachten können.<br />
In einem ganz neuen Projekt versuchen die Arbeitsgruppen<br />
herauszufinden, wie man Brustkrebs die Nahrungskette<br />
abschneiden kann. Für das Tumorwachstum braucht<br />
es neue Blutbahnen, über die der Krebs mit Nahrung,<br />
hauptsächlich mit Wachstumsfaktoren, versorgt wird.<br />
Legler und seine Arbeitsgruppe haben gesundes Gewebe<br />
mit Tumorgewebe verglichen und Unterschiede in der<br />
Menge von verschiedenen Steuerungsmolekülen gefunden.<br />
Auch hier geht es um die Frage der Zellwanderung und<br />
Zellvermehrung. „Zweites Standbein“ nennt es der<br />
Institutsleiter. Das Biotechnologie-Institut Thurgau wächst<br />
also weiter.<br />
msp.<br />
Treuhand<br />
uni´kon <strong>31</strong> 08<br />
Forschung<br />
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