InhaltVorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3E<strong>in</strong>leitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41. Zielsetzung <strong>und</strong> Gestaltung der gymnasialen Oberstufe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42. Bedeutung <strong>und</strong> Aufgabe des <strong>Religion</strong>sunterrichts <strong>in</strong> der gymnasialen Oberstufe . . . . . . . . . . . . 52.1 Der <strong>Religion</strong>sunterricht als Ort für religiöse Fragenim Kontext der Lebenswelt Jugendlicher <strong>und</strong> junger Erwachsener . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62.2 Der <strong>Religion</strong>sunterricht als Ausdruckstaatlicher <strong>und</strong> gesellschaftlicher Verantwortung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72.3 Der Beitrag des <strong>Religion</strong>sunterrichts zu vertiefter Allgeme<strong>in</strong>bildung,allgeme<strong>in</strong>er Studierfähigkeit <strong>und</strong> Wissenschaftspropädeutik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72.4 Der Beitrag des <strong>Religion</strong>sunterrichts zur Vermittlunggr<strong>und</strong>legender Kompetenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93. Zur aktuellen Situation des <strong>Religion</strong>sunterrichts <strong>in</strong> der gymnasialen Oberstufe . . . . . . . . . . . . 104. <strong>Religion</strong>slehrer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> <strong>Religion</strong>slehrerim Schnittpunkt der Bildungsherausforderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135. Aufgaben der <strong>Kirche</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146. Forderungen an das öffentliche Bildungssystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152
VorwortVor dreißig Jahren fand e<strong>in</strong>e gr<strong>und</strong>legendeReform der gymnasialen Oberstufe statt. DerUnterricht im Klassenverband <strong>und</strong> die aus derMittelstufe bekannten Schulnoten wurden durche<strong>in</strong> modulares Kurssystem mit unterschiedlichenLeistungsniveaus <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er entsprechendenPunktewertung ersetzt. Damals hat sich die<strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> Deutschland (EKD) <strong>in</strong>Stellungnahmen dafür e<strong>in</strong>gesetzt, den <strong>Religion</strong>sunterrichtals ordentliches Lehrfach <strong>in</strong> diesesSystem voll zu <strong>in</strong>tegrieren. Der <strong>in</strong> Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong>Leistungskursen erteilte <strong>Religion</strong>sunterrichtsowie se<strong>in</strong>e schriftliche <strong>und</strong> mündliche Abiturprüfungstellten e<strong>in</strong>en bedeutenden Impuls zurfachlichen <strong>und</strong> methodischen Weiterentwicklungdes evangelischen <strong>Religion</strong>sunterrichts <strong>in</strong>sgesamtdar. Für die <strong>Kirche</strong> hat der <strong>Religion</strong>sunterricht<strong>in</strong> der gymnasialen Oberstufe <strong>und</strong>se<strong>in</strong>e Verankerung <strong>in</strong> der Abiturprüfung dahere<strong>in</strong>e große Bedeutung. Mit auf dem Spiel stehendas Bildungsverständnis der Wissens- <strong>und</strong>Lerngesellschaft <strong>und</strong> die Wissenschaftlichkeitder Theologie.Das Schulsystem <strong>und</strong> mit ihm die gymnasialeOberstufe werden zurzeit erneut entscheidendverändert. Die evangelische <strong>Kirche</strong> br<strong>in</strong>gt sich <strong>in</strong>die aktuelle Weiterentwicklung der Schule e<strong>in</strong>.Auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sich verändernden gymnasialenOberstufe muss der <strong>Religion</strong>sunterricht se<strong>in</strong>enStellenwert behalten. Denn von Bildung <strong>und</strong><strong>Allgeme<strong>in</strong>e</strong>r <strong>Hochschulreife</strong> kann nur dann dieRede se<strong>in</strong>, wenn die Schule auch Bildungs<strong>in</strong>haltezur Sprache br<strong>in</strong>gt, die Jugendliche <strong>und</strong> jungeErwachsene brauchen, um sich <strong>in</strong> ihrer Welt orientieren<strong>und</strong> ethisch verantwortlich handeln zukönnen. Es ist an der Zeit e<strong>in</strong>zusehen, dass fürdie Schule Ethik so wichtig ist wie Englisch, diePflege des kulturellen Gedächtnisses so wichtigwie Informatik, <strong>Religion</strong> so wichtig wie Mathematik.Zwar leistet der <strong>Religion</strong>sunterricht e<strong>in</strong>en unverwechselbarenBeitrag zur Werteerziehung, dochgeht se<strong>in</strong>e Bedeutung darüber weit h<strong>in</strong>aus. Ervermittelt religiöse Kenntnisse <strong>und</strong> lehrt, imBereich religiöser Phänomene zu unterscheiden<strong>und</strong> dialogfähig zu se<strong>in</strong>. Er bereitet junge Menschendarauf vor, vom Gr<strong>und</strong>recht auf <strong>Religion</strong>sfreiheite<strong>in</strong>en eigenständigen Gebrauch zumachen. Gerade angesichts e<strong>in</strong>er Tendenz,<strong>Religion</strong>sfreiheit vorwiegend nur noch als negative<strong>Religion</strong>sfreiheit zu verstehen, sollte manmit dieser Aufgabe des <strong>Religion</strong>sunterrichtssorgsam umgehen.Vielfalt <strong>und</strong> Fremdes, Pluralität <strong>und</strong> Differenzstellen die Menschen vor ungewohnte Herausforderungen.Verschiedene Auffassungen vonWerten oder S<strong>in</strong>ngebungen existieren nebene<strong>in</strong>ander,s<strong>in</strong>d pr<strong>in</strong>zipiell gleichberechtigt <strong>und</strong>müssen zum Ausgleich gebracht werden. Daserfordert e<strong>in</strong>e wechselseitige Anerkennung, diemehr ist als bloße Toleranz. Wer aber andere verstehenwill, braucht auch Klarheit darüber, wo erselbst zu Hause ist <strong>und</strong> was die eigene Identitätprägt. Das Verstehen des Fremden <strong>und</strong> die Ausbildunge<strong>in</strong>er eigenen Identität gehören im evangelischen<strong>Religion</strong>sunterricht unaufhebbarzusammen.„Wir reden von der Weisheit Gottes, die im Geheimnisverborgen ist, die Gott vorherbestimmthat vor aller Zeit zu unserer Herrlichkeit“,schreibt der Apostel Paulus im 1. Kor<strong>in</strong>therbrief(Kap. 2, Vers 7). Diese Aussage macht deutlich,dass die Rede <strong>und</strong> das Nachdenken über Gottauch im <strong>Religion</strong>sunterricht E<strong>in</strong>sichten erschließenkönnen, die – obwohl sie sich e<strong>in</strong>emdirekten Zugriff entziehen – das menschlicheDenken <strong>und</strong> Handeln <strong>in</strong> unvergleichlicher Weisezur Entfaltung br<strong>in</strong>gen.Der vorliegende Text wurde von Fachleuten ausden Pädagogisch-theologischen Instituten derLandeskirchen (ALPIKA), dem Comenius-Institutder EKD, der Konferenz der Referent<strong>in</strong>nen<strong>und</strong> Referenten für Bildungs-, Erziehungs- <strong>und</strong>Schulfragen <strong>in</strong> den Gliedkirchen der EKD(BESRK) <strong>und</strong> der Kammer der EKD für Bildung<strong>und</strong> Erziehung, K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugend erarbeitet.Der Rat der <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> Deutschlandhat ihn dankbar <strong>und</strong> zustimmend entgegengenommen<strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Veröffentlichung beschlossen.Ich wünsche unserer Stellungnahme bei denfür die weitere Entwicklung Verantwortlichen<strong>und</strong> bei allen Beteiligten <strong>in</strong> Staat <strong>und</strong> <strong>Kirche</strong>,Schule <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>de Aufmerksamkeit <strong>und</strong>Verbreitung.Hannover, im Oktober 2004Bischof Dr. Wolfgang HuberVorsitzender des Rates der<strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> Deutschland3