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Interaktion, Netzwerk - Lehrstuhl Prof. Dr. Armin Nassehi

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<strong>Armin</strong> <strong>Nassehi</strong>Institut für Soziologie15.10. Einführung und Arbeitsplanung22.10. Soziologie als gesellschaftliche Selbstbeschreibung29.10. (Vorlesung fällt aus)05.11. Handeln, Handlung, Kommunikation12.11. Lebenswelt, Sinn, Soziale Rolle19.11. <strong>Interaktion</strong>, <strong>Netzwerk</strong>26.11. Vertiefung der „handlungstheoretischen“ Grundlagen(<strong>Dr</strong>. Irmhild Saake)<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Armin</strong> <strong>Nassehi</strong> Seite 2


<strong>Armin</strong> <strong>Nassehi</strong>Institut für Soziologie03.12. Organisation10.12. Gesellschaft17.12. Individuum. Individualisität, Individualisierung07.01. Kultur14.01. Soziale Ungleichheit, Macht und Herrschaft21.01. Wissen/Wissenschaft28.01. Klausurvorbereitung04.02. Klausur<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Armin</strong> <strong>Nassehi</strong> Seite 3


<strong>Armin</strong> <strong>Nassehi</strong>Institut für SoziologieDie dritte GeschichteHerr A – wir kennen ihn als unglücklich verliebten Zeitgenossen,der einen vergleichsweise guten Job hat – sitzt in seinem Büro. Esist 16.00 Uhr. Sein Feierabend naht. Er ist im Wertpapiergeschäfteiner Bank beschäftigt und muss bis um 16.30 Uhr dem Bankvorstandeine Empfehlung unterbreiten, wie im Hinblick auf bestimmteUS-amerikanische Papiere zu verfahren sei. Wie Sie wissen,herrscht derzeit auf dem internationalen Finanzmarkt helle Aufregung.Man ist verunsichert. Wird sich die US-amerikanischeWirtschaft erholen? Sind einzelne Papiere, die unter <strong>Dr</strong>uck geratensind, überhaupt noch seriös? Kann man amerikanische Firmenbilanzenüberhaupt noch als nicht-fiktionale Texte lesen? Wie soll<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Armin</strong> <strong>Nassehi</strong> Seite 5


<strong>Armin</strong> <strong>Nassehi</strong>Institut für SoziologieHerr A entscheiden? Die Geschäftsleitung hat ihm volle Vollmachtdarüber gegeben, wie das eigene Haus entscheiden soll. Lediglichformell muss die Geschäftsleitung zustimmen und dann die entsprechendeEmpfehlung an ihre Kunden weiterleiten.Herr A ist unsicher. Es ist bereits 16.05 Uhr. Er beschließt, seinenalten Studienfreund Herrn C anzurufen. Herr C arbeitet beim Wall-Street-Journal in New York City. Da ist es jetzt gerade 10.05 Uhr.Er kann also problemlos durchklingeln, und der gewünschte Gesprächspartnerist gleich dran. "Na, alter Junge, wie sieht’s aus?Immer noch solo? Lass den Kopf nicht hängen!" Das hat unseremFreund jetzt gerade noch gefehlt. Spricht der Blödmann die Geschichtemit Frau B an. Das war ja wohl eine peinliche Situation.<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Armin</strong> <strong>Nassehi</strong> Seite 6


<strong>Armin</strong> <strong>Nassehi</strong>Institut für Soziologie"Du kannst es aber auch nicht lassen. Spiel Dich nicht so auf. Ichkann Dich da an einige Geschichten erinnern, die auch nicht geradegut für Dich ausgegangen sind." Herr C spielt nur den Empörten,denn er weiß genau, was gemeint ist - eine schlimme Geschichte, inder Tat schlecht ausgegangen. Und am besten lenkt er jetzt ab. "Habeheute morgen schon auf der Bundesliga-Homepage nachgesehen.Schalke hat leider verloren. Aber die Bayern haben auchPunkte liegengelassen – das ist doch wenigstens erfreulich. Diewirklich wichtigen Dinge interessieren in der Neuen Welt aberauch niemanden." Das ist endlich das Stichwort für Herrn A. „Apropo neue Welt: Ich habe ein Problem. Was erwartest Du? Wieentwickeln sich die Dinge bei Euch? Der amerikanische Markt istja überhaupt nicht mehr kalkulierbar.<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Armin</strong> <strong>Nassehi</strong> Seite 7


<strong>Armin</strong> <strong>Nassehi</strong>Institut für SoziologieHerr A, da steht er nun, der arme Tor, und ist so klug als wie zuvor.Er entscheidet sich für die eher konservative, abwartende Strategie,tippt eine Empfehlung in den Computer, die auch genau so gut andershätte ausfallen können, und sendet sie übers Intranet an dasSekretariat der Geschäftsleitung, das daraus sogleich eine Tischvorlagefür die anstehende entscheidende Sitzung macht, die dannauch schnell entscheidet und die Empfehlung rausschickt.Es ist nun schon nach 18.30 Uhr. Herr A zieht sich den Mantel an,verschwindet schnell aus dem Büro und taucht im U-Bahn-Gewimmelunter. Die Stadt ist voll, er nimmt viele Menschen wahr, aberNiemanden wirklich. Körper stoßen sich an, Blicke treffen sich,man diffundiert mehr durch den Raum als man selber geht. Plötz-<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Armin</strong> <strong>Nassehi</strong> Seite 9


<strong>Armin</strong> <strong>Nassehi</strong>Institut für Soziologielich spricht ihn in der U-Bahn ein Gesicht an, das Herr A nach einerSchrecksekunde als bekannt abscannt, offenbar ein alter Bekannter.Herr A merkt sogleich, dass er sowohl dessen Namenvergessen hat als auch, wo sie sich das letzte Mal gesehen haben.„Hallo, Herr A, schön Sie zu treffen. Sie werden es nicht glauben,vorhin habe ich noch gedacht, ich müsste mich mal wieder beiHerrn A melden.“ Der Bekannte hat Recht, Herr A glaubt daswirklich nicht, aber er sagt: „Tatsächlich, Sie haben Recht, istschon wieder ne ganze Zeit her, seit ...“ „Und das war ja auch einechtes Ding, damals, na ja, so was erlebt man nicht alle Tage“, erwidertder gute alte Bekannte. „Ja, Sie haben Recht“, meint Herr Aund grübelt, was der gute Mann denn meinen könnte. Zum Glückmuss er nun aussteigen und ruft seinem alten Bekannten zu, er<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Armin</strong> <strong>Nassehi</strong> Seite 10


<strong>Armin</strong> <strong>Nassehi</strong>Institut für Soziologiewerde sich bald mal melden, und schon wurde er von den anderenGästen aus dem U-Bahn-Wagen gespült.Er ist am Marienplatz angekommen, um seine S-Bahn noch zu erwischen,und wer begegnet ihm jetzt? Frau B. Er hat sie seit dempeinlichen Abend vor zwei Wochen nicht mehr gesehen und auchgehofft, sie nicht so schnell wieder zu Gesicht zu bekommen. Siehat ihn schon gesehen, und sie hat auch gesehen, dass er sie wahrgenommenhatte. An ein schnelles Vorbeistürmen war nicht mehrzu denken. "Hallo, Herr A!" "Hallo." Und jetzt? Frau B hatte währendder zwei Wochen allzu oft an Herrn A denken müssen, unddaran, wie blind sie gewesen ist. "Hallo Herr A, schön Sie zu treffen?"sagt sie. Herr A möchte eigentlich unwirsch entgegnen, er<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Armin</strong> <strong>Nassehi</strong> Seite 11


<strong>Armin</strong> <strong>Nassehi</strong>Institut für Soziologiehabe keine Zeit, doch er versucht sich in Freundlichkeit: "Ja, sehrschön. Wie geht es Ihnen? Haben sich Ihre Probleme gelöst?“„Ach, das wird schon,“ entgegnet Frau B und versucht, ein unverfänglichesGespräch zu beginnen. Freundlich, aber durchaus deutlichantwortet Herr A auf den Vorschlag, doch einmal wieder einenWein gemeinsam zu trinken, man könne ja einmal telefonieren, undzieht seiner Wege. Herr A ist verunsichert, wollte sich aber nichtsanmerken lassen und spielte den souveränen Herrn, der so tut, alssei ihm das alles ziemlich egal und fährt nach Hause. Er macht essich dort gemütlich, lässt den ganzen Abend die Glotze laufen undgeht noch vor Mitternacht ins Bett. Vorher schaut er sich im Internetdie Entwicklung der Börsenkurse an, bringt ein paar kleineKäufe und Verkäufe aus seinem privaten Depot auf den Weg und<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Armin</strong> <strong>Nassehi</strong> Seite 12


<strong>Armin</strong> <strong>Nassehi</strong>Institut für Soziologieschreibt seinem Freund, Herrn C, noch eine anzügliche E-mail. Inseiner Post liest er noch, dass der Vermieter seiner Wohnung immernoch nicht die Nebenkostenabrechnung des letzten Jahresgeschickt hat und schreibt diesem einen Brief, er werde bei erneutemAusbleiben der Abrechnung laut Paragraph sowieso des Mieterschutzgesetzesdie Zahlung der Nebenkostenabschläge ab nächstemMonat einstellen.Im Büro am nächsten Morgen findet er zwei Nachrichten vor: eineNotiz der Geschäftsleitung, die ihn für seine kompetente Empfehlungbelobigt und ihm mitteilt, wie froh man über die stets durchdachtenund abwägenden Empfehlungen von Herrn A sei; und einunfrankiertes, also offensichtlich persönlich abgegebenes Schreiben<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Armin</strong> <strong>Nassehi</strong> Seite 13


<strong>Armin</strong> <strong>Nassehi</strong>Institut für Soziologievon Frau B. Er öffnet den Brief und liest: "Lieber Herr A! LassenSie uns doch nochmal eine Flasche Wein zusammen trinken, in derBar von letztens. Ich verspreche auch, dass ich keinerlei Rat brauche..." Herr A, der langsam beginnt, sich zu entspannen, wird jähvon einem Anruf gestört. Es meldet sich einer der potentesten Privatkundender Bank und beschwert sich darüber, dass ihn die idiotischeEmpfehlung der Bank ein halbes Vermögen gekostet habe,was denn in die Geschäftsleitung gefahren sei und was denn erselbst nun empfehle. Wird wohl ein turbulenter Tag werden.<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Armin</strong> <strong>Nassehi</strong> Seite 14

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