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212 Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder<br />

Die Firmung der Hüpstedter früher <strong>und</strong> heute<br />

Von weiten Wegen <strong>und</strong> einem Unglücksfall<br />

von Edgar Rademacher<br />

Unter den Höhepunkten im Leben der katholischen<br />

Kirchengemeinden in den Dörfern des<br />

Eichsfeldes nimmt die Firmung eine besondere<br />

Stellung ein, insbesondere in ihrer Wahrnehmung<br />

über den kirchlichen Raum hinaus.<br />

Das im mehrjährigen Abstand stattfindende<br />

Ereignis erfährt seine äußere Brisanz durch<br />

den Besuch <strong>und</strong> feierlichen Empfang des Bischofs<br />

oder Weihbischofs, die auch über den<br />

Kreis der katholischen Gemeindemitglieder<br />

hinaus noch immer eine hohe Achtung genießen.<br />

Das war auch in den Zeiten der kirchenfeindlichen<br />

DDR-Ära im Eichsfeld nicht anders.<br />

So hatte <strong>bei</strong>spielsweise Hüpstedt am 14.<br />

Juni 1981 zwei Höhepunkte: Die Wahlen zu<br />

Volkskammer <strong>und</strong> Bezirkstag einerseits <strong>und</strong><br />

die Firmung andererseits. Bereits vier Wochen<br />

vorher hatten der Bürgermeister <strong>und</strong><br />

der Vorsitzende der Nationalen Front auf einer<br />

Einwohnerversammlung vor r<strong>und</strong> h<strong>und</strong>ert<br />

Teilnehmern auf dieses Doppelereignis in der<br />

Gemeinde hingewiesen. Die Redner verbanden<br />

damit die Erwartung, dass das Dorf zu<br />

diesen Ereignissen geschmückt würde <strong>und</strong><br />

die Einwohner möglichst noch vor dem Kirchgang<br />

ihre Stimme abgeben. Eine Woche vor<br />

dem Termin wurden diese Erwartungen noch<br />

einmal durch öffentliche Aushänge in Erinnerung<br />

gebracht.<br />

Am besagten Tage waren Schule <strong>und</strong> Bürgermeisteramt<br />

sowie die Häuser einiger Lehrer<br />

mit der Staatsfahne beflaggt. Andererseits waren<br />

die Straßen vom südlichen Ortseingang<br />

bis zur Kirche mit Fähnchen, Fichtenreisig <strong>und</strong><br />

Kirchenfahnen geschmückt, <strong>und</strong> viele Gläubige<br />

hatten sich zum Empfang des Bischofs<br />

vor der Kirche eingef<strong>und</strong>en. Der Bürgermeister<br />

<strong>und</strong> ein Ratsmitglied beobachteten die Ankunft<br />

des hohen Gastes, begleitet von einer<br />

Motorradeskorte, <strong>und</strong> den Empfang durch den<br />

Pfarrer <strong>und</strong> den Kirchenvorstand aus dem Hintergr<strong>und</strong>.<br />

Seit der Wende steht auch der Bürgermeister<br />

<strong>bei</strong>m Empfang des Bischofs mit in<br />

der ersten Reihe <strong>und</strong> heißt den hohen Gast in<br />

der Gemeinde willkommen.<br />

Nicht immer war es so, dass der Bischof zur<br />

Spendung der Firmung jede einzelne Gemeinde<br />

besucht. Bis zum Beginn des 20.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts wurde die Firmung in einzelnen<br />

Orten für mehrere Ortschaften an einem oder<br />

mehreren Tagen gespendet. So mussten die<br />

Hüpstedter Firmlinge 1686 mit ihren Paten<br />

<strong>und</strong> Eltern bis nach Breitenworbis (knapp 15<br />

km!) pilgern, um das Sakrament der Firmung<br />

zu empfangen. Da<strong>bei</strong> ist zu bemerken, dass<br />

die Kinder damals bereits im Kleinkindalter,<br />

etwa ab einem Jahr, gefirmt wurden. Sechs<br />

Jahre später, 1692, fand die Firmung in Deuna<br />

statt, was für die Hüpstedter nur eine gute<br />

Wegst<strong>und</strong>e bedeutete. Im Jahre 1696 konnten<br />

die Hüpstedter wählen zwischen Dingelstädt<br />

(ca. 10 km) am 1. Oktober, Stadtworbis<br />

(14 km) am 4. <strong>und</strong> Reifenstein (7 km) am 5.<br />

Oktober.<br />

Man stelle sich die Strapazen mit den kleinen<br />

Kindern in dieser Jahreszeit <strong>und</strong> <strong>bei</strong> den<br />

Entfernungen vor. In den folgenden h<strong>und</strong>ert<br />

Jahren ging es fast ausnahmslos nach Reifenstein<br />

zur Firmung, in Abständen von sechs<br />

bis elf Jahren. 1779 fand die Firmung in Reifenstein<br />

am 23. November statt. Wenn es von<br />

Hüpstedt aus auch nur knapp zwei Wegst<strong>und</strong>en<br />

waren, dürfte der Weg <strong>bei</strong> diesem Termin<br />

eine enorme Anstrengung gewesen sein.<br />

Bei der Firmung 1839 in Worbis fungierten<br />

der Lehrer Ernst Gunkel <strong>und</strong> die Exkonventualin<br />

Magdalena Hochhaus als Firmpaten<br />

für alle Jungen bzw. Mädchen des Dorfes.<br />

Zwanzig Jahre später firmte Bischof Konrad<br />

Martin in Deuna. Firmpate für „alle Jünglinge“<br />

aus Hüpstedt war da<strong>bei</strong> der „Junggesell<br />

<strong>und</strong> Ackermann“ Friedrich Carl Rademacher,<br />

der spätere langjährige Ortsschulze des Höhendorfes.<br />

Letztmalig auswärts wurden die<br />

Hüpstedter Kinder Anfang August 1907 in<br />

Niederorschel gefirmt.<br />

Über die vermutlich erste Firmung in Hüpstedt<br />

am 31. August 1913 berichtete die Lokalpresse<br />

wie folgt:

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