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Wandel der Patientenrolle - Hogrefe

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Kerstin Rie<strong>der</strong> und Manfred Giesing<br />

& Voß, 2009). Wie Kundinnen und Kunden in verschiedenen Fel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Dienstleistungsarbeit<br />

mitarbeiten, welche Erwartungen sie dabei an die Dienstleistungsorganisationen<br />

haben und wie eine Professionalisierung <strong>der</strong> Arbeit von Kundinnen und Kunden<br />

ermöglicht werden kann wird aktuell in einem vom Bundesministerium für Bildung und<br />

Forschung (BMBF) sowie dem Europäischen Sozialfonds für Deutschland (ESF) geför<strong>der</strong>ten<br />

Verbundprojekt untersucht (www.interaktive-arbeit.de; Rie<strong>der</strong> & Voß, in press).<br />

2 Trends im Gesundheitswesen<br />

2.1 Zunahme <strong>der</strong> Bedeutung chronischer Krankheiten<br />

Im Zusammenhang mit <strong>der</strong> verlängerten Lebenserwartung und dem in Abschnitt 1<br />

beschriebenen demografischen <strong>Wandel</strong> steht ein verän<strong>der</strong>tes Muster an Erkrankungen<br />

in <strong>der</strong> Bevölkerung. Das Spektrum <strong>der</strong> Krankheiten ist in den Industrienationen heute<br />

gekennzeichnet durch einen vergleichsweise geringen Anteil an Infektionskrankheiten<br />

und durch die starke Verbreitung chronischer (Nichtinfektions-)Erkrankungen. Dies<br />

zeigt <strong>der</strong> Vergleich zwischen den Ursachen für Krankheitslast (Burden of Disease) in<br />

den wohlhabenden Län<strong>der</strong>n und den wirtschaftlich wenig entwickelten Nationen (WHO,<br />

2008). In Län<strong>der</strong>n mit niedrigem Einkommen wird die größte Krankheitslast verursacht<br />

durch Infektionskrankheiten <strong>der</strong> unteren Atemwege, Durchfallerkrankungen, HIV/Aids<br />

und Malaria. Auch in den Industrienationen bestimmten Infektionskrankheiten noch<br />

vor 200 Jahren das Krankheitsgeschehen (Ackerknecht, 1992). Seitdem ist die Lebenserwartung<br />

stark gestiegen und Infektionskrankheiten haben erheblich an Bedeutung<br />

verloren. Vielmehr entsteht in den Län<strong>der</strong>n mit hohem Einkommen die größte Krankheitslast<br />

aufgrund von unipolaren depressiven Störungen, ischämischen Herzkrankheiten,<br />

zerebrovaskulären Krankheiten (Schlaganfall) sowie Morbus Alzheimer und an<strong>der</strong>en<br />

Demenzerkrankungen (WHO, 2008).<br />

Eine Studie des Fritz-Beske-Instituts geht zudem davon aus, dass aufgrund des demografischen<br />

<strong>Wandel</strong>s <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> chronischen Erkrankungen in <strong>der</strong> Bevölkerung in<br />

Deutschland künftig weiter zunehmen wird (Beske et al., 2009). In <strong>der</strong> Folge werden<br />

erhebliche Mehrkosten für die gesundheitliche Versorgung erwartet. Damit würde sich<br />

die bereits aktuell bestehende Problematik <strong>der</strong> Finanzierung des Gesundheitswesens<br />

möglicherweise verschärfen. Gegen diese Annahmen wird allerdings die sogenannte<br />

Kompressionshypothese ins Feld geführt. Dementsprechend wird die Bevölkerung in<br />

Deutschland sowie in an<strong>der</strong>en Industrienationen durchschnittlich nicht nur älter, son<strong>der</strong>n<br />

die Phasen eingeschränkter Gesundheit werden auch zunehmend komprimiert<br />

(Kühn, 2004). Diese Annahme wird inzwischen durch verschiedene empirische Untersuchungen<br />

bestätigt (ebd.). Hochrechnungen, wie die des Fritz-Beske-Instituts, berücksichtigen<br />

eine solche Verringerung von Zeiten mit gesundheitlicher Beeinträchtigung<br />

allerdings noch nicht. Auch wenn es zutrifft, dass die Bevölkerung nicht nur<br />

durchschnittlich älter son<strong>der</strong>n auch insgesamt gesün<strong>der</strong> wird, wird jedoch auch in<br />

Zukunft damit zu rechnen sein, dass chronische Krankheiten eine wichtige Rolle im<br />

Krankheitsgeschehen <strong>der</strong> Industrienationen spielen.

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