Magenschutz leicht gemacht
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Adipositas in der Praxis<br />
Priv. Doz. Dr. Susanne Kaser<br />
Mehr als die Hälfte der männlichen<br />
Bevölkerung Österreichs ist übergewichtig<br />
(43%) oder adipös (12%), Österreichs<br />
Frauen sind zwar etwas seltener übergewichtig<br />
(29%), der Anteil adipöser Frauen<br />
ist jedoch größer (13%) als bei Männern.<br />
Abgesehen von den individuellen<br />
gesundheitlichen und sozialen Folgen<br />
stellt die zunehmende Adipositas Prävalenz<br />
weltweit auch ein enormes gesundheitsökonomisches<br />
Problem dar – die<br />
durch Adipositas verursachten jährlichen<br />
Kosten in den USA werden laut Centers<br />
for Disease Control and Prevention<br />
(CDC) auf umgerechnet 103 Milliarden<br />
Euro geschätzt.<br />
Die Langzeitfolgeerkankungen umfassen<br />
Störungen des Kohlehydratstoffwechsels<br />
(gestörte Nüchternglukose/ Glukosetoleranz,<br />
Diabetes mellitus Typ-2)<br />
sowie des Lipidstoffwechsels (Hypertriglyzeridämie<br />
verbunden mit niedrigem<br />
HDL-Cholesterin), Hyperurikämie, arterielle<br />
Hypertonie sowie daraus resultierend<br />
ein beträchtlich erhöhtes Risiko für<br />
kardiovaskuläre Erkrankungen. Auch das<br />
Ursachen von Adipositas<br />
Malignomrisiko ist bei Adipositas deutlich<br />
erhöht, zusätzlich erkranken adipöse<br />
Patienten häufiger an pulmonalen Erkrankungen<br />
(z.B. Schlafapnoe Syndrom)<br />
und hepatologischen Erkrankungen<br />
(Nicht-alkoholische Fettlebererkrankung,<br />
Cholezystolithiasis). Endokrinologische<br />
Folgen treten häufig in Form von polyzystischem<br />
Ovarialsyndrom und Hyperandrogenämie<br />
bei Frauen sowie verminderter<br />
Testosteronkonzentration beim Mann<br />
auf. Abgesehen von den psychosozialen<br />
Konsequenzen führen auch die häufig<br />
auftretenden degenerative Erkrankungen<br />
des Bewegungsapparats zu einer beträchtlichen<br />
Einschränkung der Lebensqualität<br />
von adipösen Patienten.<br />
Die häufigsten Ursachen für Übergewicht<br />
oder Adipositas (Klassifikation<br />
siehe Tabelle 1) sind ein relativer Energieüberschuß<br />
durch Bewegungsmangel<br />
und Fehlernährung sowie Gewichtszunahme<br />
im Rahmen von Rauchentwöhnung,<br />
Schwangerschaft oder Immobilisierung.<br />
Bei Frauen kommt es häufig<br />
während des Klimakteriums zu einer<br />
• Diätfehler, Bewegungsmangel, soziale Faktoren, Prädisposition, Alter<br />
• Essstörungen (Night Eating Syndrome, Binge-Eating Disorder)<br />
• Medikamentös:<br />
Antipsychotika: z.B. Thioridazin, Olanzapin, Clozapine, Risperidon, Quetiapin<br />
Antidepressiva: z.B. Amitryptilin, Mirtazapin, Paroxetin<br />
Antikonvulsiva: z.B. Valproat, Carbamazepin, Gabapentin<br />
Antidiabetika: z.B. Sulfonylharnstoff, Insulin, Glitazone<br />
Antihistaminika: z.B. Cyproheptidin<br />
Antihypertensiva: z.B. Propranolol, Terazosin<br />
Steroidhormone: z.B. Kontrazeptiva, Glukokortikoide, Progesteron<br />
• neuroendokrine Formen: hypothalamische Adipositas, Hyperkortisolismus,<br />
Hypothyreoidismus, GH Defizienz, PCOS<br />
• genetische/kongenitale Formen (z.B. Leptindefizienz, Prader-Willi-Syndrom)<br />
Abbildung 1<br />
ADIPOSITAS<br />
Gewichtszunahme, die auch mit einer<br />
metabolisch besonders ungünstigen Umverteilung<br />
des gluteofemoralen Fettgewebes<br />
(„subkutane Adipositas“) hin zur<br />
abdominellen Akkumulation („viszerale<br />
Adipositas“) verbunden ist. Auch der<br />
Einsatz zahlreicher Medikamente ist mit<br />
teils signifikanten Gewichtszunahmen<br />
verbunden, an vorderster Stelle sind hier<br />
Antipsychotika und Antidepressiva zu<br />
nennen. Seltenere Ursachen stellen<br />
psychiatrische, endokrinologische Erkrankungen<br />
wie Hypothyreose oder<br />
Hyperkortisolismus oder genetische<br />
Formen dar (Abbildung 1).<br />
Im Anschluß an die Abklärung der<br />
Genese und Evaluierung von potentiell<br />
bereits vorliegender Begleiterkrankungen<br />
ist eine Risikostratifizierung zur<br />
Festlegung einer risikoadaptierten Therapie<br />
hilfreich: Anders als die subkutane<br />
Form ist die viszerale Adipositas aufgrund<br />
der ektopen Fettgewebsakkumulation<br />
vor allem in Leber, Muskulatur<br />
und Myokard eng mit dem Auftreten<br />
von Folgeerkrankungen verbunden.<br />
Abgesehen von der Berechnung des<br />
Body Mass Index (kg/m 2 ) ist daher die<br />
Bestimmung des Taillenumfangs bzw.<br />
der waist to hip ratio (WHR) sinnvoll.<br />
Bei Frauen ist ein Taillenumfang > 88 cm<br />
und eine WHR > 0,85, bei Männern ein<br />
Taillenumfang > 102 cm und eine WHR<br />
> 1,0 mit einem deutlich erhöhten Risiko<br />
für metabolische Komplikationen verbunden.<br />
Eine weiterführende Diagnostik<br />
durch bildgebende Verfahren (Sonographie,<br />
Computertomographie, MRI)<br />
zur Bestimmung des Adipositas-Typs<br />
bzw. dessen Ausmaß ist meist nicht erforderlich.<br />
Die Body-Impedanz-Analyse<br />
ermöglicht abhängig vom Hydratationszustand<br />
eine annähernde Quantifizie-<br />
4/2009 19