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Magenschutz leicht gemacht

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P.b.b. • 04Z035829 M • Verlagspostamt: 8020 Graz • 18. Jahrgang<br />

verlagdermediziner<br />

<strong>Magenschutz</strong><br />

<strong>leicht</strong> <strong>gemacht</strong>


Fachkurzinformation siehe Seite 39


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38<br />

COVERSTORY<br />

4<br />

FORTBILDUNG<br />

Gastroösophagealer Reflux und Säurehemmung –<br />

aktuelle Optionen und Management in der Praxis<br />

PD Dr. med. Jürgen M. Gschossmann,<br />

Alexander Sedensky, Dr. med. Manfred Essig<br />

Einfluss der Hemmung des Renin-Angiotensin-Systems<br />

auf Vorhofflimmern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

Prim. Univ.-Doz. Dr. Johann Auer<br />

Hypoglykämien bei Patienten mit Typ-2-Diabetes mellitus –<br />

ein unterschätztes Risiko? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

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Adipositas in der Praxis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

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Therapie der Virushepatitis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

Dr. Susanne Abbrederis, Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Vogel<br />

Aktueller Stellenwert der medikamentösen<br />

Therapie beim Kolorektalkarzinom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

Dr. Gudrun Resch, Univ.-Prof. Prim. Dr. Josef Thaler<br />

Das Lungenkarzinom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

OA Dr. Klaus Kirchbacher<br />

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Fachkurzinformationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />

Offenlegung nach § 25 Mediengesetz: Medieninhaber: Verlag der Mediziner gmbh. Richtung der Zeitschrift: Medizinisch-pharmazeutisches<br />

Informationsjournal für österreichische Ärztinnen und Ärzte. Soweit in diesem Journal eine Dosierung oder eine<br />

Applikation erwähnt wird, darf der Leser zwar darauf vertrauen, dass Autoren, Herausgeber und Verlag große Sorgfalt darauf<br />

verwandt haben, dass diese Ausgabe dem Wissenstand bei Fertigstellung des Journals entspricht. Für Angaben über<br />

Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag jedoch keine Gewähr übernommen werden. Jeder Benutzer<br />

ist angehalten, durch sorgfältige Prüfung der Beipackzettel der verwendeten Präparate und gegebenenfalls nach Konsultation<br />

eines Spezialisten festzustellen, ob die dort gegebenen Empfehlungen für Dosierung oder die Beachtung von Kontraindikationen<br />

gegenüber der Angabe in diesem Heft abweicht. Eine solche Prüfung ist besonders wichtig bei selten verwendeten Präparaten<br />

oder solchen, die neu auf den Markt gebracht worden sind. Jede Dosierung oder Applikation erfolgt auf eigene Gefahr des Benutzers.<br />

Autoren und Verlag appellieren an jeden Benutzer, ihm etwa auffallende Ungenauigkeiten dem Verlag mitzuteilen. Geschützte<br />

Warennamen (Warenzeichen) werden nicht immer besonders kenntlich <strong>gemacht</strong>. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises<br />

kann also nicht geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt. Die mit FB (Firmenbeitrag) gekennzeichneten<br />

bzw. als Produktbeschreibung erkenntlichen Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen und geben nicht unbedingt die<br />

Meinung der Redaktion wieder. Es handelt sich somit um „entgeltliche Einschaltungen“ im Sinne § 26 Mediengesetz.<br />

INHALT UND IMPRESSUM<br />

Impressum<br />

Verleger: Verlag der Mediziner gmbh. Herausgeber<br />

und Geschäftsführer: Peter Hübler.<br />

Projektleitung: Peter Abromeit. Redaktion:<br />

Elisabeth Abromeit-Wagner, Andrea Ballasch,<br />

Dr. Csilla Putz-Bankuti, Jutta Gruber, Anita Heilinger,<br />

Dr. Birgit Jeschek, Helga Rothenpieler.<br />

Anschrift von Verlag und Herausgeber: A-9375<br />

Hüttenberg, Steirer Straße 24, Telefon: 04263/<br />

200 34. Fax: 04263/200 74. Redaktion: A-8020 Graz,<br />

Payer-Weyprecht-Straße 33–35, Telefon: 0316/<br />

26 29 88. Fax: 0316/26 29 93. Produktion: Richard<br />

Schmidt. Druck: Medienfabrik Graz. E-Mail:<br />

office@mediziner.at. Homepage: www.mediziner.at.<br />

Einzelpreis: € 3,–. Erscheinungsweise: periodisch.<br />

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Nähere Informationen auf<br />

Seite 38 und www.mediziner.at<br />

Sehr geehrte Leserinnen und Leser! Auf vielfachen<br />

Wunsch verzichten wir für eine bessere Lesbarkeit<br />

auf das Binnen-I und auf die gesonderte weibliche<br />

und männliche Form bei Begriffen wie Patient oder<br />

Arzt. Wir hoffen auf Ihr Verständnis und Ihre<br />

Zustimmung!<br />

4/2009 3


REFLUX<br />

Gastroösophagealer Reflux und Säurehemmung –<br />

aktuelle Optionen und Management in der Praxis<br />

4<br />

PD Dr. med. Jürgen M. Gschossmann, Alexander Sedensky, Dr. med. Manfred Essig<br />

Beschwerden im Zusammenhang mit<br />

pathologisch gesteigertem gastroösophagealen<br />

Reflux beziehungsweise erhöhter<br />

Sensibilität für Säureexposition<br />

sind weit verbreitet und repräsentieren<br />

einen bedeutenden Anteil der Symptome,<br />

welche zur ärztlichen Konsultation<br />

führen. Nicht zuletzt aus ökonomischen<br />

Gründen gilt es daher, zusammen mit<br />

dem Patienten die individuelle Vorgehensweise<br />

hinsichtlich Diagnostik und<br />

Therapie festzulegen. Während zur Diagnosestellung<br />

vor allem die Endoskopie<br />

zum Einsatz kommt und therapeutisch<br />

in erster Linie Säureblocker Verwendung<br />

finden, wurden in letzter Zeit verstärkt<br />

Anstrengungen zur Entwicklung<br />

von Alternativen unternommen.<br />

Gemäß epidemiologischen Erhebungen<br />

hat in den letzten Jahren die Prävalenz<br />

sowohl des gastroösophagealen<br />

Refluxes wie auch der gastroösophagealen<br />

Refluxerkrankung deutlich zugenommen.<br />

Dies geht einher mit der Beobachtung,<br />

dass von Patienten als Beweggrund<br />

für die Konsultation angegebene<br />

Beschwerden oft suggestiv für das Vorliegen<br />

einer säureassoziierten Erkrankung<br />

sind. Während die diesbezüglichen pathophysiologischen<br />

Mechanismen kom-<br />

4/2009<br />

plexer Natur sind und die medizinische<br />

Literatur auf eine multifaktorielle Genese<br />

der „typischen“ Refluxbeschwerden<br />

hindeutet, ist die aktuelle Therapie<br />

primär auf eine effektive Säuresuppression<br />

fokussiert. Leider kann mit den standardmäßig<br />

eingesetzten Medikamenten<br />

nicht bei allen Patienten gleichermaßen<br />

eine vollständige Beschwerdefreiheit bewirkt<br />

werden, sodass sich auch im Jahr<br />

2008 die Frage nach alternativen beziehungsweise<br />

weiterführenden Therapieoptionen<br />

stellt. Ziel der aktuellen Übersichtsarbeit<br />

soll deshalb sein, neben<br />

einem kurzen Überblick über den aktuellen<br />

Stand der Erkenntnisse zu Pathogenese<br />

und Diagnostik des gastroösophagealen<br />

Refluxes die verschiedenen<br />

momentan zur Verfügung stehenden<br />

Therapieoptionen darzustellen und in<br />

diesem Zusammenhang auch einen Blick<br />

in die mögliche Zukunft zu werfen.<br />

Pathogenese des<br />

gastroösophagealen Refluxes<br />

Eine zentrale Rolle bei der Pathogenese<br />

des gastroösophagealen Refluxes<br />

spielt das Versagen der physiologischen<br />

Anti-Reflux-Barriere im Bereich des<br />

gastroösophagealen Übergangs. Neben<br />

Tabelle 1<br />

Auswahl möglicher Symptome der gastroösophagealen Refluxerkrankung<br />

ösophageal supra-/extraösophageal<br />

retrosternales Brennen Husten, vor allem morgens<br />

retrosternale Schmerzen Halskratzen<br />

retrosternales Engegefühl Heiserkeit<br />

saures Aufstoßen Asthma/Atemnot<br />

Nause Tachykardie<br />

Thoraxschmerzen<br />

Tabelle 2<br />

Entscheidungskriterien zum Zeitpunkt<br />

der Endoskopie<br />

Gewichtsverlust Regurgitation<br />

Nachtschweiß Blutungszeichen<br />

Dysphagie Alter > 50 Jahre<br />

Odynophagie PPI-resistente Symptome<br />

der transienten Relaxation des unteren<br />

Ösophagussphinkters (transient lower<br />

esophageal sphincter relaxation =<br />

TLESR) ist hierbei der gastroösophageale<br />

Druckgradient von Bedeutung. Außer<br />

der Menge der gastralen Säuresekretion<br />

und der Zusammensetzung der nach proximal<br />

strömenden Flüssigkeit scheinen<br />

verschiedene weitere Faktoren, wie nur<br />

eingeschränkt wirksame endogene Reinigungsmechanismen<br />

des Ösophagus,<br />

mukosale Schutzmechanismen der ösophagealen<br />

Schleimhaut, aber auch Alterationen<br />

des autonomen Nervensystems<br />

mitbeteiligt zu sein. Die Frage, inwieweit<br />

Motilitätsstörungen des tubulären Ösophagus<br />

hierbei Ursache oder eher Folge<br />

der übermäßigen Säureexposition des<br />

Ösophagus sind, wird unterschiedlich<br />

beantwortet. Ebenso kontrovers diskutiert<br />

wird die Frage der Bedeutung einer<br />

Infektion mit Helicobacter pylori.<br />

• Zwischen dem Beschwerdegrad und<br />

dem Ausmaß des Säurerefluxes besteht<br />

keine zwingende Korrelation.<br />

• Neben erosiven Formen der Refluxerkrankung<br />

gibt es nichterosive Varianten,<br />

welche endoskopisch mit einem<br />

makroskopischen Normalbefund einhergehen.<br />

• Für den Zeitpunkt einer endoskopischen<br />

Untersuchung gibt es keine allgemeingültigen<br />

Richtlinien.


Abbildung 1<br />

Ösophaguskarzinom<br />

Symptomatik<br />

Bezüglich der vom Patienten im Zusammenhang<br />

mit gastroösophagealem<br />

Reflux angegebenen Beschwerden ist<br />

zwischen „typischen“ ösophagealen<br />

Symptomen und „atypischen“ suprabeziehungsweise<br />

extraösophagealen<br />

Symptomen zu unterscheiden (Tabelle 1).<br />

Klassischerweise berichten Patienten<br />

bei Vorliegen eines gastroösophagealen<br />

Refluxes über brennende Sensationen<br />

retrosternal, oftmals verbunden mit<br />

Schmerzen.Auch saure Regurgitationen<br />

werden oftmals von betroffenen Patienten<br />

angegeben. Postuliert wird ein möglicher<br />

kausaler Zusammenhang zwischen<br />

Säurereflux und einer Vielzahl<br />

von Erkrankungen, welche klassischerweise<br />

auf den Gebieten der Hals-Nasen-<br />

Ohren-Heilkunde und Pulmologie angesiedelt<br />

sind.<br />

Während jedoch für ösophageale Beschwerden<br />

mittlerweile der Stellenwert<br />

des Säurerefluxes allgemein akzeptiert<br />

wird, finden sich für supraösophageale<br />

Effekte der Magensäure zurzeit noch<br />

unterschiedliche und sich teilweise<br />

widersprechende Studien, sodass diesbezüglich<br />

kein abschließendes Urteil gesprochen<br />

werden kann. Hierzu gehören<br />

chronisch-rezidivierende Krankheitsbilder<br />

wie Laryngitiden ebenso wie<br />

24-Stunden-pH-Metrie<br />

Husten. Interessanterweise gilt aber<br />

unabhängig von der Lokalisation der<br />

potenziell mit dem Säurereflux assoziierten<br />

Beschwerden, dass zwischen dem<br />

Beschwerdegrad und dem Ausmaß des<br />

Säurerefluxes keine zwingende Korrelation<br />

besteht. Hier scheinen Faktoren wie<br />

der maximale pH-Abfall, aber auch die<br />

zeitliche Länge und die proximale Ausdehnung<br />

des Säurerefluxes eine entscheidende<br />

Rolle zu spielen.<br />

Diagnostik<br />

Oftmals führen bereits die vom<br />

Patienten beschriebenen Symptome zur<br />

Verdachtsdiagnose eines pathologischen<br />

gastroösophagealen Refluxes.Wie<br />

bereits erwähnt, besteht aber keine<br />

zwingende Assoziation zwischen dem<br />

Ausmaß des gastroösophagealen Refluxes<br />

beziehungsweise den damit verbundenen<br />

Schleimhautläsionen und den<br />

subjektiv vom Patienten empfundenen<br />

Symptomen.<br />

Neben einer indirekten Diagnostik<br />

durch positives Ansprechen der Symptome<br />

auf Einsatz eines Säureblockers<br />

in suffizienter Dosierung stehen verschiedene<br />

invasive diagnostische Verfahren<br />

zur Verfügung. Insbesondere zur<br />

Erfassung der effektiven mukosalen<br />

Schädigung sowie zum Ausschluss wichtiger<br />

Differenzialdiagnosen wie des<br />

Ösophaguskarzinoms (Abbildung 1) als<br />

Ursache der Dysphagie steht hierbei die<br />

Endoskopie im Mittelpunkt.<br />

Oft diskutiert wird die Frage des Zeitpunktes<br />

der endoskopischen Untersuchung<br />

(Tabelle 2). Hierbei gibt es keine<br />

allgemein gültigen Richtlinien. Abzuwägen<br />

sind damit verbundene Kosten und<br />

ein, wenn auch heutzutage nur noch minimales,<br />

periinterventionelles Risiko gegen<br />

die Gefahr einer Fehldiagnose und damit<br />

der unnötigen und potenziell gefährlichen<br />

Verzögerung der korrekten Diagno-<br />

Abbildung 3<br />

Refluxösophagitis<br />

REFLUX<br />

Abbildung 2<br />

sestellung, wobei vor allem die Möglichkeit<br />

eines Ösophaguskarzinoms berücksichtigt<br />

werden muss. So ist es durchaus<br />

gerechtfertigt, bei jungen Patienten ohne<br />

B-Symptomatik initial den Versuch einer<br />

medikamentösen Therapie durchzuführen,<br />

wohingegen bei älteren Patienten mit<br />

Risikofaktoren beziehungsweise bei Vorliegen<br />

von Hämatemesis oder anderen<br />

Alarmsymptomen eine endoskopische<br />

Klärung der lokalen Verhältnisse am Anfang<br />

des diagnostischen Algorithmus stehen<br />

muss.<br />

Vorteil der endoskopischen Untersuchung<br />

ist neben der direkten Visualisierung<br />

der Schleimhautverhältnisse die<br />

Möglichkeit der Biopsieentnahme. Dies<br />

ist vor allem zur Beantwortung der Frage<br />

nach dysplastischen Veränderungen,<br />

aber auch zum histologischen Beleg<br />

oder Ausschluss relevanter Differenzialdiagnosen<br />

wie der eosinophilen Ösophagitis<br />

unabdingbar.<br />

Erschwert wird die endoskopische<br />

Diagnostik der gastroösophagealen<br />

Refluxerkrankung jedoch dadurch, dass<br />

neben erosiven Formen der Refluxerkrankung<br />

auch nichterosive Varianten<br />

dieser Krankheit bestehen, welche<br />

endoskopisch mit einem makroskopischen<br />

Normalbefund einhergehen. Zur<br />

endoskopischen Einteilung der erosiven<br />

Ösophagitis (Abbildung 2) stehen verschiedene<br />

Klassifikationen zur Verfügung,<br />

von denen die Savary-Miller-Klassifikation<br />

und die Los-Angeles-Klassifikationen<br />

die am weitesten verbreiteten<br />

sind.<br />

Weiterführende diagnostische Optionen<br />

sind die Säuremessung im Ösophagus<br />

mittels 24-Stunden-pH-Metrie, die<br />

Erfassung von Gallereflux durch Bilitec-<br />

Messung und die Dokumentation von<br />

nichtsaurem Volumenreflux mittels<br />

Impedanzmessung (Abbildung 3). Eine<br />

4/2009 5


REFLUX<br />

zentrale Indikation zur 24-Stunden-ph-<br />

Metrie stellen persistierende Schmerzen<br />

trotz maximaler medikamentöser Säuresuppression<br />

dar. Auch lässt sich mit<br />

dieser Untersuchungstechnik eine Korrelation<br />

zwischen vom Patienten<br />

beschriebenen Beschwerden und effektiv<br />

gemessenem Säurereflux ermitteln,<br />

was einen wichtigen Hinweis für das<br />

Vorliegen einer ösophagealen Hypersensitivität<br />

liefern kann.<br />

6<br />

Abbildung 4<br />

Stufentherapie des gastroösophagealen<br />

Refluxes<br />

Protonenpumpeninhibitor (PPI)<br />

Standdarddosis<br />

PPI<br />

doppelte Standdarddosis<br />

PPI doppelte Standdarddosis<br />

plus<br />

H2-Blocker/(Baclofen)<br />

4/2009<br />

Antirefluxchirurgie<br />

Antirefluxchirurgie<br />

plus<br />

PPI<br />

Therapieziele<br />

Obwohl die gastroösophageale Refluxerkrankung<br />

generell als benigne Erkrankung<br />

betrachtet wird, besteht durch<br />

die teilweise deutliche Beeinträchtigung<br />

der Lebensqualität ein starker Behandlungswunsch<br />

seitens der Patienten. Von<br />

ärztlicher Seite darf darüber hinaus<br />

nicht vernachlässigt werden, auf die dem<br />

Patienten allgemein nicht bekannte<br />

mögliche Kaskade von der Refluxösophagitis<br />

bis hin zur Entwicklung eines<br />

Barrettösophagus und schließlich eines<br />

Ösophaguskarzinoms hinzuweisen und<br />

entsprechende therapeutische Schritte<br />

einzuleiten. Hieraus ergeben sich als<br />

Hauptziele einer Behandlung eines<br />

gastroösophagealen Refluxes<br />

• unmittelbar die subjektive Beschwerdefreiheit<br />

sowie die objektive Abheilung<br />

der endoskopisch und bioptisch<br />

gesicherten Ösophagitis und<br />

• langfristig die Vermeidung der Entwicklung<br />

beziehungsweise des Fort-<br />

schreitens von refluxassoziierten Komplikationen.<br />

Um diese Ziele zu erreichen, stehen<br />

dem behandelnden Arzt drei Säulen der<br />

Behandlung (allgemein, medikamentös<br />

und chirurgisch) zur Verfügung, welche<br />

in der Regel im Sinne einer Therapieeskalation<br />

zum Einsatz kommen (Abbildung<br />

4).<br />

Allgemeine Maßnahmen<br />

Neben der Modifikation der konsumierten<br />

Lebensmittel und Getränke (z.B.<br />

Alkohol, Koffein, kohlesäurehaltige Getränke,<br />

saures Obst und scharf gewürzte<br />

Speisen) sowie der Vermeidung der Nahrungsaufnahme<br />

kurz vor dem Schlaf sind<br />

dies vor allem Veränderungen der Schlafposition<br />

und die Reduktion des Körpergewichtes.<br />

Medikamentöse Behandlungsansätze<br />

Ausgehend von den Antazida waren<br />

H2-Blocker der erste entscheidende<br />

Schritt, auf medikamentöse Weise die<br />

Säuresekretion des Magens effektiv zu<br />

hemmen. Als Standardmedikation zur<br />

Säuresuppression abgelöst wurde die<br />

Substanzklasse der H2-Blocker durch<br />

die potenteren Protonenpumpeninhibitoren<br />

(PPI).Während H2-Blocker direkt<br />

die histaminvermittelte gastrale Säureproduktion<br />

hemmen, blockieren PPI die<br />

H + /K + -ATPase und verhindern so eine<br />

Sekretion der Magensäure in das Magenlumen.<br />

„Bottom-up“ oder „top down“?<br />

Nachdem in der Vergangenheit zwei<br />

gegensätzliche Behandlungsstrategien<br />

(„bottom up“ vs. „top down“) formuliert<br />

worden waren, setzte sich mittlerweile<br />

die letztere Variante des Top-down-Vorgehens<br />

durch. Während bei der Bottomup-Methode<br />

PPI erst nach einer erfolglosen<br />

Umstellung der Lebensgewohnheiten<br />

sowie dem erfolglosen Einsatz von<br />

Antazida und H2-Blockern zum Einsatz<br />

kamen, wird bei der Top-down-Methode<br />

direkt eine säuresuppressive Therapie<br />

mit einem PPI eingeleitet. Je nach dem<br />

Grad subjektiver Beschwerden beziehungsweise<br />

endoskopischem Befund<br />

wird mit einer Standarddosierung des<br />

jeweilig verwendeten PPI begonnen oder<br />

diese direkt verdoppelt. Die Dauer der<br />

initialen säuresuppressiven Behandlung<br />

beträgt in Abhängigkeit von der Intensität<br />

der Beschwerden und des Ausmaßes<br />

der Schleimhautschädigung vier bis acht<br />

Wochen. Der weitere Verlauf ist individuell<br />

unterschiedlich. In der Mehrzahl<br />

der Fälle ist die Akuttherapie ausreichend<br />

oder kann langfristig auf ein Einnahmeschema<br />

nach Bedarf umgestellt<br />

werden. Bei ausgeprägtem Reflux und<br />

damit verbundenen Beschwerden kann<br />

auch eine lang dauernde beziehungsweise<br />

permanente Säuresuppression notwendig<br />

werden.<br />

Was tun, wenn PPI nicht den<br />

gewünschten Erfolg bringen?<br />

Obwohl prinzipiell durch eine hohe<br />

Wirksamkeit gekennzeichnet, führen PPI<br />

nicht bei allen Patienten direkt zur gewünschten<br />

Wirkung. Als Lösungsansatz<br />

zur Steigerung der Säuresuppression bietet<br />

sich neben einer Dosissteigerung auch<br />

der Wechsel auf eine andere Wirksubstanz<br />

dieser Medikamentengruppe an.<br />

Neben einer gegebenenfalls eingeschränkten<br />

Patientencompliance spielen<br />

hier möglicherweise aber auch genetische<br />

Polymorphismen eine Rolle, welche<br />

individuell den Metabolismus der PPI<br />

und damit die individuelle Wirksamkeit<br />

beeinflussen können. Letztlich müssen<br />

aber auch mögliche Differenzialdiagnosen<br />

als Ursache der scheinbar refluxassoziierten<br />

Beschwerden in Erwägung gezogen<br />

und ausgeschlossen werden.<br />

Obwohl überaus erfolgreich und durch<br />

minimale Nebenwirkungen gekennzeichnet,<br />

stellen gelegentlicher nächtlicher<br />

Säuredurchbruch unter laufender<br />

PPI-Therapie und die fehlende Beeinflussung<br />

des nichtsauren Refluxes durch<br />

PPI den behandelnden Arzt noch immer<br />

vor nicht einfach zu lösende Probleme.<br />

Ersteres kann durch den zusätzlichen<br />

Einsatz eines H2-Blockers, Letzteres<br />

durch eine Komedikation mit Baclofen<br />

erfolgreich angegangen werden. Bei diesem<br />

Präparat handelt es sich um einen<br />

GABA-B-Rezeptoragonisten, welcher<br />

inhibitorisch auf die TLESR (transient<br />

lower esophageal sphincter relaxation)<br />

wirkt. Eine neue Wirkstoffgruppe zur<br />

Säuresuppression stellen kaliumkompetitive<br />

Säureblocker (P-CAB) dar, welche<br />

sich von den klassischen PPI durch einen<br />

reversiblen Bindungsmechanismus<br />

unterscheiden.<br />

Invasive Therapien<br />

Besonders für Patienten mit säureassoziiertem<br />

oder nichtsaurem Reflux, deren<br />

Beschwerden nicht beziehungsweise nur


ungenügend auf die herkömmlichen<br />

medikamentösen Behandlungsschemata<br />

ansprechen, aber auch für Patienten, welche<br />

eine langfristige Einnahme eines PPI<br />

ablehnen, stellt sich die Frage nach alternativen<br />

Vorgehensweisen. Vor diesem<br />

Hintergrund wurden in den vergangenen<br />

Jahren zahlreiche endoskopische Techniken<br />

entwickelt, welche den gastroösophagealen<br />

Übergangsbereich artifiziell einengen<br />

sollen durch<br />

• eine Raffung des Gewebes,<br />

• die Applikation von Wärmeenergie,<br />

• die Injektion von inertem Material in<br />

die Muskelschichten.<br />

Obwohl theoretisch eine attraktive<br />

Vorgehensweise, konnten sich alle entsprechenden<br />

endoskopischen Techniken<br />

nicht etablieren und fanden bis heute<br />

einzig in Studien Verwendung.<br />

So ist auch im Jahr 2008 als allgemein<br />

anerkannte und belegte Alternative zur<br />

medikamentösen Therapie die Anti-<br />

Reflux-Chirurgie zu nennen, welche<br />

mittlerweile in der Regel laparoskopisch<br />

erfolgt. Einschränkend muss jedoch auch<br />

hierbei darauf hingewiesen werden, dass<br />

ein entsprechender chirurgischer Eingriff<br />

nicht zwingend von der Einnahme eines<br />

Säuresuppressors befreit, sondern vielmehr<br />

auch in der Langzeitbeobachtung<br />

zumindest ein Teil der operativ versorgten<br />

Patienten weiterhin einen PPI benötigt.<br />

Literatur beim Verfasser<br />

Quelle: Ars Medici Nr. 21/2008<br />

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nicht nur die Verschreiber,<br />

sondern vor allem die Patienten. Neben<br />

der Topqualität sind die Wirksamkeit<br />

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Refluxkrankheit nimmt immer mehr zu<br />

– der Schweregrad korreliert mit den Parametern<br />

des metabolischen Syndroms.<br />

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Die Wirkung von Pantip ® entsteht durch<br />

die Hemmung der Protonenpumpe in<br />

den Zellen der Magenschleimhaut.<br />

Diese befördert normalerweise Wasserstoffionen<br />

(H + ; Protonen) zur Bildung<br />

der Magensäure in den Magen. Durch<br />

die verminderte Säurekonzentration<br />

(= erhöhter pH-Wert) kommt es zu einer<br />

schnelleren Abheilung von Schleimhautschäden<br />

verschiedener Ursachen.<br />

Pantip ® auf einen Blick 2<br />

• reduziert die Bildung der<br />

Magensäure schnell und effektiv;<br />

• Prävention und Behandlung<br />

des Refluxoesophagitis<br />

und aller damit verbundenen<br />

Symptome wie z.B.Sodbrennen,<br />

Schluckschmerz,<br />

Säureregurgitation;<br />

• Vorbeugung von Magen-<br />

Darm-Geschwüren während<br />

einer Behandlung mit<br />

Schmerzmitteln aus der<br />

Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika<br />

(NSAR);<br />

• Behandlung eines Magengeschwürs;<br />

• Behandlung eines Zwölffingerdarmgeschwürs;<br />

• Langzeitbehandlung von Erkrankungen,<br />

die mit einer Überproduktion<br />

von Magensäure einhergehen.<br />

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Priv.-Doz. Dr. med.<br />

Jürgen Gschossmann<br />

Chefarzt der Fachabteilung für Innere<br />

Medizin, Klinikum Forchheim<br />

Akademisches Lehrkrankenhaus der<br />

Friedrich-Alexander-Universität,<br />

Erlangen-Nürnberg<br />

Krankenhausstraße 10<br />

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Alexander Sedensky<br />

Universitätsklinik für Viszerale<br />

Chirurgie und Medizin<br />

Inselspital/Universität Bern<br />

Dr. med. Manfred Essig<br />

Medizinische Klinik,<br />

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Quellen<br />

1. Kreis G.J.: Säure-assoziierte Erkrankungen 2009; Arzt & Praxis, Jahrgang<br />

63/955/2009 S.260-2<br />

2. Weitere Angaben zu den Indikationen vonzu Pantip ® 20 mg bzw.<br />

Pantip ® 40 mg mMagensaftresistente Tabletten siehe veröffentlichten<br />

Fachinformationen<br />

3. Vergleichspreise Erstanbieter: Öst. Apothekentaxe, Warenverzeichnis I.,<br />

Ausgabe Oktober 2009<br />

4/2009 7


VORHOFFLIMMERN<br />

Einfluss der Hemmung des Renin-Angiotensin-<br />

Systems auf Vorhofflimmern<br />

8<br />

Prim. Univ.-Doz. Dr. Johann Auer<br />

Vorhofflimmern zählt zu den häufigsten<br />

Arrhythmien und ist hinsichtlich der<br />

Behandlung komplex. Der Einsatz von<br />

pharmakologischen antiarrhythmischen<br />

Therapiestrategien zur Erhaltung von<br />

Sinusrhythmus ist auf Grund einer inadäquaten<br />

Effektivität und potentieller<br />

Nebenwirkungen limitiert 1 . Diese Tatsache<br />

resultiert in einem erhöhten Interesse,<br />

mittels neuer Behandlungskonzepte<br />

die Entwicklung eines Substrats für das<br />

Auftreten von Vorhofflimmern zu verhindern.<br />

Rezente Studien lassen vermuten,<br />

dass Hemmer des Angiotensin-Konversionsenzyms<br />

(ACE-Hemmer) und<br />

AT 1-Rezeptorblocker in diesem Zusammenhang<br />

vor allem bei Patienten mit<br />

linksventrikulärer Hypertrophie oder<br />

linksventrikulärer Dysfunktion vorteilhaft<br />

sein könnten 2 . Das klinische Poten-<br />

4/2009<br />

tial und die zugrundeliegenden Mechanismen<br />

werden gegenwärtig intensiv<br />

untersucht.<br />

Angiotensin II ist in atriale Umbauprozesse<br />

(„strukturelles Remodeling“)<br />

involviert und hat direkte elektrophysiologische<br />

Wirkungen 3,4 . Experimentielle<br />

Studien zeigen eine Schutzwirkung hinsichtlich<br />

struktureller und elektrischer<br />

Umbauprozesse („elektrisches Remodeling“)<br />

unter dem Einsatz von ACE-<br />

Hemmern und Angiotensin-Rezeptorblockern.<br />

Zusätzlich wurden Effekte auf<br />

kardiale Ionenkanäle beschrieben 5,6 .<br />

Derzeit verfügen wir über keine Ergebnisse<br />

aus prospektiven randomisierten<br />

doppelblinden Studien, die den Einsatz<br />

von ACE-Hemmern und Angioten-<br />

Das Renin-Angiotensin-System-Übersicht (mod. nach Ref. 7)<br />

Abbildung 1<br />

sin-Rezeptorblockern definitiv bewerten<br />

lassen würden. Allerdings werden solche<br />

Studien gegenwärtig durchgeführt und<br />

entsprechende Daten werden in naher<br />

Zukunft verfügbar sein (Abb. 1).<br />

Allgemeine Aspekte<br />

Es liegen zunehmend Daten für wichtige<br />

Effekte des Renin-Angiotensin-<br />

Aldosteron-Systems in Zusammenhang<br />

mit Vorhofflimmern vor. Angiotensinogen-Genpolymorphismen<br />

sind 8 mit einem<br />

erhöhten Risiko für Vorhofflimmern<br />

assoziiert und ACE-Hemmer oder<br />

Angiotensin-Rezeptorblocker können<br />

eine Prophylaxe vor dem Auftreten von<br />

Vorhofflimmern darstellen.<br />

Angiotensin II ist für die Regulation<br />

des Blutdrucks und darüber hinaus für<br />

Fibroblastenproliferation und kardiale<br />

Hypertrophie verantwortlich. Frühe klinische<br />

Studien konnten einen günstigen<br />

Effekt von ACE-Hemmern auf Morbidität<br />

und Mortalität bei Patienten mit Herzinsuffizienz<br />

zeigen 9,10 . ACE-Hemmer<br />

reduzieren auch ventrikuläre Arrhythmien<br />

nach Myokardinfarkt 11 . Eine retrospektive<br />

Analyse aus der SOLVD-Studie<br />

(Studies Of Left Ventricular Dysfunction)<br />

weist darauf hin, dass ACE-Hemmer bei<br />

Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz<br />

das Risiko für das Auftreten von<br />

Vorhofflimmern reduzieren können 12 .<br />

Andere Studien konnten protektive<br />

Effekte von ACE-Hemmern hinsichtlich<br />

des Auftretens von Vorhofflimmern bei<br />

Patienten mit Risikofaktoren wie arterieller<br />

Hypertonie mit Linksventrikelhypertrophie<br />

13 oder akutem Myokardinfarkt<br />

mit reduzierter linksventrikulärer Pumpfunktion<br />

nachweisen 14 . Eine rezente<br />

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38


VORHOFFLIMMERN<br />

Metaanalyse weist darauf hin, dass Inhibitoren<br />

des Renin-Angiotensins-Systems<br />

sehr eindrucksvoll das Risiko für das Auftreten<br />

von Vorhofflimmern bei Patienten<br />

mit linksventrikulärer Dysfunktion reduzieren<br />

können 15 .<br />

ACE-Hemmer reduzieren die<br />

Inzidenz von neu aufgetretenem<br />

Vorhofflimmern<br />

Inhibitoren des Renin-Angiotensin-<br />

Systems scheinen Patienten mit Hypertonie<br />

und Linksventrikelhypertrophie,<br />

Patienten nach Myokardinfarkt mit linksventrikulärer<br />

Dysfunktion und Patienten<br />

mit chronischer Herzinsuffizienz vor dem<br />

Auftreten von Vorhofflimmern zu schützen<br />

12,14,16,17 . Die deutlichste Evidenz besteht<br />

10<br />

4/2009<br />

Abbildung 2<br />

Das Wiederauftreten von Vorhofflimmern bei Patienten nach elektrischer Kardioversion<br />

mit vs. ohne Irbesartan-Therapie (mod. nach Ref. 21)<br />

für Patienten mit linksventrikulärer Dysfunktion<br />

und chronischer Herzinsuffizienz.<br />

Zumal Vorhofflimmern kein vordefinierter<br />

Endpunkt dieser retrospektiven<br />

Studie war, müssen die Ergebnisse in prospektiven<br />

Studien bestätigt werden.<br />

Die gegenwärtige Evidenz hinsichtlich<br />

Renin-Angiotensin-System-Antagonismus<br />

und Auftreten von Vorhofflimmern<br />

beschränkt sich auf Patienten, die eine<br />

obligatorische Indikation für die Anwendung<br />

von ACE-Hemmern/AT 1-Blocker<br />

(Hypertonie, Postmyokardinfarkt, chronische<br />

Herzinsuffizienz) haben 15 .Andere<br />

Patienten wurden bislang nicht systematisch<br />

getestet. Die derzeit laufende<br />

ACTIVE-Studie führt einen Studienarm,<br />

der Irbesartan vs. Placebo ver-<br />

Abbildung 3<br />

Das Wiederauftreten von Vorhofflimmern bei Patienten nach elektrischer Kardioversion<br />

mit vs. ohne Irbesartan-Therapie (mod. nach Ref. 21)<br />

Auftreten von Vorhofflimmern bei Patienten mit Herzinsuffizienz (CHARM)<br />

g<strong>leicht</strong> 18 . Eine weitere laufende Studie<br />

untersucht Olmesartan bei paroxysmalem<br />

Vorhofflimmern (ANTIPAF;Angiotensin-II-Antagonist<br />

In Paroxysmal<br />

Atrial Fibrillation).<br />

ACE-Hemmer verhindern<br />

Vorhofflimmerrezidiv nach<br />

elektrischer Kardioversion<br />

ACE-Hemmer führen zu günstigen<br />

hämodynamischen Effekten und verbessern<br />

die maximale Sauerstoffaufnahme<br />

bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz<br />

und Vorhofflimmern. Es zeigt<br />

sich darüber hinaus ein Trend zu einer<br />

besseren Erhaltung von Sinusrhythmus<br />

im Vergleich zu Placebo nach Kardioversion<br />

19 . Retrospektive Analysen aus<br />

Patienten der AFFIRM-Studie zeigten<br />

weniger Vorhofflimmerrezidive als bei<br />

mit ACE-Hemmern behandelten Patienten<br />

mit chronischer Herzinsuffizienz 20 .<br />

Madrid et al. führten eine prospektive<br />

Studie an Patienten nach elektrischer<br />

Kardioversion und unter Amiodaron-<br />

Therapie durch und randomisierten diese<br />

Patienten zu Irbesartan oder Placebo.<br />

Das Wiederauftreten von Vorhofflimmern<br />

war unter Irbesartan-Therapie<br />

signifikant reduziert 21 (Abb. 2).<br />

Ueng et al. konnten zeigen, dass die<br />

Therapie mit einem ACE-Hemmer,<br />

zusätzlich zu Amiodaron, das Wiederauftreten<br />

von Vorhofflimmern nach Kardioversion<br />

ebenfalls reduzieren kann 22 .<br />

Experimentielle Evidenz<br />

Drei potentielle Mechanismen können<br />

die antiarrhythmischen Wirkungen von<br />

ACE-Hemmer und Angiotensin-Rezeptorblocker<br />

bei Vorhofflimmern erklären 2 :<br />

• Verbesserung der linksventrikulären<br />

Hämodynamik und reduzierte atriale<br />

Wandspannung.<br />

• Verminderte Angiontensin-II-induzierte<br />

Fibrose.<br />

• Direkte Modulation von Ionenkanalfunktionen.<br />

Prävention von Vorhofflimmern<br />

bei Patienten mit chronischer<br />

Herzinsuffizienz – Rolle der<br />

AT 1-Rezeptorblocker<br />

In der CHARM-Studie wurde in einem<br />

groß angelegten Programm der Effekt<br />

einer Angiotensin-Rezeptorblocker-Therapie<br />

im Hinblick auf kardiovaskuläre<br />

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38


VORHOFFLIMMERN<br />

Mortalität und Morbidität untersucht.<br />

Damit ergab sich die Gelegenheit, die<br />

Effekte von Cardesartan auf das Neuauftreten<br />

von Vorhofflimmern in dieser<br />

Population mit Herzinsuffizienz zu untersuchen.<br />

7.601 Patienten wurden mit symptomatischer<br />

Herzinsuffizienz zu Cardesartan<br />

oder Placebo randomisiert und<br />

im Mittel 37,7 Monate nachbeobachtet.<br />

Das Neuauftreten von Vorhofflimmern<br />

war ein vordefinierter sekundärer Endpunkt.<br />

83,9% der Patienten hatten kein Vorhofflimmern<br />

im Ausgangs-EKG. Von<br />

diesen Patienten entwickelten 6,15%<br />

während des Nachbeobachtungszeitraumes<br />

Vorhofflimmern. 5,55% der Patienten<br />

in der Candesartangruppe und 6,74%<br />

in der Placebogruppe zeigten während<br />

der Nachbeobachtung Vorhofflimmern<br />

(p = 0,048). Nach Anpassung für Unterschiede<br />

hinsichtlich der Patientencharakteristika<br />

ergab sich eine 20%-ige relative<br />

Risikoreduktion für das Auftreten<br />

des Vorhofflimmerns während des Be-<br />

12<br />

4/2009<br />

obachtungszeitraums 23 . Somit kann festgehalten<br />

werden, dass eine Therapie mit<br />

dem Angiotensin-Rezeptorblocker Candesartan<br />

das Neuauftreten von Vorhofflimmern<br />

bei Patienten mit symptomatischer<br />

Herzinsuffizienz reduzieren kann<br />

(Abb. 3).<br />

Daten aus der ValheFT-Studie konnten<br />

bei diesem Angiotensin-Rezeptorblocker-Effekt<br />

eine Reduktion des<br />

Risikos für das Auftreten von Vorhofflimmern<br />

bei Patienten mit chronischer<br />

Herzinsuffizienz bestätigen 24 .<br />

Schlussfolgerung<br />

Sowohl ACE-Hemmer als auch Angiotensin-Rezeptorblocker<br />

führen zu<br />

einer Reduktion der Vorhofflimmerinzidenz<br />

und können Komplikationen, die<br />

mit Vorhofflimmern in Zusammenhang<br />

stehen, reduzieren.<br />

Es sind allerdings weitere Daten aus<br />

doppelblinden prospektiven Untersu-<br />

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chungen erforderlich, um über eine solide<br />

Evidenz für den Einsatz von ACE-Hemmern<br />

und Angiotensin-Rezeptorblokkern<br />

für die ausschließliche Prävention<br />

von Vorhofflimmern zu verfügen.<br />

Derzeit laufende Studien werden die<br />

Bedeutung dieser Substanzen im gesamten<br />

Spektrum des Managements von<br />

Vorhofflimmern näher definieren helfen.<br />

Es besteht derzeit klinische Evidenz für<br />

günstige Effekte von ACE-Hemmern bei<br />

Patienten mit Risikofaktoren für Vorhofflimmern<br />

wie Herzinsuffizienz, Hypertonie<br />

mit Linksventrikelhypertrophie oder<br />

Postmyokardinfarkt mit linksventrikulärer<br />

Dysfunktion.<br />

Es fehlen gegenwärtig allerdings weitgehend<br />

experimentielle Daten über die<br />

Effekte der Inhibierung des Renin-<br />

Angiotensin-Systems nach bereits aufgetretenen<br />

strukturellen Schäden, die<br />

ein hohes Risiko für das Auftreten von<br />

Vorhofflimmern darstellen (Herzinsuffizienz,<br />

Myokardinfarkt, Linksventrikelhypertrophie).<br />

Zusätzlich ist der Effekt<br />

einer Kombination von ACE-Hemmern<br />

und Angiotensin-Rezeptorblockern zur<br />

Prävention von Vorhofflimmern gegenwärtig<br />

nicht ausreichend untersucht.<br />

Die klinisch nachzuweisenden „antiarrhythmischen“<br />

Effekte von ACE-Hemmern<br />

und Angiotensin-Rezeptorblokkern<br />

sind vermutlich auf eine Prävention<br />

von strukturellen Umbauprozessen („Remodeling“)<br />

zurückzuführen. Direkte<br />

Effekte auf Ionenkanäle könnten zusätzlich<br />

ebenso einen Beitrag leisten.Weitere<br />

experimentielle Daten aus derzeit laufenden<br />

Studien über atriales Remodeling und<br />

direkte elektrophysiologische Effekte der<br />

ACE-Hemmer und Angiotensin-Rezeptorblocker<br />

werden in naher Zukunft eine<br />

weitere Charakterisierung und exaktere<br />

Klärung der zugrundeliegenden Pathomechanismen<br />

bringen.<br />

Literatur beim Verfasser<br />

Prim. Univ.-Doz. Dr. Johann Auer<br />

1. Interne Abteilung mit Kardiologie<br />

und Internistische Intensivmedizin<br />

Krankenhaus Braunau/<br />

Kreiskrankenhaus Simbach<br />

Ringstraße 60, A-5280 Braunau<br />

Tel.: +43/7722/804 5100<br />

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aus der Grünen Box frei verschrieben<br />

werden (IND:ACE-Hemmer Unverträglichkeit).<br />

Da die Blutdruckzielwerte bei der<br />

Mehrzahl der Hypertoniker mit einer<br />

Monotherapie nicht erreicht werden,<br />

empfehlen Fachgesellschaften wie die European<br />

Society of Hypertension (ESH)<br />

explizit den frühzeitigen Einsatz antihypertensiver<br />

Zweierkombinationen, v.a.<br />

bei Patienten mit sehr hohem Ausgangs-<br />

blutdruck und bei Hypertonikern mit erhöhtem<br />

kardiovaskulären Risiko.<br />

Mit den neuen Fix-Kombinationen von<br />

Blopress ® PLUS lassen sich die Blutdruckzielwerte<br />

bei guter Verträglichkeit noch<br />

besser erreichen. In einer Metaanalyse<br />

konnte gezeigt werden,dass in der Kombination<br />

mit HCTZ 12,5 mg die Steigerung<br />

von Candesartan von 16 auf 32 mg eine zusätzliche<br />

Blutdrucksenkung bewirkt 1 .<br />

Candesartan hat sich unter den AT1-<br />

Rezeptorblockern als potenter, langwirksamer<br />

Blutdrucksenker bewährt und ist<br />

das am häufigsten verschriebene Sartan<br />

in Österreich (IMS Austria 2009).<br />

Alle Blopress ® und Blopress ® PLUS<br />

Dosierungen sind in der Grünen Box ge-<br />

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(EKO 2009).<br />

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1. Karlson et al. Blood Press. 2009 May 22:1-8<br />

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BLPR11092


DIABETES MELLITUS<br />

Hypoglykämien bei Patienten mit<br />

Typ-2-Diabetes mellitus –<br />

ein unterschätztes Risiko?<br />

OA Dr. Heidemarie Abrahamian<br />

Ziel einer leitliniengerechten modernen<br />

Diabetestherapie ist u.a. das Hypoglykämierisiko<br />

und vor allem die Frequenz<br />

von Hypoglykämien zu reduzieren, ohne<br />

die Qualität der Blutzuckereinstellung zu<br />

verschlechtern. Episoden von Hypoglykämien<br />

gehören zum Alltag von vielen<br />

Patienten mit Typ-1-DM und auch<br />

vielen Patienten mit fortgeschrittenem<br />

Typ-2-DM, bei denen „normale“ Blutzuckerwerte<br />

mit Insulintherapie angestrebt<br />

werden. Aber auch unter oraler<br />

antidiabetischer Therapie kann es zu unerwünschten<br />

Hypoglykämien kommen.<br />

Die Hypoglykämie ist nicht lediglich<br />

durch einen Laborwert definiert, sondern<br />

durch die „Whipple’sche Trias“: Plasmaglukose<br />

< 50 mg/dl, typische Symptome,<br />

Besserung der Klinik nach Kohlenhydratzufuhr<br />

(Service FJ ; 1995).<br />

Die Prävalenz von Hypoglykämien<br />

liegt für Typ-1-Diabetes bei 30% (1–1,7<br />

Episoden/ Person/Jahr) und für Typ-2-<br />

Diabetes bei 2,3–15% (0,02–0,35 Episoden/Person/Jahr).<br />

14<br />

Ursachen von Hypoglykämien<br />

Am häufigsten treten Hypoglykämien<br />

bei diabetischen Patienten zwischen 1 und<br />

3 Uhr nachts sowie am späten Nachmittag<br />

auf, da diese Zeiträume durch hohe<br />

Insulinempfindlichkeit gekennzeichnet<br />

sind. Ursachen für Hypoglykämien bei<br />

diabetischen Patienten sind in Tabelle 1<br />

angeführt. Spritzfehler und Diätfehler<br />

zählen zu den häufigsten Ursachen.<br />

Aber auch ungeplante vermehrte körperliche<br />

Aktivität ohne entsprechende<br />

Zufuhr von Extra-Kohlenhydraten führt<br />

nicht selten zu schweren Hypogly-<br />

4/2009<br />

kämien, wobei intensive Hausarbeit<br />

meist unterschätzt wird. Die Zufuhr von<br />

Alkohol kann bei Überschreiten einer<br />

gewissen Menge über die Verminderung<br />

der Laktataufnahme um bis zu 60% und<br />

damit über Substratmangel in einer<br />

Hemmung der hepatischen Glukoneogenese<br />

resultieren. Die Kumulation von<br />

manchen blutzuckersenkenden oralen<br />

Medikamenten und Insulin bei Niereninsuffizienz<br />

ist eine weitere nicht zu<br />

unterschätzende Hypoglykämieursache.<br />

Physiologische Reaktionen<br />

auf Blutzuckerabfall<br />

Der Abfall des Blutzuckers unter einen<br />

bestimmten Wert setzt verschiedene hierarchisch<br />

abgestufte Abwehrmechanismen<br />

in Gang. Bei gesunden Probanden<br />

wird zuerst die Insulinsekretion der<br />

Betazelle soweit reduziert, dass ein Blutzuckerspiegel<br />

zwischen 70–110 mg/dl<br />

aufrechterhalten werden kann. Die glykämische<br />

Schwelle für die Absenkung der<br />

Insulinsekretion liegt bei 80 mg/dl.Wenn<br />

die Blutzuckerspiegel weiter fallen, setzen<br />

in der Folge die Glukagonsekretion<br />

aus der Alphazelle und die Adrenalinsekretion<br />

aus dem Nebennierenmark ein.<br />

Der Blutzucker-Schwellenwert für diese<br />

Reaktionen, die über die Stimulation der<br />

hepatischen Glykogenolyse und Glukogenese<br />

zur Anhebung des Blutzuckers<br />

führen, liegt zwischen 65–70 mg/dl. Sollten<br />

alle diese Abwehrmechanismen<br />

nicht ausreichen um die Hypoglykämie<br />

zu korrigieren, kommen massivere Maßnahmen<br />

zum Tragen.Tiefere Blutzuckertriggern<br />

eine intensivierte sympathoadrenale<br />

Antwort, die autonome Symptome<br />

hervorruft. Bei weiterem Absinken<br />

der Blutzuckerwerte unter 60 mg/dl<br />

kommt es auch zur Stimulation der Cortisolproduktion<br />

in der Nebenniere und<br />

zur vermehrten Ausschüttung von Wachstumshormon<br />

aus der Hypophyse.<br />

Die Wahrnehmung der autonomen<br />

Symptome führt zu verschiedenen Abwehr-Reaktionen<br />

von Hypoglykämie wie<br />

Zufuhr von Nahrung. Auch neuroglukopenische<br />

Symptome beginnen bei tieferen<br />

Blutzuckerwerten, die sich in etwa<br />

bei 54 mg/dl bewegen.<br />

Wenn diese Reaktionskette nicht funktioniert<br />

und nicht zur Anhebung des<br />

Blutzuckers führt, kommt es zum funktionellen<br />

Versagen der Gehirnfunktionen,<br />

das von kognitiven Defiziten zu Beginn<br />

über aberrantes Verhalten zu zerebralen<br />

Krampfanfällen und schließlich zu Koma<br />

führen kann. Die Blutzuckerwerte liegen<br />

bei diesen Reaktionen in der Regel<br />

unter 30 mg/dl.<br />

Symptomatik der Hypoglykämie<br />

Die Symptome bei Hypoglykämie<br />

entstehen einerseits durch sympathoadrenale<br />

Aktivierung und andererseits<br />

durch Neuroglukopenie. (Tabelle 2) Bei<br />

genauer Befragung von Patienten,die an<br />

Hypoglykämien leiden, erfährt man,<br />

dass die Symptome nicht bei jedem Patienten<br />

gleich sind, und dass es individuelle<br />

„Leading-Symptome“ gibt, die<br />

sehr unterschiedlich sein können.<br />

Hypoglykämie und Hirn<br />

Hypoglykämie führt zu Substratmangel<br />

im Gehirn und triggert initial eine<br />

Reihe von physiologischen und behavioralen<br />

Abwehrmechanismen, die direkt<br />

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38


DIABETES MELLITUS<br />

oder indirekt zu einer Steigerung des<br />

Blutzuckers führen. Selten kann schwerste<br />

Hypoglykämie zumindest bei Primaten<br />

zum Hirntod führen.Abgesehen von<br />

einigen seltenen Ursachen wie Insulinom,<br />

ist in den meisten Fällen die Ursache<br />

von Hypoglykämien in der Anwendung<br />

von Insulinsekretagoga oder Insulin, oft<br />

in Zusammenhang mit inadäquater<br />

Kohlenhydtrazufuhr, zu sehen. Da das<br />

Gehirn nicht in der Lage ist, Glukose zu<br />

synthetisieren oder in substantiellen<br />

Mengen zu speichern, ist ein kontinuierliches<br />

Angebot aus der Blutbahn erforderlich.<br />

Der Glukosebedarf des zentralen<br />

Nervensystems liegt im Fastenzustand<br />

bei etwa 125 mg/min und wird vorerst<br />

durch die Glykogenolyse gedeckt und<br />

erst nach Erschöpfung dieser Reserve<br />

wird die Glukoneogenese aus Aminosäuren<br />

aktiviert.<br />

In der Regel kommt es nach Korrektur<br />

des Blutzuckerwertes zur Remission der<br />

zerebralen Ausfälle. Jedoch kann sehr<br />

schwere prolongierte Hypoglykämie mit<br />

Blutzuckerwerten unter 20 mg/dl zum<br />

Hirntod führen. In einer Studie an Affen<br />

wurde gezeigt, dass insulininduzierte<br />

Hypoglykämie über einen Zeitraum von<br />

fünf bis sechs Stunden mit einer Blutzukkerkonzentration<br />

tiefer als 20 mg/dl zur<br />

Hirnschädigung führte. Der durchschnittliche<br />

Blutzuckerwert in dieser Studie lag<br />

bei 13 mg/dl. Glücklicherweise ist Hypoglykämie<br />

in dieser Schwere und Dauer<br />

sehr selten bei Menschen mit DM und<br />

führt zwar zu funktionellen Störungen,<br />

jedoch nicht zum gefürchteten Hirntod.<br />

Interessant ist auch, dass die rasche Steigerung<br />

des Blutzuckerspiegels in hyperglykämische<br />

Bereiche nach schwerer<br />

Hypoglykämie zur Nekrose von Neuronen<br />

führte. Diese Schädigung erklärte<br />

man sich durch Zunahme von Superoxid<br />

und oxidativen Stress (Cryer PhE; 2007).<br />

Inwiefern zu starke Blutzuckerkorrektur<br />

nach Hypoglykämie in hyperglykämische<br />

Bereiche auch beim Menschen zur<br />

schweren Hirnschädigung führen kann,<br />

ist nicht untersucht. Jedoch scheint ein<br />

rascher hoher Blutzuckeranstieg nach<br />

Hypoglykämie nicht besonders günstig<br />

zu sein, sodass empfohlen wird, eine<br />

möglichst rasche Blutzuckerkorrektur in<br />

physiologische Bereiche (um 70–100<br />

mg/dl) anzustreben.<br />

16<br />

Hypoglykämie und Tod<br />

Das vielzitierte und oft hinterfragte<br />

„Dead in bed syndrome“ hat in den letz-<br />

4/2009<br />

ten Jahrzehnten seinen Schrecken verloren.<br />

Ursächlich dafür könnte die Abnahme<br />

von schweren und schwersten<br />

Hypoglykämien durch die Intensivierung<br />

von Schulungsmaßnahmen und durch<br />

den Einsatz moderner Insulinstrategien<br />

und moderner Insuline sein. Dennoch<br />

werden immer wieder Todesfälle bei<br />

Patienten mit Typ-2-DM und hohem<br />

Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen<br />

in Zusammenhang mit schweren<br />

Hypoglykämien beschrieben. In einer<br />

rezenten Studie wurde die Hypothese,<br />

dass Hypoglykämie zur Verschlechterung<br />

der kardiovaskulären autonomen<br />

Funktion führt, untersucht. Die autonome<br />

Funktion wurde durch die Messung<br />

der sympathischen, parasympathischen<br />

und Baroreflex-Funktion erfasst. Hypoglykämie<br />

wurde durch ein hyperinsulinämisches<br />

Clamp auf einen Blutzucker<br />

von 40 mg/dl erreicht. Hypoglykämie<br />

führte zu reduzierter Baroreflex-Sensitivität,<br />

reduzierter sympathischer Aktivität<br />

und reduzierter Plasma-Noradrenalin-<br />

Antwort auf hypotensiven Stress (Adler<br />

GK et al; 2009). Die Abschwächung der<br />

kardialen vagalen Baroreflex-Sensitivität<br />

ist ein unabhängiger Prädiktor der Mortalität<br />

bei Patienten nach Myokardinfarkt.<br />

Aufgrund dieser Ergebnisse sind<br />

weiterführende Untersuchungen erforderlich,<br />

um die Auswirkungen von schweren<br />

Hypoglykämien auf die kardiovaskuläre<br />

Mortalität zu evaluieren.<br />

Möglichkeiten der<br />

Hypoglykämieprävention<br />

Schulung mit Vermittlung von Skills für<br />

Selbstmanagement. Die Hypothese, dass<br />

eine höhere Frequenz von schweren<br />

Hypoglykämien Ausdruck verminderten<br />

Wissens zur Diabetestherapie sein könnte,<br />

wurde von Berger und Mühlhauser in den<br />

späten 1980er-Jahren konsequent verfolgt.<br />

Trainingseinheiten zur Hypoglykämievermeidung<br />

wurden in mehreren Diabeteszentren<br />

eingerichtet und schon bald konnte<br />

die obige Hypothese in kontrollierten<br />

prospektiven Studien bestätigt werden<br />

(Assal JP, Mühlhauser I, Berger M; 1985,<br />

1993, 2002). Blutglukose-Wahrnehmungstrainings<br />

wurden im Anschluss von Cox et<br />

al. entwickelt und bei Patienten mit Hypoglykämie-Wahrnehmungsstörungen<br />

erfolgreich eingesetzt (Cox et al.; 1995).<br />

Unter Einsatz all dieser Programme ist es<br />

bei Patienten mit Typ-1 DM gelungen, die<br />

Blutzuckereinstellung zu verbessern und<br />

an den normoglykämischen Bereich anzunähern,<br />

ohne die Frequenz von schweren<br />

Hypoglykämien zu steigern.<br />

Nach Möglichkeit orale Antidiabetika<br />

einsetzten, die ein sehr niedriges bzw.<br />

kein Hypoglykämie-Risiko aufweisen<br />

wie Metformin, Glitazone und Gliptine.<br />

Verbesserung der Insulinresorption<br />

und -kinetik durch Verwendung von<br />

Insulinanaloga. Die Entwicklung von<br />

unterschiedlichen Techniken zur Veränderung<br />

der Struktur des Insulinmoleküls<br />

führte zu einer Verbesserung der Resorption<br />

der Insuline aus dem subkutanen<br />

Gewebe und damit zur Überwindung<br />

von Grenzen der subkutanen Insulintherapie.<br />

Trotz generell mäßiger Vorteile in<br />

Hinblick auf Verbesserung von HbA1c<br />

und Verminderung von Hypoglykämien<br />

ist es gelungen, insbesondere nächtliche<br />

Hypoglykämien zu reduzieren (Heller<br />

SR et al; 2004, Ashwell SG et al; Diabet<br />

Med 2006).<br />

Implementierung von Insulinpumpen-<br />

Therapie zur Reduktion von Hypoglykämien.<br />

Die kontinuierliche Verabreichung<br />

von Insulin über Insulinpumpe ist<br />

die derzeit beste und darüber hinaus eine<br />

praktikable Methode zur Imitierung der<br />

physiologischen Insulinsekretion. HbA1c-<br />

Verbesserungen von 0,6–0,4% unter Insulinpumpentherapie<br />

ohne Zunahme der<br />

Frequenz von Hypoglykämien werden<br />

berichtet (Jeitler K et al; 2008). Obwohl<br />

Daten zu Hypoglykämien vorerst auf<br />

Patienten mit Typ-1-Diabetes begrenzt<br />

sind, werden bei zunehmendem Einsatz<br />

von Insulinpumpen bei Typ-2-Diabetes in<br />

Kürze auch diesbezügliche Daten zur<br />

Verfügung stehen.<br />

Anwendung von Glukose-Monitoring<br />

zur Identifikation von nächtlichen und<br />

nicht wahrgenommenen Hypoglykämien.<br />

Die rezente Entwicklung von Möglichkeiten<br />

zum kontinuierlichen Blutzukkermessen<br />

über 48–72 Stunden eröffnet<br />

immer mehr die Möglichkeit, „versteckte“<br />

Hypoglykämien zu identifizieren.<br />

Derzeit wird diese Möglichkeit in nahezu<br />

allen Diabeteszentren angeboten.<br />

Tabelle 1<br />

Hypoglykämie-Ursache<br />

• Weglassen einer Mahlzeit<br />

• Insulindosierung fehlerhaft<br />

• Zu hohe Dosierung von Insulinsekretagoga<br />

• Vermehrte körperliche Aktivität ohne<br />

BE-Anpassung (bis 16 Stunden)<br />

• Erhöhte Insulinempfindlichkeit<br />

• Alkohlkonsum (vermindert Gegenregulation)<br />

• Verminderte Insulin-Clearence


DIABETES MELLITUS<br />

Tabelle 2<br />

Symptome bei Hypoglykämie<br />

Autonome Symptome Neuroglukopenie<br />

Kognitiv/motorisch<br />

Schwitzen Sehstörungen<br />

Zittern Sprachstörungen<br />

Weiche Knie Benommenheit<br />

Herzklopfen Konzentrationsschwierigkeiten<br />

Nervosität, Unruhe Müdigkeit<br />

Kopfschmerzen Kribbeln um Mund<br />

Hunger Konfusion<br />

Abnormes Benehmen<br />

Krämpfe,<br />

Bewusstlosigkeit/<br />

Koma<br />

Verbesserung der frühzeitigen Wahrnehmung<br />

von Hypoglykämie-Symptomen:<br />

Die Beobachtung, dass wiederholte<br />

Episoden von kurz dauernden milden<br />

Hypoglykämien die sympathoadrenale<br />

und symptomatische Reaktion auf nachfolgende<br />

Hypoglykämien verringern,<br />

zeigt, dass Defekte solcher Art funktioneller<br />

und nicht struktureller Natur sind.<br />

Daher ist auch eine Reversibilität gegeben.<br />

In mehreren Studien konnte gezeigt<br />

werden, dass die längerfristige bewusste<br />

Vermeidung von Hypoglykämien die<br />

Wahrnehmungsschwelle wieder verbessern<br />

kann (Heller RH; 2008).<br />

Spezielle Therapie zur<br />

Vermeidung von Hypoglykämien –<br />

teilweise experimentell<br />

Die in der Folge angeführten Therapien<br />

führen über eine Verstärkung der körpereigenen<br />

gegenregulatorischen Maßnahmen<br />

zu einer verbesserten Hypoglykämie-Wahrnehmung<br />

und damit zu einer<br />

Reduktion von schweren Hypoglykämien.<br />

Die Studiendaten sind zweifelsfrei<br />

von großem klinischen Interesse.<br />

Allerdings stellt sich die Frage, ob der<br />

Einsatz dieser Substanzen Patienten tatsächlich<br />

vor schweren Hypoglykämien<br />

bewahren kann.<br />

Koffein/Theophyllin: Die Adenosin-<br />

Antagonisten Koffein und Theophyllin<br />

sind die am besten untersuchten Substanzen<br />

zur Hypoglykämie-Prävention.<br />

Über eine Erhöhung der Katecholaminspiegel<br />

und damit Intensivierung der<br />

Symptome wurde in einigen Studien mit<br />

Koffein berichtet (Watson JM; 2000;<br />

Richardson T; 2005). Theophyllin wurde<br />

intravenös während eines hypoglykämischen<br />

Clamps verabreicht und führte in<br />

dieser Studienanordnung zur Steigerung<br />

Anzeige Plus<br />

38<br />

4/2009 17


DIABETES MELLITUS<br />

der Symptomatik (de Galan BE et al;<br />

2002). Obwohl diese Ergebnisse durchaus<br />

von Interesse sind, bleibt die Frage<br />

nach der klinischen Relevanz offen, da<br />

keine Studie vorliegt, die über einen ausreichend<br />

langen Zeitraum den Effekt<br />

dieser Substanzen auf die Hypoglykämie-<br />

Wahrnehmung oder Häufigkeit von<br />

Hypoglykämien untersucht. Die Reduktion<br />

des zerebralen Blutflusses durch<br />

diese Substanzen birgt sicher ein Gefahrenpotential,<br />

dessen Auswirkungen bei<br />

schweren Ereignissen nicht absehbar<br />

sind.<br />

Modafanil: Die Hypothese, dass die<br />

Modulation von Glukose-Sensing und<br />

insbesondere von hypothalamischen<br />

Hypoglykämie-Sensing über Effekte der<br />

Gamma-Aminobuttersäure (GABA)<br />

erfolgt, eröffnet weitere Therapieoptionen.<br />

Während eines hypogkylämischem<br />

Clamping konnte unter Modafanil eine<br />

Steigerung von adrenergen Symptomen<br />

beobachtet werden. Der Wirkmechanismus<br />

erklärt sich über die Hemmung von<br />

GABAminergen Neuronen, die den sympathoadrenalen<br />

Response verstärken<br />

können.<br />

Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-<br />

Hemmer (SSRI): Der Wirkmechanismus<br />

erfolgt über die Verstärkung der gegenregulatorischen<br />

Antwort durch Steigerung<br />

des sympathischen Outflow bei<br />

Blockade der Serotonin-Aufnahme.<br />

Orales Terbutalin zur Bettzeit: Die<br />

perorale Verabreichung von Terbutalin,<br />

einem Sympathomimetikum, kann die<br />

18<br />

4/2009<br />

Hypoglykämie<br />

Häufigkeit von nächtlichen Hypoglykämien<br />

reduzieren, allerdings unter<br />

Inkaufnahme eines höheren Nüchtern-<br />

Blutzuckerwertes (Saleh TY et al; 1997;<br />

Raju B et al; 2006).<br />

Insgesamt ist der Zeitpunkt zu früh,obige<br />

Therapien breit bei Typ-2-Diabetes einzusetzen.<br />

Langzeitdaten an einer größeren<br />

Patientengruppe existieren bis dato<br />

nicht, es handelt sich lediglich um „Proofof-principle-Studien“.<br />

Jedoch soll diese<br />

Übersicht zeigen,dass bei schweren Wahrnehmungsstörungen<br />

durchaus medikamentöse<br />

Interventionen neben dem etablierten<br />

Hypoglykämie-Unawareness-<br />

Training zum Tragen kommen könnten.<br />

ACCORD und Hypoglykämien<br />

Abschließend möchte ich noch zu den<br />

Ergebnissen der Accord-Studie (Action<br />

to control cardiovascular risk in Diabetes)<br />

in Hinblick auf schwere Hypoglykämien<br />

und kardiovaskuläre Mortalität<br />

Stellung nehmen. In der Accord-Studie<br />

wurde eine aggressive Blutzucker-Kontroll-Strategie<br />

unter Einsatz von multiplen<br />

oralen Antidiabetika und frühem<br />

Einsatz von prandialem und Bettzeit-<br />

Insulin umgesetzt, um ein Ziel von<br />

HbA1c ≤ 6% zu erreichen. Diese therapeutischen<br />

Regimes führten bei vielen<br />

Patienten zum Auftreten von schweren<br />

Hypoglykämien, die zur Steigerung der<br />

kardiovaskulären Mortalität beigetragen<br />

haben dürften. Die Hypoglykämie<br />

schien mit einer Hazard-Ratio von 4,04<br />

der stärkste Prädiktor für kardiovaskulären<br />

Tod zu sein.<br />

Abbildung 1<br />

Zusammenfassung<br />

Obwohl der Einsatz moderner Therapiestrategien<br />

und auch moderner diagnostischer<br />

Maßnahmen, wie oben beschrieben,<br />

zur Reduktion von Hypoglykämien<br />

geführt hat, ist dennoch weiterhin eine<br />

enge Assoziation zwischen Qualität der<br />

Stoffwechselsituation und Frequenz von<br />

Hypoglykämien gegeben. Wie bereits in<br />

den 1980er Jahren beschrieben, nimmt<br />

hier die Schulung zur Prävention von<br />

schweren Hypogklykämien nach wie vor<br />

eine zentrale Stellung ein.<br />

Ein weiterer Punkt ist die Definition<br />

der „sehr guten Blutzuckerkontrolle“ als<br />

Ziel der Diabeteseinstellung bei Patienten<br />

mit Typ-2-Diabetes. Die Frage nach<br />

„wie tief ist ausreichend und wie hoch<br />

kann toleriert werden“, wird uns in den<br />

nächsten Jahren insbesondere nach den<br />

publizierten Ergebnissen der ADVAN-<br />

CE-Studie und der VADTD-Studie und<br />

vor allem auch der UKPDS-Langzeit-<br />

Daten beschäftigen.<br />

OA Dr. Heidemarie Abrahamian<br />

3. Med. Abteilung im Krankenhaus<br />

Hietzing mit Neurologischem<br />

Zentrum Rosenhügel<br />

Wolkersbergenstraße 1, A-1130 Wien<br />

Tel.: +43/1/801 10, Fax-DW: -2109<br />

dr.abrahamian@mednlp.com


Adipositas in der Praxis<br />

Priv. Doz. Dr. Susanne Kaser<br />

Mehr als die Hälfte der männlichen<br />

Bevölkerung Österreichs ist übergewichtig<br />

(43%) oder adipös (12%), Österreichs<br />

Frauen sind zwar etwas seltener übergewichtig<br />

(29%), der Anteil adipöser Frauen<br />

ist jedoch größer (13%) als bei Männern.<br />

Abgesehen von den individuellen<br />

gesundheitlichen und sozialen Folgen<br />

stellt die zunehmende Adipositas Prävalenz<br />

weltweit auch ein enormes gesundheitsökonomisches<br />

Problem dar – die<br />

durch Adipositas verursachten jährlichen<br />

Kosten in den USA werden laut Centers<br />

for Disease Control and Prevention<br />

(CDC) auf umgerechnet 103 Milliarden<br />

Euro geschätzt.<br />

Die Langzeitfolgeerkankungen umfassen<br />

Störungen des Kohlehydratstoffwechsels<br />

(gestörte Nüchternglukose/ Glukosetoleranz,<br />

Diabetes mellitus Typ-2)<br />

sowie des Lipidstoffwechsels (Hypertriglyzeridämie<br />

verbunden mit niedrigem<br />

HDL-Cholesterin), Hyperurikämie, arterielle<br />

Hypertonie sowie daraus resultierend<br />

ein beträchtlich erhöhtes Risiko für<br />

kardiovaskuläre Erkrankungen. Auch das<br />

Ursachen von Adipositas<br />

Malignomrisiko ist bei Adipositas deutlich<br />

erhöht, zusätzlich erkranken adipöse<br />

Patienten häufiger an pulmonalen Erkrankungen<br />

(z.B. Schlafapnoe Syndrom)<br />

und hepatologischen Erkrankungen<br />

(Nicht-alkoholische Fettlebererkrankung,<br />

Cholezystolithiasis). Endokrinologische<br />

Folgen treten häufig in Form von polyzystischem<br />

Ovarialsyndrom und Hyperandrogenämie<br />

bei Frauen sowie verminderter<br />

Testosteronkonzentration beim Mann<br />

auf. Abgesehen von den psychosozialen<br />

Konsequenzen führen auch die häufig<br />

auftretenden degenerative Erkrankungen<br />

des Bewegungsapparats zu einer beträchtlichen<br />

Einschränkung der Lebensqualität<br />

von adipösen Patienten.<br />

Die häufigsten Ursachen für Übergewicht<br />

oder Adipositas (Klassifikation<br />

siehe Tabelle 1) sind ein relativer Energieüberschuß<br />

durch Bewegungsmangel<br />

und Fehlernährung sowie Gewichtszunahme<br />

im Rahmen von Rauchentwöhnung,<br />

Schwangerschaft oder Immobilisierung.<br />

Bei Frauen kommt es häufig<br />

während des Klimakteriums zu einer<br />

• Diätfehler, Bewegungsmangel, soziale Faktoren, Prädisposition, Alter<br />

• Essstörungen (Night Eating Syndrome, Binge-Eating Disorder)<br />

• Medikamentös:<br />

Antipsychotika: z.B. Thioridazin, Olanzapin, Clozapine, Risperidon, Quetiapin<br />

Antidepressiva: z.B. Amitryptilin, Mirtazapin, Paroxetin<br />

Antikonvulsiva: z.B. Valproat, Carbamazepin, Gabapentin<br />

Antidiabetika: z.B. Sulfonylharnstoff, Insulin, Glitazone<br />

Antihistaminika: z.B. Cyproheptidin<br />

Antihypertensiva: z.B. Propranolol, Terazosin<br />

Steroidhormone: z.B. Kontrazeptiva, Glukokortikoide, Progesteron<br />

• neuroendokrine Formen: hypothalamische Adipositas, Hyperkortisolismus,<br />

Hypothyreoidismus, GH Defizienz, PCOS<br />

• genetische/kongenitale Formen (z.B. Leptindefizienz, Prader-Willi-Syndrom)<br />

Abbildung 1<br />

ADIPOSITAS<br />

Gewichtszunahme, die auch mit einer<br />

metabolisch besonders ungünstigen Umverteilung<br />

des gluteofemoralen Fettgewebes<br />

(„subkutane Adipositas“) hin zur<br />

abdominellen Akkumulation („viszerale<br />

Adipositas“) verbunden ist. Auch der<br />

Einsatz zahlreicher Medikamente ist mit<br />

teils signifikanten Gewichtszunahmen<br />

verbunden, an vorderster Stelle sind hier<br />

Antipsychotika und Antidepressiva zu<br />

nennen. Seltenere Ursachen stellen<br />

psychiatrische, endokrinologische Erkrankungen<br />

wie Hypothyreose oder<br />

Hyperkortisolismus oder genetische<br />

Formen dar (Abbildung 1).<br />

Im Anschluß an die Abklärung der<br />

Genese und Evaluierung von potentiell<br />

bereits vorliegender Begleiterkrankungen<br />

ist eine Risikostratifizierung zur<br />

Festlegung einer risikoadaptierten Therapie<br />

hilfreich: Anders als die subkutane<br />

Form ist die viszerale Adipositas aufgrund<br />

der ektopen Fettgewebsakkumulation<br />

vor allem in Leber, Muskulatur<br />

und Myokard eng mit dem Auftreten<br />

von Folgeerkrankungen verbunden.<br />

Abgesehen von der Berechnung des<br />

Body Mass Index (kg/m 2 ) ist daher die<br />

Bestimmung des Taillenumfangs bzw.<br />

der waist to hip ratio (WHR) sinnvoll.<br />

Bei Frauen ist ein Taillenumfang > 88 cm<br />

und eine WHR > 0,85, bei Männern ein<br />

Taillenumfang > 102 cm und eine WHR<br />

> 1,0 mit einem deutlich erhöhten Risiko<br />

für metabolische Komplikationen verbunden.<br />

Eine weiterführende Diagnostik<br />

durch bildgebende Verfahren (Sonographie,<br />

Computertomographie, MRI)<br />

zur Bestimmung des Adipositas-Typs<br />

bzw. dessen Ausmaß ist meist nicht erforderlich.<br />

Die Body-Impedanz-Analyse<br />

ermöglicht abhängig vom Hydratationszustand<br />

eine annähernde Quantifizie-<br />

4/2009 19


ADIPOSITAS<br />

rung von Fettgewebe und Muskulatur,<br />

gibt jedoch keine Information über das<br />

Fettverteilungsmuster.<br />

Jede Form von Übergewicht und Adipositas<br />

stellt eine Indikation zur Lebensstilmodifikation<br />

dar (Tabelle 3). Aus<br />

medizinischer Sicht ist bei jedem Patient<br />

mit einem BMI ≥ 30,0 kg/m 2 und bei<br />

Patienten mit einem BMI zwischen 25,0–<br />

29,9 kg/m 2 mit abdominellem Fettverteilungsmuster<br />

oder präexistenter Komorbidität<br />

(arterielle Hypertonie, Diabetes<br />

mellitus Typ-2, Erkrankungen, die durch<br />

Übergewicht verschlimmert werden,<br />

psychosozialer Leidensdruck) eine konservative<br />

Therapie indiziert (Österreichische<br />

Adipositasgesellschaft).<br />

Basis jeder Gewichtsabnahme ist eine<br />

entsprechende Ernährungstherapie. Diese<br />

sieht eine Reduktion der Energiezufuhr<br />

sowie gegebenenfalls eine Änderung<br />

der Nährstoffzusammensetzung<br />

vor. Der individuelle Energiebedarf kann<br />

durch Schätzung des Grundumsatzes<br />

(GU) (1 (m) bzw. 0,9 (f) kcal/h/kg KG)<br />

unter Berücksichtigung des individuellen<br />

sogenannten Physical Activity Levels<br />

(PAL) (Tabelle 2) berechnet werden:<br />

20<br />

4/2009<br />

Klassifikation<br />

Energiebedarf = GU x PAL<br />

Tabelle 1<br />

BMI (kg/m 2 ) Beispiel: Körpergröße 180 cm<br />

Untergewicht < 18,5 < 60<br />

Normalgewicht 18,5–24,9 60–80<br />

Übergewicht 25–29,9 81–96<br />

Adipositas I 30–34,9 97–112<br />

Adipositas II 35–39,9 113–129<br />

Adipositas III/Adipositas permagna ≥ 40 ≥ 130<br />

Tabelle 2<br />

Beispiele für Physical Activity Levels (PAL)<br />

Arbeitsintensität PAL Beispiel<br />

Sitzend/liegend 1,2 alte, gebrechliche Menschen<br />

Sitzend, wenig Freizeitaktivität 1,4–1,5 Büroangestellter, Feinmechaniker<br />

Sitzend, zeitweilig gehend, stehend 1,6–1,7 Laboranten, Kraftfahrer, Studierende, Fließband<br />

Überwiegend gehend oder stehend 1,8–1,9 Hausfrauen, Verkäufer, Kellner, Mechaniker<br />

Körperlich anstrengende Berufe 2,0–2,4 Bauarbeiter, Landwirt, Bergarbeiter, Sportler<br />

Tabelle 3<br />

BMI (kg/m2 Indikationen zur Therapie bei Übergewicht und Adipositas<br />

)<br />

25–26,9 27–29,9 30–34,9 35–39,9 ≥ 40<br />

Diät, Bewegung,<br />

Verhalten<br />

+ bei RF/Komorbiditäten + + +<br />

Pharmakologische – + bei RF / + + +<br />

Therapie Komorbiditäten<br />

Bariatrische Chirurgie – – – + bei<br />

Komorbiditäten<br />

+<br />

RF, Risikofaktor NHLBI Guidelines, 2000<br />

Eine Reduktion der Energiezufuhr<br />

für Personen mit einem BMI zwischen<br />

27–34,9 kg/m 2 im Ausmaß von 300–500<br />

kcal sowie für Personen mit einem BMI<br />

≥ 35 kg/m 2 im Ausmaß von 500–1.000<br />

kcal ermöglicht meist die angepeilte Gewichtsreduktion<br />

von ca. 10% des Ausgangsgewichts<br />

innerhalb von sechs<br />

Monaten. Entsprechend werden mäßig<br />

hypokalorische Kostformen (Low Calorie<br />

Diets, LCD) mit einer Energiezufuhr<br />

von 1.000 bzw. 1.600 kcal/d empfohlen<br />

(Österreichische Adipositasgesellschaft).<br />

Stark hypokalorische Diäten<br />

(< 450–800 kcal/d) (Very-Low-Calorie-<br />

Diets VLCD) sind aufgrund der häufig<br />

auftretenden Nebenwirkungen und der<br />

Problematik der längerfristigen Gewichtsstabilisierung<br />

nur für Hochrisikopatienten<br />

unter ärztlicher Aufsicht zu<br />

empfehlen. Zudem müssen sie mindestens<br />

50 g Protein, 45 g Kohlenhydrate<br />

und 7 g Fett bei gleichzeitiger Substitution<br />

von Mineralstoffen, Vitaminen und<br />

Spurenelementen enthalten und sollen<br />

nicht länger als vier bis sechs Wochen<br />

eingenommen werden. Nulldiäten sind<br />

aufgrund der Nebenwirkungen, insbe-<br />

sondere des Proteinabbaus kontraindiziert.<br />

Formuladiäten können bei Patienten<br />

mit BMI ≥ 35 kg/m 2 zur Motivationssteigerung<br />

als Einstieg oder längerfristig<br />

auch als Ersatz einzelner Mahlzeiten<br />

eingesetzt werden.<br />

Hinsichtlich Nährstoffzusammensetzung<br />

werden zahllose Diäten angeboten.<br />

Obwohl kohlenhydratarme Diäten<br />

(„low carb diet“, KH < 10 kcal%/60 g)<br />

zu einem zumindest kurzfristig ausgeprägteren<br />

Gewichtsverlust führen als<br />

fettreduzierte Diäten, werden diese aufgrund<br />

fehlender Langzeitzeitbeobachtungen<br />

nicht empfohlen. Einfache Zukker<br />

sollten laut Empfehlungen eingeschränkt<br />

werden (< 10 kcal%), der<br />

Kohlenhydratanteil sollte jedoch über<br />

55 kcal% liegen und vorwiegend Polysaccharide<br />

beinhalten. Im Gegensatz zu<br />

„low carb“ Diäten konnte für fettreduzierte<br />

(< 30 kcal%) Diäten gezeigt werden,<br />

dass diese keinen nachteiligen<br />

Effekt auf kardiovaskuläre Risikofaktoren<br />

haben. Daraus ergibt sich die Empfehlung<br />

für das Einhalten einer fettreduzierten/-moderaten,<br />

ballaststoffreiche<br />

Diät mit einem reduzierten Anteil an<br />

gesättigten Fettsäuren, Cholesterin und<br />

einfachen Zucker.<br />

Einen zweiten wichtigen Baustein in<br />

der Gewichtsreduktion stellt die Bewegungstherapie<br />

dar.Vermehrte körperliche<br />

Aktivität erhöht den täglichen Energiebedarf,<br />

ein zusätzlicher Energieverbrauch<br />

von 2.500 kcal pro Woche (entsprechend<br />

mindestens fünf Stunden körperlicher<br />

Bewegung) ist für eine signifikante Gewichtsabnahme<br />

erforderlich. Besondere<br />

Bedeutung kommt der Bewegungstherapie<br />

in der Phase der Gewichtsstabilisierung<br />

zu, da eine relevante Gewichtsreduktion<br />

mit einer Reduktion des Energiebedarfs<br />

einhergeht.<br />

Eine Verhaltenstherapie ist unter anderem<br />

zur Verbesserung der Selbstbeobachtung,<br />

Selbstkontrolle und zum Rückfallund<br />

Prophylaxetraining indiziert.<br />

Eine Indikation zur additiven pharmakologischen<br />

Therapie besteht nach erfolgloser<br />

Basistherapie durch Lifestyle<br />

Modifikation bei Patienten mit einem<br />

BMI ≥ 30 kg/m 2 oder bei Patienten mit<br />

einem BMI ≥ 27 kg/m 2 und entsprechenden<br />

Komorbiditäten bzw. Risikofaktoren.<br />

Aktuell sind in Österreich zwei Substanzen<br />

zur Gewichtsreduktion zugelassen.<br />

Sibutramin (Reductil ® ) und Orlistat


(Xenical ® ,Alli ® ). Sibutramin ist ein selektiver<br />

Serotonin- und Noradrenalin Reuptake<br />

Inhibitor, der durchschnittlich zu<br />

einer Gewichtsreduktion von 5–10% bei<br />

einem Großteil der Patienten führt. Als<br />

wichtigste potentielle Nebenwirkungen<br />

werden eine Erhöhung des systolischen<br />

und diastolischen Blutdrucks um 2–3 mm<br />

Hg und eine Erhöhung der Herzfrequenz<br />

um 3–7 bpm angeführt. In Italien<br />

wurde Sibutramin vorübergehend die<br />

Zulassung entzogen, nachdem ein<br />

Zusammenhang zwischen zwei Todesfällen<br />

durch kardiovaskuläre Ereignisse<br />

und der Sibutramineinnahme nicht ausgeschlossen<br />

werden konnte. Die derzeit<br />

laufende SCOUT-Studie wird in kurzer<br />

Zeit Klarheit über Benefits oder Risken<br />

einer Langzeit Sibutramintherapie bzgl.<br />

kardiovaskulärer Mortalität bringen. Im<br />

Gegensatz zum zentralnervös wirksamen<br />

Sibutramin bewirkt Orlistat eine Inhibierung<br />

der gastrointestinalen Lipase, was<br />

zu einer vermehrten Ausscheidung von<br />

nichtabsorbiertem Fett mit den Faeces<br />

führt. Eine gleichzeitige Einnahme einer<br />

fettreichen Mahlzeit gemeinsam mit<br />

Orlistat kann demzufolge zu einer Steatorrhoe<br />

führen. Die zu erwartende<br />

Gewichtsabnahme ist durchschnittlich<br />

etwas geringer als unter einer Sibutramintherapie.<br />

Studien haben belegt, dass<br />

Orlistat die Manifestation eines Diabetes<br />

mellitus Typ-2 bei Patienten mit gestörter<br />

Nüchternglukose/Glukosetoleranz reduziert/verzögert.<br />

Einige Substanzen aus<br />

der Gruppe der selektiven Hemmer der<br />

Serotonin Reuptake Inhibitoren führen<br />

ebenfalls häufig zu einer <strong>leicht</strong>en<br />

Gewichtsreduktion und sind zur Behandlung<br />

von Depressionen im Zusammenhang<br />

mit Adipositas zugelassen. Metformin<br />

und Acarbose, die ebenso mit einem<br />

reduzierten Diabetes mellitus Typ-2 Risiko<br />

verbunden sind, führen zu einer geringen<br />

Gewichtsabnahme, sind aber gesichert<br />

nur zur Diabetesprävention und –<br />

Therapie geeignet. Seit Einführung der<br />

Glukagon-like peptide 1 Analoga (Exenatide<br />

(Byetta ® ), Liraglutide (Victoza ® ) stehen<br />

in der Therapie des Diabetes mellitus<br />

Typ-2 weitere potente Medikamente zur<br />

Verfügung, die mit einer signifikanten Gewichtsabnahme<br />

einhergehen.<br />

Die Swedish Obese Subjects (SOS)<br />

Studie erbrachte ernüchternde Resultate,<br />

was das Langzeit-Outcome von alleiniger<br />

Lifestyle Modifikation zur Gewichtsreduktion<br />

betrifft. Nach durchschnittlich 10<br />

Jahren führte eine alleinige Lebensstil<br />

Umstellung zu keiner Gewichtsabnahme.<br />

Im Gegensatz dazu zeigten sich jedoch<br />

sehr positive Ergebnisse nach bariatrischen<br />

Operationen. Magenband (gastric<br />

banding) Operationen führten langfristig<br />

zu einer bleibenden Gewichtsabnahme<br />

von mehr als 10%, Gastric-Bypass-Operationen<br />

sogar zu einer mehr als 25%igen<br />

Reduktion des Körpergewichts. Die<br />

Gewichtsabnahmen waren verbunden<br />

mit einer signifikanten Reduktion der<br />

ADIPOSITAS<br />

Mortalität sowie einer deutlichen Verbesserung<br />

sämtlicher metabolischer Parameter<br />

sowie der Malignomrate gegenüber<br />

konservativ behandelten Patienten. Bei<br />

der Magenband-Operation wird laparoskopisch<br />

ein Silikonband im Bereich des<br />

Magenfundus plaziert, sodass es durch<br />

Verkleinerung des Magens zu einer Nahrungseinschränkung<br />

kommt (restriktives<br />

Verfahren). Im Gegensatz dazu handelt<br />

es sich bei der Roux-en-Y-Gastric-Bypass<br />

Operation um ein kombiniert restriktiv<br />

und malabsorptives Verfahren, bei dem<br />

der operativ hergestellte Restmagen<br />

unter Umgehung des Zwölffingerdarms<br />

an die Dünndarmwand angeschlossen<br />

wird. Eine Indikation zur bariatrischen<br />

Operation besteht bei Patienten mit<br />

einem BMI ≥ 35 kg/m 2 mit Komorbidität<br />

bzw. bei Patienten mit einem BMI<br />

> 40 kg/m 2 , bei denen konservative Versuche<br />

einer Gewichtsreduktion fehlgeschlagen<br />

sind.<br />

Priv.-Doz. in Dr. Susanne Kaser<br />

Univ.-Klinik für Innere Medizin I<br />

(Stoffwechsel-Ambulanz)<br />

Anichstraße 35, A-6020 Innsbruck<br />

Tel.: +43/512/504 232 69<br />

susanne.kaser@i-med.ac.at<br />

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Die Unternehmensgruppe Kwizda ist<br />

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in fünfter Generation und beschäftigt<br />

rund 1.200 Mitarbeiter. Bei Kwizda<br />

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sämtliche Aktivitäten zur Unterstützung<br />

der Patienten und Kunden.<br />

Im Bereich der Gastroenterologie bietet<br />

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sich dabei um einen österreichischen<br />

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Clopidogrel-Patienten, die aufgrund der<br />

Kombination mit ASS einen <strong>Magenschutz</strong><br />

benötigen,eingesetzt werden kann.<br />

Ulcusan ® wird zur Behandlung von<br />

übermäßiger Säureproduktion im Magen<br />

verwendet und ist lactosefrei. Der<br />

hochwirksame kompetitive Histamin-<br />

H2-Antagonist (mit hoher Selektivität<br />

für H2-Rezeptoren)<br />

hemmt für mehr als zwölf Stunden<br />

sowohl die basale als auch<br />

die stimulierte Sekretion von<br />

Magensäure und verringert so<br />

die Menge an Magensaft und<br />

Pepsin. Ulcusan ® wird nach oraler<br />

Gabe rasch resorbiert. Die<br />

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4/2009 21


VIRUSHEPATITIS<br />

Therapie der Virushepatitis<br />

Dr. Susanne Abbrederis, Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Vogel<br />

22<br />

4/2009<br />

Hepatitis B<br />

Die Hepatitis B zählt nach wie vor zu<br />

den weltweit häufigsten Infektionskrankheiten.<br />

0,6–1 Million Menschen<br />

sterben pro Jahr an den Folgen einer<br />

Hepatitis B, als chronisch infiziert sind<br />

ca. 5% der Weltbevölkerung anzusehen.<br />

Von dementsprechender Wichtigkeit ist<br />

eine möglichst effiziente Therapie. In<br />

den letzten Jahren ließen sich diesbezüglich<br />

einige Neuerungen verzeichnen,<br />

betreffend sowohl die Auswahl an verschiedenen,<br />

teilweise neuen Präparaten,<br />

als auch Therapiestrategien.<br />

Therapieziel ist die Eradikation des<br />

Virus bzw. Hemmung der Virusreplikation<br />

und dadurch Verhinderung der Entzündungsaktivität,<br />

was in weiterer Folge<br />

das Fortschreiten der Lebererkrankung<br />

verhindert.<br />

Bei der Therapieindikation ist die<br />

quantitative Bestimmung der Hepatitis-<br />

B-Virus-DNA (HBV) mittlerweile zum<br />

zentralen Element geworden.Verwendet<br />

werden hierzu heute fast ausschließlich<br />

PCR-basierte Tests, deren Nachweisgrenze<br />

bei ca. 10 2 copies/ml anzusetzen ist<br />

(z.B. Cobas AmpliPrep ® /TaqMan ® ). Der<br />

Cut-off-Wert zur Therapieentscheidung<br />

liegt aktuell bei 10 4 copies/ml (entsprechend<br />

2.000 IU/ml), da nachgewiesen<br />

werden konnte, dass darüberliegende<br />

Werte mit einem deutlich höheren Risiko<br />

der Entwicklung einer Leberzirrhose<br />

und eines hepatozellulären Karzinoms<br />

vergesellschaftet sind. Weiters von Bedeutung<br />

bei der Therapieindikation sind<br />

der HBV-Genotyp – Genotypen A und<br />

B sprechen besonders gut auf Interferon<br />

an – und auch der Fibrosegrad (Histologie).<br />

Den Transaminasen kommt aufgrund<br />

häufig fluktuierender Werte eine<br />

eher untergeordnete Bedeutung zu.<br />

Bei fortgeschrittener Lebererkrankung<br />

besteht eine Therapieindikation unabhängig<br />

von der Virämie, ebenso bei leber-<br />

Tabelle 1<br />

Wirksamkeit verschiedener Virostatika (48 bzw. 52 Wochen Therapiedauer)<br />

Substanz HBeAg+ HBeAg-<br />

HBV-DNA HBV-DNA<br />

< 300 copies/ml < 300 copies/ml<br />

Lamivudin 36% 72%<br />

Adefovir 25% 51%<br />

Entecavir 67% 90%<br />

Telbivudin 60% 88%<br />

Tenofovir 74% 91%<br />

GPT-Normalisierung GPT-Normalisierung<br />

Lamivudin 60% 72%<br />

Adefovir 48% 38%<br />

Entecavir 77% 78%<br />

Telbivudin 68% 74%<br />

Tenofovir 69% 77%<br />

transplantierten Hepatitis-B-Patienten (+<br />

Immunglobulin). Im Falle geplanter<br />

Immunsuppression oder Chemotherapie<br />

sollen Anti-HBc-positive Patienten zuvor<br />

und zumindest drei bis sechs Monate<br />

nach Abschluss der immunmodulatorischen<br />

Therapie virostatisch behandelt<br />

werden.<br />

In der Schwangerschaft ist die Therapieindikation<br />

nach wie vor nicht exakt<br />

definiert – nach derzeitiger Empfehlung<br />

kann bei bekannter chronischer Hepatitis<br />

B im 1. und 2. Trimenon unter engmaschigen<br />

Kontrollen auf eine antivirale<br />

Therapie verzichtet werden (sofortiger<br />

Therapiebeginn mit Nukleosid- oder<br />

Nukleotidanalogon bei steigender<br />

Virusreplikation oder zunehmenden<br />

Transaminasenwerten), während im 3.<br />

Trimenon eine virostatische Therapie<br />

häufiger notwendig zu sein scheint. Bei<br />

vorbestehender antiviraler Therapie<br />

wird ein Wechsel auf Lamivudin (oder<br />

Telbivudin oder Tenofovir, entsprechend<br />

FDA-Richtlinien) empfohlen.<br />

Bei der akuten Hepatitis B besteht<br />

aufgrund des zumeist benignen selbstlimitierten<br />

Verlaufes (beim immunkompetenten<br />

Patienten) keine Therapieindikation.<br />

Keine klare Therapieempfehlung<br />

gibt es bei noch nachweisbarer HBV-<br />

DNA drei Monate nach Krankheitsbeginn,<br />

da hier nicht sicher zwischen akuter<br />

Hepatitis B und akutem Schub einer<br />

zuvor nicht bekannten, jedoch bestehenden<br />

chronischen Hepatitis B unterschieden<br />

werden kann. Auch bei der fulminanten<br />

Hepatitis B gibt es derzeit keine<br />

definierte Therapieindikation, allerdings<br />

wurde von gutem Ansprechen auf Lamivudin<br />

berichtet.<br />

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38


VIRUSHEPATITIS<br />

Das Therapieansprechen bei der chronischen<br />

Hepatitis B wird durch verschiedene<br />

Termini klassifiziert – virologischer<br />

(komplett oder inkomplett, abhängig<br />

vom Ausmaß der Hemmung der Virusreplikation),<br />

biochemischer (Abfall zuvor<br />

erhöhter Transaminasen) und histologischer<br />

(Abnahme der entzündlichen Aktivität<br />

und/oder des Fibrosegrades) Response,<br />

außerdem initialer (innerhalb von<br />

drei bis sechs Monaten nach Therapiebeginn),<br />

maintained (MTR, anhaltendes<br />

Ansprechen unter Therapie), end of<br />

treatment (ETR, Ansprechen zum Zeitpunkt<br />

des Therapieendes) und sustained<br />

(SR, nicht nachweisbare HBV-DNA<br />

mindestens 12 Monate nach Therapieende)<br />

Response.<br />

Zur Therapie der chronischen Hepatitis<br />

B stehen Interferon alpha, Nukleosid-<br />

und Nukleotidanaloga zur Verfügung,<br />

hierauf soll im Folgenden eingegangen<br />

werden.<br />

Zur Interferontherapie wird heute<br />

ausschließlich pegyliertes Interferon<br />

alpha eingesetzt (im Vergleich zum früher<br />

verwendeten Standard-Interferon<br />

alpha Applikation nur 1x/Woche notwendig).<br />

Die Therapiedauer ist auf ein<br />

Jahr limitiert. Gute Erfolge sind zu<br />

erwarten bei therapienaiven HBeAgpositiven<br />

Patienten mit niedriger Viruslast,<br />

hohen Transaminasenwerten, therapienaiven<br />

Patienten und nicht fortgeschrittener<br />

Lebererkrankung. Bei<br />

Leberzirrhose ist Interferon kontraindiziert,<br />

wie auch bei stark erhöhten Transaminasenwerten<br />

(> 10faches der Norm),<br />

Schwangerschaft und Stillzeit.<br />

Im Gegensatz zum Interferon zeigen<br />

Nukleosid- und Nukleotidanaloga ein<br />

deutlich günstigeres Nebenwirkungsprofil,<br />

sie werden außerdem (für den Patienten<br />

angenehmer) oral verabreicht und<br />

können auch bei fortgeschrittener und<br />

dekompensierter Lebererkrankung angewendet<br />

werden.<br />

Die Therapiedauer ist laut aktuellen<br />

Daten nach wie vor nicht exakt definiert.<br />

Falls eine HBeAg-Serokonversion<br />

eintritt, sollte jedenfalls noch für mindestens<br />

sechs Monate weitertherapiert<br />

werden, bei HBsAg-Serokonversion<br />

kann die Therapie beendet werden.<br />

HBeAg-negative Verläufe sollten dauertherapiert<br />

werden. Es steht mittlerweile<br />

eine große Auswahl an Virostatika<br />

zur Verfügung,Wirksamkeit siehe Tabelle<br />

1.<br />

24<br />

4/2009<br />

Ein großer Nachteil bei der Anwendung<br />

von Nukleosid- und Nukleotidanaloga<br />

ist in der Resistenzentwicklung zu<br />

sehen – gemäß aktuellen Daten für<br />

Lamivudin 71% nach vier Jahren, Adefovir<br />

30% nach fünf Jahren, Telbivudin<br />

18% nach zwei Jahren und Entecavir 1%<br />

nach drei Jahren. Gegen Tenofovir sind<br />

auch nach zwei Jahren noch keine Resistenzen<br />

aufgetreten. Resistenzen entstehen<br />

besonders häufig bei initial hoher<br />

Virämie, langer Therapiedauer, Noncompliance,<br />

Immunsuppression und<br />

Gabe von Nukleosid-/Nukleotidanaloga<br />

mit geringer antiviraler Aktivität und<br />

geringer genetischer Barriere.<br />

An Nukleosidanaloga stehen derzeit<br />

Lamivudin (gute antivirale Wirksamkeit,<br />

aber häufige Resistenzentwicklung), Telbivudin<br />

(vergleichsweise weniger Resistenzen)<br />

und Entecavir (kaum Resistenzen<br />

bei Nukleosid-naiven Patienten, sehr<br />

gutes Langzeitansprechen) zur Verfügung,<br />

Clevudin und Emtricitabin (als<br />

Kombinationspräparat mit Tenofovir<br />

Reservemedikament) ist in Österreich<br />

noch nicht zugelassen. Im Bereich der<br />

Nukleotidanaloga kommen Adefovir<br />

(gut wirksam bei Lamivudinresistenz,<br />

jedoch relativ langsamer Wirkungseintritt)<br />

und Tenofovir (sehr gute antivirale<br />

Wirksamkeit, gut wirksam auch bei<br />

Lamivudinresistenz und Nichtansprechen<br />

auf Adefovir, bislang keine Resistenzen)<br />

zur Anwendung.<br />

2007 wurde für den Fall eines Non-<br />

Response bzw. ungenügenden Therapieansprechens<br />

auf initiale Therapie ein<br />

neues Schema zur Therapieempfehlung<br />

erarbeitet:<br />

• Bei fehlender Virussuppression nach 12<br />

Wochen sollte auf ein anderes Medikament<br />

umgestellt werden („Switch“).<br />

• Bei ungenügendem Ansprechen (Viruslast<br />

> 10 4 copies/ml nach 24 Wochen)<br />

wird Switch oder Hinzufügen eines<br />

anderen Nukleosid-/Nukleotidanalogons<br />

(„Add-on“) empfohlen.<br />

• Bei partiellem Ansprechen (Viruslast<br />

300–10 4 copies/ml nach 24 Wochen)<br />

Add-on und<br />

• im Falle eines kompletten Response<br />

(nicht nachweisbare HBV-DNA nach<br />

24 Wochen) soll die HBV-DNA alle<br />

sechs Monate kontrolliert werden.<br />

Diese „Roadmap“ ist allerdings als<br />

Orientierung zu sehen, es liegen noch<br />

keine prospektiven Daten vor. Die bisherigen<br />

Untersuchungen zeigen tenden-<br />

ziell bessere Ergebnisse für die Add-onals<br />

für die Switch-Therapie, sowohl<br />

betreffend Suppression der HBV-DNA<br />

als auch Resistenzentwicklung und Progression<br />

der Lebererkrankung.<br />

Hepatitis C<br />

Die Prävalenz der chronischen Hepatitis<br />

C liegt in Österreich zwischen 0,5%<br />

und 0,8% (Nord-Süd-Gefälle in Niedrigendemiegebieten:Nordeuropa-Prävalenz<br />

< 0,5%, Südeuropa 1–2%). Durch<br />

fortschreitende Verbesserung der Hygienemaßnahmen<br />

konnte das Hepatitis-C-<br />

Infektionsrisiko aus dem medizinischen<br />

Bereich zumindest in Europa weitgehend<br />

verdrängt werden und konzentriert<br />

sich nun hauptsächlich auf i.v.-Drogenabhängige<br />

(in zunehmendem Ausmaß<br />

Ansteckung auch z.B. im Homosexuellenbereich).<br />

Etwa 50% der akuten symptomatischen<br />

Hepatitis-C-Infektionen heilen<br />

spontan aus, in der anderen Hälfte der<br />

Fälle kommt es zu einem chronischen<br />

Verlauf, dessen Fortschreiten von mehreren<br />

Faktoren – ungünstig sind z.B.<br />

höheres Alter bei Ansteckung, männliches<br />

Geschlecht, Superinfektion mit<br />

Hepatitis B oder HIV – abhängt. Neben<br />

der Fettlebererkrankung ist die chronische<br />

Hepatitis C in den westlichen Industrieländern<br />

die häufigste Ursache für<br />

die Entwicklung einer Leberzirrhose.<br />

Ziel der Therapie ist die Viruseliminierung,<br />

was derzeit bei ca. 55% der Patienten<br />

erreicht werden kann. Zur Standardtherapie<br />

wird eine Kombination aus<br />

pegyliertem Interferon alpha und Ribavirin<br />

eingesetzt. Die Therapiedauer<br />

hängt hauptsächlich ab vom Hepatitis-C-<br />

Genotyp (HCV-GT; in Westeuropa v.a.<br />

GT 1, weniger GT 2 und 3, in Nordafrika<br />

und Kleinasien vornehmlich GT 4, in<br />

Asien hauptsächlich GT 5 und 6), weiters<br />

auch von der HCV-RNA-Konzentration<br />

vor Therapiebeginn, dem Stadium<br />

der Lebererkrankung und der Geschwindigkeit<br />

des Abfalls der Viruslast<br />

unter Therapie.<br />

Nach derzeitigen Empfehlungen, die<br />

weitgehend durch prospektive randomisierte<br />

Studien abgesichert sind, beträgt<br />

beim HCV-GT 1 die Standard-Therapie-Dauer<br />

48 Wochen. Optimale Ergebnisse<br />

werden erreicht, wenn nach drei<br />

Monaten die HCV-RNA nicht mehr<br />

nachweisbar ist (= „complete early virologic<br />

response“, cEVR). Im Falle eines


HCV-RNA-Abfalls in Woche 4 auf nicht<br />

messbare Werte (unter 12–15 IU/ml; =<br />

‚rapid virlogic response’, RVR) ist eine<br />

Therapieverkürzung auf 24 Wochen<br />

möglich. Voraussetzung hierfür ist eine<br />

initiale HCV-RNA-Konzentration < 6 x<br />

10 5 IU/ml. Bei ‚slow response’, das heißt,<br />

wenn erst in Woche 24 die HCV-RNA-<br />

Last < 12–15 IU/ml abgefallen ist, wird<br />

eine Verlängerung der Therapie auf 72<br />

Wochen empfohlen. Weiters sollte ein<br />

Therapieabbruch vorgenommen werden,<br />

wenn in Woche 12 der Abfall der<br />

HCV-RNA-Last < 2 log-Stufen beträgt<br />

bzw. in Woche 24, falls der HCV-PCR-<br />

Nachweis anhaltend positiv ist.<br />

Beim HCV-Genotyp 2 und 3 dauert<br />

die Standardtherapie 24 Wochen. Bei<br />

RVR (siehe oben) ist eine Beendigung<br />

nach 12 bzw. 16 Wochen möglich, falls<br />

die initiale HCV-RNA-Last < 4–8x10 5<br />

IU/ml war. Im Falle eines slow response,<br />

das bedeutet in diesem Fall einen Abfall<br />

der HCV-RNA-Last erst in Woche 12<br />

> 2 log-Stufen, wird eine Verlängerung<br />

der Therapie auf 48 Wochen empfohlen.<br />

Ein Therapieabbruch soll erfolgen,<br />

wenn in Woche 12 der HCV-RNA-<br />

Abfall < 2 log-Stufen beträgt.<br />

Generell keine Therapieverkürzungen<br />

sollen bei fortgeschrittener Fibrose<br />

(Bestimmung mittels Histologie bzw.<br />

Fibroscan, wobei im „Graubereich“ zwischen<br />

6kPa und 12kPa gemäß neuester<br />

Daten zur weiterführenden Abklärung<br />

bezüglich Therapieindikation eine Leberpunktion<br />

empfohlen wird) oder Zirrhose<br />

sowie Koinfektion mit HIV vorgenommen<br />

werden, eventuell auch nicht<br />

bei Insulinresistenz und metabolischem<br />

Syndrom.<br />

An der Entwicklung neuer Therapieen<br />

wird intensiv gearbeitet. Im Bereich<br />

der Interferone ist das Albumin-Interferon<br />

derzeit am weitesten fortgeschritten,<br />

der Vorteil liegt in der nur alle zwei<br />

bis vier Wochen notwendigen Applikation.<br />

In Entwicklung sind außerdem spezifische<br />

Protease- und Polymeraseinhibitoren<br />

(„specially targeted antiviral<br />

therapy in hepatitis C“ – „STAT-C“),<br />

erste viel versprechende klinische<br />

Ergebnisse liegen vor für Telaprevir und<br />

Boceprivir.<br />

Hepatitis A<br />

Die Hepatitis A wird beinahe ausschließlich<br />

auf fäkal-oralem Weg übertragen<br />

und spielt vor allem in der Reise-<br />

medizin eine Rolle. Gegen Ende der<br />

Inkubationszeit (zwei bis sechs Wochen)<br />

wird das Hepatitis-A-Virus (HAV) in<br />

hoher Konzentration im Stuhl ausgeschieden,<br />

wo es nach Krankheitsausbruch<br />

nur noch in ca. 50% der Fälle<br />

nachweisbar ist. Ca. 25% der Erwachsenenverläufe<br />

sind asymptomatisch, in<br />

den meisten Fällen kommt es jedoch zu<br />

typischen Symptomen einer akuten<br />

Hepatitis wie Ikterus mit lästigem protrahiertem<br />

Juckreiz, Oberbauchbeschwerden,<br />

Fieber etc. Fulminante Verläufe<br />

sind sehr selten (bei über 40-Jährigen<br />

in ca. 2%). Chronische Verläufe<br />

kommen nicht vor, nach durch<strong>gemacht</strong>er<br />

Infektion bleibt lebenslange Immunität.<br />

Eine spezifische Therapie der Hepatitis<br />

A existiert nicht, im Falle einer<br />

Erkrankung ist symptomatische Therapie<br />

wie Flüssigkeitszufuhr, Bettruhe etc.<br />

ausreichend.<br />

Für die Grundimmunisierung werden<br />

zwei Dosen Totimpfstoff im Abstand<br />

von sechs bis zwölf Monaten verabreicht,<br />

die Impfung ist nicht nur in der<br />

Reisemedizin oder für klinische Berufe,<br />

sondern jedem Menschen zu empfehlen.<br />

Hepatitis E<br />

Die Hepatitis E ist in ihrer Charakteristik<br />

der Hepatitis A sehr ähnlich,<br />

unterscheidet sich jedoch in einigen sehr<br />

wesentlichen Aspekten von derselben.<br />

Hauptverbereitungsgebiet ist Zentralund<br />

Südostasien, Nord- und Westafrika,<br />

Mittelamerika und Mittlerer Osten, der<br />

Übertragungsweg ist auch fäkal-oral und<br />

die Inkubationszeit mit durchschnittlich<br />

40 Tagen etwas länger. Das klinische Bild<br />

ist dem der Hepatitis A sehr ähnlich, der<br />

Verlauf jedoch meist schwerer (Mortalität<br />

4% versus 2% bei der Hepatitis A).<br />

Aus bisher unklaren Gründen besteht<br />

bei Schwangeren, die an Hepatitis E<br />

erkranken, eine deutlich gesteigerte<br />

Mortalität von bis zu 20%.<br />

Beim Menschen sind vier Hepatitis-E-<br />

Genotypen bekannt (1–4), welche sich<br />

durch regionale Verteilung auszeichnen.<br />

Auch in Österreich werden immer wieder<br />

Hepatitis-E-Fälle beobachtet – 2006<br />

13 Fälle, 2007 4 Fälle, 2008 7 Fälle –, zum<br />

Teil eingeschleppt aus dem suptropischen<br />

Bereich oder der ehemaligen<br />

UdSSR, es treten aber vereinzelt auch<br />

lokale Infektionen auf.<br />

VIRUSHEPATITIS<br />

Bei immunkompetenten Patienten<br />

wurden bislang keine chronischen Verläufe<br />

beobachtet, rezenten Daten zufolge<br />

konnte jedoch eine Chronifizierung<br />

bei immunsupprimierten Patienten<br />

dokumentiert werden (beschrieben bei<br />

Z.n. Leber-, Nieren- und Pankreastransplantation<br />

sowie nach Chemotherapie).<br />

Dies könnte in manchen Fällen die bisher<br />

unklare Ursache für Post-Transplant-Hepatitis<br />

oder Zirrhoserezidiv<br />

darstellen.<br />

Eine spezifische Therapie der Hepatitis<br />

E existiert nicht, wie bei der Hepatitis<br />

A ist man auf symptomatische Therapie<br />

beschränkt. Ein Hepatitis-E-Impfstoff<br />

wurde bereits entwickelt und wird<br />

derzeit noch getestet.<br />

Literatur bei den Verfassern<br />

Dr. Susanne Abbrederis,<br />

Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Vogel<br />

Univ.-Klinik für Innere Medizin<br />

Klinische Abteilung für<br />

Gastroenterologie und Hepatologie<br />

Anichstraße 35, A-6020 Innsbruck<br />

susanne.abbrederis@i-med.ac.at<br />

4/2009 25


KOLOREKTALKARZINOM<br />

Aktueller Stellenwert der medikamentösen<br />

Therapie beim Kolorektalkarzinom<br />

Dr. Gudrun Resch, Univ.-Prof. Prim. Dr. Josef Thaler<br />

Das kolorektale Karzinom ist mit fast<br />

5.000 Neuerkrankungen pro Jahr nach<br />

dem Brustkrebs der zweithäufigste maligne<br />

Tumor bei der Frau und nach dem<br />

Bronchial- und dem Prostatakarzinom<br />

der dritthäufigste Tumor beim Mann in<br />

Österreich. Das entspricht einer jährlichen<br />

Inzidenz zwischen 50 und 60 pro<br />

100.000 Einwohner oder 15% aller<br />

Krebserkrankungen. Oft wird die Erkrankung<br />

erst im fortgeschrittenen Stadium<br />

diagnostiziert. Entscheidend für die<br />

Prognose und die Therapieoptionen ist<br />

das Ausbreitungsstadium zum Zeitpunkt<br />

der Diagnose. Die schematische Darstellung<br />

in Abbildung 1 spiegelt die Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

nach fünf Jahren<br />

je nach Tumorstadium wider. Während<br />

für lokoregionale Stadien (UICC I–III<br />

oder Dukes A–C) die Operation mit kurativen<br />

Ziel im Zentrum des therapeutischen<br />

Vorgehens steht und durch (neo-)<br />

26<br />

4/2009<br />

adjuvante Therapiemaßnahmen ergänzt<br />

wird, steht die systemische Therapie im<br />

metastasierten Stadium (UICC IV oder<br />

Dukes D) im Mittelpunkt der therapeutischen<br />

Bemühungen.<br />

Prävention<br />

Genetische und epidemiologische Studien<br />

zeigen, dass ein Kolorektalkarzinom<br />

durch komplexe Interaktion zwischen<br />

genetischen Risikofaktoren und<br />

Umweltfaktoren entsteht. Zur Risikoreduktion<br />

eines kolorektalen Karzinoms<br />

sollten regelmäßige körperliche Tätigkeiten<br />

durchgeführt werden sowie eine<br />

Gewichtsreduktion bei übergewichtigen<br />

Personen angestrebt werden (< 25<br />

BMI). Zwei Kohortenstudien konnten<br />

zeigen, dass bereits 30 bis 60 Minuten<br />

tägliche moderate körperliche Aktivität<br />

mit einem verringerten Karzinom- und<br />

Abbildung 1<br />

Kolorektales Karzinom: Stadium und Überlebenswahrscheinlichkeit nach fünf Jahren<br />

Rezidivrisiko einhergeht. Ein weiterer<br />

wichtiger Risikofaktor ist eine Fehlernährung.<br />

Zuviel Fett und Cholesterin in<br />

der Ernährung führt zu einer erhöhten<br />

Produktion und hepatischen Ausscheidung<br />

von Gallensäuren. Der vermehrte<br />

Anfall der Gallensäure im Darm übt<br />

eine karzinogene Wirkung aus. Insbesondere<br />

der tägliche Genuss von rotem<br />

Fleisch (Rind, Schwein, Lamm) erhöht<br />

das Darmkrebsrisiko, täglicher Fischgenuss<br />

hingegen senkt das Risiko. Eine höhere<br />

Zufuhr von Obst und Gemüse sowie<br />

Reduktion von Alkohol und Nikotin<br />

leisten ebenso einen Beitrag zur Risikoreduktion.Derzeit<br />

liegen keine gesicherten<br />

Daten zur wirksamen Prävention<br />

des kolorektalen Karzinoms durch erhöhte<br />

Zufuhr von Kalzium, β-Carotin,<br />

Vitamin A, Folsäure und Selen vor.<br />

Vorsorgeuntersuchungen<br />

Einen wichtigen Stellenwert zur Früherkennung<br />

des Dickdarmkrebses ist die<br />

Vorsorgeuntersuchung. Durch Screeninguntersuchungen<br />

kann die Erkrankung<br />

nicht nur in einem frühen, heilbaren<br />

Stadium erkannt werden, sondern<br />

auch bei Entdeckung und Entfernung<br />

von Polypen verhindert werden. Die Koloskopie<br />

ist die sensitivste Methode. Es<br />

wird eine Stuhltestung auf okkultes Blut<br />

jährlich ab dem 40. Lebensjahr empfohlen.<br />

Aus drei aufeinander folgenden<br />

Stuhlgängen sollten je zwei Proben pro<br />

Stuhlgang auf okkultes Blut getestet<br />

werden.Ein positives Testergebnis erfordert<br />

eine endoskopische Untersuchung<br />

des gesamten Magen-Darm-Traktes.<br />

Eine Dickdarmspiegelung sollte ab dem<br />

50. Lebensjahr alle zehn Jahre durchgeführt<br />

werden.


Mittleres Überleben beim metastasierenden Kolorektalkarzinom<br />

Für Verwandte ersten Grades von Patienten<br />

mit kolorektalem Karzinom ist<br />

das Risiko zwei- bis dreifach erhöht. Das<br />

Risiko steigt, wenn der Indexpatient vor<br />

dem 45.Lebensjahr oder mehr als ein Verwandter<br />

ersten Grades von einem Dickdarmkrebs<br />

betroffen sind. Verwandte<br />

zweiten Grades haben ein <strong>leicht</strong> erhöhtes<br />

Karzinomrisiko. Verwandte ersten Grades<br />

sollten in einem Lebensalter, das zehn<br />

Jahre vor dem Alterszeitpunkt des Auftretens<br />

des Karzinoms des Indexpatienten<br />

liegt, erstmals komplett koloskopiert werden.<br />

Die Dickdarmspiegelung sollte mindestens<br />

alle zehn Jahre wiederholt werden.<br />

Zu den Hochrisikopatienten zählen<br />

auch Patienten, die an Colitis ulercerosa<br />

oder Morbus Crohn leiden. Auch hier ist<br />

eine frühzeitige, regelmäßige Koloskopie<br />

empfehlenswert.<br />

Adjuvante Therapie des<br />

Kolonkarzinoms<br />

Eine adjuvante Chemotherapie im<br />

Stadium III verlängert signifikant das<br />

krankheitsfreie Überleben und das Gesamtüberleben.<br />

Weiterhin unklar ist jedoch<br />

der Stellenwert der adjuvanten Behandlung<br />

im Stadium II.<br />

UICC-Stadium I (T1,2, N0,M0)<br />

Im Stadium I reicht eine alleinige Operation<br />

mit kurativer Intention sowie engmaschige<br />

Verlaufskontrollen aus. Eine<br />

adjuvante Chemotherapie ist nicht indiziert.<br />

UICC-Stadium II (T3,4, N0,M0)<br />

Das Rezidivrisiko mit alleiniger Operation<br />

liegt bei nur 20–25%. Der Stellen-<br />

Abbildung 2<br />

wert der adjuvanten Chemotherapie ist<br />

derzeit noch unklar. Die absolute Rezidivrisikoreduktion<br />

durch eine 5-FU-haltige<br />

Chemotherapie beträgt 3–5%, mit<br />

nur einem marginalen Überlebensvorteil<br />

von 1–5%. Es wird daher die adjuvante<br />

Chemotherapie nicht standardmäßig für<br />

alle Patienten im Stadium II empfohlen.<br />

Nach den ASCO-Empfehlungen 2004<br />

und den ESMO-Guidelines 2008 sollte<br />

eine adjuvante Chemotherapie im Stadium<br />

II in bestimmten Risikosituationen<br />

(Perforation,T4-Stadium, G3-Tumor, < 12<br />

untersuchte Lymphknoten, Gefäßinvasion,<br />

Lymphangiosis, hohe CEA-Spiegel)<br />

mit dem Patienten diskutiert werden.<br />

Unserer Meinung nach sehen wir die<br />

Datenlage als ausreichend um nodal-negative<br />

Patienten mit diesen Hochrisikofaktoren<br />

und fehlenden Komorbiditäten<br />

zu einer Behandlung mit 5-FU/LV (De-<br />

Gramont-Schema) oder Capecitabine<br />

zu raten.<br />

UICC-Stadium III (Tx, N1,2, M0)<br />

Mit der Veröffentlichung der amerikanischen<br />

Intergroup-Studie an über 900<br />

Patienten durch Moertel et al. im Jahr<br />

1990 wurde die adjuvante Chemotherapie<br />

mit 5-FU + Levamisol über zwölf Monate<br />

zum Standard im Stadium III des<br />

Kolonkarzinoms. Nachfolgende Studien<br />

zeigten eine gleiche Wirksamkeit einer<br />

sechsmonatigen 5-FU-Bolus- + -Leucovorin-Therapie<br />

(Mayo-Clinic-Schema)<br />

wie das zwölfmonatige Moertel-Schema.<br />

Die Rezidivrate kann um 30–40% gesenkt<br />

werden und das 5-Jahresüberleben<br />

um 20–30% gesteigert werden. Vergleiche<br />

von 5-FU-Bolus-Schemata mit infusionalen<br />

5-FU zeigten eine gleich gute<br />

KOLOREKTALKARZINOM<br />

Wirksamkeit, bei jedoch gesteigerter Toxizität<br />

beim 5-FU-Bolus-Schema. Infusionale<br />

5-FU-Therapien werden deshalb<br />

standardmäßig eingesetzt (z.B. De-Gramont-Schema).<br />

Capecitabine, ein orales<br />

5-FU-Prodrug,hat sich als mindestens genauso<br />

effektiv und weniger toxisch wie<br />

Bolus-5-FU/LV erwiesen.<br />

Erst kürzlich konnte durch Zugabe<br />

von Oxaliplatin (FOLFOX-4) eine 4–<br />

6%-ige Verbesserung des krankheitsfreien<br />

Überlebens als auch ein signifikanter<br />

Vorteil im Gesamtüberleben im<br />

Stadium III erreicht werden. Aufgrund<br />

dieser Ergebnisse gilt FOLFOX-4 (5-<br />

FU, LV, Oxaliplatin) als Standard zur adjuvanten<br />

Chemotherapie des Kolonkarzinoms<br />

im Stadium III. Bei Risiko für<br />

höhere Toxizitäten oder sonstige Kontraindikation<br />

gegen Oxaliplatin sind infusionale<br />

5-FU/LV-Regime- (De Gramont)<br />

und Capecitabine-Therapiealternativen<br />

in der adjuvanten Behandlung<br />

anzuraten.<br />

(Neo)adjuvante Therapie<br />

des Rektumkarzinoms<br />

Beim Rektumkarzinom besteht neben<br />

dem Risiko der Fernmetastasierung das<br />

besondere Problem des Lokalrezidivs. In<br />

konsekutiven Studien konnte gezeigt<br />

werden, dass durch eine postoperative<br />

Strahlentherapie die Lokalrezidivrate,<br />

durch die adjuvante Chemotherapie die<br />

Fernmetastasierungsrate, gesenkt werden<br />

kann. Bereits Anfang der 90-iger<br />

Jahre konnte deshalb die kombinierte<br />

Radiochemotherapie (RCT) mit 5-FU<br />

(am besten als kontinuierliche Infusion<br />

appliziert) als Standard in der adjuvanten<br />

Therapie für die Stadien II + III etabliert<br />

werden. Damit kann die Rezidivrate gesenkt<br />

und das Überleben signifikant verlängert<br />

werden.<br />

Ausgehend von den Ergebnissen bei<br />

primär inoperablen Patienten wurde besonders<br />

von europäischen Arbeitsgruppen<br />

die neoadjuvante Radiotherapie und<br />

Radiochemotherapie bei Patienten mit<br />

operablen Rektumkarzinomen entwikkelt.<br />

Jüngste Daten belegen klar, dass die<br />

neoadjuvante der adjuvanten RCT hinsichtlich<br />

Lokalrezidivrate und auch hinsichtlich<br />

Toxizität überlegen ist.<br />

Zusammenfassend kann man festhalten,<br />

dass für Patienten mit Rektumkarzinom<br />

im klinischen Stadium T3, T4 die<br />

neoadjuvante RCT (RT), gefolgt von<br />

Operation und adjuvanter Chemothera-<br />

4/2009 27


KOLOREKTALKARZINOM<br />

pie, die heutige Standardtherapie darstellt.<br />

Ausführliche Konsensusempfehlungen<br />

zur Diagnostik und interdisziplinären<br />

Therapie des Rektumkarzinoms<br />

wurden von der ABCSG (Austrian Breast<br />

and Colorectal Cancer Study Group)<br />

gemeinsam mit den relevanten österreichischen<br />

Fachgesellschaften erarbeitet<br />

(siehe WiKliWo 117/4:154-171; 2005<br />

oder ABCSG-Homepage).<br />

28<br />

Kolorektales Karzinom im<br />

Metastasenstadium<br />

Chirurgische Resektion und<br />

ablative Verfahren<br />

Im Unterschied zu fast allen anderen<br />

Malignomen kann beim kolorektalen<br />

Karzinom mit resektablen Lebermetastasen<br />

durch die alleinige chirurgische Entfernung<br />

und/oder ablative Verfahren in<br />

25–30% eine Kuration erzielt werden.<br />

Grundlage dafür ist, dass die Metastasierung<br />

beim kolorektalen Karzinom primär<br />

über den Pfortaderkreislauf in die<br />

Leber und erst später über den systemischen<br />

Kreislauf erfolgt. Entscheidende<br />

Faktoren für eine Kuration sind das Vorliegen<br />

von wenigen (< 4) Herden, eine<br />

maximale Metastasengröße von < 5 cm,<br />

das Fehlen von extrahepatischen Metastasen,<br />

ein längeres Intervall (> 2 Jahre)<br />

zwischen Primäroperation und Lebermetastasierung<br />

sowie ein niedriger Wert des<br />

Tumormarkers CEA. In vorwiegend retrospektiven<br />

Studien konnte darüber hinaus<br />

gezeigt werden, dass bei isolierter Lebermetastasierung,<br />

die primär als nicht<br />

resektabel eingestuft wurde, nach einer<br />

systemischen Chemotherapie bei einem<br />

Teil der Patienten die chirurgische Entfernung<br />

möglich wurde. Diese Patienten<br />

hatten in der Folge ein ähnliches Langzeitergebnis<br />

wie die primär resektablen.<br />

Insgesamt sollte daher im Stadium IV<br />

mit isoliertem Organbefall (Leber ><br />

Lunge > andere) immer die Möglichkeit<br />

einer radikalen chirurgischen Resektabilität<br />

geprüft werden. Laut einer kürzlich<br />

veröffentlichten Studie wird durch<br />

eine zusätzliche perioperative Gabe von<br />

FOLFOX-4 die Rezidivrate gesenkt.<br />

Palliative Chemotherapie<br />

Ein kurativer Ansatz ist im metastasierten<br />

Stadium leider nur bei 5–10% aller<br />

Patienten möglich, sodass für die überwiegende<br />

Mehrzahl der Patienten mit kolorektalem<br />

Karzinom der Therapieansatz<br />

palliativ ist. Die wirksamsten Chemothe-<br />

4/2009<br />

Abbildung 3<br />

Signaltransduktion durch Aktivierung am extrazellulären Teil eines Rezeptors (R)<br />

durch einen Wachstumsfaktor (WF)<br />

rapeutika beim kolorektalen Karzinom<br />

sind das seit über 30 Jahren in dieser Indikation<br />

etablierte Flurouracil (5-FU) sowie<br />

die neueren Substanzen Irinotecan<br />

und Oxaliplatin. In letzter Zeit konnte<br />

durch Zugabe von monoklonalen Antikörpern<br />

gegen den vaskulären endothelialen<br />

Wachstumsfaktor (VEGF) und den<br />

epidermalen Wachstumsfaktorrezeptor<br />

(EGFR) in Kombination mit Chemotherapie<br />

oder sogar als Monotherapie eine<br />

Verbesserung der Behandlungsmöglichkeit<br />

erzielt werden.<br />

5-Fluoruracil (5-FU)<br />

5-Fluorouracil wurde bereits 1957 entwickelt.<br />

Es handelt sich um ein fluoriniertes<br />

Uracil-Analogon, das als Prodrug erst<br />

intrazellulär zu seinen aktiven Formen<br />

metabolisiert wird. Ein Metabolisierungsprodukt<br />

von 5-FU (5-FdUMP) bindet in<br />

der Zelle an ein Schlüsselenzym der<br />

DNA-Biosynthese, die Thymidilatsynthase<br />

(TS). Dadurch wird die DNA-Synthese<br />

und in der Folge die weitere Zellteilung<br />

der Tumorzellen gehemmt. Ein zweiter<br />

Weg der 5-FU-Wirkung ist der Einbau<br />

als falsche Base in die RNA und damit die<br />

Hemmung kritischer Zellfunktionen. Wir<br />

wissen heute, dass dieser zweite Wirkmechanismus<br />

über die RNA-Hemmung vor<br />

allem bei hohen 5-FU-Spiegeln (Bolusgabe)<br />

dominiert, während die Hemmung<br />

der DNA-Synthese bei länger anhaltenden,<br />

niedrigen 5-FU-Spiegeln (kontinuierliche<br />

Infusion) die entscheidende Rolle<br />

spielt. 5-FU „ist“ somit zwei verschiedene<br />

Medikamente mit nur partieller Kreuzresistenz<br />

und unterschiedlichem Toxizitätsprofil.<br />

Die Wirkung des 5-FU wird somit<br />

in starkem Maße von der Applikationsart<br />

beeinflusst. Große Vergleichsstudien zeigen<br />

eine höhere Ansprechrate und in einer<br />

Metaanalyse auch ein geringfügig verlängertes<br />

Überleben (11,3 vs. 12,1 Monate)<br />

zugunsten der kontinuierlichen<br />

Infusion. Entscheidender ist jedoch der<br />

Unterschied im Nebenwirkungsprofil.<br />

Die kontinuierliche Infusion ist hochsignifikant<br />

weniger hämatotoxisch als die Bolusgabe,<br />

hat jedoch häufiger das Hand-<br />

Fuß-Syndrom zur Folge. In den letzten<br />

drei Jahrzehnten wurde versucht die<br />

Wirksamkeit von 5-FU durch Kombination<br />

mit Leukovorin (LV), Methotrexat<br />

oder Interferon-α zu erhöhen. Dies ist<br />

durch alle drei Substanzen gelungen, das<br />

günstigste Nebenwirkungsprofil hat LV<br />

zum Routinepartner von 5-FU <strong>gemacht</strong>.<br />

LV stabilisiert die Bindung von 5-FdUMP<br />

an die TS und verstärkt damit die Wirkung<br />

von 5-FU.<br />

Insgesamt haben sich kontinuierliche<br />

(z.B.Ardalan-Schema) oder Hybrid-Schemata<br />

(z.B. De-Gramont-Schema) in der<br />

klinischen Routine vor allem auf Grund<br />

der besseren Verträglichkeit durchgesetzt.<br />

Orale 5-FU-Prodrugs<br />

Da 5-FU nur intravenös verabreicht<br />

werden kann, gibt es schon seit vielen Jahren<br />

intensive Anstrengungen,so genannte<br />

„Prodrugs“ zu finden, welche oral resorbiert<br />

und dann im Körper in 5-FU umgewandelt<br />

werden können. Mit UFT und<br />

Capecitabine sind mittlerweile zwei Substanzen<br />

zugelassen, welche diese Bedingung<br />

erfüllen. In Studien wurde gezeigt,<br />

dass ihre Wirkung beim metastasierenden<br />

kolorektalem Karzinom und in der adjuvanten<br />

Situation vergleichbar mit einem<br />

Anzeige Plus<br />

38


Fachkurzinformation siehe Seite 39


KOLOREKTALKARZINOM<br />

5-FU-Bolusschema (Mayo-Protokoll) ist.<br />

Capecitabine zeigt in diesen Studien sogar<br />

eine höhere Ansprechrate und kommt damit<br />

in den Wirkungsbereich von kontinuierlichen<br />

5-FU-Schemata. Die Besonderheit<br />

dieser Substanz liegt dabei im letzten<br />

Metabolisierungsschritt der Umwandlung<br />

von Capecitabine in 5-FU. Dieser Schritt<br />

erfolgt intrazellulär durch das Enzym<br />

Thymidinphosphorylase. Da dieses Enzym<br />

in Tumorzellen in fünf- bis sechsfach<br />

höherer Konzentration als in normalen<br />

Zellen vorliegt, kommt es zu einer gewissen<br />

tumorselektiven Wirkung. Insgesamt<br />

ersetzen die oralen 5-FU-Prodrugs mehr<br />

und mehr die kontinuierlichen 5-FU-Infusionen.<br />

Dosislimitierende Toxizitäten sind<br />

das Hand-Fuß-Syndrom (Schmerzen,Rötung,<br />

Schuppung und Schwellung an den<br />

Händen und Füßen) sowie Durchfall.<br />

30<br />

Irinotecan (CPT-11)<br />

Irinotecan hemmt das für die DNA-<br />

Synthese wichtige Enzym Topoisomerase-1.Durch<br />

Bindung von Irintotecan an<br />

diesem Enzym werden irreversible<br />

Strangbrüche induziert und die DNA-<br />

Replikation und die Bildung von mRNA<br />

gestört. Nach erfolgtem Nachweis seiner<br />

Wirksamkeit in der Zweitlinientherapie<br />

beim metastasierten Kolonkarzinom<br />

wurde Irinotecan in Kombination mit<br />

5-FU/LV in der Erstlinientherapie untersucht.<br />

In zwei großen prospektiv randomisierten<br />

Studien mit insgesamt über<br />

1.000 Patienten wurde die Überlegenheit<br />

der 5-FU/LV/Irinotecan-Kombination<br />

(FOLFIRI) im Vergleich zu 5-FU/LV<br />

klar belegt. Überlegenheit bedeutet dabei<br />

Verdopplung der Ansprechrate, Verlängerung<br />

der Dauer des Ansprechens<br />

und Verlängerung des Überlebens. Die<br />

Nebenwirkungsrate der Irinotecan-Kombination<br />

ist zwar relevant (Diarrhoe und<br />

Neutropenie), aber beherrschbar und<br />

durch die höhere Ansprechrate hinsichtlich<br />

der Lebensqualität mehr als kompensiert.<br />

Unmittelbar nach der Infusion tritt<br />

häufig ein akutes cholinerges Syndrom<br />

mit Durchfall, Bauchkrämpfen und Speichelfluss<br />

auf, weshalb prophylaktisch ein<br />

Parasympatholytikum (Atropin 0,25 mg<br />

s.c.) verabreicht wird. Akute Diarrhoe<br />

oder in 30% der Fälle auftretende verzögerte<br />

Diarrhoe sind durch adäquate Behandlung<br />

mit Loperamid beherrschbar.<br />

4/2009<br />

Oxaliplatin<br />

Das Platinderivat Oxaliplatin bindet<br />

vor allem an guaninhaltige Nukleotide<br />

der DNA, wodurch Quervernetzungen<br />

induziert werden. In der Erstlinientherapie<br />

führt Oxaliplatin in Kombination mit<br />

5-FU/LV zu Ansprechraten vergleichbar<br />

mit der 5-FU/LV/Irinotecan-Kombination.<br />

Das Nebenwirkungsspektrum von<br />

Oxaliplatin ist verglichen mit den anderen<br />

Platinen günstig, limitierend ist allerdings<br />

auch bei dieser Substanz die kumulative<br />

Neurotoxizität. Parästhesien<br />

werden häufig durch Kälteexposition<br />

ausgelöst und treten vor allem an den<br />

Extremitäten und perioral auf. Diese<br />

Symptome sind meist selbstlimitierend.<br />

Persistierende periphere Neuropathien<br />

mit funktioneller Einschränkung der<br />

Feinmotorik und Sensibilität treten mit<br />

zunehmender kumulativer Oxaliplatindosis<br />

auf. Durch eine rechtzeitige Dosisreduktion<br />

oder Pausierung von Oxaliplatin<br />

ist die Neuropathie bei ca. 80%<br />

der Fälle innerhalb von mehreren Monaten<br />

reversibel.<br />

Antikörpertherapie<br />

Der Einsatz von monoklonalen Antikörpern<br />

hat in den letzten Jahren die Behandlungsmöglichkeiten<br />

des kolorektalen<br />

Karzinoms entscheidend verbessert.<br />

Nachfolgend eine Übersicht derzeit verwendeter<br />

Antikörper mit Wirkprinzip<br />

und wichtigsten Daten zur klinischen<br />

Wirksamkeit.<br />

Rezeptormoleküle und<br />

Wachstumsfaktoren<br />

Die Funktion und das Wachstum normaler<br />

Körperzellen werden durch Botenstoffe<br />

reguliert. Bestimmte Botenstoffe,<br />

so genannte Wachstumsfaktoren, binden<br />

sich an Empfängermoleküle (Rezeptoren)<br />

an der Außenseite der Zellmembran<br />

und können dadurch Signale in das<br />

Innere der Zelle senden und diese zur<br />

Zellteilung anregen. Wie in Abbildung 3<br />

dargestellt, führt die Bindung des Wachstumsfaktors<br />

an den extrazellulären Anteil<br />

des Rezeptors zum Zusammenrükken<br />

der beiden Dimere des Rezeptors<br />

und damit zur Aktivierung der Tyrosinkinase<br />

(TK) am intrazellulären Anteil des<br />

Rezeptors. Durch diese aktivierte TK<br />

werden weitere intrazelluläre Signalwege<br />

und in der Folge verschiedene Zellfunktionen<br />

beeinflusst. Fehlsteuerungen solcher<br />

Signalwege bei Krebszellen tragen<br />

wesentlich zum Wachstum und zur Ausbreitung<br />

der Krebserkrankung bei.<br />

Antikörper gegen Rezeptormoleküle:<br />

Cetuximab, Panitumumab<br />

Durch monoklonale Antikörper wird<br />

in der Krebstherapie ganz gezielt versucht,<br />

die fehlgesteuerten und meistens<br />

dadurch aktivierten Signalwege zu blokkieren.<br />

Ein typisches Beispiel einer solchen<br />

Blockade ist in Abbildung 4 schematisch<br />

dargestellt. Der Antikörper bindet<br />

an den extrazellulären Anteil des<br />

Rezeptors, verhindert damit das Andokken<br />

des Wachstumsfaktors und damit<br />

auch die Aktivierung der intrazellulären<br />

TK. Beim kolorektalen Karzinom ist der<br />

epidermale Wachstumsfaktorrezeptor<br />

(EGFR) in 80–90% verstärkt exprimiert.<br />

Die monoklonalen Antikörper<br />

Cetuximab und Panitumumab blockieren<br />

diesen Rezeptor und führen bei einem<br />

Teil der Patienten selbst bei Versagen<br />

aller sonstigen Therapiemaßnahmen<br />

Abbildung 4<br />

Hemmung der Signaltransduktion durch einen Antikörper (AK) am extrazellulären<br />

Teil eines Rezeptors


Abbildung 5<br />

Akneiformes Exanthem unter Therapie<br />

mit Cetuximab<br />

für eine bestimmte Zeit zu einer Tumorkontrolle.<br />

Eine gegen den EGFR-Signalweg<br />

gerichtete Therapie des kolorektalen<br />

Karzinoms ist jedoch nur bei Patienten erfolgversprechend,<br />

deren Tumor den Wildtyp<br />

des KRAS-Gens aufweist. Diese Konstellation<br />

trifft statistisch gesehen auf 60%<br />

aller Patienten mit einem kolorektalen<br />

Karzinom zu.Bei Patienten mit einem mutierten<br />

KRAS-Gen ist das Ras-Signalprotein<br />

daueraktiviert, unabhängig davon, ob<br />

EGFR stimuliert oder therapeutisch gehemmt<br />

ist.Trotz einer Anti-EGFR-Therapie<br />

bleibt deshalb bei Patienten mit einem<br />

mutierten KRAS-Gen das Ras-Signalprotein<br />

aktiviert, der Tumor spricht nicht auf<br />

die Behandlung an.<br />

Cetuximab ist bereits Teil der Standardtherapie<br />

des metastasierenden kolorektalen<br />

Karzinoms.Aufgrund der Daten<br />

der BOND-Studie (Cetuximab alleine<br />

vs. Cetuximab + Irinotecan) wurde<br />

Cetuximab 2004 in Kombination mit Irinotecan<br />

nach Progression einer Irinotecan-haltigen<br />

Therapie bei EGFR-exprimierendem<br />

metastasierten Kolorektalkarinom<br />

zugelassen. 2008 erfolgte die<br />

Zulassungserweiterung in Kombination<br />

mit einer Chemotherapie in der Erstlinientherapie.<br />

Panitumumab ist in Europa<br />

als Monotherapie bei Versagen von der<br />

Standardchemotherapie beim fortgeschrittenen<br />

Kolonkarzinom ohne Nachweis<br />

einer KRAS-Mutation zugelassen.<br />

Als Nebenwirkungen dieser Antikörper<br />

sind selten allergische Reaktionen,<br />

Diarrhoe und akneiforme Hautreaktion<br />

zu beobachten. Die gravierendste Nebenwirkung<br />

ist die Hauttoxizität, die auf<br />

die hohe EGFR-Expression der Haut<br />

zurückzuführen ist. Interessant dabei ist,<br />

dass das Auftreten von Hautreaktionen<br />

(Abbildung 5) mit dem Tumoransprechen<br />

korreliert. Allergische Reaktion<br />

treten häufiger beim chimären monoklonalen<br />

Antikörper Cetuximab als<br />

beim voll humanisierten monoklonanen<br />

Antikörper Panitumumab auf. Erst<br />

kürzlich konnte in einer von uns durchgeführten<br />

retrospektiven Analyse gezeigt<br />

werden, dass Panitumumab nach<br />

einer allergischen Reaktion auf Cetuximab<br />

eingesetzt werden kann.<br />

Antikörper gegen Angiogenese:<br />

Bevacizumab<br />

Eine besondere Form einer Antikörpertherapie<br />

stellt die Blockade der Gefäßneubildung<br />

(Angiogenese) dar. Jeder Tumor<br />

benötigt ab einer bestimmten Größe zum<br />

weiteren Wachstum neue Blutgefäße, die<br />

ihn versorgen. Dazu produzieren Tumorzellen<br />

bestimmte lösliche Faktoren, welche<br />

die Angiogenese stimulieren. Ein entscheidender<br />

Faktor für die Angiogenese<br />

ist der VEGF (vascular endothelial growth<br />

factor). Eine klinisch nachgewiesene, sehr<br />

wirksame Form der „Anti-Angiogenese“<br />

konnte durch den humanisierten monoklonalen<br />

Antikörper Bevacizumab gezeigt<br />

werden. Dieser Antikörper bindet sich<br />

spezifisch an den VEGF, so dass dieser<br />

Wachstumsfaktor den VEGF-Rezeptor<br />

nicht stimulieren kann und damit die Angiogenese<br />

blockiert ist. Beim metastasierenden<br />

kolorektalen Karzinom konnte gezeigt<br />

werden, dass Bevacizumab allein wenig<br />

Effekt hat, aber in Kombination die<br />

Wirksamkeit der verschiedenen etablierten<br />

Chemotherapien deutlich steigern<br />

kann. Dieser Antikörper wird daher routinemäßig<br />

in der Erstlinien- oder Zweitlinientherapie<br />

des metastasierenden kolorektalen<br />

Karzinoms eingesetzt. Als Nebenwirkungen<br />

dieses Antikörpers sind eine<br />

Hypertonie, allergische Reaktionen und<br />

Darmperforationen (selten) zu beobachten.<br />

Der Antikörper sollte erst vier bis<br />

sechs Wochen nach einem chirurgischen<br />

Eingriff verabreicht werden,um Wundheilungsstörungen<br />

so gering wie möglich zu<br />

halten.<br />

Überlebensvorteil durch<br />

die Chemotherapie<br />

Mehrere prospektiv randomisierte<br />

Studien konnten zeigen, dass eine 5-FUhältige<br />

Chemotherapie im Vergleich zu<br />

alleinigen supportiven Therapie das<br />

Überleben signifikant von im Median<br />

ca. sechs Monaten auf zwölf Monate verlängern<br />

kann. Die Überlebensverlängerung<br />

in der Zweitlinientherapie nach 5-<br />

FU-Versagen ist in zwei Studien mit Irinotecan<br />

belegt. Durch die Sequenz der<br />

modernen Kombinationen 5-FU/LV/Irinotecan<br />

und 5-FU/LV/Oxaliplatin kön-<br />

KOLOREKTALKARZINOM<br />

nen heute mittlere Überlebenszeiten<br />

von über 20 Monaten erreicht werden,<br />

durch den zusätzlichen Einsatz monoklonaler<br />

Antikörper kann die 2-Jahresschwelle<br />

überschritten werden (Abbildung<br />

2). Für die Wahl des monoklonalen<br />

Antikörper zusätzlich zur Standardchemotherapie<br />

ist die Kenntnis des KRAS-<br />

Status entscheidend, da die EGFR-Antikörper<br />

Cetuximab und Panitumumab<br />

bei einer KRAS-Mutation nicht wirksam<br />

sind und nicht zum Einsatz kommen<br />

dürfen. Der klinische Benefit einer Bevacizumab-Therapie<br />

ist unabhänig vom<br />

KRAS-Status und kann sowohl für den<br />

mutierten als auch für den KRAS-Wildtyp<br />

eingesetzt werden. Die sequentielle<br />

Gabe von FOLFOX/FOLFIRI bzw.<br />

FOLFIRI/FOLFOX in der Erst-/Zweitlinienbehandlung<br />

zeigt keinen signifikanten<br />

Unterschied für die Remissionsraten,<br />

das progressionsfreie Überleben<br />

sowie für das Gesamtüberleben.<br />

Positiver Einfluss der Chemotherapie<br />

auf die Lebensqualität<br />

Das Thema Lebensqualität ist in der<br />

palliativen Situation von höchster Bedeutung.<br />

Die schwedisch-norwegische<br />

Gruppe um Glimenius beschäftigte sich<br />

bereits Ende der 80-iger Jahre intensiv<br />

mit diesem Thema. In einer Studie mit<br />

198 Patienten zeigten sie, dass praktisch<br />

alle Patienten mit objektivem Ansprechen<br />

(partielle + komplette Remission)<br />

unter Chemotherapie mit 5-FU auch<br />

eine subjektive Besserung ihres Befindens<br />

berichteten. Dazu zeigten aber<br />

auch zwei Drittel der Patienten mit stabiler<br />

Erkrankung sowie 12% der Patienten<br />

mit progredienter Erkrankung eine<br />

subjektive Besserung. Weitere Untersuchungen<br />

anderer Arbeitsgruppen, zuletzt<br />

auch mit modernen Instrumenten<br />

zu Messung der Lebensqualität (z.B.<br />

EORTC-C30-Fragebogen) bestätigen<br />

diese Ergebnisse. Daraus lässt sich<br />

schließen, dass nicht nur die Patienten<br />

mit objektivem Ansprechen, sondern<br />

auch ein zusätzlicher, ähnlich großer Anteil<br />

der Patienten durch die Krankheitsstabilisierung<br />

von der Chemotherapie<br />

im Sinne einer Palliation profitieren.<br />

Vorteil der Behandlung<br />

asymptomatischer Patienten<br />

In der palliativen Indikation stellt sich<br />

bei asymptomatischen Patienten die<br />

Frage des optimalen Zeitpunktes der<br />

Chemotherapie, d.h. sofortiger Beginn<br />

oder Beginn erst bei Auftreten von Be-<br />

4/2009 31


KOLOREKTALKARZINOM<br />

schwerden. Hier stehen der aktuell fehlenden<br />

Beschwerdesymptomatik potentielle<br />

Nebenwirkungen der Chemotherapie<br />

gegenüber. Diese Frage wurde in einer<br />

prospektiven Studie (5-FU-Schema)<br />

der Gruppe um Glimenius mit 182 Patienten<br />

untersucht. Das symptomfreie<br />

Überleben war erwartungsgemäß bei sofortigem<br />

Beginn der Chemotherapie länger<br />

(2 vs. 10 Monate). Überraschenderweise<br />

konnte aber durch den sofortigen<br />

Beginn der Chemotherapie im Vergleich<br />

mit derselben Chemotherapie jedoch mit<br />

Beginn erst bei Beschwerden eine signifikante<br />

Überlebensverlängerung erzielt<br />

werden (9 vs. 14 Monate). Die im Durchschnitt<br />

nur zwei Monate dauernde symptomfreie<br />

Zeit und die gezeigte Überlebensverlängerung<br />

sprechen für einen sofortigen<br />

Beginn der Chemotherapie<br />

auch bei asymptomatischen Patienten.<br />

32<br />

4/2009<br />

Dieser Effekt dürfe durch die moderne,<br />

bedeutend wirksamere Therapie beträchtlich<br />

verstärkt werden.<br />

Aktuelle Studien<br />

Die ABCSG versucht derzeit im Rahmen<br />

ihrer klinischen Studien C-05 und C-<br />

06 durch den Einsatz der Antikörper Cetuximab<br />

und Bevacizumab die adjuvante<br />

Therapie des Kolonkarzinoms in den Stadien<br />

II und III zu verbessern (weitere Information<br />

in der ABCSG-Homepage<br />

und Zentrale). In der Studie LM 1 wird<br />

bei operablen Lebermetastasen der Stellenwert<br />

von Bevacizumab untersucht.<br />

ABCSG-Studien:<br />

Kolorektalkarzinom adjuvant:<br />

• C05 – PETACC 8: FOLFOX +/- Cetu-<br />

ximab<br />

• C06 – QUASAR 2: Capecitabine +/-<br />

Bevacizumab<br />

• LM1 – ACO-ASSO: Xelox + Bevacizumab<br />

perioperativ<br />

Dr. Gudrun Resch,<br />

Univ.-Prof. Prim. Dr. Josef Thaler<br />

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FB


Das Lungenkarzinom<br />

OA Dr. Klaus Kirchbacher<br />

Inzidenz und Mortalität<br />

Betrachtet man die Statistik der häufigsten<br />

Todesursachen in Österreich im Jahr<br />

2007, so zeigt sich, dass in der Altersgruppe<br />

der 40–69-Jährigen „Krebs“ an<br />

erster Stelle steht. Zum Zeitpunkt der<br />

Diagnose sind etwa 50% der Patienten<br />

jünger als 70 Jahre. 2006 lagen in der Tumorstatistik-ÖsterreichNeuerkrankungen<br />

des Lungenkarzinom bei den Männern<br />

mit einem Anteil von 13% an dritter<br />

Stelle (1. Stelle Prostata 26%, gefolgt von<br />

Darm 14%) und mit 8% bei den Frauen<br />

an vierter Stelle (Brust 28%, Darm 13%,<br />

Gebärmutter 8%). Absolut waren das<br />

2.593 Männer (1983:2.829) und 1.310<br />

Frauen (1983:754). Im selben Jahr verstarben<br />

2.354 Männer (1983:2.518) und<br />

1.059 Frauen (1983:649) an dieser Erkrankung.<br />

Ätiologie<br />

Der wesentlichste ätiologische Faktor<br />

für das Lungenkarzinom ist das inhalative<br />

Zigarettenrauchen. Etwa 85–90% aller<br />

Lungenkarzinome sind als tabakassoziert<br />

anzusehen. Das Risiko an einem Lungenkrebs<br />

zu erkranken ist für Raucher etwa<br />

20-mal höher als für Nichtraucher. Andere<br />

Faktoren wie Umwelt und Arbeitsplatz(Radon,Uran,Asbest,Strahlen,Partikel,…)<br />

machen etwa 10–15% aus.<br />

Screening<br />

Ein Screening zur Senkung der Mortalität<br />

des Lungenkarzinoms ist derzeit<br />

nicht etabliert. Sputumuntersuchungen<br />

sowie Lungenröntgen erwiesen sich als<br />

ungeeignet.Die Wertigkeit des Low-Dose<br />

CT-Thorax wird in laufenden Studien<br />

noch genauer untersucht, nachdem es ge-<br />

lang in Risikogruppen (starke Raucher)<br />

in 0,5 bis 2,8% ein Lungenkarzinom zu<br />

entdecken,wobei es sich dabei in 90% um<br />

ein Frühstadium handelte.<br />

Symptome<br />

Nur etwa 6–13% der Patienten sind bei<br />

der Diagnosestelllung beschwerdefrei.<br />

Etwa 30% zeigen allgemeine Tumorsymptome<br />

(unklarer Gewichtsverlust,Appetitlosigkeit,<br />

Schwäche). Husten findet<br />

sich bei 8–75%, Hämoptysen in 6–35%,<br />

über Dyspnoe klagen 30–60% (Pleuraerguß,<br />

Stenosen, Atelektasen, Lymphangiose).<br />

Fieber findet sich in bis zu 20%,<br />

nicht selten therapierefraktär bei rezidivierenden,<br />

poststenotischen Pneumonien.<br />

Thoraxschmerzen beschreiben bei<br />

Diagnosestellung 20–50% der Patienten.<br />

Weitere Symptome bzw. Syndrome, die<br />

zur Diagnose führen können sind das<br />

Horner-Syndrom (Ptosis, Miosis, Enophthalmus),<br />

eine obere Einflussstauung<br />

oder Heiserkeit aufgrund einer Recurrensparese.<br />

Paraneoplastische Syndrome finden<br />

sich bei etwa 10% der Patienten und umfassen<br />

vorwiegend endokrinologische<br />

(z.B. Hypercalciämie, SIADH, Cushing),<br />

neurologische (Polyneuropathien, neuromuskuläre<br />

Syndrome) und auch hämostasiologische<br />

(TVT, PE) Zustandsbilder.<br />

Typische Lokalisationen für Metastasen<br />

sind hiläre, mediastinale und supraklavikuläre<br />

Lymphknoten, sowie Nebennieren,<br />

Gehirn und Knochen.<br />

Entscheidende Faktoren für die<br />

Therapiewahl<br />

Hierzu zählen im Wesentlichen die Gewebszuordnung<br />

(kleinzellig versus nicht-<br />

LUNGENKARZINOM<br />

kleinzellig), die Tumorausbreitung, patientenbezogene<br />

Faktoren und in letzter<br />

Zeit auch molekulare Veränderungen im<br />

Tumorgewebe.<br />

Histologisch/zytologisch lässt sich das<br />

Lungenkarzinom in zwei große Gruppen<br />

unterteilen: nichtkleinzellige (NSCLC:<br />

vor allem Adeno- und Plattenepithelkarzinome,<br />

aber auch andere wie das großzellige<br />

Karzinom) und kleinzellige Karzinome<br />

(SCLC). Das Verhältnis beträgt<br />

etwa 80% NSCLC zu 20% SCLC, wobei<br />

der Anteil des SCLC kontinuierlich abnimmt.<br />

Das therapeutische Vorgehen bei<br />

NSCLC und SCLC unterscheidet sich erheblich.<br />

Zusätzlich erkannte man in den<br />

letzten Jahren, dass auch innerhalb des<br />

NSCLC die histologische Zuordnung<br />

(Plattenepithel vs nicht-Plattenepithel)<br />

für die Wahl der optimalen medikamentösen<br />

Therapie von Bedeutung ist. Weitere<br />

tumorspezifische Faktoren, welche<br />

die Auswahl der Medikamente beeinflussen<br />

können sind beispielsweise die<br />

Expression bestimmter Enzyme (Thymidylat-Synthase<br />

oder ERCC1), sowie die<br />

Expression und/oder Mutation von Rezeptoren<br />

der Tumorzellen, wie des Epidermal<br />

Growth Faktor Rezeptors<br />

(EGFR).<br />

Die Stadieneinteilung erfolgt beim<br />

NSCLC nach dem üblichen TNM-System,<br />

indem entsprechend dem Tumorausmaß<br />

(T0-T4), dem Lymphknotenbefall<br />

(N1-N3) und dem Vorhandensein von<br />

Metastasen (M0, M1) eine Zuordnung in<br />

die Stadien I bis IV erfolgt. Diese Einteilung<br />

ist 2009 in aktualisierter Form präsentiert<br />

worden (7. Version), wobei die<br />

angeführten Therapieangaben sich noch<br />

weiter auf die „alte“ (6. Version) Einteilung<br />

beziehen.Auch beim SCLC wird in-<br />

4/2009 33


LUNGENKARZINOM<br />

ternational zunehmend das TNM-System<br />

herangezogen, wobei doch zumeist noch<br />

die Einteilung in „Limited Disease“ (Erkrankung<br />

beschränkt auf einen Hemithorax<br />

und für ein Strahlenfeld geeignet<br />

ohne malignen Pleuraerguß) und die darüber<br />

hinausgehende „Extensive Disease“<br />

erfolgt.<br />

Unter den patientenbezogenen Faktoren<br />

nimmt der Allgemeinzustandes (Performance<br />

Status) eine ganz wesentliche<br />

Position ein.Andere Faktoren wie das Vorhandensein<br />

einer Polyneuropathie (z.B.<br />

bei Diabetikern), renalen oder kardialen<br />

Insuffizienz beeinflusst die Therapiewahl<br />

ebenso.Alter per se ist kein Grund einem<br />

Patienten eine entsprechend angepasste<br />

Therapie vorzuenthalten. Ebenso ist das<br />

soziale Umfeld des Patienten insbesondere<br />

hinsichtlich allenfalls notwendiger<br />

Betreuung zu berücksichtigen.<br />

34<br />

Diagnostik und Staging<br />

Diese beiden Schritte gehen oft Hand<br />

in Hand. Grundsätzlich sollte die Diagnose<br />

geweblich abgesichert sein, wobei<br />

in den meisten Fällen ein zytologischer<br />

Befund einem histologischen gleichwertig<br />

ist. Die Gewebsgewinnung kann im<br />

Rahmen der Bronchoskopie, durch CTgezielte<br />

Punktion der pulmonalen Manifestationen<br />

oder auch durch Punktion<br />

von Metastasen erfolgen.Für die Bestimmung<br />

der bereits erwähnten molekularen<br />

Parameter ist nun öfters als zuvor ein<br />

zytologisch gewonnener Zellblock oder<br />

histologisch verwertbares Material notwendig.<br />

Für das Staging ist das CT-Thorax die<br />

Basisuntersuchung und sollte auf jeden<br />

Fall Nebennieren und wenn möglich auch<br />

die Leber mit einschließen. Ein MR des<br />

Thorax hilft nur in besonderen Fällen weiter,wie<br />

die Abgrenzbarkeit des Tumors zu<br />

anderen intrathorakalen Strukturen<br />

(Nerven, Gefäße, Mediastinum) genauer<br />

beurteilen zu können. Für die Beurteilung<br />

des Gehirns ist das MR Standard.<br />

Liegt nach Durchführung von CT-Thorax<br />

und MR-Gehirn eine operable Situation<br />

vor, sollte in der Regel ein PET-Scan die<br />

Eingangsuntersuchungen abschließen.<br />

Durch den PET-Scan können in etwa 10–<br />

20% der Fälle Metastasen entdeckt und<br />

damit unnötige Operationen vermieden<br />

werden. Die Stärke des PET liegt in seinem<br />

negativen Vorhersagewert, dass<br />

heißt, dass PET-negative Areale auch als<br />

tumorfrei bewertet werden. Strukturen,<br />

die im PET speichern, sollten geweblich<br />

4/2009<br />

abgeklärt werden, da diese in bis zu 20%<br />

falsch positiv sind. Steht kein PET zur<br />

Verfügung kann alternativ eine CT des<br />

Abdomens und eine Knochenszintigraphie<br />

durchgeführt werden.<br />

Ein besonders Problem im Rahmen<br />

der Diagnostik/Staging kann die Abklärung<br />

der mediastinalen Lymphknotensituation<br />

sein, die für die Operabilität von<br />

entscheidender Bedeutung ist. Das CT-<br />

Thorax hat dabei eine mäßige Sensitivität<br />

(57%) und Spezifität (82%). Hier ist der<br />

PET-Scan ebenfalls eine Bereicherung<br />

mit einer Steigerung der Sensitivität<br />

(84%) und Spezifität (89%). Ein PET-negatives<br />

Mediastinum muss beim NSCLC<br />

nicht mehr zusätzlich invasiv abgeklärt<br />

werden. Beim SCLC und geplanter Operation<br />

ist die Situation des PET zur Beurteilung<br />

des Mediastinum noch unklar.<br />

Eine weitere, wenn auch nur mehr geringe<br />

Verbesserung im Staging ist durch<br />

Fusion von PET und CT oder durch eine<br />

PET/CT möglich.<br />

Eine invasive Abklärung des Mediastinums<br />

kann bei PET-positiven Lymphknoten<br />

und funktioneller Operabilität<br />

notwendig sein.Bisheriger Goldstandard<br />

ist die Mediastinoskopie (Sensitivität<br />

81%, Spezifität 100%), der nun zunehmend<br />

durch den endobronchialen Ultraschall<br />

im Rahmen der Bronchoskopie<br />

(EBUS) der Rang abgelaufen wird (Sensitivität<br />

89%, Spezifität 100%). Vorteile<br />

des EBUS sind die geringere Invasivität<br />

und die Erreichbarkeit nahezu aller mediastinaler<br />

Lymphknotenstationen.<br />

Ganz wesentlich ist aber, dass bei Feststellung<br />

einer palliativen Situation (z.B.<br />

maligner Pleuraerguß oder Metastasen<br />

bereits im CT-Thorax) die weitere Diagnostik<br />

nur mehr jene Bereiche abdekken<br />

sollte, die dem Patienten aktuell Beschwerden<br />

machen.<br />

Sollte ein operativer Eingriff zur Sanierung<br />

sinnvoll sein, ergänzen funktionelle<br />

Untersuchungen das Vorgehen. Die Basisuntersuchung<br />

stellt die Lungenfunktion<br />

mit Diffusionsmessung dar. Liegt der<br />

FEV1 und die DLCO über 80% des Sollwertes<br />

ist selbst eine Pneumonektomie<br />

bei kardiologisch unauffälligen Patienten<br />

problemlos durchführbar. Sind die Werte<br />

aber niedriger, empfiehlt sich zur weiteren<br />

Risikoabschätzung vorrangig eine<br />

Spiroergometrie. Liegen die postoperativ<br />

zu erwartenden Werte für das FEV1 oder<br />

die DLCO unter 40% ist von deutlich<br />

vermehrten kardiopulmonalen Kompli-<br />

kationen und einer erhöhten perioperativen<br />

Mortalität auszugehen.<br />

Therapie (entsprechend der<br />

„alten“, 6. Stadieneinteilung)<br />

Nichtkleinzelliges Bronchuskarzinom<br />

(NSCLC)<br />

Stadium I (T1 N0 und T2 N0) und II (T1<br />

N1,T2 N1 und T3 N0):Umfasst etwa 25%<br />

aller Patienten mit Lungenkrebs. N1 beschreibt<br />

den ipsilateralen intrapulmonalen<br />

oder hilären Lymphknotenbefall. Bei<br />

fehlender Kontraindikation ist eine fachgerechte<br />

Resektion des Tumors mit Lymphadenektomie<br />

die Therapie der Wahl.<br />

Nach onkologisch korrekter kompletter<br />

Resektion beträgt das 5-Jahresüberleben<br />

im Stadium I 60–80% und im Stadium II<br />

40–50%.Aufgrund der aktuellen Studienlage<br />

ist im Stadium I eine anschließende<br />

adjuvante Chemotherapie außerhalb klinischer<br />

Studien nicht indiziert. Im Stadium<br />

II wird die adjuvante Chemotherapie<br />

empfohlen und führt zu einer Verbesserung<br />

des 5-Jahresüberlebens um bis zu<br />

15%. Eine postoperative Strahlentherapie<br />

führt nach kompletter Resektion in<br />

diesen Tumorstadien zu einer Verschlechterung<br />

der Langzeitergebnisse und ist daher<br />

nicht durchzuführen. Für einige Patienten,<br />

die aufgrund ihrer medizinischen<br />

Begleiterkrankungen inoperabel sind,<br />

kann eine kurativ angelegte Strahlentherapie<br />

sinnvoll sein.<br />

Das Stadium III (etwa 30% zum Diagnosezeitpunkt)<br />

beinhaltet Patienten mit<br />

sehr unterschiedlicher Tumorausdehnung.<br />

Stadium IIIA (T3 N1, T1-T3 N2 M0):<br />

Patienten mit T3 N1 sollten primär radikal<br />

operiert werden und im Anschluss<br />

eine adjuvante Chemotherapie erhalten.<br />

Der Befall ipsilateraler, mediastinaler<br />

Lymphknoten (N2) kann sehr unterschiedlich<br />

ausgeprägt sein und reicht<br />

von einem intraoperativen Zufallsbefund<br />

bis zu einem ausgedehnten<br />

mediastinalen Lymphknotenkonglomerat<br />

(bulky disease). Die Prognose verschlechtert<br />

sich mit zunehmendem Ausmaß<br />

des Lymphknotenbefalles. Das 5-<br />

Jahresüberleben nach alleiniger radikaler<br />

Operation liegt zwischen 14 und 30%.<br />

Zeigt sich in präoperativ als unauffällig<br />

beurteilten ipsilateralen mediastinalen<br />

(N2) Lymphknoten trotzdem in der histologischen<br />

Aufarbeitung ein Tumorbe-


fall, ist eine adjuvante Chemotherapie indiziert.<br />

Eine anschließende Strahlentherapie<br />

scheint die Ergebnisse weiter zu<br />

verbessern, wobei prospektiv erhobene<br />

Daten noch ausstehen.<br />

Wurde aber bereits im Rahmen der<br />

präoperativen Tumorabklärung (Staging)<br />

der Verdacht auf einen Befall der ipsilateralen<br />

N2-Lymphknoten (z.B.Vergrößerung<br />

im CT-Thorax) geäußert und<br />

konnte dieser Verdacht durch weiterführende<br />

Abklärung (PET) erhärtet bzw. bestätigt<br />

werden (Biopsie bei Bronchoskopie<br />

oder Mediastinoskopie) wird eine<br />

kombinierte Radiochemotherapie mit<br />

platinhältigen Kombinationen als definitive<br />

Therapie empfohlen. In klinischen<br />

Studien versuchte man primär durch<br />

Chemotherapie, fallweise simultan mit<br />

Strahlentherapie, ein Downstaging der<br />

mediastinalen Lymphknoten zu erzielen.<br />

Gelang dies und konnte eine onkologisch<br />

korrekte Tumorresektion ohne Pneumonektomie<br />

durchgeführt werden, verbesserte<br />

sich das Langzeitüberleben der<br />

Patienten deutlich.<br />

Das Stadium IIIB ist entweder durch<br />

den Befall supraklavikulärer oder kontralateraler<br />

hilärer/mediastinaler Lymphknoten<br />

(T1-4 N3 M0) und/oder durch<br />

eine Invasion des Primärtumors in umgebende<br />

Strukturen oder durch Metastasen<br />

im selben Lungenlappen (T4 Nx) gekennzeichnet.<br />

Liegt ein N3-Befall vor ist<br />

eine Kombination von Chemo- und Radiotherapie<br />

indiziert. Die Überlebensraten<br />

erhöhen sich durch eine simultane<br />

Chemo-Radiotherapie im Vergleich zur<br />

sequentiellen nach drei Jahren von 18,1<br />

auf 23,8%, allerdings bei etwas erhöhter<br />

Toxizität. Im Falle eines T4-Tumors ohne<br />

Befall der mediastinalen oder supraklavikulären<br />

Lymphknoten kann fallweise<br />

entsprechend der Lokalisation nach<br />

Durchführung einer (Radio)-Chemotherapie<br />

eine Resektion des Tumors durchgeführt<br />

werden. Die Langzeitergebnisse<br />

nach anschließender radikaler Tumorresektion<br />

sind vielversprechend (5- Jahresüberleben<br />

bis zu über 50%).<br />

Auch Patienten mit einem malignen<br />

Pleura- und/oder Perikarderguß, im internationalen<br />

Sprachgebrauch bisher<br />

auch als IIIB-wet bezeichnet, werden<br />

dem Stadium IIIB hinzugerechnet, wobei<br />

die Behandlung dieser Patientengruppe<br />

wie bei Patienten im Stadium IV erfolgt.<br />

Zum Stadium IV zählen alle Patienten<br />

mit einer Metastasierung (M1) unabhän-<br />

gig von Größe und Lokalisation des Primärtumors.<br />

Zum Zeitpunkt der Diagnose<br />

befinden sich bereits etwa 40%<br />

der Patienten in diesem Stadium.<br />

Die Behandlung erfolgt angepasst an<br />

den Allgemeinzustand (Performance Status,<br />

PS), das Alter und eventuell vorliegender<br />

Ko-Morbiditäten. Aufgrund der<br />

palliativen Therapiesituation steht die<br />

Lebensqualität der Patienten im Vordergrund.<br />

Bei alleiniger supportiver Therapie<br />

(Best Supportive Care, BSC) liegt das<br />

mediane Überleben bei vier bis sechs<br />

Monaten. Patienten in gutem Allgemeinzustand<br />

(PS 0-1) sollten vier bis maximal<br />

sechs Zyklen einer platinhältigen Kombination<br />

mit einem Chemotherapeutikum<br />

der dritten Generation (Pemetrexed,<br />

Gemcitabine, Vinorelbine, Paclitaxel<br />

oder Docetaxel) erhalten. Durch diese<br />

Zweierkombinationen kann eine Ansprechrate<br />

von bis zu 40% erzielt werden<br />

mit einem medianen Überleben von acht<br />

bis zwölf Monaten. Das 1-Jahresüberleben<br />

liegt etwa bei 30 bis 40%, das 2-Jahresüberleben<br />

beträgt bis zu 20%.<br />

Cisplatin ist bei fehlenden Kontraindikationen<br />

aufgrund der besseren Wirksamkeit<br />

Carboplatin vorzuziehen. Die<br />

Auswahl des Kombinationspartners<br />

kann einerseits durch die zu erwartenden<br />

primären Nebenwirkungen (Neutropenie,<br />

Thrombopenie, Neuropathie, Haarausfall),andererseits<br />

durch das Vorliegen<br />

präexistenter Ko-Morbiditäten (z.B. eingeschränkte<br />

Leber- oder Nierenfunktion,<br />

Polyneuropathie) beeinflusst werden.<br />

2008 wurden Daten einer prospektiven<br />

randomisierte Phase III Studie<br />

veröffentlicht, in der erstmals gezeigt<br />

werden konnte, dass die Histologie des<br />

NSCLC für die die Auswahl des Chemotherapeutikums<br />

von Bedeutung ist. Pemetrexed/Cisplatin<br />

zeigte im Vergleich<br />

zu Gemcitabine/Cisplatin beim Adenound<br />

großzelligen Karzinom einen signifikanten<br />

Überlebensvorteil,war aber beim<br />

Plattenepithelkarzinom unterlegen. Die<br />

Kombination von zwei Drittgenerationssubstanzen<br />

gilt als Alternative zu einer<br />

platinhältigen Kombination, wird aber<br />

nicht als Therapie der ersten Wahl angesehen.Durch<br />

Hinzugabe einer dritten zytotoxischen<br />

Substanz (Triplet) konnte,<br />

bei höherer Toxizität, kein klinisch relevanter<br />

Überlebensvorteilerzielt werden.<br />

Für ältere Patienten (70 bis 79 Jahre)<br />

wird aufgrund prospektiver Studien eine<br />

Monotherapie mit einem Drittgenerations-Chemotherapeutikum<br />

empfohlen.<br />

LUNGENKARZINOM<br />

In retrospektiven Analysen großer Studien<br />

zeigte sich aber, dass „fitte“ Patienten<br />

zwischen 70 und 79 Jahren denselben<br />

Benefit von einer platinhältigen Zweierkombination<br />

hatten wie Jüngere und<br />

diese daher für „fitte Ältere“ empfohlen<br />

werden kann.<br />

Für Patienten über 80 Jahre liegen sehr<br />

wenige Daten vor, sodass die Therapieempfehlung<br />

individuell zu stellen ist.<br />

Bei Patienten mit schlechtem Allgemeinzustand<br />

(≥ PS 2) ist primär eine Monotherapie<br />

in Erwägung zu ziehen.<br />

Eine Zweitlinientherapie erhalten derzeit<br />

etwa 50% der Patienten. Zugelassene<br />

Substanzen sind Docetaxel, Pemetrexed,<br />

Erlotinib und bei entsprechend<br />

ausgewählten Patienten auch Gefitinib.<br />

Die Ansprechraten liegen unter 10%, es<br />

lässt sich aber im Vergleich zu BSC (Best<br />

Supportive Care) doch eine relevante<br />

Krankheitsstabilisierung in etwa 50%<br />

und zusätzlich eine wesentliche Linderung<br />

krankheitsassoziierter Symptome<br />

erzielen. Im Vergleich zu BSC verbessert<br />

sich das ein Jahres-Überleben absolut<br />

um 10%.<br />

Unter Erhaltungstherapie versteht<br />

man eine Fortführung der antitumorösen<br />

medikamentösen Behandlung unmittelbar<br />

nach Abschluss der Erstlinientherapie.<br />

Dadurch zeigte sich in einigen Studien<br />

eine relevante Verzögerung der<br />

Krankheitsprogression. In zwei rezenten<br />

Untersuchungen, die 2009 präsentiert<br />

wurden fand sich zusätzlich eine Verlängerung<br />

des Überlebens durch Pemetrexed<br />

beziehungsweise Erlotinib. Da aber<br />

bisher noch nicht alle Studiendaten publiziert<br />

wurden, ist eine abschließende Beurteilung<br />

der Erhaltungstherapie derzeit<br />

nicht möglich, sodass diese Behandlung<br />

noch als experimentell anzusehen ist.<br />

Zielgerichtete Therapien etablierten<br />

sich in den letzten zwei Jahren in der Behandlung<br />

des fortgeschrittenen NSCLC.<br />

Ihre Wirkung beruht auf der Beeinflussung<br />

tumorrelevanter Prozesse, die für<br />

das maligne Verhalten einer Zelle oder<br />

eines Zellkons von Relevanz sind. Zwei<br />

Mechanismen,die Blockade des Vascular<br />

Endothelian Growth Factor (VEGF)<br />

und des Epidermal Growth Factor<br />

(EGF) Rezeptor sind bereits für die Praxis<br />

relevant.<br />

VEGF: Um über eine Größe von etwa<br />

zwei Millimeter wachsen zu können, be-<br />

4/2009 35


LUNGENKARZINOM<br />

darf es unter anderem einer Gefäßneubildung<br />

im Bereich des Tumors. Dazu sezerniert<br />

die Tumorzelle den Vascular Endothelian<br />

Growth Factor (VEGF) in die unmittelbare<br />

Umgebung. Durch die Gabe<br />

eines Antikörpers gegen den Vascular<br />

Endothelian Growth Factor (VEGF),<br />

Bevacizumab (Avastin), kann das Wachstum<br />

des Tumors blockiert werden. In<br />

Kombination mit Chemotherapie erbrachte<br />

eine in den USA durchgeführte<br />

Studie eine signifikante Verbesserung der<br />

Überlebenszeit, die europäische Vergleichstudie,<br />

allerdings mit einer anderen<br />

Chemotherapie, zeigte diesen Effekt<br />

nicht. Da Bevacizumab aber mit Sicherheit<br />

in bestimmten Patienten einen positiven<br />

Effekt hat, gilt es in Zukunft eben<br />

diese herauszufinden. Wichtig ist die entsprechende<br />

Patientenselektion auch um<br />

schwere Nebenwirkungen wie fallweise<br />

tödlich verlaufende pulmonale Blutungen<br />

zu vermeiden.<br />

EGFR: Über Aktivierung des EGF-<br />

Rezeptors (EGFR), der in 80% der<br />

NSCLC nachweisbar ist, werden innerhalb<br />

der Tumorzellen Signalkaskaden<br />

aktiviert, die zu einem malignen Verhalten<br />

der Zelle führen (gesteigerte Proliferation,<br />

Hemmung des programmierten<br />

Zelltodes, gesteigerte Gefäßneubildung<br />

und Tendenz zur Metastasierung). Die<br />

Blockade des EGFR kann durch monoklonale<br />

Antikörper wie das intravenös<br />

zu verabreichende Cetuximab (Erbitux)<br />

oder durch oral zu applizierende Tyrosinkinasehemmer<br />

(TKI´s) wie Erlotinib<br />

(Tarceva) und Gefitinib (Iressa) erfolgen.<br />

Für beide Therapieformen liegen<br />

positive Studienergebnisse vor.<br />

Die EGFR-TKI´s wurden zunächst<br />

ohne eine dem Ziel entsprechende Selektion<br />

(EGFR-Status) verabreicht. In der<br />

Erstlinientherapie waren die Kombinationen<br />

mit Chemotherapie nicht erfolgreich.<br />

In der Rezidivtherapie etablierte<br />

sich zunächst Erlotinib als Monotherapie.<br />

Gefitinb hatte dagegen mit einer placebo-kontrollierten<br />

Studie keinen Erfolg.<br />

Erst durch eine erfolgreiche Vergleichsstudie<br />

mit der zugelassenen Rezidivtherapie<br />

Docetaxel (Taxotere) konnte dieses<br />

Manko ausgeglichen werden.In den zahlreichen<br />

Studien mit den beiden Substanzen<br />

zeigte sich, dass Asiaten, Nie-Raucher,<br />

Frauen und Patienten mit einem<br />

Adenokarzinom besonders profitieren.<br />

Daher untersuchte eine asiatische Studiengruppe<br />

die Wirkung von Gefitinib in<br />

genau diesen Patienten im Vergleich zu<br />

einer Chemotherapie. Das Gesamtüber-<br />

36<br />

4/2009<br />

leben war ident, unabhängig ob die Patienten<br />

zuerst mit der traditionellen Chemotherapie<br />

oder einem EGFR-TKI behandelt<br />

wurden. Untersuchungen des<br />

EGF-Rezeptors ergaben, dass es den Rezeptor<br />

aktivierende Mutationen gibt, die<br />

in den angeführten Patientengruppen<br />

(Asiaten, Nie-Raucher...) häufiger aber<br />

nicht immer zu finden sind. Tatsächlich<br />

scheinen nur jene Patienten von einer Behandlung<br />

mit einem EGFR-TKI zu profitieren,<br />

in denen die aktivierenden<br />

EGFR-Mutationen im Tumorgewebe<br />

nachgewiesen werden können. Die Häufigkeit<br />

liegt in der westlichen Bevölkerung<br />

um 10%, bei Asiaten zwischen 30%<br />

und 40%.<br />

Der Antikörper gegen EGFR (Cetuximab)<br />

zeigte in einer randomisierten<br />

Phase III Studie in Kombination mit Vinorelbine/Cisplatin<br />

einen signifikanten<br />

Überlebensvorteil bei EGFR-positiven<br />

Patienten. Die europäische Zulassungsbehörde<br />

EMEA verweigerte aber Ende<br />

November 2009 Erbitux die Zulassung<br />

für die Behandlung des fortgeschrittenen<br />

NSCLC.<br />

Kleinzelliges Bronchuskarzinom<br />

(SCLC)<br />

Insgesamt macht das SCLC 13 bis 20%<br />

aller Bronchuskarzinome aus (etwa 30%<br />

Limited-Disease bei Diagnose). Unbehandelt<br />

liegt das mediane Überleben<br />

zwischen zwei und vier Monaten, mit<br />

entsprechender Behandlung erreicht<br />

man für Limited-Disease 16 bis 22 Monate<br />

und im Stadium Extensive-Disease<br />

zehn Monate.<br />

In sehr frühen Stadien (T1-2 und N0-1)<br />

ist eine Resektion mit anschließender adjuvanter<br />

Chemotherapie (4 Zyklen Etoposid/Cisplatin)<br />

und prophylaktischer<br />

Ganzhirnbestrahlung (PCI) indiziert.<br />

Die restlichen Patienten mit Limited-<br />

Disease sollten bei entsprechendem Allgemeinzustand<br />

eine kombinierte Radiochemotherapie<br />

erhalten (4 Zyklen Etoposid/Cisplatin<br />

alle drei Wochen). Die<br />

bislang besten Langzeitergebnisse wurden<br />

mit einer zweimal täglichen Bestrahlung<br />

über drei Wochen (Gesamtdosis 45<br />

Gy) beginnend am ersten Tag der Chemotherapie<br />

erzielt. Es gibt Hinweise,<br />

dass ein späterer Beginn der Strahlentherapie<br />

die Ergebnisse negativ beeinflusst.<br />

Bei Erreichen einer kompletten oder guten<br />

partiellen Remission ist eine zusätzliche<br />

PCI indiziert.<br />

Patienten mit Extensive-Disease erhalten<br />

je nach Ansprechen vier bis sechs<br />

platinhältige Chemotherapiezyklen. Die<br />

Kombination Etoposid/Platin ist weiterhin<br />

als Standard anzusehen, da Platinkombinationen<br />

mit Irinotecan, Topotecan<br />

und Pemetrexed keine Verbesserungen<br />

erbrachten. Wird eine komplette<br />

Remission der extrathorakalen Tumormanifestationen<br />

erzielt und intrathorakal<br />

zumindest eine partielle Remission,<br />

kann eine thorakale Radiatio angeschlossen<br />

werden. Neueste Daten empfehlen<br />

bei respondierenden Patienten<br />

auch eine prophylaktische Ganzhirnbestrahlung<br />

(PCI), da diese das Risiko symptomatischer<br />

Gehirnmetastasen im ersten<br />

Jahr um etwa 30% absolut senkt<br />

und auch das Gesamtüberleben verbessert.<br />

Die Durchführung einer Zweitlinientherapie<br />

wird bei entsprechendem Allgemeinzustand<br />

empfohlen. Bei längerem<br />

Intervall (> drei Monate) seit Beendigung<br />

der Erstlinientherapie kann bei gutem<br />

primären Ansprechen durchaus eine<br />

Wiederholung in Betracht gezogen werden.<br />

Die einzige zugelassene Substanz in<br />

der Zweitlinientherapie ist Topotecan.<br />

Abschließend ist festzuhalten, dass in<br />

den letzten Jahren in der Behandlung<br />

von Patienten mit Lungenkrebs deutliche<br />

Fortschritte <strong>gemacht</strong> wurden. Trotz<br />

allem ist aber die Mortalität weiter hoch,<br />

selbst in den Frühstadien. Aufgrund der<br />

bekannten Kausalität muss, neben der<br />

Fortführung der medizinischen Forschung,<br />

der Prävention (Nikotinkarenz)<br />

eine höhere Aufmerksamkeit gewidmet<br />

werden.<br />

OA Dr. Klaus Kirchbacher<br />

Facharzt für Innere Medizin<br />

Additivfach Hämato-Onkologie<br />

2. Medizinische Abteilung-<br />

Lungenabteilung<br />

Wilhelminenspital der Stadt Wien<br />

Montlearstraße 37, A-1160 Wien<br />

Tel.: +43/1/491 50<br />

klaus.kirchbacher@wienkav.at<br />

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38<br />

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38


IRESSA ® (Gefitinib) Paradigmenwechsel<br />

in der Lungenkarzinomtherapie<br />

Beim fortgeschrittenen nicht-kleinzelligen<br />

Bronchialkarzinom (NSCLC) steht<br />

mit IRESSA ® erstmals ab der ersten Behandlungslinie<br />

eine zielgerichtete orale<br />

Monotherapie zur Verfügung.<br />

Bei Patienten mit aktivierenden Mutationen<br />

in der EGFR*-Tyrosinkinase<br />

(*epidermaler Wachstumsfaktorrezeptor)<br />

zeigte die neue Behandlungsoption<br />

mit Gefitinib (IRESSA ® ) gegenüber einer<br />

Chemotherapie-Kombination eine<br />

signifikante Verbesserung der Ansprechraten,<br />

eine signifikante Verlängerung des<br />

progressionsfreien Überlebens und eine<br />

klinisch relevante Verbesserung der<br />

Lebensqualität (IPASS-Studie, NEJM<br />

2009). Der epidermale Wachstumsfaktor-<br />

Rezeptor ist ein Schlüsselmolekül in der<br />

Pathogenese des NSCLC und liegt bei<br />

etwa ca. 10% bis 15% der europäischen<br />

Patienten mutiert vor.<br />

In der IPASS-Studie hat der EGFR-Tyrosinkinasehemmer<br />

Gefitinib eine besondere<br />

Wirksamkeit bei Patienten mit<br />

EGFR-Mutation erkennen lassen: Die<br />

Ansprechraten betrugen 71% (unter<br />

Chemotherapie 47%, p < 0,001) und das<br />

Risiko einer Tumorprogression konnte<br />

gegenüber Standard-Chemotherapeutika<br />

um 52% verringert werden (p < 0,001).<br />

Gleichzeitig kam es unter<br />

der neuen, oralen Therapieform<br />

zu einer signifikanten<br />

Verbesserung der Lebensqualität.<br />

In der INTEREST<br />

Studie (Lancet 2008) konnte<br />

im Vergleich zur etablierten<br />

Second-Line-Therapie mit Docetaxel<br />

dieselbe Wirksamkeit hinsichtlich der<br />

Ansprechraten, des progressionsfreien<br />

und des Gesamtüberlebens erreicht werden.<br />

In der Subgruppe mit positivem<br />

EGFR-Mutationsstatus wurde eine überlegene<br />

Anspruchsrate und ein signifikant<br />

höheres progressionsfreies Überleben<br />

erkannt.* Daher steht mit IRESSA ® erstmals<br />

eine tatsächlich zielgerichtete Therapie<br />

in allen Therapielinien zur Verfügung,<br />

die in der Erstlinientherapie von NSCLC-<br />

Patienten eine bessere Alternative zur bisherigen<br />

Chemotherapie-Kombination<br />

bietet. Voraussetzung ist ein EGFR-Mutationstest,<br />

der zum fixen Bestandteil der<br />

Lungenkrebsdiagnose werden soll und in<br />

etlichen Zentren Österreichs bereits angeboten<br />

wird.<br />

Der Hauptverband hat entschieden,<br />

dass IRESSA ® ab 01.01.2010 in die gelbe<br />

Box des Erstattungskodex aufgenommen<br />

wird. Der Regeltext lautet: Bei erwachsenen<br />

PatientInnen mit lokal fort-<br />

Good news für Losartan-Patienten<br />

MSD setzt wieder ein Zeichen und<br />

senkt die Preise von COSAAR ® 12,5 mg<br />

und 50 mg um 70% (Vergleichsbasis:<br />

KVP lt. Warenverzeichnis, Stand November<br />

2008). Die<br />

Preissenkung tritt mit<br />

1. November und somit<br />

zum schnellstmöglichen<br />

Zeitpunkt nach Eintritt<br />

des letzten Generikums<br />

in Kraft.<br />

COSAAR ® 50 mg wird ab 1. November<br />

2009 zu einem KVP von Euro 7,75<br />

angeboten – und damit zu einem Preis,<br />

der unter dem heutigen Preis derzeitiger<br />

Generikaanbieter von Losartan liegt<br />

(Informationsstand Warenverzeichnis<br />

Oktober 2009).<br />

Somit steht ab 1. November mit CO-<br />

SAAR ® das starke Original in der Blutdrucktherapie<br />

auf unter dem derzeitigen<br />

Preisniveau der Nachahmerprodukte<br />

zur Verfügung.<br />

Die starken Losartanfixkombinationen<br />

werden ausschließlich von MSD<br />

angeboten. Der Therapiepfad kann<br />

also weiterhin mit COSAAR ® , dem<br />

Original auf Generikapreisniveau,<br />

begonnen werden. Wo erforderlich<br />

FORUM MEDICUM<br />

geschrittenem oder metastasiertem,<br />

nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom<br />

(NSCLC) mit aktivierenden Mutationen<br />

der EGFR-TK (epidermal growth factor<br />

receptor-tyrosine kinase). Nachweis einer<br />

aktivierenden Mutation der EGFR-<br />

TK mit einer validiertenTestmethode.<br />

Diagnose, Erstverordnung und engmaschige<br />

Kontrolle durch entsprechende<br />

Fachabteilung bzw. Zentrum.<br />

* IRESSA ® -Fachinformation, Stand 06/2009<br />

Weitere Informationen:<br />

Dr. Elham Pedram<br />

Business Unit Manager Oncology<br />

AstraZeneca Österreich GmbH<br />

elham.pedram@astrazeneca.com<br />

Entgeldliche Einschaltung<br />

ID 1673; 12/2009<br />

Fachkurzinformation siehe Seite 39<br />

kann weiterhin einfach auf COSAAR ®<br />

Plus und FORTZAAR ® umgestellt<br />

werden ohne die Produktgruppe wechseln<br />

zu müssen.<br />

COSAAR ® , COSAAR ® Plus und<br />

FORTZAAR ® sind eingetragene Handelsmarken<br />

von E.I. DU Pont de Nemours<br />

and Company,Wilmington, Delaware,<br />

USA. FB<br />

Korrespondenzadresse:<br />

MSD – Merck Sharp & Dohme<br />

Ges.m.b.H.<br />

Mag. Dominik Lautsch<br />

Donau-City-Straße 6, A-1220 Wien<br />

Tel.: +43/1/26044-166<br />

Fax: +43/1/26044-83<br />

dominik_lautsch@merck.com<br />

Fachkurzinformation siehe Seite 39<br />

4/2009 37


FORUM MEDICUM<br />

A NFORDERUNGSFAX<br />

38<br />

ABONNEMENT<br />

� Ich bestelle den facharzt Innere<br />

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von € 39,– inkl. Porto.<br />

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DER MEDIZINER zum 2-Jahres-Abonnement-Preis<br />

von € 76,– inkl. Porto.<br />

Falls ich mein Abonnement nicht verlängern<br />

will, werde ich dies bis spätestens<br />

sechs Wochen vor Auslaufen des<br />

Abos per Einschreiben oder E-Mail<br />

mitteilen. Erhalten Sie keine Nachricht<br />

von mir, verlängert sich mein Abonnement<br />

automatisch um ein Jahr.<br />

Um die DINERS CLUB GOLD CARD<br />

zu erhalten, ist es erforderlich, dem<br />

MEDIZINER-Club (s.u.) beizutreten<br />

(Beitritt und Mitgliedschaft sind kostenlos).<br />

Titel, Name, Vorname<br />

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Unterschrift und Stempel (falls vorhanden)<br />

CLUB-<br />

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Club beitreten. Es entstehen für<br />

mich dabei keine Kosten.<br />

Als Abonnent des facharzt und des<br />

MEDIZINERs erhalte ich nach Einsendung<br />

dieser Karte ein spezielles<br />

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Mir ist klar, dass mein Antrag den<br />

üblichen Kriterien für Privatkarten<br />

entsprechen muss und gegebenenfalls<br />

auch abgelehnt werden kann.<br />

Datum<br />

Unterschrift<br />

4/2009<br />

facharzt<br />

Innere Medizin/Pulmologie<br />

Titel, Name, Vorname<br />

Straße, PLZ/Ort<br />

Datum<br />

4/2009<br />

Durch Ankreuzen des gewünschten Produktes können Sie bequem Literatur<br />

bzw. ein Informationsgespräch bestellen. Das ausgefüllte und unterschriebene<br />

Blatt schicken oder faxen Sie einfach an die untenstehende<br />

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Hilfsstoffe: Kapseln: Kartoffelstärke, Lactose, Maltodextrine, Natriumthiosulfat, Natriumglutamat, Magnesiumstearat; Gelatine, Titandioxid E-171; Beutel: Kartoffelstärke, Lactose, Maltodextrine. Anwendungsgebiete: Durchfälle<br />

unterschiedlicher Genese, insbesondere auch Behandlung von durch Antibiotikatherapie oder durch Strahlenbehandlung bedingten Durchfällen. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen einen der Bestandteile. Die Informationen<br />

bez. Warnhinweisen, Wechselwirkungen und Nebenwirkungen sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. Abgabe: Rezeptfrei, apothekenpflichtig. ATC-Klasse: A07FA01 Zulassungsinhaber: Germania Pharmazeutika<br />

GesmbH, 1150 Wien.<br />

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ml. Bevacizumab ist ein rekombinanter humanisierter monoklonaler Antikörper, der mittels DNA-Technologie aus Ovarialzellen des chinesischen Hamsters (CHO-Zellen) gewonnen wird. Anwendungsgebiete: Avastin (Bevacizumab)<br />

wird in Kombination mit einer Chemotherapie auf Fluoropyrimidin-Basis zur Behandlung von Patienten mit metastasiertem Kolon- oder Rektumkarzinom angewendet. Avastin wird in Kombination mit Paclitaxel oder Docetaxel zur First-<br />

Line-Behandlung von Patienten mit metastasiertem Mammakarzinom angewendet. Zu weiteren Informationen wie auch zum HER2-Status siehe veröffentlichte Fachinformation Abschnitt 5.1 „Pharmakodynamische Eigenschaften“. Avastin<br />

wird zusätzlich zu einer Platin-haltigen Chemotherapie zur First-Line-Behandlung von Patienten mit inoperablem fortgeschrittenem, metastasiertem oder rezidivierendem nicht kleinzelligem Bronchialkarzinom, außer bei vorwiegender<br />

Plattenepithel-Histologie, angewendet. Avastin wird in Kombination mit Interferon alfa-2a zur First-Line-Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenem und/oder metastasiertem Nierenzellkarzinom angewendet. Gegenanzeigen:<br />

• Überempfindlichkeit gegen den arzneilich wirksamen Bestandteil oder einen der sonstigen Bestandteile. • Überempfindlichkeit gegen CHO-Zellprodukte oder andere rekombinante humane oder humanisierte Antikörper. • Schwangerschaft<br />

(siehe veröffentlichte Fachinformation Abschnitt 4.6 „Schwangerschaft und Stillzeit“). Liste der sonstigen Bestandteile: α,α-Trehalose 2 H2O, Natriumphosphat, Polysorbat 20, Wasser für Injektionszwecke. Inhaber der<br />

Zulassung: Roche Registration Limited, 6 Falcon Way, Shire Park, Welwyn Garden City, AL7 1TW, Vereinigtes Königreich. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten.<br />

Pharmakotherapeutische Gruppe: Antineoplastische Substanzen, monoklonale Antikörper; ATC-Code: L01X C07. Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen<br />

Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen sowie Informationen zu Schwangerschaft und Stillzeit und zu Nebenwirkungen sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen.<br />

BLOPRESS Plus 32 mg/12,5 mg - Tabletten, BLOPRESS Plus 32 mg/25 mg - Tabletten. Zusammensetzung: Eine Tablette Blopress Plus 32 mg/12,5 mg enthält 32 mg Candesartan Cilexetil und 12,5 mg Hydrochlorothiazid. Jede<br />

Tablette enthält 150,2 mg Lactose-Monohydrat. Eine Tablette Blopress Plus 32 mg/25 mg enthält 32 mg Candesartan Cilexetil und 25 mg Hydrochlorothiazid. Jede Tablette enthält 137,7 mg Lactose-Monohydrat. Hilfsstoffe: Carmellose-<br />

Calcium, Hydroxypropylcellulose, Lactose-Monohydrat, Magnesiumstearat, Maisstärke, Macrogol, Eisenoxid gelb (E172) (32 mg/12,5 mg - Tablette), Eisenoxid rot (E172) (32 mg/25 mg - Tablette). Anwendungsgebiete: Essentielle Hypertonie<br />

bei Patienten, deren Blutdruck durch eine Monotherapie mit Candesartan Cilexetil oder Hydrochlorothiazid nicht ausreichend kontrolliert werden kann. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen die Wirkstoffe oder einen<br />

der sonstigen Bestandteile oder gegenüber Sulfonamidderivaten (Hydrochlorothiazid ist ein Sulfonamidderivat); Schwangerschaft und Stillzeit; schwere Nierenschädigung (Kreatininclearance

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