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Rundbrief - Arbeitskreis für Wirtschafts- und Sozialgeschichte ...

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<strong>und</strong> Strukturen angeht. Selbst jüngsteLokalgeschichten wenden sich etwa derÄra des Nationalsozialismus eher ganzallgemein <strong>und</strong> wenig konkretisierendzu – entweder es leben die NS-Akteurenoch oder deren Kinder <strong>und</strong> Enkel versuchen,den Ehrenschild des Vorfahrenblitzblank zu halten. Gr<strong>und</strong>sätzlich lässtsich sagen: Je näher eine Ortsgeschichteder Gegenwart kommt, desto heiklerwird die „richtige“ Schilderung von Zuständen,Ereignissen, Entscheidungenoder Versäumnissen. Der Stein der Weisenist hier schwer zu finden, weil selbstkleine Gemeinden heute weniger als jezuvor eine einheitliche Meinung zu vergangenenZeiten haben <strong>und</strong> eine vorherrschendeGeschichtssicht nicht mehrdurch ökonomischen Druck <strong>und</strong> sozialeKontrolle stabilisiert werden kann.Da darf man sich freuen, wenn im Zugeder akademischen Ausbildung jüngereMenschen an eine Ortsgeschichte herangeführtwerden, um die Fährnisse von„Geschichtsschreibung im Kleinen“ kennenzulernen,historiographische Methodenauszuprobieren <strong>und</strong> zu reflektieren,sich geschichtstheoretischen Fragennicht abstrakt, sondern höchst konkret<strong>und</strong> anschaulich zu nähern. In einem sichüber mehrere Semester erstreckendenSeminar versuchten die beiden KielerGeschichtsprofessoren Manfred Jessen-Klingenberg <strong>und</strong> Heinrich Pohl mit Studenteneine Konzeption für ein neuesDorfmuseum in Sehestedt am Nord-Ostsee-Kanalzu erarbeiten. Als Nebenproduktentstand die vorliegende Publikation„aus dem Wunsch der Arbeitsgruppe,die neue Ausstellung wissenschaftlichzu f<strong>und</strong>ieren“ (S. 7). Eingeleitet wird sie<strong>R<strong>und</strong>brief</strong> 96von dem Mitherausgeber K.H. Pohl, derÜberlegungen zu einer zeitgemäßenOrtsgeschichte beisteuert (S. 17-28), wobeier ganz auf Aufklärung setzt, also dieBewusstmachung von historischen Prozessenfür die Ortsbewohner. Der kritischeBlick auf die Vergangenheit könnteaufgr<strong>und</strong> der emotionalen Beziehungder Ortsansässigen zur eigenen Regionenverengt werden, weshalb „Regionalgeschichte– betrieben am eigenenOrt – eine besondere Wachsamkeit, eineerhebliche Fähigkeit zur Ideologiekritik– <strong>und</strong> manchmal auch etwas Mut“ voraussetzt(S.22). Da jede Geschichtsbetrachtungweitgehend durch subjektiveFaktoren geprägt ist <strong>und</strong> sich immernur ausschnitthaft mit der Vergangenheitbeschäftigen kann, kommt es starkdarauf an, „welcher Ausschnitt der Geschichteunter welchem Gesichtspunktmir welchen Mitteln analysiert wird“(S. 25). Für den Historiker sind das keineBanalitäten, aber auch keine gr<strong>und</strong>stürzendenNeuigkeiten – <strong>und</strong> wer sichmit einem geschichtswissenschaftlichgeschulten Blick je der Abfassung einerOrtsgeschichte gewidmet hat, wird nolensvolens solche Überlegungen angestellthaben.Ob den Studierenden in der Umsetzungihrer ortsgeschichtlichen Recherchendie mahnenden Worte ihres akademischenLehrers immer in den Ohren klangen,möchte man beim Blättern in demBüchlein schon bezweifeln. Der ersteText von Sören Klein über „Das adligeGut Sehestedt“ (Illustrationen von MonaKlempow) stellt den Lesenden schon aufdie Probe, ob er frei erf<strong>und</strong>ene Handlungenfür ein geeignetes Mittel hält, um29

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