Ausgabe 2011-3 - St. Augustinus Gelsenkirchen GmbH
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Bestseller bescheren Bibliothek einen wahren Boom<br />
Dorothee Voss weiß, was Patienten gerne lesen<br />
„Haben Sie ‚Die Kastellanin‘ von Iny Lorentz?<br />
Bestimmt nicht, oder?“ Die Patientin steht vor<br />
einem Regal mit historischen Romanen. Ihr<br />
Blick ist suchend. „Doch, natürlich“, kommt<br />
Bibliothekarin Dorothee Voss hinzu. „Ich<br />
habe ‚Die Wanderhure‘ gelesen und ‚Das Vermächtnis<br />
der Wanderhure‘. Da war mir nicht<br />
klar, dass da noch ein Band zwischen gehört.“<br />
– „Wir haben alle Bände“, klärt Voss auf und<br />
greift ins Regal. Die Patientin lächelt dankbar.<br />
Schnell sind Name, <strong>St</strong>ation und Bettnummer<br />
auf der Ausleihkarte notiert. Eine Alltagsszene<br />
in der Bibliothek des Marienhospitals <strong>Gelsenkirchen</strong>.<br />
Das Buch boomt – zumindest beim Blick in die<br />
Jahresstatistiken der Bücherei: unabhängig<br />
von der Jahreszeit und auch unabhängig von<br />
der Tatsache, dass Patientinnen und Patienten<br />
seit 2009 im Marienhospital mit WLAN das Internet<br />
nutzen können.<br />
Rund 15.000 Ausleihen verbucht Bibliothe-<br />
karin Dorothee Voss jährlich. Das sind mehr<br />
als doppelt so viele wie im langjährigen<br />
Mittel der Jahre 2000 bis 2008. Rund 6.500<br />
Medien füllen die Regale in den etwa 50<br />
Quadratmeter großen Räumen der Krankenhaus-<br />
Bibliothek. Die Ausleihe erfolgt aber nicht nur<br />
in der Bibliothek selbst. An drei Nachmittagen<br />
in der Woche kommt Voss mit dem Bücherwagen<br />
auf die <strong>St</strong>ationen – ein Service vor allem<br />
für Patienten, die das Krankenbett nicht verlassen<br />
können.<br />
„Beim Zusammenstellen des Bücherwagens<br />
treffe ich eine Vorauswahl; und bei den Patientinnen<br />
und Patienten ist dann Beratung<br />
angesagt“, erzählt Voss. „Meine Aufgabe ist<br />
es, herauszufinden, was die Leute gern lesen<br />
möchten.“ Bei den Gesprächen am Krankenbett<br />
gehe es häufig nicht nur um die Lektüre.<br />
„Die Patienten freuen sich, dass sie Besuch erhalten<br />
und suchen das Gespräch.“ In seelischen<br />
Notlagen nimmt die Bibliothekarin Kontakt zu<br />
Pastor Gerhard Flehmig auf und vermittelt ein<br />
seelsorgliches Gespräch. „Das ist auch schon<br />
wegen der anderen Patienten und Patienten<br />
nötig, die ebenfalls auf den Bücherwagen<br />
warten. Für den Besuch einer <strong>St</strong>ation habe ich<br />
nur rund eine halbe <strong>St</strong>unde Zeit.“<br />
Etwa drei Viertel der entliehenen Medien<br />
gehören in den Bereich der Schönen Literatur.<br />
„Patientinnen lesen gerne Romane – Historische<br />
Romane, Liebesromane, Heiteres“,<br />
kennt Bibliothekarin Dorothee Voss die Lesegewohnheiten,<br />
„Männer bevorzugen Krimis,<br />
Spannendes, Sachbücher“. Bei den Kindern<br />
seien Spiele beliebt. Hier wurde der Bestand<br />
im vergangenen Jahr komplett erneuert. Kids<br />
und Jugendliche haben aber auch bei den Büchern<br />
Favoriten: Mädchen im Grundschulalter<br />
interessieren sich für Prinzessinnen-Geschichten,<br />
die gleichaltrigen Jungen für Piraten, Ritter<br />
und Wickinger. Mädchen über 14 mögen<br />
Vampirgeschichten. „Jungs ab 13, 14 hören<br />
offensichtlich leider auf, zu lesen“, bedauert<br />
Dorothee Voss.<br />
Die generell gestiegene Nachfrage führt sie auf<br />
mehrere Faktoren zurück. Seit 2008 wurde der<br />
Bestand der Medien auf Basis der Bestsellerund<br />
Bestenlisten kontinuierlich aktualisiert.<br />
Bei ihren Besuchen auf den <strong>St</strong>ationen erfuhr<br />
die Bibliothekarin, worin Frauen und Männer,<br />
Mädchen und Jungen am liebsten schmökern.<br />
Regelmäßige Lesungen für Erwachsene und<br />
Kinder, die Voss jeweils viermal jährlich anbietet,<br />
sind nicht nur Abwechslung im Krankenhaus-Tagesablauf,<br />
sondern auch Werbung<br />
für die Einrichtung. Im Zuge der Renovierung<br />
der Kinderklinik erhielt die Bibliothek Räume<br />
Kompetenz<br />
nahe dem Foyer und damit eine zentrale Lage.<br />
Fenster mit Blick in den begrünten<br />
Innenhof zur Besucher-Cafeteria<br />
hin, Sofa<br />
und Sitzsäcke sorgen<br />
für eine gemütliche<br />
Atmosphäre –<br />
eine Einladung<br />
zum Verweilen<br />
und Probelesen,<br />
wenn die Auswahl<br />
unter der Vielzahl<br />
der Bücher<br />
einmal schwer<br />
fällt. [rp]<br />
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