Umsiedlerkinder - Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
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das politisch-administrative System ergänzt hätten, blieb untersagt.<br />
301<br />
Letztendlich war die vollständige Assimilation <strong>der</strong> Flüchtlinge<br />
und Vertriebenen das Kernziel <strong>der</strong> „Umsiedlerpolitik“, wobei<br />
darunter im Sinne <strong>der</strong> SED eine Absorption in <strong>der</strong> Aufnahmegesellschaft,<br />
die infolge <strong>der</strong> Politik <strong>der</strong> Partei umfassend umgestaltet<br />
wurde, zu verstehen ist. Statt <strong>der</strong> Wahrung einer kulturellen<br />
Identität stand eine Homogenisierung in <strong>der</strong> sozialistischen Gesellschaft<br />
auf dem Plan. Drei Dimensionen kennzeichneten dabei<br />
die Umsiedlerpolitik: polizeistaatliche Kontrolle (Repression),<br />
Heimat- und Rückkehrverzicht (Grenzanerkennung) und<br />
materielle Integrationshilfe (Sozialpolitik). 302 Bei diesem Zusammenspiel<br />
verschiedener Maßnahmen ging es <strong>der</strong> SED darum,<br />
die „Unumkehrbarkeit <strong>der</strong> Vertreibung und die Unvermeidbarkeit<br />
<strong>der</strong> Integration“ 303 festzuschreiben.<br />
Diese politischen Rahmenbedingungen markieren einen entscheidenden<br />
Unterschied zwischen den Lebensbedingungen von<br />
Flüchtlingen und Vertriebenen in <strong>der</strong> Bundesrepublik und in <strong>der</strong><br />
DDR. Während Kin<strong>der</strong> und Jugendliche aus Flüchtlingsfamilien<br />
im Westen Deutschlands in Milieus hineinwachsen konnten, in<br />
denen die Erinnerung an die Herkunft und das Schicksal <strong>der</strong><br />
Familie über einen privaten Raum hinaus gepflegt wurde, blieb<br />
diese Möglichkeit den „Umsiedlerstudenten“ und „<strong>Umsiedlerkin<strong>der</strong></strong>n“<br />
in <strong>der</strong> DDR weitgehend verwehrt. Der Rückzug in ein<br />
„Vertriebenenmilieu“, das sich in vielen Lebensbereichen von<br />
<strong>der</strong> Aufnahmegesellschaft abgrenzte, war im SED-Staat nicht<br />
301 Vgl. Michael SCHWARTZ, Vertriebene und „Umsiedlerpolitik“. Integrationskonflikte<br />
in den deutschen Nachkriegs-Gesellschaften und die Assimilationsstrategien<br />
in <strong>der</strong> SBZ/DDR 1945 bis 1961 (= Quellen und Darstellungen<br />
zur Zeitgeschichte, Bd. 61), München 2004, hier S. 1126.<br />
302 Vgl. ebda, Vgl. S. 1138.<br />
303 Vgl. ebda., S. 1117.