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Theater - Freie Waldorfschule Saar-Hunsrück Walhausen

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höchst unterschiedlich aus: Von der Bewertung als Höhepunkt der Epoche bis hin zu „absolut<br />

sinnlos“ war alles dabei.<br />

Trend 3: Eigenarbeit ja – Gruppenarbeit nein?<br />

„Team“ ist die Abkürzung für „Toll, Ein Anderer Macht’s“ – auf diese Kurzformel lässt sich<br />

auch der Umgang zumindest von Teilen der Klasse mit der Gruppenarbeit bringen, die im<br />

Anschluss an den Besuch im Nibelungenmuseum stand.<br />

Klar zu beobachten war, dass auch hier Mädchen und Jungen (zumindest tendenziell) mit dieser<br />

sehr freilassenden Arbeitsweise unterschiedlich umgingen: in den ausschließlich weiblich<br />

besetzten Gruppen funktionierte die Zusammenarbeit zum Teil schon sehr gut, in der einen<br />

gemischten Gruppe machte jeder eine Einzelarbeit und in zwei ausschließlich männlich<br />

besetzten Gruppen lief es nach dem oben genannten Muster. Mein Fazit: Gruppenarbeit in einer<br />

10. Klasse ja, aber – aber wie? Mehr Kontrolle – nicht für alle; in von mir zusammengestellten<br />

Gruppen – kann auch kontraproduktiv sein; genauere Arbeitsanweisungen – auch das könnte<br />

bei denen, die es schon gut beherrschen, eher als Bremsklotz wirken.<br />

Trend 4: Aktualisierungen – ja, prima – aber bitte auch mehr Sage?!<br />

Auch hier war die Wahrnehmung von Jungen und Mädchen sehr unterschiedlich: Während die<br />

meisten Jungen die Handlung des Nibelungenlieds tief beeindruckte und von einzelnen der<br />

Wunsch nach einer intensiveren Beschäftigung mit dem zugrunde liegenden germanischen<br />

Sagenkreis gewünscht wurde, lehnten die meisten Mädchen das Nibelungenlied ab und zeigten<br />

sich dem Sagenalter entwachsen, aber den Aktualisierungen gegenüber sehr aufgeschlossen.<br />

Insbesondere die historischen Informationen über den Missbrauch des Epos in<br />

Dolchstoßlegende und der Mystifizierung des Kessels von Stalingrad durch die<br />

Nationalsozialisten erzeugten Interesse. Auf Interesse bei beiden Gruppen stießen die<br />

Aufnahme der Motive in der Fantasyliteratur sowie die Aktualisierungen der Charaktere.<br />

Trend 5: Die Charaktere „ziehen“ immer noch<br />

Hierin zeigte sich für mich die andauernde Aktualität des Nibelungenliedes als Unterrichtsstoff<br />

für eine 10. Klasse – die Charaktere des Epos in ihren Extremen und ihrer Wucht, ungebremst<br />

durch moralische Zweifel, faszinieren – auch wenn sie bei den Jungen eher affirmativ<br />

aufgenommen wurden, während sie die Mädchen zu Widerspruch herausforderten. Die<br />

Aufgabenstellung, eine moderne Brünhild zu schildern, brachte herausragende, teilweise<br />

druckreife Ergebnisse, die eine unglaubliche und begeisternde Kreativität sowie ein sicheres<br />

Gespür der meisten Schüler/innen für Charakterzeichnung unter Beweis stellten.<br />

Zu dieser „Geschlechterproblematik“ kamen, insgesamt gesehen, zwei weitere „Trends“, die<br />

den Unterricht einer Nibelungenepoche in der klassischen Weise erschweren – zwei Trends, die<br />

sich, soweit ich dies überblicken kann, an unserer Schule (aber vermutlich nicht nur hier) weiter<br />

verschärfen werden und die nicht nur in dieser Oberstufenklasse das Lernen (und Lehren)<br />

erschweren:<br />

Trend 6: Für Vieles fehlen bei sehr vielen Schüler/innen die Voraussetzungen<br />

Eine Voraussetzung für einen klassischen Waldorfunterricht ist die Fähigkeit, gut zuzuhören<br />

und sich zu konzentrieren – nur dann kann der so genannte „Erzählteil“ des Lehrers in der<br />

zweiten Hauptunterrichtshälfte seinen Zweck entfalten – nämlich die Basis für eine sowohl<br />

emotionale als auch gedankliche Auseinandersetzung der Schüler/innen mit dem Erzählten<br />

legen.<br />

Eine weitere Voraussetzung ist die Bereitschaft, Erzähltes und Aufgabenstellungen als sinnvoll<br />

anzunehmen – also eine gewisse Bereitschaft, sich vom Lehrer vertrauensvoll führen zu lassen.<br />

Diese war bei einer relativ großen Anzahl von Schüler/innen wenig ausgeprägt,<br />

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