Theater - Freie Waldorfschule Saar-Hunsrück Walhausen
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Inhalt<br />
Editorial 3<br />
<strong>Theater</strong><br />
Zwölftklassspiel 4<br />
7. Klasse 8<br />
Eurythmie - Aufführung 12<br />
Starke Frauen 15<br />
Deutsch<br />
9. Klasse 17<br />
10. Klasse 19<br />
11. Klasse 22<br />
12. Klasse 23<br />
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Editorial<br />
Endlich - Endlich - Endlich - Endlich - Endlich - Endlich - Endlich - Endlich…<br />
…ist es vollbracht: die erste Schulzeitung der FWS <strong>Saar</strong>-<strong>Hunsrück</strong> existiert auf dem Papier und<br />
im Internet (unbedingt besuchen: www.waldorfschule-saar-hunsrueck.de, �<br />
Ganz kurz etwas zum Konzept, in der Hoffnung, viele schöne Artikel und auch Anregungen<br />
von Lehrer/innen, Schüler/innen und Eltern zu erhalten: denn die erste Schulzeitung soll ja<br />
nicht die letzte sein und wir hoffen, in nicht allzu ferner Zukunft � ein zweites Heft<br />
herausbringen zu können.<br />
Wir haben diese Zeitung als Themenheft konzipiert und zwei Themen stehen diesmal im<br />
Mittelpunkt: <strong>Theater</strong> an unserer Schule und der Deutschunterricht in der Oberstufe.<br />
Warum ein Themenheft?<br />
An unserer Schule gibt es so vielfältige Aktivitäten, die es verdienen, beachtet zu werden – und<br />
dies gelingt, wenn wir sie in den Mittelpunkt stellen!<br />
Warum diesmal das Thema „<strong>Theater</strong>“?<br />
Zwei Bühnen-Großereignisse fanden in der jüngsten Vergangenheit statt: das erste und absolut<br />
hochklassige Zwölftklassspiel an unserer Schule sowie Tourneetheater der siebten Klasse,<br />
außerdem dürfen wir noch mehrere Schauspiele in diesem Schuljahr genießen – die neue Halle<br />
mit ihrer Bühne erfährt eine rege Nutzung. Grund genug für die Beteiligten, die<br />
Vorbereitungen, die ein solches Schauspiel erfordert, näher unter die Lupe zu nehmen und<br />
vorzustellen.<br />
Warum diesmal das Thema „Deutsch in der Oberstufe“?<br />
Nun, wir hoffen, dass dies anderen Fach- und Klassenlehrern als Anregung dient, auch ihr Fach,<br />
ihre Klasse oder Stufe in den Mittelpunkt zu stellen: in den Mittelpunkt der Darstellung, von<br />
Betrachtungen, Reflexionen, Diskussionen…. Praxisforschung ist ein Wort, das<br />
glücklicherweise in unserer Schule oft erklingt – wir hoffen, ihr mit dieser Schulzeitung ein<br />
Medium zur Verfügung stellen zu können.<br />
Noch ´was zur Erscheinungsweise: Im Zeitalter von Webseiten, die es möglich machen,<br />
kostenlos und trotzdem auch äußerlich ansprechend zu publizieren, stellen sich Fragen:<br />
Brauchen und wollen wir eine „klassische“ Zeitung auf Papier? Wenn ja, in welcher Auflage?<br />
Wer trägt die Kosten und wie hält man sie niedrig? Was brauchen unsere Leser/innen?<br />
Wir wollen (auch) eine „klassische“ Zeitung, die man anfassen kann, für deren Lektüre nur<br />
Augen und Verstand notwendig sind und die unsere Leser/innen direkt in der Schule erreicht.<br />
Wir wollten aber auch, zumindest für dieses erste Heft, das ja ein Experiment darstellt, keine<br />
großen Kosten verursachen. Deshalb haben wir uns, zusätzlich zum Internetauftritt, für eine<br />
Form der traditionsreichen Wandzeitung entschieden.<br />
Lust und Interesse bekommen, einen Artikel zu schreiben und/oder einen Themenvorschlag zu<br />
machen? Kritik? Anregungen?<br />
Wir hoffen auf gute Gespräche, Beiträge und Zusammenarbeit,<br />
Das Schaaf – Redaktionsteam<br />
Harald Moldenhauer und Ursula Kirchdörfer (Redaktion)<br />
Roland Käser (Layout und Internet)<br />
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Thema 1: <strong>Theater</strong><br />
Zwölftklassspiel<br />
ERSTES 12.KLASSSPIEL DER WALDORFSCHULE WALHAUSEN<br />
Bereits vor den Sommerferien 2006 begann die jetzige zwölfte Klasse unserer Schule mit der<br />
Suche nach einem geeigneten <strong>Theater</strong>stück für ihr Klassenspiel. Die Klasse ist zwar sehr klein,<br />
doch stellte dafür umso mehr Ansprüche an das Stück, mit dem sie sich über Monate hinweg<br />
befassen sollte.<br />
Viele Stücke kamen in die engere Auswahl. Darunter Klassiker wie Shakespeares<br />
„Sommernachtstraum“ und moderne Stücke à la Doris Dörries „Happy“. Aber die Stücke hatten<br />
alle mindestens einen Haken: es waren entweder zu viele, oder zu wenige Rollen – bei nur<br />
zwölf Schülern hat man eben nicht viel Spielraum, was das angeht – und bei vielen Texten war<br />
die Handlung nicht passend für die Klasse.<br />
Nach den Sommerferien war die Klasse immer noch auf der Suche nach einem Bühnenspiel,<br />
das jeden Schüler und jeden Zuschauer anspricht. Ein Text , der Witz und tieferen Sinn hat.<br />
Eine Geschichte die von verschiedenen Charakteren erzählt, mit denen sich die späteren<br />
Schauspieler identifizieren konnten.<br />
Der Druck stieg, denn umso später man ein passendes Stück fand, desto weniger Zeit blieb für<br />
die Vorbereitungen, das Lernen des Textes und die Organisation. Die Motivation schwand<br />
allmählich mit der Hoffnung, noch rechtzeitig ein gutes Schauspiel zu finden, das alle Kriterien<br />
erfüllte.<br />
Durch Zufall viel den Schülern ein Drama in die Hände von Reginald Rose in die Hände. „Die<br />
zwölf Geschworenen“ war wie geschaffen für die Klasse: zwölf Rollen, für die zwölf<br />
Zwölftklässer, die mit den unterschiedlichsten Charakterzügen und Überzeugungen auftraten.<br />
Diese Rollen, machten das Stück abwechslungsreich, obwohl es nur in zwei Räumen spielt, was<br />
aufwendige Kulissenarbeiten ersparte.<br />
Das <strong>Theater</strong>stück handelt von zwölf Persönlichkeiten, die die ausgewählt wurden, zwischen<br />
Schuld und Unschuld, Leben und Tod, eines Angeklagten zu entscheiden. Im<br />
Geschworenenzimmer angekommen, beginnen bald kleine Debatten über den Fall und obwohl<br />
sich scheinbar alle einig sind, dass der Junge aus dem Elendsviertel seinen Vater ermordet<br />
haben muss, stimmt einer der Juroren für „Nicht schuldig“. Damit beginnt eine Diskussion, die<br />
von jedem Beteiligten anders erlebt wird: mit Hektik, Trotz, Unverständnis, Neugierde, oder<br />
auch einfachem Pflichtbewusstsein. Währenddessen erfährt der Zuschauer zum ersten Mal<br />
etwas über die Gerichtsverhandlung. Nach und nach wird der Fall aufgerollt und zerpflückt.<br />
Dabei bildet sich das Publikum eine Meinung, als sich unter den Geschworenen die ersten<br />
Zweifel breit machen. Bei näherem betrachten der Sachlage werden sie skeptisch. Die<br />
Zeugenaussagen und Indizienbeweise scheinen plötzlich fragwürdig und nicht mehr so<br />
stichhaltig, wie man zu Anfang annahm.<br />
Wie jeder der Entscheidenden auf der Bühne, kommt jeder Beobachtende auf der Bühne<br />
irgendwann an den Punkt, an dem er seine Ansichten überdenken muss und wahrscheinlich<br />
nicht mehr von der Schuld des Angeklagten überzeugt ist. Einige ändern ihr Votum mehrmals,<br />
andere beharren aus persönlichen Gründen auf ihrem Standpunkt. Am Ende wird aber auch dem<br />
letzten klar, dass der Prozess zu viele Fragen offen lässt, als dass man darauf eine Hinrichtung<br />
begründen könnte. Denn „Kein Geschworener (…) darf einen Menschen zum Tode verurteilen,<br />
wenn er sich nicht sicher ist(…)“.<br />
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Das vielschichtige Bühnenstück ließ genügend Freiräume um Rollen und Texte ein wenig<br />
umzuschreiben, ohne dabei den Kontext des Stückes zu verfälschen. Es diskutiert zusätzlich<br />
viele kritische Themen, wie Vorurteile, die Todesstrafe, Wahrheit(sfindung) und die<br />
Beeinflussbarkeit unseres Erachtens. Alles verpackt in eine Mischung aus Humor und einem<br />
Gefühl des „Sich-selbst-Wiedererkennens“, das in so manchem ein Verlangen nach<br />
Grundsatzdiskussionen weckt.<br />
Das kleine gelbe Büchlein eroberte mit seinem Inhalt das Klassenzimmer der Zwölfer. Jedoch<br />
wurde ein großer Vorteil des Buches – die verschiedenen ausgeprägten Persönlichkeiten, wie<br />
sie auch in seiner damaligen Leserschaft zu finden waren – wurde nun zu einem Hindernis für<br />
den endgültigen Beschluss „Die zwölf Geschworenen“ aufzuführen. Denn auch die Reaktionen<br />
der Schüler auf das Bühnenspiel waren breit gefächert. Doch auch in diesem Fall kamen die<br />
zwölf Beteiligten zu einem einstimmigen Ergebnis.<br />
Innerhalb von drei Wochen Probenzeit befasste man sich eingehend mit dem Inhalt und der<br />
Umsetzung des Dramas. Man feilte die Charaktere aus, überlegte sich Geschichten derer<br />
fiktiven Alltags, passte Redens- und Gangarten an und entwarf entsprechende Kostüme. Danke<br />
der freundlichen Unterstützung der Altenkesseler <strong>Waldorfschule</strong>, die ihre Sammlung an<br />
<strong>Theater</strong>kleidung zur Verfügung stellte, konnten die Vorstellungen gut in die Tat umgesetzt<br />
werden.<br />
Mit einem Schreinereibesitzer als Klassenbetreuer hatte man sozusagen einen Heimvorteil, was<br />
die Kulissen anging. Herr Hubert und andere Helfer sorgten dafür, dass auch die Feinheiten<br />
stimmten und schafften passendes Mobiliar und fließendes Wasser auf die Bühne.<br />
Frau Lorenz, die die Regie übernahm, brachte nicht nur ihr ausgebildetes Fachwissen und eine<br />
Menge Erfahrung mit, sonder auch viel Freunde und Elan, was alle ansteckte und dafür sorgte,<br />
dass die anstrengenden Intensivproben ohne Krisen überstanden wurden. So mancher Darsteller<br />
wird die Gelassenheit und Begeisterung vermissen, die ständiger Begleiter in der Zeit des<br />
Klassenspiels waren. Diese wurde von zwei erfolgreichen Aufführungen gekrönt, die dem<br />
Publikum sicherlich etwas dieser Atmosphäre vermitteln konnten.<br />
Daphne Seidel<br />
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Siebte Klasse<br />
„Der Krug“ und „Die Vielredner“ – ein <strong>Theater</strong>abenteuer der 7. Klasse<br />
Im Rahmen unserer Deutschepoche stellte ich nach den Weihnachtsferien zwei komödiantische<br />
Einakter (nicht ohne Hintergedanken) vor und schloss die rage an, ob wir daran gehen sollten,<br />
diese in Szene zu setzen. Nach der begeisterten Zustimmung ging es zügig ans Werk (ab der 2.<br />
Schulwoche jeweils etwa eine Stunde, insbesondere im Hauptunterricht).<br />
Die Premiere war für den Tag der offenen Tür, drei Wochen nach Probenbeginn, anvisiert.<br />
Somit war (für die meisten) klar, dass keine Zeit zu verlieren war…<br />
In der Mitte der 3. Probenwoche kam der Lehrer darüber hinaus mit der verrückten Idee, auf<br />
Tournee zu gehen!<br />
Im Verlauf des Arbeits- und Aufführungsprozesses gab es, wie üblich, viele Aufs und Abs und<br />
so manches Abenteuer zu bestehen: wie z.B. die kurzfristige Umbesetzung einer Hauptrolle,<br />
den Ausfall von sechs Darstellern, manche Texthänger, verspätete Auftritte, falsche Abgänge<br />
u.ä..<br />
Neben mir halfen Frau Jacobi, Frau Pitz und einige Eltern dabei.<br />
Immer wieder kämpfte ein Ensemble hart am Abgrund oder war schon halbwegs<br />
hineingerutscht. Dafür begeisterten einige Schauspieler/innen besonders oder eines der anderen<br />
Teams! Im Ganzen gesehen gab es viele wunderbare Momente der Krisenbewältigung, der<br />
guten Zusammenarbeit sowie des freien, spritzig-improvisierten Spiels und der gelungenen<br />
Darstellung.<br />
Die Begegnung und Aufführung in Bildstock erlebten viele als krönenden Abschluss und<br />
großes Geschenk: Vom Empfang über’s Publikum bis hin zur Verpflegung und dem<br />
anschließenden sportlichen Messen der 7. Klassen bei Völker- und Fußball. „So was könnt ma<br />
öfter mache!“, hieß es aus vielen Mündern: Hören Sie im Folgenden eine Auswahl von<br />
Schülerstimmen.<br />
Ich selbst bin froh, dass wir das Abenteuer gewagt und weitgehend erfolgreich bestanden<br />
haben. Es gibt Kraft und Mut für neue Taten!<br />
Sehr dankbar bin ich für die vielseitige Unterstützung, auch durch die Spenden der Menschen,<br />
die diese Tournee nach Altenkessel und Bildstock mit ermöglichten. Danke!<br />
Sascha Riebel<br />
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Und die Schüler? (Auszüge aus Schüleraufsätzen)<br />
Benjamin:<br />
„Wir haben ein Stück gelesen, dann am anderen Tag hatten wir es wieder gelesen und dann<br />
hatte Herr Riebel die Idee, dass wir eine Aufführung machen könnten. Viele fanden das doof.<br />
Wir sollten uns dann für die Rollen eintragen! Ich bekam zum Glück die Rolle, die ich wollte.<br />
Dann probten wir in der Zeit des Hauptunterrichts und das drei Wochen lang. Das war eine<br />
Arbeit und es gab öfter Streit. Auch wenn ich nicht so viel damit zu tun hatte, ansonsten war es<br />
eine schöne Zeit! Bis zur Generalprobe, das war eine Blamage! Aber am nächsten Tag war die<br />
Aufführung und es klappte sehr gut (im Verhältnis). Ich wurde auch von vielen Leuten gelobt.<br />
Dann kam Herr Riebel an, ob wir nicht auf Tournee gehen wollen? Die Mehrheit war dafür. Ein<br />
paar Tage später fuhren wir dann nach Altenkessel, die Show war klasse und ich konnte mein<br />
Talent ausüben. Am nächsten Tag fuhren wir nach Bildstock, es gab viele Patzer aber ansonsten<br />
war es schön und das Essen war sehr fein.“<br />
Nicola:<br />
„Am Anfang war der Weg, den wir gehen wollten, noch sehr holprig und voller Steine. Wir<br />
hatten nur eine Woche, um den Text von zwei <strong>Theater</strong>stücken zu lernen!! Trotz der langen Zeit<br />
saß der Text noch nicht so sicher in unseren Gedächtnissen, denn in unseren Köpfen spukten<br />
diese Worte: Nur noch zwei Wochen! Nur noch zwei Wochen, bis die Aufführung beginnen<br />
sollte.<br />
In der zweiten Woche mussten wir unseren Stücken Leben einhauchen, dies heißt, wir mussten<br />
sie spielen, wir durften nicht die Einsätze verschlafen und wir durften nicht wie die Ölgötzen<br />
herumstehen. Es war hart, sehr hart, nicht wegen des Textes und auch nicht, weil wir als<br />
Ölgötzen herumstanden, sondern weil es Leute gab, die diese Sache nicht ernst nahmen.“<br />
Moritz:<br />
„Am besten fand ich es in Bildstock, dort bekamen wir was Warmes zu essen (umsonst!), im<br />
Gegensatz zu Altenkessel � - und Kuchen! Nach der Aufführung in Bildstock konnten wir<br />
noch Fußball oder Völkerball gegen die Schüler spielen.<br />
Ich fand es im Ganzen sehr gut! (Besser als Unterricht �!!! Kann man öfters machen!!!)“<br />
Rasha:<br />
„Hey Herr Riebel, erst mal danke, dass wir überhaupt spielen durften!!!!<br />
Es hat mir sehr sehr großen Spaß gemacht! Zuerst kam ich nicht aus mir raus, aber als ich dann<br />
in <strong>Saar</strong>brücken auf der Bühne stand, hat’s klick gemacht!!<br />
Es war ein tolles, ach was, kein tolles, ein SUPERMEGAKLASSE Gefühl, als ich auf der<br />
Bühne stand und die erwartungsvollen Gesichter sah!“<br />
Daniel:<br />
„Im Großen und Ganzen war es ein gelungenes, schönes und hilfreiches Projekt für unser<br />
Achtklass-Spiel, das aber hoffentlich etwas besser anzusehen sein wird.<br />
Da ging der Krug kaputt<br />
Und liegt jetzt ganz in Schutt.<br />
Drum scher dich nicht und mach dir Sorgen<br />
Kaum besser wird es dann sein Morgen.“<br />
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Eurythmie - Aufführung<br />
Eurythmieaufführung der 12. Klasse aus Bexbach<br />
ASKEFISK<br />
Ein Märchen aus Norwegen<br />
In diesem Märchen geht es um eine allein erziehende Mutter mit 3 Söhnen, welche sie eines<br />
Tages Fische holen schickte.<br />
Die ersten beiden Söhne wurden von einem Elementarwesen, einem Troll, weggeschickt.<br />
Der Dritte jedoch ging es schlau an und überlistete den Troll.<br />
Weil der jüngste Sohn in den Augen des Trolls so stark war, stellte der Troll ihn in seinen<br />
Dienst. Jedoch gelang es dem jüngsten Sohn, so zu tun, als sei er zu stark, und somit wusste der<br />
Troll nichts mehr mit ihm anzufangen. Also schickte der Troll den jüngsten Sohn mit 3 Säcken<br />
voller Gold wieder nach Hause.<br />
Diese Geschichte drückte die Hälfte der Schüler der 12. Klasse aus Bexbach in einer<br />
eurythmischen Darstellung aus.<br />
In der <strong>Waldorfschule</strong> <strong>Walhausen</strong> führten sie die 2. Aufführung in der Festhalle auf, wo sie sich<br />
erst einmal mit der kleinen Bühne auseinander setzen mussten. Sie probten erst einmal mit<br />
verschiedenen Lichtverhältnissen und gingen den Text noch einmal durch, wobei sichtbar<br />
wurde, dass die gemeinsame Zusammenarbeit sehr gut war.<br />
Außerdem waren die Kostüme so genial gemacht, dass es gar nicht hätte langweilig werden<br />
können, denn aus einer Ecke wehten Schleier und aus der anderen kamen trollige Gesichter zum<br />
Vorschein, so dass es eine Mischung aus Zauberei und Realität war.<br />
Auch die Bewegungen passten genau zum Text, so dass alles sehr harmonisch wirkte.<br />
Denn die Eurythmie ist eine eigenartige Kunst, in der man durch seinen Körper spricht, indem<br />
man die Laute in Buchstaben darstellt, welcher jeder seinen eigenen Charakter hat und man<br />
schaut hinter das Äußerliche, was in der nachfolgenden Zeit sehr wichtig sein wird.<br />
Die 12. Klasse hatte als Thema die dramatische Eurythmie, in der man miteinander spricht,<br />
seine Arme und seinen ganzen Körper einsetzt.<br />
Wir hatten auch Gelegenheit, den Aufführenden einige Fragen zu stellen: Nicht allen scheint<br />
die Eurythmie Spaß zu machen, da waren auch kritische Töne zu hören.<br />
Um wieder zur Aufführung zurück zu kommen, wollen wir noch die selbst komponierte Musik<br />
erwähnen, die zwei Schüler mit einer Trommel und einer Gitarre übernahmen.<br />
Aber trotz mancher Hindernisse und Köpfeanrempeln nahm die Aufführung ein gutes Ende und<br />
die Schüler kamen alle heil heraus.<br />
Ines, Violetta und Hanna für die zehnte Klasse<br />
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Starke Frauen<br />
Starke Frauen – am Freitag, 27.4.07, 20.00 Uhr in unserer Schule<br />
Acht berühmte Frauen nehmen auf der Bühne Gestalt an. Jede einzigartig mit ihrem<br />
Empfindungen, ihren Gedanken und ihren Handlungen. Acht Leben.<br />
Ein Zeitraum von sechs Jahrhunderten. Was verbindet diese Frauen aus den unterschiedlichsten<br />
Welten über die Zeiten und Räume hinweg? Und was können dies „Starken Frauen“ uns heute<br />
bedeuten?<br />
Ein <strong>Theater</strong>experiment – phantasievoll und bewegend aus der Ensemblearbeit und<br />
authentischen Texten entwickelt.<br />
Auf die Bühne gebracht vom Ensemble „Frauenmantel“, einem Zusammenschluss von neun<br />
ganz unterschiedlichen Frauen zwischen 30 und 73 Jahren, die sich seit 2003 gemeinsam der<br />
Schauspielkunst widmen. Absolut im Vordergrund steht dabei immer die Freude am Spiel und<br />
an der Darstellung. Die Improvisation wurde ihnen zum Spezialgebiet.<br />
Neben Jeanne d’Arc, Katharina von Bora, Lise Meitner, Ingrid Bergmann, Rosemarie Nitribitt,<br />
Romy Schneider und Gudrun Ensslin wird uns auf der Bühne auch Berta von Suttner begegnen,<br />
verkörpert von unserer Klassenlehrerin Sylvia Roth.<br />
Berta von Suttner, die erste Frau der Welt, die den Friedensnobelpreis erhielt, war eine der<br />
engagierten Frauen des 19. Jahrhunderts, die „keine Ruhe gaben“. Öffentlich griff sie die<br />
katholische Kirche an, wegen deren enger Verflechtung mit dem Staat, und veröffentlichte 1889<br />
den Anti-Kriegs-Roman „Die Waffen nieder“, durch den sie weltberühmt wurde.<br />
In diesem Buch beschreibt sie schonungslos die Fratze des Krieges, das Grauen des<br />
Schlachtfeldes und die unsäglichen Leiden der Opfer. Auch als Frauenrechtlerin packte sie für<br />
ihre Zeit „heiße Eisen“ an: sie kritisierte die Tabuisierung und Verteufelung von Sexualität und<br />
Erotik und setzte sich mit dem Tabuthema Prostitution auseinander.<br />
Sylvia Roth sagt über sie „Für mich ist sie die unabhängige, unkonventionelle Rebellin für den<br />
Frieden, die ein Beispiel für die Frauen in jener Zeit abgab.“<br />
Starke Frauen – am Freitag, den 27.4.07 um 20.00 Uhr in der Mehrzweckhalle der FWS <strong>Saar</strong>-<br />
<strong>Hunsrück</strong>!<br />
Vorverkauf: bei Sylvia Roth und/oder in der Schule: Erwachsene 10,--€, Schüler<br />
6,--€, an der Abendkasse kostet das Ticket 12,--€.<br />
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Deutsch in der 9. Klasse<br />
Thema 2: Deutsch in der Oberstufe<br />
Neunte Klasse<br />
Morgens im Foyer unserer Schule; noch nicht so ganz wach treffe ich auf einige sich matt<br />
tummelnde Schüler: „Und“? werde ich von einem mir gut bekannten freundlichen Gesicht<br />
angesprochen. „Ist das eine Frage oder was?“ entfährt es mir. „Aber Herr Moldenhauer, Sie<br />
wissen doch, wie ich’s meine“. Weiß ich es? – „Und“ ist ein Wort, eine Konjunktion, ein<br />
Bindewort für Satzteile, ohne jede Aussagekraft, vielleicht eine Neuntklässler-Variante für<br />
„Hallo“. Damit sind wir beim Kern der Sache: der Verständigung. Wie finden wir – Schüler<br />
und Lehrer eine gemeinsame Sprache? Was interessiert, berührt einen vierzehnjährigen<br />
Jugendlichen?<br />
Grammatik, Ausdruck, ‚Rechtschreibung; überhaupt der ganze sprachliche Werkzeugkasten –<br />
geht das in der Neunten? Sehr schwierig. Immer mal wieder, ja, als knackiges Sprachwürstchen,<br />
möglichst mit Wortwitz bestrichen. Einmal den Genitiv retten, sich seiner dann wieder<br />
ungerührt entledigen. – „Oh, Leute. Sprecht Hochdeutsch“! Auch das hält vielleicht ein<br />
Dreiviertelstündchen vor. In der Pause (auch von Eltern, Kollegen, ähm) hör’ ich andere Töne.<br />
Was geht wirklich, ist auch länger durchzuhalten? – Das Jugendwerk der Klassiker Goethe und<br />
Schiller, das kurze heftige Leben und Schreiben eines modernen Autors wie Wolfgang<br />
Borchert, überhaupt Kurzgeschichten. Hier möchte ich nur kurz auf das Wunder echter,<br />
authentischer Kurzgeschichten eingehen: Warum schreibt jemand so etwas? Wie kommt es zu<br />
einer Berührung zwischen Leben, Text und jungendlichem Leser?<br />
Am Beispiel Borcherts lässt sich das gut zeigen: Borchert war ein kleiner großmäuliger<br />
Schauspieler, der wegen seiner großen Klappe im Zweiten Weltkrieg wegen<br />
„Wehrkraftsetzung“ zur „Frontbewährung“ im russischen Winter (1942/43) verurteilt wurde,<br />
der diesen Wahnsinn schwerkrank, aber mit ungebrochenem Lebensmut überlebte und<br />
schließlich kaum anders konnte als über seine Erlebnisse zu schreiben. Er hat sich dabei, wie er<br />
selbst einmal sagte, „ausgekotzt“, seinen ganzen Schmerz zu Papier gebracht, wie im Rausch<br />
geschrieben, ohne Rücksicht auf Grammatik. Entstanden sind traurig-komische Bruchstücke<br />
einer aus den Fugen geratenen Welt. – Das ist den Jugendlichen nicht fremd. Auch sie<br />
entdecken gerade oder haben bereits kapiert, dass es die heile Welt nicht gibt. Es fällt ihnen<br />
auch nicht schwer, aus ihrem erlebten Alltag Erlebnisse, Beobachtungen oder einfach<br />
‚Beunruhigungen’ in Form von Kurzgeschichten auszudrücken.<br />
Zwei Beispiele – Kürzestgeschichten – von Neuntklässlerinnen gebe ich abschließend (mit<br />
freundlicher Genehmigung der Autorinnen) wieder, damit sich jeder geneigte Leser dazu seine<br />
hoffentlich persönliche Meinung bilden kann; beide Geschichten wurden auf der letzten<br />
Monatsfeier vorgelesen und gespielt:<br />
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Das Versprechen von Mareike Treitz<br />
Als das Mädchen von der Schule nach Hause kommt, bittet die Mutter es, für sie heute Abend<br />
zu kochen und die Hausarbeit zu machen. Nachdem die Mutter das Haus verlassen hat,<br />
klingelt das Telefon und ihre Freundin ist am Apparat. – Sie reden drei Stunden. – Als die<br />
Mutter nach Hause kommt, ist nichts gemacht und das Mädchen hat ein schlechtes Gewissen.<br />
Der Freund von Anna-Sofia Fontanini<br />
Timo läuft durch den Wald und denkt an nichts. Doch etwa nach zehn Minuten merkt er, dass<br />
jemand hinter ihm ist. Timo schaut sich um und sieht ihn. Der Mann hinter ihm hat ein langes<br />
weißes Gewand an. Timo läuft schneller, doch der Mann macht es ihm gleich und hält ihn am<br />
Arm fest. Vor lauter Angst kann er nicht schreien. Der Mann flüstert Timo ganz leise ins Ohr,<br />
dass er sein Freund sein und mit ihm spielen wolle. – Timo verspricht dem Mann sein Freund<br />
zu sein. – Der Fremde glaubt ihm und lässt ihn los. Im selben Moment kehrt die Kraft in Timos<br />
Beine zurück, er sprintet plötzlich los.<br />
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Zehnte Klasse<br />
Die Nibelungen-Epoche in der 10. Klasse: Alter Stoff in neuem Gewand?<br />
Die erste Deutsch-Epoche mit der 10. Klasse fand im November statt – drei Wochen<br />
Nibelungenlied, eine der „klassischen“ Epochen der Waldorfpädagogik, in der latent<br />
vorhandene Fragen der Schüler/innen in der Auseinandersetzung mit diesem alten Stoff<br />
aufgegriffen werden können.<br />
Es war meine erste Nibelungenepoche, und ich trat sie an mit einer Menge Theorie im Gepäck,<br />
erlernt im Waldorfseminar, in dem viele Anregungen, Idealvorstellungen, aber auch<br />
Erfahrungen und Beispiele aus der Praxis vermittelt worden waren. Außerdem begleitete mich<br />
in diese Epoche ein tiefer Widerwille gegen das Epos, der aus eigener Schulzeit und dem<br />
Studium stammte.<br />
Einiges des Erlernten warf ich schon beim Planen der Epoche über Bord, denn statt der<br />
„theoretischen“ vier Wochen standen mir etwas weniger als drei Wochen zur Verfügung. Also<br />
hieß es, Schwerpunkte zu setzen: Einen Schwerpunkt legte ich auf Aktualisierungen, einen<br />
anderen auf die intensive Auseinandersetzung mit den Charakteren des Epos in Form von<br />
Unterrichtsgesprächen und schriftlichen Charakterisierungen; weniger intensiv befassten wir<br />
uns mit dem Sagenumfeld.<br />
Was die Unterrichtsform anbelangte, versuchte ich, möglichst viele verschiedene Wege zu<br />
gehen und die Schüler/innen in unterschiedlicher Weise anzusprechen. Dabei war es mir<br />
besonders wichtig, die Schüler/innen in eigenes Tun zu bringen und ihre Sinne in vielfältiger<br />
Weise anzusprechen. Zentral war hier der Besuch des Nibelungenmuseums in Worms, wo die<br />
Schüler/innen, mit Aufgaben und Fragen versorgt, Material für Gruppenreferate sammeln<br />
sollten.<br />
Am Ende der Epoche stand eine schriftliche Befragung der Klasse in Form eines knapp<br />
gehaltenen Fragenportfolios zum Ankreuzen. Dabei ging es mir ebenso darum, die<br />
Schüler/innen zur Selbstreflexion anzuregen, wie auch, ein „Feedback“ zu erhalten, das über<br />
ein bloßes „fand ich gut/doof“ hinausging, das jedoch auch nicht der allgemein zu<br />
beobachtenden Protfoliomüdigkeit zum Opfer fallen sollte.<br />
Die Ergebnisse waren vielfältig und oftmals uneindeutig, jedoch lassen sich bestimmte<br />
„Trends“ ausmachen, die, ebenso wie meine eigenen Erlebnisse, zumindest für mich dazu<br />
beitragen, die Nibelungenepoche beim nächsten Mal anders zu greifen – obwohl ich sie<br />
durchaus als gelungen empfand und auch die überwiegende Anzahl der Schüler/innen mit der<br />
Epoche etwas „anfangen“ konnte und obwohl mir, auf Grund der teilweise gegenläufigen<br />
Ergebnisse, noch nicht klar ist, wie sie sinnvollerweise gegriffen werden kann.<br />
Trend 1: Zehntklässler und Zehntklässlerinnen leben auf verschiedenen Planeten<br />
Sowohl meine Beobachtungen als auch die Auswertungen der Fragebögen haben dies eine<br />
unzweifelhaft gezeigt: der einzig eindeutig klare Trend ist der, dass Mädchen und Jungen durch<br />
völlig Verschiedenes, sowohl thematisch als auch in der Ansprache durch mich, angeregt und<br />
angesprochen werden, dass sie sehr unterschiedliche Fragen und Arbeitsweisen haben und dass<br />
es ein Balanceakt ist, das Thema „Nibelungen“ so zu gestalten, dass beide Gruppen<br />
angesprochen werden. Was Zugang und Verständnis der angesprochenen Fragen und Themen<br />
betraf, gab es keine „starken“ oder „schwachen“ Schüler/Innen, sondern männliche und<br />
weibliche in dieser Epoche. Dies zeigte sich zum Beispiel beim Besuch des<br />
Nibelungenmuseums:<br />
Trend 2: Museumsbesuch – eine Überforderung?<br />
Während die Mädchen sich ausnahmslos auf das Museum einließen (das keine<br />
Ausstellungsstücke, sondern einen audiovisuellen Rundgang durch die „Welt des<br />
Nibelungenliedes“ bietet) und die ihnen gestellten Aufgaben überwiegend intensiv und gut<br />
bearbeiteten, nutzten die Jungen (mit Ausnahme zweier) den ihnen eröffneten Freiraum, um<br />
sich der Aufgabe zu entziehen. So fiel denn auch ihre Einschätzung des Museumsbesuches<br />
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höchst unterschiedlich aus: Von der Bewertung als Höhepunkt der Epoche bis hin zu „absolut<br />
sinnlos“ war alles dabei.<br />
Trend 3: Eigenarbeit ja – Gruppenarbeit nein?<br />
„Team“ ist die Abkürzung für „Toll, Ein Anderer Macht’s“ – auf diese Kurzformel lässt sich<br />
auch der Umgang zumindest von Teilen der Klasse mit der Gruppenarbeit bringen, die im<br />
Anschluss an den Besuch im Nibelungenmuseum stand.<br />
Klar zu beobachten war, dass auch hier Mädchen und Jungen (zumindest tendenziell) mit dieser<br />
sehr freilassenden Arbeitsweise unterschiedlich umgingen: in den ausschließlich weiblich<br />
besetzten Gruppen funktionierte die Zusammenarbeit zum Teil schon sehr gut, in der einen<br />
gemischten Gruppe machte jeder eine Einzelarbeit und in zwei ausschließlich männlich<br />
besetzten Gruppen lief es nach dem oben genannten Muster. Mein Fazit: Gruppenarbeit in einer<br />
10. Klasse ja, aber – aber wie? Mehr Kontrolle – nicht für alle; in von mir zusammengestellten<br />
Gruppen – kann auch kontraproduktiv sein; genauere Arbeitsanweisungen – auch das könnte<br />
bei denen, die es schon gut beherrschen, eher als Bremsklotz wirken.<br />
Trend 4: Aktualisierungen – ja, prima – aber bitte auch mehr Sage?!<br />
Auch hier war die Wahrnehmung von Jungen und Mädchen sehr unterschiedlich: Während die<br />
meisten Jungen die Handlung des Nibelungenlieds tief beeindruckte und von einzelnen der<br />
Wunsch nach einer intensiveren Beschäftigung mit dem zugrunde liegenden germanischen<br />
Sagenkreis gewünscht wurde, lehnten die meisten Mädchen das Nibelungenlied ab und zeigten<br />
sich dem Sagenalter entwachsen, aber den Aktualisierungen gegenüber sehr aufgeschlossen.<br />
Insbesondere die historischen Informationen über den Missbrauch des Epos in<br />
Dolchstoßlegende und der Mystifizierung des Kessels von Stalingrad durch die<br />
Nationalsozialisten erzeugten Interesse. Auf Interesse bei beiden Gruppen stießen die<br />
Aufnahme der Motive in der Fantasyliteratur sowie die Aktualisierungen der Charaktere.<br />
Trend 5: Die Charaktere „ziehen“ immer noch<br />
Hierin zeigte sich für mich die andauernde Aktualität des Nibelungenliedes als Unterrichtsstoff<br />
für eine 10. Klasse – die Charaktere des Epos in ihren Extremen und ihrer Wucht, ungebremst<br />
durch moralische Zweifel, faszinieren – auch wenn sie bei den Jungen eher affirmativ<br />
aufgenommen wurden, während sie die Mädchen zu Widerspruch herausforderten. Die<br />
Aufgabenstellung, eine moderne Brünhild zu schildern, brachte herausragende, teilweise<br />
druckreife Ergebnisse, die eine unglaubliche und begeisternde Kreativität sowie ein sicheres<br />
Gespür der meisten Schüler/innen für Charakterzeichnung unter Beweis stellten.<br />
Zu dieser „Geschlechterproblematik“ kamen, insgesamt gesehen, zwei weitere „Trends“, die<br />
den Unterricht einer Nibelungenepoche in der klassischen Weise erschweren – zwei Trends, die<br />
sich, soweit ich dies überblicken kann, an unserer Schule (aber vermutlich nicht nur hier) weiter<br />
verschärfen werden und die nicht nur in dieser Oberstufenklasse das Lernen (und Lehren)<br />
erschweren:<br />
Trend 6: Für Vieles fehlen bei sehr vielen Schüler/innen die Voraussetzungen<br />
Eine Voraussetzung für einen klassischen Waldorfunterricht ist die Fähigkeit, gut zuzuhören<br />
und sich zu konzentrieren – nur dann kann der so genannte „Erzählteil“ des Lehrers in der<br />
zweiten Hauptunterrichtshälfte seinen Zweck entfalten – nämlich die Basis für eine sowohl<br />
emotionale als auch gedankliche Auseinandersetzung der Schüler/innen mit dem Erzählten<br />
legen.<br />
Eine weitere Voraussetzung ist die Bereitschaft, Erzähltes und Aufgabenstellungen als sinnvoll<br />
anzunehmen – also eine gewisse Bereitschaft, sich vom Lehrer vertrauensvoll führen zu lassen.<br />
Diese war bei einer relativ großen Anzahl von Schüler/innen wenig ausgeprägt,<br />
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manche waren mit Kritik sehr schnell bei der Hand, ohne sich tatsächlich auf das Thema<br />
eingelassen zu haben (was mich erstaunte, denn andere 10. Klassen, die ich in meiner<br />
Ausbildung kennen gelernt hatte, verhielten sich anders).<br />
Außerdem ist, zumindest während des Erzählteiles und des Unterrichtsgesprächs, eine<br />
Unterrichtsatmosphäre, in der alle Beteiligten einander respektvoll zuhören, unverzichtbar.<br />
Dieser Respekt, nicht nur dem Lehrer, sondern vor allem einander gegenüber, ist leider wenig<br />
ausgeprägt. Das ist umso bedauernswerter, als gerade die Beiträge vieler Schüler/innen während<br />
des Unterrichtsgesprächs oft wirklich begeisternd waren.<br />
Erstaunlich für mich war auch die offenbar verbreitete und auch offen vertretene Auffassung,<br />
dass Schule erweiterte Freizeitgestaltung darstelle, nicht anstrengen dürfe und immer Spaß<br />
machen müsse – „das macht keinen Spaß, das mach’ ich nicht“, sei es Hausaufgabe oder eine<br />
Aufgabenstellung während des Unterrichts. Welch tiefe Zufriedenheit gerade ein nach<br />
Anstrengung bewältigtes Problem vermitteln kann, bleibt so leider vielen verborgen…<br />
An diese Beobachtung schließt auch das Folgende an, ein Problem, das gerade bei der<br />
Beschäftigung mit einem so alten Stoff wie dem Nibelungenlied klar zu Tage tritt:<br />
Trend 7: Lesen, Sprache, sich auf etwas Fremdes einlassen – oh je!<br />
Natürlich muten wir den Schüler/innen nicht die Versübersetzung des Epos zu, geschweige<br />
denn das mittelhochdeutsche Original, nein, eine knappe (150 S.), sprachlich moderne und sehr<br />
vereinfachte Nacherzählung, die in Staatsschulen (sicherlich verfrüht) in der 7./8. Klasse<br />
gelesen werden kann, bildete die Textgrundlage der Epoche. Trotzdem gab es Schüler/innen,<br />
die die abschließende Klassenarbeit nicht bewältigen konnten, weil sie den Text nicht gelesen<br />
hatten. Und auch einige, die gerne lesen, taten sich schwer, ihren Widerwillen gegen diesen<br />
„alten Kram“ zu überwinden.<br />
Allerdings, so konnte ich inzwischen feststellen, ist diese mangelnde Bereitschaft, sich mit<br />
etwas Fremdem auseinanderzusetzen und auch weiter zu lesen, wenn es mal nicht ganz so<br />
spannend ist, nicht nur auf das Nibelungenlied beschränkt: Auch bei der von einigen<br />
Zehntklässlern vorgeschlagenen Lektüre von „Das Parfum“ stellte sich heraus, dass zahlreiche<br />
Schüler/innen nicht weiter lesen, wenn es mal schwierig oder etwas langatmig wird, und in<br />
Kauf nehmen, sich nicht am Unterricht beteiligen zu können und/oder die Klassenarbeiten eben<br />
zu „verhauen“.<br />
So viel zu dem, was ich beobachtet habe und der Auswertung der Fragebögen entnehmen<br />
konnte. Hierbei handelt es sich um eine Momentaufnahme, die die Basis für weitere<br />
Momentaufnahmen bilden soll, für Analysen, die Suche nach Gründen und für weitere<br />
Versuche, die Nibelungenepoche so zu unterrichten, dass sie ihren Sinn erfüllt, nämlich – neben<br />
der Vermittlung von sprachlichen Fertigkeiten – die Auseinandersetzung mit tatsächlich<br />
vorhandenen latenten Fragen der Zehntklässler und Zehntklässlerinnen.<br />
Dr. Ursula Kirchdörfer<br />
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Elfte Klasse<br />
Wie wird aus „Freiheit von ...“ „Freiheit zu…“?:<br />
Deutschunterricht in der 11. Klasse<br />
Parzival macht sich auf den Weg, weg von zu Hause, nichts wie weg, ohne Rücksicht auf<br />
Verluste. Er wird ein großer Ritter, denkt er, und in seiner Arroganz und Ahnungslosigkeit sieht<br />
er nicht, wie lächerlich er in seiner Aufmachung aussieht. Die Ratschläge, die ihm seine Mutter<br />
mit auf den Weg gab, versteht er nicht, ohne zu merken, dass er sie nicht verstanden hat. Doch<br />
sie sind seine einzige Orientierung in der Fremde, er befolgt sie wortwörtlich – und richtet<br />
damit ein immenses Chaos an, zerstört das Leben von Menschen, denen er begegnet, und<br />
verpasst seine Bestimmung: Gralskönig zu sein.<br />
Als er schließlich begreift, was er angerichtet hat, scheint es zu spät zu sein – doch Parzival<br />
kämpft, fängt klein an, lernt, stellt seine außergewöhnlichen Fähigkeiten freiwillig in Dienste<br />
Anderer, leistet Wiedergutmachung und wächst an seinen Aufgaben: Aus „Freiheit von“ ist<br />
„Freiheit zu“ geworden.<br />
Parzival – ein Elftklässler?<br />
Er sitzt, denke ich, nicht in der ersten Reihe (zumindest nicht freiwillig), und er ist verdammt<br />
schlau – manchmal. Dann blitzt etwas auf im Unterrichtsgespräch, so dass mir der Atem stockt,<br />
nur um im nächsten Moment in gedankliche Wolken abzuheben oder eine Bruchlandung im<br />
Sumpf ordinärer Plattheiten zu landen, was seine Klassenkollegen überwiegend richtig witzig<br />
finden.<br />
Aber das macht ja nichts – er hat den Laden hier durchschaut, eigentlich steht er da schon längst<br />
drüber. Die kochen auch alle nur mit Wasser, locker bleiben, in der 11. macht man auch keine<br />
Prüfungen, praktisch, … und die Lehrer - na ja, wer, bitteschön, ist schon so doof und wird<br />
Waldorflehrer, den muss man nun wirklich nicht ernst nehmen.<br />
Parzival ist auch sensibel – wenn es keiner sieht. Dann sieht er Wahr- und Weisheiten, und<br />
wenn er richtig gut drauf ist, schreibt er sie auch auf. Aber meistens ist das doch etwas zu<br />
anstrengend, eigentlich hat er das nicht nötig, er weiß ja, dass er gut ist, er muss es nicht<br />
wirklich zeigen. Uncool…<br />
Manchmal zweifelt er auch – an sich. Ziemlich oft eigentlich. Aber für diese Momente gibt es<br />
ja zum Glück die flashy rote Rüstung, deren Visier man dann runterklappen kann, und dann<br />
kommt keiner mehr an ihn ran. Außerdem tut es dann ziemlich gut, ein bisschen auf den<br />
anderen rumzuhauen, das lenkt so gut ab von den eigenen Verletzlichkeiten. Und außerdem:<br />
Austeilen ist immer besser als einstecken, sowieso klar.<br />
Kürzlich hat Parzival allerdings etwas an sich entdeckt, das ihn schon etwas anstrengt – die<br />
Sache mit der Freundin. Muss ja sein, irgendwie. Gehört dazu. Statussymbol. Aber, verdammt,<br />
wie soll er diese blöde Rüstung bloß ausziehen?<br />
Am wichtigsten für ihn ist jedoch: Er will seine Freiheit, es wird ja auch Zeit, weg mit Eltern,<br />
Hausaufgaben, Lernen, Unterricht überhaupt, besonders Mathe… – das echte Leben will er,<br />
Musik, Handy, Disco, Abhängen. Nicht diese kümmerlichen Surrogate in der Schule… und<br />
schon gar nicht diesen blöden alten Schinken lesen, wo die sich dauernd nur kloppen, komisch<br />
reden und immer nur daran denken, wie sie sich an Frauen ranmachen können.<br />
Wann wird aus „Freiheit von…“ „Freiheit zu…“?<br />
Ursula Kirchdörfer<br />
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Gedichte<br />
Zwölfte Klasse<br />
von Lukas Fritz – zugleich Inhalt und Thema seiner Jahresarbeit in der 12. Klasse<br />
Ich suche<br />
finde es nicht<br />
die suche<br />
endet<br />
wo sie beginnt<br />
in mir<br />
Öffne deine Augen<br />
benutze deine Nase<br />
und spüre<br />
den Morgen<br />
der dich weckt<br />
Der Morgen ist<br />
Goldbraun gebacken<br />
und duftet<br />
Lukas von H. Mol.<br />
Lächelnder<br />
Unbekümmerter<br />
Kerl –<br />
Atmender<br />
Sonnenaufgang<br />
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