Theater - Freie Waldorfschule Saar-Hunsrück Walhausen
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Thema 1: <strong>Theater</strong><br />
Zwölftklassspiel<br />
ERSTES 12.KLASSSPIEL DER WALDORFSCHULE WALHAUSEN<br />
Bereits vor den Sommerferien 2006 begann die jetzige zwölfte Klasse unserer Schule mit der<br />
Suche nach einem geeigneten <strong>Theater</strong>stück für ihr Klassenspiel. Die Klasse ist zwar sehr klein,<br />
doch stellte dafür umso mehr Ansprüche an das Stück, mit dem sie sich über Monate hinweg<br />
befassen sollte.<br />
Viele Stücke kamen in die engere Auswahl. Darunter Klassiker wie Shakespeares<br />
„Sommernachtstraum“ und moderne Stücke à la Doris Dörries „Happy“. Aber die Stücke hatten<br />
alle mindestens einen Haken: es waren entweder zu viele, oder zu wenige Rollen – bei nur<br />
zwölf Schülern hat man eben nicht viel Spielraum, was das angeht – und bei vielen Texten war<br />
die Handlung nicht passend für die Klasse.<br />
Nach den Sommerferien war die Klasse immer noch auf der Suche nach einem Bühnenspiel,<br />
das jeden Schüler und jeden Zuschauer anspricht. Ein Text , der Witz und tieferen Sinn hat.<br />
Eine Geschichte die von verschiedenen Charakteren erzählt, mit denen sich die späteren<br />
Schauspieler identifizieren konnten.<br />
Der Druck stieg, denn umso später man ein passendes Stück fand, desto weniger Zeit blieb für<br />
die Vorbereitungen, das Lernen des Textes und die Organisation. Die Motivation schwand<br />
allmählich mit der Hoffnung, noch rechtzeitig ein gutes Schauspiel zu finden, das alle Kriterien<br />
erfüllte.<br />
Durch Zufall viel den Schülern ein Drama in die Hände von Reginald Rose in die Hände. „Die<br />
zwölf Geschworenen“ war wie geschaffen für die Klasse: zwölf Rollen, für die zwölf<br />
Zwölftklässer, die mit den unterschiedlichsten Charakterzügen und Überzeugungen auftraten.<br />
Diese Rollen, machten das Stück abwechslungsreich, obwohl es nur in zwei Räumen spielt, was<br />
aufwendige Kulissenarbeiten ersparte.<br />
Das <strong>Theater</strong>stück handelt von zwölf Persönlichkeiten, die die ausgewählt wurden, zwischen<br />
Schuld und Unschuld, Leben und Tod, eines Angeklagten zu entscheiden. Im<br />
Geschworenenzimmer angekommen, beginnen bald kleine Debatten über den Fall und obwohl<br />
sich scheinbar alle einig sind, dass der Junge aus dem Elendsviertel seinen Vater ermordet<br />
haben muss, stimmt einer der Juroren für „Nicht schuldig“. Damit beginnt eine Diskussion, die<br />
von jedem Beteiligten anders erlebt wird: mit Hektik, Trotz, Unverständnis, Neugierde, oder<br />
auch einfachem Pflichtbewusstsein. Währenddessen erfährt der Zuschauer zum ersten Mal<br />
etwas über die Gerichtsverhandlung. Nach und nach wird der Fall aufgerollt und zerpflückt.<br />
Dabei bildet sich das Publikum eine Meinung, als sich unter den Geschworenen die ersten<br />
Zweifel breit machen. Bei näherem betrachten der Sachlage werden sie skeptisch. Die<br />
Zeugenaussagen und Indizienbeweise scheinen plötzlich fragwürdig und nicht mehr so<br />
stichhaltig, wie man zu Anfang annahm.<br />
Wie jeder der Entscheidenden auf der Bühne, kommt jeder Beobachtende auf der Bühne<br />
irgendwann an den Punkt, an dem er seine Ansichten überdenken muss und wahrscheinlich<br />
nicht mehr von der Schuld des Angeklagten überzeugt ist. Einige ändern ihr Votum mehrmals,<br />
andere beharren aus persönlichen Gründen auf ihrem Standpunkt. Am Ende wird aber auch dem<br />
letzten klar, dass der Prozess zu viele Fragen offen lässt, als dass man darauf eine Hinrichtung<br />
begründen könnte. Denn „Kein Geschworener (…) darf einen Menschen zum Tode verurteilen,<br />
wenn er sich nicht sicher ist(…)“.<br />
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