Sparkasse Schopfheim-Zell - Freie Waldorfschule Schopfheim
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12 l Schule intern 13 l Schule intern<br />
nung hinzuarbeiten. Auch die Idee eines<br />
Portfolios als Dokumentation des 11.und<br />
12. Schuljahres mit Fremd- und Selbsteinschätzung<br />
des Schülers fand in diesem<br />
Zusammenhang ein erstes positives Echo.<br />
• Eine zweifache Sorge kam zum Ausdruck,<br />
mögliche Abgänge von Schülern<br />
nach der MR-Prüfung, also nach der<br />
10. Kl., betreffend:<br />
- Den 16-Jährigen würde es durch die<br />
frühzeitige Prüfung erleichtert werden,<br />
ihrer momentanen Schulunlust zu folgen<br />
und nach der 10. Kl. abzugehen, was von<br />
ihnen aber später möglicherweise sehr<br />
bereut werde.<br />
- Durch verstärkte Abgangstendenzen<br />
nach Kl. 10 könnte sich die finanzielle Situation<br />
der Schule weiter verschlechtern.<br />
• Es wurden Befürchtungen geäußert,<br />
dass der Leistungsdruck bereits in den<br />
unteren Klassen verstärkt werden könnte,<br />
nicht zuletzt durch unbedachte Bemerkungen<br />
von Lehrerseite, in denen der<br />
Hinweis auf spätere Prüfungen die<br />
Arbeitsbereitschaft der Schüler steigern<br />
soll. Es wurde gefragt, ab wann sich der<br />
Unterricht (auch) an den Prüfungsanforderungen<br />
orientieren solle.<br />
• Durch verschiedene Beiträge wurde<br />
deutlich, dass wir es (unter anderen) mit<br />
drei Schülergruppen zu tun haben, für die<br />
eine Vorverlegung der MR-Prüfung eine<br />
unterschiedliche Bedeutung hat. Wir<br />
unterrichten<br />
- Schülerinnen und Schüler, die „Futter“<br />
brauchen und tendenziell oft etwas<br />
unterfordert sind; für diese ist die vorge-<br />
• Wie werden Eltern von Lehrern angesprochen?<br />
Mit welchen Themen und Anliegen kommt das Kollegium<br />
auf die Elternschaft zu?<br />
• Welche Initiativen gehen von Eltern aus?<br />
Wie werden sie vom Kollegium aufgenommen?<br />
• Wenn der Gesprächspartner befremdlich reagiert:<br />
Habe ich geprüft, wie weit sein Verhalten von meinem<br />
eigenen Verhalten beeinflusst sein könnte?<br />
• Wann habe ich mich das letzte Mal dabei ertappt,<br />
„die Lehrer“ oder „die Eltern“ zu denken?<br />
• Werden die Eltern über alle wesentlichen Vorgänge der<br />
Schule rechtzeitig und umfassend informiert?<br />
Welche Instrumente der Elterninformation gibt es<br />
(Mitteilungsblatt, Schulzeitschrift usw.)?<br />
Werden die vorhandenen Instrumente optimal genutzt?<br />
• Gehen Eltern offen auf Lehrer zu, wenn sie Fragen, Wünsche<br />
oder Anregungen haben?<br />
zogene MR-Prüfung möglicherweise ein<br />
willkommener Ansporn, ihre Fähigkeiten<br />
zu zeigen und dabei früher zu lernen sich<br />
selbst besser einzuschätzen.<br />
- Schülerinnen und Schüler, die tendenziell<br />
oft etwas überfordert sind, die<br />
eigentlich schon in frühen Jahren in<br />
besonderer Weise gefördert werden<br />
müssten. Wie schützen wir diese bei vorgezogener<br />
MR-Prüfung vor Anforderungen,<br />
die ihnen unangemessen sind? Was<br />
für zusätzliche Fördermöglichkeiten im<br />
Klassenlehrerbereich wären in Zukunft<br />
wünschenswert?<br />
- Schülerinnen und Schüler, die oft<br />
gar nicht besonders auffallen, die vielleicht<br />
etwas verschlafen wirken, bei<br />
denen sozusagen zeitweise „wegen<br />
Umbau geschlossen“ ist und die ihre<br />
Pubertätszeit brauchen, um ihre inneren<br />
Prozesse zu ordnen. Wie kann man ihnen<br />
diesen inneren Reifeprozess trotz Vorverlegung<br />
der MR-Prüfung gewährleisten?<br />
Im abschließenden Gespräch wurde noch<br />
einmal deutlich, dass wir besonders mit<br />
den 13- bis 16-Jährigen zwei seelische<br />
Grundfähigkeiten erüben müssen: die<br />
interessierte Hinwendung zur Welt, die<br />
vielfältige Erfahrungen ermöglicht (was<br />
wir z.B. durch die auch in Zukunft<br />
stattfindenden Praktika fördern), aber<br />
auch das Erwerben von Arbeits- und<br />
Bewusstseinsstrukturen, was die Willenskräfte<br />
fordert, wodurch Sicherheit und<br />
Selbstbewusstsein erworben werden.<br />
Letzteres ist natürlich prinzipiell auch<br />
ohne Prüfung umsetzbar, wenn bestimmte<br />
Üb- und Lernprozesse im Pubertätsalter<br />
konsequent eingefordert würden; die<br />
MR-Prüfung ist zu diesem Entwicklungszeitpunkt<br />
aber sicherlich nicht kontraproduktiv,<br />
da sie eben zum Üben oben genannter<br />
Fähigkeiten anhält. Wenn die<br />
Kräfte gerade des 13- bis 16-Jährigen zu<br />
wenig herausgefordert werden, kann<br />
schnell die Beschäftigung mit sich selbst<br />
in den Vordergrund rücken: Intensive Erlebnisse<br />
werden nicht mehr durch Anspannung<br />
des Willens, also Anstrengung<br />
der eigenen Kräfte gesucht, sondern<br />
vermehrt in einseitiger Hinwendung zu<br />
Drogen, erotischen Erlebnissen oder auch<br />
Machtspielen. Von uns in der richtigen<br />
Weise umgesetzt, könnte die in die 10.Kl.<br />
verlegte MR-Prüfung helfen, diese<br />
(gesunde) Anspannung des Willens zu<br />
fördern und in der Tätigkeit des Verstandes<br />
eine altersgemäße Sicherheit zu<br />
erlangen. In den Klassen 11 + 12 könnten<br />
die Schüler mit diesen Fähigkeiten dann<br />
verstärkt gemäß ihrer eigenen Impulse<br />
tätig werden.<br />
Der Abend fand in einer lebendigen, konstruktiven<br />
Arbeitsatmosphäre statt, was<br />
eine Fortsetzung einer derartigen Arbeit<br />
nahe legt. So werden wir nach unseren<br />
nächsten kollegialen Zusammenkünften<br />
zu diesem Thema im Sommer und Herbst<br />
dieses Jahres zu einem zweiten Gesamtelternabend<br />
einladen. Zudem werden wir<br />
versuchen, einen Impuls aus der Elternschaft<br />
aufzugreifen und eine vertiefende<br />
Arbeit zur Entwicklungssituation des<br />
Pubertätsalters anzubieten.<br />
Stefan Langhammer<br />
Fragen der Selbstprüfung für den Dialog zwischen Lehrern und Eltern<br />
• Bei welchen Gelegenheiten werden Eltern zur Mitberatung<br />
hinzugebeten?<br />
• In welche Entscheidungen werden Eltern mit einbezogen?<br />
• Besteht Furcht vor einem Mitbestimmungswillen von Eltern?<br />
Weshalb? Ist diese Furcht auszuräumen?<br />
• Ist die geistige Zusammenarbeit zwischen Eltern und Lehrern<br />
lebendig oder geht es meist um Rechte und Pflichten?<br />
Für welche Vorgänge an der Schule fällt es den Eltern<br />
schwer, ein „lebendiges Verständnis“ zu erwerben? Wissen<br />
sie, wie sie dem abhelfen können (Ansprechpoartner o.ä.)?<br />
• Wenn ich als Lehrer die Augen schließe und „meine Schule“<br />
denke: Gehören dann die Eltern dazu?<br />
• Wenn ich als Mutter oder Vater „meine Schule“ denke: Sind<br />
das dann „die da“ oder „wir“?<br />
• Wie kann das Zusammenwirken von Kollegium und<br />
Elternschaft noch verbessert werden?<br />
aus Karl-Martin Dietz: Eltern und Lehrer an der <strong>Waldorfschule</strong>, Grundzüge einer dialogischen Zusammenarbeit, Anhang1, MENON Verlag 2002.<br />
Auf dem Rücken dieses Büchleins finden sich folgende Sätze:<br />
•Wie kann die Partnerschaft zwischen Eltern und Lehrern sinnvoll gedacht werden? Bestandsaufnahme und Kritik bestehender Denkmodelle.<br />
•Förderung geistiger Zusammenarbeit: Ausführliche Darstellung der Anregungen Rudolf Steiners zum Verhältnis von Lehrern und Eltern.<br />
•Die Praxis des Dialogs: Wie entstehen Vertrauen und Verantwortlichkeit im tägliche Vollzug?<br />
Das Portfolio<br />
Wie Gedanken und Erfindungen nicht nur<br />
an einer Stelle der Welt oder aus einem<br />
Forschungslabor als Neuheit in Erscheinung<br />
treten, sondern immer fast zeitgleich<br />
als ob es eine geheime Absprache<br />
geben würde, so macht seit geraumer Zeit<br />
ein Begriff in der Bildungslandschaft die<br />
Runde: Portfolio.<br />
In schweizer, englischen, australischen<br />
und amerikanischen <strong>Waldorfschule</strong>n, als<br />
Zugang zu Ausbildungsbetrieben und<br />
Universitäten, überall wird oder will man<br />
mit Portfolio arbeiten.<br />
Aber was ist das Portfolio?<br />
Das Portfolio entsteht, indem Arbeiten<br />
einer Person über einen geraumen Zeitraum<br />
in einer Mappe gesammelt werden,<br />
die zur Vorlage zu einer Prüfung, Aufnahme<br />
oder Beurteilung dient. Portfolio<br />
ist somit eine direkte Leistungsvorlage.<br />
Schon immer werden Portfolio-Mappen<br />
beispielsweise zur Aufnahme gefordert,<br />
um die Eignung zum Kunststudium des<br />
Studenten zu beurteilen. Das, was ich als<br />
Beurteiler sehe, ist direkter und klarer, als<br />
was je eine Note oder ein Textzeugnis<br />
aussagen könnten.<br />
Aber brauchen wir das an <strong>Waldorfschule</strong>n?<br />
- oder arbeiten die Kinder und<br />
Jugendlichen nicht schon in Form von<br />
Epochenheften Portfolios aus?<br />
Dies und andere Fragen zu klären lud ich<br />
am 22.05. drei Kollegen aus der<br />
Solothurner Rudolf Steiner Schule in<br />
unser Kollegium ein. Es waren die Kollegen<br />
Urs Hauenstein Oberstufenlehrer, der<br />
maßgeblich bei der Entwicklung von<br />
Portfolio in der Rudolf Steiner Schule<br />
Solothurn beteiligt ist, der Oberstufenlehrer<br />
Josef Aschwanden und der Unter-<br />
und Mittelstufenlehrer Christoph Seidlitz.<br />
Alle drei Lehrer stellten in der großen<br />
pädagogischen Runde dar, wie sie in<br />
ihren Klassen Portfolio eingeführt haben<br />
und warum:<br />
Rudolf Steiner sprach wiederholt in Vorträgen<br />
von einer Rückschauepoche:<br />
„Es ist ja wiederum selbstverständlich,<br />
dass dann, wenn der Jahresschluss vor<br />
den Ferien herannaht, in einer Art Rekapitulation<br />
alles das wiederum an die<br />
Seele des Kindes herangebracht wird,<br />
- man kann das in einem hübschen<br />
Zusammenhang tun -, was in den<br />
verschiedenen Zeiträumen während des<br />
Jahres dem Kinde, wie man sagt,<br />
beigebracht worden ist.“ (Dornach 1921)<br />
All das, was in einem Schuljahr erarbeitet<br />
und erlebt wird, soll in einer Epoche am<br />
Schuljahresende noch einmal in ihrem<br />
inneren Zusammenhang von den Schüler-<br />
Innen erinnert und besprochen werden.<br />
Aus dieser „Rückschauepoche“ entsteht<br />
eine Portfolio-Mappe, in der das besonders<br />
gut gelungene Bild oder ein Text<br />
eingelegt wird. So entsteht durch die<br />
Einlage der Arbeiten der jeweiligen Epochen<br />
ein Gesamtwerk: Portfolio. Der<br />
Schüler, die Lehrer wie auch die Eltern<br />
erhalten so in einer übersichtlichen<br />
Mappe einen Überblick über das<br />
Geleistete.<br />
Um noch intensiver und persönlicher ins<br />
Gespräch mir den Schweizer Kollegen zu<br />
kommen, teilte sich die Lehrerschaft in<br />
drei Gruppen, um am Ende wieder in der<br />
großen Runde eine kleine „Rückschau“<br />
über das Besprochene zu halten.<br />
Ich darf mich nochmals bei den<br />
Solothurner Kollegen auf das herzlichste<br />
für ihr selbstloses Engagement bedanken<br />
und hoffe, daß deren Enthusiasmus und<br />
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Erfahrung mit Portfolio auf die <strong>Waldorfschule</strong><br />
<strong>Schopfheim</strong> übergreifen wird.<br />
Mein Fazit: Unsere Zeit bringt immer<br />
schwieriger werdende Schüler hervor, die<br />
den unterrichtenden Pädagogen, nicht nur<br />
wegen der großen Klassen, kaum mehr<br />
zu bewältigende pädagogische Probleme<br />
aufbürden. Es tut hier kaum noch Sinn<br />
nach den Ursachen zu suchen, die im<br />
Elternhaus, in der Medienüberfütterung<br />
oder der Wachheit unserer modernen<br />
Kinder zu suchen sein mögen. Diese<br />
Phänomene betreffen nicht nur die <strong>Waldorfschule</strong>n,<br />
sondern sind Bestandteil der<br />
Diskussion aller Schulformen. Unsere<br />
Zeit können wir kaum verändern,<br />
einfacher ist es, unsere Pädagogik anzupassen,<br />
so wie es Rudolf Steiner seinerzeit<br />
schon vorschlug oder auch moderne<br />
Lernformen aktuell versuchen. Gerade in<br />
Baden-Württemberg wird derzeit an<br />
Hauptschulen an Portfolio-Projekten<br />
gearbeitet, an denen sich bereits 100<br />
Schulen beteiligen. Lehrerausbildungsstätten<br />
für Portfolio wurden bereits geschaffen.<br />
Portfolio scheint eine Antwort<br />
auf die pädagogischen Probleme unserer<br />
Zeit zu bieten. Zum einen bietet sie eine<br />
Form des selbständigen Lernens für<br />
Schüler und Lehrer zum anderen eine<br />
Form des frühzeitigen sich Beurteilens<br />
des Schülers selbst. Zum letzten würde<br />
die Hürde des Zusammenwirkens der<br />
Schüler-, Lehrer und Eltern genommen,<br />
da eine alle Lerninhalte betreffende<br />
Transparenz geschaffen würde.<br />
Barbara Boettcher, Schülermutter<br />
Günther Eich<br />
aus den Langen Gedichten<br />
Vorsicht<br />
Die Kastanien blühn.<br />
Ich nehme es zur Kenntnis,<br />
äußere mich aber nicht dazu.<br />
Normal<br />
Sagt ihm,<br />
er soll die Gabel links nehmen<br />
und das Messer rechts.<br />
Einarmig gilt nicht.<br />
Hart Crane<br />
Mich überzeugen<br />
die dünnen Schuhe, der<br />
einfache Schritt über Stipendien<br />
und Reling hinaus.