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Rheumatoide Arthritis – ein Handbuch - Phadia

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Elke M. M. Meier <strong>Rheumatoide</strong> <strong>Arthritis</strong> <strong>–</strong> <strong>ein</strong> <strong>Handbuch</strong><br />

<strong>Rheumatoide</strong> <strong>Arthritis</strong><br />

<strong>–</strong> <strong>ein</strong> <strong>Handbuch</strong><br />

Elke M. M. Meier<br />

Mit <strong>ein</strong>em Vorwort von Professor Alan Tyndall


Danksagung<br />

Besonders danken möchte ich Professor Alan Tyndall von der Universität<br />

Basel für die Bereitstellung der klinischen Bilder, für das<br />

Lesen und Korrigieren dieses <strong>Handbuch</strong>s und s<strong>ein</strong>en wertvollen<br />

Rat.<br />

M<strong>ein</strong> Dank gilt auch Nina Olschowka von <strong>Phadia</strong> (jetzt Thermo<br />

Fisher Scientific) für die detaillierten Korrekturen und ihre<br />

hilfreiche Unterstützung.<br />

Übersetzung aus dem Englischen von Katja Gromann, Freiburg<br />

3. Ausgabe<br />

© 2011 by<br />

<strong>Phadia</strong> GmbH<br />

Munzinger Straße 7, D-79111 Freiburg


<strong>Rheumatoide</strong> <strong>Arthritis</strong><br />

<strong>–</strong> <strong>ein</strong> <strong>Handbuch</strong><br />

Elke M.M. Meier<br />

mit <strong>ein</strong>em Vorwort von Professor Alan Tyndall


Vorwort<br />

Die frühzeitige Diagnose von rheumatoider <strong>Arthritis</strong> (RA) hat<br />

seit Beginn des neuen Jahrtausends aufgrund der Verfügbarkeit<br />

effektiver Basismedikamente (engl.: disease modifying agents)<br />

<strong>ein</strong>e hohe Priorität erlangt. Diese Medikamente verbessern nicht<br />

nur das Wohlbefinden des Patienten, sondern können auch den<br />

Krankheitsverlauf und die damit verbundenen Gelenkschädigungen<br />

entscheidend positiv be<strong>ein</strong>flussen. Das so genannte „Window<br />

of Opportunities“ für <strong>ein</strong>e Therapieentscheidung bleibt in vielen<br />

Fällen nicht lange offen.<br />

Die ACR-Kriterien für die Diagnose und Klassifizierung von<br />

rheumatoider <strong>Arthritis</strong> wurden für die manifeste Erkrankung<br />

entwickelt, es fehlt ihnen jedoch die Sensitivität für Synovitis im<br />

Frühstadium, bei der <strong>ein</strong>ige Patienten <strong>ein</strong>en selbstbegrenzenden<br />

und nicht destruktiven Verlauf erleben, andere jedoch <strong>ein</strong>e<br />

Bindegewebe erkrankung wie SLE entwickeln.<br />

Der klassische IgM-Antikörper-Rheumafaktor bleibt auch weiterhin<br />

der goldene Standard für das Bekräftigen von Diagnosen<br />

und Aufstellen von Prognosen, er ist jedoch von geringer Spezifität<br />

und kann bei früher RA noch negativ s<strong>ein</strong> oder auch nie positiv<br />

werden.<br />

Aus diesem Grund bedeutet die Entwicklung des Anti-CCP-<br />

Antikörper-Assays (CCP: cyclische citrullinierte Peptide) für den<br />

Arzt <strong>ein</strong>en großen Fortschritt, denn er muss bereits früh entscheiden,<br />

ob er symptomatisch behandeln kann oder sofort <strong>ein</strong>e aggressive<br />

Behandlungsstrategie <strong>ein</strong>leiten muss.<br />

Bereits bei ihrer ersten Beschreibung im Jahr 1998 wurde die<br />

Bedeutung bestimmter Antikörper für die Diagnostik im Bereich<br />

der RA deutlich. Damals fanden Schellekens und Mitarbeiter im<br />

Serum von RA-Patienten spezifische Antikörper, die gegen synthetische<br />

Peptide gerichtet waren, welche die Aminosäure Citrullin<br />

(<strong>ein</strong> Argininrest, der nach der Translation modifiziert wird) enthielten.<br />

Hoch ger<strong>ein</strong>igt reagieren diese Antikörper auch auf Epitope<br />

in Keratin und Filaggrin. Ob sie uns Informationen über die<br />

3


Ursachen von RA liefern können, bleibt <strong>ein</strong>e kritische und zugleich<br />

faszinierende Frage der Grundlagenforschung, die derzeit intensiv<br />

untersucht wird.<br />

Ungeachtet dieser ätiologischen Frage hat der CCP-Antikörpertest<br />

in der Klinik längst Einzug gehalten, insbesondere bei Fällen<br />

mit negativem Rheumafaktor. Bei diesem Test handelt es sich um<br />

<strong>ein</strong> Verfahren, das ebenso sensitiv wie der klassische Rheumafaktor<br />

ist, aber <strong>ein</strong>e höhere Spezifität besitzt.<br />

Das vorliegende <strong>Handbuch</strong> führt prägnant und übersichtlich<br />

durch <strong>ein</strong>e klinisch orientierte „Tour“ der entzündlich-rheumatischen<br />

Erkrankungen, wobei besonderes Augenmerk auf den Einsatz<br />

von Anti-CCP-Tests gelegt wird.<br />

4<br />

Alan Tyndall<br />

Professor und Leiter der Rheumatologischen Universitätsklinik,<br />

Universität Basel


Inhalt<br />

Vorwort 3<br />

Vorbemerkung 9<br />

1. Was ist rheumatoide <strong>Arthritis</strong>? 10<br />

1.1 Definition 10<br />

1.2 Epidemiologie 11<br />

1.3 Symptome und Diagnose 14<br />

1.4 Therapie 28<br />

1.4.1 DMARDs (LWAR) 29<br />

1.4.2 NSAIDs (NSAR) 32<br />

1.4.3 Zytostatika/Immunsuppressiva 33<br />

1.4.4 TNFα-Hemmer 34<br />

1.4.5 Kortikosteroide 35<br />

2. Basismerkmale<br />

der serologischen Analyse von RA 37<br />

2.1 Einführung 37<br />

2.2 Was ist <strong>ein</strong> Rheumafaktor? 38<br />

2.3 Was sind Anti-CCP-Antikörper? 44<br />

2.4 Rheumafaktor als Hilfe bei der Diagnose von RA 52<br />

2.5 Anti-CCP-Antikörper als Hilfe bei der Diagnose von RA 55<br />

2.6 Vorhersagewert von RF und Anti-CCP-Antikörpern 61<br />

3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA 66<br />

3.1 Einführung 67<br />

3.2 Häufige Differenzialdiagnosen 67<br />

3.2.1 Bindegewebeerkrankungen 69<br />

3.2.1.1 SLE 69<br />

5


Inhalt<br />

6<br />

3.2.1.2 Sklerodermie (Systemische Sklerose) 76<br />

3.2.1.3 Polymyositis/Dermatomyositis 81<br />

3.2.1.4 Undifferenzierte Bindegewebeerkrankung<br />

(UCTD: Undifferentiated Connective Tissue Disease) 86<br />

3.2.2 Seronegative Spondylarthropathie 87<br />

3.2.2.1 Spondylitis ankylosans 88<br />

3.2.2.2 Reaktive <strong>Arthritis</strong> (Reiter-Krankheit) 92<br />

3.2.2.3 <strong>Arthritis</strong> psoriatica 95<br />

3.2.2.4 Entzündliche Darmerkrankung 99<br />

3.2.3 Bakterielle (infektiöse) <strong>Arthritis</strong> 102<br />

3.2.4 Virale <strong>Arthritis</strong> 105<br />

3.2.5 Osteoarthritis 108<br />

3.2.6 Gicht (<strong>Arthritis</strong> urica) 112<br />

3.2.7 CPPD-Ablagerungskrankheit (CPPD: Calciumpyrophosphat-Dihydrat) 115<br />

3.2.8 Fibromyalgie 118<br />

3.2.9 Polymyalgia rheumatica 120<br />

3.2.10 Behçet-Krankheit 123<br />

3.2.11 Lyme-<strong>Arthritis</strong> 125<br />

3.2.12 Glukokortikoid-Entzugssyndrom 127<br />

3.2.13 Weitere medizinische Gegebenheiten,<br />

die mit Arthropathie <strong>ein</strong>hergehen können 128<br />

4. Zusammenfassung 129<br />

Quellen 131<br />

Index 143


Liste der Abkürzungen<br />

ACR American College of Rheumatology (Amerikanische<br />

Gesellschaft für Rheumatologie)<br />

AKA Anti-Keratin-Antikörper<br />

ANA Antinukleäre Antikörper<br />

APF Antiperinukleärer Faktor<br />

ASCA Anti-Saccharomyces-cerevisiae-Antikörper<br />

B-Zellen Lymphozyten, die sich im Bursaäquivalent bilden<br />

BiP Schwerketten-Bindungsprot<strong>ein</strong><br />

BSG Blut(körperchen)senkungsgeschwindigkeit<br />

CCP Cyclisches citrulliniertes Peptid<br />

CENP-B Zentromer-Bindungsprot<strong>ein</strong><br />

COX Cyclooxygenase<br />

CPPD Calciumpyrophosphat-Dihydrat<br />

CRP C-reaktives Prot<strong>ein</strong><br />

DAS Disease Activity Score (Krankheitsaktivitätsindex)<br />

DIP Distales Interphalangealgelenk (Endgelenk von Fingern<br />

und Zehen)<br />

DMARD Disease Modifying Antirheumatic Drug<br />

(dt.: krankheitsmodifizierende Antirheumatika;<br />

LWAR: Langwirksame Antirheumatika)<br />

Fab Antigen-bindendes Fragment von Immunglobulinen<br />

(engl.: fragment antigen binding)<br />

Fc Kristallisierbares Fragment von Immunoglobulinen<br />

(frz.: fragment crystalline)<br />

HAQ Health Assessment Questionnaire (Fragebogen zur<br />

Selbst<strong>ein</strong>schätzung durch Patienten)<br />

HEp-2 Humane Epitheloidzelllinie<br />

HLA Human Leukocyte Antigen (engl.)<br />

IBD Entzündliche Darmerkrankung (eng.: inflammatory<br />

bowel disease)<br />

7


Liste der Abkürzungen<br />

IIF Indirekte Immunfluoreszenz<br />

IL-1 Interleukin 1<br />

MCP Metacarpophalangealgelenk (Gelenk der Mittelhand)<br />

MRI Magnetic Resonance Imaging (dt.: Magnetresonanz-<br />

Tomographie)<br />

MTP Metatarsophalangealgelenk (Gelenk des Mittelfußes)<br />

NK-Zelle Natürliche Killerzelle<br />

NMR Nuclear Magnetic Resonance (dt.: Kernspinresonanz)<br />

NSAID Nonsteroidal Anti-Inflammatory Drug<br />

(dt.: Nicht-steroidale Antirheumatika: NSAR)<br />

PAD Peptidylarginindesaminase<br />

p-ANCA Perinukleäre, antineutrophile zytoplasmatische<br />

Antikörper (engl.: perinuclear antineutrophil cytoplasmic<br />

antibodies)<br />

PIP Proximales Interphalangealgelenk (Mittelgelenk von<br />

Fingern und Zehen)<br />

PMR Polymyalgia rheumatica<br />

RA <strong>Rheumatoide</strong> <strong>Arthritis</strong><br />

RF Rheumafaktor<br />

SLE Systemischer Lupus erythematodes<br />

TNF Tumor-Nekrose-Faktor<br />

Topo I Topoisomerase I (Scl-70)<br />

8


Vorbemerkung<br />

Die rheumatoide <strong>Arthritis</strong>, im deutschen Sprachgebrauch auch<br />

chronische Polyarthritis (cP) genannt, war bereits im Altertum<br />

bekannt. Paläopathologische Untersuchungen von 3000 bis 5000<br />

Jahre alten Proben lieferten Hinweise darauf, dass bereits die Ur<strong>ein</strong>wohner<br />

Nordamerikas an rheumatoider <strong>Arthritis</strong> gelitten hatten.<br />

Beweise für rheumatoide <strong>Arthritis</strong> in Europa tauchten erstmals in<br />

der Kunst des frühen 17. Jahrhunderts, möglicherweise bereits des<br />

15. Jahrhunderts auf. Definiert wurde die Krankheit erstmals im<br />

Jahre 1859 von Garrod.<br />

Heutzutage stellt die rheumatoide <strong>Arthritis</strong> <strong>ein</strong>e weit verbreitete,<br />

häufig zur Invalidität führende Krankheit mit erheblichen<br />

Auswirkungen auf das Gesundheitsweisen dar. Insbesondere im<br />

Frühstadium bleibt die Diagnose dieser Krankheit jedoch schwierig,<br />

und es sind dringend zusätzliche, effiziente Diagnosemittel<br />

erforderlich. Im Jahr 1998 beschrieben Schellekens und Mit -<br />

arbeiter <strong>ein</strong>en neuen Marker-Antikörper für rheumatoide <strong>Arthritis</strong><br />

(Anti-CCP-Antikörper). Seitdem wurde diesen Antikörpern viel<br />

Beachtung geschenkt. Zahlreiche Studien führten zu vielversprechenden<br />

Ergebnissen, und der Assay wurde im Mikro titerplattenformat<br />

vermarktet. Als Folge dieser Entwicklung lancierte<br />

<strong>Phadia</strong> (jetzt Thermo Fisher Scientific) im November 2004 <strong>ein</strong>en<br />

Anti-CCP-Antikörper-Assay im EliA ® Format.<br />

Dieses Ereignis ermutigte uns dazu, dieses <strong>Handbuch</strong> zu<br />

schreiben. Im ersten Kapitel wird <strong>ein</strong>e kurze Einführung in die<br />

rheumatoide <strong>Arthritis</strong> gegeben. Im zweiten Kapitel werden grundlegende<br />

Merkmale sowie das diagnostische Potential von Anti-<br />

CCP-Antikörpern im Vergleich zum Rheumafaktor näher untersucht.<br />

Im dritten Kapitel werden schließlich die grundlegenden<br />

Aspekte der aktuellen Diagnostik (<strong>ein</strong>schließlich der wichtigsten<br />

Differenzialdiagnosen) dargestellt. Das <strong>Handbuch</strong> richtet sich an<br />

Interessierte, die sich insbesondere über diese neue, aufregende<br />

Möglichkeit im Bereich der RA-Diagnostik informieren wollen.<br />

Ziel ist dabei nicht die Vollständigkeit der Informationen, sondern<br />

vielmehr die Anregung, sich näher mit diesem Thema zu befassen.<br />

9


1 Was ist rheumatoide <strong>Arthritis</strong>?<br />

1.1 Definition<br />

<strong>Arthritis</strong> bedeutet wörtlich „Entzündung des Gelenks“ (griech.:<br />

arthron = Gelenk; -itis = Entzündung). Da verschiedene Faktoren<br />

zu <strong>ein</strong>er Gelenkentzündung führen können, gibt es viele Arten von<br />

<strong>Arthritis</strong>, wie beispielsweise Osteoarthritis, <strong>Arthritis</strong> psoriatica,<br />

rheumatoide <strong>Arthritis</strong> oder Gicht. Wenn die Diagnose von rheumatoider<br />

<strong>Arthritis</strong> (der häufigsten Form von entzündlichen Gelenkerkrankungen)<br />

gestellt werden soll, müssen alle anderen Formen<br />

von <strong>Arthritis</strong> ausgeschlossen werden. Eine umfassende Liste hierzu<br />

finden Sie in Kapitel 3.2, „Häufige Differenzialdiagnosen“. Die<br />

richtige Diagnose rheumatoider <strong>Arthritis</strong> stellt für jeden Arzt <strong>ein</strong>e<br />

echte Herausforderung dar.<br />

Unter rheumatoider <strong>Arthritis</strong> (RA) versteht man <strong>ein</strong>e chronische,<br />

systemische Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem<br />

das Gewebe des Erkrankten selbst angreift. Sie kann aufgrund<br />

chronischer Entzündungen zu schweren Schädigungen der<br />

Gelenke (z. B. der Hände und Füße) führen. RA ist gekennzeichnet<br />

durch symmetrische, erodierende Gelenksynovitis (Entzündung<br />

der Synovialis, <strong>ein</strong>er Gewebeschicht, die die Gelenke umgibt und<br />

schmiert). Da es sich um <strong>ein</strong>e systemische Krankheit handelt,<br />

können darüber hinaus zahlreiche andere Organsysteme betroffen<br />

s<strong>ein</strong>, wie z. B. Herz, Lunge, Haut oder Augen (siehe Kap. 1.3,<br />

„Symptome und Diagnose“).<br />

Infektiöse Agenzien wie Bakterien (Mykoplasma, Mykobakterien,<br />

Enterobakterien) oder Viren (Retrovirus, Herpes-Virus, Epst<strong>ein</strong>-Barr-Virus,<br />

Rubella, Parvovirus) wurden bereits in die Ätiologie<br />

mit<strong>ein</strong>bezogen, bisher ist deren Beteiligung jedoch nicht<br />

erwiesen. Der starke HLA-Bezug (siehe Kap. 1.2, „Epidemiologie“)<br />

stützt die These, dass Antigenerkennungsprozesse <strong>ein</strong>e Rolle<br />

spielen könnten. Dies sch<strong>ein</strong>t nachvollziehbar, da bei Autoimmunerkrankungen<br />

die Differenzierung zwischen körpereigenen und<br />

fremden Substanzen (Fremd<strong>ein</strong>dringlingen wie Bakterien oder<br />

Viren) gestört ist. Ebenfalls diskutiert wird die Beteiligung freier<br />

Radikale an der Pathogenese. Die Ätiologie muss jedoch weiterhin<br />

10


als ungeklärt gelten. Die Auslöser der RA lassen sich nur schwer<br />

untersuchen. Vermutet werden physische oder emotionale Traumata,<br />

Infektionen und Impfungen. K<strong>ein</strong>er dieser Faktoren konnte<br />

jedoch bisher wissenschaftlich untermauert werden.<br />

Derzeit ist k<strong>ein</strong>e Heilung der rheumatoiden <strong>Arthritis</strong> möglich. Die<br />

heutigen Behandlungsmethoden sind darauf ausgelegt, Schmerzen<br />

zu lindern, die Entzündung abzumildern, die Gelenkzerstörung zu<br />

verlangsamen oder zu stoppen und die Funktionskapazität zu verbessern<br />

(siehe Kap. 1.4, „Therapie“).<br />

Auf den Punkt gebracht<br />

Definition: <strong>Rheumatoide</strong> <strong>Arthritis</strong><br />

<strong>Rheumatoide</strong> <strong>Arthritis</strong> (RA) ist <strong>ein</strong>e chronische, systemische Autoimmunerkrankung,<br />

bei der das Immunsystem des Patienten das körpereigene Gewebe angreift.<br />

Sie ist gekennzeichnet durch symmetrische, erodierende Gelenksynovitis.<br />

Die Ätiologie ist ungeklärt, die Beteiligung von Bakterien und Viren wird jedoch<br />

untersucht.<br />

1.2 Epidemiologie<br />

<strong>Rheumatoide</strong> <strong>Arthritis</strong> ist die häufigste Form entzündlicher Gelenkerkrankungen<br />

und kommt weltweit bei 0,8 <strong>–</strong> 1 % der Allgem<strong>ein</strong>bevölkerung<br />

vor. In den USA sind 2,1 Millionen Menschen<br />

betroffen, weltweit gibt es 165 Millionen RA-Patienten. Die Prävalenz<br />

ist bei der indianischen Bevölkerung Nordamerikas höher<br />

und in bestimmten Gebieten Italiens und Europas niedriger.<br />

Bei den Indianern liegt die Prävalenz bei 3,5 % bis 5,3 %. In den<br />

ländlichen Gebieten Südafrikas und in China ist die RA hingegen<br />

außergewöhnlich selten verbreitet. Frauen sind zwei bis vier Mal<br />

häufiger betroffen als Männer. Die Prävalenz steigt mit dem Alter<br />

und erreicht bei Frauen über 55 <strong>ein</strong>en Wert von 5 %. In den USA<br />

verursachte die rheumatoide <strong>Arthritis</strong> im Jahr 1992 aufgrund von<br />

Produktivitätsverlust und medizinischer Versorgung Kosten von<br />

ungefähr 65 Milliarden US-Dollar bzw. 0,3 % des Bruttoinlands-<br />

11


1. Was ist rheumatoide <strong>Arthritis</strong>?<br />

produkts. Die direkten medizinischen Kosten für Patienten mit<br />

RA im Frühstadium beliefen sich Berichten zufolge auf durchschnittlich<br />

5.913 US-Dollar pro Krankheitsfall und Jahr, während<br />

die indirekten Kosten bei durchschnittlich 11.750 US-Dollar<br />

pro Fall und Jahr lagen. 50 % der RA-Patienten erleben in den<br />

ersten beiden Jahren der Krankheit <strong>ein</strong>e zunehmende Einschränkung<br />

der Funktionskapazität und gelten innerhalb von 10 Jahren<br />

als funktionell schwer be<strong>ein</strong>trächtigt und arbeitsunfähig. Jüngere<br />

Ergebnisse zeigen, dass RA möglicherweise mit <strong>ein</strong>er verkürzten<br />

Lebensdauer in Zusammenhang steht. Berichten zufolge müssen<br />

RA-Patienten mit <strong>ein</strong>er um 3 bis 10 Jahre verkürzten Lebenserwartung<br />

rechnen.<br />

Bei Erwachsenen liegt die Inzidenz neuer Fälle bei circa 10<strong>–</strong><br />

20/100.000/Jahr bei Männern und bei 20<strong>–</strong>40/100.000/Jahr bei<br />

Frauen. Sie steigt mit dem Lebensalter. Im Gegensatz zur Inzidenz<br />

von Diabetes Typ I wurde bei der Inzidenzrate von rheumatoider<br />

<strong>Arthritis</strong> im Verlauf der letzten 40 Jahre <strong>ein</strong> Rückgang verzeichnet.<br />

Die Inzidenzrate von rheumatoider <strong>Arthritis</strong> hängt von verschiedenen<br />

Variablen ab. Sie ändert sich nicht nur mit der geografischen<br />

Lokalisation, mit Geschlecht und Alter, sondern auch<br />

mit dem Zeitraum zwischen dem erstmaligen Auftreten <strong>ein</strong>er undifferenzierten<br />

rheumatoiden Erkrankung und der Manifestation<br />

(30,8/100.000 bei Frauen und 12,7/100.000 bei Männern nach<br />

<strong>ein</strong>er Verlaufsbeobachtung von <strong>ein</strong>em Jahr im Vergleich zu<br />

54,0/100.000 bei Frauen und 24,5/100.000 bei Männern nach <strong>ein</strong>er<br />

Verlaufsbeobachtung von 5 Jahren laut <strong>ein</strong>er 1999 durchgeführten<br />

Studie). Eine genauere Einschätzung der Inzidenzrate von rheumatoider<br />

<strong>Arthritis</strong> erfordert <strong>ein</strong>e langfristige Verlaufsbeobachtung<br />

von Patienten mit undifferenzierter entzündlicher Polyarthritis.<br />

Ferner tritt die RA in der nördlichen Hemisphäre im Winter häufiger<br />

erstmalig auf als im Sommer.<br />

<strong>Rheumatoide</strong> <strong>Arthritis</strong> weist <strong>ein</strong>en starken Zusammenhang<br />

mit dem Klasse-II-Haupthistokompatibilitätskomplex (Human<br />

Leukocyte Antigen: HLA) auf, der auf Chromosom 6 lokalisiert<br />

ist. Dieses dimere Prot<strong>ein</strong> ist an der Interaktion zwischen<br />

T-Lymphozyten und Antigen-präsentierenden Zellen beteiligt<br />

(Antigenpräsentation). Die Anfälligkeit für RA wurde <strong>ein</strong>er<br />

Sequenz des HLA-DRB1-Moleküls zugeordnet („gem<strong>ein</strong>sames<br />

12


1. Was ist rheumatoide <strong>Arthritis</strong>?<br />

Epitop“, „Suszeptivitätskassette“). Diese Sequenz ist identisch mit<br />

<strong>ein</strong>er Sequenz im Glykoprot<strong>ein</strong>(gp)110 des Epst<strong>ein</strong>-Barr-Virus, der<br />

in gewissem Zusammenhang mit der Pathogenese von RA steht.<br />

Immunkomplexe, die gp110 enthalten, binden sich an spezifische<br />

B-Zellen, die sie den T-Zellen präsentieren und von spezifischen<br />

T-Zellen Hilfe erhalten. Im Rahmen <strong>ein</strong>er Studie an der Mayo<br />

Clinic in den USA trugen 68 % der bezüglich des Rheumafaktors<br />

seronegativen Patienten das gem<strong>ein</strong>same Epitop im Vergleich zu<br />

97 % der Patienten, die seropositiv waren. Die RA-assoziierten<br />

HLA-Typen sind bei Nordeuropäern und Amerikanern HLA-DR4,<br />

Dw4 (HLA-DRB1*0401), HLA-DR4, Dw14 (HLA-DRB1*0404)<br />

und HLA-DR1, Dw1 (HLA-DRB1*0101), bei Italienern, in<br />

Israel lebenden Juden und <strong>ein</strong>igen Hispanoamerikanern ist es der<br />

Typ HLA-DR1, Dw1 (HLA-DRB1*0101) und bei den Yakima-<br />

Indianern am Nordwestpazifik ist es HLA-DR6, Dw16 (HLA-<br />

DRB1*1402). HLA-DR4 kann bei bis zu 70 % der Patienten mit<br />

RA vorhanden s<strong>ein</strong>.<br />

Eine gewisse familiär bedingte Häufung von RA konnte<br />

zwar festgestellt werden, ist jedoch nicht stark ausgeprägt. Der<br />

Vergleich von monozygoten und dizygoten Zwillingen im Rahmen<br />

<strong>ein</strong>er Studie ergab <strong>ein</strong>e 3 bis 4 Mal höhere Konkordanz von RA,<br />

was auf <strong>ein</strong>e erhebliche Bedeutung genetischer Faktoren für die<br />

Erkrankung schließen lässt.<br />

Auf den Punkt gebracht<br />

Epidemiologie<br />

• <strong>Rheumatoide</strong> <strong>Arthritis</strong> ist die häufigste Form entzündlicher Gelenkerkrankungen,<br />

an der 0,8 bis 1 % der Allgem<strong>ein</strong>bevölkerung leiden.<br />

• Die Wahrsch<strong>ein</strong>lichkeit, an RA zu erkranken, ist bei Frauen zwei bis vier Mal höher<br />

als bei Männern. Die Prävalenz steigt mit dem Alter und erreicht 5 % bei<br />

Frauen über 55 Jahren.<br />

• <strong>Rheumatoide</strong> <strong>Arthritis</strong> steht in engem Zusammenhang mit dem Klasse-II-<br />

Haupthistokompatibilitätskomplex (Human Leukocyte Antigen: HLA).<br />

• Eine familiär bedingte Häufung von RA ist erkennbar, allerdings nur in geringem<br />

Maße.<br />

13


1. Was ist rheumatoide <strong>Arthritis</strong>?<br />

1.3 Symptome und Diagnose<br />

Die Diagnose von RA erfolgt im Wesentlichen nach klinischen<br />

Gesichtspunkten. Der serologische Nachweis kann jedoch als zusätzlich<br />

stützender Wert dienen. Die Krankheit beginnt in wenigen<br />

Fällen (bei 8<strong>–</strong>5 %) plötzlich (innerhalb <strong>ein</strong>es Zeitraums von 24 bis<br />

48 Stunden). Typischerweise (bei 55<strong>–</strong>70 % aller Fälle) entwickelt<br />

sich die RA jedoch insidiös über <strong>ein</strong>en Zeitraum von mehreren<br />

Wochen. Bei 15<strong>–</strong>20 % der Patienten wird <strong>ein</strong> intermittierender<br />

Krankheitsbeginn beobachtet. Die ersten Symptome können systemisch<br />

oder artikulär auftreten. Manche Patienten beklagen als<br />

erste Symptome Müdigkeit, Unwohls<strong>ein</strong> oder diffuse Schmerzen<br />

des Bewegungsapparats. Häufig bemerken Patienten zuerst die<br />

Morgensteifigkeit in <strong>ein</strong>em oder mehreren Gelenken, die normalerweise<br />

von Schwellungen, Schmerzen bei Bewegung und Druckempfindlichkeit<br />

der Gelenke begleitet wird. Damit <strong>ein</strong>hergehen<br />

kann die lokale Überwärmung, Erytheme treten jedoch nicht auf.<br />

Die Morgensteifigkeit ist wahrsch<strong>ein</strong>lich auf die Ansammlung<br />

von Ödemflüssigkeit während des Schlafens zurückzuführen. Die<br />

Abb. 1.1: <strong>Rheumatoide</strong> <strong>Arthritis</strong> im Frühstadium mit Schwellungen der proximalen<br />

Interphalangealgelenke, die zum spindelförmigen Aussehen der Finger<br />

führen<br />

14


1. Was ist rheumatoide <strong>Arthritis</strong>?<br />

Abb. 1.2: <strong>Rheumatoide</strong> <strong>Arthritis</strong> im Spätstadium mit Zeichen <strong>ein</strong>er chronischen<br />

Schwellung im Handgelenk, dem Metacarpophalangealgelenk (Mittelhandgelenk)<br />

und in den proximalen Interphalangealgelenken sowie <strong>ein</strong>e sichtbare<br />

Atrophie der Musculi interossei<br />

Dauer der Morgensteifigkeit in Minuten und die Messung der<br />

Kraft beim Greifen (engl.: grip strength) sind häufig verwendete<br />

Indizes der Krankheitsaktivität. Die Anzahl der betroffenen Gelenke<br />

ist äußerst variabel, aber in nahezu allen Fällen führt der<br />

Krankheitsprozess schließlich zur polyartikulären Ausprägung.<br />

Die durchschnittliche Verzögerung nach erstmaligem Auftreten<br />

der Erkrankung bis zur Diagnose beträgt 9 Monate.<br />

Im typischen Fall tritt die entzündliche Polyarthritis beidseitig<br />

und symmetrisch auf und betrifft kl<strong>ein</strong>e und große Gelenke<br />

in den oberen und unteren Extremitäten. Das Achsenskelett bleibt<br />

mit Ausnahme der Halswirbelsäule verschont. Bei den meisten<br />

Patienten sind anfangs die kl<strong>ein</strong>en, proximalen Gelenke von<br />

Fingern und Zehen sowie Fuß- oder Handgelenke betroffen.<br />

Die Schwellungen der proximalen, nicht aber der distalen<br />

Interphalangealgelenke (Grund- und Mittelgelenke von Fingern<br />

und Zehen) und der Gelenke der Mittelhand verleihen den Fingern<br />

<strong>ein</strong> spindelförmiges Aussehen (siehe Abb. 1.1 und 1.2). Im<br />

Verlauf der Krankheit werden auch Knie (bei 80 % der Patienten),<br />

15


1. Was ist rheumatoide <strong>Arthritis</strong>?<br />

Ellenbogen,<br />

Schultern (bei 60 % der Patienten) und die Halswirbelsäule<br />

(bei 60<strong>–</strong>70 % der Patienten) in Mitleidenschaft gezogen.<br />

Die Entzündung konzentriert sich typischerweise auf die<br />

Synovialmembran. Sie wird begleitet von <strong>ein</strong>er vermehrten<br />

Proliferation von Synovialdeckzellen und <strong>ein</strong>em verstärkten<br />

Abziehen von Synovialzellen aus dem Knochenmark. Hierdurch<br />

wird die Synovialschicht in Falten geworfen, was zu der für RA<br />

charakteristischen Synovialproliferation führt. Darüber hinaus findet<br />

<strong>ein</strong> massiver Zustrom von Leukozyten in das Synovialstroma<br />

statt.<br />

Zu den bei RA auftretenden Gelenkschädigungen gehören<br />

Knorpelabbau, Knochenerosionen und Schädigungen von<br />

Sehnen und Bändern. Der Pannus bildet <strong>ein</strong> destruktives Element<br />

in der rheumatoiden Synovialis. Es handelt sich hierbei um <strong>ein</strong>e<br />

Abb. 1.4: Histologisches<br />

Detail <strong>ein</strong>es<br />

Rheumaknotens<br />

16<br />

Fibroblasten<br />

Nekrotischer Bereich<br />

Abb. 1.3: Histologie<br />

von Rheumaknoten:<br />

der zentrale<br />

Nekrosebereich<br />

ist von <strong>ein</strong>er<br />

Fibroblastenschicht<br />

umgeben


1. Was ist rheumatoide <strong>Arthritis</strong>?<br />

wachsende entzündliche Masse<br />

von Synovialdeckzellen, die sich<br />

in Gelenkknorpeln und Knochen<br />

ausbreitet. Der durch RA bedingte<br />

Synovialpannus ist sehr gefäßreich<br />

und mit entzündeten Zellen gefüllt.<br />

Zellen im Pannusgewebe zeigen<br />

viele Merkmale transformierter<br />

Zellen und dringen beispielsweise<br />

in Knorpel und Knochen<br />

<strong>ein</strong>. Darüber hinaus werden hohe<br />

Konzentrationen von Zytokinen<br />

und destruktiven Enzymen, z.<br />

B. Matrix-Metalloproteasen, exprimiert.<br />

Dies führt zu Knorpelund<br />

Knochenschädigungen.<br />

Eine f<strong>ein</strong>e, bereits früh auftretende<br />

Veränderung bei RA ist die<br />

Abb. 1.5: Rheumaknoten<br />

Entwicklung <strong>ein</strong>er Muskelatrophie<br />

um die Gelenke.<br />

Wichtige klinische Merkmale der RA sind symmetrische Polyarthritis<br />

mit Morgensteifigkeit und subkutanen Knoten, die sich in<br />

späteren Krankheitsstadien bei ungefähr 20<strong>–</strong>35 % der Patienten entwickeln.<br />

Rheumaknoten bestehen<br />

aus <strong>ein</strong>em zentralen nekrotischen<br />

Bereich (Ur sache Vaskultitis), der<br />

von <strong>ein</strong>er Fibroblastenschicht und <strong>ein</strong>er<br />

Kollagenkapsel umgeben ist (siehe<br />

Abb. 1.3 und 1.4). Meistens entstehen<br />

sie an knöchernen Bereichen<br />

mit erhöhter Druckbelastung, z. B.<br />

an Ellenbogen, Fingergelenken oder<br />

im Bereich von Sitz- oder Kreuzb<strong>ein</strong><br />

(siehe Abb. 1.5). Bei nahezu allen<br />

Patienten mit Rheumaknoten ist der<br />

Abb. 1.6: Gelenknahe Osteopenie der Hand,<br />

k<strong>ein</strong>e Knochenerosionen<br />

17


1. Was ist rheumatoide <strong>Arthritis</strong>?<br />

Rheumafaktor im Serum nachweisbar.<br />

Auch die Radiologie kann typische Veränderungen zum Vorsch<strong>ein</strong><br />

bringen. Charakteristische radiologische Kennzeichen von rheumatoider<br />

<strong>Arthritis</strong> sind Knochenerosion, Knorpelverlust, gelenknahe<br />

Osteopenie (Abnahme der Knochendichte) und Weichteilschwellungen.<br />

In frühen Krankheitsstadien jedoch sind <strong>ein</strong>fache<br />

Röntgenaufnahmen für die meisten Patienten nicht hilfreich, da<br />

sie normalerweise nur Weichteilschwellungen oder gelenknahe<br />

Osteopenie (siehe Abb. 1.6) abbilden.<br />

Erst im späteren Verlauf tritt die Gelenkzerstörung mit Be<strong>ein</strong>trächtigung<br />

der Gelenkfunktion und/oder -strukturen <strong>ein</strong>. Röntgenaufnahmen<br />

können Gelenkspaltverschmälerung, diffuse Osteoporose<br />

und schließlich marginale Knochenerosionen zeigen, die sich zu<br />

subchondralen Erosionen fortentwickeln können (siehe Abb. 1.7<br />

bis 1.10). Deformitäten von Händen und Füßen, Sehnenrupturen<br />

und Instabilität der Halswirbelsäule sind weitere Merkmale von<br />

RA im Spätstadium (siehe Abb. 1.11 und 1.12). Zu den Deformitäten<br />

der Hand gehören die Ulnardeviation (der Mittelhandgelenke)<br />

und die Schwanenhals-Deformität (Beugung der Finger end- und<br />

Mittelhandgelenke bei gleichzeitiger Überstreckung der Fingermittelgelenke).<br />

Die Verwendung der Arthroskopie ermöglicht den Rheumatologen<br />

<strong>ein</strong>e direkte Untersuchung der Synovialis. Durch den<br />

Einsatz dieses Verfahrens kann das Fortschreiten der Krankheit<br />

<strong>ein</strong>gestuft werden, bevor radiologische Veränderungen erkennbar<br />

sind. In Stadium I ist <strong>ein</strong> pathologischer Befund der<br />

Synovialis sichtbar, es findet jedoch noch k<strong>ein</strong>e Invasion der<br />

Knorpel statt. In Stadium II dringt die proliferierende Synovialis<br />

bis zu den Knorpeloberflächen vor, und es zeigen sich periphere<br />

Knorpelerosionen. Bei der radiologischen Untersuchung sind weder<br />

Gelenkspaltverschmälerungen noch Erosionen nachweisbar.<br />

Erst in den Stadien III und IV sind radiologische Veränderungen<br />

erkennbar.<br />

Die Knochenszintigraphie stellt ebenfalls <strong>ein</strong> hilfreiches bildgebendes<br />

Verfahren zur Untersuchung von RA dar. Sie bildet<br />

den empfindlichsten Indikator für <strong>ein</strong>e aktive Erkrankung, da<br />

sie Hyperämie und Entzündung belegt. Die Magnetresonanz-<br />

Tomographie (Magnetic Resonance Imaging: MRI) weist<br />

18


1. Was ist rheumatoide <strong>Arthritis</strong>?<br />

Abb. 1.7 <strong>–</strong> 1.8: <strong>Rheumatoide</strong> <strong>Arthritis</strong> in den Händen (Spätstadium): Gelenkspaltverschmälerung,<br />

diffuse Osteoporose und Knochenerosionen<br />

<strong>ein</strong>e höhere Empfindlichkeit bezüglich der Feststellung von<br />

Knochenerosionen auf als die Radiologie. Ihr Einsatz im Bereich der<br />

RA-Diagnostik befindet sich derzeit in der Entwicklungsphase.<br />

Die vier Stadien der RA wurden nach klinischen,<br />

funktionalen und radiologischen Kriterien entsprechend<br />

definiert (Stadium I: Gelenkschwellung ohne<br />

19


1. Was ist rheumatoide <strong>Arthritis</strong>?<br />

Be<strong>ein</strong>trächtigung der Aktivitäten; Stadium II:<br />

Synovitis mit leichten Bewegungs<strong>ein</strong>schränkungen,<br />

gelenknahe Dekalzifikation; Stadium III: Deformierungen,<br />

Muskel atrophie, Ten dini tis, <strong>ein</strong>geschränkte Funktionskapazität,<br />

Knochen de struk tion; Stadium IV: ausgeprägte Deformierungen,<br />

Gelenk instabilität, hochgradige Einschränkung der Funktionskapazität<br />

(Rollstuhlabhängigkeit oder Bettlägerigkeit,<br />

fortgeschrit tene Gelenkzerstörung).<br />

Die Krankheit verläuft in manchen Fällen monozyklisch, mit<br />

<strong>ein</strong>er Rückbildung über <strong>ein</strong>en Zeitraum von mindestens <strong>ein</strong>em<br />

Jahr (bei 20 % der Patienten). Bei 70 % der Fälle verläuft die RA<br />

20<br />

Abb. 1.9 <strong>–</strong> 1.10:<br />

Progressive<br />

Erosionen bei<br />

RA: linke Hand<br />

und rechter<br />

Fuß <strong>ein</strong>er 28jährigen<br />

Frau<br />

im Frühstadium<br />

der Erkrankung<br />

und nach<br />

18 Monaten<br />

alternativer<br />

Behandlung


1. Was ist rheumatoide <strong>Arthritis</strong>?<br />

jedoch polyzyklisch mit teilweiser Remission und mit Progression.<br />

Nur etwa 10 % der Patienten erleben <strong>ein</strong>e komplette Remission.<br />

Leider ist das Krankheitsmuster bei den <strong>ein</strong>zelnen Patienten nicht<br />

vorhersehbar. Es sind allerdings Risikofaktoren für <strong>ein</strong>e ungünstige<br />

Prognose bekannt (siehe Kap. 2.6, „Prognosewert von RF<br />

und Anti-CCP-Antikörpern“). Aus noch unbekannten Gründen<br />

nimmt die RA bei Männern und älteren Menschen typischerweise<br />

<strong>ein</strong>en schlimmeren Verlauf. Die RA-Aktivität sinkt bei etwa 70 %<br />

der Frauen während der Schwangerschaft.<br />

Palindromer Rheumatismus kennzeichnet sich durch wiederkehrende<br />

Schmerzepisoden, Schwellungen und Überwärmung (über<br />

<strong>ein</strong>en Zeitraum von mehreren Tagen bis Wochen), die in der Regel<br />

<strong>ein</strong> bis drei Gelenke betreffen. Symptomfreie Intervalle dauern<br />

normalerweise Wochen bis Monate. Bei 30<strong>–</strong>40 % der Patienten<br />

werden die wiederkehrenden Episoden häufiger und können in<br />

rheumatoide <strong>Arthritis</strong> übergehen. Möglicherweise entwickelt sich<br />

<strong>ein</strong>e Seropositivität in Bezug auf den Rheumafaktor.<br />

Die Krankheitsaktivität von RA wird normalerweise durch<br />

<strong>ein</strong>e Selbst<strong>ein</strong>schätzung des Patienten <strong>ein</strong>gestuft. Diese Art der<br />

Einstufung ist bei RA Standard und wird bei klinischen Tests<br />

routinemäßig durchgeführt. Der sogenannte Stanford Health<br />

Assessment Questionnaire (HAQ) ist das am häufigsten <strong>ein</strong>gesetzte<br />

Instrument zur Messung der funktionellen Kapazität. Es handelt<br />

Abb. 1.11 <strong>–</strong> 1.12: Deformitäten von Hand und Fuß<br />

(RA im Spätstadium)<br />

21


1. Was ist rheumatoide <strong>Arthritis</strong>?<br />

sich dabei um <strong>ein</strong>en 20 Punkte umfassenden Fragebogen mit <strong>ein</strong>er<br />

Skala von 0 bis 3. Weitere Fragebogen zur Selbst<strong>ein</strong>schätzung<br />

sind der Functional Disability Index (FDS) sowie <strong>Arthritis</strong> Impact<br />

Measurement Scales (AIMS). Eine Beurteilung durch den Arzt<br />

ist <strong>ein</strong>e weitere Möglichkeit, <strong>ein</strong> Maß der Krankheitsaktivität zu<br />

erfassen. Der DAS (Disease Activity Score: Krankheitsaktivitätsindex)<br />

berücksichtigt die Anzahl der empfindlichen Gelenke, die<br />

Anzahl der geschwollenen Gelenke, die BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit)<br />

sowie die allgem<strong>ein</strong>e Beurteilung des Patienten.<br />

Neben artikulären Krankheitszeichen können auch systemische<br />

Symptome wie Müdigkeit, Unwohls<strong>ein</strong>, Gewichtsverlust,<br />

Anämie, Thrombozytose und unspezifische, diffuse Schmerzen<br />

des Bewegungsapparats auftreten. Auch grippeähnliche Symptome<br />

sind nicht ungewöhnlich. Etwa 20 % der Patienten entwickeln<br />

Rheumaknoten, häufig an knöchernen Bereichen mit hoher<br />

Druckbelastung wie z. B. an den Ellenbogen. Bei der systemischen<br />

RA können sich weitere extraartikuläre Symptome manifestieren.<br />

Dazu gehören <strong>ein</strong> positiver Rheumafaktor, systemische<br />

Vaskulitis, Lungenknötchen, interstitielle Fibrose, Perikarditis<br />

und Keratoconjunctivitis sicca als Teil des sekundären Sjögren-<br />

Syndroms (siehe unten) (siehe Tab. 1.1).<br />

Tabelle 1.1: Extraartikuläre Manifestationen von RA<br />

22<br />

Organ Manifestation<br />

Blutgefäße Systemische Vaskulitis (kl<strong>ein</strong>e Gefäße)<br />

Lunge<br />

Lungenknötchen<br />

Interstitielle Fibrose<br />

Herz Perikarditis<br />

Augen<br />

Keratoconjunctivitis sicca,<br />

Episkleritis und Skeleritis<br />

Haut Subkutane Knoten (Rheumaknoten)<br />

Immunsystem Rheumafaktor


1. Was ist rheumatoide <strong>Arthritis</strong>?<br />

Felty-Syndrom: Splenomegalie, Leukopenie, bakterielle Infektion, Ulzera<br />

Etwa 1 % der RA-Patienten leiden unter dem Felty-Syndrom. Neben<br />

den RA-Symptomen treten dabei Splenomegalie, Leukopenie,<br />

bakterielle Infektionen und Ulzera auf. Ferner liegt <strong>ein</strong> erhöhtes<br />

Risiko lymphoproliferativer Malignitäten vor.<br />

18<strong>–</strong>30 % der Patienten mit <strong>ein</strong>er RA zeigen das sekundäre<br />

Sjögren-Syndrom. Dieses Syndrom ist neben den RA-Symptomen<br />

durch trockene Augen und trockenen Mund (Sicca-Syndrom),<br />

Hypoazidität des Magens und exokrine Pankreasinsuffizienz gekennzeichnet.<br />

Im Gegensatz zu Patienten mit primärem Sjögren-<br />

Syndrom sind Patienten mit sekundärem Sjögren-Syndrom häufig<br />

seronegativ in Bezug auf Anti-SSA/Ro- und Anti-SSB/La-<br />

Antikörper.<br />

In diesem Zusammenhang relevante Laborwerte sind solche,<br />

die <strong>ein</strong>e Entzündung anzeigen, wie beispielsweise <strong>ein</strong>e erhöhte<br />

Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG), <strong>ein</strong> erhöhter CRP-Wert (Creaktives<br />

Prot<strong>ein</strong>) und der Rheumafaktor (RF).<br />

Die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) stellt <strong>ein</strong>en allgem<strong>ein</strong><br />

gültigen und <strong>ein</strong>fachen Marker für <strong>ein</strong>e Entzündungsaktivität in<br />

Zusammenhang mit RA dar und wird seit mehr als 65 Jahren verwendet.<br />

Sie basiert auf den Auswirkungen von Veränderungen in<br />

den Plasmaprot<strong>ein</strong>en auf die Geschwindigkeit, in der rote Blutkörperchen<br />

aufgrund der Schwerkraft durch das Plasma fallen.<br />

Bei RA korreliert <strong>ein</strong>e erhöhte BSG häufig mit dem Schweregrad<br />

der Entzündung. Bei manchen Patienten ist die Blutsenkung jedoch<br />

völlig normal. Eine Erhöhung der BSG ist nicht spezifisch<br />

für rheumatoide <strong>Arthritis</strong>, sondern ist auch bei anderen Zuständen<br />

festzustellen, wie z. B. SLE, Anämie, Infektionen, Schwangerschaft,<br />

Trauma, Malignität, Lebererkrankungen und Stress. Auch<br />

das Alter kann <strong>ein</strong>e erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit mit<br />

sich bringen.<br />

Die Messung von C-reaktivem Prot<strong>ein</strong> (CRP) liefert <strong>ein</strong>en<br />

weiteren Marker für systemische Entzündungen, der zur<br />

Beurteilung von RA-Patienten dient. CRP wird von der Leber<br />

produziert. Die Messung von CRP erfolgt durch Immunassay oder<br />

Nephelometrie. Serienbestimmungen von CRP dienen dazu, den<br />

Krankheitsverlauf der RA und das Ansprechen auf die Therapie<br />

23


1. Was ist rheumatoide <strong>Arthritis</strong>?<br />

zu überwachen. Ein erhöhter CRP-Wert ist nicht spezifisch für<br />

RA, sondern tritt unter ähnlichen Umständen wie <strong>ein</strong>e erhöhte<br />

BSG auf. Verwirrenderweise ist bei Patienten, die positiv auf <strong>ein</strong>e<br />

Therapie ansprechen, nicht unbedingt auch <strong>ein</strong> fallender BSG-<br />

und CRP-Wert zu beobachten.<br />

Der Rheumafaktor (RF) liegt bei RA häufig vor: Bei etwa 75<strong>–</strong><br />

80 % der RA-Patienten wird <strong>ein</strong> positiver Rheumafaktor gegen<br />

IgM nachgewiesen (detaillierte Informationen hierzu siehe Kap.<br />

2.2, „Was ist <strong>ein</strong> Rheumafaktor?“ und Kap. 2.4, „Rheumafaktor<br />

als Hilfe bei der Diagnose von RA“).<br />

Da die Bestimmung des RF jedoch <strong>ein</strong>en Test von bescheidener<br />

Sensitivität und nur geringer Spezifität darstellt, kann<br />

weder s<strong>ein</strong> Vorhandens<strong>ein</strong> noch s<strong>ein</strong>e Abwesenheit <strong>ein</strong>e klare<br />

Differenzierungshilfe zwischen rheumatoider <strong>Arthritis</strong> und anderen<br />

Erkrankungen bieten. Nur 25 % der RF-positiven Patienten leiden<br />

tatsächlich unter RA, alle übrigen sind entweder gesund oder leiden<br />

unter <strong>ein</strong>er anderen Autoimmun- oder Infektionskrankheit. Obwohl<br />

Laborergebnisse wie der Rheumafaktor <strong>ein</strong>e gewisse Vermutung<br />

stützen können, sind Diagnose und Differenzialdiagnostik zur<br />

Abgrenzung der RA von anderen, verwandten Erkrankungen<br />

hauptsächlich von klinischen Merkmalen abhängig (siehe Kap.<br />

3.2, „Häufige Differenzialdiagnosen“).<br />

Im Jahr 1987 entwickelte das American College of Rheumatology<br />

(ACR), die wissenschaftliche Fachgesellschaft der US-amerikanischen<br />

Rheumatologen, revidierte Kriterien für die Klassifikation<br />

der rheumatoiden <strong>Arthritis</strong>:<br />

Tabelle 1.2: Revidierte ACR-Kriterien für die Klassifikation von RA<br />

Patienten gelten als RA-Patienten, wenn mindestens vier der<br />

sieben Kriterien erfüllt sind<br />

24<br />

Kriterium Definition<br />

Morgensteifigkeit 1)<br />

In Gelenken und Gelenknähe von wenigstens <strong>ein</strong>er<br />

Stunde Dauer


Kriterium Definition<br />

<strong>Arthritis</strong> in drei oder<br />

mehr Gelenkregionen<br />

1)<br />

<strong>Arthritis</strong> an Handgelenken<br />

1)<br />

Symmetrische<br />

<strong>Arthritis</strong> 1 )<br />

Rheumaknoten<br />

Rheumafaktor im<br />

Serum<br />

Radiologische<br />

Veränderungen<br />

1) muss während mindestens 6 Wochen bestehen<br />

1. Was ist rheumatoide <strong>Arthritis</strong>?<br />

Von <strong>ein</strong>em Arzt festgestellt, gleichzeitig auftretend, mit<br />

Weichteilschwellungen oder Gelenkergüssen, nicht nur<br />

Knochenüberwucherung. Zu den 14 möglicherweise<br />

betroffenen Gelenkregionen gehören rechte oder<br />

linke proximale Interphalangealgelenke (Mittel- und<br />

Grundgelenke von Fingern und Zehen), Metacarpophalangealgelenke<br />

(Fingerknöchel) , Hand-, Ellenbogen-,<br />

Knie- und Sprunggelenke sowie Metatarsophalangealgelenke<br />

(Mittelfußgelenke)<br />

<strong>Arthritis</strong> an Handgelenken, Metacarpophalangealgelenken<br />

oder proximalen Interphalangealgelenken<br />

Gleichzeitig beidseitiger Befall der gleichen Gelenkregionen<br />

Von <strong>ein</strong>em Arzt festgestellte, subkutane Knoten über<br />

Knochenvorsprüngen, Muskelstreckseiten oder gelenknahen<br />

Regionen<br />

Nachweis von abnormalen Mengen von Rheumafaktor<br />

im Serum mit <strong>ein</strong>er Methode, deren positiver Nachweis<br />

bei <strong>ein</strong>er normalen Kontrollgruppe unter 5 % liegt<br />

RA-typische Veränderungen bei Hand- und Handgelenksradiographien<br />

(posterior-anterior), die Erosionen<br />

oder <strong>ein</strong>deutige Knochendekalzifikation in den<br />

betroffenen Gelenken bzw. am ausgeprägtesten nahe<br />

der betroffenen Gelenke zeigen müssen<br />

Diese Kriterien wurden zwar als Hilfsmittel für die Krankheitsklassifikation<br />

zu epidemiologischen Zwecken entwickelt, sie können<br />

jedoch auch als Richtlinien beim Aufstellen <strong>ein</strong>er Diagnose<br />

nützlich s<strong>ein</strong> und werden daher häufig als diagnostisches Mittel<br />

25


1. Was ist rheumatoide <strong>Arthritis</strong>?<br />

herangezogen. Das Fehlen der Kriterien schließt jedoch, besonders<br />

bei Patienten im Frühstadium der Erkrankung, die Krankheitsdiagnose<br />

nicht aus. Die bei den Kriterien verwendeten Parameter<br />

spiegeln den Status der chronischen Erkrankung <strong>ein</strong>schließlich<br />

Knoten und Erosionen wider.<br />

Aus den ACR-Kriterien lässt sich ableiten, dass <strong>ein</strong>e definitive<br />

Diagnose erst nach <strong>ein</strong>er mehrwöchigen oder längeren Präsentation<br />

der Krankheit möglich ist; vorher können nur Verdachtsdiagnosen<br />

gestellt werden.<br />

Einer akkuraten Diagnose von RA im Frühstadium stehen inhärente<br />

Schwierigkeiten im Wege. Ein Problem hierbei bildet die<br />

Tatsache, dass das Definitionsmerkmal der rheumatoiden <strong>Arthritis</strong><br />

schlechthin die Chronizität ist, die sich aber naturgemäß erst über<br />

<strong>ein</strong>en gewissen Zeitraum entwickeln kann. Patienten, die sich erstmals<br />

bei praktischen Ärzten oder Rheumatologen vorstellen, erfüllen<br />

in vielen Fällen die Kriterien der Krankheitsklassifikation nicht<br />

und zeigen atypische Symptome und Anzeichen. Ihr Zustand wird<br />

häufig als undifferenzierte Polyarthritis oder undifferenzierte entzündliche<br />

<strong>Arthritis</strong> bezeichnet. Andererseits können bei ungefähr<br />

90 % der RA-Patienten bereits nach zwei Jahren Schädigungen radiologisch<br />

nachgewiesen werden. Aus diesem Grund ist <strong>ein</strong>e frühe,<br />

wenngleich äußerst schwierig zu stellende Diagnose von RA<br />

unerlässlich für die Verordnung <strong>ein</strong>er frühzeitigen Therapie (siehe<br />

Kap. 1.4, „Therapie“). Darüber hinaus ist es wichtig, die Patienten<br />

mit vermutlich schlechten Prognosen zu identifizieren, um sie mit<br />

<strong>ein</strong>er adäquaten Therapie unterstützen zu können.<br />

Die ACR-Kriterien zeigten bei Anwendung auf RA-Patienten, die<br />

sich in Sekundärbehandlung befanden, <strong>ein</strong>e Sensitivität zwischen<br />

83,5 % und 90 %, bei <strong>ein</strong>er Spezifität zwischen 86 % und 90 %.<br />

Bei Anwendung der Kriterien auf 486 Patienten mit entzündlicher<br />

<strong>Arthritis</strong> im Frühstadium (Erkrankungsdauer 1<strong>–</strong>39 Monate), die<br />

sich in Primärbehandlung befanden, stellten sich bei <strong>ein</strong>er Verlaufsbeobachtung<br />

von drei Jahren lediglich <strong>ein</strong>e Sensitivität von<br />

57 % und <strong>ein</strong>e Spezifität von 67 % heraus. Dieses Ergebnis veranschaulicht,<br />

dass die ACR-Kriterien, die basierend auf ihrer Fähigkeit<br />

entwickelt wurden, <strong>ein</strong>e Unterscheidung zwischen 262 Patienten<br />

mit manifester RA (durchschnittliche Erkrankungsdauer<br />

7,7<strong>–</strong>8,6 Jahre) und 262 Patienten mit anderen rheumatischen Er-<br />

26


1. Was ist rheumatoide <strong>Arthritis</strong>?<br />

krankungen herbeizuführen, für die Diagnose von RA im frühesten<br />

Stadium in ihrer aktuellen Form nicht geeignet sind.<br />

Möglicherweise könnte durch die Verlängerung des Zeitraums<br />

der Symptome auf 3 Monate <strong>ein</strong>erseits und durch die Aufnahme<br />

von bildgebenden Verfahren (in den Kriterienkatalog) andererseits<br />

<strong>ein</strong> besseres Ergebnis bei der frühen Diagnose erzielt werden. Die<br />

Magnetresonanz-Tomographie kann sowohl <strong>ein</strong>e Synovitis als<br />

auch Knochenveränderungen sichtbar machen, und anhand der<br />

Ultraschalldiagnostik können Erosionen entdeckt werden, noch<br />

bevor diese mit Hilfe <strong>ein</strong>facher Radiologie nachweisbar sind.<br />

Die Diagnose <strong>ein</strong>er RA im Frühstadium ist als wahre<br />

Herausforderung zu sehen, da zum Zeitpunkt des erstmaligen<br />

Auftretens der Erkrankung weder radiologische noch immunologische<br />

Merkmale pathognomonisch für rheumatoide <strong>Arthritis</strong><br />

sind. Bei etwa 50 % der Patienten ist der Röntgenbefund beispielsweise<br />

unauffällig, 60 % haben <strong>ein</strong>en negativen Rheumafaktor und<br />

bis zu 60 % zeigen k<strong>ein</strong>e Akutphasenreaktion. Aus diesem Grund<br />

könnte <strong>ein</strong> hoch krankheitsspezifischer serologischer Marker, wie<br />

Anti-CCP-Antikörper, als wichtiges zusätzliches Hilfsmittel bei<br />

der frühzeitigen Diagnose von RA dienen (siehe Kap. 2.3, „Was<br />

sind Anti-CCP-Antikörper?“, Kap. 2.5, „Anti-CCP-Antikörper als<br />

Hilfsmittel bei der Diagnose von RA“ und Kap. 2.6, „Prognosewert<br />

von RF und Anti-CCP-Antikörpern“).<br />

27


1. Was ist rheumatoide <strong>Arthritis</strong>?<br />

Auf den Punkt gebracht<br />

Symptome und Diagnose<br />

• Zu den wichtigsten klinischen Merkmalen von RA zählen symmetrische Polyarthritis<br />

mit Morgensteifigkeit und subkutane Knoten.<br />

• Im Jahr 1987 entwickelte das American College of Rheumatology revidierte Kriterien<br />

für die Klassifikation von rheumatoider <strong>Arthritis</strong>. Diese Kriterien werden<br />

häufig zum Diagnostizieren der Krankheit herangezogen. Eine definitive Diagnose<br />

unter Verwendung dieser Kriterien kann jedoch erst erfolgen, wenn die<br />

Krankheit über mehrere Wochen oder länger besteht; vorher handelt es sich um<br />

<strong>ein</strong>e Verdachtsdiagnose.<br />

• Eine frühzeitige Diagnosestellung von RA gestaltet sich sehr schwierig, andererseits<br />

ist sie unerlässlich für die rasche Einleitung <strong>ein</strong>er Therapie. Die Diagnose<br />

von RA im Frühstadium gilt als echte Herausforderung, da zum Zeitpunkt der<br />

Präsentation weder radiologische noch immunologische Merkmale für die rheumatoide<br />

<strong>Arthritis</strong> pathognomonisch sind.<br />

• Im Fall der systemischen RA treten extraartikuläre Manifestationen auf.<br />

• Für die Entzündung relevante Laborwerte sind erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit<br />

(BSG) und C-reaktives Prot<strong>ein</strong> (CRP).<br />

• Es wurden anhand von klinischen, funktionellen und radiologischen Kriterien<br />

vier Stadien der RA definiert.<br />

• Die Krankheitsaktivität von RA kann über <strong>ein</strong>e Selbst<strong>ein</strong>schätzung des Patienten<br />

<strong>ein</strong>gestuft werden. Der Stanford Health Assessment Questionnaire (HAQ) ist das<br />

am häufigsten <strong>ein</strong>gesetzte Instrument zur Beurteilung der funktionellen Kapazität.<br />

1.4 Therapie<br />

Heute ist bekannt, dass die schlimmsten Schädigungen durch<br />

RA bereits in den ersten beiden Jahren der Erkrankung <strong>ein</strong>treten.<br />

Gelenkschädigungen lassen sich innerhalb von sechs Monaten<br />

nach Einsetzen der Symptome radiologisch nachweisen (Gelenkerosionen<br />

können unter Einsatz empfindlicherer Techniken, wie<br />

beispielsweise der Magnetresonanz-Tomographie, bereits vier<br />

Monate nach Krankheitsbeginn sichtbar gemacht werden). Daher<br />

sind frühzeitige Diagnose und Behandlung entscheidend. Aus<br />

diesem Grund wurde das früher angewendete Behandlungsmodell<br />

28


1. Was ist rheumatoide <strong>Arthritis</strong>?<br />

der „progressiven Pyramide“ (schwächere Medikamente zu Behandlungsbeginn<br />

und anschließendes Steigern der Wirksamkeit)<br />

von <strong>ein</strong>em aggressiveren Ansatz abgelöst. Obwohl der Beweis nur<br />

schwer zu erbringen ist, so gibt es in der Literatur doch Anhaltspunkte<br />

dafür, dass <strong>ein</strong>e frühzeitige Therapie, insbesondere mit<br />

Hilfe <strong>ein</strong>er TNF-α-Blockade, den Verlauf <strong>ein</strong>er andernfalls progressiven<br />

Erkrankung stoppen kann.<br />

Neben der konservativen Behandlung (physikalische Therapie<br />

und Ergotherapie, Ruhe) und dem operativen Eingriff ist die medikamentöse<br />

Therapie zum Eindämmen der Entzündung von äußerster<br />

Wichtigkeit.<br />

Bei der medikamentösen Therapie von RA wird unterschieden<br />

zwischen Schmerzmitteln (Analgetika), krankheitsmodifizierenden<br />

Medikamenten (engl.: disease-modifying anti-rheumatic<br />

drugs: DMARDs), nicht-steroidalen Antirheumatika, NSAR<br />

(engl.: non-steroidal anti-inflammatory drugs: NSAIDs), zytotoxischen<br />

Medikamenten/Immunsuppressiva und biologischen<br />

Agenzien (TNF-alpha-Hemmern).<br />

1.4.1 DMARDs (LWAR)<br />

Während Patienten mit neu diagnostizierter RA in der Vergangenheit<br />

über Wochen oder Monate ausschließlich mit NSAIDs<br />

behandelt wurden, setzt <strong>ein</strong> neuerer Trend darauf, bereits zu <strong>ein</strong>em<br />

frühen Zeitpunkt der Therapie auch so genannte krankheitsmodifizierende<br />

Antirheumatika (DMARDs: disease modifying<br />

anti-rheumatic drugs) <strong>ein</strong>zuführen, die im Deutschen auch häufig<br />

als langwirksame Antirheumatika (LWAR) bezeichnet werden und<br />

früher als Basismedikamente bekannt waren.<br />

DMARDs zögern die durch RA verursachten Gelenkschäden<br />

hinaus, indem sie in die Zytokinproduktion der T-Lymphozyten <strong>ein</strong>greifen.<br />

Hierdurch wird die Akutphasenreaktion unterdrückt und die<br />

lokale Gewebeschädigung verhindert. Daneben tritt <strong>ein</strong>e Linderung<br />

der mehr systemischen Merkmale der RA <strong>ein</strong>. Die Behandlung wird<br />

normalerweise über <strong>ein</strong>en Zeitraum von mindestens fünf Jahren,<br />

möglicherweise auch lebenslang fortgesetzt. DMARDs wirken im<br />

Allgem<strong>ein</strong>en nur langsam, es können daher vier bis sechs Monate<br />

vergehen, bevor <strong>ein</strong>e überzeugende Wirkung erkennbar wird.<br />

29


1. Was ist rheumatoide <strong>Arthritis</strong>?<br />

Zu dieser Gruppe von Therapeutika gehören Hydroxychloroquin<br />

(Resochin ® ), Methotrexat (Matrex ® etc.), Sulfasalazin (Salazopyrin<br />

® etc.), D-Penicillamin, Leflunomid (Arava ® ) sowie parenteral<br />

oder oral verabreichtes Gold (Myocrisin ® , Ridaura ® , Auranofin<br />

® etc.)<br />

Hydroxychloroquin und Methotrexat werden normalerweise bei<br />

der frühen Therapie <strong>ein</strong>gesetzt. Wenige Rheumatologen verwenden<br />

Gold an Stelle von Methotrexat. Nach M<strong>ein</strong>ung <strong>ein</strong>iger Autoren sind<br />

Sulfasalazin und Methotrexat aufgrund ihrer günstigeren Risiko-<br />

Nutzen-Profile und dem vergleichsweise raschen Wirkungs<strong>ein</strong>tritt<br />

bei RA im Frühstadium die derzeitigen DMARDs der Wahl. Dies<br />

wird jedoch aufgrund der hohen Toxizität von Sulfasalazin von anderen<br />

Wissenschaftlern in Frage gestellt. Methotrexat wird wegen<br />

s<strong>ein</strong>er hohen Wirkungsrate und der relativen Sicherheit standardmäßig<br />

als erste DMARD-Therapie <strong>ein</strong>gesetzt.<br />

Zu den wichtigsten Nebenwirkungen von Sulfasalazin gehören<br />

Knochenmarkdepression und Magen-/Darmunverträglichkeit. Die<br />

Behandlung mit Sulfasalazin kann auch zu SLE-artigen Symptomen<br />

führen, insbesondere in Zusammenhang mit bestimmten HLA-<br />

Haplotypen und ANA-Positivität. Die häufigsten Nebenwirkungen<br />

von Methotrexat sind Übelkeit, Mundschleimhautentzündungen<br />

und selten Pneumonitis. Hydroxychloroquine (Antimalariamittel)<br />

können Hautausschläge und Magenschmerzen verursachen. Oral<br />

verabreichtes Gold ist weniger wirkungsvoll, weist aber auch<br />

weniger Nebenwirkungen (Magen-/Darm-Toxizität) auf als parenteral<br />

verabreichtes Gold (Prot<strong>ein</strong>urie, Thrombozytopenie,<br />

Hautausschlag). Eine positive Wirkung ist normalerweise nach<br />

zwei bis vier Monaten erkennbar. Das Monozyten/Makrophagen-<br />

System bildet das wahrsch<strong>ein</strong>lichste Ziel der Aktivität von<br />

Goldsalzen (Blockieren der Antigenpräsentation und anderer<br />

Komponenten der Makrophagenfunktion).<br />

Bei Gegenreaktionen oder fehlender Wirkung wird <strong>ein</strong> anderes<br />

DMARD ausgewählt. D-Penicillamin wurde in den 60er-Jahren<br />

<strong>ein</strong>geführt. Es wird normalerweise Patienten verordnet, die auf<br />

Hydroxychloroquin, Methotrexat oder Goldsalze nicht ansprechen<br />

oder diese Medikamente nicht vertragen, und bei denen die<br />

Krankheit noch aktiv ist. Das Gleiche gilt für Patienten mit fibrotischen<br />

Manifestationen. D-Penicillamin wird heute nur noch selten<br />

30


1. Was ist rheumatoide <strong>Arthritis</strong>?<br />

zur Behandlung von RA <strong>ein</strong>gesetzt. Leflunomid wurde in jüngster<br />

Vergangenheit für die Verwendung gegen RA zugelassen und ist<br />

bei <strong>ein</strong>er Erkrankung moderater Intensität indiziert.<br />

Die meisten DMARDs können Nebenwirkungen verursachen<br />

und ihre Verwendung erfordert daher regelmäßige Blut- und/<br />

oder Urinkontrollen. In Anbetracht der potenziellen Toxizität<br />

von DMARDs liegt die Bedeutung <strong>ein</strong>er exakten Diagnose auf<br />

der Hand. Kombinationen von DMARDs empfehlen sich nur bei<br />

Patienten, die auf die Monotherapie nicht angemessen ansprechen.<br />

Um die Therapie kontinuierlich dem Verlauf der Krankheit anpassen<br />

zu können, muss nach M<strong>ein</strong>ung des ACR <strong>ein</strong>e regelmäßige<br />

Beurteilung der Krankheitsaktivität erfolgen. Gleichzeitig müssen<br />

entsprechende Änderungen der DMARD-Behandlung <strong>ein</strong>geleitet<br />

werden (siehe Abb. 1.13).<br />

Abb. 1.13: ACR-Behandlungsalgorithmus für RA (ACR Committee: Guidelines for<br />

the Management of Rheumatoid <strong>Arthritis</strong>. <strong>Arthritis</strong> Rheum 2002, 46:328<strong>–</strong>46)<br />

31


1. Was ist rheumatoide <strong>Arthritis</strong>?<br />

1.4.2 NSAIDs (NSAR)<br />

NSAIDs (non-steroidal anti-inflammatory drugs) werden im Deutschen<br />

auch als nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) bezeichnet.<br />

Sie hemmen die Entzündung und wirken gleichzeitig schmerzlindernd,<br />

haben jedoch k<strong>ein</strong>e signifikant modifizierende Wirkung<br />

auf den zu Grunde liegenden Krankheitsprozess. Während Patienten<br />

mit neu diagnostizierter RA in der Vergangenheit ausschließlich<br />

mit NSAIDs behandelt wurden, geht der jüngste Trend dahin,<br />

bereits im frühen Krankheitsstadium DMARDs <strong>ein</strong>zusetzen, insbesondere<br />

bei Patienten mit schlechten Prognosen. NSAIDs bieten<br />

kurzfristige Besserung in dem Zeitraum, bevor DMARDs ihre<br />

Wirkung zeigen (mehrere Wochen oder Monate). Es gehört zur<br />

anerkannten Praxis, RA-Patienten über den gesamten Krankheitsverlauf<br />

hinweg mit NSAIDs zu behandeln. Hinweise deuten auf<br />

die Wahrsch<strong>ein</strong>lichkeit hin, dass sich die entzündungshemmenden<br />

Effekte von NSAIDs zur Wirkung von DMARDs addieren. Häufig<br />

müssen mehrere NSAIDs ausprobiert werden, um die richtige<br />

Therapie für den <strong>ein</strong>zelnen Patienten zu finden.<br />

Zu den NSAIDs gehören Naproxen (Naprosyn ® etc.), Ibuprofen<br />

(Brufen ® , Nurofen ® , Motrin ® etc.), Diclofenac (Voltaren ® ,<br />

Diclomax ® etc.), Indometacin (Indocid ® etc.), Nabumeton<br />

(Reliflex ® etc.), Piroxicam (Feldene ® ) und Aspirin. Sie hemmen<br />

die Cyclooxygenasen, die (die von Membranlipiden freigesetzte)<br />

Arachidonsäure in Prostaglandine und Prostacycline umwandeln,<br />

die ihrerseits als Mediatoren bei Entzündungen, Fieber und<br />

Schmerzen fungieren (COX-Hemmer).<br />

NSAIDs sind die am häufigsten verschriebenen Arzneimittel<br />

gegen arthritische Schmerzen. Sie bilden die weltweit am häufigsten<br />

verordnete Substanzklasse. Schätzungen zufolge verwenden<br />

zwei bis vier Millionen US-Amerikaner und 30 Millionen<br />

Menschen weltweit täglich NSAIDs.<br />

Nachfolgend sind die schädlichen Nebenwirkungen traditioneller<br />

NSAIDs aufgelistet:<br />

<strong>–</strong> Geschwürbildung, Blutung, Perforation oder Obstruktion<br />

des oberen Magen-Darm-Trakts<br />

<strong>–</strong> Nierenschäden<br />

32


1. Was ist rheumatoide <strong>Arthritis</strong>?<br />

<strong>–</strong> verstärkte Neigung zu blauen Flecken aufgrund mangelnder<br />

Funktion der Blutplättchen<br />

Cyclooxygenase tritt in zwei Isoenzymen auf (COX-1 und COX-<br />

2). Konstitutiv exprimiertes COX-1 produziert Prostaglandine, die<br />

die Magenschleimhaut vor dem Angriff der Magensäure schützen.<br />

Induzierbares COX-2 produziert Prostaglandine meist an Entzündungsherden,<br />

aber auch konstitutiv, z. B. in den Nieren. COX-2<br />

liegt in vivo im Synovialgewebe von RA-Patienten vor. Es wird<br />

vermutet, dass die entzündungshemmende Wirkung von NSAIDs<br />

auf die Hemmung von COX-2 zurückzuführen ist. Die bislang<br />

bekannten NSAIDs hemmen die beiden Enzyme unterschiedlich<br />

stark und verursachen dabei beträchtliche Nebenwirkungen auf<br />

den Magen (durch die Hemmung von COX-1). Aus diesem Grund<br />

wurden selektive COX-2-Hemmer entwickelt. Zu dieser Untergruppe<br />

der NSAIDs zählen Celecoxib (Celebrex ® ) und Lumiracoxib<br />

(Prexige ® ). Die COX-2-spezifischen NSAIDs reizen den<br />

Magen in viel geringerem Maße, sind jedoch ebenso wirksam wie<br />

die bisher üblichen NSAIDs. Sie werden bei Patienten mit hohem<br />

Risiko bezüglich Magenproblemen angewendet, bei älteren Menschen<br />

sowie bei Patienten, die in der Vergangenheit bereits unter<br />

NSAID-vermittelten Magenirritationen oder -unverträglichkeiten<br />

litten. Im Rahmen <strong>ein</strong>er Studie, bei der Celecoxib zum Einsatz<br />

kam, traten bei nur zwei von 5.285 Patienten signifikante Magen-<br />

Darm-Komplikationen auf.<br />

Alle NSAIDs können Leberentzündungen und Nierenprobleme<br />

verursachen. Daher müssen regelmäßig Routineuntersuchungen<br />

durchgeführt werden. Insbesondere ältere Patienten sind engmaschig<br />

zu überwachen (Hypertonie, Stauungsinsuffizienz, Diabetes,<br />

Niereninsuffizienz).<br />

1.4.3 Zytostatika/Immunsuppressiva<br />

Azathioprin (Oprisine ® , Imuran ® ) ist <strong>ein</strong> Purinanalog, das in die<br />

DNA-Synthese <strong>ein</strong>greift. Bei der Behandlung von RA bringt es<br />

nur den bescheidenen Nutzen, dass die Glukokortikoid-Dosis gegebenenfalls<br />

entsprechend gedrosselt werden kann. Als wichtigste<br />

Nebenwirkung ist Knochenmarkdepression mit Neutropenie bekannt.<br />

33


1. Was ist rheumatoide <strong>Arthritis</strong>?<br />

Cyclophosphamid (Endoxan ® ) gehört zu den Alkylanzien, die die<br />

DNA-Stränge vernetzen und die Zellen so in allen Phasen ihres<br />

Wachstumszyklus behindern. Dieser Wirkstoff weist <strong>ein</strong>e hohe<br />

Toxizität auf (Knochenmarkdepression, Gonadalsuppression,<br />

Alopezie, Magen-/Darm-Überempfindlichkeit), s<strong>ein</strong>e Anwendung<br />

kann jedoch bei RA-Patienten mit schwerer Vaskulitis und anderen<br />

extraartikulären Ersch<strong>ein</strong>ungen sinnvoll s<strong>ein</strong>.<br />

Bei Cyclosporin A handelt es sich um <strong>ein</strong> Pilzpeptid, das<br />

im Bereich der Organtransplantation <strong>ein</strong> weit verbreite ter<br />

Wirkstoff ist. Es besitzt <strong>ein</strong>e hemmende Wirkung auf Lymphozyten<br />

(Zytokinproduktion). Auf dem Gebiet der RA sollte<br />

die Verabreichung von Cyclosporin A auf Patienten mit guter<br />

Nierenfunktion und schwerem progressivem Krankheitsverlauf<br />

beschränkt bleiben. Zu den wichtigsten unerwünschten Arzneimittelwirkungen<br />

gehören Nierentoxizität und Hypertonie.<br />

1.4.4 TNF-α-Hemmer<br />

TNF-α (Tumor-Nekrose-Faktor) kommt im rheumatoiden Gelenk<br />

in großen Mengen vor. Er ist auf vielfache Weise proinflammatorisch<br />

aktiv, indem er beispielsweise die Expression von Gefäßadhäsionsmolekülen<br />

sowie die Expression von Matrix-Metalloprotease-1<br />

hochreguliert. In der jüngeren Vergangenheit wurden<br />

drei TNF-α hemmende Substanzen für die Verwendung gegen RA<br />

zugelassen: Etanercept (Enbrel ® ), <strong>ein</strong> löslicher TNF-α-Rezeptor,<br />

Infliximab (Remicade ® ), <strong>ein</strong> chimärischer Anti-TNF-α-Antikörper<br />

und Adalimumab (Humira ® ), <strong>ein</strong> vollständig humanisierter,<br />

monoklonaler Antikörper. Etanercept und Adalimumab werden<br />

zwei Mal wöchentlich bzw. jede zweite Woche subkutan verabreicht.<br />

Nach Erreichen <strong>ein</strong>er klinischen Reaktion wird Infliximab<br />

alle 6 bis 8 Wochen intravenös verabreicht. Randomisierte, kontrollierte<br />

Studien über 3<strong>–</strong>12 Monate ergaben <strong>ein</strong>en Rückgang der<br />

Krankheitsaktivität und der Gelenkentzündung bei RA-Patienten,<br />

die auf DMARDs nicht angesprochen hatten. Die kurzfristige<br />

Toxizität ist gering, die Langzeitfolgen können jedoch noch nicht<br />

abgeschätzt werden. Berichten zufolge führte die Behandlung mit<br />

Infliximab bereits zur Produktion von Autoantikörpern wie IgM-<br />

34


1. Was ist rheumatoide <strong>Arthritis</strong>?<br />

dsDNA-Antikörpern und gelegentlich zum sich selbst limitierenden<br />

SLE. Zu den am häufigsten auftretenden Nebenwirkungen<br />

von Adalimumab gehören lokale Entzündungen der Einstichstelle,<br />

Kopfschmerzen und allergische Reaktionen.<br />

Bei Kineret ® handelt es sich um <strong>ein</strong>en löslichen Interleukin-<br />

1-Rezeptor, der IL-1 bindet und damit die Beseitigung aus der<br />

Zirkulation ermöglicht. Es wird täglich subkutan verabreicht.<br />

Diese biologischen Medikamente (engl.: Biologicals) der „ersten<br />

Generation“ haben krankheitsmodifizierende Eigenschaften bewiesen<br />

(sie hemmen die so genannte Röntgenprogression) und erzielten<br />

bessere klinische Ergebnisse als bisherige Therapien gegen<br />

rheumatoide <strong>Arthritis</strong>.<br />

1.4.5 Kortikosteroide<br />

Im Jahr 1949 wurde erstmals die günstige Wirkung von Glukokortikoiden<br />

auf RA beobachtet. Einige Anzeichen deuten auf <strong>ein</strong>e<br />

krankheitsmodifizierende Wirkung (Hemmung der Entwicklung<br />

neuer Erosionen und der Röntgenprogression) bei Langzeitanwendung<br />

hin, wenn Patienten über 2 Jahre hinweg niedrige Dosierungen<br />

von Kortikosteroiden erhalten. Orale Kortikosteroide werden<br />

jedoch nicht für den routinemäßigen Gebrauch empfohlen, da k<strong>ein</strong><br />

nachhaltiger klinischer oder funktioneller Nutzen nachgewiesen<br />

wurde und die Langzeit<strong>ein</strong>nahme mit <strong>ein</strong>em hohen Toxizitätsrisiko<br />

<strong>ein</strong>hergeht. Diese Medikamente sind nur unter <strong>ein</strong>igen besonderen<br />

Bedingungen angezeigt, wie beispielsweise bei Vaskulitis,<br />

bei schweren Hauterythemen oder als Überbrückungstherapie<br />

zu NSAIDs. Die Glukokortikoide können nach ihrer Wirkdauer<br />

in kurz wirksame (t 1/2 8<strong>–</strong>12 Stunden: Cortison, Cortisol), mittelfristig<br />

wirksame (t 1/2 12<strong>–</strong>36 Stunden: Prednison, Prednisolon,<br />

Methylprednisolon, Triamcinolon) und langwirksame Mittel (t 1/2<br />

36<strong>–</strong>72 Stunden: Paramethason, Dexamethason, Betamethason)<br />

<strong>ein</strong>geteilt werden.<br />

Kortikosteroide weisen <strong>ein</strong>e Reihe unerwünschter Nebenwirkungen<br />

auf wie z. B. Wasserretention und Gewichts zunahme, Rundung<br />

des Gesichts, verzögerte Wundheilung, verstärkte Neigung zu<br />

blauen Flecken, Diabetes, Glaukome, erhöhter Blutdruck, Osteoporose,<br />

Suppression des Immunsystems, Störungen des zentralen<br />

35


Nervensystems, Magenirritationen und andere. Aus diesem Grund<br />

sollten Kortikosteroide stets in möglichst niedriger Dosierung über<br />

<strong>ein</strong>en möglichst kurzen Zeitraum angewendet werden.<br />

Intraartikuläre Kortikosteroid-Injektionen sind allerdings<br />

bei der Behandlung lokal auftretender Hauterytheme hilfreich.<br />

Gegenreaktionen sind hier selten. Als ernsthafteste Komplikation<br />

infolge <strong>ein</strong>er Injektion ist die septische <strong>Arthritis</strong> mit <strong>ein</strong>er Inzidenz<br />

von 1/17.000 bis 1/50.000 bekannt.<br />

36<br />

Auf den Punkt gebracht<br />

Therapie<br />

• Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass <strong>ein</strong>e frühe Therapie den andernfalls progressiven<br />

Verlauf der Erkrankung ändern kann.<br />

• Neben der konservativen Behandlung und operativen Eingriffen ist die medikamentöse<br />

Therapie zur Eindämmung der Entzündung von äußerster Wichtigkeit.<br />

• Bei der medikamentösen Therapie der RA unterscheidet man zwischen Analgetika,<br />

krankheitsmodifizierenden Antirheumatika (DMARDs), nicht-steroidalen<br />

Antirheumatika (NSAIDs), Zytostatika/Immunsuppressiva und biologischen<br />

Agenzien (TNF-α-Hemmern).<br />

• Krankheitsmodifizierende Antirheumatika (DMARDs) verzögern die Gelenkzerstörung<br />

und unterdrücken die systemischen Merkmale von RA. Die Behandlung<br />

mit diesen Medikamenten wird normalerweise über mindestens 5 Jahre, möglicherweise<br />

lebenslang fortgesetzt. DMARDs weisen im Allgem<strong>ein</strong>en <strong>ein</strong>en langsamen<br />

Wirkungs<strong>ein</strong>tritt auf.<br />

• Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAIDs) wirken sowohl entzündungshemmend<br />

als auch schmerzlindernd, haben allerdings k<strong>ein</strong>en signifikant modifizierenden<br />

Einfluss auf den zu Grunde liegenden Krankheitsprozess.<br />

• Während Patienten mit neu diagnostizierter RA in der Vergangenheit ausschließlich<br />

mit NSAIDs behandelt wurden, geht <strong>ein</strong> neuerer Trend dahin, insbesondere<br />

bei Patienten mit schlechter Prognose, bereits im Frühstadium der Krankheit mit<br />

<strong>ein</strong>er DMARD-Therapie zu beginnen.


2 Basismerkmale<br />

der serologischen Analyse von RA<br />

2.1 Einführung<br />

Die Unterscheidung der RA von ihren häufigsten Differenzialdiagnosen<br />

wird in Kapitel 3.2 beschrieben. Es wird deutlich, dass<br />

sich die klinische Diagnose der rheumatoiden <strong>Arthritis</strong> kompliziert<br />

gestaltet und häufig Zweifel hinterlässt. In vielen Fällen sind<br />

mehrere klinische Analysen notwendig. Aus diesem Grund könnte<br />

<strong>ein</strong> serologischer Marker mit hoher Sensitivität und Spezifität für<br />

RA zusätzlichen Nutzen bringen. Insbesondere die frühe Diagnose<br />

von RA, die für die Einleitung <strong>ein</strong>er effizienten Therapie unerlässlich<br />

ist, gilt als schwierig. Im Rahmen <strong>ein</strong>er retrospektiven<br />

Studie von 98 Patienten lag die mittlere Dauer von Beginn der<br />

Erkrankung bis zur Diagnose bei 36 Wochen (Bereich: 4 Wochen<br />

bis > 10 Jahre). Dieses Ergebnis ist repräsentativ und verdeutlicht<br />

die Notwendigkeit von adäquaten, zusätzlichen Markern für RA.<br />

Zwei serologische Marker stehen hier im Mittelpunkt des<br />

Interesses: Rheumafaktor (RF) und Anti-CCP-Antikörper. Der<br />

Rheumafaktor wurde 1940 erstmals beschrieben und hat sich zu<br />

<strong>ein</strong>em bewährten Analyt entwickelt. Er wird in Zusammenhang mit<br />

den Differenzialdiagnosen von RA in Kapitel 3.2 näher erläutert.<br />

S<strong>ein</strong> diagnostischer Wert ist jedoch, wie später beschrieben wird,<br />

aufgrund s<strong>ein</strong>er <strong>ein</strong>geschränkten Spezifität für RA begrenzt.<br />

Anti-CCP-Antikörper wurden hingegen erst vor wenigen Jahren<br />

erstmals beschrieben. Sie bieten den Vorteil <strong>ein</strong>er hohen Spezifität<br />

für RA. Daher überrascht es nicht, dass bereits zahlreiche Studien<br />

durchgeführt wurden, um deren Eigenschaften näher zu erforschen.<br />

Die Anti-CCP-Antikörper sind nicht in den Erläuterungen<br />

der Differenzialdiagnosen in Kapitel 3.2 enthalten. Sie stellen <strong>ein</strong><br />

zusätzliches Hilfsmittel bei der Diagnose von RA dar.<br />

In den folgenden Kapiteln werden die charakteristischen Merkmale<br />

von Rheumafaktor und Anti-CCP-Antikörpern dargelegt.<br />

Darüber hinaus werden diagnostischer Nutzen und Prognosewert<br />

dieser Marker näher behandelt.<br />

37


2. Basismerkmale der serologischen Analyse von RA<br />

38<br />

Auf den Punkt gebracht<br />

Basismerkmale der serologischen Analyse von RA <strong>–</strong> Einleitung<br />

• Die klinische Diagnose der rheumatoiden <strong>Arthritis</strong> ist kompliziert. Insbesondere<br />

die frühzeitige Diagnose von RA, die für die Einleitung <strong>ein</strong>er effizienten Therapie<br />

unerlässlich ist, gilt als schwierig.<br />

• Für die Serodiagnostik von RA sind der Rheumafaktor (RF) und Anti-CCP-Antikörper<br />

von Bedeutung.<br />

• Der RF wurde 1940 entdeckt und ist <strong>ein</strong> bewährter Analyt, während die Anti-<br />

CCP-Antikörper erst in der jüngeren Vergangenheit beschrieben wurden. Ihre<br />

Spezifität für RA ist jedoch sehr vielversprechend.<br />

2.2 Was ist <strong>ein</strong> Rheumafaktor?<br />

Die Bezeichnung „Rheumafaktor“ (RF) beschreibt <strong>ein</strong>e Serie zirkulierender<br />

Immunglobuline, die die C-Termini der konstanten<br />

Region (Fc) autologer IgG-Moleküle erkennen. Der RF von RA-<br />

Patienten bindet alle IgG-Subklassen. Rheumafaktoren reagieren<br />

mit nativem IgG, ihre Reaktionsfreudigkeit ist gegenüber aggregiertem<br />

oder denaturiertem IgG in Immunkomplexen (aufgrund<br />

der Multivalenz) jedoch ungleich höher. Der Rheumafaktor (RF)<br />

kann in Form verschiedener Isotypen wie IgG, IgM, IgA und IgE<br />

vorliegen. IgM ist die reaktionsfreudigste Form (Abb. 2.1) und bildet<br />

daher den Mittelpunkt des klinischen Interesses.<br />

Etwa die Hälfte der RF binden Konformationsdetermi nanten<br />

auf der Fc-Oberfläche, während die restlichen RF lineare Polypeptiddeterminanten<br />

binden, die über 8 Regionen von Cγ2 und<br />

12 Regionen von Cγ3 verteilt sind. Die Glykosylierung von RF ist<br />

wichtig für die IgG-Bindung.<br />

Die Häufigkeit von RF-spezifischen B-Zellen-Vorläufern im<br />

Blut von seropositiven RA-Patienten ist im Vergleich zu seronegativen<br />

Patienten zwar nicht höher, die Häufigkeit von RF-spezifischen<br />

Synovialzellen ist bei seropositiver RA jedoch vier Mal<br />

höher. Dies lässt den Schluss zu, dass der Großteil von Serum-RF<br />

in den Gelenken produziert wird.<br />

Der RF (von RA-Patienten, nicht jedoch von gesunden Kontrollen)


2. Basismerkmale der serologischen Analyse von RA<br />

geht häufig auch <strong>ein</strong>e Kreuzreaktion mit IgG von anderen Spezies,<br />

insbesondere von Kaninchen, <strong>ein</strong>. Lymphozyten der RA-Synovialis<br />

produzieren RF in vitro mit <strong>ein</strong>er erhöhten Bindungsavidität<br />

gegenüber menschlichem im Vergleich zu Kaninchen-IgG und <strong>ein</strong>er<br />

Selektivität für IgG . Andererseits sezernieren Lymphozyten<br />

3<br />

aus RA-Blut <strong>ein</strong>en RF, der menschliches IgG und Kaninchen-IgG<br />

gleichermaßen bindet und für IgG und IgG selektiv ist.<br />

1 2<br />

Eine idiotypische Ähnlichkeit zwischen antibakteriellen Pep -<br />

ti do glykan-Antikörpern und RF lässt vermuten, dass Rheumafaktoren<br />

möglicherweise Anti-Idiotypen zu antimikrobiellen<br />

Antikörpern sind. Daher entwickeln mit RF immunisierte Mäuse<br />

sowohl Anti-RF-Idiotyp- als auch Anti-Streptokokken-Peptidoglykan-Antikörper.<br />

Diese Beobachtung könnte relevante Hinweise<br />

für den Mechanismus der RF-Induktion liefern.<br />

Zu den Nachweisverfahren zählen Agglutinationstests, Laser -<br />

nephelo metrie, indirekte Immunfluoreszenz (IIF), Radio immunassay<br />

und ELISA.<br />

ELISA und IIF eignen sich für den Nachweis <strong>ein</strong>zelner RF-<br />

Isotypen. Agglutinationstests weisen vorwiegend IgM nach, während<br />

IgG-RF und IgA-RF möglicherweise nicht erfasst werden.<br />

Beim Latexfixationstest werden mit aggregiertem humanem IgG<br />

beladene Partikel verwendet, die von IgM-RF sichtbar agglutiniert<br />

werden. Der Titer entspricht der höchsten Serumverdünnung, die<br />

<strong>ein</strong>e Agglutination verursacht. Ein Titer größer als 1:80 gilt visuell<br />

als positiv. Der Latex-Fixationstest besitzt <strong>ein</strong>e höhere Sensitivität<br />

als der mit IgG-sensibilisierten Kaninchen-Erythrozyten durchgeführte<br />

Ag glu tinationstest (Waaler-Rose-Test). Letzterer ist hingegen<br />

spezifischer.<br />

Der RF ist bei Patienten mit RA erhöht. Die Kombination von<br />

erhöhtem IgM-RF und IgA-RF ist (unabhängig von IgG-RF) das<br />

bei RA-Patienten am häufigsten vorzufindende RF-Muster. RF-<br />

Tests finden als Teil der ACR-Kriterien für RA (siehe Tab. 1.2)<br />

weite Verbreitung in der klinischen Praxis.<br />

Die Sensitivität von RF-Tests bei RA-Patienten liegt je nach<br />

angewandter Methode sowie Schwere und Dauer der Erkrankung<br />

bei <strong>ein</strong>em Wert von 60<strong>–</strong>90 %. Der Spezifitätsgrad ist allerdings<br />

gering (70<strong>–</strong>90 %). Bei der kaukasischen Allgem<strong>ein</strong>bevölkerung<br />

lässt sich der Rheumafaktor bei 1<strong>–</strong>5 % nachweisen, bei den über<br />

39


2. Basismerkmale der serologischen Analyse von RA<br />

70-Jährigen kann er bei 10<strong>–</strong>25 % festgestellt werden. Bei <strong>ein</strong>igen<br />

nordamerikanischen Indianerstämmen liegt die Häufigkeit von<br />

RF-positiven Personen in <strong>ein</strong>em Bereich von bis zu 30 %. Der bei<br />

der Allgem<strong>ein</strong>bevölkerung festgestellte RF ist polyreaktiv mit geringer<br />

Affinität.<br />

Ferner stehen auch andere Erkrankungen als RA in Zusammenhang<br />

mit zirkulierendem RF. Beispiele hierfür sind<br />

systemische Autoimmunerkrankungen (SLE, Sklerodermie,<br />

Mischkollagenose (MCTD) und besonders das Sjögren-Syndrom),<br />

Viruserkrankungen (AIDS, Hepatitis, Influenza), chronisch bakterielle<br />

(Tuberkulose, Syphilis, Lepra, Salmonellose, subakute<br />

bakterielle Endokarditis) und parasitäre Infektionen (Malaria,<br />

Schistosomiasis etc.), Neoplasmen und weitere hyper-γ-globuline<br />

Zustände (chronische Lebererkrankung, Sarkoidose, andere chronische<br />

Lungenerkrankungen etc.). In Tabelle 2.1 ist die Prävalenz<br />

von RF bei verschiedenen Krankheiten dargestellt.<br />

Der Rheumafaktor ist transient assoziiert mit vielen<br />

Infektionskrankheiten. Dies ist wahrsch<strong>ein</strong>lich auf die Tatsache<br />

zurückzuführen, dass monomeres IgG zwar nicht sehr effizient im<br />

Induzieren von RF ist, IgG jedoch auf <strong>ein</strong>e komplexe, immunogene<br />

Art und Weise angeordnet wird, wenn mehrere Epitope auf<br />

<strong>ein</strong>em Mikroorganismus aufgereiht sind.<br />

Tabelle 2.1: Prävalenz von RF (mittels Latex-Agglutination) bei verschiedenen<br />

Krankheiten<br />

40<br />

Erkrankung Prävalenz RF<br />

RA 80 %<br />

Sjögren-Syndrom 70 %<br />

Gemischte Kryoglobulinämie 70 %<br />

SLE 30 %<br />

Mischkollagenose 25 %<br />

Polymyositis 20 %


2. Basismerkmale der serologischen Analyse von RA<br />

Erkrankung Prävalenz RF<br />

Systemische Sklerose 20 %<br />

Juvenile chronische <strong>Arthritis</strong> 15 %<br />

Subakute bakterielle Endokarditis 40 %<br />

Infektiöse Hepatitis 25 %<br />

EBV-, CMV-Infektionen 20 %<br />

Lepra 25 %<br />

Tuberkulose 15 %<br />

Trypanosomiasis 15 %<br />

Syphilis 10 %<br />

Sarkoidose 10 %<br />

Makroglobulinämie Waldenström 30 %<br />

Leberzirrhose 25 %<br />

Lungeninterstitialerkrankung 25 %<br />

Gesunde Kontrollen < 5 %<br />

Ältere Menschen (> 70 Jahre) 15 %<br />

Aus: Smolen JS (1994) Autoantibodies in Rheumatoid <strong>Arthritis</strong>; Manual of Biological Markers of Disease C 1.1, 1-18;<br />

Kluwer Academic Publishers<br />

Wie in Tabelle 2.1 gezeigt wird, ist der RF bei vielen verschiedenen<br />

Störungen, insbesondere jedoch bei Autoimmun- und Infektionskrankheiten,<br />

nachzuweisen. Neben s<strong>ein</strong>em Vorkommen bei RA<br />

tritt er am häufigsten beim Sjögren-Syndrom und der gemischten<br />

Kryoglobulinämie auf. Das Sjögren-Syndrom kann dabei entweder<br />

als Primärerkrankung oder in Zusammenhang mit RA oder<br />

41


2. Basismerkmale der serologischen Analyse von RA<br />

SLE vorliegen. Bei RA leiden 18<strong>–</strong>30 % der Patienten unter dem<br />

sekundären Sjögren-Syndrom und dem damit verbundenen Sicca-<br />

Syndrom (Trockenheit von Mund und Augen). Beim sekundären<br />

Sjögren-Syndrom liegt die Häufigkeit von RF bei 85<strong>–</strong>90 %. Die<br />

gemischte Kryoglobulinämie kennzeichnet sich durch die Formierung<br />

von Rheumafaktoren mit Immunkomplexen, die bei Kälte als<br />

Präzipitate ausfallen. Diese Krankheit kann als idio pathische Entität<br />

vorliegen oder verbunden s<strong>ein</strong> mit Bindegewebeerkrankungen,<br />

lymphoproliferativen Störungen oder Infektionskrankheiten, insbesondere<br />

Hepatitis C.<br />

Aufgrund s<strong>ein</strong>er unzureichenden Sensitivität und der begrenzten<br />

Spezifität ist der RF-Test k<strong>ein</strong> taugliches Mittel für die<br />

Bestätigung oder den Ausschluss <strong>ein</strong>er rheumatoiden <strong>Arthritis</strong>.<br />

Er kann bei der Prognose (in Bezug auf den Schweregrad von<br />

Erosionen) von gewissem Nutzen s<strong>ein</strong> und wird als guter prädiktiver<br />

Marker für Patienten diskutiert, die <strong>ein</strong> erhöhtes Risiko<br />

der Entwicklung von ernsteren extraartikulären Manifestationen<br />

wie Vaskulitis, Augenentzündung und Rheumaknoten aufweisen.<br />

Mehrere Studien haben gezeigt, dass RA-Patienten mit erhöhtem<br />

IgA-RF <strong>ein</strong>e schwerere Erkrankung mit Knochenerosionen<br />

und extraartikulären Manifestationen entwickeln (siehe Kap. 2.6,<br />

„Prognosewert von RF und Anti-CCP-Antikörpern“).<br />

Es gibt Bemühungen, die Spezifität durch <strong>ein</strong>e kombinierte<br />

Analyse verschiedener Isotypen zu steigern. Dies ginge allerdings<br />

mit <strong>ein</strong>er geringeren Sensitivität <strong>ein</strong>her.<br />

Aus Tierversuchen ergaben sich Hinweise darauf, dass Rheumafaktoren<br />

<strong>ein</strong>e patho gene Rolle bei der rheumatoiden <strong>Arthritis</strong><br />

spielen, z. B. durch<br />

Kom plementbindung<br />

von Immunkomplexen<br />

(<strong>ein</strong>schließlich derer,<br />

die Anti-Knorpel-<br />

Antikörper enthalten),<br />

durch Induktion der<br />

42<br />

Abb. 2.1: Struktur des IgM-<br />

Rheumafaktor-Moleküls


2. Basismerkmale der serologischen Analyse von RA<br />

Zytokinproduktion durch Killerzellen sowie durch die Antigenpräsentation<br />

von B-Zellen. Ferner wird vermutet, dass Rheumafaktoren<br />

bei der gesunden Bevölkerung an der Wirtsreaktion auf<br />

zahlreiche infektiöse Organismen beteiligt sind und <strong>ein</strong>en Beitrag<br />

zur Wirtsabwehr leisten, indem sie bei der Antigenpräsentation<br />

durch RF-positive B-Zellen sowie beim Beseitigen von Immunkomplexen<br />

helfen.<br />

Auf den Punkt gebracht<br />

Was ist <strong>ein</strong> Rheumafaktor?<br />

• Die Bezeichnung „Rheumafaktor“ (RF) beschreibt <strong>ein</strong>e Gruppe von Immunglobulinen,<br />

die den C-Terminus der konstanten Region (Fc) autologer IgG-Moleküle<br />

erkennen.<br />

• RF ist bei Patienten mit RA erhöht. Der RF-Test hat als <strong>ein</strong>es von sieben ACR-<br />

Kriterien für RA <strong>ein</strong>en hohen Stellenwert erlangt und ist in der klinischen Praxis<br />

weit verbreitet.<br />

• Zu den Nachweismethoden gehören Agglutinationstests, Lasernephelometrie,<br />

indirekte Immunfluoreszenz, Radioimmunassay und ELISA. Der Latex-Fixationstest<br />

weist zwar <strong>ein</strong>e höhere Sensitivität, aber <strong>ein</strong>e geringere Spezifität auf als<br />

der mit IgG-sensibilisierten Kaninchenerythrozyten durchgeführte Agglutinationstest<br />

(Waaler-Rose-Test).<br />

• Die Sensitivität der RF-Tests bei RA-Patienten liegt bei 60<strong>–</strong>90 %.<br />

• Die Spezifität ist eher gering (70<strong>–</strong>90 %), da der RF nicht nur bei <strong>ein</strong>em relativ<br />

hohen Anteil der gesunden Bevölkerung, sondern auch bei vielen anderen<br />

Erkrankungen, insbesondere bei Autoimmun- und Infektionskrankheiten (z. B.<br />

Sjögren-Syndrom, gemischte Kryoglobulinämie, subakute bakterielle Endokarditis)<br />

festgestellt werden kann.<br />

• Aufgrund s<strong>ein</strong>er unzureichenden Sensitivität und der begrenzten Spezifität ist<br />

der RF-Test für die Bestätigung oder den Ausschluss <strong>ein</strong>er rheumatoiden <strong>Arthritis</strong><br />

ungeeignet, er kann jedoch als nützlicher prädiktiver Marker für die Entwicklung<br />

<strong>ein</strong>iger der ernsthafteren extraartikulären Manifestationen dienen.<br />

43


2. Basismerkmale der serologischen Analyse von RA<br />

2.3 Was sind Anti-CCP-Antikörper?<br />

Heute wird angenommen, dass Anti-CCP-Antikörper (anti-CCP:<br />

anti-cyclic citrullinated peptide) dasselbe Antigen erkennen wie<br />

Antikörper gegen den perinukleären Faktor (APF), gegen Keratin<br />

(AKA) und gegen Filaggrin. Diese Antikörper wurden bereits vor<br />

den Anti-CCP-Antikörpern beschrieben.<br />

Als erster Antikörper dieser Gruppe wurde APF entdeckt und<br />

1964 von Nienhuis und Mandena beschrieben, als sie nach <strong>ein</strong>em<br />

neuen ANA-Substrat forschten. Als Nachweisverfahren dient<br />

die indirekte Immunfluoreszenz (IIF) auf Zellen der menschlichen<br />

Mundschleimhaut. Bei <strong>ein</strong>em positiven APF-Test ist <strong>ein</strong>e<br />

Komponente der den Zellkern umgebenden Keratohyalinkörnchen<br />

(zytoplasmatische Aggregate) markiert (siehe Abb. 2.2).<br />

Die klinische Sensitivität dieser Methode liegt für RA zwischen<br />

49 % und 91 %. Die Spezifität erreicht 73 % bis 99 % <strong>–</strong><br />

Werte also, die beträchtlich höher sind als beim Rheumafaktor.<br />

Die sehr geringe Inzidenz von APF innerhalb <strong>ein</strong>er „normalen“<br />

Kontrollpopulation wurde von verschiedenen Autoren nachgewiesen.<br />

Dennoch wurde die Bestimmung von APF nicht als Routineanalyse<br />

<strong>ein</strong>geführt. Es handelt sich um <strong>ein</strong> Verfahren der indirekten<br />

Immunfluoreszenz (IIF)<br />

an frisch isolierten Zellen<br />

der Mundschleimhaut. Dies<br />

ist <strong>ein</strong>e komplizierte, aufwändige<br />

Technik, die Spezialkenntnisse<br />

erfordert und<br />

deren Ergebnisse schwer zu<br />

interpretieren sind. Darüber<br />

Abb. 2.2: APF-Markierung bei<br />

Zellen der menschlichen Mundschleimhaut<br />

(Bild freundlicherweise<br />

zur Verfügung gestellt<br />

von Dr. Dr. Pierre Youinou, Centre<br />

Hospitalier Régional et Universitaire,<br />

Brest, Cedex, Frankreich)<br />

44


2. Basismerkmale der serologischen Analyse von RA<br />

Abb. 2.3: Anti-Keratin-Antikörper<br />

auf Rattenösophagus<br />

durch IIF dargestellt (Bild<br />

freundlicherweise zur Verfügung<br />

gestellt von Prof. Dr.<br />

René L. Humble, Laboratoire<br />

Luxembourgeois d’Immuno-<br />

Pathologie)<br />

hinaus erweist sich die<br />

Beschaffung des für<br />

APF-Tests erforderlichen<br />

Substrats als schwierig:<br />

nur 11<strong>–</strong>69 % der Spender besitzen geeignete Zellen. Zellkulturen<br />

können nicht <strong>ein</strong>gesetzt werden. Ferner variiert die Qualität der<br />

Zellen von Spender zu Spender, von Tag zu Tag und von Zelle zu<br />

Zelle, und überdies ist das Antigen bei der Lagerung labil, was zu<br />

<strong>ein</strong>er unsteten Sensitivität führt. Der auf diese Weise festgestellte<br />

Titer bewegt sich zwischen 1:5 bei gesunden Menschen und 1:800<br />

bei RA-Patienten.<br />

Das durch den antiperinukleären Faktor erkannte Antigen wurde<br />

1995 als (Pro-)Filaggrin identifiziert (siehe unten).<br />

Die zweiten, in Verbindung mit Anti-CCP-Antikörpern relevanten<br />

Antikörper sind Anti-Keratin-Antikörper (AKA). AKA wurden<br />

1979 erstmals von Young und Mitarbeitern beschrieben. Sie<br />

werden durch die indirekte Immunfluoreszenz (IIF) im Ösophagus<br />

von Ratten nachgewiesen. Dabei werden Gefrierschnitte bevor zugt<br />

aus dem mittleren Drittel des Ösophagus, ohne vorherige Fixation<br />

verwendet. Wie in Abbildung 2.3 dargestellt, ergeben AKA<br />

<strong>ein</strong>e typische, linear laminierte Färbung, die sich auf die obere<br />

Hornschicht, das Stratum corneum, des Epithels beschränkt.<br />

Die klinische Sensitivität von AKA-Tests liegt für die rheumatoide<br />

<strong>Arthritis</strong> bei 40<strong>–</strong>60 %, die Spezifität zwischen 95 % und<br />

99 %. Dieses Verfahren wurde trotz s<strong>ein</strong>er hohen Spezifität nicht<br />

als Routinetestmethode <strong>ein</strong>geführt, da es sich um <strong>ein</strong>e indirekte<br />

Immunfluoreszenztechnik handelt, die geringe Sensitivität bietet.<br />

Überdies ist das Substrat nur schwer verfügbar, und es existieren<br />

k<strong>ein</strong>e allgem<strong>ein</strong> gebräuchlichen Standards.<br />

45


2. Basismerkmale der serologischen Analyse von RA<br />

Das Antigen, das von AKA erkannt wird, war über <strong>ein</strong>en langen<br />

Zeitraum unbekannt. Es stand jedoch früh fest, dass das Antigen<br />

(trotz der Bezeichnung „Anti-Keratin-Antikörper“) nicht mit Cytokeratinen<br />

in Zusammenhang steht.<br />

Der experimentelle Nachweis dazu wurde folgendermaßen geführt:<br />

a) Die Sättigung von Gefrierschnitten mit <strong>ein</strong>em Kaninchen-Antiserum<br />

gegen Cytokeratine hat k<strong>ein</strong>en Einfluss auf die AKA-<br />

Reaktivität.<br />

b) Die Präadsorption von RA-Seren mit humanen Cytokeratinen<br />

der Epidermis be<strong>ein</strong>flusst die Reaktivität nicht.<br />

c) Der Titer von AKA ist unabhängig vom Titer der Anti-Cytokeratin-Antikörper.<br />

d) Immunoblotting von RA-Seren mit Cytokeratinen ist schwach<br />

oder nicht vorhanden und steht in k<strong>ein</strong>em Zusammenhang mit<br />

der AKA-Aktivität der Seren.<br />

Im Jahr 1993 extrahierten Simon und Mitarbeiter aus der menschlichen<br />

Epidermis <strong>ein</strong> Prot<strong>ein</strong> von 40 kD, das von 75 % der RA-<br />

Seren immunspezifisch erkannt und von den Forschern als neutrale/saure<br />

Form von Basisfilaggrin identifiziert wurde. Dabei wurde<br />

der folgende experimentelle Nachweis geführt:<br />

a) Filaggrin-spezifische, monoklonale Antikörper reagierten mit<br />

dem 40-kD-Prot<strong>ein</strong>.<br />

b) Autoantikörper aus RA-Seren, affinitätsger<strong>ein</strong>igt auf dem 40kD-Prot<strong>ein</strong>,<br />

erkannten ger<strong>ein</strong>igtes Filaggrin.<br />

c) Die Reaktivität von RA-Seren auf das 40-kD-Prot<strong>ein</strong> verschwand<br />

nach der Immunadsorption mit ger<strong>ein</strong>igtem Filaggrin.<br />

d) Das 40-kD-Prot<strong>ein</strong> und Filaggrin wiesen <strong>ein</strong>e ähnliche Aminosäurezusammensetzung<br />

auf.<br />

e) Letztlich wurde durch Immunadsorption gezeigt, dass die Autoantikörper<br />

gegen das 40-kD-Prot<strong>ein</strong> und AKA größtenteils<br />

identisch waren.<br />

Bei epidermalem Filaggrin handelt es sich um <strong>ein</strong> kationisches<br />

Prot<strong>ein</strong> mit <strong>ein</strong>em apparenten Molekulargewicht von 37 kD. Es ist<br />

an der Anordnung von Cytokeratin-Filamenten in Makrofibrillen<br />

beteiligt (erleichtert die Generierung von Disulfidbrücken), die ih-<br />

46


2. Basismerkmale der serologischen Analyse von RA<br />

rerseits die dichte Zellmatrix von Corneozyten in der Epidermis<br />

bilden.<br />

Filaggrin wird im Stratum corneum der Epidermis als Profilaggrin<br />

synthetisiert und in Keratohyalinkörnchen gespeichert.<br />

Profilaggrin ist <strong>ein</strong> histidinreiches, unlösliches Prot<strong>ein</strong> und besteht<br />

aus 10 bis 12 Filaggrin-Einheiten, die durch Brückenpeptide<br />

(7 Aminosäuren) verbunden sind. Profilaggrin weist <strong>ein</strong> apparentes<br />

Molekulargewicht von 200<strong>–</strong>400 kD auf. Es wird in den<br />

Spätstadien der Epidermisdifferenzierung exprimiert und reichert<br />

sich in <strong>ein</strong>er stark phosphorylierten Form im Stratum corneum<br />

des keratinisierenden Epithelgewebes an. Die Umwandlung in<br />

Filaggrin (Dephosphorylierung, begrenzte Proteolyse) ist wahrsch<strong>ein</strong>lich<br />

Ca++-abhängig.<br />

Filaggrin enthält 10<strong>–</strong>12 % Histidin. Die Funktion von Basisfilaggrin<br />

ist das Anordnen von Cytokeratin-Filamenten zu Makrofibrillen<br />

in den Corneozyten. Zu <strong>ein</strong>em späteren Zeitpunkt in<br />

s<strong>ein</strong>em Lebenszyklus wird das Basisfilaggrin posttranslational<br />

durch Peptidylarginyl-Desaminase (PAD) modifiziert. Von diesem<br />

Enzym gibt es mehrere Isotypen. In der entzündlichen Synovialis<br />

von RA-Patienten sind PAD2 und PAD4 in großen Mengen vorhanden.<br />

Das Enzym desaminiert etwa 20 % der Argininreste und<br />

wandelt sie dabei in Citrullin um (siehe Abb. 2.4). Die Funktion<br />

der Citrullinierung ist noch nicht geklärt. Möglicherweise steht sie<br />

in Zusammenhang mit Proteolyse oder Apoptose.<br />

Durch die Citrullinierung wird neutrales oder saures Filaggrin<br />

generiert, das <strong>ein</strong>e geringere Affinität gegenüber Cytokeratin-Filamenten<br />

aufweist und sich durch <strong>ein</strong>e große Ladungsheterogenität<br />

auszeichnet. Im späteren Verlauf s<strong>ein</strong>es Lebenszyklus wird neutrales<br />

oder saures Filaggrin durch Proteolyse vollständig abgebaut,<br />

und die generierten Aminosäuren erzeugen <strong>ein</strong>en hohen osmotischen<br />

Druck in den oberflächlichen Hornschichten. Darüber<br />

hinaus absorbieren sie ultraviolette Strahlung.<br />

Im Jahr 1993 identifizierten Simon und Mitarbeiter (neutrales<br />

oder saures) citrulliniertes Filaggrin als Zielantigen von Anti-<br />

Keratin-Antikörpern. Später wurde gezeigt, dass auch der antiperinukleäre<br />

Faktor citrulliniertes Filaggrin als s<strong>ein</strong> Antigen erkennt.<br />

Hoet und Mitarbeiter hatten 1991 mit Hilfe der doppelten<br />

Immunfluoreszenz die Kolokalisation von perinukleärem Faktor<br />

47


2. Basismerkmale der serologischen Analyse von RA<br />

Abb. 2.4: Citrullinierung<br />

und Profilaggrin in Zellen der menschlichen Mundschleimhaut beobachtet.<br />

Vier Jahre später, 1995, fanden Sebagg und Mitarbeiter<br />

heraus, dass es sich bei APF und AKA größtenteils um dieselben<br />

Autoantikörper handelt. Sie erkennen citrulliniertes Filaggrin als<br />

Antigen; die Epitope können allerdings unterschiedlich s<strong>ein</strong>.<br />

Gegen Filaggrin gerichtete Antikörper können auch mittels<br />

ELISA oder Immunoblotting nachgewiesen werden. Bei diesen<br />

Verfahren wird ger<strong>ein</strong>igtes Hautfilaggrin oder rekombinantes Filaggrin<br />

verwendet, das in-vitro citrulliniert wurde. Die erreichte<br />

Sensitivität liegt in den meisten Fällen zwischen 40 % und 50 %<br />

(Vincent et al., 1998; Nogueira et al., 2001), sie kann jedoch stark<br />

variieren (12,2 %<strong>–</strong>75 %) (Slack et al., 1998; Vincent et al., 2002).<br />

Dies ist wahrsch<strong>ein</strong>lich auf den unterschiedlichen Grad der Citrullinierung<br />

(z. B. je nach Präparationsverfahren) zurückzuführen.<br />

Aus diesem Grund wurde die Methode nicht als Routinetestverfahren<br />

<strong>ein</strong>geführt. Die Spezifität ist hoch (95 %<strong>–</strong>99 %), bei älteren<br />

Menschen etwas geringer. Es konnte nachgewiesen werden, dass<br />

die Spezifität des Filaggrin-Tests beim Serum älterer Menschen<br />

geringer ist als die des Anti-CCP-Tests (Palosuo et al., 2003). Fi-<br />

48


2. Basismerkmale der serologischen Analyse von RA<br />

laggrin-Antikörper können bei der frühen Diagnose von Nutzen<br />

s<strong>ein</strong> und stellen möglicherweise <strong>ein</strong>en Marker für die Schwere der<br />

Erkrankung dar (Forslind et al., 2000; Aho et al., 1999). Im Jahr<br />

1999 zeigten Girbal-Neuhauser und Mitarbeiter, dass die Epitope<br />

von Filaggrin Citrullinreste enthalten.<br />

Schellekens und Mitarbeiter präsentierten 1998 <strong>ein</strong> neues<br />

Verfahren zum Nachweis von Antikörpern gegen citrulliniertes<br />

Filaggrin. Sie stellten <strong>ein</strong>en ELISA mit citrullinierten Peptiden<br />

vor. Die Peptide wurden entsprechend der COOH-Endung von<br />

Profilaggrin synthetisiert und kovalent an die Platte gekoppelt.<br />

Die Wissenschaftler zeigten, dass citrullinierte Peptide das<br />

Immunoblotting von Filaggrin-Antikörpern hemmen, während<br />

nicht citrullinierte Derivate ohne Wirkung bleiben. Ferner erzeugten<br />

Antikörper, die aus <strong>ein</strong>er Affinitätssäule mit citrulliniertem<br />

Peptid eluiert worden waren, die charakteristischen<br />

Immunfluoreszenzmuster von APF und AKA. Folglich erkennen<br />

die anhand des ELISA mit citrullinierten Peptiden nachgewiesenen<br />

Antikörper dasselbe Antigen wie APF-, AKA- und Filaggrin-<br />

Antikörper. Die Reaktivität dieser Antikörper mit Serumkollektiven<br />

ist allerdings nicht identisch. Aufgrund der Beteiligung unterschiedlicher<br />

Epitope oder methodischer Diskrepanzen werden<br />

stets unterschiedliche Ergebnisse erzielt.<br />

Insgesamt wurden 9 verschiedene citrullinierte Pep ti de ge tes tet.<br />

Dabei ergaben sich Sensitivitäten für RA zwischen 27 % und<br />

65 % und klinische Spezifitäten zwischen 97,4 % und 99,4 %.<br />

Eine kombinierte Auswertung führte zu <strong>ein</strong>er Sensitivität von<br />

76 % und <strong>ein</strong>er Spezifität von 96,1 %.<br />

Um die Sensitivität zu steigern, stellten Schellekens und Mitarbeiter<br />

im Jahr 2000 <strong>ein</strong> cyclisches citrulliniertes Peptid (CCP, siehe<br />

Abb. 2.5) als Antigen in <strong>ein</strong>em ELISA vor. Die beobachtete klinische<br />

Sensitivität lag bei 68 %, die klinische Spezifität erreichte<br />

sogar 98 %. Diese Publikation bildete die Basis für Anti-CCP-An-<br />

HQCHQESTX GRSRGRCGRSGS<br />

Abb. 2.5: Cyclisch citrulliniertes Peptid (CCP) (erste Generation), X = Citrullin;<br />

Balken stellen chemische Bindungen zwischen den beiden Cyst<strong>ein</strong>-Resten dar.<br />

49


2. Basismerkmale der serologischen Analyse von RA<br />

tikörper-Tests und gilt als Beginn <strong>ein</strong>er neuen Ära im Bereich diagnostischer<br />

Marker für RA. Der ELISA für Anti-CCP-Antikörper<br />

wurde für Europa von Euro-Diagnostica auf den Markt gebracht.<br />

Ende 2002 wurde <strong>ein</strong> Anti-CCP-Assay der zweiten Generation mit<br />

anderen cyclischen Peptiden (die echten konformationellen Epitopen<br />

nachempfunden sind) <strong>ein</strong>geführt. Dieser Assay zeichnet sich<br />

durch verbesserte Leistungsmerkmale (99 % Spezifität und 80 %<br />

Sensitivität) aus und wurde von Euro-Diagnostica für Europa und<br />

Axis-Shield für die USA kommerzialisiert (mit weltweiten Verkaufsrechten<br />

für beide Unternehmen aufgrund <strong>ein</strong>er gegenseitigen<br />

Lizenzver<strong>ein</strong>barung).<br />

Die diagnostischen Merkmale des Tests sind in Kapitel 2.5,<br />

„Anti-CCP als Hilfe bei der Diagnose von RA“, die prognostischen<br />

Eigenschaften in Kapitel 2.6, „Vorhersagewert von RF und<br />

Anti-CCP-Antikörpern“ beschrieben.<br />

Aus diesen Erkenntnissen ergibt sich die interessante Frage<br />

nach dem natürlichen Autoantigen von Anti-CCP-Antikörpern.<br />

Wie oben bereits erwähnt, handelt es sich bei (Pro-)Filaggrin um<br />

<strong>ein</strong>e spezifische Komponente, die ausschließlich in verhornten,<br />

mehrschichtigen, schuppigen Epithelien vorkommt. Aus diesem<br />

Grund werden Kreuzreaktionen <strong>ein</strong>gehende, citrullinierte Prot<strong>ein</strong>e<br />

in der Synovialis postuliert. Bislang wurden Fibrin (Masson-<br />

Bessiere et al., 2001) und Vimentin (das jedoch wahrsch<strong>ein</strong>lich<br />

von Sa-Antikörpern erkannt wird) diskutiert. Die Frage, ob diese<br />

citrullinierten Synovialantigene <strong>ein</strong>deutig für RA-Patienten sind,<br />

bleibt sehr umstritten. In <strong>ein</strong>er vor wenigen Jahren durchgeführten<br />

Studie (2001) fanden Baeten und Mitarbeiter citrullinierte Prot<strong>ein</strong>e<br />

in den Gelenken von RA-Patienten, nicht jedoch bei Patienten mit<br />

anderen Gelenkerkrankungen.<br />

Im Rahmen <strong>ein</strong>es Tierversuchs (Mäuse mit <strong>Arthritis</strong>) wurde<br />

Peptidylarginin-Desaminase-4-mRNA (PADI 4), die in der gesunden<br />

Synovialis gar nicht vorhanden war, von Neutrophilen,<br />

die das Synovialgewebe während <strong>ein</strong>er vorliegenden Entzündung<br />

infiltrierten, bereitwillig transkribiert und übersetzt. Als Folge davon<br />

wurden mehrere Synovialprot<strong>ein</strong>e, <strong>ein</strong>schließlich Fibrin, der<br />

Citrullinierung unterzogen (Vossenaar et al., 2003). Auch bei RA-<br />

Patienten konnten Expression und Regulation von PADI-2- und<br />

PADI-4-Genen in den Monozyten demonstriert werden (Vossenaar<br />

50


2. Basismerkmale der serologischen Analyse von RA<br />

et al., 2004a). Das PADI-4-Gen wurde als Suszeptivitätsort für RA<br />

bei Menschen beschrieben (Suzuki A. et al., 2003).<br />

Neuere Informationen führen zu der Annahme, dass Anti-CCP-<br />

Antikörper am Krankheitsprozess von RA beteiligt s<strong>ein</strong> könnten.<br />

Es wird vermutet, dass verschiedene, mit RA in Zusammenhang<br />

stehende, genetische Faktoren über <strong>ein</strong>e Modulation der Produktion<br />

von Anti-CCP-Antikörpern oder von citrullinierten Antigenen<br />

funktionell mit der Erkrankung verbunden sind. Die Citrullinierung<br />

stellt möglicherweise <strong>ein</strong>e funktionelle Verbindung zwischen<br />

Suszeptivitätsgenen und RA dar (Vossenaar et al., 2004c; Utz et<br />

al., 2004).<br />

Darüber hinaus wurde die Citrullinierung auch als posttranslationale<br />

Modifikation des Myelinbasisprot<strong>ein</strong>s, des wichtigsten<br />

Autoantigens bei Multipler Sklerose beschrieben.<br />

Neben dem RF und der Familie der Filaggrin-verwandten<br />

Antikörper wurden verschiedene Autoantikörper in Seren von<br />

Patienten mit RA festgestellt. Sa-Antikörper (nach dem Namen<br />

des ersten Patienten, in dessen Serum sie 1989 festgestellt wurden)<br />

färben <strong>ein</strong>e Doppelbande von ungefähr 50 kD auf Western<br />

Blots von Extrakten aus normaler menschlicher Plazenta, Milz und<br />

rheumatoidem Gewebe. Sie sind hochspezifisch für RA (Spezifität<br />

> 95 %) und mäßig sensitiv (Sensitivität etwa 40 %) (Despres<br />

et al., 1994). Unlängst wurde berichtet, dass Sa-Antikörper gegen<br />

citrulliniertes Vimentin, <strong>ein</strong> Intermediärfilamentprot<strong>ein</strong> des<br />

Zytoskeletts, gerichtet sind (Vossenaar et al., 2004b). Einige Hinweise<br />

deuten darauf hin, dass dieser Antikörper insbesondere bei<br />

männlichen Patienten <strong>ein</strong> frühes Vorhersagepotential für schwere<br />

RA in sich birgt.<br />

Anti-RA-33-Antikörper (hnRNP-A2) wurden erstmals 1989<br />

von Hassfeld und Mitarbeitern beschrieben. Sie weisen <strong>ein</strong>e mäßige<br />

Spezifität (85<strong>–</strong>89 %) auf, die durch <strong>ein</strong>e Differenzialauswertung<br />

(Ausschluss) von Sm- und U1snRNP-Antikörpern auf Werte von etwa<br />

96 % gesteigert werden kann. Die Sensitivität liegt bei ca. 35 %.<br />

Bläss und Mitarbeiter entdeckten im Jahr 1995 Anti-68kD-<br />

Antikörper. Sie wurden als hochspezifisch (99 %) und relativ sensitiv<br />

(64 %) beschrieben. Vor wenigen Jahren wurde das Antigen<br />

als ubiquitär exprimiertes Stressprot<strong>ein</strong> BiP (Schwerketten-Bindungsprot<strong>ein</strong>)<br />

identifiziert (Bläss et al., 2001).<br />

51


2. Basismerkmale der serologischen Analyse von RA<br />

52<br />

Auf den Punkt gebracht<br />

Was sind Anti-CCP-Antikörper?<br />

• Heute wird angenommen, dass Anti-CCP-Antikörper dasselbe Antigen erkennen<br />

wie die Antikörper gegen den perinukleären Faktor (APF), gegen Keratin (AKA)<br />

und gegen Filaggrin. APF-, AKA- und Filaggrin-Antikörper zeigten <strong>ein</strong>e bessere<br />

Sensitivität und Spezifität als RF. Aus verschiedenen Gründen wurde ihr Nachweis<br />

jedoch nicht als Routineanalyse <strong>ein</strong>geführt.<br />

• Im Jahr 1998 wurde <strong>ein</strong> ELISA mit citrullinierten Peptiden zum Nachweis von<br />

Antikörpern gegen citrulliniertes Filaggrin präsentiert. Insgesamt wurden neun<br />

verschiedene citrullinierte Peptide getestet. Eine kombinierte Auswertung führte<br />

zu <strong>ein</strong>er Sensitivität von 76 % und <strong>ein</strong>er Spezifität von 96,1 %. Später steigerte<br />

die Verwendung von Antigenen cyclisch citrullinierter Peptide die klinische<br />

Sensitivität und Spezifität.<br />

• Ein Anti-CCP-Assay der zweiten Generation mit anderen cyclischen Peptiden<br />

(die echten konformationellen Epitopen nachempfunden sind) und verbesserten<br />

Leistungsmerkmalen (99 % Spezifität und 80 % Sensitivität) wurde 2002<br />

<strong>ein</strong>geführt.<br />

• Neuere Informationen lassen den Schluss zu, dass Anti-CCP-Antikörper möglicherweise<br />

am Krankheitsprozess von RA beteiligt sind.<br />

2.4 Rheumafaktor als Hilfe bei der Diagnose von RA<br />

Der Nachweis des Rheumafaktors (RF) im Serum ist Bestandteil<br />

der revidierten ACR-Kriterien für rheumatoide <strong>Arthritis</strong><br />

(siehe Tab. 1.2). Es handelt sich daher um <strong>ein</strong>en Analyten, der<br />

in der ärztlichen Praxis breite Verwendung findet, obwohl s<strong>ein</strong>e<br />

Leistungsmerkmale nicht optimal sind und die Diagnose von RA<br />

im Allge m<strong>ein</strong>en nach klinischen Gesichtspunkten erfolgt.<br />

Die Sensitivität von RF-Tests liegt zwischen 60 und 90 %, die<br />

Spezifität ist relativ niedrig und liegt in den meisten Fällen weit<br />

unter 90 %. Die tatsächlich erzielten Leistungsdaten sind von der<br />

Art des <strong>ein</strong>gesetzten Verfahrens (Nephelometrie, Waaler-Rose-<br />

Test oder ELISA), von Schwere und Dauer der Erkrankung sowie<br />

vom Typ der ausgewählten Kontrollseren abhängig. Zusätzlich


2. Basismerkmale der serologischen Analyse von RA<br />

be<strong>ein</strong>flussen Alter und Geschlecht die Häufigkeit seronegativer<br />

Krankheitsfälle. Patienten, bei denen die RA erst im fortgeschrittenen<br />

Alter begann, und weibliche RA-Patienten sind in Bezug auf<br />

den Rheumafaktor häufiger negativ als jüngere oder männliche Patienten.<br />

Die Prävalenz der RF-Positivität ohne vorliegende Gelenkserkrankung<br />

steigt von weniger als 5 % bei Personen unter 55 Jahren<br />

auf bis zu 25 % bei Menschen im Alter von über 70 Jahren.<br />

Darüber hinaus wurde auch bei verschiedenen anderen Krankheiten<br />

häufig von <strong>ein</strong>em positiven RF berichtet (siehe Tab. 2.1).<br />

Der Rheumafaktor ist k<strong>ein</strong> für die RA <strong>ein</strong>deutiges, spezifisches<br />

Merkmal und ist überdies nur bei etwa 75<strong>–</strong>80 % der RA-Patienten<br />

vorhanden. Aus diesem Grund kann die Diagnose <strong>ein</strong>er RA<br />

anhand des Rheumafaktors weder ausgeschlossen noch bestätigt<br />

werden. Dennoch wird der Nachweis des RF in vielen Fällen verwendet,<br />

um der Diagnose zusätzlich Gewicht zu verleihen.<br />

Im Rahmen <strong>ein</strong>er Untersuchung von 8.287 Patienten, die an <strong>ein</strong>e<br />

ambulante Rheumaklinik überwiesen worden waren, ermittelten<br />

Wolfe, Cathey und Roberts im Jahr 1991 bei RF-Tests mittels<br />

Latexfixation <strong>ein</strong>e Sensitivität von 82 % und <strong>ein</strong>e Spezifität von<br />

97 % in Bezug auf nicht inflammatorische Rheumaerkrankungen.<br />

Der positive Vorhersagewert lag bei 80 %, der negative bei 96 %.<br />

Dieses hohe Maß an klinischem Nutzen des RF-Tests war nicht<br />

erwartet worden und konnte mit der höchst selektiven Population<br />

der Untersuchung in Zusammenhang gebracht werden.<br />

Bei <strong>ein</strong>er jüngeren Studie (Suarez-Almazor et al. 1998) mit<br />

711 Patienten, die praktische Ärzte an Rheumatologen der University<br />

of Alberta überwiesen hatten, lag der positive Vorhersagewert<br />

in Bezug auf den RF nur bei 44 % der RA-Patienten. Die<br />

klinischen Merkmale, die praktische Ärzte häufig zur Anforderung<br />

von RF-Tests veranlassen, waren diffuse Schmerzen des Bewegungsapparats<br />

und Erschöpfung. Im Falle solch unspezifischer<br />

Beschwerden ist der RF mit s<strong>ein</strong>er begrenzten Spezifität offensichtlich<br />

wenig hilfreich bei der Diagnose von RA.<br />

Sinclair und Hull untersuchten 2003 im Rahmen <strong>ein</strong>er Studie<br />

die Gründe, die Allgem<strong>ein</strong>ärzte zur Anforderung von RF-Assays<br />

für die Diagnose veranlassen, sowie die Entscheidungen, die sie<br />

aufgrund der Ergebnisse fällen (bei 5-jähriger Verlaufsbeobach-<br />

53


2. Basismerkmale der serologischen Analyse von RA<br />

tung der Patienten). Die klinische Sensitivität bzw. die Spezifität<br />

für die RF-Tests (alle drei Isotypen) lag in diesem Fall bei 74 %<br />

respektive 88 %.<br />

Zu den häufigsten Gründen für die Anforderung <strong>ein</strong>er RF-Untersuchung<br />

zählten die vier wichtigsten Kriterien der klinischen<br />

Diagnose von RA (Morgensteifigkeit, <strong>Arthritis</strong> von drei oder mehr<br />

Gelenken, <strong>Arthritis</strong> der Handgelenke, symmetrische Schwellung<br />

der Hände), das am häufigsten auftretende Symptom schien allerdings<br />

die Polyarthralgie zu s<strong>ein</strong>. Das Ergebnis der Studie lässt<br />

nach M<strong>ein</strong>ung der Autoren darauf schließen, dass Anforderungen<br />

von RF-Tests durch Allgem<strong>ein</strong>ärzte normalerweise mit entsprechenden<br />

klinischen Anzeichen der RA beim Patienten <strong>ein</strong>hergehen<br />

und vom klinischen Standpunkt her zu vertreten sind.<br />

Die Ergebnisse der RF-Tests waren für die praktischen Ärzte<br />

jedoch schwer zu interpretieren. 52 % der RF-positiven Patienten<br />

wurden an <strong>ein</strong>en Rheumatologen überwiesen, 15 % sollten potenziell<br />

an <strong>ein</strong>en anderen Spezialisten überwiesen werden und 25 %<br />

wurden gar nicht überwiesen. Im Gegensatz dazu wurden von der<br />

Gruppe der RF-negativen Patienten nur 14 % an <strong>ein</strong>en Rheumatologen<br />

überwiesen, 17,6 % sollten potenziell zu <strong>ein</strong>em anderen<br />

Spezialisten geschickt werden und 66 % wurden nicht weiter<br />

überwiesen. Die Patienten in der RF-negativen Gruppe zeigten<br />

allerdings ähnliche Symptome wie die grenzwertigen und die RFpositiven<br />

Patienten. Die Entscheidung zur Überweisung schien<br />

folglich stets auf der Basis des RF-Nachweises gefallen zu s<strong>ein</strong>.<br />

Die Allgem<strong>ein</strong>mediziner hatten sich im Hinblick auf <strong>ein</strong>e Überweisung<br />

offensichtlich in hohem Maße auf das Ergebnis des RF-<br />

Tests verlassen. In diesem Vorgehen kann <strong>ein</strong> inadäquater Umgang<br />

mit dem Test gesehen werden, da hier <strong>ein</strong>e Überweisungsentscheidung<br />

hinsichtlich <strong>ein</strong>es Zustands be<strong>ein</strong>flusst wird, dessen Diagnose<br />

grundsätzlich klinisch bleibt. Besonders besorgniserregend ist<br />

die Gefahr, dass Patienten mit klaren klinischen Krankheitszeichen<br />

möglicherweise nicht überwiesen werden, wenn der RF-Test<br />

negativ ausfällt. Seronegative RA macht jedoch <strong>ein</strong>en Anteil von<br />

ungefähr 25 % der gesamten RA-Patienten aus. Rheumafaktoren<br />

schließen <strong>ein</strong>e RA weder aus, noch bestätigen sie diese.<br />

Insgesamt betrachtet wurde den Ergebnissen von RF-Tests in<br />

dieser Studie <strong>ein</strong>e weitaus größere Bedeutung beigemessen, als<br />

54


2. Basismerkmale der serologischen Analyse von RA<br />

sich dies rechtfertigen lässt. Offenbar herrschte hier zu großes<br />

Vertrauen in die Resultate von RF-Bestimmungen. Auch im Hinblick<br />

auf die langfristige Behandlung von Patienten wurde den Ergebnissen<br />

mehr Gewicht verliehen, als dies nach wissenschaftlichen<br />

Gesichtspunkten legitim ist. Weitere Studien werden zeigen,<br />

ob dies <strong>ein</strong> allgem<strong>ein</strong>es Problem beim Einsatz von RF-Tests in der<br />

klinischen Praxis darstellt. Bereits jetzt festzustellen ist allerdings<br />

<strong>ein</strong>e offenkundige Diskrepanz zwischen dem begrenzten Diagnosewert<br />

von RF-Tests und ihrer breiten Verwendung in der routinemäßigen<br />

Gesundheitsvorsorge.<br />

Auf den Punkt gebracht<br />

Rheumafaktor als Hilfe bei der Diagnose von RA<br />

• Der Nachweis des Rheumafaktors (RF) ist Bestandteil der revidierten ACR-Kriterien<br />

für RA. Aus diesem Grund ist die RF-Bestimmung in der klinischen Praxis<br />

weit verbreitet.<br />

• Die Sensitivität von RF-Tests bewegt sich zwischen 60 und 90 %, die Spezifität ist<br />

relativ niedrig und liegt in den meisten Fällen deutlich unter 90 %.<br />

• Die Existenz des RF kann die Diagnose von RA weder ausschließen noch bestätigen.<br />

Dennoch wird der RF häufig bestimmt, um der Diagnose zusätzlich Gewicht<br />

zu verleihen.<br />

• Es herrscht <strong>ein</strong> zu großes Vertrauen in die Ergebnisse von RF-Tests.<br />

2.5 Anti-CCP-Antikörper als Hilfe bei der Diagnose von RA<br />

Die Bestimmung des Rheumafaktors (RF) stellt <strong>ein</strong>es der ACR-<br />

Kriterien für rheumatoide <strong>Arthritis</strong> dar. Obwohl dieser Test k<strong>ein</strong>e<br />

optimalen Leistungsmerkmale aufweist, wird er bei der Diagnose<br />

von RA häufig als Hilfe <strong>ein</strong>gesetzt. Der RF ist verhältnismäßig<br />

sensitiv in Bezug auf RA-Patienten, besitzt jedoch <strong>ein</strong>e niedrige<br />

Spezifität, ist also auch bei <strong>ein</strong>er Reihe anderer Krankheiten,<br />

z.B. nicht rheumatischen Autoimmunerkrankungen und Infektionen<br />

und sogar bei gesunden, älteren Menschen vorzufinden. Der<br />

Rheumafaktor kann rheumatoide <strong>Arthritis</strong> weder bestätigen noch<br />

55


2. Basismerkmale der serologischen Analyse von RA<br />

ausschließen.<br />

Anti-CCP-Antikörper-Tests wurden erheblich später (im Jahr<br />

2000) als RF-Tests (1940) <strong>ein</strong>geführt. Sie haben seither jedoch<br />

weitaus bessere Leistungsmerkmale bewiesen als RF-Tests. Von<br />

besonderer Relevanz ist in diesem Zusammenhang die sehr hohe<br />

Spezifität, die bei Anti-CCP-Tests erzielt wird. In Tabelle 2.2 sind<br />

<strong>ein</strong>ige der bislang zu diesem Thema durchgeführten Studien zusammengefasst.<br />

Tabelle 2.2: Sensitivität und Spezifität von Anti-CCP-Antikörpern und IgM-RF<br />

Sensitivität Spezifität Sensitivität Spezifität Quelle<br />

von Anti-CCP von Anti-CCP von IgM RF von IgM RF<br />

68 % 96 % Schellekens et al, 2000<br />

41 % 97,8 % 62 % 84 % Bizzaro et al, 2001<br />

42,6 % 97,5 % 50,4 % 93,4 % Jansen et al, 2002<br />

56 % 90 % 73 % 82 % Bas et al, 2003<br />

87,6 % 88,9 % 69,8 % 81,7 % Suzuki K et al, 2003<br />

47,1 % 97,4 % Zeng et al, 2003<br />

82 % * 98 % * 80 % 88 % Van Venrooij et al, 2002<br />

66 % * 90,4 % * 71,6 % 80,3 % Lee et al, 2003<br />

80 % * 98 % * Pinheiro, 2003<br />

80 % * 99 % * Van Venrooij et al, 2003<br />

71,4 % * 95,2 % * 91,4 % 31 % Girelli et al, 2004<br />

* = CCP-Test der zweiten Generation laut Boekel et al.<br />

Aus der Tabelle geht klar hervor, dass mit Anti-CCP-Tests <strong>ein</strong>e<br />

deutlich höhere Spezifität als mit RF-Tests erzielt wurde (in fast<br />

allen Studien 96 % oder höher). Die Sensitivität lag bei Werten<br />

zwischen 41 % und 87,6 % und war damit vergleichbar mit der<br />

Sensitivität von RF-Tests. Die Unterschiede zwischen den Studienergebnissen<br />

können teilweise aus den ausgewählten Serumpopulationen<br />

abgeleitet werden. Wenn ROC-Analysen durchgeführt<br />

wurden, war bei Anti-CCP-Antikörper-Tests die Fläche unterhalb<br />

der Kurve (Area under the Curve: AUC) größer als bei anderen<br />

Tests wie RF- oder Anti-Filaggrin-Antikörper-Tests (z. B. Suzuki<br />

K et al., 2003).<br />

56


2. Basismerkmale der serologischen Analyse von RA<br />

Die wesentlich höhere Spezifität von Anti-CCP im Vergleich zu RF<br />

wurde im Rahmen <strong>ein</strong>er von Medikawe und Mitarbeitern durchgeführten<br />

Studie (2001) ebenfalls demonstriert. Die Wissenschaftler<br />

beobachteten <strong>ein</strong>e RF-Positivität von 18 % verglichen mit <strong>ein</strong>er<br />

Positivität von 0,5 % in Bezug auf Anti-CCP bei 231 SLE-Patienten<br />

mit nicht erosiver Erkrankung. Von 10 SLE-Patienten mit<br />

erosiver Erkrankung waren 6 seropositiv in Bezug auf RF, verglichen<br />

mit 2 Patienten, die bezüglich Anti-CCP-Antikörpern positiv<br />

waren.<br />

Das gleichzeitige Vorkommen von Anti-CCP-Antikörpern und<br />

RF ist Gegenstand <strong>ein</strong>iger Aus<strong>ein</strong>andersetzungen. Während bei <strong>ein</strong>igen<br />

Studien Anti-CCP-Antikörper mit RF korrelierten, wurden<br />

sie in anderen als von<strong>ein</strong>ander unabhängige Marker beschrieben.<br />

In mehreren Untersuchungen wurden im Serum von Patienten mit<br />

RF-negativer RA Anti-CCP-Antikörper nachgewiesen. Das Kombinieren<br />

von Anti-CCP-Tests mit RF-Ergebnissen führt zu <strong>ein</strong>er<br />

verbesserten Sensitivität und hoher Spezifität und wird daher oft<br />

empfohlen. Es stellte sich heraus, dass Anti-CCP-Antikörper in<br />

den meisten Fällen mit AKA, APF, Anti-Filaggrin-Antikörpern<br />

und Sa korrelieren.<br />

Die Leistungsmerkmale von Anti-CCP-Tests sind offensichtlich<br />

besser als die von RF-Tests. Anti-CCP-Antikörper-Tests können<br />

bei der Diagnose von RA vor allem aufgrund ihrer hohen Spezifität<br />

und ihres hohen positiven Vorhersagewerts <strong>ein</strong>e wertvolle Hilfe<br />

darstellen.<br />

Ein Beispiel hierfür ist die bessere Unterscheidung zwischen<br />

Patienten mit RA und denen mit chronischer Hepatitis-C-Virusinfektion<br />

mit <strong>ein</strong>hergehender Gelenkbeteiligung, wie von Bombardieri<br />

und Mitarbeitern (2004) beobachtet wurde. Die Autoren<br />

ermittelten <strong>ein</strong>e Sensitivität von 76,6 % und <strong>ein</strong>e Spezifität von<br />

100 % für Anti-CCP-Antikörper im Vergleich zu <strong>ein</strong>er Sensitivität<br />

von 90 % und <strong>ein</strong>er Spezifität von 63 % für RF (in Bezug auf<br />

Patienten mit Hepatitis-C-Infektion und polyartikulärer Beteiligung).<br />

In Zusammenhang mit der Differenzierung zwischen RA<br />

und Polymyalgia rheumatica stellte sich bezüglich Anti-CCP-Antikörpern<br />

<strong>ein</strong>e Sensitivität von 65 % und <strong>ein</strong>e Spezifität von 100 %<br />

heraus (Lopez-Hoyos et al., 2004).<br />

Moderne Behandlungskuren unter Verwendung von DMARDs<br />

57


2. Basismerkmale der serologischen Analyse von RA<br />

sind darauf ausgerichtet, die Entwicklung erheblicher irreversibler<br />

Schäden (die radiologisch festgestellt werden können) durch<br />

frühzeitigen Eingriff in den Krankheitsprozess zu verhindern. Die<br />

grundlegende Voraussetzung für diesen Ansatz ist <strong>ein</strong>e klare Diagnose<br />

zum frühestmöglichen Zeitpunkt. Aus diesem Grund sind die<br />

diagnostischen Eigenschaften von Anti-CCP-Antikörper-Tests bei<br />

früher RA und undifferenzierter <strong>Arthritis</strong> von großer Relevanz.<br />

Der Begriff „frühe <strong>Arthritis</strong>“ bezieht sich im Allgem<strong>ein</strong>en auf <strong>ein</strong>e<br />

Symptomdauer von weniger als drei Monaten.<br />

Verschiedene Studien belegen die Tatsache, dass Anti-CCP-<br />

Antikörper-Tests zwar <strong>ein</strong>e sehr hohe Spezifität bei früher RA<br />

(Schellekens et al., 2000: 96 %; Goldbach-Mansky et al., 2000:<br />

91 %) aufweisen, dabei aber <strong>ein</strong>e etwas geringere Sensitivität<br />

(Schellekens et al, 2000: 48 %; Goldbach-Mansky et al., 2000:<br />

41 %; Jansen et al., 2003: 32 %; Nell et al., 2003: 30 %) zeigen.<br />

In <strong>ein</strong>er von Kroot und Mitarbeitern im Jahr 2000 durchgeführten<br />

Studie wurden jedoch bei nahezu 70 % der Patienten mit neu aufgetretener<br />

RA Anti-CCP-Antikörper nachgewiesen, und Meyer und<br />

Mitarbeiter stellten 2003 bei 191 RA-Patienten mit Erkrankungsbeginn<br />

innerhalb des vorangegangenen Jahres <strong>ein</strong>e Anti-CCP-<br />

Antikörper-Positivität von 58,9 % fest. Diese Ergebnisse deuten<br />

darauf hin, dass die Citrullinierung von Synovialantigenen und die<br />

Produktion von Antikörpern gegen diese citrullinierten Antigene<br />

bereits im sehr frühen Krankheitsstadium <strong>ein</strong>geleitet werden.<br />

Im Rahmen <strong>ein</strong>er 2004 von van Gaalen und Kollegen durchgeführten<br />

Studie wurden 936 Patienten getestet, die kurz zuvor<br />

mit <strong>Arthritis</strong> überwiesen worden waren. Die Autoren konnten<br />

318 Patienten (34 %) nicht klassifizieren und bezeichneten ihre<br />

Krankheit als undifferenzierte <strong>Arthritis</strong>. Bei 21 % dieser Patienten<br />

wurden Anti-CCP-Antikörper nachgewiesen. Drei Jahre später<br />

wurde bei 40 % der Gruppe mit undifferenzierter <strong>Arthritis</strong> die<br />

Diagnose RA gestellt. Bei 93 % der Anti-CCP-positiven Patienten<br />

wurde <strong>ein</strong> Fortschreiten des Krankheitsverlaufs zur RA beobachtet.<br />

Anhand von Multivarianzanalysen wurden Polyarthritis, symmetrische<br />

<strong>Arthritis</strong>, auf Röntgenaufnahmen erkennbare Erosionen<br />

sowie Anti-CCP-Antikörper als wichtige prädiktive Marker für<br />

RA identifiziert. Anti-CCP-Antikörper deuten bei undifferenzierter<br />

<strong>Arthritis</strong> offensichtlich auf <strong>ein</strong>e hohe Wahrsch<strong>ein</strong>lichkeit der<br />

58


2. Basismerkmale der serologischen Analyse von RA<br />

Progression zur RA hin und können die Diagnose von RA daher<br />

erleichtern.<br />

Wolfe und Mitarbeiter testeten 1993 im Rahmen <strong>ein</strong>er vergleichbaren<br />

Studie zum Rheumafaktor 532 Patienten mit undifferenzierter<br />

Polyarthritis und <strong>ein</strong>er Symptomdauer von weniger als zwei<br />

Jahren. 11 % der Patienten waren RF-positiv, und innerhalb dieser<br />

Gruppe wurde nach zwei Jahren bei 43 % die Diagnose RA<br />

gestellt, verglichen mit 13 % bei der Gruppe der RF-negativen<br />

Patienten.<br />

Das Vorhandens<strong>ein</strong> von Anti-CCP-Antikörpern kann den klinischen<br />

Symptomen von RA sogar vorausgehen. Bei <strong>ein</strong>er von<br />

Rantapää-Dahlqvist und Mitarbeitern 2003 durchgeführten Studie<br />

wurden 83 Personen mit RA identifiziert, die vor dem Auftreten<br />

von Symptomen <strong>ein</strong>er Gelenkerkrankung Blut gespendet hatten<br />

(Medianwert 2,5 Jahre vor RA). Bei den Proben, die vor dem Einsetzen<br />

der RA entnommen worden waren, lag die Prävalenz von<br />

Autoantikörpern bei 33,7 % für Anti-CCP-Antikörper, bei 16,9 %<br />

für IgG-RF, 19,3 % für IgM-RF und 33,7 % für IgA-RF. Bei 382<br />

speziell ausgewählten Kontrollpersonen waren lediglich 1,8 %<br />

positiv in Bezug auf Anti-CCP-Antikörper, 5,5 % bezüglich IgG-<br />

RF, 6,0 % bezüglich IgM-RF und 5,5 % bezüglich IgA-RF. Die<br />

jeweilige Sensitivität im Hinblick auf die Entdeckung dieser Autoantikörper<br />

in <strong>ein</strong>em Zeitraum von mehr als 1,5 Jahren bzw. weniger<br />

als 1,5 Jahren vor dem Auftreten von RA-Symptomen lag bei<br />

25 % bzw. 52 % für Anti-CCP-Antikörper, bei 15 % bzw. 30 %<br />

für IgM-RF, bei 12 % bzw. 27 % für IgG-RF und bei 29 % bzw.<br />

39 % für IgA-RF. Die Titer von Anti-CCP-Antikörpern stiegen mit<br />

dem Näherrücken des Krankheitsbeginns. In logistischen Regressionsmodellen<br />

stellten sich Anti-CCP-Antikörper und IgA-RF als<br />

wichtige Prädiktoren von RA heraus, wobei Anti-CCP-Antikörper<br />

den höchsten Vorhersagewert besaßen (31,4 % für < 1,5 Jahre<br />

und 29,6 % für > 1,5 Jahre). Der positive Vorhersagewert von<br />

Anti-CCP-Antikörpern für die zukünftige Entwicklung von RA in<br />

der Allgem<strong>ein</strong>bevölkerung lag jedoch nur bei 16 %. Daher sollte<br />

der Anti-CCP-Antikörper-Test mit der Beurteilung anderer Risikofaktoren,<br />

wie beispielsweise radiologischer Veränderungen, genetischer<br />

Prädisposition, Familiengeschichte sowie Seropositivität<br />

bezüglich anderer Autoantikörper kombiniert werden.<br />

59


2. Basismerkmale der serologischen Analyse von RA<br />

In <strong>ein</strong>er ähnlichen Studie, die 79 RA-Patienten umfasste, waren<br />

49 % der Patienten bereits vor der Entwicklung von RA-Symptomen<br />

(Medianwert 4,5 Jahre vor Symptombeginn) positiv bezüglich<br />

Anti-CCP-Antikörpern und/oder IgM-RF, während bei nur<br />

1,1 % von 2.138 Kontrollpersonen (Blutspendern) IgM-RF und<br />

bei lediglich 0,6 % von ihnen Anti-CCP-Antikörper festzustellen<br />

waren (Nielen et al., 2004).<br />

In mehreren, z. T. noch nicht veröffentlichten Studien wurden<br />

Anti-CCP-Antikörper bis zu 10 Jahre vor Auftreten der ersten RA-<br />

Symptome festgestellt. Bis zu 30 % der vor RA-Beginn entnommenen<br />

Seren enthalten AKA und/oder APF.<br />

Gemäß <strong>ein</strong>er Hypothese entwickeln sich Autoimmunerkrankungen<br />

wie Diabetes mellitus Typ 1 oder SLE möglicherweise in<br />

drei Stufen: Die Anfangsphase wird definiert als Zustand der Suszeptivität<br />

aufgrund genetischer Risikofaktoren (Typ HLA-DR),<br />

die zweite Stufe ist gekennzeichnet durch den Übergang zur Autoreaktivität<br />

(z. B. Bildung von Autoantikörpern), die durch Umweltfaktoren<br />

ausgelöst werden kann, und die dritte Stufe bildet schließlich<br />

die Entwicklung der klinisch apparenten Erkrankung. Dieses<br />

Modell gilt möglicherweise auch für rheumatoide <strong>Arthritis</strong>.<br />

In diesem Zusammenhang höchst interessant sind die Ergebnisse<br />

<strong>ein</strong>er vergleichbaren retrospektiven Studie in Bezug auf<br />

SLE, die im Jahr 2001 von Arbuckle und Mitarbeitern durchgeführt<br />

wurde. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass 55 % der<br />

133 SLE-Patienten bis zu 9,3 Jahre vor der Diagnose des klinischen<br />

SLE bereits Anti-dsDNA-Antikörper hatten.<br />

60


2. Basismerkmale der serologischen Analyse von RA<br />

Auf den Punkt gebracht<br />

Anti-CCP-Antikörper als Hilfe bei der Diagnose von RA<br />

• Die Beurteilung der Sensitivität und Spezifität von Anti-CCP-Antikörpern war<br />

bereits Gegenstand verschiedener Studien. Die Spezifität lag dabei zwischen<br />

88,9 % und 99 % und war in allen Fällen beträchtlich höher als die von RF-Tests.<br />

Die Sensitivität hingegen bewegte sich zwischen 41 % und 87,6 % und war damit<br />

vergleichbar mit der Sensitivität von RF-Tests.<br />

• In mehreren Studien wurden Anti-CCP-Antikörper im Serum von Patienten mit<br />

RF-negativer RA festgestellt. Die Kombination von Anti-CCP-Tests mit RF-Ergebnissen<br />

führt zu <strong>ein</strong>er verbesserten Sensitivität und <strong>ein</strong>er höheren Spezifität und<br />

wird daher häufig empfohlen. Anti-CCP-Antikörper korrelierten in den meisten<br />

Fällen mit AKA, APF, Anti-Filaggrin-Antikörpern und Sa.<br />

• Der Test auf Anti-CCP-Antikörper kann, insbesondere dank s<strong>ein</strong>er außergewöhnlich<br />

hohen Spezifität und s<strong>ein</strong>es hohen positiven Vorhersagewerts, als wertvolles<br />

Instrument bei der Diagnose von RA dienen.<br />

• Zahlreiche Studien belegen, dass Anti-CCP-Antikörper-Tests <strong>ein</strong>e äußerst hohe<br />

Spezifität in Bezug auf RA im Frühstadium, allerdings <strong>ein</strong>e relativ geringe Sensitivität<br />

aufweisen. Im Rahmen <strong>ein</strong>iger bisher noch unveröffentlichter Studien<br />

konnten Anti-CCP-Antikörper bis zu 10 Jahre vor Auftreten der ersten RA-Symptome<br />

festgestellt werden.<br />

• Offensichtlich weisen Anti-CCP-Antikörper auf <strong>ein</strong>e hohe Wahrsch<strong>ein</strong>lichkeit des<br />

Fortschreitens <strong>ein</strong>er undifferenzierten <strong>Arthritis</strong> zur RA hin und können daher die<br />

Diagnose von RA möglicherweise erleichtern.<br />

2.6 Vorhersagewert von RF und Anti-CCP-Antikörpern<br />

Die Behandlungsstrategien für rheumatoide <strong>Arthritis</strong> bewegen<br />

sich hin zu <strong>ein</strong>em aggressiveren Ansatz zu <strong>ein</strong>em früheren Zeitpunkt<br />

im Krankheitsverlauf als zuvor. Ebenfalls äußerst wichtig<br />

ist allerdings die Vorhersage des langfristigen Krankheitsausgangs<br />

auf individueller Ebene, um die optimale Behandlung auswählen<br />

zu können. Aus diesem Grund ist der Vorhersagewert von serologischen<br />

Markern wie RF oder Anti-CCP-Antikörpern von großem<br />

Interesse.<br />

61


2. Basismerkmale der serologischen Analyse von RA<br />

Ein hoher IgM-RF-Titer, Rheumaknoten, radiologische Veränderungen,<br />

die Anzahl der betroffenen Gelenke, hohe Konzentrationen<br />

von Immunkomplexen, extraartikuläre Manifestationen, psychosoziale<br />

Probleme, <strong>ein</strong>e hohe BSG sowie <strong>ein</strong>e hohe CRP-Konzentration<br />

wurden bereits als Vorhersagemarker für <strong>ein</strong>en schweren<br />

Krankheitsverlauf dargelegt. Immungenetische Untersuchungen<br />

können in diesem Zusammenhang ebenfalls hilfreich s<strong>ein</strong>. Weitere<br />

Parameter, wie Lymphokine oder Produkte aus dem veränderten<br />

Bindegewebeumsatz stehen gegenwärtig zur Diskussion. Studien<br />

zur Röntgenprogression bei Patienten, die über <strong>ein</strong>en Zeitraum<br />

von <strong>ein</strong>em bis zu neun Jahren beobachtet wurden, haben gezeigt,<br />

dass 40<strong>–</strong>83 % der nachfolgenden Progression anhand <strong>ein</strong>er Kombination<br />

prädiktiver Faktoren, wie z. B. Gelenkbeteiligung, hoher<br />

Konzentration von CRP und RF-Positivität vorhergesagt werden<br />

kann.<br />

In den ersten beiden Jahren der RA korreliert der Serum-<br />

RF nicht mit der Krankheitsaktivität. Serum-IgM-RF kann dem<br />

Beginn von RA um mehrere Jahre vorausgehen. Bei manifester<br />

RA korrelieren Serum-IgM-RF und IgG-RF häufig mit dem<br />

Auftreten von Vaskulitis und Rheumaknoten. Bei langjähriger<br />

Krankheit kann das Vorhandens<strong>ein</strong> von IgA-RF oder IgG-RF <strong>ein</strong><br />

Vorher sagemarker für <strong>ein</strong>e systemische Erkrankung s<strong>ein</strong>. IgA-RF<br />

hat sich als Marker für Schleimhautentzündung und Knochenerosionen<br />

erwiesen.<br />

Abb. 2.6: Schematische Darstellung der Vorhersagewerte, die durch Bewertung<br />

der 7 Variablen für jeden Patienten generiert werden (Visser et al., 2002)<br />

62<br />

t=0<br />

<strong>Arthritis</strong><br />

t = 2 Jahre<br />

sich selbst limitierend<br />

permanent, nicht erosiv<br />

permanent, erosiv


2. Basismerkmale der serologischen Analyse von RA<br />

Verschiedene Studien haben gezeigt, dass Anti-CCP-Antikörper<br />

auf schwere, radiologisch sichtbare Schäden in der Zukunft hinweisen<br />

können. Patienten mit Anti-CCP-Antikörpern entwickelten<br />

erhebliche, radiologisch nachweisbare Schäden nach 6 Jahren<br />

der Beobachtung in <strong>ein</strong>er Studie von Kroot und Mitarbeitern<br />

(2000), nach 2 Jahren in <strong>ein</strong>er Studie von Jansen und Mitarbeitern<br />

(2003) und nach 5 Jahren in <strong>ein</strong>er Studie von Meyer und Mitarbeitern<br />

(2003). Auch APF, AKA und Filaggrin-Antikörper liefern<br />

Berichten zufolge <strong>ein</strong>en Vorhersagewert hinsichtlich radiologisch<br />

sichtbarer Schäden (Genevay et al. (2002), Forslind et al. (2001).<br />

Der Vorhersagewert von Anti-CCP-Antikörpern im Vergleich<br />

zu dem von RF bildet gegenwärtig <strong>ein</strong> Thema von Diskussionen.<br />

Während Meyer und Mitarbeiter im Jahr 2003 berichteten, dass<br />

Anti-CCP-Antikörper für die Vorhersage von totalen Gelenkschädigungen<br />

und die Progression von Gelenkschäden nach 5 Jahren<br />

<strong>ein</strong> besserer Marker als RF sind, fanden Bas und Mitarbeiter<br />

2002 heraus, dass IgM-RF <strong>ein</strong>en besseren Vorhersagewert für den<br />

Schweregrad der Erkrankung darstellt. Schellekens und Mitarbeitern<br />

(2000) zufolge war die Vorhersagefähigkeit der beiden Tests<br />

bezüglich erosiver Erkrankung bei zweijähriger Verlaufsbeobachtung<br />

vergleichbar. In jedem Fall liefert die Bestimmung von Anti-CCP-Antikörpern<br />

<strong>ein</strong>en zusätzlichen Vorhersagewert neben RF.<br />

Eine kombinierte Analyse von Anti-CCP-Antikörpern und IgM-<br />

RF gilt als vielversprechend (Vencovsky et al., 2003).<br />

Allerdings können Anti-CCP-Antikörper-Test weder all<strong>ein</strong><br />

noch in Kombination mit RF-Tests zuverlässig Personen identifizieren,<br />

die für schwere, radiologisch sichtbare Schäden anfällig<br />

sind, da innerhalb der Gruppe positiver Patienten nur <strong>ein</strong> Teil tatsächlich<br />

<strong>ein</strong>e schwere Krankheit entwickelt. Der Vorhersagewert<br />

von Anti-CCP-Antikörpern bzw. der Kombination aus Anti-CCP-<br />

Antikörper-Tests und RF-Tests liegt vorwiegend in der Fähigkeit,<br />

(durch Ausschluss von Reaktivität) <strong>ein</strong>e leichte Erkrankung zu<br />

prognostizieren.<br />

Ein Vorhersagemodell für permanente (erosive) RA von Visser<br />

und Mitarbeitern (2002) setzt sich aus 7 Variablen zusammen:<br />

vorangegangene Symptomdauer beim ersten Arztbesuch, Morgensteifigkeit<br />

von mindestens <strong>ein</strong>er Stunde, <strong>Arthritis</strong> in mindestens<br />

drei Gelenken, bilaterale Druckschmerzen in den Metatarsopha-<br />

63


2. Basismerkmale der serologischen Analyse von RA<br />

langealgelenken (MTP), RF-Positivität, Anti-CCP-Positivität sowie<br />

die Präsenz von Erosionen. Die Anwendung des Modells auf<br />

524 auf<strong>ein</strong>ander folgende, kurz zuvor überwiesene Patienten mit<br />

<strong>Arthritis</strong> im Frühstadium resultierte nach <strong>ein</strong>er zweijährigen Verlaufsbeobachtung<br />

in drei klinisch relevanten Vorhersagewerten für<br />

jeden Patienten: <strong>ein</strong>em Wert für sich selbst limitierende <strong>Arthritis</strong>,<br />

<strong>ein</strong>em für permanente, nicht erosive <strong>Arthritis</strong> und <strong>ein</strong>em für permanente,<br />

erosive <strong>Arthritis</strong>.<br />

Die Fläche unterhalb der ROC-Kurve (AUC) ergab <strong>ein</strong>en Wert<br />

von 0,84 für die Unterscheidung zwischen sich selbst limitierender<br />

und permanenter <strong>Arthritis</strong> und von 0,91 für die Unterscheidung<br />

zwischen permanenter, nicht erosiver und permanenter, erosiver<br />

<strong>Arthritis</strong>. Bei Anwendung der ACR-Klassifikationskriterien<br />

für RA waren die entsprechenden Werte erheblich niedriger (0,78<br />

bzw. 0,79). Den Autoren ist es offensichtlich gelungen, <strong>ein</strong> klinisches<br />

Vorhersagemodell zu entwickeln, das die hervorragende<br />

Möglichkeit bietet, bereits beim ersten Arztbesuch des Patienten<br />

zwischen drei Verlaufsformen von <strong>Arthritis</strong> zu unterscheiden. Den<br />

stärksten Zusammenhang mit permanenter <strong>Arthritis</strong> wiesen die<br />

Kriterien Symptomdauer und Anti-CCP-Positivität auf. Nach der<br />

Permanenz assoziierte die erosive <strong>Arthritis</strong> ebenfalls am stärksten<br />

mit dem Kriterium Anti-CCP-Positivität. Dies unterstreicht den<br />

Vorhersagewert von Anti-CCP-Antikörpern.<br />

64


2. Basismerkmale der serologischen Analyse von RA<br />

Auf den Punkt gebracht<br />

Vorhersagewert von RF und Anti-CCP-Antikörpern<br />

• Serum-IgM-RF kann dem Beginn von RA um mehrere Jahre vorausgehen. In den<br />

ersten beiden Jahren von RA korreliert Serum-RF nicht mit der Krankheitsaktivität.<br />

Bei manifester RA geht Serum-RF häufig mit Vaskulitis und Rheumaknoten<br />

<strong>ein</strong>her und kann <strong>ein</strong> prädiktiver Marker für die systemische Erkrankung s<strong>ein</strong>. IgA-<br />

RF soll <strong>ein</strong> Marker für Schleimhautentzündung und Knochenerosionen s<strong>ein</strong>.<br />

• Es wurde nachgewiesen, dass Anti-CCP-Antikörper schwere, radiologisch sichtbare<br />

Schäden vorhersagen können. Diese Fähigkeit wurde auch von APF, AKA<br />

und Filaggrin-Antikörpern berichtet.<br />

• Ein gegenwärtiges Diskussionsthema bildet der Vorhersagewert von Anti-CCP-<br />

Antikörpern im Vergleich zu RF. In jedem Fall kommt der Bestimmung von Anti-<br />

CCP-Antikörpern neben dem RF <strong>ein</strong> zusätzlicher prognostischer Wert zu. Eine<br />

kombinierte Analyse von Anti-CCP-Antikörpern und IgM-RF gilt als vielversprechend.<br />

• Der Vorhersagewert von Anti-CCP-Antikörpern oder der Kombination aus Anti-<br />

CCP und RF besteht hauptsächlich darin, leichte Erkrankungen durch Ausschluss<br />

dieser Antikörper vorherzusagen.<br />

• In <strong>ein</strong>em Vorhersagemodell für permanente (erosive) RA von Visser und Mitarbeitern<br />

(2002) stellt die Anti-CCP-Positivität <strong>ein</strong>e von 7 Variablen dar. Dieses<br />

klinische Vorhersagemodell bietet die hervorragende Möglichkeit, bereits beim<br />

ersten Arztbesuch des Patienten zwischen drei Verlaufsformen von <strong>Arthritis</strong> zu<br />

unterscheiden: sich selbst limitierender <strong>Arthritis</strong>, permanenter, nicht erosiver<br />

<strong>Arthritis</strong> und permanenter, erosiver <strong>Arthritis</strong>.<br />

65


3 Aktuelle Diagnostik<br />

auf dem Gebiet der RA<br />

3.1 Einführung<br />

Je früher die Therapie von RA mit krankheitsmodifizierenden Antirheumatika<br />

(DMARDs) <strong>ein</strong>geleitet wird, umso effektiver ist sie<br />

(siehe Kap. 1.4, „Therapie“). Aus diesem Grund lastet auf <strong>ein</strong>em<br />

behandelnden Arzt derzeit <strong>ein</strong> hoher Druck im Hinblick auf <strong>ein</strong>e<br />

frühe Diagnose von rheumatoider <strong>Arthritis</strong>. In Anbetracht des<br />

potenziellen Risikos von DMARDs liegt andererseits auch die<br />

Bedeutung <strong>ein</strong>er exakten Diagnose auf der Hand. Was also offenkundig<br />

benötigt wird, ist <strong>ein</strong>e Methode für die genaue und frühe<br />

Diagnose von RA.<br />

Bei Betrachtung der ACR-Kriterien für die Diagnose von rheumatoider<br />

<strong>Arthritis</strong> (siehe Tab. 1.2) wird jedoch deutlich, dass vier<br />

der sieben Kriterien (Morgensteifigkeit, <strong>Arthritis</strong> von drei oder<br />

mehr Gelenkregionen, <strong>Arthritis</strong> der Handgelenke und symmetrische<br />

<strong>Arthritis</strong>) über <strong>ein</strong>en Zeitraum von mindestens sechs Wochen<br />

bestehen müssen. Dieser Aspekt ist hinsichtlich der Differenzierung<br />

von nur kurz andauernden Arthritiden, z. B. viraler <strong>Arthritis</strong><br />

(siehe Kap. 3.2.4, „Virale <strong>Arthritis</strong>“) von besonderer Bedeutung.<br />

Ferner sind die ACR-Kriterien, wie oben bereits beschrieben (siehe<br />

Kap. 1.3, „Symptome und Diagnose“) weder sensitiv noch spezifisch<br />

für die Diagnose von früher RA. Zum heutigen Zeitpunkt<br />

ist <strong>ein</strong>e zuverlässige Diagnose von rheumatoider <strong>Arthritis</strong> nicht<br />

möglich, wenn die Krankheitsgeschichte bezüglich Polyarthritis<br />

noch kurz ist. Es besteht folglich der Bedarf an zusätzlichen Hilfsmitteln<br />

für die Diagnose von RA, die das Feststellen <strong>ein</strong>er Erkrankung<br />

im Frühstadium erleichtern.<br />

Für neu aufgetretene Arthralgie-Symptome (Gelenkschmerz)<br />

steht <strong>ein</strong>e breite Palette von Differenzialdiagnosen zur Verfügung<br />

(siehe Kap. 3.2, „Häufige Differenzialdiagnosen“). Die Krankheiten,<br />

die als Differenzialdiagnosen von RA relevant sind, werden in<br />

den Kapiteln 3.2.1 bis 3.2.13 behandelt. In diesen Kapiteln wird<br />

jeweils <strong>ein</strong> kurzer Überblick über die wichtigsten Merkmale ge-<br />

66


geben, durch die sich die entsprechende Krankheit von RA unterscheidet.<br />

Die serologische Untersuchung von RA-Patienten kann weitere<br />

diagnostische Unterstützung bieten. Das Vorhandens<strong>ein</strong> des Rheumafaktors<br />

kann jedoch trotz s<strong>ein</strong>es gewissen diagnostischen und<br />

prognostischen Werts aufgrund der naturgemäß niedrigen Spezifität<br />

nicht alle Anforderungen erfüllen (siehe Kap. 2.2, „Was ist <strong>ein</strong><br />

Rheumafaktor?“ und Kap. 2.4, „Rheumafaktor als Hilfe bei der<br />

Diagnose von RA“). Eine Hilfe bei der frühen Diagnose von RA<br />

könnte die Aufnahme von Anti-CCP-Antikörper-Tests in die Diagnosestrategie<br />

darstellen (siehe Kap. 2.3, „Was sind Anti-CCP-<br />

Antikörper?“, Kap. 2.5, „Anti-CCP-Antikörper als Hilfe bei der<br />

Diagnose von RA“ und Kap. 2.6, „Vorhersagewert von RF und<br />

Anti-CCP-Antikörpern“). Im Gegensatz zum RF, der <strong>ein</strong>en bereits<br />

etablierten Analysewert darstellt, werden die Anti-CCP-Antikörper<br />

in Kapitel 3.2, „Häufige Differenzialdiagnosen“ nicht als Hilfe<br />

bei der Diagnose von RA beschrieben.<br />

Neben den im folgenden Kapitel dargestellten Merkmalen kann<br />

der Nachweis von Anti-CCP-Antikörpern zukünftig vielleicht als<br />

zusätzliches Instrument bei der frühen und genauen Diagnose von<br />

RA dienen.<br />

3.2 Häufige Differenzialdiagnosen<br />

In den nachfolgenden Kapiteln 3.2.1 bis 3.2.13 sind Krankheiten<br />

beschrieben, die als potenzielle Differenzialdiagnosen der RA von<br />

Bedeutung sind:<br />

Tabelle 3.1 Relevante Differenzialdiagnosen der RA<br />

1. Bindegewebeerkrankungen (siehe 3.2.1) (SLE, systemische Sklerose,<br />

Polymyositis/Dermatomyositis, undifferenzierte Kollagenose (undifferentiated<br />

connective tissue disease: UCTD), Churg-Strauss-Syndrom , primäres Sjögren-<br />

Syndrom<br />

2. Seronegative Spondylarthropathien (siehe 3.2.2) (Spondylitis ankylosans,<br />

reaktive <strong>Arthritis</strong>, <strong>Arthritis</strong> psoriatica, entzündliche Darmerkrankung)<br />

67


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

68<br />

3. Bakterielle (infektiöse) <strong>Arthritis</strong> (siehe 3.2.3)<br />

4. Virale <strong>Arthritis</strong> (siehe 3.2.4)<br />

5. Osteoarthritis (degenerative <strong>Arthritis</strong>) (siehe 3.2.5)<br />

6. Gicht (siehe 3.2.6)<br />

7. Pseudogicht (siehe 3.2.7)<br />

8. Fibromyalgie (siehe 3.2.8)<br />

9. Polymyalgia rheumatica (siehe 3.2.9)<br />

10. Behçet-Krankheit (siehe 3.2.10)<br />

11. Lyme-<strong>Arthritis</strong> (siehe 3.2.11)<br />

12. Glukokortikoid-Entzugssyndrom (siehe 3.2.12)<br />

13. Weitere medizinische Gegebenheiten, die mit Arthropatie <strong>ein</strong>hergehen<br />

können (Sarkoidose, Malignität etc.) (siehe 3.2.13)<br />

Zu den Differenzialdiagnosen der RA zählen vergleichsweise häufig<br />

auftretende Krankheiten, wie Spondylarthropathien, Gicht, reaktive<br />

<strong>Arthritis</strong>, Virusinfektionen, Fibromyalgie, Pseudogicht und<br />

Osteoarthritis, während andere relativ selten vorkommen (z. B.<br />

Lyme-<strong>Arthritis</strong>). Darüber hinaus gibt es weitere, noch seltenere<br />

Erkrankungen, wie beispielsweise die Whipple-Krankheit, die<br />

hier nicht aufgelistet sind. Osteoarthritis und Pseudogicht bilden<br />

die häufigsten Differenzialdiagnosen der rheumatoiden <strong>Arthritis</strong>.<br />

Die folgenden Laboruntersuchungen können bei der Diagnose<br />

von RA <strong>ein</strong>e allgem<strong>ein</strong>e Hilfe darstellen:<br />

<strong>–</strong> Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG)<br />

<strong>–</strong> C-reaktives Prot<strong>ein</strong> (CRP)<br />

<strong>–</strong> Blutbild<br />

<strong>–</strong> Harnstoff und Elektrolyte<br />

<strong>–</strong> Leberfunktionstests


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

<strong>–</strong> Harnsäure<br />

<strong>–</strong> Analyse der Synovialflüssigkeit<br />

<strong>–</strong> Urinstatus<br />

<strong>–</strong> Rheumafaktor<br />

<strong>–</strong> Anti-CCP-Antikörper<br />

<strong>–</strong> ANA<br />

<strong>–</strong> Virale Titer<br />

3.2.1 Bindegewebeerkrankungen<br />

Die folgenden Bindegewebeerkrankungen sind als Differenzialdiagnosen<br />

der rhreumatoiden <strong>Arthritis</strong> von Bedeutung:<br />

<strong>–</strong> SLE<br />

<strong>–</strong> Sklerodermie<br />

<strong>–</strong> Polymyositis/Dermatomyositis<br />

<strong>–</strong> Undifferenzierte Bindegewebeerkrankung (UCTD:<br />

Un differentiated Connective Tissue Disease)<br />

3.2.1.1 SLE<br />

Klinische Merkmale<br />

Beim systemischen Lupus erythematodes (SLE) handelt es sich um<br />

<strong>ein</strong>e systemische Autoimmunkrankheit ungeklärter Ätiologie, von<br />

der vorwiegend junge Frauen betroffen sind. Die Prävalenz liegt<br />

bei 300 bis 500 Krankheitsfällen pro Million bei <strong>ein</strong>em Verhältnis<br />

von Frauen zu Männern von 9:1. Afroamerikaner und Asiaten<br />

weisen dabei <strong>ein</strong> erhöhtes Erkrankungsrisiko auf. Zwillings- und<br />

Familienstudien belegen <strong>ein</strong>e genetische Suszeptivität. SLE ist in<br />

Bezug auf klinische Manifestation und serologische Faktoren sehr<br />

heterogen. Das American College of Rheumatology (ACR) hat<br />

Klassifikationskriterien entwickelt, die zur Auswahl von Patienten<br />

für klinische Studien, Studien der Grundlagenforschung sowie für<br />

genetische Studien dienen (siehe Tab. 3.2).<br />

69


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

Tabelle 3.2: Revidierte ACR-Kriterien für SLE; Aktualisierung von 1997<br />

70<br />

1. Schmetterlingserythem<br />

2. Scheibenförmige<br />

Erytheme<br />

3. Photosensitivität<br />

4. Orale Ulzera<br />

5. <strong>Arthritis</strong><br />

Starre Erytheme, flach oder erhaben, im Jochbogen-Wangen-Bereich,<br />

meist Aussparung der Nasolabialfalten<br />

Erythematöse, erhabene Flecken<br />

Hautausschlag infolge ungewöhnlicher Reaktion auf<br />

Sonnenlicht<br />

Orale oder nasopharyngeale Ulzeration, normalerweise<br />

schmerzfrei<br />

Nicht erosive <strong>Arthritis</strong> an zwei oder mehr peripheren<br />

Gelenken, gekennzeichnet durch Druckempfindlichkeit der<br />

Gelenke, Schwellungen oder Ergüsse<br />

6. Serositis a) Pleuritis ODER b) Perikarditis<br />

7. Nierenstörungen<br />

8. Neurologische<br />

Störungen<br />

9. Hämatologische<br />

Befunde<br />

a) Permanente Prot<strong>ein</strong>urie von mehr als 0,5 Gramm/Tag<br />

ODER<br />

b) Zellzylinder<br />

a) Anfälle mangels gegenwirksamer Medikamente oder<br />

bekannte stoffwechselbedingte Geistesgestörtheit<br />

ODER<br />

b) Psychose mangels gegenwirksamer Medikamente oder<br />

bekannte stoffwechselbedingte Geistesgestörtheit<br />

a) Hämolytische Anämie ODER<br />

b) Leukopenie ODER<br />

c) Lymphopenie ODER<br />

d) Thrombozytopenie


10. Immunologische<br />

Befunde<br />

11. Antinukleäre<br />

Antikörper<br />

3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

a) Anti-DNA: Antikörper gegen native DNA in abnormalem<br />

Titer ODER<br />

b) Anti-Sm: Präsenz von Antikörpern gegen nukleäres<br />

Sm-Antigen ODER<br />

c) Positiver Befund von Antiphospholipid-Antikörpern<br />

(abnormale Serumkonzentration von IgG- oder IgM-<br />

Anticardiolipin-Antikörpern ODER Lupus-Antikoagulans<br />

ODER <strong>ein</strong> seit mindestens 6 Monaten bekannter, falsch<br />

positiver serologischer Test auf Syphillis)<br />

Abnormaler Titer von antinukleären Antikörpern im<br />

Immunfluoreszenztest oder äquivalentem Assay zu <strong>ein</strong>em<br />

beliebigen Zeitpunkt und in Abwesenheit von Arzneimitteln,<br />

die bekanntermaßen mit dem medikamenteninduzierten<br />

Lupus erythematodes in Zusammenhang stehen.<br />

*) Die vorgeschlagene Klassifikation basiert auf 11 Kriterien. Zum Zwecke der Identifizierung von<br />

Patienten im Rahmen klinischer Studien gilt <strong>ein</strong>e Person als SLE-Patient, wenn sie während <strong>ein</strong>es<br />

beliebigen Beobachtungszeitraums von den 11 Kriterien beliebige 4 Kriterien nach<strong>ein</strong>ander oder<br />

gleichzeitig erfüllt.<br />

Ungeachtet der Tatsache, dass die ACR-Kriterien für die Klassifizierung<br />

von Patienten zu Studienzwecken bestimmt sind, machen<br />

Rheumatologen, Internisten und zahlreiche andere Spezialisten<br />

ausgiebig Gebrauch von diesen<br />

Kriterien. Sie nutzen die Kriterien<br />

jedoch nicht nur zum Klassifizieren<br />

der Patienten, sondern in manchen<br />

Fällen auch zum Diagnostizieren<br />

der Krankheit und weiten damit<br />

ihren eigentlichen Verwendungszweck<br />

unangemessen aus.<br />

In den meisten Fällen beginnt SLE<br />

mit insidiös auftretenden, konstitutionellen<br />

Anzeichen (Unwohls<strong>ein</strong>,<br />

Abb. 3.1: Typischer mukokutaner<br />

Hautausschlag bei SLE<br />

71


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

Fieber, Gewichtsverlust, Müdigkeit),<br />

mit photosensitiven Hautausschlägen<br />

(siehe Abb. 3.1 bis 3.3)<br />

oder nicht erosiver und im Allgem<strong>ein</strong>en<br />

nicht deformierender <strong>Arthritis</strong>.<br />

Die am häufigsten beobachtete<br />

Hautmanifestation bei SLE ist das<br />

so genannte Schmetterlingserythem,<br />

<strong>ein</strong> erythematöser, malarer<br />

Hautausschlag, der häufig durch<br />

Sonnenlicht ausgelöst wird (siehe<br />

Abb. 3.4). Im späteren Stadium<br />

der Erkrankung können praktisch alle Organsysteme betroffen<br />

s<strong>ein</strong>. Etwa 50 % der Patienten leiden unter Nierenstörungen. Zu<br />

den zahlreichen neurologischen und psychiatrischen Begleitersch<strong>ein</strong>ungen<br />

(Beteiligung des zentralen Nervensystems) zählen<br />

beispielsweise hartnäckige Kopfschmerzen, Krampfanfälle, akute<br />

Schlaganfälle, Bewegungsstörungen und psychische Störungen<br />

(Depression, Psychose). Auch der Magen-Darm- sowie der<br />

Respirationstrakt können betroffen s<strong>ein</strong> (siehe Abb. 3.5). Ferner<br />

können Serositis (Pleuritis, Perikarditis, Peritonitis), Alopecie und<br />

Schleimhautulzera auftreten. Bei den meisten Patienten sind leichte<br />

Anämie, Thrombozytopenie und Leukopenie festzustellen. Die<br />

Beteiligung lebenswichtiger Organe, insbesondere der Nieren und<br />

des zentralen Nervensystems, erklärt die beträchtliche Morbidität<br />

und Mortalität. Der Krankheitsverlauf ist im Allgem<strong>ein</strong>en durch<br />

Remissionen und Rückfälle (engl. flares: so genannte flammende<br />

Röte) gekennzeichnet.<br />

Ein typisches Merkmal von SLE ist das Vorhandens<strong>ein</strong> antinukleärer<br />

Antikörper (ANA) und hoch krankheitsspezifischer Antikörper.<br />

Der Nachweis von ANA erfolgt durch indirekte Immunfluoreszenz<br />

(IIF) auf <strong>ein</strong>er humanen Epitheloidzelllinie (HEp2-Zellen). Ein negatives<br />

ANA-Ergebnis schließt <strong>ein</strong>en aktiven unbehandelten SLE<br />

(mit <strong>ein</strong>er Wahrsch<strong>ein</strong>lichkeit von 95<strong>–</strong>99 %) praktisch aus. Auf der<br />

anderen Seite sind ANA k<strong>ein</strong>esfalls spezifisch für SLE, sondern<br />

72<br />

Abb. 3.2: Photosensitive Alopezie bei SLE


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

Abb. 3.3 (links): Photosensitiver Hautausschlag auf der Brust bei SLE<br />

Abb. 3.4: Erythematöser malarer Hautauschlag bei SLE, so genanntes „Schmetterlingserythem“<br />

(Bild mit Genehmigung von Elsevier nachgedruckt aus:<br />

Rheumatology, Klippel und Diepe (Hrsg.), 2/E, ©1998 Mosby)<br />

sind auch bei <strong>ein</strong>er großen Anzahl anderer Krankheiten festzustellen.<br />

Daher werden im nächsten Schritt spezifische Marker-Antikörper<br />

analysiert. Folgende Antikörper können bei SLE auftreten:<br />

Antikörper gegen Nukleosomen (Anti-dsDNA: 70<strong>–</strong>90 %,<br />

Anti-Histone: 70<strong>–</strong>90 %, Anti-Nukleosom: 88 %, LE-Zelltest),<br />

Antikörper gegen<br />

Ribonucleoprot<strong>ein</strong>-Partikel<br />

(Anti-<br />

Sm: 25 %, Anti-<br />

U1-snRNP: 40 %),<br />

Anti-SSA/Ro (40<strong>–</strong><br />

50 %) und Anti-<br />

SSB/La (15 %),<br />

Antikörper gegen<br />

Abb. 3.5:<br />

Pleura-Erguss bei SLE<br />

73


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

Phospholipide (Anticardiolipin:<br />

20<strong>–</strong>40 %,<br />

Anti-β2-Glykoprot<strong>ein</strong><br />

I, Lupus Antikoagulans)<br />

und schließlich<br />

verschiedene Spezifitäten, wie Antikörper gegen anti-ribosomales<br />

Prot<strong>ein</strong> P (15<strong>–</strong>40 %) oder Anti-Ku (20<strong>–</strong>40 %). Antikörper gegen<br />

Anti-dsDNA, Anti-Sm und Anti-ribosomales P-Prot<strong>ein</strong> sind hoch<br />

krankheitsspezifisch, während die übrigen Antikörper auch bei<br />

anderen Erkrankungen, wie z. B. Sjögren-Syndrom oder Mischkollagenose,<br />

vorhanden s<strong>ein</strong> können.<br />

Anti-dsDNA-Antikörper werden auch als Monitoring-Instrument<br />

benutzt, da sich der Titer, insbesondere in Bezug auf<br />

Nierenstörungen, parallel zur Krankheitsaktivität verhält. Ferner<br />

steht zur Diskussion, ob diese Antikörper von pathogener Relevanz<br />

sind. Die Konzentration der Komplementfaktoren C3 und C4 wird<br />

ebenfalls zum Beurteilen der Krankheitsaktivität herangezogen,<br />

da die Verschlimmerung der Krankheit mit <strong>ein</strong>er Abnahme dieser<br />

Substanzen verbunden ist. Zirkulierende Immunkomplexe und<br />

C-reaktives Prot<strong>ein</strong> sind hier nur von geringer Bedeutung.<br />

Niedrig dosierte Kortikosteroide, NSAIDs und Antimalariamittel<br />

(Hydroxychloroquin) spielen <strong>ein</strong>e wichtige Rolle bei der<br />

Behandlung von leichtem SLE. Patienten mit ernster oder progressiver<br />

Organbeteiligung werden kurzzeitig mit hoch dosierten<br />

Kortikosteroiden und/oder Zytostatika (z. B. Cyclophosphamid)<br />

behandelt.<br />

Konventionelle Differenzierung zwischen SLE und RA<br />

(ohne Berücksichtigung von Anti-CCP-Antikörpern)<br />

SLE kann mit <strong>ein</strong>er RA-ähnlichen symmetrischen Polyarthritis<br />

von Händen, Handgelenken und Knien <strong>ein</strong>hergehen (siehe Abb.<br />

3.6). SLE-Patienten weisen jedoch normalerweise zusätzliche ex-<br />

74<br />

Abb. 3.6: Polyarthritis in<br />

den Händen <strong>ein</strong>es SLE-<br />

Patienten ohne Gelenkerosionen


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

traartikuläre Manifestationen auf, wie Hautausschlag („Schmetterlingserythem“),<br />

Fieber, Beteiligung von Nieren oder zentralem<br />

Nervensystem, Pleuritis (Entzündung der Pleura) und Auffälligkeiten<br />

der Blutwerte, z. B. <strong>ein</strong>e geringe Anzahl von weißen und<br />

roten Blutkörperchen sowie der Blutplättchen.<br />

Anders als bei der rheumatoiden <strong>Arthritis</strong> wandert die<br />

Polyarthritis bei SLE.<br />

95<strong>–</strong>99 % aller SLE-Patienten sind positiv in Bezug auf antinukleäre<br />

Antikörper (ANA). Dieser Befund ist allerdings nicht<br />

spezifisch: Etwa 30 % aller RA-Patienten besitzen ebenfalls<br />

ANA. Daher bildet <strong>ein</strong> negativer ANA-Befund hauptsächlich <strong>ein</strong><br />

Ausschlusskriterium für SLE. ANA-positive Patienten müssen im<br />

Hinblick auf die Entwicklung von SLE-Symptomen sehr sorgfältig<br />

beobachtet werden.<br />

Eine weitere Unterscheidungsmöglichkeit zwischen SLE und<br />

rheumatoider <strong>Arthritis</strong> bilden vorhandene, hoch krankheitsspezifische<br />

Autoantikörper bei SLE: dsDNA-Antikörper werden mit<br />

<strong>ein</strong>er Prävalenz von 70<strong>–</strong>90 % festgestellt, Sm-Antikörper können<br />

bei etwa 25 % aller SLE-Patienten nachgewiesen werden, und<br />

Antikörper gegen ribosomales Prot<strong>ein</strong> P treten bei 15<strong>–</strong>40 % der<br />

SLE-Patienten auf. Diese Antikörper sind bei RA hingegen nicht<br />

vorhanden.<br />

Der Rheumafaktor kann trotz s<strong>ein</strong>es Zusammenhangs mit RA<br />

nicht als Unterscheidungskriterium herangezogen werden, da ungefähr<br />

30 % der SLE-Patienten in Bezug auf den Rheumafaktor<br />

ebenfalls seropositiv sind.<br />

Tabelle 3.3 Unterscheidung zwischen SLE und RA<br />

SLE <strong>Rheumatoide</strong> <strong>Arthritis</strong><br />

ACR-Kriterien für SLE ACR-Kriterien für RA<br />

Extraartikuläre Manifestationen („Schmetterlingserythem“,<br />

Nieren oder ZNS-Beteiligung,<br />

niedrige Werte von weißen und roten<br />

Blutkörperchen und Blutplättchen)<br />

Extraartikuläre Manifestationen<br />

(Rheumaknoten, grippeähnliche<br />

Symptome etc., siehe<br />

Tab. 1.1)<br />

75


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

76<br />

SLE <strong>Rheumatoide</strong> <strong>Arthritis</strong><br />

K<strong>ein</strong>e Knochenerosionen Erosive Gelenkerkrankung<br />

Wandernde <strong>Arthritis</strong> Permanente <strong>Arthritis</strong><br />

ANA (95<strong>–</strong>99 %); geringe Krankheitsspezifität<br />

dsDNA-Ak (70<strong>–</strong>90 %) <strong>–</strong><br />

Sm-Ak (ca. 25 %) <strong>–</strong><br />

Ak gegen ribosomales Prot<strong>ein</strong> P (15<strong>–</strong>40 %) <strong>–</strong><br />

RF (30 %)<br />

ANA (30 %)<br />

3.2.1.2 Sklerodermie (Systemische Sklerose)<br />

RF (ca. 75<strong>–</strong>80 %); geringe<br />

Krankheitsspezifität<br />

Klinische Merkmale<br />

Die Bezeichnung Sklerodermie bedeutet „Verhärtung der Haut“,<br />

was gleichzeitig das charakteristische Symptom der Krankheit<br />

ist. Die systemische Sklerose ist weltweit verbreitet mit <strong>ein</strong>er<br />

Prävalenz von 126<strong>–</strong>250/Million und <strong>ein</strong>er Inzidenzrate von 0,6<strong>–</strong><br />

19/100.000/Jahr. Die Prävalenz der Sklerodermie wird in Japan<br />

auf 7 Erkrankte pro Million Menschen geschätzt, während bei<br />

<strong>ein</strong>em nordamerikanischen Indianerstamm <strong>ein</strong>e Prävalenz von<br />

472 pro Million festgestellt wurde. Frauen bergen im Vergleich<br />

zu Männern <strong>ein</strong> drei- bis achtfaches Erkrankungsrisiko, wobei<br />

die Differenz bei jüngeren Altersgruppen größer ist. Die ersten<br />

Symptome treten normalerweise im Alter zwischen 30 und<br />

50 Jahren auf.<br />

Die Sklerodermie ist <strong>ein</strong>e multisystemische Krankheit, die durch<br />

<strong>ein</strong>e zunehmende Verdickung und Verhärtung der Haut gekennzeichnet<br />

ist und sich häufig auf die viszeralen Organe ausbreitet.<br />

Bei nahezu allen Sklerodermie-Patienten tritt das Raynaud-<br />

Phänomen auf. Das charakteristische Merkmal dieses Phänomens


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

Abb. 3.7 (links): Raynaud-<br />

Phänomen<br />

Abb. 3.8: Digitale vertiefte<br />

Narben und Ulzera, häufig<br />

auftretend bei systemischer<br />

Sklerose<br />

ist die durch Kälte oder Stress<br />

ausgelöste Vasokonstriktion<br />

von <strong>ein</strong>em oder mehreren<br />

Fingern, die zum Weißwerden<br />

und anschließend zur Hyperämie<br />

führt, die dann <strong>ein</strong>e<br />

Hautrötung bewirkt (siehe<br />

Abb. 3.7). Häufig geht <strong>ein</strong><br />

neu aufgetretenes, stark ausgeprägtes Raynaud-Phänomen mit<br />

schwerer digitaler Ischämie mit Fingerspitzenulzeration <strong>ein</strong>her,<br />

die an systemische Vaskulitis erinnert (siehe Abb. 3.8).<br />

Aufgrund der Heterogenität des Krankheitsbildes fällt die<br />

Klassifizierung von Sklerodermie oft schwer. Das American<br />

College of Rheumatology (ACR) hat klinische Kriterien zur<br />

Klassifizierung von Sklerodermie entwickelt. Danach gibt es zwei<br />

Haupttypen der Sklerodermie.<br />

Die lokalisierte Sklerodermie umfasst verschiedene<br />

Unterformen, wie Morphaea (<strong>ein</strong>zelne Stellen verhärteter Haut),<br />

lineare Form (auf darunter liegende Knochen und Muskeln begrenzte<br />

Hautverhärtung) und Sclérodermie on coup de sabre<br />

(säbelhiebartige Sklerodermie ausschließlich am Kopf und im<br />

Gesicht). Die systemische Sklerodermie kann hingegen in zwei<br />

Unterformen <strong>ein</strong>geteilt werden: begrenzte Sklerodermie und diffuse<br />

Sklerodermie.<br />

Bei der diffusen Variante kann die Fibrose der Haut und anderer<br />

Organe sich weit auf den Körper ausbreiten und lebensbedrohlich<br />

s<strong>ein</strong>. Ungefähr 95 % der Patienten zeigen charakteristische<br />

Veränderungen der Haut (Sklerose, siehe Abb. 3.9), bei ca.<br />

77


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

Abb. 3.9: Hautverhärtung mit Hyperpigmentierung<br />

von Brust und<br />

Bauch <strong>ein</strong>es Patienten mit diffuser<br />

Sklerodermie<br />

90 % tritt das Raynaud-Phänomen<br />

auf, 95 % haben geschwollene<br />

Finger und 96 %<br />

leiden unter Arthralgien. Bei<br />

etwa 50 % der Patienten wird<br />

in der Frühphase der Krankheit<br />

<strong>ein</strong>e Magen-Darm- oder<br />

Lun gen beteiligung er kennbar.<br />

Zu sätzlich können sich<br />

(bei ca. 10 % der Fälle) Myokardiopathie<br />

und Einschränkungen<br />

der Nierenfunktion<br />

entwickeln.<br />

Die begrenzte Sklerodermie<br />

bleibt hingegen<br />

auf die Finger oder distalen Extremitäten (k<strong>ein</strong>e Rumpfbeteiligung)<br />

beschränkt und verläuft weniger schmerzhaft und günstiger.<br />

Die meisten Patienten mit begrenzter Sklerodermie entwickeln<br />

die typischen Merkmale des CREST-Syndroms: Calcinosis<br />

cutis (subkutane Kalkablagerungen), Raynaud-Phänomen (99 %<br />

der Fälle), ösophageale (engl.: esopha geal) Bewegungsstörungen<br />

(90 % der Fälle), Sklerodaktylie (dünne, blasse, skle ro tische Fin ger,<br />

siehe Abb. 3.10) und<br />

Tele angie k ta sie (bleibende<br />

Er wei terung<br />

78<br />

Abb. 3.10: Finger- und<br />

Hand-Sklerodermie <strong>–</strong> fortgeschritteneHautverhärtung,<br />

die den Patienten<br />

unfähig macht, <strong>ein</strong>e Faust<br />

zu bilden


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

Abb. 3.11: Punktförmige Telangiektasien auf<br />

den Wangen bei seit langem bestehender,<br />

begrenzter Sklerodermie. Die straffe, glatte<br />

Haut im Gesicht führt zu <strong>ein</strong>er zunehmenden<br />

Verkl<strong>ein</strong>erung der Mundöffnung und<br />

radialer Furchenbildung um die Lippen<br />

kl<strong>ein</strong>er, oberflächlicher Blutgefäße,<br />

siehe Abb. 3.11) (90 % der Fälle). Es<br />

gibt allerdings Forderungen, die in<br />

diesem Zusammenhang verwendete<br />

Bezeichnung „CREST-Syndrom“<br />

solle durch „begrenzte Sklerodermie“<br />

ersetzt werden, da viele Patienten nicht alle Merkmale von<br />

CREST aufweisen. Die Beteiligung innerer Organe bleibt im Allgem<strong>ein</strong>en<br />

auf den Ösophagus und andere Teile des Magen-Darm-<br />

Trakts beschränkt.<br />

Die Behandlung umfasst Gefäßtherapie (Warmhalten, Vasodilatatoren),<br />

Immunmodulation (z. B. Cyclophosphamid) und<br />

anti fibrotische Arzneimittel (D-Penicillamin, Interferon-α, Inter -<br />

feron-γ, Colchicin). Darüber hinaus ist möglicherweise <strong>ein</strong>e organspezifische<br />

Therapie notwendig.<br />

Konventionelle Unterscheidung zwischen Sklerodermie und RA<br />

(ohne Berücksichtigung von Anti-CCP-Antikörpern)<br />

Trotz augensch<strong>ein</strong>licher Krankheitsmerkmale, die klar von der<br />

RA zu unterscheiden sind, stellt die Sklerodermie <strong>ein</strong>e Differenzialdiagnose<br />

der rheumatoiden <strong>Arthritis</strong> dar. Dies ist auf die Tatsache<br />

zurückzuführen, dass die Sklerodermie mit moderaten bis<br />

schweren Allgem<strong>ein</strong>symptomen und <strong>ein</strong>er leichten Polyarthritis<br />

der proximalen Interphalangealgelenke (PIP) und der Metacarpophalangealgelenke<br />

(MCP) beginnt, ähnlichen Symptomen also,<br />

wie sie bei RA auftreten.<br />

Die Differenzierung zwischen <strong>ein</strong>er beginnenden Sklerodermie<br />

und RA kann anhand der Bestimmung spezifischer Antikörper<br />

erfolgen. Antikörper gegen Anti-topo-I (Scl-70) sind gegen<br />

Topoisomerase I gerichtet, <strong>ein</strong> nukleäres Schlüsselenzym, das<br />

79


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

überspiralisierte DNA in die erforderlichen Konformationen für<br />

die normale DNA-Replikation und -Transkription überführt. Anti-<br />

Topo-I-Antikörper sind hoch spezifisch für diffuse Sklerodermie<br />

und weisen <strong>ein</strong>e Sensitivität von ungefähr 30 % auf. Autoantikörper<br />

gegen die RNA-Polymerasen I und III sind ebenfalls hoch spezifisch<br />

für diffuse Sklerodermie, insbesondere in Zusammenhang<br />

mit Nierenstörungen.<br />

Hoch spezifische Autoantikörper gegen Zentromer- oder<br />

Kinetochorprot<strong>ein</strong>e (z. B. Anti-CENP-B) können im Serum von bis<br />

zu 90 % der Patienten mit begrenzter Sklerodermie nachgewiesen<br />

werden. Im Vergleich zu Patienten mit Anti-Topo-I-Antikörpern<br />

erleben Patienten mit Anti-Zentromer-Antikörpern <strong>ein</strong>en günstigeren<br />

und längeren Krankheitsverlauf. Anti-Zentromer-Antikörper<br />

können auch bei Patienten mit primärem Raynaud-Syndrom<br />

festgestellt werden, <strong>ein</strong>er Gruppe, bei der häufig <strong>ein</strong> späteres<br />

Fortschreiten zur begrenzten Sklerodermie zu beobachten ist.<br />

Neben Sklerodermie-spezifischen Antikörpern können für die<br />

Unterscheidung zwischen neu aufgetretener Sklerodermie und<br />

rheumatoider <strong>Arthritis</strong> auch extraartikuläre Manifestationen herangezogen<br />

werden.<br />

Der Rheumafaktor, der bei etwa 75<strong>–</strong>80 % der RA-Patienten<br />

nachgewiesen werden kann, ist ungeeignet für die Differenzierung,<br />

da etwa 20 % der Sklerodermie-Patienten ebenfalls seropositiv in<br />

Bezug auf den RF sind.<br />

Tabelle 3.4 Unterscheidung zwischen Sklerodermie und RA<br />

Sklerodermie <strong>Rheumatoide</strong> <strong>Arthritis</strong><br />

Ak gegen Anti-Topo-I (Scl 70): 30 % d.<br />

Patienten mit diffuser Sklerodermie;<br />

<strong>–</strong><br />

Anti-RNA-Polymerase I und III spezifisch<br />

für diffuse Sklerodermie<br />

Ak gegen Zentromer (CENP-B): 90 %<br />

der Patienten mit begrenzter Sklerodermie<br />

80<br />

<strong>–</strong>


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

Sklerodermie <strong>Rheumatoide</strong> <strong>Arthritis</strong><br />

<strong>–</strong> ACR-Kriterien für RA<br />

RF (20 %)<br />

Raynaud-Phänomen<br />

Sklerose<br />

3.2.1.3 Polymyositis/Dermatomyositis<br />

RF (75<strong>–</strong>80 %), geringe Krankheitsspezifität<br />

Extraartikuläre Manifestationen<br />

(grippeähnliche Symptome, Rheumaknoten<br />

etc., siehe Tab. 1.1)<br />

Klinische Merkmale<br />

Die berichtete Gesamtinzidenz von Polymyositis/Dermatomyositis<br />

beläuft sich auf ungefähr 2<strong>–</strong>10/100.000/Jahr, mit <strong>ein</strong>em Altersgipfel<br />

im fünften und sechsten Lebensjahrzehnt und <strong>ein</strong>em weiteren,<br />

aber weniger ausgeprägten Gipfel im Kindesalter. Die Prävalenz<br />

liegt bei 20<strong>–</strong>50/Million, das Verhältnis von weiblichen zu männlichen<br />

Patienten ist dabei 2:1. Die Krankheit tritt bei Schwarzen<br />

häufiger auf als bei Weißen. Polymyositis/Dermatomyositis ist<br />

gekennzeichnet durch <strong>ein</strong>e chronische Entzündung der quergestreiften<br />

Skelettmuskulatur (Polymyositis) und manchmal zusätzlich<br />

der Haut (Dermatomyositis).<br />

Das charakteristische Merkmal der<br />

Myositis bildet die symmetrische<br />

Muskelschwäche. Bei manchen<br />

Pa tienten mit Polymyositis/Derma<br />

tomyositis entwickelt sich die<br />

Myositis akut, mit Fieber, Un wohls<strong>ein</strong>,<br />

Gelenkschmerzen und Niereninsuffizienz,<br />

in den meisten Fällen<br />

be ginnt die Krankheit jedoch subakut.<br />

Abb. 3.12 : Bläulich violetter Ausschlag und<br />

Lidödeme bei <strong>ein</strong>em Jungen mit Dermatomyositis<br />

81


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

Abb. 3.13: Gottron-Papeln, <strong>ein</strong> erythematöser,<br />

schuppender Ausschlag an den<br />

Fingerknöcheln und auf den Handrücken<br />

bei früher Dermatomyositis<br />

Abb. 3.14: Kalkablagerungen in den<br />

Weichteilen<br />

82<br />

Anders als bei der Polymyositis<br />

ist die zusätzlich<br />

zu den Muskelsymptomen<br />

auftretende Hautbeteili gung<br />

bei der Dermatomyositis<br />

na he zu pathognomonisch.<br />

Sie besteht aus <strong>ein</strong>em erythematösen,schmetterlingsförmigen<br />

Ausschlag der<br />

sonnenlichtexponierten Haut<br />

auf Wangen, Nasen rücken<br />

und Stirn mit Verfärbung<br />

der Augenlider (siehe Abb.<br />

3.12), verschiedenen anderen,<br />

typischen Ausschlägen<br />

(z. B. Gottron-Papeln, siehe<br />

Abb. 3.13) und Teleangiektasien<br />

(bleibende Erweiterung<br />

kl<strong>ein</strong>er, oberflächlicher Blutgefäße).<br />

Kalkablagerungen<br />

können zum spät auftretenden,<br />

behindernden Problem<br />

bei chronischer Dermatomyositis<br />

werden, insbesondere<br />

bei Krankheitsbeginn in der<br />

Kindheit. Bei im Erwachsenenalter erstmals aufgetretener Erkrankung<br />

sind Kalkablagerungen ungewöhnlich (siehe Abb. 3.14). Im<br />

Gegensatz zur Polymyositis sind bei der Dermatomyositis erhebliche<br />

Gefäßschädigungen zu beobachten. Forscher haben bereits<br />

<strong>ein</strong>en Zusammenhang zwischen Dermatomyositis und Malignität<br />

bei älteren Menschen beschrieben.<br />

Bei der Polymyositis/Dermatomyositis tritt neben der Muskelschwäche<br />

normalerweise <strong>ein</strong>e Atrophie auf. Muskelschmerzen<br />

und Druckempfindlichkeit können zwar vorkommen, sind aber<br />

bei manifester Synovitis im Allgem<strong>ein</strong>en stärker ausgeprägt. Die<br />

Creatinkinase-Aktivität im Serum ist generell erhöht und korreliert<br />

mit der Krankheitsaktivität (in Akutphasen bis zu 50fache<br />

Erhöhung des Normalwerts). Die Elektromyographie bringt <strong>ein</strong>


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

typisches Myopathiemuster zum Vorsch<strong>ein</strong>, das allerdings nicht<br />

spezifisch für Autoimmunkrankheiten der Muskeln ist. Während<br />

akuter Stadien können mit Hilfe des Magnetresonanzverfahrens<br />

Muskelödeme festgestellt werden. Die Muskelbiopsie stellt<br />

schließlich das definitive Diagnos<strong>ein</strong>strument zum Identifizieren<br />

der Polymyositis/Dermatomyositis dar. Andere Organsysteme, wie<br />

Gelenke, Lunge (Fibrose), Herz und Magen-Darm-Trakt, können<br />

ebenfalls betroffen s<strong>ein</strong>.<br />

Bei Gelenkbeteiligung tritt Polyarthralgie und/oder Polyarthritis<br />

mit RA-ähnlichen Symptomen auf. Am häufigsten betroffen sind<br />

die Handgelenke, die Knie sowie die kl<strong>ein</strong>en Gelenke der Hand.<br />

Die Morgensteifigkeit ist stark ausgeprägt. <strong>Arthritis</strong> kommt besonders<br />

oft bei Patienten mit Overlap-Syndrom sowie bei Patienten mit<br />

Antikörpern gegen die Untergruppe der Anti-tRNA-Synthetasen<br />

vor (siehe unten).<br />

Der Nachweis von Myositis-spezifischen Autoantikörpern stellt<br />

<strong>ein</strong>e weitere Diagnosehilfe dar.<br />

Zu den am häufigsten festgestellten Antikörpern gehören<br />

Antikörper gegen die Aminoacyl-tRNA-Synthetasen, besonders<br />

Histidyl-tRNA-Synthetase, die ursprünglich als Jo-1 beschrieben<br />

wurde. Diese Antikörper werden bei bis zu 20 % der Patienten<br />

mit Polymyositis oder Dermatomyositis festgestellt, und zwar vorwiegend<br />

bei Patienten mit Lungenfibrose. Ebenfalls beschrieben<br />

wurden Autoantikörper gegen Alanyl- (PL-12), Threonyl- (PL-7),<br />

Glycyl- (EJ) und Isoleucyl-tRNA-Synthetasen (OJ).<br />

Bei an Polymyositis Erkrankten seltener beobachtet werden<br />

Autoantikörper gegen SRP (Signal Recognition Particle).<br />

Patienten mit diesen Antikörpern neigen zu <strong>ein</strong>er sehr schweren,<br />

Steroid-resistenten Myositis mit akutem Beginn und schlechter<br />

Prognose, die normalerweise mit <strong>ein</strong>er Herzbeteiligung <strong>ein</strong>hergeht.<br />

Anti-Mi-2-Antikörper sind charakteristisch für Dermatomyositis-<br />

Patienten (15<strong>–</strong>35 %). Diese Antikörper sind gegen <strong>ein</strong>e Helikase<br />

gerichtet. Aufgrund ihrer geringen Krankheitsspezifität (Vorkommen<br />

bei 5 % von SLE-Patienten) ist ihr Nutzen für die<br />

Diagnose begrenzt.<br />

Wenn Patienten gleichzeitig unter Myositis und systemischer<br />

Sklerose leiden, spricht man von <strong>ein</strong>em Overlap-Syndrom. Etwa<br />

25 % dieser Patienten besitzen Antikörper gegen das nukleo-<br />

83


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

läre Antigen PM-Scl. Das PM-Scl-Autoantigen besteht aus <strong>ein</strong>em<br />

Komplex von 11<strong>–</strong>16 Prot<strong>ein</strong>en im Bereich von 20 kD bis<br />

110 kD. In den meisten Fällen richtet sich die Immunreaktion<br />

gegen <strong>ein</strong> 100-kD-Prot<strong>ein</strong>, <strong>ein</strong>e Reaktivität ist jedoch auch gegen<br />

<strong>ein</strong>e 70- oder 75-kD-Komponente zu verzeichnen. In Japan<br />

wurde bei <strong>ein</strong>igen Patienten mit Overlap-Syndrom festgestellt,<br />

dass ihre Autoantikörper nicht gegen das PM-Scl-Antigen, sondern<br />

hauptsächlich gegen das 70-kD/80-kD- Ku-Antigen gerichtet<br />

waren. Ferner können bei Myositis-Overlap-Syndromen auch<br />

Autoantikörper gefunden werden, die typischerweise mit anderen<br />

Bindegewebekrankheiten assoziiert sind (z. B. Anti-U1RNP, Anti-<br />

PM-Scl, Anti-SS-A, Anti-Zentromer).<br />

Die Behandlung besteht normalerweise aus <strong>ein</strong>er Kortikosteroid-<br />

Therapie. Falls <strong>ein</strong> Patient auf diese Therapie nicht anspricht, werden<br />

Methotrexat und andere Immunsuppressiva <strong>ein</strong>gesetzt. Manche<br />

Patienten sprechen Berichten zufolge auch auf Plasmapherese<br />

und γ-Globulin an.<br />

Konventionelle Unterscheidung zwischen Polymyositis/Dermatomyositis<br />

und RA (ohne Berücksichtigung von Anti-CCP-Antikörpern)<br />

Die autoimmun bedingte Muskelkrankheit ist <strong>ein</strong>e potenzielle<br />

Differenzialdiagnose der RA. Dies ist <strong>ein</strong>erseits auf die Tatsache<br />

zurückzuführen, dass sich im Verlauf von RA <strong>ein</strong>e Myopathie entwickeln<br />

kann, und andererseits die autoimmun bedingte Muskelkrankheit<br />

häufig mit moderaten bis schweren Allgem<strong>ein</strong>symptomen<br />

und leichter <strong>Arthritis</strong> der proximalen Interphalangeal- (PIP)<br />

und der Metacarpophalangealgelenke (MCP) beginnt. In seltenen<br />

Fällen können bei <strong>ein</strong>em Patienten beide Krankheiten koexistieren.<br />

Die Unterscheidung zwischen Polymyositis/Dermatomyositis<br />

und RA erfolgt durch <strong>ein</strong>e Analyse von Myositis-spezifischen<br />

Merkmalen. Im Rahmen dieser Analyse wird beispielsweise<br />

die CK-Aktivität (CK: Creatinkinase) im Serum bestimmt,<br />

es werden NMR-Untersuchungen durchgeführt, und anhand<br />

von Biopsieproben werden schließlich typische Veränderungen<br />

festgestellt. Charakteristische Hautveränderungen sind bei<br />

Dermatomyositis zu beobachten. Zusätzlich bietet die Existenz<br />

von Myositis-spezifischen Antikörpern, wie Jo-1 oder anderer<br />

84


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

spezifischer Antikörper (PL-12, Pl-7, EJ, OJ) <strong>ein</strong>e Hilfe bei der<br />

Unterscheidung zwischen autoimmun bedingter Myopathie und<br />

RA. Auf der anderen Seite sind die ACR-Kriterien und typische<br />

extraartikuläre Manifestationen (z. B. Rheumaknoten) charakteristisch<br />

für RA und helfen bei der Abgrenzung gegenüber<br />

Polymyositis/Dermatomyositis.<br />

Der Rheumafaktor ist für <strong>ein</strong>e Differenzierung ungeeignet, da<br />

etwa 20 % der Polymyositis-/Dermatomyositis-Patienten in Bezug<br />

auf RF ebenfalls seropositiv sind.<br />

Tabelle 3.5 Unterscheidung zwischen Poly-/Dermatomyositis und RA<br />

Poly-/Dermatomyositis <strong>Rheumatoide</strong> <strong>Arthritis</strong><br />

Erhöhter CK-Wert <strong>–</strong><br />

Veränderungen in Muskel-NMR<br />

erkennbar<br />

<strong>–</strong><br />

Typische Veränderungen in der<br />

Muskelbiopsie erkennbar<br />

Autoantikörper (Jo-1 (20 %), PL-12,<br />

PL-7, EJ, OJ)<br />

Leichte <strong>Arthritis</strong> von PIP- und MCP-<br />

Gelenken<br />

RF (20 %)<br />

Hautbeteiligung im Fall von Dermatomyositis<br />

<strong>–</strong><br />

-<br />

ACR-Kriterien<br />

RF (75<strong>–</strong>80 %), geringe Krankheitsspezifität<br />

Extraartikuläre Manifestationen<br />

(Rheumaknoten, grippeähnliche<br />

Symptome etc., siehe Tab. 1.1)<br />

85


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

3.2.1.4 Undifferenzierte Bindegewebeerkrankung (UCTD: Undifferentiated<br />

Connective Tissue Disease)<br />

Klinische Merkmale<br />

Mit der Bezeichnung undifferenzierte Bindegewebeerkrankung<br />

(UCTD: Undifferentiated Connective Tissue Disease) wird <strong>ein</strong><br />

Zustand beschrieben, bei dem sich <strong>ein</strong>e Kollagenose zwar schon<br />

äußert (möglicherweise mit weiteren Krankheiten assoziiert), sich<br />

aber noch nicht bis zu <strong>ein</strong>em Punkt entwickelt hat, an dem sie<br />

leicht zu identifizieren wäre. Die Ärzte wissen daher nicht genau,<br />

mit welcher Krankheit sie es zu tun haben. Nicht selten sind<br />

zwar mehrere Symptome der Krankheit vorhanden, aber nicht in<br />

geeignetem Maße, um <strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>deutige Diagnose zu erlauben. Zu<br />

den häufig auftretenden Symptomen zählen Myositis, Vaskulitis<br />

und Raynaud-Phänomen. Aus der undifferenzierten Bindegewebeerkrankung<br />

können sich Krankheiten wie SLE, Sklerodermie,<br />

Polymyositis, Vaskulitis, RA, Sjögren-Syndrom und Fibromyalgie<br />

entwickeln. In vielen Fällen werden verschiedene Gruppen von<br />

Autoantikörpern festgestellt (z. B. Anti-Zentromer).<br />

Die Mischkollagenose (MCTD: Mixed Connective Tissue Disease)<br />

wird ebenfalls oft dieser Unter gruppe zugeordnet und manchmal<br />

auch als „undifferenzier te Bindegewebe erkrankung“ bezeichnet.<br />

Patienten mit Mischkollagenose wei sen Merk male von zwei oder<br />

mehr Binde gewebe krank heiten auf, wie SLE, Sklerodermie und Polymyositis/Dermato<br />

myo sitis und haben gleichzeitig cha rakteristisch<br />

hohe Titer von Antikörpern gegen die 70-kD-Komponente des<br />

U1-snRNP- Partikels. Zu den typischen klinischen Merkmalen<br />

zählen Raynaud-Phänomen, Polyarthritis, Handschwellungen,<br />

Sklero daktylie, Arthralgien, Myositis, restriktive Lungenkrankheit<br />

und Funktionsstörungen des Ösophagus. Es handelt sich um <strong>ein</strong>e<br />

seltene Krankheit mit <strong>ein</strong>em Verhältnis von weiblichen zu männlichen<br />

Patienten von 4:1.<br />

Ein Anteil von 60<strong>–</strong>70 % der Patienten leidet unter <strong>Arthritis</strong>. Die<br />

Unterscheidung von RA kann schwierig s<strong>ein</strong>, da sich in vielen<br />

Fällen <strong>ein</strong>e deformierende, erosive <strong>Arthritis</strong> entwickelt.<br />

86


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

Konventionelle Unterscheidung zwischen UCTD und RA<br />

(ohne Berücksichtigung von Anti-CCP-Antikörpern)<br />

Die Mischkollagenose wird anfangs möglicherweise als RA diagnostiziert.<br />

Eine Hilfe bei der Unterscheidung zwischen den beiden<br />

Krankheiten bietet der Nachweis von Anti-70-kD-Antikörpern<br />

im Falle der Mischkollagenose. Ferner sind die extraartikulären<br />

Manifestationen charakteristisch für RA. Der Rheumafaktor kann<br />

allerdings nicht als Unterscheidungskriterium dienen, da er auch bei<br />

etwa 25 % der Patienten mit Mischkollagenose festzustellen ist.<br />

Die UCTD kann von der RA <strong>ein</strong>erseits anhand ihrer spezifischen<br />

Antikörpergruppen und andererseits anhand der ACR-<br />

Kriterien und extraartikulären Manifestationen von RA unterschieden<br />

werden.<br />

Tabelle 3.6: Unterscheidung zwischen UCTD/Mischkollagenose und RA<br />

Undifferenzierte Bindegewebeerkrankung<br />

(UCTD);<br />

Mischkollagenose<br />

Mischkollagenose: Ak gegen Anti-70kD<br />

(95<strong>–</strong>100 %); UCTD: verschiedene<br />

Antikörpergruppen<br />

<strong>–</strong> ACR-Kriterien<br />

Raynaud-Phänomen<br />

Polymyositis<br />

<strong>Rheumatoide</strong> <strong>Arthritis</strong><br />

<strong>–</strong><br />

Extraartikuläre Manifestationen<br />

(Rheumaknoten etc., siehe Tab. 1.1)<br />

RF (25 % bei Mischkollagenose) RF (ca. 75<strong>–</strong>80 %), geringe Krankheitsspezifität<br />

3.2.2 Seronegative Spondylarthropathie<br />

Die folgenden seronegativen Spondylarthropathien sind als Differenzialdiagnosen<br />

der rheumatoiden <strong>Arthritis</strong> relevant: Spondylitis<br />

ankylosans, reaktive <strong>Arthritis</strong>, <strong>Arthritis</strong> psoriatica und entzündliche<br />

Darmerkrankung.<br />

87


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

3.2.2.1 Spondylitis ankylosans<br />

Klinische Merkmale<br />

Spondylitis ankylosans kommt bei Männern häufiger vor als bei<br />

Frauen (Verhältnis 5:1) und beginnt meist im Alter zwischen 20 und<br />

40 Jahren. Bei Kaukasiern bewegt sich die Prävalenz von Spondylitis<br />

ankylosans normalerweise in <strong>ein</strong>em Bereich von 0,5<strong>–</strong>1,0 %.<br />

In den USA liegt die Inzidenz bei 6,6/100.000/Jahr. Diese chronische<br />

Form von <strong>Arthritis</strong> betrifft primär das Achsenskelett und nur<br />

sekundär dessen (die Extremitäten betreffenden) Grenzgelenke.<br />

Am häufigsten präsentiert sich die Krankheit mit Schmerzen und<br />

Steife im unteren Rücken. Die Symptome werden durch mangelnde<br />

Bewegung verstärkt und durch leichte Übungen gemildert.<br />

Charakteristisch sind radiologische Veränderungen (Erosion und<br />

Sklerose) im Iliosakralbereich (zwischen Kreuzb<strong>ein</strong> und Hüfte),<br />

die jedoch erst nach <strong>ein</strong>igen Jahren der Erkrankung sichtbar wer-<br />

88<br />

Abb. 3.15 (links): Junger Mann mit<br />

Spondylitis ankylosans<br />

Abb. 3.16: Seitenansicht der Lumbosakralwirbelsäule<br />

mit dünnen und<br />

prägnanten Syndesmophyten von<br />

Spondylitis ankylosans (so genannte<br />

Bambusstabwirbelsäule)


Abb. 3.17: Akute anteriore<br />

Uveitis mit circumcornealer<br />

Kongestion (Stauung um die<br />

Hornhaut) und irregulärer<br />

Pupille<br />

3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

den. Früher <strong>ein</strong>setzende<br />

Symptome sind verminderte<br />

Thoraxausdehnung<br />

aufgrund der Beteiligung<br />

der Rippenwirbelgelenke.<br />

Im fortgeschrittenen Stadium kann die gesamte Wirbelsäule<br />

<strong>ein</strong>steifen (knöcherne Ankylose), so dass k<strong>ein</strong>e Bewegung mehr<br />

möglich ist (siehe Abb. 3.15 und 3.16).<br />

Klassifizierungskriterien wurden erstmals 1961 <strong>ein</strong>geführt<br />

(Rom-Kriterien: Schmerzen und Steife im unteren Rücken,<br />

Schmerzen und Steife im Thoraxbereich, <strong>ein</strong>geschränkte Bewegung<br />

in der Lendenwirbelsäule (LWS), begrenzte Thoraxausdehnung<br />

und Manifestation von Iritis) und 1966 revidiert (New York-<br />

Kriterien: frühere oder aktuelle Schmerzen im Bereich des<br />

dorso-lumbalen Übergangs oder in der Lendenwirbelsäule,<br />

Bewegungs<strong>ein</strong>schränkung bei Anteriorflexion, Lateroflexion und<br />

Extension sowie <strong>ein</strong>geschränkte Thoraxausdehnung). In Europa<br />

wurden von der European Spondyloarthropathy Study Group<br />

(ESSG) weitere Klassifizierungskriterien entwickelt.<br />

Eine vorübergehende, akute <strong>Arthritis</strong> der peripheren Gelenke tritt<br />

bei ungefähr 50 % der Fälle auf, während permanente Veränderungen<br />

in den peripheren Gelenken, meist der Hüften, Schultern<br />

und Knie bei etwa 25 % der Erkrankten beobachtet werden. Die<br />

<strong>Arthritis</strong> ist in der Regel symmetrisch ausgeprägt. Die am häufigsten<br />

auftretende Beteiligung außerhalb der Wirbelsäule bei Patienten<br />

mit Spondylitis ankylosans ist die (auch als akute Iritis oder<br />

Iridozyklitis bezeichnete) akute Uveitis anterior (siehe Abb. 3.17).<br />

Weitere mögliche Organmanifestationen außerhalb der Wirbelsäule<br />

sind Amyloidose (extravaskuläre Ablagerung von fibrillären<br />

Prot<strong>ein</strong>en und nachfolgende Störung des Metabolitentransports)<br />

oder IgA-Nephropathie. Die spondylitische Herzkrankheit, die<br />

89


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

hauptsächlich durch atrioventrikuläre Reizleitungsstörungen und<br />

Aorteninsuffizienz gekennzeichnet ist, kann bei 3<strong>–</strong>5 % der Patienten<br />

mit lang bestehender, schwerer Krankheit auftreten.<br />

Das Serum von Patienten mit Spondylitis ankylosans ist in<br />

Bezug auf den Rheumafaktor fast immer negativ. Die Erkrankten<br />

weisen erhöhte BSG- und CRP-Werte auf, die jedoch nicht in<br />

Zusammenhang mit der Krankheitsaktivität stehen. Die Inzidenz<br />

von HLA-B27 ist drastisch erhöht. Das MHC-Klasse-I-Molekül<br />

HLA-B27 (das von 6 verschiedenen Allelen codiert wird) ist<br />

bei 90<strong>–</strong>95 % der Patienten mit Spondylitis ankylosans festzustellen,<br />

im Gegensatz zu 4<strong>–</strong>13 % bei gesunden Kaukasiern. Die<br />

Prävalenz von HLA-B27 in der Allgem<strong>ein</strong>bevölkerung deutet auf<br />

beträchtliche geographische Unterschiede hin und bewegt sich<br />

zwischen 52,9 % in Papua-Neuguinea und 0 % in Guatemala und<br />

Afrika. Dies hat signifikante Auswirkungen auf das Vorkommen<br />

HLA-B27-relevanter Störungen. Mit Ausnahme von Patienten<br />

mit anderen seronegativen Spondylarthropathien (reaktive<br />

<strong>Arthritis</strong>, <strong>Arthritis</strong> psoriatica, entzündliche Darmerkrankung),<br />

ist bei Patienten mit rheumatischen Erkrankungen k<strong>ein</strong>e erhöhte<br />

Inzidenz von HLA-B27 festzustellen. Die enge Verknüpfung von<br />

seronegativen Spondylarthropathien mit HLA-B27 spiegelt wahrsch<strong>ein</strong>lich<br />

die direkte Beteiligung des HLA-B27-Genprodukts an<br />

der Pathogenese wider.<br />

Spondylitis ankylosans kann auch mit Psoriasis, chronisch entzündlicher<br />

Darmerkrankung und reaktiver <strong>Arthritis</strong> assoziiert s<strong>ein</strong>.<br />

Neben physikalischer Therapie und Beschäftigungstherapie<br />

besteht die Standardbehandlung von Spondylitis ankylosans aus<br />

der Verabreichung von NSAIDs. Darüber hinaus werden infolge<br />

neuer Behandlungsansätze auf diesem Krankheitsgebiet auch<br />

DMARDs, Immunsuppressiva oder TNF-α-Hemmer (Remicade ®<br />

und Enbrel ® ) <strong>ein</strong>gesetzt (siehe Kap. 1.4 „Therapie von RA“). In<br />

Sonderfällen werden isolierte Gelenke mit Strahlentherapie behandelt.<br />

Konventionelle Unterscheidung zwischen Spondylitis ankylosans und RA<br />

(ohne Berücksichtigung von Anti-CCP-Antikörpern)<br />

Anders als bei RA ist bei Spondylitis ankylosans primär das<br />

Achsen skelett (Kreuzschmerzen) betroffen. Die rheumatoide<br />

90


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

<strong>Arthritis</strong> kann sich zwar letztlich ebenfalls auf die Wirbelsäule<br />

ausdehnen, dies geschieht jedoch typischerweise im Bereich der<br />

Halswirbelsäule. Eine vorliegende Knochenproliferation mit normaler<br />

Mineralisation und knöcherner Ankylose (Gelenksteife) sowie<br />

das Fehlen von Osteoporose sind bei der Unterscheidung von<br />

Spondylitis ankylosans und rheumatoider <strong>Arthritis</strong> der peripheren<br />

Gelenke nützlich. Zu Beginn sollte <strong>ein</strong>e konventionelle Röntgenaufnahme<br />

gemacht werden. Magnetresonanz-Tomographie und<br />

Computer-Tomographie spielen <strong>ein</strong>e wichtige Rolle bei der Abbildung<br />

verschiedener Abschnitte der Wirbelsäule.<br />

Konstitutionelle Symptome, wie sie bei rheumatoider <strong>Arthritis</strong><br />

auftreten, kommen bei den meisten Patienten mit Spondylitis<br />

ankylosans nicht vor. Aus diesem Grund können die extraartikulären<br />

Manifestationen der rheumatoiden <strong>Arthritis</strong> als weiteres<br />

Unterscheidungskriterium dienen.<br />

Tabelle 3.7 Unterscheidung zwischen Spondylitis ankylosans und RA<br />

Spondylitis ankylosans <strong>Rheumatoide</strong> <strong>Arthritis</strong><br />

Vorwiegend Beteiligung des<br />

Achsenskeletts (Iliosakralbereich!);<br />

Kreuzschmerzen<br />

HLA-B27 (90<strong>–</strong>95 %)<br />

<strong>–</strong><br />

Charakteristische radiologische<br />

Veränderungen (Iliosakralbereich)<br />

Reduzierte Thoraxausdehnung<br />

Bei Beteiligung des Achsenskeletts nur<br />

HWS-Bereich<br />

HLA-B27-Häufigkeit nicht erhöht<br />

(4<strong>–</strong>13 % bei gesunden Euro-Kaukasiern)<br />

RF (ca. 70 %); geringe Krankheitsspezifität<br />

Typisches Röntgenbild von Händen und<br />

Füßen<br />

K<strong>ein</strong>e Auswirkung auf Thoraxausdehnung<br />

91


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

92<br />

Spondylitis ankylosans <strong>Rheumatoide</strong> <strong>Arthritis</strong><br />

Knochenproliferation ohne Demineralisation;<br />

knöcherne Ankylose<br />

(Gelenksteife)<br />

Osteoporose, Erosionen, Dekalzifikation,<br />

Gelenkspaltverschmälerung<br />

<strong>–</strong> ACR-Kriterien für RA<br />

Iritis als extraartikuläre Manifestation<br />

<strong>–</strong><br />

3.2.2.2 Reaktive <strong>Arthritis</strong> (Reiter-Krankheit)<br />

Keratoconjunctivitis als extraartikuläre<br />

Manifestation<br />

Extraartikuläre Manifestationen (grippeähnliche<br />

Symptome, Rheumaknoten<br />

etc., siehe Tab. 1.1)<br />

Klinische Merkmale<br />

Bei der reaktiven <strong>Arthritis</strong> handelt es sich um <strong>ein</strong>e Entzündung<br />

mehrerer Gelenke, die durch <strong>ein</strong>e Infektion in anderen Körperteilen<br />

ausgelöst wird. Sie kann <strong>ein</strong>er durch verdorbene Lebensmittel<br />

hervorgerufenen Infektion mit Salmonella, Shigella, Yersinia oder<br />

Campylobacter folgen oder aus bestimmten, durch sexuellen Kontakt<br />

übertragenen Infektionen des Urogenitaltrakts (z. B. Chlamydia<br />

trachomatis, HIV) hervorgehen. Ferner kann die auslösende<br />

Infektion auch in den Atemwegen ihren Ursprung haben (Chlamydia<br />

pneumoniae und andere, z. B. Streptococci). Die ursächlichen<br />

Erreger dringen im Allgem<strong>ein</strong>en nicht in die Gelenke <strong>ein</strong>.<br />

Die <strong>Arthritis</strong> entwickelt sich typischerweise 6<strong>–</strong>14 Tage nach <strong>ein</strong>er<br />

Magen-Darm-Infektion. In den meisten Fällen handelt es sich<br />

um <strong>ein</strong>e asymmetrische, wandernde Mono- oder Oligoarthritis<br />

der stützenden Gelenke (Knie, Sprunggelenke, Hüften). Darüber<br />

hinaus können Entzündung und Schwellung ganze Zehen oder<br />

Finger betreffen (Daktylitis). Enthesopathien können sich ebenso<br />

entwickeln. Die <strong>Arthritis</strong> limitiert sich häufig selbst und dauert<br />

1<strong>–</strong>5 Monate. Bei nahezu 30 % der Patienten treten mehrere<br />

<strong>Arthritis</strong>episoden auf, und bei 5<strong>–</strong>20 % der Erkrankten wird die


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

<strong>Arthritis</strong> chronisch. Die meisten Patienten zeigen (oft heftige)<br />

konstitutionelle Symptome (Fieber, Anorexie, Müdigkeit), und<br />

<strong>ein</strong>ige entwickeln extraartikuläre Manifestationen, die hauptsächlich<br />

die Augen (Uveitis, Konjunktivitis) und das Urogenitalsystem<br />

(Urethritis, Zervizitis) betreffen. Die Prävalenz von HLA-B27 ist<br />

erhöht (60<strong>–</strong>80 %). Häufig sind auch Haut- und Schleimhautläsionen<br />

zu beobachten.<br />

Antibiotika können bei der Behandlung von reaktiver <strong>Arthritis</strong><br />

nur helfen, wenn <strong>ein</strong>e aktive bakterielle Infektion vorliegt. Die<br />

meisten Patienten mit reaktiver <strong>Arthritis</strong> werden mit nicht-steroidalen<br />

Antirheumatika (NSAIDs), wie Indometacin (Indocin ® ) oder<br />

Ibuprofen (Motrin ® ) behandelt. Bei <strong>Arthritis</strong> im Knie helfen in<br />

manchen Fällen intraartikuläre Injektionen von Kortikosteroiden.<br />

Zur Therapie von chronischer reaktiver <strong>Arthritis</strong> werden DMARDs<br />

<strong>ein</strong>gesetzt (siehe Kap. 1.4 „Therapie von RA“).<br />

Konventionelle Unterscheidung zwischen reaktiver <strong>Arthritis</strong> und RA<br />

(ohne Berücksichtigung von Anti-CCP-Antikörpern)<br />

Die reaktive <strong>Arthritis</strong> ist gekennzeichnet durch die Beteiligung<br />

mehrerer Gelenke (Entzündung, Schwellung, Schmerzen), die<br />

durch <strong>ein</strong>e Infektion in anderen Teilen des Körpers verursacht<br />

wird. Anders als bei der bakteriellen <strong>Arthritis</strong> sind im Allgem<strong>ein</strong>en<br />

mehrere Gelenke betroffen, und in der Synovialflüssigkeit<br />

sind k<strong>ein</strong>e Bakterien nachweisbar. Ebenfalls häufig zu beobachten<br />

sind Hautmanifestationen.<br />

Charakteristisch für die reaktive <strong>Arthritis</strong> sind Enthesopathien<br />

(Entzündungen der Sehnen bzw. Sehnenansätze), insbesondere im<br />

Sternum und in den Fingern oder Füßen.<br />

Für die Unterscheidung von der rheumatoiden <strong>Arthritis</strong> ist<br />

<strong>ein</strong>e vorangegangene Infektion wichtig. Diese Infektion kann die<br />

Harnwege, Genitalien oder den Magen-Darm-Trakt betreffen.<br />

Die der <strong>Arthritis</strong> vorausgehenden Magen-Darm-Symptome sind<br />

häufig nur minimal ausgeprägt oder nicht vorhanden, was <strong>ein</strong>e<br />

definitive Diagnose zusätzlich erschwert. Aufgrund <strong>ein</strong>er genetischen<br />

Suszeptivität tritt die reaktive <strong>Arthritis</strong> (obwohl sie nicht<br />

ansteckend ist) tendenziell bei mehreren Familienmitgliedern auf.<br />

70<strong>–</strong>80 % der Patienten mit reaktiver <strong>Arthritis</strong> sind Träger des Gens<br />

HLA-B27.<br />

93


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

Ein weiteres Unterscheidungskriterium kann das Fehlen der typischen<br />

extraartikulären Manifestationen der rheumatoiden <strong>Arthritis</strong><br />

darstellen.<br />

Antikörper gegen die Erreger, besonders vom Typ IgA, können<br />

ebenfalls hilfreich bei der Abgrenzung gegenüber rheumatoider<br />

<strong>Arthritis</strong> s<strong>ein</strong>. Der serologische Nachweis ist allerdings nicht sehr<br />

spezifisch, da Antikörper <strong>ein</strong>erseits auch bei anderen rheumatischen<br />

Erkrankungen feststellbar sind und andererseits nicht immer<br />

<strong>ein</strong>e Unterscheidung der Bakterien möglich ist.<br />

Da Patienten mit reaktiver <strong>Arthritis</strong> in Bezug auf RF normalerweise<br />

seronegativ sind, ist <strong>ein</strong> vorhandener RF <strong>ein</strong> Indikator für<br />

RA.<br />

Tabelle 3.8: Unterscheidung zwischen reaktiver <strong>Arthritis</strong> und RA<br />

Reaktive <strong>Arthritis</strong> <strong>Rheumatoide</strong> <strong>Arthritis</strong><br />

Vorangegangene Infektion<br />

(Gastrointestinal-, Urogenital-,<br />

Spontaner, insidiöser Beginn<br />

Respirationstrakt)<br />

Serologischer Nachweis (Antikörper<br />

gegen infektiöse Organismen)<br />

<strong>–</strong><br />

94<br />

HLA-B 27 (70 <strong>–</strong> 80 %)<br />

<strong>–</strong><br />

RF (ca. 75<strong>–</strong>80 %); geringe Krankheitsspezifität<br />

Häufigkeit von HLA-B27 nicht erhöht<br />

(4<strong>–</strong>13 % bei gesunden euro-kaukasischen<br />

Kontrollpersonen)<br />

<strong>–</strong> ACR-Kriterien für RA<br />

Urethritis, Zervizitis<br />

Hautläsionen<br />

Enthesopathien Synovitis<br />

Extraartikuläre Manifestationen (grippeähnliche<br />

Symptome, Rheumaknoten<br />

etc., siehe Tab. 1.1)


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

Reaktive <strong>Arthritis</strong> <strong>Rheumatoide</strong> <strong>Arthritis</strong><br />

Wandernde <strong>Arthritis</strong> Permanente <strong>Arthritis</strong><br />

Tendenz zu familiärer Häufung Schwache familiäre Assoziation<br />

3.2.2.3 <strong>Arthritis</strong> psoriatica<br />

Klinische Merkmale<br />

Unter Psoriasis versteht man <strong>ein</strong>e chronische, entzündliche Hautkrankheit,<br />

von der ungefähr 2 % der kaukasischen Bevölkerung<br />

betroffen sind. Typische Merkmale sind scharf begrenzte, gerötete,<br />

durch übermäßige Abschilferung von Epithelzellen mit silbernen<br />

Schuppen bedeckte Herde und häufig psoriatische Nagelveränderungen<br />

(siehe Abb. 3.18 und 3.19). Ärzte unterscheiden<br />

<strong>ein</strong>schließlich der gem<strong>ein</strong>en Placken-Psoriasis vier verschiedene<br />

Formen von Psoriasis. Bislang noch vagen Vermutungen zufolge<br />

stellt die Psoriasis <strong>ein</strong>e Autoimmunkrankheit dar. Dieser Ansatz<br />

wird bekräftigt durch den Frauenüberschuss unter den Patienten<br />

(obwohl das Verhältnis kl<strong>ein</strong>er ist als 2:1), durch die wahrsch<strong>ein</strong>lich<br />

polygene Vererbung, die beobachteten HLA-Assoziationen<br />

und die Anhäufung von T-Lymphozyten in der Dermis sowie das<br />

gute Ansprechen von Läsionen auf topisch angewandte Kortikosteroide.<br />

Die relevanten Autoantigene konnten jedoch noch nicht<br />

identifiziert werden.<br />

Etwa 5<strong>–</strong>8 % der Patienten mit Psoriasis entwickeln <strong>ein</strong>e entzündliche<br />

Oligo- oder Polyarthritis (Gesamtprävalenz: 0,1 %),<br />

die der rheumatoiden <strong>Arthritis</strong> in vielen Aspekten ähnelt. Un terscheidungsmerkmale<br />

sind Seronegativität<br />

in Bezug auf den<br />

Rheumafaktor, das Fehlen von<br />

Rheumaknoten, die Beteiligung<br />

distaler Gelenke (besonders<br />

der Finger, siehe Abb. 3.20),<br />

Abb. 3.18: Typischer Nagelbefund bei<br />

<strong>Arthritis</strong> psoriatica<br />

95


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

Enthesopathie (Entzündung<br />

der An sätze von<br />

Bändern und Sehnen<br />

am Kno chen) und häufig<br />

Spondyl arthropathie.<br />

Ferner ist die Gelenkbeteiligung bei etwa 40 % der Fälle asymmetrisch<br />

ausgeprägt (siehe Abb. 3.21). Bei symmetrischem Auftreten<br />

ist die <strong>Arthritis</strong> nicht zu unterscheiden von der RA, da in beiden<br />

Fällen die kl<strong>ein</strong>en Gelenke von Händen und Füßen, Handgelenke,<br />

Sprunggelenke, Knie und Ellenbogen betroffen sind. Anders als<br />

bei RA führt die Beteiligung der DIP-Gelenke allerdings häufig<br />

zu Daktylitis („Wurstfingern“). Bei der Mehrheit der Fälle (75 %)<br />

geht die Psoriasis der Gelenkbeteiligung voraus, bei 15 % der<br />

Fälle ist <strong>ein</strong> synchrones Auftreten zu beobachten und bei 10 %<br />

tritt die <strong>Arthritis</strong> vor der Psoriasis auf.<br />

Ungefähr 70 % der Patienten mit Symptomen des Achsenskeletts<br />

sind Träger des HLA-B27-Allels, 25 % der Patienten weisen dieses<br />

Allel nicht auf. Zu den typischen radiologischen Befunden gehört<br />

die Proliferation an Sehnenansätzen.<br />

Normalerweise ist k<strong>ein</strong>e Beziehung<br />

zwischen der Aktivität von Haut- und<br />

Gelenksymptomen vorhanden. Zur<br />

Beurteilung der Krankheitsaktivität<br />

können serologische Messungen von<br />

BSG und CRP herangezogen werden.<br />

Bei Fällen von leichter <strong>Arthritis</strong> psoriatica<br />

wird <strong>ein</strong>e Therapie mit NSAIDs<br />

angewandt. Fälle mit progressivem<br />

Verlauf werden mit DMARDs, z. B.<br />

Sulfasalazin oder Methotrexat und mit<br />

96<br />

Abb. 3.20: Entzündung des distalen Interphalangealgelenks<br />

bei <strong>Arthritis</strong> psoriatica<br />

Abb. 3.19: Füße <strong>ein</strong>es<br />

Mannes mit <strong>Arthritis</strong><br />

psoriatica mit Nagelveränderungen,<br />

Hauterythemen und<br />

typischer „Wurstzehe“


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

Zytostatika/Immunsuppressiva,<br />

z.B. Azathioprin und Cyclosporin-<br />

A oder <strong>ein</strong>er Kombinationstherapie<br />

behandelt. Unlängst wurden auch<br />

TNF-α-Hemmer erfolgreich <strong>ein</strong>geführt<br />

(siehe Kap. 1.4 „Therapie<br />

von RA“).<br />

Konventionelle Unterscheidung zwischen<br />

<strong>Arthritis</strong> psoriatica und RA (ohne Berücksichtigung<br />

von Anti-CCP-Antikörpern)<br />

Ein Anteil von 5<strong>–</strong>8 % der Psoriasis-<br />

Patienten entwickelt <strong>ein</strong>e <strong>Arthritis</strong><br />

psoriatica. In den meisten Fällen<br />

geht die Psoriasis der <strong>Arthritis</strong> voraus.<br />

Häufig sind alle Gelenke <strong>ein</strong>es<br />

Fingers oder Fußes („Strahlbefall“,<br />

Daktylitis) sowie die Weichteile betroffen. Dieses Krankheitsmuster<br />

ist auch bei Lyme-<strong>Arthritis</strong> und<br />

reaktiver <strong>Arthritis</strong>, nicht aber bei RA<br />

zu beobachten. Einige Patienten mit<br />

<strong>Arthritis</strong> psoriatica entwickeln auch<br />

Schmerzen und Steifigkeit im unteren<br />

Rücken (ähnlich wie bei Spondylitis<br />

ankylosans), während die Beteiligung<br />

des Achsenskeletts bei der RA<br />

auf den Bereich der Halswirbelsäule<br />

beschränkt ist. In manchen Fällen<br />

entwickelt sich <strong>ein</strong>e symmetrische<br />

Abb. 3.22: Verdeckte Psoriasis<br />

in der Gesäßspalte<br />

Abb. 3.21: Oligoarthritis bei <strong>Arthritis</strong><br />

psoriatica manifestiert an <strong>ein</strong>em großen<br />

Gelenk (rechtes Knie) und kl<strong>ein</strong>en<br />

Gelenken (typischerweise <strong>ein</strong>em oder<br />

zwei Interphalangealgelenken und <strong>ein</strong>em<br />

daktylitischen Finger oder Zeh)<br />

97


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

Polyarthritis, die klinisch nicht von rheumatoider <strong>Arthritis</strong> zu unterscheiden<br />

ist. Patienten mit <strong>Arthritis</strong> psoriatica sind normalerweise<br />

seronegativ in Bezug auf den RF. Die häufigste Organmanifestation<br />

neben der <strong>Arthritis</strong> ist die Uveitis (Augenentzündung).<br />

Wenn die Krankheit voll ausgeprägt ist, können Röntgenaufnahmen<br />

zur Unterscheidung von der RA herangezogen werden. Bei<br />

Auftreten <strong>ein</strong>er asymmetrischen, seronegativen Oligoarthritis (besonders<br />

in Zusammenhang mit Daktylitis oder DIP-Gelenkbeteiligung)<br />

kann häufig <strong>ein</strong>e zuvor nicht erkannte Psoriasis in <strong>ein</strong>er<br />

Körperfalte, dem behaarten Kopf oder den Nägeln festgestellt<br />

werden (Abb. 3.22).<br />

Die Diagnosen von <strong>Arthritis</strong> psoriatica und rheumatoider<br />

<strong>Arthritis</strong> schließen sich nicht gegenseitig aus. Sie können als simultane,<br />

von<strong>ein</strong>ander unabhängige Störungen koexistieren.<br />

Tabelle 3.9: Unterscheidung zwischen <strong>Arthritis</strong> psoriatica und RA<br />

<strong>Arthritis</strong> psoriatica <strong>Rheumatoide</strong> <strong>Arthritis</strong><br />

Gleichzeitige Psoriasis Normalerweise k<strong>ein</strong>e Hautbeteiligung<br />

<strong>–</strong> ACR-Kriterien für RA<br />

Betrifft möglicherweise die Fingerspitzen;<br />

Daktylitis<br />

Fingerspitzen nicht betroffen<br />

Kann mit Kreuzschmerzen <strong>ein</strong>hergehen<br />

(Iliosakralgelenk)<br />

98<br />

Enthesopathien <strong>–</strong><br />

HLA-B27 (bei Symptomen des<br />

Achsenskeletts 70 %, ohne diese<br />

Symptome 25 %)<br />

Uveitis ist die häufigste extraartikuläre<br />

Organmanifestation<br />

Beteiligung des Achsenskeletts auf<br />

Halswirbelsäule beschränkt<br />

Häufigkeit von HLA-B27 nicht erhöht<br />

(4<strong>–</strong>13 % bei gesunden Euro-Kaukasiern)<br />

Extraartikuläre Manifestationen<br />

(Rheumaknoten, grippeähnliche<br />

Symptome etc.; siehe Tab. 1.1)


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

<strong>Arthritis</strong> psoriatica <strong>Rheumatoide</strong> <strong>Arthritis</strong><br />

Normalerweise seronegativ in Bezug<br />

auf RF<br />

Radiologische Unterscheidung<br />

(Proliferation an Sehnenansätzen)<br />

3.2.2.4 Entzündliche Darmerkrankung<br />

RF (ca. 75<strong>–</strong>80 %); niedrige Krankheitsspezifität<br />

Radiologische Unterscheidung<br />

(Gelenkspaltverschmälerung, Erosionen,<br />

Dekalzifikation)<br />

Klinische Merkmale<br />

Die entzündliche Darmerkrankung (Inflammatory Bowel Disease:<br />

IBD) betrifft meist Erwachsene im Alter zwischen 25 und 45 Jahren.<br />

Sie besteht aus zwei separaten, eigenständigen Krankheitsbildern,<br />

die <strong>ein</strong>e Darmentzündung verursachen und zu <strong>Arthritis</strong><br />

führen können:<br />

<strong>–</strong> Unter Morbus Crohn (Enteritis regionalis Crohn) versteht<br />

man <strong>ein</strong>e Entzündung aller Schichten der Dünn- oder<br />

Dickdarmwand (Prävalenz: 500<strong>–</strong>1.000/Million)<br />

<strong>–</strong> Colitis ulcerosa ist gekennzeichnet durch Ulzerationen und<br />

Entzündungen der Dickdarmschleimhaut (Prävalenz: 750/<br />

Million).<br />

Bauchschmerzen, die häufig mit blutiger Diarrhoe <strong>ein</strong>hergehen,<br />

sind das primäre Symptom der entzündlichen Darmerkrankung.<br />

Die <strong>Arthritis</strong> bildet die am häufigsten auftretende extraintestinale<br />

Manifestation der chronischen Colitis ulcerosa und ist gleichzeitig<br />

<strong>ein</strong> Merkmal des Morbus Crohn. Etwa 30 % der IBD-Patienten<br />

leiden unter <strong>Arthritis</strong>. Zu den Symptomen von IBD-<strong>Arthritis</strong><br />

gehören Schmerzen, Schwellungen und Steifigkeit der Gelenke.<br />

Die mit der entzündlichen Darmerkrankung assoziierte <strong>Arthritis</strong><br />

kann sich entweder auf das Achsenskelett oder auf die peripheren<br />

Gelenke beziehen. <strong>Arthritis</strong> des Achsenskeletts tritt in Form von<br />

Spondylitis ankylosans (1<strong>–</strong>25 % bei Colitis ulcerosa, 2<strong>–</strong>7 % bei<br />

99


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

Morbus Crohn) oder in Form von Sakroileitis auf. Der Schweregrad<br />

der <strong>Arthritis</strong> steht dabei nicht unbedingt mit dem der Darmkrankheit<br />

in Zusammenhang. Eine Erkrankung der peripheren<br />

Gelenke tritt bei bis zu 20 % der Patienten mit IBD (besonders bei<br />

Morbus Crohn) auf. Bei der peripheren <strong>Arthritis</strong> können <strong>ein</strong> oder<br />

mehrere Gelenke betroffen s<strong>ein</strong>, und die Symptome wandern oft<br />

von <strong>ein</strong>em Gelenk zum anderen. Am häufigsten beteiligt sind Knie,<br />

Sprunggelenke und MTP-Gelenke. Der Schweregrad der <strong>Arthritis</strong><br />

korreliert bei diesen Fällen mit dem der Darmerkrankung. Die<br />

Entzündung der Gelenke ist normalerweise asymmetrisch. Sie hält<br />

nur über <strong>ein</strong>en kurzen Zeitraum (2<strong>–</strong>6 Wochen) an, kann danach<br />

zwar wiederkehren, verursacht aber k<strong>ein</strong>e permanente Deformität.<br />

Die Entwicklung <strong>ein</strong>er Chronizität tritt möglicherweise zusammen<br />

mit radiologisch sichtbaren, erosiven Läsionen auf. Periphere<br />

Enthesopathien sind nicht selten. Patienten mit IBD-<strong>Arthritis</strong> sind<br />

normalerweise seronegativ in Bezug auf den Rheumafaktor und<br />

entwickeln k<strong>ein</strong>e Rheumaknoten. Bei Colitis ulcerosa soll mit der<br />

operativen Entfernung des Dickdarms <strong>ein</strong>e heilende Wirkung auf<br />

die erkrankten peripheren Gelenke erzielt werden können.<br />

Eine akute Uveitis ist bei 3<strong>–</strong>11 % der Patienten festzustellen.<br />

Ebenfalls vorkommen können Eisenmangelanämie, Leukozytose,<br />

Thrombozytose sowie Erhöhung von BSG und CRP. Die Häufigkeit<br />

von HLA-B27 ist bei Patienten mit IBD vermehrt, insbesondere in<br />

Zusammenhang mit Spondylitis (60 %) und Sakroileitis (40 %).<br />

Ein Anteil von 50<strong>–</strong>80 % der Patienten mit Colitis ulcerosa<br />

ist positiv in Bezug auf p-ANCA, während 60 % der Patienten<br />

mit Morbus Crohn Antikörper gegen Saccharomyces cerevisiae<br />

(ASCA) besitzen. ASCA sind hoch krankheitsspezifisch, p-ANCA<br />

hingegen können auch bei <strong>ein</strong>er Reihe anderer Krankheitszustände<br />

nachgewiesen werden, z. B. bei bis zu 50 % der Patienten mit<br />

RA.<br />

Bei der Behandlung der IBD-<strong>Arthritis</strong> werden nicht-steroidale<br />

Antirheumatika (NSAIDs, siehe Kap. 1.4 „Therapie von RA“),<br />

wie Ibuprofen, Naproxen-Natrium oder Indometacin <strong>ein</strong>gesetzt.<br />

Alternativ werden Sulfasalazin und 5-Aminosalicylate oder<br />

Immunsuppressiva (z. B. Methotrexat) verwendet. Bei schweren<br />

Symptomen werden Kortikosteroide verschrieben. Der chimärische<br />

Antikörper Infliximab wurde von der FDA für die Behandlung<br />

100


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

von Morbus Crohn zugelassen. Daneben sind Krankengymnastik<br />

sowie Ruhe bei schweren Schüben wichtig.<br />

Konventionelle Unterscheidung zwischen entzündlicher Darmerkrankung und<br />

RA (ohne Berücksichtigung von Anti-CCP-Antikörpern)<br />

Die Symptome der mit IBD <strong>ein</strong>hergehenden peripheren <strong>Arthritis</strong><br />

sind Schmerzen, Schwellungen und Steifigkeit der Gelenke. Je<br />

schwerer die entzündliche Darmerkrankung, desto schwerer sind<br />

die Symptome der peripheren <strong>Arthritis</strong>. Die Abgrenzung gegenüber<br />

der RA wird durch die Tatsache erleichtert, dass der <strong>Arthritis</strong>entwicklung<br />

in den meisten Fällen Darmsymptome vorausgehen.<br />

Darüber hinaus helfen die unterschiedlichen Entzündungsmuster<br />

(normalerweise asymmetrisch, wandernde Beteiligung von Hüften,<br />

Knien und Sprunggelenken) und die kurze Dauer der <strong>Arthritis</strong><br />

bei IBD sowie das Vorhandens<strong>ein</strong> des Rheumafaktors und die typischen<br />

extraartikulären Manifestationen bei rheumatoider <strong>Arthritis</strong><br />

bei der Unterscheidung zwischen den beiden Erkrankungen.<br />

Tabelle 3.10 Unterscheidung zwischen IBD-<strong>Arthritis</strong> und RA<br />

Entzündliche Darmerkrankung <strong>Rheumatoide</strong> <strong>Arthritis</strong><br />

Meist vorausgehende Darmsymptome K<strong>ein</strong>e Darmsymptome<br />

<strong>–</strong> ACR-Kriterien für RA<br />

Gelenkentzündung normalerweise asym- Symmetrische Gelenkentmetrischzündung<br />

<strong>Arthritis</strong> nicht destruktiv Erosive Krankheit<br />

Symptome wandern häufig von <strong>ein</strong>em Gelenk<br />

zum anderen<br />

Permanente <strong>Arthritis</strong><br />

Gelenksymptome dauern nur 2<strong>–</strong>6 Wochen an Chronische Krankheit<br />

Häufig periphere Enthesopathie <strong>–</strong><br />

101


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

Entzündliche Darmerkrankung <strong>Rheumatoide</strong> <strong>Arthritis</strong><br />

HLA-B27 erhöht (60 % bei Patienten<br />

mit Spondylitis, 40 % bei Patienten mit<br />

Sakroileitis)<br />

<strong>–</strong><br />

Colitis ulcerosa: 50<strong>–</strong>80 % p-ANCA<br />

Morbus Crohn: bis zu 60 % ASCA<br />

Hautbeteiligung (Erytheme)<br />

3.2.3 Bakterielle (infektiöse) <strong>Arthritis</strong><br />

102<br />

K<strong>ein</strong>e vermehrte Häufigkeit<br />

von HLA-B27 (4<strong>–</strong>13 % bei<br />

gesunden Euro-Kaukasiern)<br />

RF (ca. 75<strong>–</strong>80 %); geringe<br />

Krankheitsspezifität<br />

p-ANCA: bis zu 50 % der<br />

RA-Patienten<br />

Extraartikuläre Manifestationen<br />

(Rheumaknoten, grippeähnliche<br />

Symptome etc.; siehe<br />

Tab. 1.1)<br />

Klinische Merkmale<br />

Die bakterielle (septische oder infektiöse) <strong>Arthritis</strong> wird durch<br />

<strong>ein</strong>e direkte Infektion des betreffenden Gelenks verursacht. Die<br />

Bakterien können entweder von <strong>ein</strong>er Infektion in anderen Körperregionen<br />

ausgehend in das Gelenk <strong>ein</strong>dringen oder unmittelbar<br />

nach <strong>ein</strong>er Operation oder Verletzung dort auftreten. Am häufigsten<br />

erfolgt die hämatogene Aussaat, wobei zugrunde liegende,<br />

immunschädigende Zustände prädisponierende Faktoren bilden.<br />

Die bakterielle <strong>Arthritis</strong> setzt normalerweise plötzlich (über<br />

Nacht) <strong>ein</strong>, ebenfalls möglich ist <strong>ein</strong> verzögerter Krankheitsbeginn.<br />

In jedem Fall schwillt das infizierte Gelenk an, entzündet<br />

sich und schmerzt (siehe Abb. 3.23, 3.24 und 3.25). Die infektiöse<br />

<strong>Arthritis</strong> wird oft von Fieber und Schüttelfrost begleitet.<br />

Anders als bei der reaktiven <strong>Arthritis</strong> ist die Infektion oft monoarthritisch<br />

ausgeprägt. Am häufigsten betroffen sind Knie, Hüfte,<br />

Handgelenk, Iliosakralgelenk oder Wirbelkörper. Die Bakterien


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

sind in der Regel sowohl in der Synovia<br />

als auch im Blut nachweisbar.<br />

Die jährliche Inzidenz bewegt sich<br />

zwischen 15 und 30/100.000 in der<br />

Allgem<strong>ein</strong>bevölkerung und zwischen<br />

30 und 70/100.000 bei RA-Patienten<br />

und Patienten mit Gelenkprothesen.<br />

Akute bakterielle Gelenkinfektionen<br />

können nach ihren typischen Erregern<br />

in zwei allgem<strong>ein</strong>e Gruppen<br />

unterteilt werden: Gonokokkeninfektionen und Infektionen durch<br />

andere Erreger.<br />

Die bakterielle <strong>Arthritis</strong> aufgrund <strong>ein</strong>er disseminierten (durch<br />

Neisseria gonorrhoeae verursachten) Gonokokkeninfektion tritt<br />

meist bei jungen, gesunden Erwachsenen auf. Bei mehr als 50 %<br />

der Patienten entwickelt sich <strong>ein</strong>e Polyarthritis mit meist migratorischer<br />

oder additiver und asymmetrischer Ausprägung. Die Blutkultur<br />

fällt bei weniger als 10 %, die Kultur der Gelenkflüssigkeit<br />

bei etwa 25 % der Patienten positiv aus. Ein Anteil von 30<strong>–</strong>50 %<br />

der Patienten entwickelt Hautläsionen (kl<strong>ein</strong>e Papeln, Pusteln<br />

oder Bläschen mit erythematöser Basis) am Rumpf und an den<br />

dis talen Extremitäten.<br />

Bei den häufigervorkommenden,<br />

nicht durch<br />

Abb. 3.24 und Abb.<br />

3.25: Durch Salmonella<br />

ausgelöste,<br />

reaktive Oligoarthritis<br />

bei <strong>ein</strong>em<br />

jungen Mann<br />

Abb. 3.23: Septische <strong>Arthritis</strong> der Schulter,<br />

erkannt anhand von Distention, erhöhter<br />

Hauttemperatur und Druckempfindlichkeit<br />

103


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

Go no kokken verur sachten Infektionen zäh len Staphylococcus aureus<br />

(68 % der Fälle) und Streptococci (20 % der Fälle) zu den<br />

wichtigsten infizierenden Organismen. Auch Mykobakterien oder<br />

Pilze können beteiligt s<strong>ein</strong>. In diesem Fall verläuft die infektiöse<br />

<strong>Arthritis</strong> im Gegensatz zu der akuten bakteriellen Form chronisch.<br />

Der nicht durch Gonokokken verursachte Typ der bakteriellen <strong>Arthritis</strong><br />

tritt häufig bei sehr jungen und älteren Menschen sowie bei<br />

Personen mit geschwächtem Immunsystem (Patienten mit behandelten<br />

Autoimmunkrankheiten, HIV-Patienten, Drogenkonsumenten)<br />

auf. Bei mehr als 85 % der Erkrankten entwickelt sich <strong>ein</strong>e<br />

Monoarthritis. Die Blutkultur ist bei ungefähr 50 % der Fälle, die<br />

Kultur der Gelenkflüssigkeit bei 85<strong>–</strong>95 % der Fälle positiv.<br />

Die Behandlung umfasst hohe Dosen Antibiotika, die das<br />

Problem normalerweise innerhalb von 3 bis 6 Wochen beseitigen.<br />

Mit <strong>ein</strong>er ersten Antibiotikatherapie sollte so rasch wie möglich begonnen<br />

werden, ohne die Endergebnisse der Kulturen abzuwarten.<br />

Nach Vorliegen der Ergebnisse kann die Therapie entsprechend<br />

modifiziert werden. Die Antibiotika werden anfangs meist parenteral<br />

verabreicht. Darüber hinaus werden am betroffenen Gelenk<br />

täglich (oder sogar häufiger) Saug-Spül-Drainagen durchgeführt,<br />

bis sich k<strong>ein</strong>e Flüssigkeit mehr ansammelt. Bei schwer zugänglichen<br />

Gelenken oder, wenn der Patient nicht rasch (innerhalb von<br />

5 Tagen) auf die Antibiotikabehandlung anspricht, ist möglicherweise<br />

<strong>ein</strong> operativer Eingriff erforderlich.<br />

Konventionelle Unterscheidung von bakterieller <strong>Arthritis</strong> und RA<br />

(ohne Berücksichtigung von Anti-CCP-Antikörpern)<br />

Für die Diagnose <strong>ein</strong>er bakteriellen <strong>Arthritis</strong> und zur Unterscheidung<br />

von der rheumatoiden <strong>Arthritis</strong> ist die Analyse der Synovialflüssigkeit<br />

von äußerster Wichtigkeit. Die Gelenkaspiration<br />

und nachfolgende Gram-Färbung, Kultur, Leukozytenzählung<br />

sowie Kristalluntersuchung der Gelenkflüssigkeit unter dem Polarisationsmikroskop<br />

sind unerlässlich. Die Präsenz infizierender<br />

Organismen bei der septischen <strong>Arthritis</strong> unterscheidet die beiden<br />

Krankheiten von<strong>ein</strong>ander, während bei Gicht und Pseudogicht<br />

doppelbrechende Kristalle (negativ doppelbrechend: Gicht, positiv<br />

doppelbrechend: Pseudogicht) <strong>ein</strong> charakteristisches Merkmal<br />

bilden.<br />

104


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

Anhand <strong>ein</strong>er Röntgenaufnahme können destruktive Veränderungen<br />

in Form von Gelenkspaltverschmälerungen und Erosionen<br />

nach 10<strong>–</strong>14 Tagen der Infektion sichtbar gemacht werden.<br />

Hier ist anzumerken, dass die septische <strong>Arthritis</strong> auch bei<br />

RA-Patienten auftreten kann. Bei diesen chronisch kranken<br />

Patienten mit reduzierter Gelenkfunktion, die unter Behandlung<br />

mit Immunsuppressiva stehen, können lokale Injektionen von<br />

Steroiden das Risiko zusätzlich erhöhen. In diesem Fall ist die<br />

bakterielle <strong>Arthritis</strong> nur schwer zu diagnostizieren, da sie <strong>ein</strong>em<br />

Schub der rheumatoiden <strong>Arthritis</strong> ähneln kann.<br />

Tabelle 3.11: Unterscheidung zwischen bakterieller <strong>Arthritis</strong> und RA<br />

Bakterielle <strong>Arthritis</strong> <strong>Rheumatoide</strong> <strong>Arthritis</strong><br />

Häufig Monoarthritis (bei nicht durch<br />

Gonokokken verursachten Infektionen)<br />

Polyarthritis<br />

Meist Isolierung von Bakterien aus der<br />

Synovia möglich<br />

Polyarthritis meist migratorisch oder<br />

additiv und asymmetrisch<br />

K<strong>ein</strong>e Bakterien in der Synovia<br />

Permanente, symmetrische <strong>Arthritis</strong><br />

<strong>–</strong> ACR-Kriterien für RA<br />

Fieber<br />

Schüttelfrost<br />

3.2.4 Virale <strong>Arthritis</strong><br />

Extraartikuläre Manifestationen<br />

(Rheumaknoten, Rheumafaktor,<br />

grippeähnliche Symptome etc., siehe<br />

Tab. 1.1)<br />

Klinische Merkmale<br />

Zahlreiche Virusinfektionen sind mit Polyarthritis assoziiert. In<br />

Westeuropa und Nordamerika sind (entsprechend der zugrunde<br />

liegenden Infektion) fünf Formen der viralen <strong>Arthritis</strong> von Be-<br />

105


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

deutung: HIV, Parvovirus B19, Röteln, Hepatitis B und Hepatitis<br />

C. In Afrika, im westpazifischen Raum und in Südamerika lösen<br />

<strong>ein</strong>e Reihe von Moskitoviren Polyarthritisepidemien aus. Zu den<br />

Begleitsymptomen von viraler <strong>Arthritis</strong> gehören im Allgem<strong>ein</strong>en<br />

Fieber, Hautausschläge, Atemwegs- oder Magen-Darm-Symptome,<br />

Erhöhung der Leberenzymwerte und regionale Lymphadenopathie<br />

(Lymphknoten abnormal in Größe, Konsistenz oder Anzahl).<br />

Ein charakteristisches Merkmal ist die nur kurz (Tage bis<br />

Wochen) anhaltende Gelenkbeteiligung.<br />

Ein Anteil von 5<strong>–</strong>10 % der mit Parvovirus B19 infizierten Kinder<br />

und etwa 78 % der infizierten Erwachsenen entwickeln deutliche<br />

Gelenksymptome. Die <strong>Arthritis</strong> ist normalerweise symmetrisch<br />

ausgeprägt. Sie setzt 1<strong>–</strong>3 Wochen nach der Erstinfektion (über den<br />

Respirationstrakt) <strong>ein</strong>. Bei den meisten Patienten ist innerhalb von<br />

2 Wochen <strong>ein</strong>e Besserung zu beobachten. Die <strong>Arthritis</strong> limitiert<br />

sich bei 90 % der Erkrankten selbst, bei 10 % verläuft sie chronisch<br />

und dauert bis zu 10 Jahre.<br />

Hepatitis B in der präikterischen Phase und Hepatitis C können<br />

als RA-ähnliche Krankheiten in Ersch<strong>ein</strong>ung treten (typisch symmetrische<br />

Polyarthritis, oft Beteiligung von Händen und Knien,<br />

Morgensteifigkeit), und der Nachweis von RF bei Patienten mit<br />

Hepatitis-C-assoziierter <strong>Arthritis</strong> oder Kryoglobulinämie erschwert<br />

die Differenzierung zusätzlich (siehe Kap. 2.2 „Was ist<br />

<strong>ein</strong> Rheumafaktor?“). Leberfunktionsproben ermöglichen hier<br />

<strong>ein</strong>e Unterscheidung. Die <strong>Arthritis</strong> geht der viralen Hepatitis oft<br />

voraus. Mit Eintreten des Ikterus löst sich die <strong>Arthritis</strong> in der<br />

Regel auf, ohne Spuren zu hinterlassen.<br />

Die HIV-Infektion kann von akuten Arthralgien begleitet<br />

werden, die gleichzeitig mit der anfänglichen Virämie auftreten<br />

und wenige Tage andauern. Im Falle von AIDS kann sich <strong>ein</strong>e<br />

Oligoarthritis der unteren Extremitäten oder <strong>ein</strong>e permanente<br />

Polyarthritis entwickeln. Zusätzlich kann <strong>ein</strong>e reaktive <strong>Arthritis</strong><br />

oder <strong>Arthritis</strong> psoriatica vorliegen.<br />

Die Behandlung besteht vorwiegend aus der Verabreichung<br />

von NSAIDs (nicht-steroidalen Antirheumatika, siehe Kap.<br />

1.4 „Therapie von RA“), wie Aspirin oder Ibuprofen, um die<br />

Symptome des Bewegungsapparats zu kontrollieren.<br />

106


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

Konventionelle Unterscheidung zwischen viraler <strong>Arthritis</strong> und RA<br />

(ohne Berücksichtigung von Anti-CCP-Antikörpern)<br />

Eine Möglichkeit der Diagnose von viraler <strong>Arthritis</strong> ist die Bestimmung<br />

von virusspezifischen Antikörpern, z. B. Anti-Parvovirus-B19-IgM-Antikörpern,<br />

deren Werte über <strong>ein</strong>en Zeitraum von<br />

zwei Monaten nach der akuten Infektion erhöht sind.<br />

Bei <strong>ein</strong>em anderen Diagnoseansatz macht man sich die<br />

Erkenntnis zunutze, dass die virale <strong>Arthritis</strong> sich selbst limitiert,<br />

und beobachtet den <strong>Arthritis</strong>verlauf in dem Zeitraum, bevor die<br />

Diagnose <strong>ein</strong>er rheumatoiden <strong>Arthritis</strong> gestellt werden kann (laut<br />

ACR-Kriterien ist <strong>ein</strong>e Symptomdauer von mindestens 6 Wochen<br />

erforderlich).<br />

Schließlich kann die virale <strong>Arthritis</strong> anhand der Präsenz spezifischer,<br />

extraartikulärer Manifestationen von RA ebenfalls unterschieden<br />

werden (Beispiel siehe Abb. 3.26).<br />

Der Rheumafaktor kann nicht zur Differenzierung dienen, da er<br />

bei etwa 25 % der Fälle von Hepatitis B/C und gemischter Kryoglobulinämie<br />

und manchmal auch bei Parvovirus nachweisbar ist.<br />

Tabelle 3.12: Unterscheidung zwischen viraler <strong>Arthritis</strong> und RA<br />

Virale <strong>Arthritis</strong> <strong>Rheumatoide</strong> <strong>Arthritis</strong><br />

Serologischer Nachweis<br />

(Anti-Virus-Antikörper, z. B. Anti-Par-<br />

<strong>–</strong><br />

vovirus-B19-IgM oder AK gegen virale<br />

Oberflächenantigene, z. B. Hepatitis B)<br />

Kurze Dauer (Tage bis Wochen) der<br />

Gelenkbeteiligung<br />

Abb. 3.26: Klassisches Wangenbild<br />

(„Ohrfeige“) <strong>ein</strong>es Kindes mit<br />

viraler <strong>Arthritis</strong>, verursacht durch<br />

Parvovirus<br />

Normalerweise progressive chronische<br />

Krankheit<br />

107


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

<strong>–</strong> ACR-Kriterien für RA<br />

Andere extraartikuläre Manifestationen<br />

(Hautausschläge, Symptome des<br />

Respirations- und Gastrointestinaltrakts,<br />

Lymphadenopathie)<br />

RF (25 % bei infektiöser Hepatitis,<br />

Kryoglobulinämie)<br />

3.2.5 Osteoarthritis<br />

108<br />

Extraartikuläre Manifestationen<br />

(Rheumafaktor, Rheumaknoten,<br />

grippeähnliche Symptome etc., siehe<br />

Tab. 1.1)<br />

RF (ca. 75<strong>–</strong>80 %); geringe Krankheitsspezifität<br />

Klinische Merkmale<br />

Radiologische Studien haben gezeigt, dass Osteoarthritis (degenerative<br />

<strong>Arthritis</strong>) durch das Brechen von Knorpeln gekennzeichnet<br />

ist, was zu Schmerzen bei der Bewegung, Bewegungs<strong>ein</strong>schränkungen<br />

sowie Steifigkeit führt. Dieser Prozess geht normalerweise<br />

nicht mit <strong>ein</strong>er Entzündung <strong>ein</strong>her. Bei Osteoarthritis handelt es<br />

sich um die am häufigsten vorkommende Gelenkerkrankung der<br />

Welt. Die Prävalenz steigt dabei mit zunehmendem Alter. Osteoarthritis<br />

tritt bei der Mehrheit der Bevölkerung bis zum 65. Lebensjahr<br />

und bei etwa 80 % der Menschen über 75 Jahren auf<br />

und wird gehäuft in den Knien von Übergewichtigen festgestellt.<br />

Viele Gelenke mit pathologischen oder radiologischen Osteoarthritis-Befunden<br />

bleiben jedoch symptomfrei. Die Bezeichnung<br />

Osteoarthritis umfasst <strong>ein</strong> breites und heterogenes Spektrum von<br />

idiopathischen Gelenkerkrankungen. Die Krankheit kann entsprechend<br />

ihrer Verteilung (z. B. Hüfte oder Knie), prädisponierender<br />

Faktoren (z. B. lokales Trauma, genetische Disposition) oder<br />

entsprechend des Krankheitsausgangs in Untergruppen <strong>ein</strong>geteilt<br />

werden.<br />

Osteoarthritis kann alle Gelenke, <strong>ein</strong>schließlich der Gelenke<br />

der gesamten Wirbelsäule betreffen. Zu den am häufigsten<br />

beteiligten Gelenken gehören Hüften, Knie und Finger,<br />

aber auch Lenden- und Halswirbelsäule. Nutzungsbedingte<br />

Gelenkschmerzen, Steifigkeit aufgrund von Inaktivität und redu-


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

zierte Gelenkfunktion sind die wichtigsten Symptome. Weitere<br />

Anzeichen sind Druckempfindlichkeit um das betroffene Gelenk,<br />

feste Schwellungen des Gelenkrands, Gelenk-Crepitatio (Knarren<br />

oder Sperren) und Instabilität. Die Gelenkbeteiligung ist in der<br />

Regel asymmetrisch. Die Schmerzen sind typischerweise morgens<br />

am ausgeprägtesten, lassen bei normaler Bewegung nach und<br />

werden im späteren Tagesverlauf wieder stärker. Bei Anspannung<br />

nehmen die Schmerzen ebenfalls zu. Anders als bei der RA dauert<br />

die Morgensteifigkeit im Allgem<strong>ein</strong>en weniger als 30 Minuten.<br />

Im Endstadium können die betroffenen Gelenke bei Osteoarthritis<br />

und RA gleich aussehen.<br />

Bei der Osteoarthritis werden 5 verschiedene Grade radiologischer<br />

Veränderungen unterschieden. Die Röntgenaufnahme<br />

lässt typische Merkmale erkennen, wie Gelenkspaltverschmälerung,<br />

Osteophytose, subchondrale Läsionen etc. (siehe Abb. 3.27)<br />

Weitere Informationen können Magnetresonanz-Tomographie und<br />

Szintigraphie liefern.<br />

Die Behandlung umfasst Dehnungsübungen, chiropraktische<br />

Handgriffe, Wassertherapie und die Anwendung von schmerzlindernden<br />

Medikamenten, wie Paracetamol (nicht verschreibungspflichtige<br />

Medikation) oder NSAIDs (siehe Kap. 1.4 „Therapie<br />

von RA“). In <strong>ein</strong>igen Fällen können intraartikuläre Injektionen<br />

von Kortikosteroiden angezeigt s<strong>ein</strong>. Auch operative Eingriffe<br />

sind manchmal erforderlich.<br />

Abb. 3.27: Hypertrophe<br />

Osteoarthritis mit Osteophytbildung<br />

109


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

Konventionelle Unterscheidung zwischen Osteoarthritis und RA<br />

(ohne Berücksichtigung von Anti-CCP-Antikörpern)<br />

Bei der Osteoarthritis wird der degenerative Prozess des Knorpels<br />

im Unterschied zur RA im Allgem<strong>ein</strong>en nicht von <strong>ein</strong>er Entzündung<br />

begleitet. In <strong>ein</strong>igen Fällen kann sich im betroffenen Gelenk<br />

jedoch <strong>ein</strong>e Entzündung entwickeln („aktivierte <strong>Arthritis</strong>“), die<br />

<strong>ein</strong>e Unterscheidung von der rheumatoiden <strong>Arthritis</strong> erschwert.<br />

Die Gelenkbeteiligung ist bei der Osteoarthritis im Normalfall<br />

asymmetrisch ausgeprägt und verschlimmert sich, wenn das<br />

Gelenk unter Spannung steht. Zu den typischen Regionen der<br />

Osteoarthritis-Beteiligung gehören die Endgelenke der Finger,<br />

<strong>ein</strong> Knie oder <strong>ein</strong>e Hüfte, der Hals und der untere Rücken.<br />

Die Verteilung der Osteoarthritis in den Gelenken unterscheidet<br />

sich folglich von der Verteilung bei RA und kann daher zur<br />

Abb. 3.28a<br />

Abb. 3.28b<br />

Abb. 3.28a/b Verteilungsmuster von <strong>Arthritis</strong> in der Hand (Abb. 3.28a) und im<br />

Handgelenk (Abb. 3.28b) für Osteoarthritis (OA), rheumatoide <strong>Arthritis</strong> (RA) und<br />

Pseudogicht oder CPPD-Ablagerungskrankheit<br />

110


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

Differenzierung der Krankheit von rheumatoider <strong>Arthritis</strong> herangezogen<br />

werden. Schwere symmetrische entzündliche <strong>Arthritis</strong> der<br />

Ellenbogen und Schultern verweist fast immer auf RA. Auch in der<br />

Hand und im Handgelenk sind unterschiedliche Verteilungsmuster<br />

der betroffenen Gelenke zu beobachten (siehe Abb. 3.28). Die<br />

Radiologie kann ebenfalls <strong>ein</strong>e Hilfe bei der Abgrenzung der beiden<br />

Krankheiten von<strong>ein</strong>ander darstellen.<br />

Da die Osteoarthritis sehr häufig vorkommt, kann sie bei manchen<br />

Patienten gleichzeitig mit rheumatoider <strong>Arthritis</strong> bestehen.<br />

Tatsächlich wird bei den RA-Patienten, die sich Gelenkersatzoperationen<br />

unterziehen müssen, als endgültige Ursache der Gelenkzerstörung<br />

normalerweise Osteoarthritis festgestellt, die sekundär<br />

zur anfangs RA-bedingten Schädigung aufgetreten ist.<br />

Tabelle 3.13: Unterscheidung zwischen Osteoarthritis und RA<br />

Osteoarthritis <strong>Rheumatoide</strong> <strong>Arthritis</strong><br />

Normalerweise asymmetrische<br />

Verteilung der <strong>Arthritis</strong><br />

Normalerweise symmetrische <strong>Arthritis</strong><br />

K<strong>ein</strong>e Entzündung Entzündungsprozess in der Synovialis<br />

<strong>–</strong> ACR-Kriterien für RA<br />

Andere Verteilung der betroffenen<br />

Gelenke (Fingerendgelenke, Knie,<br />

Hüfte, unterer Rücken)<br />

Andere <strong>Arthritis</strong>muster in den<br />

Gelenken, z. B. den Händen und im<br />

Handgelenk, verglichen mit RA (siehe<br />

Abb. 3.28)<br />

Andere Gelenkbeteiligung<br />

(proximale Gelenke der Finger und<br />

Zehen, Sprunggelenke, Handgelenke,<br />

Schultern)<br />

Andere <strong>Arthritis</strong>muster in den<br />

Gelenken, z. B. den Händen und im<br />

Handgelenk, verglichen mit Osteoarthritis<br />

(siehe Abb. 3.28)<br />

111


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

Osteoarthritis <strong>Rheumatoide</strong> <strong>Arthritis</strong><br />

Morgensteifigkeit normalerweise<br />

weniger als 30 Minuten; Schmerzen<br />

nehmen im Verlauf des Tages und bei<br />

Aktivität zu<br />

Normalerweise seronegativ in Bezug<br />

auf RF<br />

<strong>–</strong><br />

Anderes Röntgenbild in frühen<br />

Krankheitsstadien<br />

3.2.6 Gicht (<strong>Arthritis</strong> urica)<br />

112<br />

Morgensteifigkeit über mindestens<br />

<strong>ein</strong>e Stunde<br />

RF (ca. 75<strong>–</strong>80 %); geringe Krankheitsspezifität<br />

Extraartikuläre Manifestationen<br />

(grippeähnliche Symptome, Rheumaknoten<br />

etc., siehe Tab. 1.1)<br />

Anderes Röntgenbild in frühen<br />

Krankheitsstadien<br />

Klinische Merkmale<br />

Die Gicht war bereits im Altertum bekannt. Die Beschreibungen<br />

dieser Krankheit gehen auf die Zeit Babyloniens zurück. Heutzutage<br />

liegt die Prävalenz bei der erwachsenen Bevölkerung bei ungefähr<br />

1 %. Männer sind häufiger betroffen als Frauen (5:1), und<br />

der Altersgipfel der Inzidenz liegt bei Männern bei 40<strong>–</strong>50 Jahren<br />

und bei Frauen bei über 60 Jahren. Die Gicht wird durch <strong>ein</strong>e Entzündungsreaktion<br />

auf Mononatrium-Uratmonohydrat-Kristalle<br />

ausgelöst, die sich bei Menschen mit Hyperurikämie (Uratkonzentration<br />

im Serum oder Plasma > 7,0 mg/dl) bilden. Die Hyperurikämie<br />

ist <strong>ein</strong>e Voraussetzung für die Entwicklung von Gicht,<br />

genügt jedoch für deren Auslösung all<strong>ein</strong> nicht aus.<br />

Die Gicht setzt normalerweise plötzlich (über Nacht) <strong>ein</strong> und<br />

äußert sich mit Röte, Überwärmung und extremen Schmerzen<br />

des betroffenen Gelenks. Zu den hauptsächlich beteiligten<br />

Gelenken gehören das erste Metatarsophalangeal gelenk (Großzehengrundgelenk)<br />

(90 %), das Fußwurzelgelenk, Knie, Hände<br />

und Ellenbogen. Die unteren Gliedmaßen sind häufiger beteiligt


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

als die oberen Gliedmaßen. In den meisten Fällen klingt <strong>ein</strong> Anfall<br />

innerhalb von 1<strong>–</strong>7 Tagen ab. Im Allgem<strong>ein</strong>en tritt <strong>ein</strong>e vollständige<br />

Remission mit symptomfreien Intervallen auf, denen oft<br />

polyartikuläre Anfälle folgen, die nur schwer von rheumatoider<br />

<strong>Arthritis</strong> zu unterscheiden sind. Zu den Merkmalen der gichtbedingten<br />

<strong>Arthritis</strong>, die den RA-Merkmalen ähneln können, gehören<br />

Polyarthritis, symmetrische Beteiligung, Gelenkschwellungen,<br />

subkutane Knoten und die subakute Präsentation von Anfällen.<br />

Bei den ersten Anfällen bleiben die radiologisch nachweisbaren<br />

Veränderungen normalerweise auf die Weichteile beschränkt. In<br />

fortgeschritteneren Erkrankungsstadien können Erosionen sichtbar<br />

werden, anders als bei der RA tritt jedoch k<strong>ein</strong>e gelenknahe<br />

Osteoporose oder Gelenkspaltverschmälerung <strong>ein</strong>. Im späten<br />

Krankheitsprozess sind die radiologischen Befunde denen von<br />

RA sehr ähnlich.<br />

Ferner kann sich im Spätstadium der Krankheit <strong>ein</strong>e chronische,<br />

progressive, erosive und destruktive <strong>Arthritis</strong> mit Tophi (intradermale<br />

Uratkristallablagerungen, siehe Abb. 3.29) und schweren<br />

Deformationen entwickeln. In diesem Fall klingen die Symptome<br />

zwischen Exazerbationen nur unvollständig ab. Der Rheumafaktor<br />

wurde bei beachtlichen 30 % der Patienten mit chronisch-tophöser<br />

Gicht festgestellt.<br />

Neben der direkten Ursache, der Hyperurikämie, wurden auch<br />

indirekte Risikofaktoren für Gicht identifiziert: Fettleibigkeit<br />

(Obesitas), Diabetes, Hyperlipidämie, Hypertonie, Atherosklerose,<br />

Alkoholgenuss und Niereninsuffizienz.<br />

Die Koexistenz von Gicht und RA kommt viel seltener als<br />

bislang angenommen vor. Seit 1881 wurden in den USA nur<br />

Abb. 3.29: Gichttophus am<br />

ersten Metatarsophalangeal-<br />

Gelenk. Patienten leiden<br />

normalerweise mindestens<br />

10 Jahre an Gicht, bis sich<br />

Tophi ausbilden<br />

113


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

10 Fälle beschrieben, obwohl unter Berücksichtigung der dortigen<br />

Prävalenz der Krankheiten 10.617 Patienten mit RA und Gicht zu<br />

erwarten gewesen wären.<br />

Zur Behandlung von akuten Anfällen werden nicht-steroi dale<br />

Antirheumatika (NSAIDs, siehe Kap. 1.4 „Therapie von RA“)<br />

(z. B. Indometacin, Diclofenac oder Naproxen), Colchicin oder<br />

Kortikosteroide <strong>ein</strong>gesetzt. Als vorbeugende Maßnahmen werden<br />

niedrig dosiertes Colchicin oder NSAIDs angewandt, Risikofaktoren<br />

für Hyperurikämie (z. B. regelmäßiger Alkoholgenuss, purinreiche<br />

Nahrung, Fettleibigkeit) möglichst ausgeschaltet und bei<br />

Bedarf Urikosurica (zur Steigerung der Uratausscheidung) oder<br />

Urikostatika (zur Minderung der Uratsynthese) verabreicht.<br />

Konventionelle Unterscheidung zwischen Gicht und RA (ohne Berücksichtigung<br />

von Anti-CCP-Antikörpern)<br />

Der klassische Gichtanfall ist klinisch vergleichsweise leicht zu<br />

erkennen. Im Gegensatz zur RA äußert sich Gicht typischerweise<br />

mit plötzlichem Einsetzen und <strong>ein</strong>er akuten Entzündung <strong>ein</strong>es <strong>ein</strong>zelnen<br />

Gelenks, in den meisten Fällen der großen Zehe. Probleme<br />

bei der Differenzierung können jedoch andere Krankheitsbilder,<br />

wie beispielsweise polyartikuläre Gicht bereiten.<br />

Die Untersuchung der Synovialflüssigkeit ist <strong>ein</strong> hilfreiches<br />

Mittel bei der Unterscheidung zwischen Gicht und rheumatoider<br />

<strong>Arthritis</strong>: Bei Gicht werden zusätzlich zu <strong>ein</strong>em Entzündungsherd<br />

negativ doppelbrechende (anisotrope) Uratkristalle festgestellt,<br />

die von polymorphkernigen Leukozyten phagozytiert werden.<br />

Bei rheumatoider <strong>Arthritis</strong> sind nur die Entzündungszeichen<br />

(Leukozytenzahl: 2.000<strong>–</strong>75.000/µl Synovialflüssigkeit) vorhanden.<br />

Die Uratkonzentration im Serum ist bei Gichtpatienten erhöht.<br />

Dies ist allerdings k<strong>ein</strong> spezifisches Kriterium, da viele Menschen<br />

mit Hyperurikämie k<strong>ein</strong>e Gicht entwickeln.<br />

Eine weitere Möglichkeit zur Abgrenzung von Gicht gegenüber<br />

der rheumatoiden <strong>Arthritis</strong> ist die Tatsache, dass die<br />

Gelenksymptome bei Gicht normalerweise intermittierend auftreten,<br />

während sie bei rheumatoider <strong>Arthritis</strong> in den meisten Fällen<br />

kontinuierlich präsent sind.<br />

114


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

Tabelle 3.14: Unterscheidung zwischen Gicht und RA<br />

Gicht <strong>Rheumatoide</strong> <strong>Arthritis</strong><br />

In den meisten Fällen Entzündung<br />

<strong>ein</strong>es <strong>ein</strong>zelnen Gelenks<br />

Negativ doppelbrechende Kristalle in<br />

der Synovialflüssigkeit<br />

ACR-Kriterien für RA<br />

Intermittierende Symptome Normalerweise progressiver Verlauf<br />

Normalerweise plötzliches Einsetzen<br />

Uratkonzentration im Serum erhöht<br />

(nicht spezifisch)<br />

RF bei bis zu 30 % der Fälle von<br />

chronisch-tophöser Gicht<br />

In frühen Erkrankungsstadien andere<br />

radiologische Befunde als bei RA<br />

3.2.7 CPPD-Ablagerungskrankheit<br />

(CPPD: Calciumpyrophosphat-Dihydrat)<br />

<strong>–</strong><br />

In den meisten Fällen insidiöses<br />

Auftreten<br />

K<strong>ein</strong> Hyperurikämie-Bezug<br />

RF (ca. 75<strong>–</strong>80 %); geringe Krankheitsspezifität<br />

In frühen Erkrankungsstadien andere<br />

radiologische Befunde (gelenknahe<br />

Osteoporose, Gelenkspaltverschmälerung)<br />

als bei Gicht<br />

Klinische Merkmale<br />

Bei der CPPD-Ablagerungskrankheit (CPPD: Calciumpyrophosphat-Dihydrat)<br />

handelt es sich um <strong>ein</strong>e kristall-induzierte Krankheit,<br />

die in klinischer Hinsicht der Gicht ähnelt. Epidemiologische<br />

Daten sind spärlich, es wird jedoch davon ausgegangen, dass überwiegend<br />

Frauen betroffen sind. Die Prävalenz steigt mit dem Alter<br />

drastisch an (10<strong>–</strong>15 % im Alter von 65<strong>–</strong>75 Jahren; 30<strong>–</strong>60 % im<br />

Alter > 85 Jahren).<br />

Von der CPPD-Ablagerungskrankheit sind viele verschiedene<br />

115


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

Formen bekannt, vom Syndrom der indolenten <strong>Arthritis</strong> bis zu<br />

dem des akut überwärmten Gelenks. Etwa 5 % der Patienten entwickeln<br />

<strong>ein</strong>e chronische <strong>Arthritis</strong>. Es werden zwei Haupttypen der<br />

CPPD-Ablagerungskrankheit beschrieben: Pseudogicht (akute<br />

Synovitis) und chronische Pyrophosphat-Arthropathie.<br />

Die akute Pseudogicht äußert sich in den meisten Fällen<br />

monoartikulär. Zu den am häufigsten beteiligten Gelenken gehören<br />

Knie, Handgelenk, Ellenbogen, Schulter, Hüfte und<br />

Sprunggelenk. Synovitis tritt normalerweise akut auf und limitiert<br />

sich selbst. Die klassische Manifestation der Pseudogicht ist die<br />

häufigste Ursache akuter Monoarthritis bei älteren Menschen.<br />

Dabei sind akute Attacken möglicherweise das <strong>ein</strong>zige Symptom.<br />

Die typische Attacke entwickelt sich rasch, meist innerhalb von<br />

6<strong>–</strong>24 Stunden, und geht mit starken Schmerzen, Steifigkeit und<br />

Schwellungen <strong>ein</strong>her. Ein Trauma, Operationen oder Ischämie<br />

können <strong>ein</strong>e Attacke provozieren. Die symptomfreien Intervalle<br />

zwischen den Schmerzattacken dauern in der Regel länger als bei<br />

Gicht. Im Rahmen der Pseudogicht können Kalzifikationen in den<br />

Menisken und in Sehnen oder Kapseln der Schulter oder entlang<br />

der Wirbelsäule auftreten.<br />

Die chronische Pyrophosphat-Arthropathie äußert sich in chronischen<br />

Schmerzen, Steifigkeit am Morgen und bei Inaktivität<br />

sowie funktionellen Einschränkungen. Die Symptome beschränken<br />

sich häufig auf nur wenige Gelenke (meist Knie, aber auch<br />

Handgelenke, Schultern, Ellenbogen, Hüften). Die betroffenen<br />

Gelenke weisen üblicherweise Zeichen von Osteoarthritis auf. Eine<br />

Differenzierung kann anhand des Gelenkbeteiligungsmusters (siehe<br />

Abb. 3.28), der oft stark ausgeprägten Entzündungskomponente<br />

und des Auftretens akuter Attacken gelingen.<br />

Die Behandlung umfasst die Gabe nicht-steroidaler Anti rheuma<br />

tika (NSAIDs, siehe Kap. 1.4 „Therapie von RA“) und bei<br />

der monoarthritischen Form auch intraartikuläre Injektionen von<br />

Glukokortikoiden.<br />

Konventionelle Unterscheidung zwischen CPPD-Ablagerungskrankheit und RA<br />

(ohne Berücksichtigung von Anti-CCP-Antikörpern)<br />

Die Pseudogicht ähnelt der Gicht (siehe Kap. 3.2.6 „Gicht“) und<br />

unterscheidet sich in den meisten Fällen von der RA. Die Gelenk-<br />

116


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

Abb. 3.30 (rechts): Chrondrokalzinose,<br />

lineare Kalzifikation<br />

Abb. 3.31: Chondrokalzinose im<br />

Handgelenk <strong>ein</strong>er Frau mit Pseudogicht<br />

symptome treten meist intermittierend<br />

auf, während sie bei der<br />

RA häufig permanent existieren.<br />

Röntgenaufnahmen sind bei Vorliegen<br />

<strong>ein</strong>er Chondrokalzinose<br />

(Kalzifikation von Knorpeln)<br />

zwar sehr hilfreich (siehe Abb. 3.30 und 3.31), CPPD-Ablagerungen<br />

können jedoch auch vorhanden s<strong>ein</strong>, wenn auf dem Röntgenbild<br />

k<strong>ein</strong>e Kalzifikation erkennbar ist.<br />

Bei älteren Patienten mit chronischer Pyrophosphat-Arthropathie<br />

können die Symptome den RA-Symptomen ähneln. Als Hauptunterscheidungsmerkmale<br />

dienen die selten vorkommende MTP-<br />

Gelenkbeteiligung, <strong>ein</strong> selten systemischer Krankheitsbeginn,<br />

das Fehlen extraartikulärer Merkmale, das Fehlen <strong>ein</strong>er starken<br />

Seropositivität in Bezug auf den Rheumafaktor sowie charakteristische<br />

radiologische Befunde.<br />

Eine definitive Bestätigung für das Vorliegen <strong>ein</strong>er CPPD-<br />

Ablagerungskrankheit kann darüber hinaus <strong>ein</strong>e Gelenkaspiration<br />

mit Demonstration von positiv doppelbrechenden (anisotropen)<br />

Calciumpyrophosphat-Kristallen in Neutrophilen der<br />

Synovial flüssigkeit des entzündeten Gelenks bringen. Die<br />

Harnsäurekristalle der<br />

echten Gicht sind negativ<br />

doppelbrechend. Die<br />

Gelenkaspiration weist<br />

Abb. 3.32: Akute Synovitis<br />

(„Pseudogicht“) in den<br />

Handgelenken<br />

117


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

<strong>ein</strong>e höhere diagnos tische Sensitivität als radiologische Befunde<br />

auf.<br />

Typisch sind schließlich auch die Verteilungsmuster der <strong>Arthritis</strong><br />

in Hand und Handgelenk (siehe Abb. 3.28 und Abb. 3.32).<br />

Tabelle 3.15: Unterscheidung zwischen CPPD-Ablagerungskrankheit und RA<br />

Chronische Pyrophosphat-<br />

Arthropathie<br />

Positiv doppelbrechende Kristalle in der<br />

Synovialflüssigkeit<br />

118<br />

<strong>Rheumatoide</strong> <strong>Arthritis</strong><br />

Selten MTP-Gelenkbeteiligung MTP-Gelenke sind betroffen<br />

Andere Verteilungsmuster der betroffenen<br />

Gelenke in Hand und Handgelenk<br />

(siehe Abb. 3.28)<br />

<strong>–</strong> ACR-Kriterien<br />

<strong>–</strong><br />

<strong>–</strong><br />

3.2.8 Fibromyalgie<br />

<strong>–</strong><br />

<strong>–</strong><br />

Extraartikuläre Manifestationen<br />

(Rheumaknoten, grippeähnliche<br />

Symptome etc., siehe Tab. 1.1)<br />

RF (ca. 75<strong>–</strong>80 %); geringe Krankheitsspezifität<br />

Klinische Merkmale<br />

Die Fibromyalgie ist gekennzeichnet durch Müdigkeit, Steifigkeit<br />

und weit verbreitete Schmerzen in Muskeln und Weichteilen.<br />

Dieser Symptomkomplex betrifft ungefähr 2 % der Allgem<strong>ein</strong>bevölkerung<br />

und tritt bei Frauen siebenmal häufiger (meist im Alter<br />

zwischen 30 und 50 Jahren) auf als bei Männern. Zu den Risikofaktoren<br />

gehören <strong>ein</strong>e Krankengeschichte des Patienten oder s<strong>ein</strong>er<br />

Familienmitglieder hinsichtlich Depression, vorangegangene phy-


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

sische oder emotionale Traumata, rheumatische Erkrankungen und<br />

HIV-Infektion. Normale Laborwerte sind bei der Fibromyalgie die<br />

Regel und unterscheiden die Krankheit von der Polymyalgia rheumatica.<br />

Es sind k<strong>ein</strong>e Entzündungszeichen, Gelenkveränderungen<br />

oder Bewegungs<strong>ein</strong>schränkungen festzustellen. Gelegentlich kann<br />

Morgensteifigkeit auftreten, was die Differenzierung von der rheumatoiden<br />

<strong>Arthritis</strong> erschweren kann. Eine Synovitis ist bei der Fibromyalgie<br />

nur in seltenen Fällen nachweisbar.<br />

Für <strong>ein</strong>e Diagnose ist das Vorhandens<strong>ein</strong> von so genannten<br />

Druckpunkten (definierte, nichtartikuläre Schmerzpunkte) an bis<br />

zu 18 spezifischen Körperregionen von Bedeutung. Die Diagnose<br />

basiert auf dem positiven Befund von mehreren (mindestens 11<br />

von 18) Druckpunkten sowie den Berichten des Patienten über<br />

chronische, generalisierte, diffuse Schmerzen über mindestens<br />

3 Monate sowie Müdigkeit und/oder Schlafstörungen.<br />

Die Behandlung umfasst regelmäßige, leichte Krankengymnastik,<br />

<strong>ein</strong> schlafförderndes Antidepressivum in niedriger<br />

Dosierung und Analgetika, wie beispielsweise Acetaminophen,<br />

zur Schmerzbewältigung.<br />

Konventionelle Unterscheidung zwischen Fibromyalgie und RA<br />

(ohne Berücksichtigung von Anti-CCP-Antikörpern)<br />

Im frühen Verlauf der Krankheit können rheumatoide <strong>Arthritis</strong><br />

und Osteoarthritis der Fibromyalgie ähneln.<br />

Charakteristisch für die Fibromyalgie sind das Vorhandens<strong>ein</strong> definierter<br />

Druckpunkte und diffuse, generalisierte Muskelschmerzen.<br />

Typische Symptome der rheumatoiden <strong>Arthritis</strong>, die bei ihrer<br />

Differenzierung von Fibromyalgie helfen, sind Morgensteifigkeit,<br />

die sich bei Bewegung bessert, Gelenküberwärmung und -schwellungen.<br />

Fibromyalgie und rheumatoide <strong>Arthritis</strong> können auch gleichzeitig<br />

auftreten. Im Rahmen <strong>ein</strong>er Studie wurde bei 13 % der Patienten<br />

mit rheumatoider <strong>Arthritis</strong> und bei 10 % der Osteoarthritis-<br />

Patienten <strong>ein</strong>e gleichzeitige Fibromyalgie festgestellt.<br />

119


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

Tabelle 3.16: Unterscheidung zwischen Fibromyalgie und RA<br />

Fibromyalgie <strong>Rheumatoide</strong> <strong>Arthritis</strong><br />

Druckpunkte in Verbindung mit generalisierten<br />

Schmerzen<br />

Gelegentlich Morgensteifigkeit<br />

Normale Laborwerte<br />

K<strong>ein</strong>e Entzündungszeichen<br />

<strong>–</strong> ACR-Kriterien<br />

<strong>–</strong><br />

3.2.9 Polymyalgia rheumatica<br />

120<br />

<strong>–</strong><br />

Morgensteifigkeit (über mindestens<br />

<strong>ein</strong>e Stunde), Gelenküberwärmung,<br />

Schwellungen<br />

RF (75<strong>–</strong>80 %), geringe Krankheitsspezifität;<br />

erhöhte BSG- und/oder<br />

CRP-Werte<br />

Entzündete Synovialis;<br />

2.000<strong>–</strong>75.000 Leukozyten/mm 3<br />

Synovialflüssigkeit<br />

Extraartikuläre Manifestationen<br />

(grippeähnliche Symptome, Rheumaknoten<br />

etc., siehe Tab. 1.1)<br />

Klinische Merkmale<br />

Bei der Polymyalgia rheumatica handelt es sich um <strong>ein</strong>e systemische<br />

Entzündungskrankheit, die primär bei Patienten im Alter von<br />

über 50 Jahren auftritt. Frauen sind doppelt so häufig betroffen<br />

wie Männer. Die Krankheit ist in den nordeuropäischen Ländern<br />

häufiger verbreitet. In den USA entwickeln Schätzungen zufolge<br />

500/100.000 Menschen der Allgem<strong>ein</strong>bevölkerung im Alter von<br />

über 50 Jahren <strong>ein</strong>e Polymyalgia rheumatica. Die Krankheit beginnt<br />

meist insidiös, sie kann aber auch über Nacht <strong>ein</strong>setzen. Das<br />

Durchschnittsalter der Patienten bei Krankheitsbeginn liegt bei<br />

70 Jahren. Die Erkrankung dauert typischerweise 2 bis 3 Jahre.


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

Die Patienten leiden in der Regel unter symmetrischen (Muskel-)<br />

Schmerzen und Steifigkeit im Nacken, in den Schultern und in<br />

der Hüftgegend im Gegensatz zur vorwiegenden Hand- und Fußbeteiligung<br />

bei der rheumatoiden <strong>Arthritis</strong>. Die Steifigkeit ist das<br />

beherrschende Merkmal. Sie ist beim Aufwachen oder nach <strong>ein</strong>er<br />

Ruhepause stärker ausgeprägt und dauert normalerweise länger<br />

als 30 Minuten. Die Synovitis fällt gegebenenfalls leichter aus als<br />

bei der RA und bleibt fast immer auf die Handgelenke und Hände<br />

beschränkt. Obwohl die Symptome vorwiegend in den Muskeln<br />

auftreten, ist noch nicht genau bekannt, ob es sich um <strong>ein</strong>e Erkrankung<br />

der Gelenke, der Muskeln oder der Arterien handelt. Zu<br />

den charakteristischen Befunden zählen Müdigkeit, grippeähnliche<br />

Symptome, Fieber, Gewichtsverlust, Depression, dramatisch<br />

erhöhte BSG und Anämie. Elektromyographie und Biopsie weisen<br />

nicht auf <strong>ein</strong>e selektive Muskelschwäche oder <strong>ein</strong>e Muskelerkrankung<br />

hin. Die Kreatinkinasewerte sind normal.<br />

Die Wirkung von geringen Dosen von Kortikosteroiden, meist<br />

Prednison, kann (innerhalb von 24<strong>–</strong>48 Stunden) dramatisch s<strong>ein</strong>.<br />

Bei Behandlung verschwinden die Symptome oft rasch. Die<br />

Therapie wird in der Regel mit geringer Dosis über <strong>ein</strong>en Zeitraum<br />

von sechs Monaten bis zu zwei Jahren fortgesetzt. Bei Rückfällen<br />

oder ernsthaften Kortikosteroid-bedingten Nebenwirkungen wurden<br />

auch mit Azathioprin und Methotrexat als Ersatzmittel bereits<br />

Behandlungserfolge erzielt.<br />

Häufig tritt gleichzeitig <strong>ein</strong>e Arteriitis temporalis (Horton-<br />

Riesenzellarteriitis) auf (in den USA bei etwa 15 % der Patienten<br />

mit Polymyalgia rheumatica). Diese Erkrankung ist gekennzeichnet<br />

durch <strong>ein</strong>e Entzündung der Arterien im Kopf (meist<br />

der Arteria temporalis), im Nacken und in den Armen, die zu<br />

<strong>ein</strong>er Arterienverengung und Reduktion des Blutflusses führt.<br />

Symptome wie Kopfschmerz, Sehstörungen (Verschwommen-<br />

oder Doppelsehen) und Schmerzen des Kiefermuskels müssen mit<br />

Vorsicht beobachtet werden. Daneben kann durch <strong>ein</strong>e physische<br />

Untersuchung <strong>ein</strong>e abnormale Schläfenarterie festgestellt werden<br />

(schmerzempfindlich auf Druck, entzündet, mit reduziertem<br />

Puls). Aufgrund der Gefahr der permanenten Erblindung empfiehlt<br />

sich in den meisten Fällen <strong>ein</strong>e Biopsie der Schläfenarterie.<br />

Eine Arteriitis temporalis sollte sofort nach der Diagnosestellung<br />

121


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

behandelt werden. Die Therapie besteht aus <strong>ein</strong>er hohen Dosis von<br />

Kortikosteroiden (Prednison) über <strong>ein</strong>en Zeitraum von etwa zwei<br />

Monaten und anschließender Reduzierung der Dosis. Bei richtiger<br />

Behandlung sind Rezidive der Horton-Riesenzellarteriitis selten.<br />

Konventionelle Unterscheidung zwischen Polymyalgia rheumatica und RA<br />

(ohne Berücksichtigung von Anti-CCP-Antikörpern)<br />

Eine Unterscheidungsmöglichkeit zwischen Polymyalgia rheumatica<br />

und rheumatoider <strong>Arthritis</strong> ergibt sich aus den unterschiedlichen<br />

anatomischen Regionen, die jeweils betroffen sind.<br />

Während bei rheumatoider <strong>Arthritis</strong> <strong>ein</strong>e symmetrische Beteiligung<br />

vorwiegend von Händen und Füßen vorliegt, zeigen sich<br />

die Symptome von Polymyalgia rheumatica hauptsächlich in den<br />

Schultern und in der Hüftgegend. Darüber hinaus unterscheidet<br />

sich die Polymyalgia rheumatica von rheumatoider <strong>Arthritis</strong> durch<br />

das typische Fehlen von Synovitis der kl<strong>ein</strong>en Gelenke, erosiver<br />

oder zerstörender Krankheit, Rheumafaktor und Rheumaknoten.<br />

Weitere Hilfen bei der Differenzierung bieten Skelettszintigraphie<br />

und Ultraschalluntersuchung der Schulter. Schließlich ist bei Polymyalgia<br />

rheumatica die BSG drastisch erhöht, und es ist <strong>ein</strong> sehr<br />

schnelles Ansprechen auf Kortikosteroide zu beobachten.<br />

Polymyalgia rheumatica und rheumatoide <strong>Arthritis</strong> können<br />

gleichzeitig auftreten und ihre Klassifizierung stellt in manchen<br />

Fällen <strong>ein</strong> Problem dar. Besonders RA-Patienten mit spätem<br />

Krankheitsbeginn können unter polymyalgischen Symptomen<br />

leiden, die manchmal nur schwer von Polymyalgia rheumatica zu<br />

unterscheiden sind. Derzeit stehen k<strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>deutigen klinischen<br />

Merkmale oder Routinelabormarker zur Verfügung, die <strong>ein</strong>e frühe<br />

Unterscheidung zwischen Polymyalgia rheumatica und RA mit<br />

polymyalgischem Beginn erlauben.<br />

122


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

Tabelle 3.17: Unterscheidung zwischen Polymyalgia und RA<br />

Polymyalgia rheumatica <strong>Rheumatoide</strong> <strong>Arthritis</strong><br />

Hauptsächlich Beteiligung von<br />

Schultern und Hüftgegend (Ultraschalluntersuchung<br />

der Schultern).<br />

Füße sind nur selten betroffen<br />

K<strong>ein</strong>e erosive oder destruktive Gelenkerkrankung,<br />

k<strong>ein</strong>e auffallenden<br />

Schmerzen oder Schwellungen der<br />

peripheren Gelenke<br />

<strong>–</strong> ACR-Kriterien<br />

<strong>–</strong><br />

Normalerweise seronegativ in Bezug<br />

auf RF<br />

Hauptsächlich Beteiligung von Händen<br />

und Füßen<br />

Synovitis mit Schmerzen, Schwellungen,<br />

Druckempfindlichkeit und<br />

späteren Erosionen<br />

Extraartikuläre Manifestationen (Rheumaknoten<br />

etc., siehe Tab. 1.1)<br />

RF (ca. 75<strong>–</strong>80 %), geringe Krankheitsspezifität<br />

Dramatisch erhöhte BSG BSG möglicherweise moderat erhöht<br />

Sehr schnelles Ansprechen auf<br />

Kortikosteroide<br />

Assoziiert mit Arteriitis temporalis <strong>–</strong><br />

3.2.10 Behçet-Krankheit<br />

Langsames Ansprechen auf Glukokortikoide<br />

Klinische Merkmale<br />

Bei der Behçet-Krankheit handelt es sich um <strong>ein</strong>e seltene Vaskulitis<br />

mit <strong>ein</strong>er Prävalenz von ungefähr 40/Million in den USA. Die<br />

Krankheit setzt meist im dritten Lebensjahrzehnt <strong>ein</strong> und tritt bei<br />

Männern doppelt so häufig auf wie bei Frauen. Das Syndrom ist<br />

gehäuft entlang der alten Seidenstraße in den Mittelmeerländern<br />

und bestimmten asiatischen Ländern, besonders in Japan, zu beobachten.<br />

Die Ursache ist unbekannt.<br />

123


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

Zu den üblicherweise auftretenden Symptomen gehören bei fast<br />

allen Patienten wiederkehrende, schmerzhafte Ulzera am Mund,<br />

die denen bei aphthöser Stomatitis ähneln. Vergleichbare Ulzera<br />

bilden sich an den Genitalien. Weitere Symptome folgen nach<br />

Tagen bis Jahren, wie beispielsweise Augenveränderungen (rezidivierende<br />

Uveitis), Meningoenzephalitis, Erkrankungen der großen<br />

Gefäße oder Hautläsionen (Papeln, Pusteln, Bläschen etc.).<br />

Ein Anteil von 50<strong>–</strong>60 % der Patienten leidet unter <strong>ein</strong>er asymmetrischen<br />

Polyarthritis, die relativ leicht, sich selbst limitierend<br />

und nicht destruktiv ist. Sie betrifft vorwiegend die Knie,<br />

Sprunggelenke und Handgelenke und dauert in der Regel wenige<br />

Wochen.<br />

Das Syndrom ist im Allgem<strong>ein</strong>en chronisch und gut in den Griff<br />

zu bekommen. Remissionen und Rezidive können von Wochen bis<br />

zu Jahren anhalten und sich sogar über mehrere Jahrzehnte erstrecken.<br />

Die Behandlung erfolgt hauptsächlich symptomatisch und<br />

umfasst bei Bedarf Methotrexat und Cyclosporin-A.<br />

Konventionelle Unterscheidung zwischen Behçet-Krankheit und RA<br />

(ohne Berücksichtigung von Anti-CCP-Antikörpern)<br />

Die Behçet-Krankheit kann von der rheumatoiden <strong>Arthritis</strong> durch<br />

ihre Multiorganbeteiligung und den rezidivierenden Verlauf unterschieden<br />

werden. Darüber hinaus fehlen die extraartikulären<br />

Manifestationen der RA.<br />

Tabelle 3.18: Unterscheidung zwischen Behçet-Krankheit und RA<br />

Behçet-Krankheit <strong>Rheumatoide</strong> <strong>Arthritis</strong><br />

Multiorganbeteiligung (Mundulzera,<br />

Hautläsionen, Augenveränderungen)<br />

124<br />

Extraartikuläre Manifestationen (Rheumaknoten,<br />

grippeähnliche Symptome<br />

etc., siehe Tab. 1.1)<br />

Asymmetrische, leichte <strong>Arthritis</strong> Symmetrische, erosive <strong>Arthritis</strong><br />

<strong>–</strong> ACR-Kriterien


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

Behçet-Krankheit <strong>Rheumatoide</strong> <strong>Arthritis</strong><br />

<strong>–</strong><br />

Strikt rezidivierender Verlauf<br />

3.2.11 Lyme-<strong>Arthritis</strong><br />

RF (ca. 75<strong>–</strong>80 %), geringe Krankheitsspezifität<br />

Häufig permanente Symptome,<br />

progressiver Verlauf<br />

Klinische Merkmale<br />

Die Krankheit ist nach <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en Ort in Connecticut (USA)<br />

benannt, wo 1976 erstmals <strong>ein</strong>e vermehrte Häufigkeit von <strong>Arthritis</strong><br />

mit negativem Rheumafaktor beschrieben wurde. Die Lyme-<br />

<strong>Arthritis</strong> wird durch Bisse von Ixodes ricinus (Holzbock) in Europa,<br />

von Ixodes scapularis(Rehzecken) im Nordosten und mittleren<br />

Norden der USA und von Ixodes pacificus an der Westküste der<br />

USA ausgelöst, die mit den Spirochaeten Borrelia burgdorferi infiziert<br />

sind. Bei <strong>ein</strong>er infizierten Zecke, die weniger als 24 Stunden<br />

am Körper haftete, ist die Übertragung <strong>ein</strong>er Infektion unwahrsch<strong>ein</strong>lich.<br />

Nahezu 100 % der Übertragungen erfolgen jedoch,<br />

wenn mehr als 74 Stunden nach dem Anklammern der infizierten<br />

Zecke vergangen sind.<br />

Die Krankheit ist weltweit verbreitet. Der Krankheitsbeginn liegt<br />

meist zwischen Mai und November, mit <strong>ein</strong>em Erkrankungsgipfel<br />

in den Monaten Juni und Juli.<br />

In Stadium I (erste Wochen bis Monate) entwickelt sich <strong>ein</strong><br />

Erythema chronicum migrans, <strong>ein</strong> rotes Erythem, häufig mit<br />

teil weiser zentraler Abblassung, das sich 3 bis 32 Tage nach der<br />

Infektion an der Bissstelle bildet und sich zentrifugal bis zu <strong>ein</strong>er<br />

Größe von mehr als 5 cm ausbreiten kann. Ein Erythema chronicum<br />

migrans ist bei 60<strong>–</strong>70 % der Patienten mit Lyme-<strong>Arthritis</strong><br />

zu beobachten. Darüber hinaus können grippeähnliche Symptome<br />

auftreten.<br />

Stadium II (disseminierte Krankheit) beginnt Wochen bis<br />

Monate nach dem Biss/Erythem. Dieses Stadium kann bei 15 %<br />

aller Patienten mit <strong>ein</strong>er neurologischen Beteiligung, wie bei-<br />

125


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

spielsweise Meningitis, Enzephalitis, Chorea etc. <strong>ein</strong>hergehen.<br />

Ein Anteil von 5 % der Erkrankten zeigt in diesem Stadium möglicherweise<br />

<strong>ein</strong>e Herzbeteiligung. Darüber hinaus werden kurze<br />

Attacken von entzündlicher Mono- oder Polyarthritis in den großen<br />

Gelenken, vor allem der Knie, beobachtet. <strong>Arthritis</strong> tritt in<br />

den USA bei etwa 60 % der Patienten mit unbehandelter Lyme-<br />

Borreliose auf.<br />

Stadium III (chronische, permanente Krankheit) ist gekennzeichnet<br />

durch chronische, neurologische Symptome, chronische<br />

<strong>Arthritis</strong> und chronische Hautbeteiligung (vorwiegend in Europa).<br />

Zu den <strong>Arthritis</strong>-Symptomen gehören anfangs asymmetrische,<br />

oligoartikuläre, intermittierende Schmerzen und Schwellungen.<br />

Die <strong>Arthritis</strong>-Episoden werden häufig im zweiten oder dritten<br />

Jahr der Erkrankung länger und dauern dann eher Monate als<br />

Wochen. Bei ungefähr 20 % der unbehandelten Patienten setzt<br />

während dieser Periode <strong>ein</strong>e chronische <strong>Arthritis</strong> <strong>ein</strong>. Der chronischen<br />

Lyme-<strong>Arthritis</strong> liegen wahrsch<strong>ein</strong>lich immungenetische<br />

Faktoren (Häufung von HLA-DR4 oder HLA-DR2) zu Grunde.<br />

Nur <strong>ein</strong>e Minderheit der Erkrankten entwickelt radiologisch sichtbare<br />

Läsionen.<br />

Die Diagnose basiert auf dem Nachweis von Antikörpern gegen<br />

Borrelia burgdorferi mittels ELISA, der durch <strong>ein</strong>en Western<br />

Blot bestätigt wird. Falsch negative Ergebnisse können in den ersten<br />

3 bis 4 Wochen der Krankheit erzielt werden, falsch positive<br />

Ergebnisse können durch Treponema pallidum, Escherichia coli<br />

und <strong>ein</strong>ige andere Krankheitszustände verursacht werden.<br />

Die Behandlung besteht aus Antibiotikagaben in definierter<br />

Dosis und Abfolge.<br />

Konventionelle Unterscheidung zwischen Lyme-<strong>Arthritis</strong> und RA<br />

(ohne Berücksichtigung von Anti-CCP-Antikörpern)<br />

Das arthritische Stadium der Lyme-Krankheit ist der rheumatoiden<br />

<strong>Arthritis</strong> sehr ähnlich und geht ebenfalls mit episodischer<br />

Krankheitsaktivität und Synovitis <strong>ein</strong>her. Bei Kindern ähnelt es in<br />

hohem Maße der mono- oder oligoartikulären Form der juvenilen<br />

rheumatoiden <strong>Arthritis</strong>.<br />

Unterscheidungsfaktoren sind die neurologische und kardiovaskuläre<br />

Beteiligung im Fall der Lyme-<strong>Arthritis</strong> sowie der<br />

126


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

Anamnesehinweis auf <strong>ein</strong>en Zeckenbiss und <strong>ein</strong> Erythema chronicum<br />

migrans. Schließlich ist auch der Nachweis von Antikörpern<br />

gegen Borrelia burgdorferi <strong>ein</strong> charakteristisches Merkmal. Auf<br />

der anderen Seite fehlen die meisten typischen Merkmale von<br />

rheumatoider <strong>Arthritis</strong> (Knoten, Rheumafaktor, Morgensteifigkeit,<br />

ACR-Kriterien).<br />

Tabelle 3.19: Unterscheidung zwischen Lyme-<strong>Arthritis</strong> und RA<br />

Lyme-<strong>Arthritis</strong> <strong>Rheumatoide</strong> <strong>Arthritis</strong><br />

Zeckenbiss <strong>–</strong><br />

Erythema chronicum migrans<br />

(60<strong>–</strong>70 %)<br />

<strong>–</strong><br />

Neurologische und kardiovaskuläre<br />

Beteiligung (20 %)<br />

Antikörper gegen Borrelia burgdorferi <strong>–</strong><br />

<strong>–</strong> ACR-Kriterien<br />

Normalerweise seronegativ in Bezug<br />

auf RF<br />

Normalerweise k<strong>ein</strong>e radiologischen<br />

Veränderungen<br />

3.2.12 Glukokortikoid-Entzugssyndrom<br />

Extraartikuläre Manifestationen<br />

(Rheumaknoten etc., siehe Tab. 1.1)<br />

RF (75<strong>–</strong>80 %), geringe Krankheitsspezifität<br />

Radiologische Veränderungen (Erosionen,<br />

Gelenkspaltverschmälerung,<br />

gelenknahe Osteopenie, Dekalzifikation)<br />

Die Symptome <strong>ein</strong>es Glukokortikoidentzugs werden häufig mit<br />

RA verwechselt. Die betroffenen Patienten, die auf nicht-rheumatische<br />

Erkrankungen behandelt werden, können unter diffusen polyartikulären<br />

Schmerzen, besonders in den Händen leiden, wenn<br />

die Glukokortikoid-Dosis zu abrupt herabgesetzt wird.<br />

127


3. Aktuelle Diagnostik auf dem Gebiet der RA<br />

3.2.13 Weitere medizinische Gegebenheiten, die mit Arthropathie<br />

<strong>ein</strong>hergehen können<br />

Zusätzlich gibt es <strong>ein</strong>e Reihe von Störungen und Gegebenheiten,<br />

die gelegentlich zu RA-ähnlichen Symptomen führen können:<br />

<strong>–</strong> Paraneoplastische Syndrome (besonders im Fall von<br />

Leukämie, Lymphom, Brustkrebs)<br />

<strong>–</strong> Schilddrüsenerkrankung (Hyper- oder Hypothyreose)<br />

<strong>–</strong> Bakterielle Endokarditis<br />

<strong>–</strong> Orale Kontrazeptiva<br />

<strong>–</strong> Sarkoidose<br />

<strong>–</strong> Hämochromatose<br />

<strong>–</strong> Familiäres Mittelmeerfieber<br />

<strong>–</strong> Hämoglobinopathien<br />

<strong>–</strong> Hämophilie<br />

<strong>–</strong> Hyperlipoprot<strong>ein</strong>ämie<br />

<strong>–</strong> Hypertrophe Osteoarthropathie<br />

<strong>–</strong> Multizentrische Retikulohistiozytose<br />

<strong>–</strong> Polychondritis<br />

<strong>–</strong> Rheumatisches Fieber<br />

<strong>–</strong> Sweet-Syndrom<br />

<strong>–</strong> Ochronosis<br />

<strong>–</strong> Purpura Schoenl<strong>ein</strong>-Henoch<br />

<strong>–</strong> Lipidstoffwechselstörungen<br />

<strong>–</strong> Akute Leukämie<br />

<strong>–</strong> Cheiroarthropathia diabetica<br />

<strong>–</strong> Plasmozytom<br />

<strong>–</strong> Multiples Myelom<br />

128


4 Zusammenfassung<br />

Bei der rheumatoiden <strong>Arthritis</strong> handelt es sich um <strong>ein</strong>e weit verbreitete<br />

Autoimmunerkrankung (Prävalenz: 0,8<strong>–</strong>1 %) mit erheblichen<br />

Auswirkungen im Gesundheitssektor. Sie ist gekennzeichnet<br />

durch <strong>ein</strong>e entzündliche Gelenkzerstörung, die zu progressiver<br />

Funktions<strong>ein</strong>schränkung und erhöhter Mortalität führt. Aufgrund<br />

<strong>ein</strong>er beträchtlichen Anzahl klinisch ähnlicher Krankheiten (z. B.<br />

Bindegewebeerkrankungen, Spondylarthropathien, bakterieller<br />

und viraler <strong>Arthritis</strong>, Gicht und Fibromyalgie) kann insbesondere<br />

bei <strong>ein</strong>er neu aufgetretenen Krankheit nicht immer <strong>ein</strong>e klare<br />

Diagnose gestellt werden. In Kapitel 3 sind die wichtigsten Kriterien<br />

für die Differenzialdiagnose der RA 12 relevanten Krankheitsgruppen<br />

gegenübergestellt. Ein stetig wachsender Bestand<br />

wissenschaftlicher Erkenntnisse deutet darauf hin, dass Gelenkdestruktion<br />

und Funktionsabbau durch frühzeitiges therapeutisches<br />

Eingreifen gemildert werden können. Vor allem mit Hilfe <strong>ein</strong>er<br />

frühen und aggressiveren Therapie mit DMARDs konnten bereits<br />

Erfolge erzielt werden. Hierfür ist <strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>deutige Diagnose zu<br />

<strong>ein</strong>em frühen Zeitpunkt erforderlich.<br />

Die Diagnose von RA stützt sich zwar hauptsächlich auf klinische<br />

Merkmale, aber auch hoch spezifische und sensitive serologische<br />

Marker können hilfreich s<strong>ein</strong>. Der Rheumafaktor ist <strong>ein</strong> bewährter<br />

Marker für rheumatoide <strong>Arthritis</strong>, obwohl s<strong>ein</strong>e Spezifität<br />

für die Krankheit begrenzt ist. Er wurde erstmals 1940 beschrieben.<br />

In der jüngeren Vergangenheit wurden Anti-CCP-Antikörper<br />

als neue Marker-Antikörper für rheumatoide <strong>Arthritis</strong> <strong>ein</strong>geführt.<br />

Sie weisen <strong>ein</strong>e hervorragende Krankheitsspezifität auf. Anti-<br />

CCP-Antikörper wurden auch im Serum von Patienten mit RF-negativer<br />

RA gefunden, obwohl die Sensitivität beider Assays ähnlich<br />

ist. Eine kombinierte Analyse kann daher im Vergleich zum<br />

ausschließlichen RF-Test die Sensitivität steigern. Aufgrund ihrer<br />

beträchtlich höheren Spezifität bieten Anti-CCP-Antikörpertests<br />

die Möglichkeit, (frühe) RA besser von anderen entzündlichen<br />

Polyarthritiden zu unterscheiden als RF-Tests. In mehreren Studien<br />

konnte nachgewiesen werden, dass Anti-CCP-Antikörper und RF<br />

bis zu mehrere Jahre vor Auftreten klinischer Symptome bereits<br />

129


ei RA-Patienten vorhanden s<strong>ein</strong> können. Dieses Ergebnis legt die<br />

Vermutung nahe, dass der Nachweis von Anti-CCP-Antikörpern<br />

auch beim Identifizieren von RA-Patienten noch vor dem Auftreten<br />

von Symptomen und destruktiver Synovitis nützlich s<strong>ein</strong> kann.<br />

Ferner können Anti-CCP-Antikörper als Vorhersagewert für<br />

Röntgenprogression dienen. Die beschriebenen Antikörper können<br />

folglich in Kombination mit dem Rheumafaktor, aber auch<br />

eigenständig, <strong>ein</strong>e wesentliche, zusätzliche Unterstützung bei der<br />

<strong>ein</strong>deutigen und frühzeitigen Diagnose von RA bieten.<br />

130


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Bildnachweis<br />

Alle klinischen Bilder wurden freundlicherweise von Professor<br />

Alan Tyndall, Universität Basel, zur Verfügung gestellt.<br />

142


Index<br />

A<br />

ACR-Kriterien 24<br />

Activity Score 21<br />

Adalimumab 34<br />

Agglutinationstests 39<br />

Amyloidose 89<br />

ANCA 100<br />

Anti-68kD-Antikörper 52<br />

Anti-CCP-Antikörper 44, 55<br />

Definition 44<br />

Sensitivität 49, 56<br />

Spezifität 49, 56<br />

Titer 59<br />

Vorhersagewert 59<br />

zweite Generation 50<br />

Anti-dsDNA-Antikörper 60<br />

Anti-Keratin-Antikörper 45<br />

Anti-Ku-Antikörper 84<br />

Anti-Mi-2-Antikörper 83<br />

Anti-PM-Scl-Antikörper 84<br />

Anti-RA-33-Antikörper 51<br />

Anti-U1-snRNP-Antikörper 86<br />

Antibiotika 93, 104<br />

Antimalariamittel 30<br />

Antiperinukleärer Faktor (APF) 44<br />

Arachidonsäure 32<br />

Arteriitis 121<br />

<strong>Arthritis</strong> Impact Measurement<br />

Scales 22<br />

<strong>Arthritis</strong> psoriatica 95<br />

Ätiologie 95<br />

Behandlung 96<br />

Unterscheidung von RA 97<br />

<strong>Arthritis</strong> urica siehe Gicht 112<br />

Arthroskopie 18<br />

Aspirin 32<br />

Azathioprin 33<br />

B<br />

Bakterielle <strong>Arthritis</strong> 102<br />

Ätiologie 103<br />

Behandlung 104<br />

Unterscheidung von RA 104<br />

Basismedikamente 29<br />

Bechterew-Krankheit siehe<br />

Spondylitis ankylosans 90<br />

Behçet-Krankheit 123<br />

Ätiologie 123<br />

Unterscheidung von RA 124<br />

Betamethason 35<br />

Biologicals 35<br />

BiP 52<br />

Blutsenkungs geschwindigkeit 23<br />

Borrelia burgdorferi 125<br />

143


Index<br />

C<br />

C-reaktives Prot<strong>ein</strong> 23<br />

Calciumpyrophosphat-Ablagerungskrankheit<br />

siehe CPPD-Ablagerungskrankheit<br />

115<br />

Campylobacter 92<br />

Celebrex 33<br />

Celecoxib 33<br />

Chlamydia 92<br />

Chromosom 6 12<br />

Chondrocalcinosis 117<br />

Citrullin 47<br />

Citrullinierte Peptide 49<br />

Citrullinierung 47<br />

Colchicin 114<br />

Colitis ulcerosa 99<br />

Cortisol 35<br />

Cortison 35<br />

COX-2-spezifische NSAIDs 33<br />

COX-Hemmer 32<br />

CPPD-Ablagerungskrankheit 115<br />

Ätiologie 115<br />

Behandlung 116<br />

Unterscheidung von RA 116<br />

Cyclooxygenase 33<br />

Cyclooxygenase-Hemmer 32<br />

Cyclophosphamid 34<br />

D<br />

D-Penicillamin 30<br />

Depression 118<br />

Dexamethason 35<br />

Diclofenac 32<br />

144<br />

Disease Activity Score 22<br />

Disease modifying anti-rheumatic<br />

drugs (DMARDs) 29<br />

DMARDs 29<br />

Nebenwirkungen 30<br />

Doppelbrechende Kristalle 104, 117<br />

E<br />

ELISA 39<br />

Endoxan 34<br />

Entzündliche Darmerkrankung 99<br />

Behandlung 100<br />

Unterscheidung von RA 101<br />

Epst<strong>ein</strong>-Barr-Virus 13<br />

Erythema chronicum migrans 125<br />

Etanercept 34<br />

F<br />

Felty-Syndrom 23<br />

Fibrin 50<br />

Fibromyalgie 118<br />

Ätiologie 118<br />

Behandlung 119<br />

Unterscheidung von RA 119<br />

Filaggrin 47<br />

Functional Disability Index 22<br />

Funktionskapazität 12<br />

G<br />

Gem<strong>ein</strong>sames Epitop 13<br />

genetische Suszeptivität 51<br />

Gicht 112


Ätiologie 112<br />

Behandlung 114<br />

Unterscheidung von RA 114<br />

Gleichzeitiges Vorkommen 57<br />

Glukokortikoid-Entzugssyndrom 127<br />

Glukokortikoide 35<br />

Gold 30<br />

Gonokokkeninfektion 103<br />

gouty tophus 113<br />

H<br />

Haupthistokompatibilitätskomplex 12<br />

Hepatitis 57, 106<br />

HIV 92, 106, 119<br />

HLA-B27 90, 93, 96, 100<br />

HLA-Typen 13<br />

Human Leukocyte Antigen 12<br />

Hydroxychloroquin 30<br />

Hyperämie 18<br />

Hyperurikämie 112<br />

I<br />

Ibuprofen 32<br />

Immunsuppressiva 33<br />

Imuran 33<br />

Indirekte Immunfluoreszenz 39<br />

Indometacin 32, 93<br />

Infektiöse <strong>Arthritis</strong> siehe<br />

Bakterielle <strong>Arthritis</strong> 102<br />

Infliximab 34, 101<br />

Interleukin-1-Rezeptor 35<br />

Iridozyklitis 89<br />

Isotypen 38, 42<br />

Ixodes 125<br />

K<br />

Kineret 35<br />

Konjunktivitis 93<br />

Kortikosteroide 35, 114<br />

Nebenwirkungen 35<br />

Kosten 12<br />

Krankheitsbeginn 14<br />

Kryoglobulinämie 42<br />

L<br />

Langwirksame Antirheumatika<br />

(LWAR) 29<br />

Lasernephelometrie 39<br />

Latexfixationstest 39<br />

Leflunomid 30<br />

Lumiracoxib 33<br />

Lyme-<strong>Arthritis</strong> 125<br />

Behandlung 126<br />

Unterscheidung von RA 126<br />

M<br />

Magnetresonanz-Tomographie 18<br />

Meningoenzephalitis 124<br />

Methotrexat 30<br />

Methylprednisolon 35<br />

Mischkollagenose 86<br />

Mononatrium-Uratmonohydrat-<br />

Kristalle 112<br />

Morbus Crohn 99<br />

Moskitoviren 106<br />

Index<br />

145


Index<br />

Multiple Sklerose 51<br />

Myelinbasisprot<strong>ein</strong> 51<br />

Mykobakterien 104<br />

Myositis-Overlap-Syndrom 84<br />

N<br />

Nabumeton 32<br />

Naproxen 32<br />

Nebenwirkungen 30, 32, 35<br />

Neisseria gonorrhoeae 103<br />

New York-Kriterien 89<br />

Nicht-steroidale Antirheumatika<br />

(NSAR) 32<br />

Nicht durch Gonokokken verursachte<br />

Infektion 103<br />

Non-steroidal anti-inflammatory<br />

drugs (NSAIDs) 32<br />

NSAIDs<br />

Nebenwirkungen 32<br />

O<br />

Oprisine 33<br />

Osteoarthritis 108<br />

Ätiologie 108<br />

Behandlung 109<br />

Unterscheidung von RA 110<br />

Osteopenie 18<br />

P<br />

PADI-2-Gen 51<br />

PADI-4-Gen 51<br />

146<br />

Palindromer Rheumatismus 21<br />

Pannus 16<br />

Paracetamol 109<br />

Paramethason 35<br />

Parvovirus B19 106<br />

Peptidylarginin-Desaminase 4<br />

(PADI 4) 50<br />

Peptidylarginyl-Desaminase (PAD) 47<br />

Pilze 104<br />

Piroxicam 32<br />

Polymyalgia rheumatica 58, 120<br />

Ätiologie 120<br />

Behandlung 121<br />

Unterscheidung von RA 122<br />

Polymyositis/Dermatomyositis<br />

Behandlung 84<br />

Prednisolon 35<br />

Prednison 35<br />

Prexige 33<br />

Profilaggrin 47<br />

Prostacycline 32<br />

Prostaglandine 32<br />

Pseudogicht siehe CPPD-Ablagerungskrankheit<br />

116<br />

Psoriasis 95<br />

Purinanalog 33<br />

Pyrophosphat-Arthropathie siehe<br />

CPPD-Ablagerungskrankheit 116<br />

R<br />

Radioimmunassay 39<br />

Radiologie 18<br />

RA 33 51<br />

Reaktive <strong>Arthritis</strong> 92


Behandlung 93<br />

Unterscheidung von RA 93<br />

Rehzecken 125<br />

Reiter-Krankheit siehe Reaktive<br />

<strong>Arthritis</strong> 92<br />

Remission 21<br />

Rheumafaktor 24, 38, 52<br />

Prävalenz 53<br />

Prvalenz 40<br />

Sensitivität 39, 53, 56<br />

Spezifität 39, 53, 56<br />

Vorhersagewerte 53<br />

Rheumaknoten 17<br />

<strong>Rheumatoide</strong> <strong>Arthritis</strong><br />

Activitiy Score 21<br />

Anfälligkeit 12<br />

Ätiologie 10<br />

Definition 10<br />

Diagnose 14<br />

Differenzialdiagnosen 67<br />

Epidemiologie 11<br />

erste Symptome 14<br />

genetische Assoziation 12<br />

Inzidenz 12<br />

Klassifikationskriterien 24<br />

Krankheitsaktivität 21<br />

Labormarker 23<br />

Pathogenese 13<br />

Prävalenz 11<br />

Therapie 28<br />

Riesenzellarteriitis 121<br />

ROC-Analyse 64<br />

ROC-Analysen 57<br />

Rom-Kriterien 89<br />

Röteln 106<br />

S<br />

Index<br />

Sa-Antikörper 50, 51<br />

Saccharomyces cerevisiae 100<br />

Salmonella 92, 103<br />

Schwanenhals 18<br />

Schwangerschaft 21<br />

Septische <strong>Arthritis</strong> siehe Bakterielle<br />

<strong>Arthritis</strong> 102<br />

Shigella 92<br />

Sicca-Syndrom 23<br />

Sjögren-Syndrom 23<br />

Spirochaeten 125<br />

Spondylitis ankylosans 88<br />

Ätiologie 88<br />

Behandlung 90<br />

Klassifizierungskriterien 89<br />

Unterscheidung von RA 90<br />

Stanford Health Assessment<br />

Questionnaire 21<br />

Staphylococcus aureus 104<br />

Streptococci 92, 104<br />

Sulfasalazin 30<br />

Symmetrische <strong>Arthritis</strong> 25<br />

Synovialdeckzellen 16<br />

Synovialproliferation 16<br />

Szintigraphie 18<br />

T<br />

T-Lymphozyten 12<br />

Tierversuch 50<br />

TNF-α-Hemmer 34<br />

Tophus 113<br />

Trauma 119<br />

147


Index<br />

Triamcinolon 35<br />

Tumor-Nekrose-Faktor 34<br />

U<br />

Ulzera 124<br />

Undifferenzierte Bindegewebeerkrankung<br />

Unterscheidung von RA 87<br />

Undifferenzierte Bindegewebeerkrankung<br />

(UCTD) 85<br />

Undifferenzierte Polyarthritis 26<br />

Uveitis 89, 93, 98, 100, 124<br />

V<br />

Verlaufsstadien 19<br />

Verlaufsstadium 18<br />

Vimentin 50, 51<br />

Virale <strong>Arthritis</strong> 105<br />

Behandlung 106<br />

148<br />

Unterscheidung von RA 107<br />

Vorhersagemarker 62<br />

Vorhersagewert 61<br />

W<br />

Waaler- Rose-Test 39<br />

Weichteilschwellungen 18<br />

Y<br />

Yakima-Indianer 13<br />

Yersinia 92

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