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Der albanische Staat in der Krise

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sozialen Organisationsform e<strong>in</strong> Nord-Süd-Gefälle aufweist bzw. im städtischen Bereich vonger<strong>in</strong>gerer Bedeutung ist. Umstritten ist auch, ob die prästaatlichen Strukturen des Südens alsClans angesprochen werden können. Nichtsdestotrotz ist im gesamten Land die Bedeutungfamilienabhängigen Parteigängertums sowie führen<strong>der</strong> Familien mit patriarchalem Charaktersehr hoch. In Albanien hat sich niemals e<strong>in</strong>e staatstragende Bürger- und Mittelschicht gebildet— <strong>der</strong> <strong>Staat</strong> wird vielmehr als gefährlicher, von außen kommen<strong>der</strong> Fremdkörper betrachtet,wohl auch, da die Sozialstrukturen e<strong>in</strong> Gefühl für die Notwendigkeit größererOrganisationsstrukturen nicht entstehen ließen. Nur "die fremden Kulture<strong>in</strong>flüssenausgesetzte Bevölkerung <strong>in</strong> den Städten" sorgte "für die Entwicklung e<strong>in</strong>es neuen,regionalüberschreitenden Nationalgefühls" , das jedoch bis heute nicht beson<strong>der</strong>s starkausgeprägt ist. Auf jeden Fall haben Albaner <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel dem Clan gegenüber e<strong>in</strong>ewesentlich stärkere Loyalität als gegenüber staatlichen Institutionen; regionale B<strong>in</strong>dungenüberlagern o<strong>der</strong> bestimmen politische. Das familiär-regional ausgerichtete Denken <strong>der</strong>Albaner verh<strong>in</strong><strong>der</strong>te bisher "die Bildung e<strong>in</strong>es übergreifenden Nationalgefühls. DieProjizierung <strong>der</strong> Unabhängigkeit sowie des Freiheits- und Zusammengehörigkeitsgefühls aufe<strong>in</strong>en sehr kle<strong>in</strong>en Rahmen, also auf den Stamm, die Familie und das Haus, verurteilte diesenrelativ großen Teil <strong>der</strong> <strong>albanische</strong>n Bevölkerung zu e<strong>in</strong>em politisch passiven Dase<strong>in</strong>."Überdies wurde die nationale Idee den Albanern im Zuge <strong>der</strong> Neugestaltung des Balkans nachdem Rückzug des Osmanischen Reiches von außen oktroyiert und deshalb niemalsver<strong>in</strong>nerlicht.Clanangehörige werden, sowohl was die Rekrutierung für staatliche Posten als auch waswirtschaftliche Aktivitäten betrifft, massiv bevorzugt und unterstützt. Schwandner beschreibtdie Grundlage dieses Verhaltens folgen<strong>der</strong>maßen: "Nur den Verwandten und Freundengehört" die "Solidarität und Loyalität" des Albaners. "Diese beweist er, wenn die Integrität<strong>der</strong> genannten Bezugsgruppen von außen <strong>in</strong> Frage gestellt wird. Das verlangt se<strong>in</strong> Ehrbegriff,verstanden als heilige Pflicht." Die komplizierten rechtlichen und sozialen Auffassungenbehielten bis zum heutigen Tag außerhalb des offiziellen Rechtssystems ihre Relevanz.Zumeist unbewußt prägen die Überreste dieser archaischen <strong>albanische</strong>n Kultur, die imGewohnheitsrecht des Kanun festgelegt ist, weiterh<strong>in</strong> Politik, Kultur und das tägliche Leben.Das ideologische Vakuum, das nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Regimesvorhanden war, wurde teilweise mit alten Werten <strong>der</strong> <strong>albanische</strong>n Stammes- undClangesellschaft gefüllt. Dadurch, daß <strong>in</strong> <strong>der</strong>en grundsätzlichen Denken jedoch je<strong>der</strong>"Verwandtschaftsfremde nach Freund o<strong>der</strong> Fe<strong>in</strong>d, nach eigen o<strong>der</strong> fremd bzw. ob <strong>der</strong> eigenenGruppe zugehörig o<strong>der</strong> nichtzugehörig" zugeordnet wird, wird e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames staatlichesDenken be-, wenn nicht sogar verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t und zahlreiche <strong>in</strong>nerstaatliche Konfliktl<strong>in</strong>ienerzeugt. "Das ideale Verhalten gegenüber dem Fe<strong>in</strong>d heißt ... entwe<strong>der</strong> töten o<strong>der</strong>verwandeln" — im politisch übertragenen S<strong>in</strong>n bedeutet dies jedoch, daß, wenn mit e<strong>in</strong>emKontrahenten ke<strong>in</strong> E<strong>in</strong>vernehmen erzielt werden kann, er bekämpft wird. Dadurch, daßgleichzeitig Ehre und Mut zentrale Werte darstellen und <strong>der</strong> eigene Wille bewußt aggressivgezeigt wird, ist politische Kompromißbereitschaft kaum vorhanden.Politik dient offensichtlich <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie dazu, die Interessen <strong>der</strong> eigene Klientel optimal zuverwirklichen. Beispielsweise übernahm <strong>der</strong> Berisha-Clan und se<strong>in</strong> Patronagesystem e<strong>in</strong>igebeson<strong>der</strong>s lukrative Wirtschaftszweige vor allem im Norden <strong>in</strong> monopolartiger Stellung.Aber auch <strong>der</strong> Embargoschmuggel mit Jugoslawien brachte vor allem durch Erdölhandel demClan Millionengew<strong>in</strong>ne. Damit wird auch klar, warum Berisha se<strong>in</strong>e Machtbasis im Nordenhat. Dies sollte sich auch noch im Verlauf <strong>der</strong> Unruhen im Frühjahr 1997 deutlich zeigen.Berisha wurde aber nicht nur die Bevorzugung des Nordens bzw. die Zurückdrängung desSüdens aus staatlichen Positionen, son<strong>der</strong>n zunehmend auch e<strong>in</strong> autokratischer Führungsstilvorgeworfen.Gleichzeitig breiteten sich durch e<strong>in</strong>en allgeme<strong>in</strong>en Verfall <strong>der</strong> Moral aber auch Krim<strong>in</strong>alität,Korruption und regional auch Despotismus aus o<strong>der</strong>, wie <strong>der</strong> <strong>albanische</strong> Schriftsteller Ismail


Kadare es ausdrückte, "schlich <strong>in</strong> das Vakuum, das <strong>der</strong> Zusammenbruch des Kommunismush<strong>in</strong>terlassen hatte, vollständiger Amoralismus e<strong>in</strong>". Kadare konstatierte e<strong>in</strong>e "Verwil<strong>der</strong>ung<strong>der</strong> ganzen Gesellschaft" . Überdies galt Raub an Fremden bis Anfang des Jahrhun<strong>der</strong>tstraditionell "als Tugend und diente dem Beweis <strong>der</strong> Heldenhaftigkeit" , und auch heute nochist das Unrechtsempf<strong>in</strong>den <strong>der</strong> Albaner mit westeuropäischen Maßstäben nicht vergleichbar.Gashi/Ste<strong>in</strong>er erläutern, daß mit den abwechselnden fremden Rechtsordnungen <strong>der</strong>verschiedenen Fremdherrscher pragmatisch umgegangen wurde und nur das angenommenwurde, "was nicht zu umgehen war — etwa Steuern und Wehrpflicht" — während das Lebenuntere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> und das Verhältnis zum Eroberer weiterh<strong>in</strong> nach den eigenen Gesetzen geregeltwurden. Verstärkt wurde dies durch Landflucht, Urbanisierung, Slumbildung, massiveArbeitslosigkeit und Marg<strong>in</strong>alisierung. Vielfach schien <strong>der</strong> Weg <strong>in</strong> die Krim<strong>in</strong>alität <strong>der</strong>e<strong>in</strong>zige, vor allem aber <strong>der</strong> e<strong>in</strong>fachste und schnellste Ausweg zu se<strong>in</strong>.Krim<strong>in</strong>elle poststaatliche Strukturen im Norden hatten sich <strong>in</strong> engem Zusammenhang mit denneuen staatlichen Strukturen sowie <strong>der</strong> Familie von Präsident Berisha gebildet. Dabei wurdennicht nur Menschen und Drogen geschmuggelt, son<strong>der</strong>n es wurde vor allem das Embargogegenüber Restjugoslawien höchst lukrativ gebrochen. Im Süden hatten diese sich schon <strong>in</strong>Zusammenhang mit den prästaatlichen Verb<strong>in</strong>dungen Hoxhas und <strong>der</strong> ehemaligenkommunistischen Herrscher entwickelt, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> kommunistischen Ära Waffen-, vor allemaber Zigaretten- und Drogenschmuggel mit <strong>der</strong> italienischen Mafia betrieben. Se<strong>in</strong>erzeit zur"Erwirtschaftung" von Devisen gedacht, hatten sich daraus "gewöhnliche" krim<strong>in</strong>elleStrukturen gebildet. Aber auch (Regierungs-)Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Demokraten waren offensichtlichim Süden massiv <strong>in</strong> krim<strong>in</strong>elle Aktivitäten verstrickt. So wurde beispielsweise <strong>der</strong> ehemaligeInnenm<strong>in</strong>ister Agron Musaraj für den H<strong>in</strong>termann <strong>der</strong> organisierten Krim<strong>in</strong>alität <strong>in</strong> Beratgehalten. Neben <strong>in</strong>ner<strong>albanische</strong>r Krim<strong>in</strong>alität und Unterschlagung von Hilfsgel<strong>der</strong>n s<strong>in</strong>ddiese Gruppierungen vor allem im Schmuggel von Drogen, Flüchtl<strong>in</strong>gen sowie Waffen nachEuropa aktiv.Die alten und neuen Eliten haben offensichtlich neue "Geschäftsbereiche" im poststaatlichenBereich entdeckt. Gemäß e<strong>in</strong>er Studie <strong>der</strong> US Drugs Enforcement Agency (DEA) und <strong>der</strong>Interpol gehörten Mitte 1997 <strong>der</strong> <strong>albanische</strong>n organisierten Krim<strong>in</strong>alität 1.900 Personen direktund 30.000 <strong>in</strong>direkt an. Mit Drogen-, Menschenschmuggel und Prostitution erwarben diesee<strong>in</strong>en Umsatz von 7,7 Milliarden Dollar und e<strong>in</strong>en Jahresprofit von 4,2 Milliarden Dollar.Durch die geographische Lage zwischen Asien und Europa ist das Land für den Schmuggelbeson<strong>der</strong>s geeignet. Im Drogenschmuggel stellt die <strong>albanische</strong> dabei die Verb<strong>in</strong>dungzwischen türkischer und italienischer organisierter Krim<strong>in</strong>alität sicher.In Albanien ist somit e<strong>in</strong>e enge Verflechtung prä-, post- und staatlicher Strukturen zuerkennen — e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> wesentlichsten Grundübel dieses Landes.Die Parlamentswahlen 1996Unter diesen Voraussetzungen kam es Mitte 1996 zu Parlamentswahlen. Die regierendeDemokratische Partei bzw. Präsident Berisha hatten sich im Verhältnis zu an<strong>der</strong>endemokratiepolitisch notwendigen Institutionen wie Medien, Opposition, Verfassungsgerichtetc. schon zwischen 1992 und 1996 zum Teil äußerst undemokratisch verhalten und dadurchbegonnen sich selbst zu delegitimieren. Darüber h<strong>in</strong>aus führte das regionale Gefälle (Nord-Süd) <strong>in</strong> <strong>der</strong> politischen Akzeptanz zu e<strong>in</strong>er zusätzlichen Destabilisierung. Nachdem 1994 e<strong>in</strong>von Präsident Berisha vorgelegter Plan zur Verfassungsän<strong>der</strong>ung, <strong>der</strong> auf se<strong>in</strong>e Personzugeschnitten war und e<strong>in</strong>e Art Präsidialdemokratie zum Ziel hatte, von <strong>der</strong> Bevölkerungabgelehnt worden war, erwartete man e<strong>in</strong> Kopf-an-Kopf-Rennen <strong>der</strong> Demokraten undSozialisten. Da die Wahl auf Grundlage e<strong>in</strong>es neuen umstrittenen Wahlgesetzes stattfand,erreichte die Demokratische Partei mit 68 Prozent <strong>der</strong> Stimmen nicht nur e<strong>in</strong>en klarenWahlsieg, son<strong>der</strong>n stellte auf Grund des Mehrheitswahlrechts auch 122 von 140Parlamentssitzen. Bei den Wahlen gab es jedoch zahlreiche Unregelmäßigkeiten bzw.


teilweise massiven Druck auf die Wähler. Berisha — schwer verunsichert durch dieNie<strong>der</strong>lage bei <strong>der</strong> Abstimmung über die von ihm vorgelegte Verfassung — glaubteoffensichtlich, daß nur er <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage wäre, das Land <strong>in</strong> die Zukunft zu führen. E<strong>in</strong> Sieg <strong>der</strong>Sozialisten — und damit aus se<strong>in</strong>er Sicht <strong>der</strong> alten Kommunisten — wollte er auf alle Fälleund mit allen Mitteln verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n und die Albaner zum "Demokratischen" Glück zw<strong>in</strong>gen. Ausdiesem Grund lehnten die oppositionellen Sozialisten die Teilnahme an Parlamentssitzungenbzw. die politische Mitarbeit ab. Sowohl durch die Zweifel am korrekten Wahlverlauf alsauch durch die nicht vorhandene Opposition verloren die staatlichen Organe weiter massiv anGlaubwürdigkeit. Konfliktverschärfend wirkte, daß <strong>in</strong>ternationale Wahlbeobachter ke<strong>in</strong>ee<strong>in</strong>heitliche Aussage bzw. Beurteilung <strong>der</strong> Wahlen abgaben. Dadurch nahmen die <strong>albanische</strong>nAkteure nur die ihnen jeweils genehme Beurteilung zur Kenntnis. Anstatt dem Land bei <strong>der</strong>Entwicklung demokratischer politischer Kultur geholfen zu haben, forcierten <strong>in</strong>ternationaleWahlbeobachter somit durch ihre Tätigkeit die <strong>in</strong>ner<strong>albanische</strong>n Gegensätze — e<strong>in</strong> negativesLehrbeispiel. Nichtsdestotrotz fanden Ende Oktober von <strong>in</strong>ternationalen Beobachtern alskorrekt beurteilte Kommunalwahlen statt, bei denen die Demokratische Partei mit 52 Prozent<strong>der</strong> Stimmen e<strong>in</strong>en klaren, wenn auch nicht mehr so e<strong>in</strong>deutigen Sieg feiern konnte.Durch die politische Kultur des Landes, <strong>der</strong> e<strong>in</strong> Hang zur Polarisierung <strong>in</strong>newohnt und diepolitische Gegner eher als Fe<strong>in</strong>de denn als Partner betrachtet, waren die Voraussetzungen fürdie politische Lösung von Problemen denkbar schlecht. Sowohl die gefälschtenWahlergebnisse als auch das Mehrheitswahlrecht verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten, daß möglichst alle politischenInteressengruppierungen im Parlament vertreten waren. Damit konnten die politischenKonflikte aber nicht <strong>in</strong> diesem ausgetragen werden und wurden auf die Straße verlagert.Die PyramidenspieleFast zeitgleich bahnte sich e<strong>in</strong> zweites Drama an. Albaniens Wirtschaft befand sich <strong>in</strong> denJahren nach dem Sturz des kommunistischen Systems <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Transformationsprozeß, <strong>der</strong>durch rückläufige Produktionszahlen, e<strong>in</strong>e hohe Inflations- und Arbeitslosenrate, <strong>in</strong>effizienteVerwaltung und schlußendlich dadurch ausgelöste Verarmung breiter Bevölkerungsschichtengekennzeichnet war. Sowohl ausländisches, vor allem aber <strong>in</strong>ländisches Investitionskapitalwurde <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie auf rasche Rendite spekulierend e<strong>in</strong>gesetzt. Im Oktober 1996 warntendeshalb die Weltbank und <strong>der</strong> Internationale Währungsfonds bei ihrer Jahrestagung die<strong>albanische</strong> Regierung vor den im Land tätigen Pyramidenspielen und empfahlen diese zuverbieten. Überdies warnten sie davor, daß diese zu groß angelegter Geldwäsche genutztwerden könnten. <strong>Der</strong> <strong>albanische</strong> F<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>ister Bode <strong>in</strong>formierte daraufh<strong>in</strong> die <strong>albanische</strong>Öffentlichkeit über diese Warnungen, bezweifelte selbst die Fähigkeit <strong>der</strong>Pyramidengesellschaften, die Rückzahlungen durchzuführen, und erklärte, daß die Regierungke<strong>in</strong>e Garantie für die E<strong>in</strong>lagen übernehme. Die Bevölkerung blieb von diesen Warnungenjedoch völlig unbee<strong>in</strong>druckt, und die Pyramidenspiele verloren faktisch nichts von ihrerAttraktivität. Dazu hatte wohl auch die kurz nach den Warnungen des F<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>istersveröffentlichte Erklärung Präsident Berishas, <strong>in</strong> <strong>der</strong> die Pyramidenspiele als seriöse Firmenund das <strong>albanische</strong> Geld als "sauberes" Geld dargestellt worden war, beigetragen. DieseErklärung dürfte <strong>in</strong> Zusammenhang mit den unmittelbar bevorstehenden RegionalwahlenEnde Oktober gestanden haben. Berisha hatte offensichtlich befürchtet, diese zu verlieren,sollte die Regierung ernsthafte Maßnahmen gegen die Pyramidenspiele ergreifen. Was jedoch1991 noch als durchaus seriöser Versuch zur Gründung von Investitionsgesellschaften und alsE<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> freien Marktwirtschaft begonnen hatte, war <strong>in</strong>zwischen e<strong>in</strong> ökonomischesDesaster geworden. Anfangs hatten Firmen — auch auf Grund e<strong>in</strong>er mangelnden"Bankenlandschaft" — versuch, von privaten Investoren das notwendige Kapital für ihreGeschäftstätigkeit zu erhalten. Dafür wurden diesen entsprechend hohe "high risk"-Z<strong>in</strong>senzugesagt. Diese Investitionsform erfreute sich bald <strong>der</strong>artiger Beliebtheit, daß e<strong>in</strong>erseitszahlreiche Albaner sowohl ihr gesamtes Vermögen als auch die von <strong>albanische</strong>n Gastarbeitern


nach Hause geschickten Löhne <strong>in</strong>vestierten, an<strong>der</strong>erseits aber immer mehr Gesellschaften aufden fast völlig unregulierten Markt drängten und damit die Z<strong>in</strong>sen <strong>in</strong> unökonomische Höhentrieben. Da <strong>in</strong>zwischen auch e<strong>in</strong>ige unseriöse Firmen, die gar ke<strong>in</strong>e Investitionen mehrtätigten, aktiv wurden, entwickelte sich das Investitionsgeschäft zu Pyramidenspielen, andenen fast das gesamte Land teilnahm und e<strong>in</strong>en großen Teil des Volksvermögens krim<strong>in</strong>ellenOrganisationen <strong>in</strong> die Hände spielte. Dadurch, daß vorerst auch die versprochenen hohenZ<strong>in</strong>sen ausgezahlt wurden, hielt <strong>der</strong> "Boom" trotz besagter Warnungen bis zuletzt an. Dabeiwurden nicht nur immer mehr Kapital, son<strong>der</strong>n auch die ausbezahlten Gew<strong>in</strong>ne meist gleichwie<strong>der</strong> <strong>in</strong>vestiert. Sowohl <strong>der</strong> Mangel an f<strong>in</strong>anziellen Erfahrungen als auch diepsychologische Verlockung, schnell reich zu werden, waren die entscheidenden Faktoren fürdie Popularität <strong>der</strong> Pyramidenspiele. Während die Masse <strong>der</strong> Albaner die Problematik dieserInvestitionsform gar nicht verstand und e<strong>in</strong>fach als Segen <strong>der</strong> Marktwirtschaft betrachtete,glaubten an<strong>der</strong>e, daß die italienische Mafia auf diese Art und Weise Geldwäsche betrieb.Auch Vertreter <strong>der</strong> Opposition g<strong>in</strong>gen davon aus, daß die Z<strong>in</strong>sen echt wären, wenn sie auche<strong>in</strong>en krim<strong>in</strong>ellen H<strong>in</strong>tergrund hätten — "sie seien Erlöse aus Geldwäsche, Zigaretten- undMenschenschmuggel, Waffen- und Drogenhandel" — was <strong>in</strong> Albanien niemand son<strong>der</strong>lichstörte, ist das Rechtsempf<strong>in</strong>den, wie bereits erläutert, doch mit westeuropäischen Standardsnicht zu vergleichen. Fast niemand erkannte jedoch die wahre Intention, zum<strong>in</strong>dest <strong>der</strong>meisten Betreiber dieser Firmen, nämlich das Geld möglichst <strong>in</strong>s Ausland zu transferieren unddie Anleger zu betrügen. Bis zuletzt planten Regierungsvertreter — zum<strong>in</strong>dest offiziell —,deshalb auch die Gesellschaften <strong>in</strong> Privatbanken und die Gelde<strong>in</strong>lagen <strong>in</strong> Anteile anProduktionsbetrieben umzuwandeln — e<strong>in</strong>e Vorstellung jenseits <strong>der</strong> realen Gegebenheiten.Deutlich wurde aber auch, daß Albanien verabsäumt hatte, nicht nur das Wirtschaftssystem zuverän<strong>der</strong>n, son<strong>der</strong>n auch die notwendigen <strong>in</strong>stitutionellen Reformen voranzutreiben.Erste ProtesteAb November 1996 zeichnete sich jedoch das dramatische Ende langsam ab. Ende desMonats tauchte nämlich Aleksan<strong>der</strong> Grunjas, Inhaber e<strong>in</strong>es Pyramidenspieles mit geschätzten13 Millionen Dollar unter, und e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Pyramidengesellschaften ("Sude") zahlteüberraschend ke<strong>in</strong>e Gew<strong>in</strong>ne aus, versprach dies jedoch am 15. Jänner zu tun. Daraufh<strong>in</strong>demonstrierten Anfang Dezember zirka 20.000 Menschen vor dem Firmensitz <strong>in</strong> Tirana.Nachdem die Auszahlung aber auch am 15. Jänner nicht erfolgte und "Sude" ihren Bankrotterklärte, kam es <strong>in</strong> Tirana erstmals zu regierungsfe<strong>in</strong>dlichen Demonstrationen. Als daraufh<strong>in</strong>die Regierung Bankguthaben e<strong>in</strong>iger Pyramidenspiele — angeblich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Höhe von 250Millionen Dollar — e<strong>in</strong>fror, kam es zu neuerlichen Demonstrationen, vor allem <strong>in</strong> Vlora. Undobwohl Präsident Berisha den Betroffenen Entschädigungen zusagte, eskalierten die Unruhen.Die <strong>albanische</strong> Regierung und Präsident Berisha wurden von <strong>der</strong> Bevölkerung für dasDesaster verantwortlich gemacht. Dabei spielten — trotz aller antistaatlichen Traditionen —sicher auch die sich vor allem <strong>in</strong> <strong>der</strong> kommunistischen Ära gebildeten Erwartungen <strong>der</strong>Menschen, daß nämlich <strong>der</strong> <strong>Staat</strong> letztendlich alle Probleme zu lösen hätte, e<strong>in</strong>eentscheidende Rolle; auch wenn gleichzeitig je<strong>der</strong> Versuch, staatliche Autoritätdurchzusetzen, als Rückkehr zum Kommunismus geschmäht wurde. Als es dem <strong>Staat</strong> imZuge des Zusammenbruchs <strong>der</strong> Pyramidenspiele offensichtlich nicht gelang, das Problem zulösen, richtete sich <strong>der</strong> Zorn <strong>der</strong> Menschen auf diesen und se<strong>in</strong>e Repräsentanten. Und obwohldie — zugegebenermaßen nicht beson<strong>der</strong>s nachdrücklichen und von Präsident Berishaabgeschwächten — Warnungen des F<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>isters im Herbst des Vorjahres praktischniemand ernst genommen hatte, waren nunmehr zahlreiche Menschen — wohl nicht ganzunberechtigt — davon überzeugt, daß e<strong>in</strong> Teil des Geldes <strong>in</strong> die Taschen vonRegierungsmitglie<strong>der</strong> geflossen wäre und diese deshalb nicht vor dem drohendenZusammenbruch <strong>der</strong> Pyramidensysteme gewarnt hatten. Schlußendlich entstand, neben demVerlust des Vermögens bzw. <strong>der</strong> Existenz zahlreicher Kle<strong>in</strong>sparer, mit dem Zusammenbruch


<strong>der</strong> Pyramidengesellschaften auch e<strong>in</strong> großer volkswirtschaftlicher Schaden, gehen dochSchätzungen immerh<strong>in</strong> von verlorenen E<strong>in</strong>lagen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Höhe von 1,2 Milliarden Dollar aus.Es darf aber auch nicht übersehen werden, daß es im Gegensatz zu an<strong>der</strong>en ehemalskommunistischen <strong>Staat</strong>en bisher nicht gelungen war, die Wirtschaft des Landes nachhaltig <strong>in</strong>Schwung zu br<strong>in</strong>gen. Auf Grund se<strong>in</strong>er jahrzehntelangen Isolation war Albanien beson<strong>der</strong>sungeeignet, die Marktwirtschaft radikal e<strong>in</strong>zuführen. Mitverantwortlich für die schlechtenWirtschaftsdaten war sicher auch das jahrelange Embargo gegenüber Jugoslawien, das denAufbau normaler Wirtschaftsbeziehungen zum nördlichen Nachbarstaat verh<strong>in</strong><strong>der</strong>te. Undauch die Unterstützung <strong>der</strong> EU <strong>in</strong> Höhe von sechs Milliarden Schill<strong>in</strong>g, und damit <strong>der</strong>höchsten Pro-Kopf-Hilfe <strong>in</strong> den ehemals kommunistischen Län<strong>der</strong>n , konnte an <strong>der</strong>dramatischen Situation kaum etwas än<strong>der</strong>n, da überdies e<strong>in</strong> nicht unbeträchtlicher Teil nichtzur Ankurbelung <strong>der</strong> Produktivität verwendet wurde, son<strong>der</strong>n <strong>in</strong> dunkle Kanäle floß. DieOSZE geht davon aus, daß 80 Prozent <strong>der</strong> Hilfsgel<strong>der</strong> dort landeten. Die unzureichendkontrollierte Auslandshilfe stärkte somit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em nicht unwesentlichen Umfang krim<strong>in</strong>elleStrukturen <strong>in</strong> Albanien. Aber auch das Embargo gegen Jugoslawien stärkte — wohl nicht nur<strong>in</strong> Albanien — durch die dadurch ausgelösten lukrativen Schmuggelaktivitäten mafiösekrim<strong>in</strong>elle Strukturen. Überdies hatten Maßnahmen zur Stabilisierung makroökonomischerIndikatoren Priorität bei <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Hilfe gehabt. Die F<strong>in</strong>anzierung <strong>der</strong> öffentlichenVerwaltung, die Unterstützung <strong>der</strong> staatlichen Ordnung und Gerichtsbarkeit waren h<strong>in</strong>gegenvernachlässigt worden.Unruhen, Aufruhr und bewaffneter KonfliktDie oppositionellen Sozialisten begannen <strong>in</strong>zwischen, die Unzufriedenheit <strong>der</strong> Menschen fürihre Zwecke zu <strong>in</strong>strumentalisieren, und organisierten am 19. Jänner e<strong>in</strong>e Demonstration <strong>in</strong>Tirana, die zu gewalttätigen Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen mit <strong>der</strong> Polizei führten. Die Oppositionerhoffte wohl, damit e<strong>in</strong>en ähnlichen Erfolg wie die Demonstranten <strong>in</strong> Serbien und BulgarienEnde 1996, Anfang 1997 zu err<strong>in</strong>gen. So hatte schon kurz nach den Parlamentswahlen 1996<strong>der</strong> Chef <strong>der</strong> Sozialisten, Fatos Nano, erklärt, daß nicht die umstrittenen Wahlen, son<strong>der</strong>n diePyramidenspiele Berisha zu Fall br<strong>in</strong>gen würden. Nachdem nunmehr das Parlament am 23.des Monats e<strong>in</strong> gesetzliches Verbot <strong>der</strong> Pyramidenspiele beschlossen hatte , weiteten sich dieUnruhen vor allem <strong>in</strong> Südalbanien zusehends aus. Durch die mangelnde Fähigkeit des <strong>Staat</strong>es,die Probleme se<strong>in</strong>er <strong>Staat</strong>sbürger zu lösen, und dem gleichzeitigen (o<strong>der</strong> deswegen bed<strong>in</strong>gten)Verfall des staatlichen Gewaltmonopols verlor <strong>der</strong> <strong>Staat</strong> se<strong>in</strong>e Legitimation — <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Land,dessen E<strong>in</strong>wohner <strong>Staat</strong> und Gesetze von vornhere<strong>in</strong> <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie als E<strong>in</strong>schränkung ihresFreiheitsgedankens empf<strong>in</strong>den. Die teilweise überzogenen Erwartungen <strong>der</strong> Menschen nachschnellem Reichtum, wie er allabendlich <strong>in</strong> (ausländischen) Medien gesehen wurde, führte zumassiver Enttäuschung, die <strong>in</strong> Wut und Zorn auf den <strong>Staat</strong> mündete, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en ArtKulturkampf, <strong>der</strong> begann, den ganzen <strong>Staat</strong> zu umfassen und zugrunde zu richten. DieAlbaner begannen zu zerstören, was ihre Existenz, zum<strong>in</strong>dest verme<strong>in</strong>tlich, zerstört hatte —den <strong>Staat</strong>. Tiefer Beweggrund für diesen Kampf gegen den <strong>Staat</strong> waren e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nereAblehnung gegen jegliche überregionale Vergesellschaftung und die niemals zustandegekommene nationale Identitätsf<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Albaner, die Kaser mit <strong>der</strong> traditionellenViehzüchter- und <strong>der</strong> daraus herausgegangenen Patriarchatsgesellschaft <strong>der</strong> Clans erklärt.Außerhalb dieser waren die Strukturen <strong>in</strong> Albanien jedoch immer schwach ausgebildet. Vorallem das Gewaltmonopol als zentrales Element zur Entwicklung des <strong>Staat</strong>es wurde erst <strong>in</strong> <strong>der</strong>kommunistischen Ära gewaltsam durchgesetzt, jedoch <strong>in</strong>nerlich von den Albanern niemalsakzeptiert. Aggressivität und Gewalttätigkeit s<strong>in</strong>d überdies <strong>in</strong> Gesellschaften, die sich aufe<strong>in</strong>em niedrigen Ordnungs- und Integrationsniveau bef<strong>in</strong>den, von funktionaler Notwendigkeit,da impulsive, affektive Aggressivität hier noch zur Verteidigung, zur Ressourcen- undHerrschaftssicherung dient.


Als es nunmehr <strong>in</strong> Tirana bei <strong>der</strong> Demonstration von Tausenden Oppositionellen zu schwerenAuse<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen mit den Sicherheitskräften kam, erteilte das Parlament PräsidentBerisha exekutive Son<strong>der</strong>vollmachten, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e um die Armee zur Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong>Ordnung e<strong>in</strong>zusetzen. Diese Maßnahmen und Versuche <strong>der</strong> Regierung Meksi durch dasVersprechen "e<strong>in</strong>es angemessenen f<strong>in</strong>anziellen Ausgleichs" mit dem e<strong>in</strong>gefrorenen Vermögen<strong>der</strong> zusammengebrochenen Gesellschaften führten jedoch nicht zu <strong>der</strong> erhofften Deeskalation<strong>der</strong> Lage. Das <strong>in</strong>nerstaatliche <strong>Krise</strong>nmanagement funktionierte nicht. E<strong>in</strong>erseits zeigte die"Machtdemonstration" bestenfalls die Schwäche des Systems, da die e<strong>in</strong>gesetztenSicherheitskräfte die Situation nicht beherrschten, an<strong>der</strong>erseits konnten die Versprechungen<strong>der</strong> Regierung die Bevölkerung nicht mehr beruhigen. Ende Jänner organisierte sich dieOpposition nicht nur im Süden zunehmend, und zehn Oppositionsparteien schlossen sich zum"Forum für Demokratie" zusammen. <strong>Der</strong> Versuch von Präsident Berisha, mit e<strong>in</strong>em "RundenTisch" aller politischen Kräfte Albaniens die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen auf demVerhandlungsweg zu lösen, wurde von <strong>der</strong> Opposition vorerst abgelehnt. Nachdem e<strong>in</strong>eweitere prom<strong>in</strong>ente Pyramidengesellschaft ("Gjallica") den Bankrott erklärte, kam es <strong>in</strong> Vlorazu gewalttätigen Demonstrationen, und auch <strong>in</strong> Tirana rief die Opposition zu täglichenDemonstrationen auf, nachdem die Polizei e<strong>in</strong>e Kundgebung gewaltsam unterbunden hatte.Mitte Februar verwandelten sich die Proteste zusehends <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en offenen Aufruhr gegen den<strong>Staat</strong>. Erste Demonstranten und Polizisten kamen <strong>in</strong> Vlora, das sich als Zentrum desAufstandes herauskristallisierte und wo auch die örtliche Zentrale <strong>der</strong> regierendenDemokratischen Partei gestürmt und verwüstet wurde, ums Leben. An <strong>der</strong> Universität Vlorabegannen Studenten e<strong>in</strong>en Hungerstreik, um ihre For<strong>der</strong>ung nach Rücktritt <strong>der</strong> Regierung zuuntermauern, und auch <strong>in</strong> Tirana g<strong>in</strong>gen die gewalttätigen Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen zwischenDemonstranten und Sicherheitskräften weiter. Als Ende Februar das Gerücht verbreitetwurde, <strong>der</strong> Geheimdienst Shik wolle den Hungerstreik <strong>der</strong> Studenten <strong>in</strong> Vlora beenden, kames zu schweren Ausschreitungen, bei denen die örtliche Shik-Zentrale gestürmt undnie<strong>der</strong>gebrannt wurde und zehn Todesopfer, unter ihnen sechs Geheimdienstbeamte, zubeklagen waren. Daraufh<strong>in</strong> verließen praktisch alle verbliebenen staatlichen Ordnungskräftedie Stadt o<strong>der</strong> schlossen sich den Aufständischen an. In weiterer Folge wurden Armeelagergestürmt, Aufständische und Bevölkerung bewaffneten sich. Die Selbstbewaffnung ware<strong>in</strong>erseits die Konsequenz des Verfalls des staatlichen Gewaltmonopols, an<strong>der</strong>erseits ist es fürAlbaner e<strong>in</strong> Ausdruck <strong>der</strong> Männlichkeit und e<strong>in</strong> althergebrachtes Recht, e<strong>in</strong>e Waffe zubesitzen; Ehre, Sicherheit und Bewaffnung s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Albanien nicht nur zentrale Lebensaspekte,son<strong>der</strong>n bestimmen ganz selbstverständlich den Alltag. Nach und nach schlossen sichwährenddessen ganze E<strong>in</strong>heiten und Verbände <strong>der</strong> <strong>albanische</strong>n Armee bzw. <strong>der</strong>en Reste denRebellen an. Man kann davon ausgehen, daß praktisch die gesamte 5. Division zu denRebellen überlief. Diese traten zunehmend organisiert, teilweise auch unter Führungehemaliger Offiziere und kommunistischer Parteifunktionäre, die von <strong>der</strong> Regierung entlassenworden waren, auf. Albanien hatte nämlich se<strong>in</strong>e Armee <strong>in</strong> den letzten Jahren um zirka 60Prozent gekürzt und dabei vor allem unliebsame, ehemals kommunistische Offiziere unterdem Stichwort "Demokratisierung <strong>der</strong> Armee" entlassen. So waren beispielsweise <strong>in</strong> VloraEx-General Ibrahim Zenaj, <strong>in</strong> Gjirokaster <strong>der</strong> ehemalige Brigadegeneral Agim Bozhida o<strong>der</strong><strong>in</strong> Saranda Ex-General Xhevat Kocia <strong>in</strong> führen<strong>der</strong> Position an den Aufständen beteiligt.Grund dafür war, daß die entlassenen Militärs <strong>in</strong> den lokalen Führungsschichten teilweiseweiterh<strong>in</strong> wichtige Akteure waren und damit auch gegenüber den regionalen Verbänden e<strong>in</strong>eMachtstellung e<strong>in</strong>nahmen. Aber auch die aktiven Offiziere und Soldaten waren eng <strong>in</strong> <strong>der</strong>regionalen Gesellschaft verwoben und hatten dieser gegenüber e<strong>in</strong>e höhere Loyalität alsgegenüber dem <strong>Staat</strong>. Überdies garantierte <strong>der</strong> Übertritt zu den Aufständischen vorerst ihrenMachterhalt.Die <strong>Krise</strong> hatte sich damit zum <strong>in</strong>nerstaatlichen bewaffneten Konflikt ausgeweitet; <strong>der</strong>Präsident setzte Militär und Sicherheitskräfte e<strong>in</strong>, um se<strong>in</strong> Machtmonopol, das ihm zum<strong>in</strong>dest


von Teilen <strong>der</strong> Bevölkerung abgesprochen wurde, zu erhalten; se<strong>in</strong>e Gegner um die Macht ansich zu reißen. Bis zuletzt verstummten allerd<strong>in</strong>gs Gerüchte nicht, daß die Plün<strong>der</strong>ung vonArmeedepots vom Geheimdienst bewußt provoziert worden war, um den illegalen Verkaufvon Waffen und Militärausrüstung unter an<strong>der</strong>en <strong>in</strong> den Nahen Osten und nach Bosnien undHerzegow<strong>in</strong>a zu vertuschen. <strong>Der</strong> Aufstand war aber offensichtlich nicht zentral organisiert,son<strong>der</strong>n eher e<strong>in</strong>e Mischung aus spontanen Erhebungen und lokal organisierter Rebellion.O<strong>der</strong>, wie die "Zeit" schrieb: "Stell dir vor, es ist ke<strong>in</strong> Krieg und je<strong>der</strong> geht h<strong>in</strong> und schießt.So viel Anarchie wie <strong>in</strong> und um Albanien war noch nie <strong>in</strong> Europa." Die Sozialisten hatten denNie<strong>der</strong>gang <strong>der</strong> regierenden Demokraten wohl im Zuge <strong>der</strong> Pyramidenspiele erwartet undanfangs auch die Proteste, die sich zusehends verselbständigten, unterstützt und gesteuert. ZurDurchsetzung ihrer partikularen Interessen hatten sie sich überdies mit an<strong>der</strong>en verbündet, dieebenfalls partikulare Interessen hatten. Und so beteiligten sich auch poststaatliche Strukturenwie krim<strong>in</strong>elle Banden aktiv an den Unruhen. Vor allem <strong>in</strong> Vlora hatte sich e<strong>in</strong> florieren<strong>der</strong>Schmuggel mit Flüchtl<strong>in</strong>gen, Prostituierten und Drogen nach Italien entwickelt. Da dieRegierung auf Druck Italiens 1996 begonnen hatte, gegen diese Banden — zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong>Ansätzen — vorzugehen, und damit zu <strong>der</strong>en offenem Gegner geworden war, nutzten dieseOrganisationen die Gelegenheit, um e<strong>in</strong>erseits gegen die Regierung vorzugehen und sichan<strong>der</strong>erseits selbst an den neuen Strukturen zu beteiligen.<strong>Der</strong> Aufstand wurde auch dazu genutzt, diverse E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>teressen durchzusetzen bzw. zuunterstützen. In zahlreichen Städten waren Mel<strong>der</strong>egister, Steuerbescheide o<strong>der</strong> Unterlagen<strong>der</strong> Kommission zur Rückgabe des Bodens <strong>in</strong> Privatbesitz zerstört o<strong>der</strong> geraubt worden.Zunehmend vermischte sich politische mit krim<strong>in</strong>eller Gewalt bzw. wurden im Zuge <strong>der</strong>Unruhen zahlreiche "Rechnungen" beglichen. Es war e<strong>in</strong>e "unheilige Allianz" <strong>der</strong> Massen mitum frühere Privilegien gebrachte Kommunisten und Offiziere, Krim<strong>in</strong>ellen und um die Machtr<strong>in</strong>genden Sozialisten. O<strong>der</strong>, wie <strong>der</strong> "Spiegel" urteilt, war "die <strong>albanische</strong> Rebellionke<strong>in</strong>eswegs <strong>der</strong> Aufstand e<strong>in</strong>es drangsalierten Volkes gegen e<strong>in</strong> unterdrückerisches Regime".Für Almond war die <strong>albanische</strong> <strong>Krise</strong> "nicht die <strong>Krise</strong> e<strong>in</strong>er Diktatur, son<strong>der</strong>n vielmehr diee<strong>in</strong>es schwachen <strong>Staat</strong>es. Im postkommunistischen Albanien beobachtete man seit 1991 denZerfall <strong>der</strong> staatlichen Ordnung. Institutionen wie die Armee und die Polizei waren zerfallen.Nichtstaatliche Machtzentren wie die Schmugglermafia blühten <strong>in</strong> den Küstenstädten."Und während die oppositionellen Sozialisten behaupteten, daß die Regierung <strong>in</strong> dieTätigkeiten von Pyramidengesellschaften <strong>in</strong>volviert gewesen sei, und <strong>der</strong> Geheimdienst aufBefehl des Präsidenten bewußt Gewalt provoziert habe, "um zuschlagen zu können" ,beschuldigte Präsident Berisha Anfang März die Sozialistische Partei, h<strong>in</strong>ter dem Aufruhr imSüden zu stehen, um neuerlich e<strong>in</strong>e kommunistische Herrschaft zu <strong>in</strong>stallieren. Wenn dieseBehauptungen auch etwas überzogen wirken, zeigt sich doch deutlich, daß <strong>in</strong> Albanienoftmals Ereignisse bewußt so gesehen werden, daß sie <strong>in</strong> das eigene politische Konzeptpassen. Für Nicht<strong>in</strong>volvierte ist es oft schwierig, die wahren H<strong>in</strong>tergründe von Ereignissen zuverstehen. Mit diesen polarisierten Haltungen trafen erstmals seit Mai 1996 Vertreter <strong>der</strong>beiden größten Parteien des Landes, <strong>der</strong> Demokraten und <strong>der</strong> Sozialisten, zu Beratungenzusammen. Während für Berisha die Ereignisse Folge <strong>der</strong> Wirtschaftsprobleme waren undsomit mit wirtschaftlichen Maßnahmen die <strong>Krise</strong> gelöst werden könnte, machten dieSozialisten klar, daß sie e<strong>in</strong> "Indikator für die <strong>Krise</strong> des gesamten politischen Systems" warenund damit nur durch Verän<strong>der</strong>ungen des politischen Systems und dessen Führung gelöstwerden könnten. In Folge dieser Verhandlungen entzog Präsident Berisha am 1. März <strong>der</strong>Regierung Meksi das Vertrauen, for<strong>der</strong>te sie aber gleichzeitig auf, bis zur Bildung e<strong>in</strong>er neuenRegierung im Amt zu verbleiben.Am darauffolgenden Tag verhängte das Parlament den Ausnahmezustand, und am drittenMärz wurde Präsident Berisha für e<strong>in</strong>e zweite Amtsperiode von fünf Jahren gewählt. Undwährend sich die Unruhen ausbreiteten (Saranda), im Zentrum des Aufstandes, <strong>in</strong> Vlora, <strong>der</strong>Bürgermeister abgesetzt wurde, um e<strong>in</strong>er aus Aufständischen gebildeten "autonomen


Geme<strong>in</strong>deverwaltung" Platz zu machen, wurden regierungstreue Armeeteile Richtung Süden<strong>in</strong> Marsch gesetzt. Diese konnten aber nur an <strong>der</strong> Hauptbewegungsl<strong>in</strong>ie, <strong>der</strong> Nord-Süd-Nationalstraße, <strong>in</strong> Stellung gehen, um e<strong>in</strong> Vorrücken <strong>der</strong> Aufständischen Richtung Tirana zuverh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Ke<strong>in</strong>eswegs konnten sie aber aktiv gegen die Rebellen vorgehen. Am 5. Märzkam es <strong>in</strong> Saranda schließlich zu Gefechten zwischen Aufständischen und Regierungstruppen.In Nord- und Zentralalbanien wurden sogar Zivilisten rekrutiert, angeblich um die sichauflösenden Armeeverbände im Süden zu verstärken. Vor allem bei <strong>der</strong> Präsidentengardewurden Deserteure mit Berisha-loyalen und hauptsächlich aus dem Norden stammendenPersonen ersetzt. Die Armee, die auch vor den Unruhen faktisch nicht vorhanden war, da siekaum o<strong>der</strong> gar nicht ausgebildet, unzureichend ausgerüstet und schlecht organisiert war sowieke<strong>in</strong>e Kampfmoral hatte, war für e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>satz, noch dazu gegen Landsleute vollkommenunbrauchbar. Die Tätigkeit <strong>der</strong> vergangenen Jahre hatte sich im wesentlichen auf dieBewachung <strong>der</strong> viel zu zahlreichen Militärobjekte beschränkt. Auch die offiziellen, relativhohen Waffenbestände vor den Unruhen s<strong>in</strong>d als weit überzogen zu beurteilen, da zahlreicheschwere Waffensysteme technisch nicht e<strong>in</strong>satzbereit waren. Überdies waren offensichtlichzahlreiche Systeme bzw. Teile (Optiken etc.) <strong>in</strong>offiziell o<strong>der</strong> illegal verkauft worden.Dadurch, vor allem aber durch moralische und soziale Mißstände <strong>in</strong> den Streitkräften war<strong>der</strong>en E<strong>in</strong>satzbereitschaft gegen Null gesunken. Auch hatte Generalstabschef Sheme Kosovaden von Verteidigungsm<strong>in</strong>ister Safet Zhulali angeordneten Schießbefehl verweigert,woraufh<strong>in</strong> sich letzterer nach Italien abgesetzt hatte. Unabhängig davon darf aber auch nichtübersehen werden, daß zahlreiche Soldaten auch selbst vom Zusammenbruch <strong>der</strong>Pyramidensysteme betroffen waren und sich aus diesem Grund mit den For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong>Aufständischen solidarisierten.Auf politischer Ebene wurde <strong>in</strong>dessen bei e<strong>in</strong>em Treffen aller politischen Parteien <strong>in</strong> Tiranabeschlossen, e<strong>in</strong>e neue Regierung zu bilden. Nach Gesprächen mit dem Vorsitzenden <strong>der</strong> EU,dem nie<strong>der</strong>ländischen Außenm<strong>in</strong>ister van Mierlo und dem OSZE-Son<strong>der</strong>gesandten Vranitzkybot Präsident Berisha am 8. März <strong>der</strong> Opposition Neuwahlen <strong>in</strong>nerhalb von 45 Tagen an. DieOpposition begrüßte zwar Neuwahlen, verlangte jedoch, diese später durchzuführen, um sieauch vorbereiten zu können. Und während <strong>in</strong> Gjirokaster bzw. an <strong>der</strong> Nord-Süd-Nationalstraße Gefechte stattfanden, unterzeichnete Berisha am 9. März e<strong>in</strong>e "All-ParteienErklärung", die Neuwahlen für Juni vorsah. Während <strong>der</strong> aus dem Süden (Gjirokaster)stammende Sozialist Bashkim F<strong>in</strong>o zum Premier e<strong>in</strong>er Übergangsregierung ernannt wurde,kam es nunmehr sowohl <strong>in</strong> Tirana als auch im Norden Albaniens zu Unruhen und zurPlün<strong>der</strong>ung von Waffenlagern, wobei vermutet werden kann, daß sich dabei vor allem auchdie Anhänger Berishas bewaffneten. Am 12. März wurde schließlich <strong>in</strong> Tirana die Regierung<strong>der</strong> "Nationalen Versöhnung" gebildet, während sich im aufständischen Süden die Rebellenzu e<strong>in</strong>em "Nationalen Komitee zur öffentlichen Rettung" zusammenschlossen. Letztereerklärten, daß sie so lange weiterkämpfen würden, bis Präsident Berisha zurückgetreten sei.Da <strong>der</strong> <strong>Staat</strong> aber <strong>in</strong>zwischen völlig zusammengebrochen war, baten tags darauf sowohlRegierung als auch Aufständische die WEU um e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>ternationalen Militär- undPolizeie<strong>in</strong>satz, um die öffentliche Ordnung wie<strong>der</strong>herzustellen. Gleichzeitig begann e<strong>in</strong>eFlüchtl<strong>in</strong>gswelle Tausen<strong>der</strong> Albaner, die die Flucht <strong>in</strong>s Ausland wohl als kürzesten Weg <strong>in</strong>die zivile Gesellschaft bzw. <strong>in</strong>s westliche "Paradies" betrachteten, vor allem nach Italien.Verschiedene westliche <strong>Staat</strong>en ließen nunmehr auch ihre <strong>Staat</strong>sbürger durch ihre Streitkräfteevakuieren.Zu diesem Zeitpunkt hatten sich <strong>in</strong> Albanien deutlich drei Akteure herauskristallisiert. Erstens<strong>der</strong> se<strong>in</strong>e Macht auf die Demokratische Partei und e<strong>in</strong>ige Clans des Nordens abstützendePräsident Berisha, zweitens die von Bashkim F<strong>in</strong>o geführte "Regierung <strong>der</strong> NationalenVersöhnung", <strong>der</strong>en Machtbereich sich vor allem über die Hauptstadt Tirana und TeileZentralalbaniens erstreckte, und zuletzt die weitgehend unstrukturierte Gruppe <strong>der</strong>


Aufständischen und "Bürgerkomitees", das "Nationale Komitee zur Rettung des Volkes", dasAlbanien südlich des Flusses Shkumb<strong>in</strong> beherrschte.Neben diesen im Vor<strong>der</strong>grund stehenden autonomen politischen Geme<strong>in</strong>schaften dürfen aberauch an<strong>der</strong>e im H<strong>in</strong>tergrund agierende Akteure nicht übersehen werden.E<strong>in</strong>erseits waren dies prästaatliche Strukturen, die Clans, Familien und Patronagesysteme , die<strong>in</strong> allen drei genannten Gruppen, <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie aber im Norden, und an<strong>der</strong>erseitspoststaatliche Elemente, diverse krim<strong>in</strong>elle Banden bzw. die organisierte Krim<strong>in</strong>alität vorallem im Süden und <strong>in</strong> den Bürgerkomitees, die e<strong>in</strong>en nicht irrelevanten E<strong>in</strong>fluß ausübten undversuchten, e<strong>in</strong>e Machtbasis zu err<strong>in</strong>gen. Neben diesen entstanden aber auch, oftmals vongeflohenen Sträfl<strong>in</strong>gen gebildete, sogenannte "wilde" Banden, die lokal agierten und dort, wostarke Clans fehlten — also vor allem <strong>in</strong> und um die Städte. Durch ihre aber nur lokalvorhandene Machtstellung waren sie jedoch ke<strong>in</strong>e gesamtstaatlich relevanten Akteure.<strong>Staat</strong>en und Gesellschaften, die sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Transitionsprozeß bef<strong>in</strong>den, s<strong>in</strong>d, wie nicht nurdie Ereignisse <strong>in</strong> Albanien beweisen, beson<strong>der</strong>s krisenanfällig. Albanien war an politischen,ökonomischen, sozialen und moralischen Fehlern gescheitert. Das Land hatte es nichtgeschafft, e<strong>in</strong> funktionsfähiges pluralistisches Parteiensystem zu etablieren, autokratischeHerrschaftsformen mit demokratischen zu ersetzen, e<strong>in</strong>e nach außen legitimierte <strong>in</strong>nerlichgefestigte und nicht korrupte Exekutive zu etablieren, die Sicherheit durch dasGewaltmonopol des <strong>Staat</strong>es zu gewährleisten o<strong>der</strong> den breiten Massen nach Ende <strong>der</strong>kommunistischen Herrschaft soziale M<strong>in</strong>destsicherheit zu garantieren. Verschärfend wirkteüberdies die aus verschiedenen Gründen nicht vorhandene nationale Identität. <strong>Der</strong>Zusammenbruch <strong>der</strong> Pyramidensysteme war nur <strong>der</strong> Auslöser für e<strong>in</strong>en sozialen Protest, <strong>der</strong>sich rasch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en politischen Aufstand verwandelte und e<strong>in</strong> politisches Vakuum offenbarte.Als <strong>der</strong> — sowieso m<strong>in</strong>imale — präpolitische Konsens verloreng<strong>in</strong>g, verlor <strong>der</strong> <strong>Staat</strong> dasGewaltmonopol, das Def<strong>in</strong>itionsmonopol des Politischen, und zerbrach. Prä- undpoststaatliche Strukturen hatten den <strong>Staat</strong> geschwächt und ihn, als er sich mit se<strong>in</strong>erstaatlichen Macht gegen sie nicht mehr durchsetzen konnte, letztendlich gestürzt.Die bisherige Unterstützung <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Geme<strong>in</strong>schaft hatte an <strong>der</strong> dramatischenSituation im Land kaum etwas geän<strong>der</strong>t, da überdies <strong>der</strong> Großteil dieser nicht zurAnkurbelung <strong>der</strong> Produktivität verwendet wurde. Wirtschaftshilfe wurde praktischvollkommen losgelöst von politischen und volkswirtschaftlichen For<strong>der</strong>ungen gewährt. DieKontrolle sowie die Unterstützung zur Schaffung volkswirtschaftlicher Rahmenbed<strong>in</strong>gungen,um Katastrophen wie die Pyramidenspiele zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, war äußerst mangelhaft gewesen.Die Möglichkeit, klare Vorgaben als Voraussetzung für die Bezahlung von Hilfsgel<strong>der</strong>n zugeben und damit auch sicherheitspolitisch Stabilität zu garantieren, wurde nicht bzw. nurmangelhaft genutzt. Durch die unkontrollierte "Hilfe", die zu e<strong>in</strong>em nicht unbeträchtlichenTeil <strong>in</strong> "dunkle Kanäle" floß, wurden staatliche Strukturen nur weiter geschwächt und prä-,vor allem aber poststaatliche Gesellschaftselemente gestärkt.Nunmehr versuchte jedoch die <strong>in</strong>ternationale Geme<strong>in</strong>schaft massiv <strong>in</strong> das Geschehene<strong>in</strong>zugreifen. In <strong>der</strong> UN-Resolution 1101 wurde die Albanienkrise als Bedrohung <strong>der</strong>Sicherheit und des Friedens <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region charakterisiert und die Mitgliedsstaaten autorisiert,e<strong>in</strong>e Mult<strong>in</strong>ational Protection Force — unter <strong>der</strong> Führung Italiens — zur Sicherunghumanitärer Hilfe und <strong>in</strong>ternationaler Organisationen nach Albanien zu entsenden. E<strong>in</strong>e zivileOSZE-Präsenz sollte wie<strong>der</strong>um den "coord<strong>in</strong>ation framework", den Rahmen für an<strong>der</strong>e<strong>in</strong>ternationale Organisationen bieten, <strong>in</strong>nerhalb dessen vor allem die EU F<strong>in</strong>anzhilfe und dieOSZE Unterstützung beim Aufbau demokratischer Strukturen leisten sollten.


Das Konfliktpotential und die nationalen Interessen im H<strong>in</strong>tergrundDas vorgeschobene Ziel, humanitäre Hilfe zu leisten, hatte jedoch <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>iedeklaratorischen Charakter. E<strong>in</strong> wichtiger Grund für die Bemühungen <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalenGeme<strong>in</strong>schaft, Albanien zu stabilisieren, war sicher die potentielle <strong>in</strong>ternationale Dimension<strong>der</strong> <strong>Krise</strong>, das gewaltige Konfliktpotential, das die <strong>albanische</strong> Frage für den gesamtenSüdbalkan darstellte und natürlich weiter darstellt. Immerh<strong>in</strong> leben, neben den 3,5 Millionen<strong>in</strong>nerhalb Albaniens, 2,5 Millionen Albaner <strong>in</strong> den umliegenden <strong>Staat</strong>en. Die Neuziehung <strong>der</strong>Grenzen könnte aber e<strong>in</strong> Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>brechen <strong>der</strong> <strong>Staat</strong>en <strong>in</strong> <strong>der</strong> gesamten Region bedeuten.In diesem ethnisch komplexen Raum ließe sich e<strong>in</strong> homogene <strong>albanische</strong>r Nationalstaat nurrealisieren, wenn die Grenzen <strong>der</strong> momentanen ethnischen Aufteilung o<strong>der</strong> die Ethnien denGrenzen angepaßt würden. Schon 1997 war deshalb klar, daß e<strong>in</strong>e Radikalisierung <strong>der</strong><strong>albanische</strong>n Politik e<strong>in</strong>en Flächenbrand auslösen hätte können, wenn man auch anmerkenmuß, daß <strong>der</strong> Nationalismus <strong>in</strong> Albanien selbst nur schwach ausgebildet ist. E<strong>in</strong>e unmittelbareBedrohung <strong>der</strong> Nachbarstaaten bestand daher nicht, da überdies <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Kosovaren<strong>in</strong> breiten Bevölkerungsschichten äußerst unbeliebt s<strong>in</strong>d. Aber bei dauerhaftenwirtschaftlichen, sozialen und politischen Problemen besteht immer die Gefahr, daß sich<strong>in</strong>nere Aggressionen nach außen richten. E<strong>in</strong>e <strong>Krise</strong> kann aber auch als Mittel <strong>der</strong>Machtausübung benützt werden, um durch <strong>der</strong>en bewußte Auslösung e<strong>in</strong> machtpolitischesZiel zu erreichen. So kann sowohl aus <strong>in</strong>nenpolitischen Gründen — um von <strong>in</strong>nerenProblemen abzulenken — bewußt e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ternationale <strong>Krise</strong> provoziert werden als auch e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>nere Instabilität durch e<strong>in</strong>en an<strong>der</strong>en <strong>Staat</strong> zum Erreichen eigener Ziele, mittels Verstärkungo<strong>der</strong> Schaffung neuer Gegensätze o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>er Quellen potentiellen Umsturzes, ausgenutztwerden.Vorteilhaft wirkte <strong>in</strong> dieser Phase <strong>der</strong> Umstand, daß auf Grund <strong>der</strong> wirtschaftlichen ProblemeAlbaniens die Kosovo-Albaner ke<strong>in</strong>en großen Wunsch hegen, sich an dieses anzuschließen,wodurch die ökonomische <strong>Krise</strong> des "Mutterstaates" groß<strong>albanische</strong> Ambitionen vorersth<strong>in</strong>tanhielt. Die Loslösung <strong>der</strong> <strong>albanische</strong>n Gebiete von Mazedonien wie<strong>der</strong>um könnte zudessen Verfall, eventuell sogar zur Aufteilung unter den Nachbarn dieses jungen <strong>Staat</strong>esführen. Vor allem <strong>in</strong> Griechenland, aber auch <strong>in</strong> Bulgarien haben radikale Kräfte wie<strong>der</strong>holtden Anschluß von zum<strong>in</strong>dest Teilen Mazedoniens gefor<strong>der</strong>t. Durch die ZielsetzungBulgariens, <strong>in</strong> die westliche Geme<strong>in</strong>schaft <strong>in</strong>tegriert zu werden, sowie die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dungGriechenlands <strong>in</strong> das <strong>in</strong>ternationale <strong>Krise</strong>nmanagement zur Lösung <strong>der</strong> <strong>albanische</strong>n Fragedeeskalierte jedoch diese Situation und ließ solche Radikalvorstellungen nicht aktuell werden.Griechenland nahm überhaupt e<strong>in</strong>e Schlüsselrolle <strong>in</strong> den Konfliktszenarien e<strong>in</strong>, unterhält es


doch traditionell gute Beziehungen zu Serbien. Da die Türkei aber mit Albanien im Juni 1992e<strong>in</strong>en Beistandspakt abgeschlossen hat, war e<strong>in</strong>e Konfrontation zwischen den Erzfe<strong>in</strong>denGriechenland und Türkei nicht auszuschließen. Bei unzureichendenStabilisierungsmaßnahmen war somit vom Kosovo ausgehend und unter E<strong>in</strong>beziehungMazedoniens <strong>der</strong> Übergang e<strong>in</strong>er <strong>Krise</strong> auf Albanien und se<strong>in</strong>e Nachbarstaaten und damit aufe<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ternationale Ebene denkbar. Wie die Ereignisse <strong>der</strong> letzten Monate gezeigt haben,konnten diese Worst-case-Szenarien nur durch massive geme<strong>in</strong>schaftlicheKraftanstrengungen <strong>der</strong> westlichen <strong>Staat</strong>en bzw. vor allem <strong>der</strong> NATO verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden.Albaniens Rolle selbst konnte durch se<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> NATO- bzw. US-Strategienwirkungsvoll "entschärft" werden. Voraussetzung dafür war aber, daß Albanien selbst zuvorzum<strong>in</strong>dest oberflächlich stabilisiert worden war.Aber auch die geographische Lage und geopolitische Bedeutung Albaniens waren schon 1997für das E<strong>in</strong>greifen <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Geme<strong>in</strong>schaft von nicht unwesentlicher Bedeutung.Albanien ist Teil e<strong>in</strong>er möglichen Transportroute zwischen Schwarzem Meer und Adria, demTransport Corridor Europe-Caucasus-Asia (TRACEA), auch Korridor 8 genannt, und somitTeil e<strong>in</strong>er Verb<strong>in</strong>dung zwischen Südeuropa und dem russisch-zentralasiatischen Raum.Teilweise war während <strong>der</strong> Albanienkrise aber auch <strong>der</strong> Versuch e<strong>in</strong>zelner Nationen zuerkennen, durch entsprechende Aktivitäten im <strong>in</strong>ternationalen <strong>Krise</strong>nmanagement, die eigenenationale Position im Entstehungsprozeß <strong>der</strong> europäischen Sicherheitsarchitektur zu stärken.In zeitlicher Nähe zur Albanienkrise fanden nämlich nicht nur <strong>der</strong> Madri<strong>der</strong> NATO-Gipfel,<strong>der</strong> die erste Etappe <strong>der</strong> Osterweiterung und die Neuordnung <strong>der</strong> Kommandostrukturen <strong>der</strong>Allianz beschließen sollte, son<strong>der</strong>n auch die EU-Regierungskonferenz von Amsterdam und<strong>der</strong> WEU-Gipfel <strong>in</strong> Erfurt statt, die vor allem im Bereich <strong>in</strong>ternationaler Streitkräftee<strong>in</strong>satzweitreichende Entscheidungen fällten. Somit war <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationale E<strong>in</strong>satz nicht unbed<strong>in</strong>gte<strong>in</strong>e selbstlose humanitäre Hilfe, son<strong>der</strong>n <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Teil <strong>in</strong>ternationaler Interessen- undMachtpolitik.Das <strong>in</strong>ternationale <strong>Krise</strong>nmanagementWie bereits dargelegt, wurde die Organisation des <strong>Krise</strong>nmanagements dreigeteilt; die OSZEsollte demokratiepolitische Maßnahmen bzw. die Vorbereitungen für die geplantenNeuwahlen im Juni, die EU die humanitäre und wirtschaftliche Hilfe und die MPF den Schutz<strong>der</strong> Hilfslieferungen und die Sicherung <strong>der</strong> Mission übernehmen, die <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>beauftragte<strong>der</strong> OSZE, Vranitzky, koord<strong>in</strong>ieren sollte.<strong>Der</strong> Grundauftrag an die MPF lautete, sichere Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für Lieferung undVerteilung humanitärer Hilfe sowie für die Hauptquartiere <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Missionen <strong>in</strong>Tirana und die Aktivitäten von <strong>in</strong>ternationalen Organisationen zu schaffen und zu garantieren.Die <strong>in</strong>ternationale Truppe hatte zwar "nur" den Auftrag, <strong>in</strong>ternationale Organisationen,humanitäre Lieferungen und sich selbst zu schützen; durch massive Präsenz ("show flag") <strong>in</strong>den wichtigsten Städten und Verb<strong>in</strong>dungsstraßen des Landes erzeugte sie jedoch durch ihrebloße Anwesenheit Sicherheit. Dies war <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong> psychologischer Effekt, durch dendie MPF Sicherheit projizierte, ohne selbst aktiv gegen Banden und Krim<strong>in</strong>elle vorzugehen.Während <strong>der</strong> Wahlphase garantierte die MPF die Sicherheit <strong>in</strong> den Räumen, <strong>in</strong> denen dieTruppe bereits stationiert war, führte an den Straßen, auf denen die OSZE-Tätigkeitenstattfanden, Patrouillen durch und dehnte außerdem zur Unterstützung <strong>der</strong> Wahlbeobachter-Missionen ihre stationäre und mobile Truppenpräsenz aus.Die Parlamentswahlen 1997VorbereitungObwohl beispielsweise M<strong>in</strong>isterpräsident F<strong>in</strong>o Ende März noch große Bedenken hatte, daß <strong>in</strong>so kurzer Zeit Wahlen vorzubereiten und durchzuführen wären, und den OSZE-


Son<strong>der</strong>beauftragten Vranitzky diesbezüglich gewarnt hatte, bestand dieser darauf, daß als"politisches Signal" zur Jahresmitte <strong>in</strong> Albanien Wahlen stattf<strong>in</strong>den müßten. Er erklärte, daßer trotz entsprechen<strong>der</strong> Warnungen, die angesichts <strong>der</strong> prekären Lage vor allem im Süden und<strong>in</strong> den Randgebieten auf e<strong>in</strong>e Verzögerung drängten, gegen e<strong>in</strong>e Verschiebung des geplantenTerm<strong>in</strong>s sei. Vranitzky erklärte Ende April folgerichtig, daß es nicht nur e<strong>in</strong>e Katastrophewäre, die Wahl nicht durchzuführen, son<strong>der</strong>n auch, wenn diese ebenso negativ beurteiltwerden würde wie die letzte <strong>albanische</strong> Parlamentswahl; Vranitzky trat auf jeden Fall dafüre<strong>in</strong>, die Wahlen vor dem Sommer 1997 durchzuführen. Am 9. Mai e<strong>in</strong>igten sich diewesentlichen <strong>albanische</strong>n Parteien schließlich auf die Durchführung <strong>der</strong> Parlamentswahlen am29. Juni des Jahres. Dabei sollte im Gegensatz zum bisherigen Mehrheitswahlrecht e<strong>in</strong>eMischung aus eben diesem und e<strong>in</strong>em Verhältniswahlrecht zum E<strong>in</strong>satz kommen. Grubmayerberichtete später, daß bei den Verhandlungen jede Partei dasjenige Wahlsystem durchsetzenwollte, von dem sie sich den unmittelbar größten Vorteil versprach. So sprach sich dieregierende Demokratische Partei schon frühzeitig für die Beibehaltung des altenMehrheitswahlrechts aus, das vorsah, daß 125 <strong>der</strong> <strong>in</strong>sgesamt 140 Parlamentssitze nach demMehrheitswahlsystem vergeben werden. Sie sah dar<strong>in</strong> "die beste Garantie für e<strong>in</strong>e stabileRegierung <strong>in</strong> Albanien" . Die an<strong>der</strong>en neun Parteien, die die Übergangsregierung bildeten,bestanden h<strong>in</strong>gegen auf e<strong>in</strong>em neuen Wahlsystem, das die Parlamentssitze überwiegend nachdem Verhältniswahlsystem vergeben sollte. Von den <strong>in</strong>ternationalen Organisationenerwarteten sich die <strong>albanische</strong>n Politiker, daß die ausländischen Helfer die Wahlenorganisieren, wollten aber gleichzeitig unangenehme Wahrheiten von diesen nicht zurKenntnis nehmen. Die E<strong>in</strong>igung <strong>der</strong> <strong>albanische</strong>n Streitparteien erfolgte schließlich untermassivem Druck von OSZE-Son<strong>der</strong>gesandten Vranitzky, <strong>der</strong> <strong>in</strong> Absprache mit an<strong>der</strong>en<strong>in</strong>ternationalen Organisationen bzw. relevanten Län<strong>der</strong>n den Entzug <strong>in</strong>ternationaler Hilfeangedroht hatte. Auch Italien drohte die <strong>in</strong>ternationale Schutztruppe abzuziehen, falls die<strong>albanische</strong>n Parteien ihre Zusagen nicht e<strong>in</strong>hielten. In dieser Phase spielte laut Grubmayerdiplomatisch auch die amerikanische Botschafter<strong>in</strong> <strong>in</strong> Albanien e<strong>in</strong>e nicht unwesentlicheRolle. Die Wahlen an sich, <strong>der</strong>en Durchführung und Beobachtung durchaus als klassischeAufgabe <strong>der</strong> OSZE betrachtet werden kann, ermöglichten es vor allem <strong>der</strong> OSZE, wie<strong>der</strong>mehr <strong>in</strong> den Vor<strong>der</strong>grund zu rücken, nachdem sie im Zuge <strong>der</strong> Aufstellung <strong>der</strong> MPFzunehmend <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergrund gedrängt worden war. Vranitzky erläuterte später, daß die<strong>albanische</strong>n Akteure sich erst e<strong>in</strong>igten, nachdem er sich an die <strong>albanische</strong> Öffentlichkeitgewandt hatte und e<strong>in</strong> Ende <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Hilfe angedroht hatte. <strong>Der</strong> für die Tätigkeite<strong>in</strong>es Mediators notwendige Druck wurde somit <strong>in</strong>direkt über die Bevölkerung, die alse<strong>in</strong>zigen Ausweg aus ihrer Situation die Hilfe aus dem Ausland bzw. Europa sah, aufgebaut.Den verantwortlichen Politikern war klar, daß sie bei e<strong>in</strong>em von ihnen verschuldeten Abzug<strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Hilfe politisch <strong>in</strong> Albanien nicht überleben würden. Es wird aber auchdeutlich, daß ohne das <strong>der</strong> <strong>Krise</strong> entsprechende Machtpotential Vermittlungsbemühungenzum Scheitern verurteilt s<strong>in</strong>d.Schließlich e<strong>in</strong>igten sich die <strong>albanische</strong>n Parteien auf e<strong>in</strong> gemischtes Wahlsystem. Für denWahlkampf bzw. die Wahlen selbst sollte die Bewegungsfreiheit im Land wie<strong>der</strong>hergestelltund <strong>der</strong> gleichberechtigte Zugang zu den (staatlichen) Medien sichergestellt werden.Zusätzlich sollten spätestens 46 Tage vor den Wahlen (also Mitte Mai) die diversen"Wohlfahrtskomitees", die sich nach Ansicht von Vranitzky allesamt im Umfeld <strong>der</strong>sozialistischen Partei bewegen würden, aufgelöst werden. Die <strong>in</strong>ternationaleWahlbeobachtung wie<strong>der</strong>um sollte von e<strong>in</strong>em Koord<strong>in</strong>ator nicht nur organisiert, son<strong>der</strong>n vorallem <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Endbericht nach außen vertreten werden. Man wollte damit die Pe<strong>in</strong>lichkeitvon 1996 vermeiden, als verschiedene Organisationen völlig divergierende Beurteilungenabgaben.Als sich wenige Tage später die <strong>albanische</strong>n Parteien abermals bezüglich e<strong>in</strong>iger Punkte desWahlgesetzes nicht e<strong>in</strong>igen konnten bzw. die Demokratische Partei mit ihrer satten Mehrheit


im Parlament e<strong>in</strong> ihr genehmes Wahlgesetz durchsetzen wollte, unterstrich auch die EU dieHaltung <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen <strong>Staat</strong>engeme<strong>in</strong>schaft. In e<strong>in</strong>er Erklärung <strong>der</strong> Union wurdeklargestellt, daß "die Bemühungen des persönlichen Beauftragten des AmtierendenVorsitzenden <strong>der</strong> OSZE, Franz Vranitzky, ... nachdrücklich unterstützt" würden, und "sollte<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> nächsten Tage ke<strong>in</strong> Ausweg aus <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen politischen Sackgasse gefundenwerden und sollten am 29. Juni ke<strong>in</strong>e Wahlen stattf<strong>in</strong>den, könnte sich die Europäische Union<strong>in</strong> enger Absprache mit <strong>der</strong> gesamten <strong>in</strong>ternationalen Geme<strong>in</strong>schaft gezwungen sehen, ihreBemühungen zur Unterstützung Albaniens e<strong>in</strong>er Überprüfung zu unterziehen" . Grubmayerschil<strong>der</strong>te die <strong>in</strong>ternationalen diplomatischen Aktivitäten: "Trotz <strong>der</strong> BemühungenDr.Vranitzkys, <strong>der</strong> massiven E<strong>in</strong>schaltung von Regierungschefs und Außenm<strong>in</strong>istern <strong>der</strong>OSZE und des <strong>in</strong>tensiven Lobby<strong>in</strong>gs und Nachstoßens unserer OSZE-Mannschaft vor Ort istes uns bis zum Schluß nicht gelungen, völlige E<strong>in</strong>helligkeit unter den Parteien h<strong>in</strong>sichtlich desWahlgesetzes herzustellen. Es h<strong>in</strong>g bis über den Wahltag h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong>e Drohung <strong>der</strong>Nichtanerkennung <strong>der</strong> Wahl <strong>in</strong> <strong>der</strong> Luft. Bisweilen ergab sich <strong>der</strong> deutliche E<strong>in</strong>druck, daß wir— die Auslän<strong>der</strong> — eigentlich die e<strong>in</strong>zigen waren, die die Wahlen unbed<strong>in</strong>gt abhaltenwollten. Die Albaner — bis h<strong>in</strong>auf zur Regierungsspitze — fühlten sich ihrer Mentalität nachweitgehend als Zuschauer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em hektischen Treiben <strong>der</strong> Wahlvorbereitung, als <strong>der</strong>enProtagonisten sie vor allem die beteiligten ausländisch-<strong>in</strong>ternationalen Kräfte betrachteten."Erst am 21. Mai e<strong>in</strong>igten sich schließlich die <strong>albanische</strong>n Parteien — nachdem zuvor e<strong>in</strong>Ultimatum <strong>der</strong> OSZE unbeachtet verstrichen war — endgültig auf die letzten umstrittenenPunkte des Wahlmodus. Auf den geschlossenen <strong>in</strong>ternationalen Druck anspielend, erklärteOSZE-Son<strong>der</strong>gesandter Vranitzky: "Ich habe heute zum ersten Mal erlebt, daß die<strong>in</strong>ternationale Geme<strong>in</strong>schaft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Frage absolut e<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung war." <strong>Der</strong> Ständige Rat <strong>der</strong>OSZE sagte gleichzeitig die <strong>in</strong>tensive Beobachtung <strong>der</strong> Parlamentswahlen zu.Die für die Wahlen vorgesehenen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, daß nämlich für den Wahlkampfbzw. die Wahlen selbst die Bewegungsfreiheit im Land wie<strong>der</strong>hergestellt und <strong>der</strong>gleichberechtigte Zugang zu den (staatlichen) Medien sichergestellt bzw. spätestens 46 Tagevor den Wahlen (also Mitte Mai) die diversen "Wohlfahrtskomitees" aufgelöst werden,wurden trotzdem nicht ansatzweise erfüllt. Deshalb trat auch <strong>der</strong> Leiter <strong>der</strong> OSZE-Beobachter (Chief of the OSCE`s monitor<strong>in</strong>g operation), Brian Pridham, Anfang Juni zurück.Er erklärte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Schreiben an Gerard Stoudmann, dem Direktor des ODIHR, daß unterden gegebenen Umständen ke<strong>in</strong>e freien Wahlen stattf<strong>in</strong>den könnten. Pridham beschuldigte dieOSZE, sich mit Pseudo-Wahlen re<strong>in</strong>zuwaschen — "to give the mult<strong>in</strong>ational force an excuseto go home" — und behauptete, daß <strong>der</strong> Abschlußbericht <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Wahlbeobachterbereits vorgefertigt wäre. Grubmayer kritisierte später Brian Pridham, denn er erklärte, daß"e<strong>in</strong>ige dieser Leute, sicherlich hervorragende Experten auf ihrem Gebiet, ... sich dann alsPuristen und Theoretiker" erwiesen, "bei denen sich die gegebenen örtlichen Verhältnissedem Lehrbuch anzupassen gehabt hätten und nicht umgekehrt ("those elections are nonsense"wurde mir mehrmals von maßgeblicher Seite des Election-Teams erklärt); es gab dann <strong>in</strong>letzter M<strong>in</strong>ute e<strong>in</strong>ige Än<strong>der</strong>ungen an <strong>der</strong> Spitze und längere, geduldige Überzeugungsarbeitvom OSZE "core", um diese Art von "Textbook Defaitismus" zu elim<strong>in</strong>ieren" .Franz Vranitzky erachtete es als notwendig, die Wahl zum<strong>in</strong>dest "pro forma" durchzuziehen,und drängte sowohl Präsident Berisha als auch PM F<strong>in</strong>o dazu, den Wahlausgang bereits vor<strong>der</strong>en Durchführung anzuerkennen. Vranitzky hatte Ende Mai vor dem AußenpolitischenAusschuß des Europäischen Parlaments erklärt, daß man "mit Fug und Recht argumentieren"könne, "daß die Bed<strong>in</strong>gungen für freie und faire Wahlen nicht erfüllt s<strong>in</strong>d". Für Vranitzkywäre das allerd<strong>in</strong>gs gar nicht möglich gewesen, und daher galt es für ihn, alles zu tun, um dasWahlresultat "mit Akzeptanz auszustatten und e<strong>in</strong> neues politisches Leben zu beg<strong>in</strong>nen" .Auch <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> OSZE-Mission gab es bereits vor <strong>der</strong> Wahl die <strong>in</strong>offizielle Or<strong>der</strong>, dieWahl auf alle Fälle anzuerkennen. Real wurden im Süden die Demokratische Partei, imNorden die Sozialistische Partei massiv am Wahlkampf geh<strong>in</strong><strong>der</strong>t. Präsident Berisha überlebte


dabei e<strong>in</strong>ige Mordanschläge, und Bombenanschläge wurden unmittelbar vor den Wahlenfaktisch zur Regel. Da sich die beiden Parteien <strong>in</strong>haltlich ohneh<strong>in</strong> faktisch nicht unterschieden— beide betonten den Ausbau <strong>der</strong> Marktwirtschaft und die Anb<strong>in</strong>dung an die euro-atlantischeGeme<strong>in</strong>schaft — war auch <strong>der</strong> Wahlkampf <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie auf die Diffamierung <strong>der</strong>Konkurrenten ausgerichtet. Das Hels<strong>in</strong>ki-Komitee prangerte deshalb auch die "Atmosphäredes Terrors" im Vorfeld <strong>der</strong> Wahlen an. Für die Menschenrechtsorganisation waren freie unddemokratische Wahlen vor allem auf Grund des Ausnahmezustandes nicht möglich. DasNational Democratic Institute, die größte US-amerikanische NGO, die <strong>in</strong>ternationaleDemokratisierungsprozesse unterstützt, sprach sich gegen die Abhaltung aus, da "nicht e<strong>in</strong>M<strong>in</strong>imum an Voraussetzungen für die Wahlen" erkennbar wäre. Vor allem wurden bei <strong>der</strong>Registrierung <strong>der</strong> Wahlberechtigten, <strong>der</strong> Bekanntgabe <strong>der</strong> Kandidaten sowie <strong>der</strong> Bildung vonWahlkommissionen <strong>in</strong> den Bezirken Unregelmäßigkeiten festgestellt. OSZE-Son<strong>der</strong>beauftragter Vranitzky sprach sich jedoch gegen e<strong>in</strong>e Verschiebung aus. "E<strong>in</strong>eVerschiebung würde kaum etwas br<strong>in</strong>gen und wahrsche<strong>in</strong>lich die Situation weiterverschlechtern." Für Vranitzky war zu erwarten gewesen, daß die Nervosität und die Unruhenunmittelbar vor den Wahlen steigen würden. Dennoch könne man nicht von dem Zielabgehen, durch Wahlen die Schaffung geordneter Verhältnisse <strong>in</strong> Albanien zu ermöglichen.Für ihn war auch klar, daß die Wahlen nicht unter westeuropäischen Bed<strong>in</strong>gungen stattf<strong>in</strong>denwürden, da Teile des Landes immer noch nicht unter Kontrolle <strong>der</strong> Behörden und e<strong>in</strong> Großteil<strong>der</strong> Bevölkerung weiterh<strong>in</strong> illegal bewaffnet waren. Für Vranitzky gab es deshalb zweiOptionen: zu warten, bis die Zentralgewalt die Ordnung wie<strong>der</strong> hergestellt habe, die Waffenabgegeben und die letzten Unruheherde beseitigt worden wären, und erst dann zu wählen.Dies war für den OSZE-Son<strong>der</strong>beauftragten aber "re<strong>in</strong>e Theorie", da die Behörden dazu nicht<strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage wären. Daher bestand für Vranitzky nur die Möglichkeit, "ungeachtet allerSchwierigkeiten" am 29. Juni als Wahlterm<strong>in</strong> festzuhalten und <strong>in</strong> "fairen und freien Wahlen"e<strong>in</strong>e neue Führung zu <strong>in</strong>stallieren, die von <strong>der</strong> Bevölkerung akzeptiert werde und danach dendemokratischen und wirtschaftlichen Wie<strong>der</strong>aufbau des Landes betreiben könne. Daherbemühte sich, laut Vranitzky, die OSZE, für die Wahl korrekte Verhältnisse herzustellen undden <strong>albanische</strong>n Behörden bei <strong>der</strong> Vorbereitung und <strong>der</strong> Organisation zu helfen. Er kritisierteaber, daß "die <strong>albanische</strong>n Behörden sehr langsam arbeiten". So stand beispielsweise elf Tagevor <strong>der</strong> Wahl erst die Hälfte <strong>der</strong> Kandidatennamen fest. Erst am 22.Juni konnten dieVorbereitungen schließlich abgeschlossen und die Wählerverzeichnisse fertiggestellt werden.Erst zu diesem Zeitpunkt konnten die Stimmzettel, die die OSZE <strong>in</strong> Italien herstellen ließ, umFälschungen zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, gedruckt werden. Und sechs Tage vor <strong>der</strong> Wahl unterzeichnetendie drei größten Parteien, auf Vermittlung <strong>der</strong> katholischen Friedensgruppe Sant` Egidio, <strong>in</strong>Rom e<strong>in</strong>en "Pakt für die Zukunft Albaniens", <strong>in</strong> dem sie sich zu e<strong>in</strong>em friedlichen und fairenVerlauf <strong>der</strong> Wahlen und zur Zusammenarbeit nach dem Urnengang verpflichteten.Beobachter gaben <strong>der</strong> Realisierung dieses Abkommens aber von vornhere<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>e Chance, dabei den <strong>albanische</strong>n Parteien offensichtlich nur <strong>der</strong> totale Sieg zähle. Intern erklärtenMitarbeiter <strong>der</strong> OSZE, damit zu rechnen, daß <strong>der</strong> Wahlverlierer die Nie<strong>der</strong>lage kaume<strong>in</strong>gestehen werde. Die unzureichenden Wahlbed<strong>in</strong>gungen würden dafür genug Gründeliefern, um das Ergebnis anzufechten. Unterdessen hatten unmittelbar vor den Wahlen dreiParteien, die Sozialistische und die Sozialdemokratische Partei sowie die DemokratischeAllianz, e<strong>in</strong>en Pakt über e<strong>in</strong>e Regierung nach den Wahlen geschlossen und dieAmtsenthebung von Präsident Berisha angekündigt, sofern dieser nicht freiwillig zurücktretensollte. Weiters sah das Übere<strong>in</strong>kommen <strong>der</strong> drei Parteien die Ausarbeitung e<strong>in</strong>er neuenVerfassung, die Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> Ordnung im Land, unabhängige Gerichte, e<strong>in</strong>eVerstärkung <strong>der</strong> marktwirtschaftlichen Reformen und e<strong>in</strong>e Untersuchung <strong>der</strong> Pyramidenspielevor. <strong>Der</strong> Spitzenkandidat <strong>der</strong> Sozialisten versprach überdies auf e<strong>in</strong>erWahlkampfkundgebung, daß nach e<strong>in</strong>em sozialistischen Wahlsieg alle Opfer <strong>der</strong>


Pyramidenspiele vollständig entschädigt werden würden, schwächte aber nach den Wahlendiese Aussage ab.Schon vor den Wahlen hatte <strong>der</strong> Leiter <strong>der</strong> Europarats-Beobachterdelegation, Sir RusselJohnston, erklärt, daß sowohl die Wahlvorbereitungen als auch die Sicherheitsbed<strong>in</strong>gungennicht zufriedenstellend wären. Im Abschlußbericht <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Wahlbeobachter wurdedie "pre-election period" folgen<strong>der</strong>maßen beurteilt: "The pre-election period was marred by anumber of problems, ma<strong>in</strong>ly stemm<strong>in</strong>g, made normal technical preparations and observationsdifficult <strong>in</strong> the extreme. The presence of the Mult<strong>in</strong>ational Protection Force helped to improvethe security situation, thereby allow<strong>in</strong>g the elections to take place. These problems werema<strong>in</strong>ly of a procedural nature, relat<strong>in</strong>g to the <strong>in</strong>ability to strictly observe the timetable setforth <strong>in</strong> the Electoral Law. As a result, the necessary flow of <strong>in</strong>formation to the electorate wasuneven throughout the country. In some cases, voters were not sufficiently <strong>in</strong>formed to beable to objectively select among the candidates. This, coupled with the serious h<strong>in</strong>drances <strong>in</strong>campaign<strong>in</strong>g, particularly <strong>in</strong> the South, brought about by the security situation, made normalpreparations for the elections extremely difficult."DurchführungUm Spekulationen wie nach den Parlamentswahlen 1996 h<strong>in</strong>tanzuhalten — die Oppositionbeschuldigte die Regierung, zur Manipulation <strong>der</strong> Wahlen zu viele Stimmzettel undWahlurnen verwendet zu haben — wurden 1997 die Wahlzettel <strong>in</strong> Italien gedruckt und erstam 26. Juni mit Militärmasch<strong>in</strong>en nach Albanien gebracht sowie die Wahlurnen von <strong>der</strong>OSZE zur Verfügung gestellt. Da die zentrale Wahlkommission wegen laufen<strong>der</strong> <strong>in</strong>ternerStreitigkeiten die Unterlagen, die zum Druck <strong>der</strong> Stimmzettel notwendig waren, praktisch nierechtzeitig zur Verfügung stellten, beurteilt Grubmayer, daß "gewisse <strong>albanische</strong> Kräfte ganzgezielt darauf h<strong>in</strong>arbeiteten, uns auf diese Weise scheitern zu lassen" .Zur Beobachtung <strong>der</strong> gesamten Wahlen, vor allem aber zur Vorbereitung <strong>der</strong> Überwachung<strong>der</strong> Wahlen selbst richtete das "Office for Democratic Institutions and Human Rights"(ODIHR) e<strong>in</strong>e Mission <strong>in</strong> Albanien e<strong>in</strong>. Die Wahlen wurden von über 500 Beobachtern —unter ihnen über e<strong>in</strong>hun<strong>der</strong>t Parlamentarier — <strong>der</strong> OSZE, aber auch des Europarates, desEuropaparlaments und <strong>der</strong> Nordatlantikversammlung sowie zirka 100 Beobachtern aus denUSA überwacht. Diese Beobachter wurden durch die MPF während ihres Aufenthaltes <strong>in</strong>Albanien geschützt. Ohne diese Gewährleistung <strong>der</strong> Sicherheit wäre die Wahlbeobachtung <strong>in</strong>weiten Teilen des Landes unmöglich gewesen. Im großen und ganzen verliefen die Wahlenjedoch unerwartet ruhig. Neben kle<strong>in</strong>eren Zwischenfällen <strong>in</strong> fast allen Landesteilen wurde <strong>in</strong>e<strong>in</strong>er Ortschaft <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe von Fier <strong>der</strong> Vorsitzende (DP) <strong>der</strong> lokalen Wahlkommissionermordet.Bei <strong>der</strong> Beobachtung von Wahlen gilt es vor allem festzustellen, ob die Wähler ohne Angstund geheim ihre Stimme abgeben können und ob die Auszählung ohne Manipulationendurchgeführt wird. Von verschiedenen Seiten und Beobachtern wurde allerd<strong>in</strong>gs Kritik darangeübt, daß die Auszählung <strong>der</strong> Wahlstimmen auf Ebene <strong>der</strong> regionalen Wahlkommissionennicht überwacht worden waren, wodurch es hier zu e<strong>in</strong>igen Unregelmäßigkeiten kam. ImAbschlußbericht wurden diese Unregelmäßigkeiten aber als für die Gesamtresultateunerheblich beurteilt. In Zusammenhang mit den Vorwürfen, die bereits vor den Wahlen unteran<strong>der</strong>em durch Brian Pridham erhoben worden waren, blieben jedoch Zweifel an <strong>der</strong>absoluten Korrektheit <strong>der</strong> Wahlen bestehen. So s<strong>in</strong>d beispielsweise <strong>in</strong> Vlora die Mitglie<strong>der</strong><strong>der</strong> regionalen Wahlkommission von Bandenführern aufgesucht und daran er<strong>in</strong>nert worden,im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> "Bosse" zu handeln. Aber auch die Familienmitglie<strong>der</strong> von Angehörigen <strong>der</strong>Zentralen Wahlkommission waren bedroht worden — wohl um e<strong>in</strong> entsprechendes Verhalten<strong>der</strong> Wahlkommission zu erzw<strong>in</strong>gen.


An den Wahlen nahmen neben <strong>der</strong> regierenden Demokratischen Partei und <strong>der</strong> SozialistischenPartei zahlreiche weitere Parteien bzw. Wahlbündnisse teil. Dem l<strong>in</strong>ken Lager wurden dabei— neben <strong>der</strong> Sozialistischen Partei — die Sozialdemokratische Partei, die Partei <strong>der</strong>Nationalen E<strong>in</strong>heit und die Agrarpartei zugerechnet. Als Parteien <strong>der</strong> Mitte waren dieDemokratische Allianzpartei und die griechische Union <strong>der</strong> Menschenrechte zu bezeichnen.Die wichtigsten Parteien des rechten Lagers waren wie<strong>der</strong>um — neben <strong>der</strong> regierendenDemokratischen Partei — die Republikanische Partei, die Nationale Front und diemonarchistische Legalitätspartei. Dem rechten Lager waren dabei die WahlbündnisseAlbanische Rechtsunion (Nationale Front, Republikanische Partei, Christlich-DemokratischeUnion, Rechte Demokratische Partei, Konservative Partei und Bewegung für Demokratie)und Nationale Union für Demokratie (Demokratische Partei, Legalitätspartei,Sozialdemokratische Unionspartei und Christlich-Demokratische Partei), dem l<strong>in</strong>ken Lagerdie Vere<strong>in</strong>igte L<strong>in</strong>ke (Sozialistische Partei, Sozialdemokratische Partei,


Demokratische Allianzpartei, Agrarpartei und die Partei <strong>der</strong> Nationalen E<strong>in</strong>heit) zuzurechnen.Militärische SicherungNachdem es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vorwahlphase zu zahlreichen politisch motivierten Anschlägen gekommenwar, nahmen unmittelbar vor den Wahlen auch Gefechte zwischen verfe<strong>in</strong>deten Banden zu.Manche Beobachter befürchteten dabei, daß es sich um gezielte Versuche, die Wahlen zustören bzw. zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, handelte. Auf jeden Fall mußten Zwischenfälle im Zuge <strong>der</strong> Wahlbzw. <strong>der</strong> Wahlbeobachtung befürchtet werden. Die MPF stellte deshalb während <strong>der</strong> Wahlendie Sicherheit <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Beobachter sicher. In erster L<strong>in</strong>ie wurde diese durch <strong>der</strong>enEskortierung — also direkte Sicherheit — aber auch durch die Herstellung e<strong>in</strong>er allgeme<strong>in</strong>en


Stabilität zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen zentralen Räumen — also durch <strong>in</strong>direkte Sicherheit — sowiedurch den E<strong>in</strong>satz operativer Reserven, die bei Bedarf auf Bitte <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalenOrganisationen e<strong>in</strong>gesetzt hätten werden können, gewährleistet.Nach den WahlenDie Wahlen selbst bescherten <strong>der</strong> Sozialistischen Partei e<strong>in</strong>en fulm<strong>in</strong>anten Wahlsieg und <strong>der</strong>Demokratischen Partei e<strong>in</strong>e bittere Nie<strong>der</strong>lage. Letztere fechtete zwar das Wahlergebnis <strong>in</strong>e<strong>in</strong>igen Bezirken an, akzeptierte aber grundsätzlich ihre Nie<strong>der</strong>lage. Präsident Berisha erklärteam 30. Juni: "The elections of yesterday were the only way to take Albania out of the crisis.Before mak<strong>in</strong>g any comments I want to thank all European countries and their governmentsand <strong>in</strong>stitutions, especially Italy and the other countries participat<strong>in</strong>g <strong>in</strong> the Alba-operation,OSCE and Mister Vranitzky. Without their help we would not be able to carry out theelections. I also want to thank the Albanians that even un<strong>der</strong> difficult conditions they haveparticipated the elections. And I guarantee that their decision will be respected as well as Iwill respect my declarations. Yesterday the Albanians decided that the Democratic Party goesat the opposition. I want to thank all electors that confirmed their votes to the DemocraticParty. I <strong>in</strong>vite all the electors and members of Democratic Party to respect the results of theelections and to cont<strong>in</strong>ue together to consolidate the democracy." <strong>Der</strong> Parteivorsitzende <strong>der</strong>Demokraten, Tritan Shehu, erklärte, se<strong>in</strong>e Partei werde "ihre politische Aktivität künftig alsparlamentarische Opposition entfalten". Nichtsdestotrotz flohen unmittelbar nachBekanntwerden <strong>der</strong> Wahlresultate e<strong>in</strong>ige prom<strong>in</strong>ente Führer des bisherigen Regimes <strong>in</strong>sAusland.Nach <strong>der</strong> Wahl gaben erstmals die verschiedenen europäischen Beobachter (ODIHR,Parlamentarische Versammlung <strong>der</strong> OSZE, Europarat) e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Abschlußerklärungab, um e<strong>in</strong>e unkoord<strong>in</strong>ierte Beurteilung wie bei <strong>der</strong> Wahl 1996 zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Cather<strong>in</strong>eLalumiere, OSZE-Son<strong>der</strong>koord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong>, Sir Russel Johnston, Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong>Parlamentarischen Delegation des Europarates, und Javier Ruperez, Präsident <strong>der</strong>Parlamentarischen Versammlung <strong>der</strong> OSZE, beurteilten die Wahl zwar nicht als frei und fair,zum<strong>in</strong>dest aber als unter den gegebenen Umständen akzeptabel ("acceptable given theprevail<strong>in</strong>g circumstances) und begründeten diese geme<strong>in</strong>same Abschlußbeurteilung damit,daß vor allem <strong>der</strong> erste Wahlgang durch e<strong>in</strong>e hohe Wahlbeteiligung gekennzeichnet war,generell die Wähler ihre Stimme ohne Furcht und E<strong>in</strong>schüchterung abgeben konnten und dieAuszählung <strong>der</strong> Stimmen durch die Wahlkommissionen, abgesehen von kle<strong>in</strong>erenZwischenfällen, korrekt und unparteiisch durchgeführt worden war.Innenpolitisch entbrannte nach dem Verschw<strong>in</strong>den des demokratischen Innenm<strong>in</strong>isters Celoe<strong>in</strong> Streit über dessen Nachbesetzung. Sowohl Sozialisten als auch Demokraten versuchtene<strong>in</strong>en <strong>der</strong> Ihrigen auf den Posten zu hieven. Auch die Verfügungsrechte über Präsidentengardeund (Spezial-)Polizei waren zwischen Präsident Berisha und M<strong>in</strong>isterpräsident F<strong>in</strong>oumstritten und gipfelten im Vorwurf e<strong>in</strong>es versuchten <strong>Staat</strong>sstreiches. Am 1. Juli lagen sichschließlich E<strong>in</strong>heiten <strong>der</strong> regierungstreuen Spezialpolizei und die Reste <strong>der</strong> Berisha ergebenenPräsidentengarde im Stadtzentrum Tiranas kampfbereit gegenüber. Wohl auf Grund unklarerZielvorstellungen beließen es beide Seiten dabei — wie üblich — <strong>in</strong> die Luft zu schießen.H<strong>in</strong>gegen hatten die Monarchisten rund um "König" Leka klare Vorstellungen. Siebehaupteten, daß beim Referendum über die zukünftige <strong>Staat</strong>sform — das parallel zu denParlamentswahlen stattgefunden hatte und als Beispiel "s<strong>in</strong>nvollen" <strong>Krise</strong>nmanagements vonden europäischen Beobachtern ignoriert worden war — nicht, wie offiziell behauptet, nur 33,son<strong>der</strong>n <strong>in</strong> Wahrheit über 50 Prozent <strong>der</strong> Wahlberechtigten für die Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>führung <strong>der</strong>Monarchie gestimmt hatten. Wenn auch e<strong>in</strong> Sieg <strong>der</strong> Monarchisten unwahrsche<strong>in</strong>lich war, gabes doch deutliche Anzeichen, daß es zu massiven Wahlfälschungen gekommen war. Ausdiesem Grund kam es täglich zu Demonstrationen am Skan<strong>der</strong>beg-Platz im Zentrum Tiranas,


die am 3. Juli mit e<strong>in</strong>em vom schwerbewaffneten Leka angeführten Marsch zur ZentralenWahlbehörde gipfelte. Bei <strong>der</strong> folgenden Schießerei mit <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>polizei starb e<strong>in</strong> AnhängerLekas. Die Monarchisten schafften es aber nicht, e<strong>in</strong>en Volksaufstand zu provozieren, undLeka mußte sich schließlich, nachdem gegen ihn Anklage erhoben worden war, aus Albanienabsetzen. Während aber die OSZE und die an<strong>der</strong>en europäischen Beobachter die Gefahr e<strong>in</strong>esunklaren Ausganges des Referendums nicht zur Kenntnis nehmen wollten, setzte die MPF e<strong>in</strong>deutliches Zeichen und stationierte nach <strong>der</strong> Schießerei Kräfte vor <strong>der</strong> ZentralenWahlbehörde.Am 6. Juli fanden <strong>in</strong> 34 Wahlbezirken, <strong>in</strong> denen entwe<strong>der</strong> ke<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Kandidaten dienotwendige Mehrheit errungen hatte bzw. die Wahlen nicht o<strong>der</strong> nicht ordnungsgemäßdurchgeführt worden waren, Nach- und Stichwahlen statt. Allerd<strong>in</strong>gs waren die Wahlen von<strong>der</strong> Ermordung dreier Mitglie<strong>der</strong> von Wahlkommissionen im Norden des Landes überschattet.Da zu diesem Zeitpunkt überdies noch Untersuchungen über Unregelmäßigkeiten <strong>in</strong> an<strong>der</strong>enWahlkreisen im Gange waren, mußten auch <strong>in</strong> den nächsten Wochen noch Nachwahlen (dieletzten am 10. August) durchgeführt werden, die jedoch am Gesamtresultat faktisch nichtsmehr verän<strong>der</strong>n konnten. <strong>Der</strong> Vorsitzende <strong>der</strong> Demokratischen Partei, Tritan Shehu, gestandzwar die Nie<strong>der</strong>lage se<strong>in</strong>er Partei am 7. Juli neuerlich e<strong>in</strong>, stellte aber auch fest, daß"bewaffnete Stal<strong>in</strong>isten" den Demokraten vor allem <strong>in</strong> Südalbanien ke<strong>in</strong>e gleichenWahlchancen gelassen hätten.Es wurde zunehmend deutlich, daß die <strong>in</strong>ternationale Geme<strong>in</strong>schaft die politischen Gegnerauch für die Zeit nach den Wahlen zu e<strong>in</strong>er Zusammenarbeit — etwa <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Regierung <strong>der</strong>nationalen Versöhnung, die unter Aufsicht und Vermittlung <strong>der</strong> OSZE hätte gebildet werdenkönnen — hätte zw<strong>in</strong>gen müssen. Im Abschlußbericht <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Wahlbeobachterwurde jedoch nur vermerkt, daß "die Wahlresultate die Basis für e<strong>in</strong> von <strong>der</strong> <strong>albanische</strong>nBevölkerung gewünschtes und verdientes, starkes, demokratisches System" se<strong>in</strong> sollten. Undweiter: "Von fundamentaler Bedeutung ist, daß alle <strong>albanische</strong>n Parteien die Vere<strong>in</strong>barungen,daß sie die Wahlresultate respektieren werden, e<strong>in</strong>halten. Wir wie<strong>der</strong>holen, daß die<strong>in</strong>ternationale Geme<strong>in</strong>schaft nach den Wahlen wesentliche Bemühungen für e<strong>in</strong>e nationaleVersöhnung erwartet. Ohne e<strong>in</strong>e solche Versöhnung würde nämlich die Basis für die<strong>in</strong>ternationale Hilfe und die weitere Unterstützung durch die <strong>in</strong>ternationale Geme<strong>in</strong>schaftfehlen." Noch-Präsident Sali Berisha hatte jedoch <strong>in</strong>zwischen erklärt, daß dieParlamentswahlen "bei weitem nicht frei und ehrlich" abgelaufen und das neue Parlamentdeshalb eigentlich nicht legitimiert wäre. Angesichts <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Lage <strong>in</strong> Albanien wäredas neue Parlament jedoch "akzeptabel", erklärte Berisha. Er er<strong>in</strong>nerte gleichzeitig dieSozialisten an ihr Wahlversprechen die verlorenen Sparguthaben <strong>der</strong> Kle<strong>in</strong>anleger, die siebeim Zusammenbruch <strong>der</strong> Pyramidensysteme verloren hatten, zurückzuzahlen. Berishabezeichnete dieses Versprechen als "Destabilisierungsfaktor". Die Zusage wäre zwar nichte<strong>in</strong>zuhalten, hätte aber wesentlich zum Wahlsieg <strong>der</strong> Sozialisten beigetragen. WahlsiegerFatos Nano kündigte unterdessen an, se<strong>in</strong>e geplante Fünf-Parteien-Regierung werde sichsofort an die Neuformulierung e<strong>in</strong>er Verfassung machen, die den Än<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> Albanien seitdem Sturz des Kommunismus Rechnung tragen werde. Beson<strong>der</strong>s werde er sich um denWie<strong>der</strong>aufbau <strong>der</strong> Verwaltung, <strong>der</strong> Justiz, <strong>der</strong> Polizei und <strong>der</strong> Armee kümmern. <strong>Der</strong> neuesozialistische Generalsekretär Pandeli Majko sagte, se<strong>in</strong>e Partei werde <strong>in</strong> <strong>der</strong> Außenpolitikvorrangig Kontakte zur USA, zur Europäischen Union und zur NATO unterhalten. Inwirtschaftspolitischer H<strong>in</strong>sicht wollten die Sozialisten die Privatisierung beschleunigen.Am 23. Juli trat schließlich Präsident Berisha unmittelbar vor <strong>der</strong> Antrittssitzung desParlaments zurück und zog damit die Konsequenz aus <strong>der</strong> schweren Nie<strong>der</strong>lage <strong>der</strong>Demokratischen Partei. Von den 155 Abgeordneten stellten die Demokraten nur noch 23, dieSozialistische Partei 101. Die Mitte-L<strong>in</strong>ks-Koalition, <strong>der</strong> Sozialisten, Sozialdemokraten, dieDemokratische Allianz, die Agrarpartei und die Partei <strong>der</strong> Menschenrechte — die Partei <strong>der</strong>griechischen M<strong>in</strong><strong>der</strong>heit — angehören, hat <strong>in</strong>sgesamt jedoch deutlich über zwei Drittel <strong>der</strong>


Mandate <strong>in</strong>ne. Dadurch kann diese auch Verfassungsän<strong>der</strong>ungen beschließen. In e<strong>in</strong>emBericht des UNDP wird das Wahlverhalten <strong>der</strong> Albaner als "two-thirds election tradition"bezeichnet, da 1991 die Kommunistische Partei, 1992 und 1996 die DP und schließlich 1997die SP jeweils faktisch zwei Drittel <strong>der</strong> Parlamentssitze gew<strong>in</strong>nen konnten. Dieser Trenddeutet nicht nur auf große Schwankungen <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Wählerschaft, son<strong>der</strong>n auch auf e<strong>in</strong>epolitisch <strong>in</strong>stabile Gesellschaft h<strong>in</strong>. Dabei ist aber zu ergänzen, daß auch das Wahlrecht dieseEntwicklung begünstigt. Den Demokraten war die <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e von ihnen betriebeneForcierung des Mehrheitswahlrechts selbst auf den Kopf gefallen. Die konstituierende Sitzungdes neuen Parlaments, das sie "Parlament <strong>der</strong> Kalaschnikows" nannten, boykottierten sieschließlich aus Protest gegen angebliche Manipulationen und E<strong>in</strong>schüchterungen bei denWahlen. Das Parlament wählte <strong>in</strong>zwischen den bisherigen Generalsekretär <strong>der</strong> SozialistischenPartei, Rexhep Mejdani, zum neuen Präsidenten und hob auch den seit März bestehendenAusnahmezustand auf. E<strong>in</strong> weiteres Kapitel <strong>der</strong> <strong>albanische</strong>n Geschichte konnte beg<strong>in</strong>nen.Unbee<strong>in</strong>druckt davon hatte <strong>in</strong>zwischen <strong>der</strong> Rückzug <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Truppen begonnen.Am 10. August verließen offiziell die letzten italienischen Kräfte Albanien, womit dieOperation Alba zu Ende gegangen war. Inoffiziell beziehungsweise unter an<strong>der</strong>em Namenwaren jeweils ungefähr bataillonsstarke italienische und kompaniestarke Kräfte <strong>der</strong>griechischen und türkischen Streitkräfte im Land verblieben bzw. <strong>in</strong> weiterer Folge wie<strong>der</strong>zurückgekehrt. Diese führten bilaterale Ausbildungs- und Unterstützungsaufgaben mit<strong>albanische</strong>n Sicherheitskräften durch. H<strong>in</strong>tergrund dieser Aktivitäten war natürlich <strong>der</strong>Versuch, E<strong>in</strong>flußmöglichkeiten zu erhalten bzw. zu err<strong>in</strong>gen.Sowohl <strong>der</strong> UN-Sicherheitsrat als auch <strong>der</strong> OSZE-Vorsitzende bewerteten die Operation Albaals Erfolg. Übere<strong>in</strong>stimmend wurde erklärt, daß vor allem <strong>der</strong> schnelle E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> "Schlüsselzum Erfolg" gewesen wäre. Nunmehr hätten das <strong>albanische</strong> Volk und die Politiker des Landesdie Verantwortung für die Zukunft ihres Landes, wie es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Erklärung desSicherheitsrates hieß. OSZE-Son<strong>der</strong>beauftragter Vranitzky räumte jedoch e<strong>in</strong>, daß <strong>der</strong> Abzug<strong>der</strong> Schutztruppe "sicher zu e<strong>in</strong>em sehr frühen Zeitpunkt" durchgeführt wurde. Wichtig wärenun, "daß darüber nachgedacht wird, was <strong>in</strong> Albanien an die Stelle <strong>der</strong> Schutztruppe tretenkann". Nach dem Abzug müsse auch <strong>der</strong> Aufbau e<strong>in</strong>er funktionierenden Polizei sowieGerichtsbarkeit im Vor<strong>der</strong>grund stehen. "Die Sicherheitsfrage bedarf sehr großerAufmerksamkeit. Man kann nicht e<strong>in</strong>fach Mitte August abziehen und glauben, Albanien isttotal befriedet", warnte Vranitzky.Internationale LangzeithilfeSchon unmittelbar nach den Parlamentswahlen hatte die <strong>in</strong>ternationale Geme<strong>in</strong>schaft e<strong>in</strong>ekoord<strong>in</strong>ierte Langzeithilfe vorbereitet. Dabei sollte sowohl f<strong>in</strong>anzielle Hilfe für denWie<strong>der</strong>aufbau <strong>der</strong> Wirtschaft, <strong>der</strong> Infrastruktur und <strong>der</strong> öffentlichen Verwaltung als auchUnterstützung bei <strong>der</strong> Entwicklung funktionsfähiger demokratischer Strukturen und Hilfebeim Aufbau adäquater Sicherheitsstrukturen geleistet werden. OSZE-Son<strong>der</strong>beauftragterVranitzky organisierte dafür e<strong>in</strong>e Albanien-Konferenz, <strong>in</strong> <strong>der</strong> neben <strong>der</strong> Hilfe von OSZE, EU,Europarat, WEU und NATO auch die <strong>der</strong> Weltbank, des Internationalen Währungsfonds(IWF), <strong>der</strong> Europäischen Bank für Wie<strong>der</strong>aufbau und Entwicklung (EBRD) und e<strong>in</strong>igeran<strong>der</strong>er Organisationen sowie zahlreicher E<strong>in</strong>zelstaaten koord<strong>in</strong>iert werden sollte. Wie <strong>der</strong>italienische Außenm<strong>in</strong>ister D<strong>in</strong>i erklärte, sei nunmehr die Phase <strong>der</strong> Dr<strong>in</strong>glichkeit vorbei, undes stehe die "Phase <strong>der</strong> Stabilisierung und Normalisierung" bevor. Wesentliche Aufgabenseien die Konsolidierung demokratischer Verhältnisse, <strong>der</strong> wirtschaftliche Wie<strong>der</strong>aufbau unddie Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> öffentlichen Sicherheit. Die Gewährung <strong>in</strong>ternationaler Hilfe fürAlbanien müßte dabei mit e<strong>in</strong>er Stärkung <strong>der</strong> demokratischen Institutionen verknüpft werden.Die Albaner müßten aber auch selbst ihren Beitrag zur Konsolidierung von Verwaltung und


Demokratie leisten. Demokratisierung, Stabilität, Sicherheit und wirtschaftliche Entwicklungg<strong>in</strong>gen dabei, laut D<strong>in</strong>i, Hand <strong>in</strong> Hand.Bei <strong>der</strong> am 31. Juli auf Beamtenebene stattgefundenen ersten OSZE-Arbeitskonferenz fürAlbanien <strong>in</strong> Rom, die die für Herbst geplante M<strong>in</strong>isterkonferenz vorbereitet hatte, sagte auchÖsterreich Soforthilfe <strong>in</strong> <strong>der</strong> Höhe von über 100 Millionen Schill<strong>in</strong>g zu. Dabei sollten schonseit längerer Zeit laufende Entwicklungsprojekte wie die Fertigstellung des Krankenhauses <strong>in</strong>Burrel, <strong>der</strong> Wasserversorgung von Shko<strong>der</strong> und e<strong>in</strong>es Kraftwerkes an <strong>der</strong> Dr<strong>in</strong> unterstütztwerden. An <strong>der</strong> Sanierung <strong>der</strong> <strong>albanische</strong>n Wasserkraftwerke beteiligten sich auch dieEuropäische Bank für Wie<strong>der</strong>aufbau, die Schweiz und Japan. Im Schlußdokument <strong>der</strong>Arbeitskonferenz wurden Albanien aber Bed<strong>in</strong>gungen für die <strong>in</strong>ternationale Hilfe genannt. Somüßten die öffentliche Ordnung wie<strong>der</strong>hergestellt, die Menschenrechte und demokratischeMaßstäbe respektiert und e<strong>in</strong>e solide Wirtschaftspolitik betrieben werden. Nach e<strong>in</strong>er zweitenArbeitskonferenz am 2. Oktober <strong>in</strong> Wien bereitete e<strong>in</strong>e Außenm<strong>in</strong>isterkonferenz am 17.Oktober <strong>in</strong> Rom die Geberkonferenz für Albanien <strong>in</strong> Brüssel vor. Darüber h<strong>in</strong>aus sollte dasAbkommen zwischen IWF und Albanien, das am 29. des Monats <strong>in</strong> <strong>der</strong> US-HauptstadtWash<strong>in</strong>gton unterzeichnet werden sollte, vorbereitet werden. Nach Schätzungen <strong>der</strong> Weltbankwürde Albanien für den Wie<strong>der</strong>aufbau se<strong>in</strong>er Infrastruktur und e<strong>in</strong>e dauerhafte f<strong>in</strong>anzielleStabilisierung bis zum Jahr 2003 immerh<strong>in</strong> rund 1,5 Milliarden Dollar an F<strong>in</strong>anzhilfen ausdem Ausland benötigen. Außenm<strong>in</strong>ister Schüssel präzisierte dabei Österreichs Unterstützungmit 123 Millionen Schill<strong>in</strong>g. Am 21./22. Oktober fand schließlich <strong>in</strong> Brüssel dieGeberkonferenz für Albanien statt. Dabei wurde e<strong>in</strong>e Soforthilfe von 100 Millionen Dollar(1,25 Milliarden Schill<strong>in</strong>g), von denen die EU etwa 25 Prozent beisteuern sollte, und e<strong>in</strong>Beitrag von über sechs Millionen Dollar zur endgültigen Schließung <strong>der</strong> Pyramidenspielebeschlossen. Auch für den mittelfristig für die nächsten drei Jahre <strong>in</strong>s Auge gefaßtenF<strong>in</strong>anzbedarf von zusätzlich zirka 900 Millionen Dollar sollten die Europäische Union undihre Mitgliedsstaaten zur Hälfte aufkommen. Die Weltbank entwickelte geme<strong>in</strong>sam mit demIWF, <strong>der</strong> EU und <strong>der</strong> EBRD e<strong>in</strong> Wie<strong>der</strong>aufbauprogramm, das sowohl Maßnahmen zumAufbau und zur Stärkung <strong>der</strong> Regierung und öffentlicher Institutionen sowie wirtschaftlicherAktivitäten als auch soziale Begleitmaßnahmen umfassen sollte. 1998 erfolgte <strong>der</strong> ersteSchritt, <strong>der</strong> das Land makroökonomisch stabilisieren und strukturelle Reformen mit hoherPriorität verwirklichen sollte. Als Voraussetzung für die Hilfsgel<strong>der</strong> wurde dieNormalisierung <strong>der</strong> Situation, wofür allerd<strong>in</strong>gs Albanien sorgen müßte, gefor<strong>der</strong>t. Weiterssollte Albanien bei <strong>der</strong> Verwendung <strong>der</strong> Gel<strong>der</strong> mit den Geberlän<strong>der</strong>n eng zusammenarbeiten,und die Ausgabe <strong>der</strong> Gel<strong>der</strong> sollte regelmäßig überprüft werden. <strong>Der</strong> IWF sollte Albanien bei<strong>der</strong> Aufklärung des Skandals rund um die Pyramidenspiele helfen und zur Stützung desBudgets e<strong>in</strong>en Kredit <strong>in</strong> Höhe von zirka 15 Millionen Dollar (185 Millionen Schill<strong>in</strong>g)vergeben. Die EU erklärte, weiterh<strong>in</strong> neben humanitärer Unterstützung auch Hilfe bei <strong>der</strong>Verbesserung <strong>der</strong> Zollbehörden leisten zu wollen. Weiters sollten vor allem im Zuge desPHARE-Programms die kommunale Entwicklung, Arbeitsplatzbeschaffungs- undInfrastrukturmaßnahmen und <strong>der</strong> Aufbau des Steuersystems geför<strong>der</strong>t werden. EU und OSZEwollten überdies e<strong>in</strong>e dauerhafte Präsenz auch im Norden und Süden errichten. Die OSZEdehnte dabei ihre Mission vom Hauptquartier <strong>in</strong> Tirana auf drei regionale Außenstellen,Shko<strong>der</strong>, Vlora und Gjirokaster aus und widmet sich dabei <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e den BereichenMenschenrechte, Rechtsstaatlichkeit, Demokratisierung, Bürgerrechte, Wahlhilfe,Medienüberwachung und <strong>der</strong> Vernetzung von Institutionen und NGOs. Überdies überwachtsie von Field Offices die Grenzregion zur Bundesrepublik Jugoslawien. Dabei arbeitet sie vorallem auch eng mit <strong>der</strong> Beobachtermission <strong>der</strong> EU, <strong>der</strong> ECMM , zusammen, die ebenfalls dieEntwicklung <strong>in</strong> Albanien detailliert überwacht. <strong>Der</strong> Europarat sollte e<strong>in</strong>e neue Verfassung fürdas Land vorbereiten und beim Aufbau e<strong>in</strong>es funktionierenden Rechtssystems helfen.Erstmals hielt sich Anfang 1998 auch e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Mission des EuropäischenParlaments, <strong>der</strong> Parlamentarischen Versammlungen des Europarates und <strong>der</strong> OSZE <strong>in</strong>


Albanien auf. Sie schlug dabei vor, die Unabhängigkeit <strong>der</strong> Gerichte zu sichern, die bereitsgetätigten Beschlüsse und Übere<strong>in</strong>künfte durch die Parteien e<strong>in</strong>zuhalten und umzusetzen, dasPersonal für die staatlichen Behörden nach entsprechen<strong>der</strong> Qualifikation auszuwählen, dieparlamentarischen Abläufe durch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ternational besetzte Kommission zu überwachen, dieMenschenrechte zu berücksichtigen, e<strong>in</strong>en breiten politischen Konsens für die Teilnahme unddie Ausarbeitung <strong>der</strong> Verfassung herbeizuführen sowie die Rückkehr <strong>der</strong> Opposition <strong>in</strong> dasParlament und <strong>der</strong>en Mitarbeit am Entwurf für die Verfassung sicherzustellen. Das Mankowar jedoch, daß diese For<strong>der</strong>ungen nicht mit entsprechenden Druckmitteln und Sanktionenverbunden waren, weshalb bisher auch nur ger<strong>in</strong>ge Teile des Programms verwirklicht wurden.Die WEU wie<strong>der</strong>um sollte sich wie bisher <strong>in</strong> <strong>der</strong> Operation MAPE bei <strong>der</strong> Ausbildung <strong>der</strong>Polizei <strong>in</strong> Albanien, die NATO im Zuge <strong>der</strong> Partnerschaft für den Frieden (PfP) für Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gund Ausbildung <strong>der</strong> <strong>albanische</strong>n Armee engagieren. Die Westeuropäische Union hat denE<strong>in</strong>satz ihrer Polizeitruppe MAPE <strong>in</strong>zwischen auf 100 Mann aufgestockt. Ihre Aufgabe wirdes auch weiterh<strong>in</strong> se<strong>in</strong>, die Polizeikräfte <strong>in</strong> Albanien neu zu organisieren und auszubilden.Neben e<strong>in</strong>er eigenen NATO-Vertretung <strong>in</strong> Tirana, die die PfP-Programme mit Albanienunterstützt, haben verschiedene <strong>Staat</strong>en, darunter die USA, Italien, Deutschland, Griechenlandund die Türkei, für bilaterale Projekte eigene Militärberater im Land. Zahlreiche Län<strong>der</strong>unterstützten <strong>in</strong> den vergangenen Jahren die <strong>albanische</strong>n Sicherheitskräfte überdies mitMaterial und Ausbildung. Die Türkei baut die größte <strong>albanische</strong> Mar<strong>in</strong>ebasis Pasha Liman <strong>in</strong><strong>der</strong> Nähe von Vlora, die Mar<strong>in</strong>eakademie <strong>in</strong> Vlora sowie die Kommandobrigade <strong>in</strong> Tiranaauf. Außerdem unterstützt sie geme<strong>in</strong>sam mit Italien die Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong>Republikanischen Garde. Griechenland unterstützt vor allem die Reorganisation <strong>der</strong> <strong>in</strong>Gjirokaster stationierten 5. Division, des Militärspitals <strong>in</strong> Tirana und Gjirokaster sowie desAufbaus des Militärflughafen R<strong>in</strong>as/Tirana. Italien reorganisiert Teile <strong>der</strong> Mar<strong>in</strong>e sowie zweiInfanteriebrigaden. Italien setzt überhaupt große Teile se<strong>in</strong>er Hilfe für die Bereicheöffentliche Sicherheit und Streitkräfte e<strong>in</strong>. Dies soll die <strong>albanische</strong>n Kräfte nicht nur zurBekämpfung <strong>der</strong> organisierten Krim<strong>in</strong>alität im Lande, son<strong>der</strong>n vor allem auch die Mar<strong>in</strong>e zureffektiven Überwachung <strong>der</strong> Küstengewässer und somit zur Unterb<strong>in</strong>dung von Drogen- undMenschenschmuggel befähigen. Problematisch ist <strong>in</strong> diesem Zusammenhang jedoch, daßzahlreiche bis 1997 im Westen ausgebildete Angehörige von Armee, Mar<strong>in</strong>e, aber auchPolizei auf Grund ihrer Zugehörigkeit o<strong>der</strong> Nähe zur Demokratischen Partei durch die neuenMachthaber entlassen worden waren und somit die bisherigen <strong>in</strong>ternationalen Investitionen imPersonalbereich großteils verloreng<strong>in</strong>gen. Bei e<strong>in</strong>em neuerlichen Machtwechsel besteht dieGefahr, daß die nunmehr Ausgebildeten wie<strong>der</strong>um ausgetauscht werden. Österreich wie<strong>der</strong>umunterstützt <strong>der</strong>zeit Vorhaben mit geplanten Kosten von über 160 Millionen Schill<strong>in</strong>g vorallem im Tourismus-, Wasserversorgungs- bzw. Energiebereich (Dr<strong>in</strong>-Kraftwerke),Beratungs- und Investitionsprojekte sowie e<strong>in</strong>ige humanitäre Hilfsmaßnahmen.OSZE-Son<strong>der</strong>beauftragter Vranitzky beendete währenddessen ebenso wie se<strong>in</strong> StellvertreterGrubmayr nach Abschluß <strong>der</strong> Geberkonferenzen, mit <strong>der</strong> Eröffnung <strong>der</strong> neuen OSZE-Bürosim nord<strong>albanische</strong>n Shko<strong>der</strong> und im süd<strong>albanische</strong>n Gjirokaster, Anfang November 1997se<strong>in</strong>e Tätigkeit. Dieser wurde dabei vom bisherigen Leiter <strong>der</strong> ECMM, Daan Everts, abgelöst.Vranitzky zeigte sich dabei optimistisch über die Zukunft Albaniens bzw. etwas verklärt als"erfolgreicher <strong>Krise</strong>nmanager": Es sei nicht nur gelungen, den Bürgerkrieg und an<strong>der</strong>e blutigeAuse<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen <strong>in</strong> sehr engen Grenzen zu halten, son<strong>der</strong>n mittlerweile e<strong>in</strong>enDemokratisierungsschub durch die Parlamentswahl und die Bildung e<strong>in</strong>er neuen Regierunge<strong>in</strong>zuleiten. Bei <strong>der</strong> Entwaffnung <strong>der</strong> Bevölkerung und <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong>wirtschaftlichen und sozialen Ordnung seien erste Schritte gelungen. Außerdem sei zuletztdurch die <strong>in</strong>ternationalen Konferenzen auch die f<strong>in</strong>anzielle und politische UnterstützungAlbaniens zum Wie<strong>der</strong>aufbau des Landes gesichert worden. "Bisher haben wir <strong>in</strong> allerersterL<strong>in</strong>ie die Grundlagen für die Wie<strong>der</strong>errichtung <strong>der</strong> Wirtschaft und Demokratie <strong>in</strong> Albaniengeschaffen. Jetzt müssen diese Grundlagen genutzt werden", erklärte Vranitzky.


Es ist aber auch zu hoffen, daß die <strong>in</strong>ternationalen Berater nicht von <strong>der</strong> Fiktion ausgehen, daßmakroökonomische Gesetze <strong>in</strong> Albanien funktionieren wie überall sonst auch; <strong>albanische</strong>Kultur und Mentalität erschweren dies nämlich massiv. Abgesehen davon wird auch vieldaran gesetzt werden müssen, mikroökonomische Notwendigkeiten <strong>der</strong> Bürger im Auge zubehalten, um nicht e<strong>in</strong>e Wie<strong>der</strong>holung <strong>der</strong> Ereignisse vom Frühjahr 1997 zu provozieren.Auch Vranitzky warnte diesbezüglich davor, die Erwartungen <strong>der</strong> <strong>albanische</strong>n Bevölkerungzu enttäuschen. Die <strong>albanische</strong> Bevölkerung könne aber davon ausgehen, daß <strong>in</strong> e<strong>in</strong>erüberschaubaren Zeit auch <strong>der</strong> Lebensstandard verbessert werde, falls mit den Mittelnvernünftig umgegangen werde, erklärte Vranitzky Ende 1997.Faktum ist jedoch, daß die weiterh<strong>in</strong> unbefriedigende Situation von Recht und Ordnungernsthafte Auswirkungen auf die f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung hat. Zahlreiche <strong>in</strong>ternationaleHilfszusagen kommen nicht zur Wirkung, da e<strong>in</strong>erseits die Infrastruktur, diese s<strong>in</strong>nvolle<strong>in</strong>zusetzen, fehlt, an<strong>der</strong>erseits die Garantien für die Verwendung dieser Gel<strong>der</strong> oftmangelhaft s<strong>in</strong>d.Nanos HerrschaftIm Land selbst begannen die Speziale<strong>in</strong>heiten <strong>der</strong> Polizei gegen krim<strong>in</strong>elle Bandenvorzugehen und die wichtigsten Verkehrsachsen unter ihre Kontrolle zu br<strong>in</strong>gen. Dabeig<strong>in</strong>gen die Regierungskräfte aber nur gegen die sogenannten "wilden Banden" vor, diezumeist aus entflohenen Sträfl<strong>in</strong>gen bestanden und unkontrolliert krim<strong>in</strong>elle Aktivitätensetzten. So wurden beispielsweise diverse Banden <strong>in</strong> Vlora, Fier und Berat zerschlagen unde<strong>in</strong>ige Bandenchefs, wie <strong>der</strong> berüchtigte Cani aus Vlora, festgenommen. Diese Banden hattenbisher e<strong>in</strong> normales Leben auch <strong>der</strong> ortsansässigen Bevölkerung unmöglich gemacht undHun<strong>der</strong>te Tote gefor<strong>der</strong>t. <strong>Der</strong> Kampf gegen diese Krim<strong>in</strong>ellen war die Voraussetzung für dasWie<strong>der</strong>entstehen e<strong>in</strong>es öffentlichen Lebens. Ke<strong>in</strong>eswegs g<strong>in</strong>g die Polizei jedoch gegenrelevante poststaatliche Strukturen, gegen die organisierte Krim<strong>in</strong>alität vor. Diese ist zumeistregional strukturiert und kooperiert oft eng mit lokalen Größen wie Politikern o<strong>der</strong>prästaatliche Strukturen, den mächtigen Clans bzw. Familien. Zwar behauptete die <strong>albanische</strong>Regierung, daß die Polizei strenge Anweisung habe, gegen Krim<strong>in</strong>elle und Schmugglervorzugehen, und die krim<strong>in</strong>ellen Banden ohneh<strong>in</strong> bereits großteils h<strong>in</strong>ter Gittern wären;Berichte aus dem Land wi<strong>der</strong>sprachen dem jedoch klar. Während Drogen, Menschen undWaffen aus und durch das Land geschmuggelt wurden, kamen vor allem Zigaretten und Autosillegal <strong>in</strong> das Land. So wurden beispielsweise zwischen Albanien und GriechenlandDrogentransporte mit ganzen Maultier-Karawanen durchgeführt. Im Norden Albaniens — vorallem <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gegend um Bajram Curri und Tropoja — wurde unter an<strong>der</strong>em von <strong>der</strong> FamilieBerisha massiver Waffenhandel mit <strong>der</strong> UCK betrieben. Sowohl <strong>in</strong> den Kosovo als auch <strong>in</strong>die <strong>albanische</strong>n Gebiete Mazedoniens wurden und werden teilweise umfangreicheWaffenlieferungen durchgeführt. Die UCK wurde <strong>in</strong> Albanien ausgebildet und hatte hier ihrlogistisches Rückzugsgebiet. Von <strong>der</strong> süd<strong>albanische</strong>n Stadt Vlora aus wie<strong>der</strong>um betrieb unterden Augen <strong>der</strong> Behörden die organisierte Krim<strong>in</strong>alität im großen Stil Menschen- undDrogenschmuggel nach Italien. Vor allem über die süd<strong>albanische</strong>n Städte Korca, Saranda undGjirokaster wurden Flüchtl<strong>in</strong>ge und Hero<strong>in</strong>, letzteres vor allem aus <strong>der</strong> Türkei , für denWeitertransport nach Italien und damit Westeuropa "importiert".<strong>Der</strong> <strong>albanische</strong> Polizeiapparat wie<strong>der</strong>um ist <strong>in</strong> weiten Teilen korrupt, demoralisiert undpolitisiert. Versuche, ihn zu reorganisieren, führten nur <strong>in</strong> Teilen zum Erfolg, denn <strong>in</strong> ersterL<strong>in</strong>ie g<strong>in</strong>g es den neuen Machthabern darum — zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> den Führungsschichten — dieParteigänger Berishas zu entfernen und sozialistische Parteianhänger e<strong>in</strong>zusetzen. Letzterewaren oftmals Beamte, die Jahre zuvor von <strong>der</strong> demokratischen Regierung entlassen wordenwaren. Das gleiche spielte sich faktisch <strong>in</strong> allen an<strong>der</strong>en öffentlichen Institutionen ab.Nichtsdestotrotz werden weiterh<strong>in</strong> zahlreiche Polizisten <strong>in</strong> Ausübung ihres Berufes ermordet ,


und das Gewaltmonopol des <strong>Staat</strong>es setzt sich nur <strong>in</strong> Teilen Albaniens durch. Abgesehendavon berichten Beobachter, daß die Polizei teilweise im Auftrag lokaler Machthaber aktiv istbzw. für die eigene Tasche arbeitet. Generell kann davon ausgegangen werden, daß sie <strong>der</strong>Tätigkeit <strong>der</strong> organisierten Krim<strong>in</strong>alität nicht im Wege steht bzw. zum<strong>in</strong>dest teilweise eng mitdieser zusammenarbeitet. Ihre Aufgabe beschränkt sich somit darauf, <strong>der</strong> "alltäglichen"Gewalt kle<strong>in</strong>er Banden Herr zu werden, was ihr aber auch nur bed<strong>in</strong>gt gel<strong>in</strong>gt. Ameffektivsten ist noch die Spezialpolizei, die ihre Tätigkeit zumeist vermummt durchführt unddamit ihre Identität gegenüber den Krim<strong>in</strong>ellen verbergen kann. Schlechte Bezahlung,miserable Arbeits- und Sozialbed<strong>in</strong>gungen sowie mangelhafte Unterstützung durch diepolitische Führung führten jedoch sogar unter diesen Elitekräften zu Protesten. Auch dieArmee konnte nur im begrenzten Umfang ihre Aufgabe erfüllen. Zwar war die Rückgabe <strong>der</strong>schweren Waffen im großen und ganzen erfolgreich, leichte Waffen verblieben jedochweiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong> großer Anzahl bei <strong>der</strong> Zivilbevölkerung. Aber auch zu e<strong>in</strong>er etwaigenUnterstützung <strong>der</strong> Sicherheitskräfte im Inneren waren die Streitkräfte nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage. Essollte noch bis Ende Februar 1999 dauern bis beispielsweise die Mar<strong>in</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage warPatrouillen aufzunehmen, um sich damit am Kampf gegen Schmugglerbanden zu beteiligen.Die neue Führung entfernte aber nicht nur kont<strong>in</strong>uierlich Vertrauensleute <strong>der</strong> DemokratischenPartei bzw. von Präsident Berisha aus <strong>der</strong> Führung <strong>der</strong> Polizei, des Geheimdienstes und <strong>der</strong>Armee, son<strong>der</strong>n aus faktisch allen öffentlichen Ämtern. Praktisch auch <strong>der</strong> gesamtediplomatische Dienst wurde abgelöst. Auch wurden alle Richter und <strong>Staat</strong>sanwälte ohneakademische Ausbildung — immerh<strong>in</strong> rund 400 — entlassen. Diese waren zumeist von denKommunisten Verfolgte gewesen, die von <strong>der</strong> früheren Regierung nach e<strong>in</strong>er sechsmonatigenSchnellausbildung e<strong>in</strong>gestellt worden waren und nunmehr als vornehmliche politische Gegnerim Weg standen. Gesetze, die früheren Mitarbeitern des kommunistischen Geheimdienstesund kommunistischen Spitzenfunktionären politische Tätigkeit und die Aufnahme <strong>in</strong> den<strong>Staat</strong>sdienst verwehrten, wurden aufgehoben. Real wurden kont<strong>in</strong>uierlich zahlreicheAnhänger <strong>der</strong> Demokratischen Partei entlassen und durch solche <strong>der</strong> Sozialisten ersetzt. Diealte <strong>albanische</strong> Regel, die eigene Klientel zu versorgen, wurde damit wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>malangewendet. Durch den Regierungswechsel kamen jedoch gleichzeitig Gruppen, die starkeB<strong>in</strong>dungen zu prä- und poststaatlichen Strukturen Südalbaniens haben, an die Macht un<strong>der</strong>öffneten damit staatliche sowie <strong>in</strong>ternationale Verb<strong>in</strong>dungen und Möglichkeiten. Es ist zwarnicht das Ziel <strong>der</strong> neuen Machthaber, ihre politischen Gegner physisch zu vernichten, aber <strong>der</strong>Personalaustausch im großen Stil, die gezielte "Personalpolitik", dient dazu, die vollständigeKontrolle über das politische System zu erlangen. Nichtsdestotrotz ist <strong>der</strong> Umbau <strong>in</strong> <strong>der</strong>Verwaltung und Exekutive nicht ansatzweise so massiv wie nach <strong>der</strong> Machtübernahme durchdie Demokraten Anfang <strong>der</strong> 90er Jahre. Auch muß wohl o<strong>der</strong> übel zur Kenntnis genommenwerden, daß man sich <strong>in</strong> Albanien offensichtlich nur auf Parteigänger o<strong>der</strong>Familienangehörige verlassen kann — e<strong>in</strong> Problem, das wohl erst e<strong>in</strong> massives Umdenken <strong>der</strong>Albaner über das Selbstverständnis staatlicher Behörden lösen wird. Die Zugehörigkeit zue<strong>in</strong>er "guten" o<strong>der</strong> "schlechten" Familie ist im heutigen Albanien jedoch noch e<strong>in</strong>e <strong>der</strong>wesentlichsten Grundlagen für persönliche und geschäftliche Verb<strong>in</strong>dungen — und vor allemfür relevante Personalentscheidungen. Es wird aber notwendig se<strong>in</strong>, bei zukünftigenRegierungswechseln die Kont<strong>in</strong>uität <strong>der</strong> Verwaltung und Exekutive, die Kont<strong>in</strong>uität <strong>der</strong>Masse des staatlichen Personals sicherzustellen. Die nunmehr Entlassenen gehen jedochoftmals davon aus, nach e<strong>in</strong>em neuerlichen Machtwechsel wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> ihre Positionzurückkehren zu können, und stellen damit e<strong>in</strong> potentielles Zentrum neuerlicher Unruhen dar.Auch die staatlichen Medien, vor allem aber die <strong>albanische</strong> Nachrichtenagentur ATA und dasstaatliche Fernsehen, wurden durch Personalwechsel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Führungsebene aufRegierungskurs gebracht. Interessanterweise geschah dies ohne massive Entlassungen aufunterer und mittlerer Ebene — nichtsdestotrotz aber erfolgreich, was die massiveBevorzugung <strong>der</strong> Sozialisten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berichterstattung betrifft. Wenn dieser Umstand auch


nicht unbed<strong>in</strong>gt für die demokratische Reife <strong>der</strong> neuen Regierung spricht, beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t siean<strong>der</strong>erseits im Gegensatz zur Regierung Berisha nicht oppositionelle und kritische Medien.So gibt es <strong>in</strong>zwischen e<strong>in</strong>ige unabhängige Zeitungen sowie regionale Radio- undFernsehstationen, die ungeh<strong>in</strong><strong>der</strong>t ihrer Arbeit nachgehen können. Von Beobachtern wirdvielmehr die mangelnde Tradition kritischen Journalismus problematisiert, und auch dieMedien <strong>der</strong> unterschiedlichen Parteien berichten <strong>in</strong> re<strong>in</strong> propagandistischem Stil, mit oftmalsextrem unwahren Behauptungen und aggressiver Rhetorik.Neuerliche Proteste und UnruhenMitte September 1997 begannen auch wie<strong>der</strong> organisierte Proteste <strong>der</strong> nunmehroppositionellen Demokraten, nachdem nach e<strong>in</strong>em Streit zwischen zwei Abgeordneten <strong>der</strong>Sozialist Gafur Mazreku den Demokraten Azem Hajdari angeschossen hatte. Dabei hatte essich jedoch nicht um e<strong>in</strong> politisches Attentat gehandelt, son<strong>der</strong>n Mazreku wollte vermutlichse<strong>in</strong>e Ehre wie<strong>der</strong>herstellen, nachdem er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em vorangegangenen Streit se<strong>in</strong> "Gesichtverloren" hatte. Ex-Präsident Berisha versuchte allerd<strong>in</strong>gs politischen Nutzen aus dem Vorfallzu ziehen und erklärte ihn kurzerhand zum politischen Attentat, um im ganzen Landregierungsfe<strong>in</strong>dliche Proteste zu organisieren. Er bezeichnete dabei die Sozialistische Parteials "kommunistische Bande von Krim<strong>in</strong>ellen und Dieben. ... Wir müssen die Kommunistenmit demokratischen Mitteln vom Gesicht dieser Erde tilgen", erklärte Berisha auf e<strong>in</strong>erKundgebung. Und weiter: "Albanien hat e<strong>in</strong> Parlament <strong>der</strong> Krim<strong>in</strong>alität. Wir müssen dieProteste gegen unser neues Parlament fortsetzen, auf den Straßen und Plätzen Albaniens.""Die sozialistische Bande sollte von <strong>der</strong> Macht entfernt werden." Überdies wurden imnord<strong>albanische</strong>n Shko<strong>der</strong> die örtliche Zentrale <strong>der</strong> Sozialisten und <strong>der</strong> Dienstwagen <strong>der</strong>Kulturm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> bei Bombenanschlägen zerstört.Die Demokratische Partei hatte <strong>in</strong>zwischen überdies beschlossen, aus Protest gegen denVorfall im Parlament die Parlamentsarbeit "auf absehbare Zeit" zu boykottieren. EndeOktober for<strong>der</strong>te Berisha schließlich Neuwahlen, da sich <strong>der</strong> Sieg <strong>der</strong> Sozialisten als"Desaster für Albanien" erwiesen hätte. Die von den Sozialisten angeführte Koalition wäre"e<strong>in</strong>e Regierung des Verbrechens, Betrugs und Schmuggels. ... Wir haben damals dasErgebnis <strong>der</strong> Wahlen anerkannt. Aber jetzt sehen wir, daß <strong>in</strong> Albanien e<strong>in</strong>e kommunistischeClique <strong>in</strong>stalliert wurde, die Menschen- und Oppositionsrechte verletzt." Berisha rief deshalbse<strong>in</strong>e Anhänger zu Protesten und Streikaktionen auf "bis die Sozialisten gestürzt s<strong>in</strong>d" . <strong>Der</strong>ehemalige OSZE-Son<strong>der</strong>beauftragte Vranitzky kritisierte daraufh<strong>in</strong> Ende Dezember 1997Berisha, dem er "e<strong>in</strong>e destruktive Blockadepolitik vorwarf. Zur politischen Kultur me<strong>in</strong>teVranitzky: "In Albanien gilt <strong>der</strong> politische Gegner noch immer als Todfe<strong>in</strong>d. Boykott undHaß br<strong>in</strong>gen aber nichts. Nur e<strong>in</strong>e zivilisierte Debatte kann die Zukunft dieses Landessichern." Die sozialistische Regierung wurde von <strong>der</strong> Demokratischen Partei überdiesbeschuldigt, enge Verb<strong>in</strong>dungen zur organisierten Krim<strong>in</strong>alität zu haben und nicht nur mitAngehörigen <strong>der</strong> aufständischen Wohlfahrtskomitees, son<strong>der</strong>n auch mit Mitglie<strong>der</strong>nverschiedener Banden zu kooperieren.Durch den Boykott <strong>der</strong> parlamentarischen Arbeit verzögerte die Demokratische Partei aberauch die Erstellung e<strong>in</strong>er neuen Verfassung. Monatelang fand Ex-Präsident Berisha immerneue Gründe, den Boykott aufrechtzuerhalten. Anfang 1998 for<strong>der</strong>te Berisha die Bildunge<strong>in</strong>er Expertenregierung und rasche Neuwahlen, um Albanien "vor <strong>der</strong> herrschenden Clique<strong>der</strong> Mafia und <strong>der</strong> Kommunisten zu retten" . Die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen zwischenoppositionellen Demokraten und regierenden Sozialisten gipfelten erstmals im Jänner <strong>in</strong>bewaffneten Kämpfen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berisha-Hochburg Shko<strong>der</strong> zwischen rivalisierendenPolizeikräften. Nachdem e<strong>in</strong> neuer Polizeichef die organisierte Krim<strong>in</strong>alität <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt zubekämpfen begann und angeblich korrupte Polizisten verhaften bzw. entlassen ließ, griffenmeuternde Polizeibeamte das Gebäude <strong>der</strong> Präfektur an. Nachdem dieser Vorfall, <strong>der</strong> auch


e<strong>in</strong>ige Verletzte gefor<strong>der</strong>t hatte, e<strong>in</strong> "friedliches" Ende gefunden hatte, wie<strong>der</strong>holten sichMitte Februar die Ereignisse. Angeblich 150 Angreifer befreiten zahlreiche Häftl<strong>in</strong>ge,erbeuteten Waffen und Wertsachen und kontrollierten zwei Tage lang die nord<strong>albanische</strong>Stadt. Erst Speziale<strong>in</strong>heiten <strong>der</strong> Polizei konnten die Stadt wie<strong>der</strong> zurückerobern. WennBerisha auch die Vorgänge nicht offen unterstützte, so behauptete er doch, daß diesozialistische Regierung die Bevölkerung von Shko<strong>der</strong> mit politisch motivierten Festnahmenprovoziert hätte. Die sozialistische Regierung beschuldigte wie<strong>der</strong>um den später ermordetenDemokraten Azem Hajdari, Drahtzieher <strong>der</strong> Unruhen gewesen zu se<strong>in</strong>. Hajdari bediente sichdabei <strong>der</strong> "Antikommunistischen Vere<strong>in</strong>igung", e<strong>in</strong>er Hardl<strong>in</strong>er-Vorfeldorganisation <strong>der</strong> DP,die überdies eng mit <strong>der</strong> organisierten Krim<strong>in</strong>alität Shko<strong>der</strong>s verwoben ist. Die Vorfälle <strong>in</strong>Shko<strong>der</strong> waren auf jeden Fall <strong>der</strong> Auftakt für neuerliche Proteste <strong>der</strong> DP, die zu e<strong>in</strong>em"Frühl<strong>in</strong>g des großen landesweiten Protestes gegen die regierende sozialistische Clique"führen sollte. Berisha erklärte überdies: "Es wird niemals Frieden <strong>in</strong> Albanien geben, solangedie Regierung den Bürgern nicht das gesamte Geld zurückgibt" . Befürchtete bewaffneteAuse<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen und neuerliche Unruhen blieben zwar vorerst aus, jedoch kam esimmer öfter zu Bombenanschlägen und auch Schießereien mit <strong>der</strong> Polizei. Aber auch dieHaltung von Ex-M<strong>in</strong>isterpräsident Nano gegenüber se<strong>in</strong>em Wi<strong>der</strong>sacher Berisha wurde durchse<strong>in</strong>e Def<strong>in</strong>ition von 555 Jahren <strong>albanische</strong>r Leiden deutlich. Demgemäß schloß sich nämlichdie fünfjährige Herrschaft Berishas nahtlos an die 50jährige kommunistische und die500jährige türkische Unterdrückung an. Die Demokratische Partei und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Ex-Präsident Berisha versuchten wie<strong>der</strong>um bis zuletzt, die Unzufriedenheit <strong>der</strong> Bevölkerung zuschüren und dazu zu nutzen, die eigenen politischen For<strong>der</strong>ungen durchzusetzen, die e<strong>in</strong>zigund alle<strong>in</strong> auf die Wie<strong>der</strong>erlangung <strong>der</strong> Macht abzielten.Dadurch bleibt das Land zwischen Sozialisten und Demokraten, aber auch zwischen Nord undSüd polarisiert. Berisha versucht, se<strong>in</strong>e Macht zunehmend auf die großteils weiterh<strong>in</strong> vonDemokraten dom<strong>in</strong>ierten kommunalen Verwaltungen, die zumeist durch die <strong>in</strong>ternationalanerkannten Regionalwahlen vom Herbst 1997 legitimiert s<strong>in</strong>d, abzustützen. Die Sozialistenversuchen wie<strong>der</strong>um durch gezielte Personalpolitik auf Präfekturebene dementgegenzuwirken. Dadurch blockieren sich oftmals regionale und zentrale Institutionen undverh<strong>in</strong><strong>der</strong>n dadurch auch e<strong>in</strong>e positive Entwicklung des Landes. E<strong>in</strong>zelne Regionen werdenüberdies von <strong>der</strong> Regierung kaum kontrolliert, son<strong>der</strong>n von regionalen Machthabernbeherrscht.Inhaltlich unterscheiden sich Sozialisten und Demokraten h<strong>in</strong>gegen kaum. Nicht nur die euroatlantischeAusrichtung, auch die Forcierung e<strong>in</strong>er pluralistischen Demokratie, des sozialenWohlstandes sowie <strong>der</strong> Privatwirtschaft s<strong>in</strong>d offizielle Ziele bei<strong>der</strong> Großparteien.Das Scheitern NanosM<strong>in</strong>isterpräsident Nano versuchte daraufh<strong>in</strong> Mitte April 1998 nicht nur e<strong>in</strong>e umfangreicheRegierungsumbildung durchzuführen, son<strong>der</strong>n übte auch heftige Kritik an <strong>der</strong> bisher (nicht)geleisteten Arbeit <strong>der</strong> Regierung und e<strong>in</strong>zelner M<strong>in</strong>ister auch aus den eigenen Reihen.<strong>Staat</strong>spräsident Mejdani verh<strong>in</strong><strong>der</strong>te jedoch vorerst e<strong>in</strong>e weitgehende Regierungsumbildungund entließ nur Innenm<strong>in</strong>ister Ceka (Demokratische Allianz). Dies deutete bereits darauf h<strong>in</strong>,daß es zu e<strong>in</strong>er zunehmenden Fraktionierung <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Sozialistischen Partei und zu e<strong>in</strong>ereigenständigen Rolle des <strong>Staat</strong>spräsidenten kam; e<strong>in</strong>e Art Wachstumsprozeß <strong>der</strong> Institutionenund e<strong>in</strong>e sich entwickelnde Trennung <strong>der</strong> <strong>Staat</strong>sgewalten. Auf jeden Fall gab es über dieseVorgangsweise heftige politische Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen. So wurde auch darüber spekuliert,daß Innenm<strong>in</strong>ister Neritan Ceka unter dem Druck mafiöser Kreise entlassen worden war.Auch Verteidigungsm<strong>in</strong>ister Sabit Brokaj, <strong>der</strong> erst wenige Tage zuvor M<strong>in</strong>isterpräsident NanoDespotismus und die Verwicklung <strong>in</strong> illegale Geschäfte und Korruption vorgeworfen hatte,blieb noch kurzfristig im Amt. Brokaj trat jedoch wenige Tage später nach Kämpfen an <strong>der</strong>


<strong>albanische</strong>n Grenze zwischen jugoslawischen Soldaten und UCK-Kämpfern zurück. Erkritisierte dabei, daß M<strong>in</strong>isterpräsident Nano die Armee vernachlässigt habe, weshalbAlbanien nicht auf den Konflikt vorbereitet sei. Es dürfte sich dabei aber wohl eher um denVorwand für se<strong>in</strong>en Rücktritt gehandelt haben, wurde er doch unmittelbar danachverteidigungspolitischer Berater des <strong>Staat</strong>spräsidenten. Damit war aber zum<strong>in</strong>dest <strong>der</strong> Wegfür e<strong>in</strong>e nunmehr doch größere Regierungsumbildung frei. Diese Ereignisse waren aber wohlschon Vorboten des späteren Scheiterns von M<strong>in</strong>isterpräsident Nano <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en eigenenReihen.Bei den am 21. Juni 1998 <strong>in</strong> Teilen Albaniens mit ger<strong>in</strong>ger Wahlbeteiligung abgehaltenenLokalwahlen gab es zwar neuerlich e<strong>in</strong>zelne Unregelmäßigkeiten, sie verliefen im großen undganzen jedoch ruhig, friedlich und ohne Zwischenfälle. OSZE und <strong>in</strong>ternationale Beobachtervermerkten wesentliche Verbesserungen gegenüber den Wahlen 1997. So konntebeispielsweise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vorwahlzeit auch die Demokratische Partei <strong>in</strong> Vlora mehrereWahlveranstaltungen ohne gröbere Zwischenfälle abhalten. Die Wahlen selbst verliefen ohneZwischenfälle und Probleme — e<strong>in</strong> schwacher Hoffnungsschimmer für die Normalisierungdes politischen Lebens <strong>in</strong> Albanien. Personalbesetzungen <strong>der</strong> lokalen Wahlkommissionen,Mordvorwürfe gegenüber <strong>der</strong> Regierung, heftige Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen über die neueVerfassung, <strong>der</strong>en Entwurf <strong>in</strong>zwischen ohne Mitwirkung <strong>der</strong> Demokraten fertiggestelltworden war , und Protesten gegen die Festnahme sechs ehemals führen<strong>der</strong> Demokraten wegenihrer Rolle <strong>in</strong> den Unruhen 1997 waren für die oppositionellen Demokraten und vor allem fürEx-Präsident Berisha aber immer wie<strong>der</strong> Vorwand, gegen die Regierung zu protestieren,Neuwahlen zu for<strong>der</strong>n und damit das Land weiter zu destabilisieren. Im Zuge <strong>der</strong>Demonstrationen hatte Berisha wie<strong>der</strong>holt zum Sturz von M<strong>in</strong>isterpräsident Nano aufgerufenund drohte ihm das Schicksal des rumänischen Diktators Ceausescu an. Auch kam es wie<strong>der</strong>häufiger zu Bombenanschlägen und Angriffen auf staatliche Institutionen und Polizeibeamte.Ob <strong>der</strong>en H<strong>in</strong>tergrund aber politischer o<strong>der</strong> krim<strong>in</strong>eller Art war, läßt sich nur mutmaßen. DPnahepoststaatliche Elemente versuchten jedenfalls immer wie<strong>der</strong>, die staatliche Autorität zuerschüttern. Die DP versuchte dabei, Polizeiaktivitäten gegen Krim<strong>in</strong>elle als politischmotivierte Angriffe auf Anhänger ihrer Partei zu <strong>in</strong>terpretieren. Als beispielsweise AnfangSeptember die Polizei versuchte, die Lazarati-Bande, die zuvor über e<strong>in</strong>en halben Tag langdie Hauptverb<strong>in</strong>dungsstraße nach Gjirokaster blockiert sowie zahlreiche Fahrzeugeausgeraubt und sich anschließend im nahegelegenen Lazarat verschanzt hatte, zu verhaften,bezeichnete dies die DP als e<strong>in</strong>e im Auftrag <strong>der</strong> "wahren Diebe, Krim<strong>in</strong>ellen, Schmuggler undMafiosi" durchgeführte Polizeiattacke gegen e<strong>in</strong> "demokratisches" Dorf. Tatsache ist, daß dieLazarati-Bande eng mit <strong>der</strong> DP verbunden ist und sich <strong>in</strong> ständiger Konfrontation zupoststaatlichen Strukturen Gjirokasters, die SP-nahe s<strong>in</strong>d, bef<strong>in</strong>det. Nichtsdestotrotz versuchtedie sozialistische Regierung, die Opposition neuerlich <strong>in</strong> den politischen Prozeßmite<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den, und lud sie zu e<strong>in</strong>em runden Tisch e<strong>in</strong>. Um die Proteste wegen <strong>der</strong>Verhaftung <strong>der</strong> sechs ehemals führenden Demokraten wie<strong>der</strong> zu beenden, schlugPremierm<strong>in</strong>ister Nano noch am 10. September 1998 vor, das Verfahren vorerst e<strong>in</strong>zufrierenund erst zu e<strong>in</strong>em späteren und passen<strong>der</strong>en Zeitpunkt unter stabileren Rahmenbed<strong>in</strong>gungenfortzusetzen. E<strong>in</strong>gefädelt hatten diesen Lösungsansatz übrigens die USA, die im Gegensatzzur europäischen Diplomatie <strong>in</strong> Albanien eher stille, dafür aber effektive Lösungen suchen.Schon damals waren verschiedene Spekulationen laut geworden: Nach den Verhaftungen <strong>der</strong>"Sechs" war gemutmaßt worden, daß dies e<strong>in</strong>e bewußte Störung <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>aten L<strong>in</strong>ie vonM<strong>in</strong>isterpräsident Nano durch radikale Kräfte <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er eigenen Partei wäre, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Justize<strong>in</strong>en eigenen Machtbereich hätten. Vor allem <strong>der</strong> Zeitpunkt und die E<strong>in</strong>seitigkeit <strong>der</strong> Justizführten fast zwangsläufig zu heftigen Protesten <strong>der</strong> DP und damit zu <strong>in</strong>stabilen Verhältnissen,die <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie <strong>der</strong> Regierung schadeten.In dieser Phase wurde am 12. September 1998 Azem Hajdari, führendes Mitglied <strong>der</strong> DP, vordem Sitz se<strong>in</strong>er Partei zusammen mit e<strong>in</strong>em se<strong>in</strong>er Leibwächter von Unbekannten erschossen.


Die Demokratische Partei behauptete sofort, daß Jaho Saliki, e<strong>in</strong> hoher Polizeioffizer ausTropoja, Hajdari erschossen hätte und daß für das Attentat e<strong>in</strong> Polizeifahrzeug benützt wordenwäre. Die H<strong>in</strong>tergründe <strong>der</strong> Tat blieben vorerst jedoch im dunkeln. Tatsache ist, daß sichHajdari, 1990 e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Führer <strong>der</strong> Studentenproteste, so ziemlich überall <strong>in</strong> Albanien Fe<strong>in</strong>degeschaffen hatte. Erst im September des Vorjahres war Hajdari nach e<strong>in</strong>er persönlichenAuse<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung vom sozialistischen Abgeordneten Gafur Mazreku im Parlamentnie<strong>der</strong>geschossen worden, und im Juni 1998 wurde se<strong>in</strong> Fahrzeug im nord<strong>albanische</strong>n BajramCurri von Unbekannten beschossen — offenbar <strong>der</strong> Versuch des Haklaj-Clan denWi<strong>der</strong>sacher aus dem Berisha-Clan bzw. dessen Patronagesystem loszuwerden. Hajdari hattejedoch schon <strong>in</strong> den Jahren zuvor zahlreiche Fe<strong>in</strong>dschaften "aufgebaut". So war Hajdaribeispielsweise 1996 dafür verantwortlich, daß e<strong>in</strong>ige vormals prom<strong>in</strong>ente kommunistischeFührer, unter ihnen <strong>der</strong> ehemalige Präsident Ramiz Alia, wegen dem Tod e<strong>in</strong>igerDemonstranten <strong>in</strong> Shko<strong>der</strong> im April 1991 vor Gericht gestellt wurden. Aber auch <strong>in</strong> <strong>der</strong>eigenen Partei hatte er sich nicht nur Freunde verschafft, als er Ende November 1996 Protestegegen Regierung und Korruption anführte. Er war es auch, <strong>der</strong> Garantien für die Spare<strong>in</strong>lagen<strong>in</strong> den Pyramidenspielen gefor<strong>der</strong>t hatte und Anfang 1997 für den Rücktritt <strong>der</strong> RegierungMeksi e<strong>in</strong>getreten war, da diese die Pyramidenspiele zu verantworten hätte. Hajdari wardaraufh<strong>in</strong> aus allen Parteiämtern entfernt worden. Von <strong>der</strong> neuen sozialistischen Regierungwie<strong>der</strong>um wurde Hajdari beschuldigt, Mitte Februar <strong>in</strong> Shko<strong>der</strong> bewaffnete Unruhenprovoziert zu haben. Dabei war es zu Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen zwischen Anhängern <strong>der</strong> DP und<strong>der</strong> Polizei gekommen, die <strong>in</strong> weiterer Folge schließlich zur zeitweiligen Machtübernahme<strong>der</strong> Aufständischen <strong>in</strong> <strong>der</strong> nord<strong>albanische</strong>n Stadt geführt hatten. Von <strong>in</strong>ternationalenBeobachtern <strong>in</strong> Tirana wurde er als "tour<strong>in</strong>g troublemaker" bezeichnet. Zuletzt war Hajdaribei den täglichen Demonstrationen <strong>der</strong> DP durch se<strong>in</strong>e aggressive Rhetorik gegen dieRegierung aufgefallen. Hajdari war aber auch e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> wortreichsten Unterstützer <strong>der</strong> UCKund erklärte, daß Albanien se<strong>in</strong>e "geographische und ethnische E<strong>in</strong>heit" verteidigen müsse.Hajdari war offensichtlich für die Geschäfte des Berisha-Clan (bzw. <strong>der</strong> DP) mit <strong>der</strong> UCKzuständig gewesen. Nach se<strong>in</strong>em Tod übernahmen jedoch die starken Clans dieser Gegend(Haklaj, Hoxha) diesen Geschäftszweig. Dadurch verschoben sich auch die Machtverhältnisse<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> UCK im Raum Bajram Curri – Tropoja zu <strong>der</strong>en l<strong>in</strong>ken Flügel. DieDemokratische Liga des Kosovo (LDK) und die Liberale Partei des Kosovo (PLK)verurteilten daher auch den Mord auf das schärfste und machten dafür — zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong>direkt— die <strong>albanische</strong> Regierung verantwortlich. Aus diesem Grund wurden auch rasch Gerüchtelaut, daß sich die UCK an Protesten beteiligen werde, und <strong>der</strong>en politischer Sprecher, AdemDemaci, mußte schließlich dezidiert e<strong>in</strong>e Beteiligung <strong>der</strong> UCK an <strong>in</strong>ner<strong>albanische</strong>nAuse<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen ausschließen. Demaci erklärte, daß die Ausweitung <strong>der</strong> <strong>Krise</strong> vomKosovo auf Albanien nicht im Interesse <strong>der</strong> UCK wäre. Daß aber die Führung <strong>der</strong> DPversuchte, e<strong>in</strong>en Polizeioffizier aus Tropoja <strong>in</strong> den Mord zu verwickeln, könnte auch alsVersuch gewertet werden, diesen loszuwerden. Immerh<strong>in</strong> hatten zuletzt führendePolizeioffiziere aus diesem Raum den E<strong>in</strong>satz von Spezialtruppen gefor<strong>der</strong>t, um demkrim<strong>in</strong>ellen Treiben <strong>der</strong> Waffenhändler e<strong>in</strong> Ende zu setzen. Da dieses aber zum damaligenZeitpunkt e<strong>in</strong>e wichtige E<strong>in</strong>nahmequelle des Berisha-Clans (und damit vermutlich auch <strong>der</strong>DP) geworden war, hätten wirkungsvolle Maßnahmen <strong>der</strong> Polizei e<strong>in</strong>e Art Kriegserklärung andiese dargestellt. Aber auch wenn Berisha M<strong>in</strong>isterpräsident Nano persönlich für denMordanschlag verantwortlich machte, muß die direkte Verstrickung <strong>der</strong> Regierung <strong>in</strong> dieVorfälle doch als sehr unwahrsche<strong>in</strong>lich beurteilt werden. Auf jeden Fall überschlugen sich <strong>in</strong>weiterer Folge die Ereignisse. Berisha rief unmittelbar nach <strong>der</strong> Ermordung Hajdaris zumSturz Nanos auf und for<strong>der</strong>te umgehende Neuwahlen. Nano sollte b<strong>in</strong>nen 24 Stundenzurücktreten, da sonst "katastrophale Folgen" drohten. Bereits am nächsten Tagdemonstrierten die immer gleichen wenigen tausend Anhänger <strong>der</strong> DP <strong>in</strong> Tirana, griffen denSitz des M<strong>in</strong>isterpräsidenten an und legten Teile des Gebäudes <strong>in</strong> Brand. Bei den


Schießereien mit den Wachmannschaften gab es zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>en Toten und vier Verletzte.Auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen an<strong>der</strong>en Städten kam es zu Demonstrationen und Ausschreitungen. Auch dieLazarati-Bande nutzte die Gelegenheit, um das Polizeikommissariat <strong>in</strong> Gjirokasteranzugreifen. Am nächsten Tag, dem 14. September, brachten schließlich Anhänger <strong>der</strong> DP imZuge von gewalttätigen Demonstrationen anläßlich des Begräbnisses von Hajdariverschiedene Regierungsgebäude, das Parlament und das staatliche Fernsehen <strong>in</strong> <strong>der</strong>Hauptstadt <strong>in</strong> ihre Gewalt. Polizei und Republikanische Garde setzten <strong>der</strong> gewaltsamenÜbernahme des Regierungsviertels wenig entgegen; ja sogar schwere Waffen undPanzerfahrzeuge wurden den Aufständischen kampflos überlassen. Nur vor und im — schonim Zuge <strong>der</strong> vortägigen Unruhen teilweise ausgebrannten — Sitz des M<strong>in</strong>isterpräsidenten wares zu heftigen Schießereien zwischen bewaffneten Anhängern <strong>der</strong> Opposition und <strong>der</strong>Wachmannschaft gekommen. M<strong>in</strong>isterpräsident Nano wurde vom besetzten <strong>Staat</strong>sfernsehenaus zum Rücktritt aufgefor<strong>der</strong>t. Oppositionschef Berisha for<strong>der</strong>te überdies, e<strong>in</strong>e Regierungaus Fachleuten e<strong>in</strong>zusetzen, und Neuwahlen vorzubereiten. <strong>Der</strong> Spuk dauerte jedoch nurwenige Stunden. E<strong>in</strong>heiten <strong>der</strong> Spezialpolizei und <strong>der</strong> Kommandobrigade Zall Herrübernahmen wie<strong>der</strong> rasch die Kontrolle und eroberten alle Regierungsgebäude zurück. Es warnur e<strong>in</strong> schlecht vorbereiteter, eher spontan und stümperhaft durchgeführter Putsch desgewaltbereiten, Berisha treu ergebenen harten Kerns <strong>der</strong> Demokratischen Partei gewesen, <strong>der</strong>beim ersten ernsthaftem Vorgehen <strong>der</strong> Polizei rasch <strong>in</strong> sich zusammenbrach. Zwar war es,was die Opferzahlen betrifft, fast vorteilhaft gewesen, daß die Polizei dem ersten Ansturm <strong>der</strong>Putschisten mit wenig Wi<strong>der</strong>stand wich, jedoch verloren die Sicherheitskräfte, da sie nicht nurdie Eroberung wichtiger öffentlicher Gebäude nicht verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n konnten, son<strong>der</strong>n auchschwere Waffen und gepanzerte Fahrzeuge kampflos den Aufständischen überließen,neuerlich massiv an Reputation. Nichtsdestotrotz konnten die Möchtegern-Putschisten dieBevölkerung nicht mobilisieren, wenn es auch sporadisch zu bewaffneten, regionalenProtesten gekommen war. Denn schon zum Begräbnis Hajdaris waren nicht dieangekündigten 100.000, son<strong>der</strong>n nur 5.000 Demonstranten, also im wesentlichen <strong>der</strong> bereitsangesprochene wenige tausend Personen umfassende, harte Kern <strong>der</strong> DP gekommen. Abererst am nächsten Tag hatte die Regierung wie<strong>der</strong> die volle Kontrolle über die Hauptstadt unddiese großräumig abgeriegelt, um eventuelle Unterstützung für die Putschisten ausNordalbanien abzufangen. Insgesamt waren bei den Kämpfen zum<strong>in</strong>dest elf Personen getötetund 80 verletzt worden. Es war bereits das dritte Mal seit Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> demokratischenUmwälzungen, daß <strong>der</strong> <strong>albanische</strong> <strong>Staat</strong> zu kollabieren drohte.Die Regierung machte DP-Vorsitzenden Berisha persönlich für den versuchten <strong>Staat</strong>sstreichverantwortlich. Berisha h<strong>in</strong>gegen behauptete, die sozialistische Regierung wolle e<strong>in</strong>e"neokommunistische Diktatur <strong>der</strong> Drogenbarone" errichten. Die Unruhen wären mit Hilfe desGeheimdienstes und alten kommunistischen Methoden provoziert worden. Die Regierungfor<strong>der</strong>te die Anhänger <strong>der</strong> Opposition auf, alle Waffen abzugeben, und das Parlament hob dieImmunität des Abgeordneten Berisha auf, damit er wegen Anstiftung zum <strong>Staat</strong>sstreich vorGericht gestellt werden könne. Unruhen bei e<strong>in</strong>er allfälligen Verhaftung Berishas o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>emProzeß gegen ihn waren damit faktisch vorprogrammiert. M<strong>in</strong>isterpräsident Nano hatte sichdeshalb gegen die Aufhebung <strong>der</strong> Immunität ausgesprochen, sich aber auch <strong>in</strong> diesem Fall<strong>in</strong>nerparteilich nicht durchsetzen können.Trotz polizeilichem Verbot demonstrierte die DP jedoch weiterh<strong>in</strong> — nunmehr friedlich —für den Rücktritt <strong>der</strong> Regierung. Die dabei skandierten Parolen waren aber um nichtsfriedlicher, die Wortwahl aggressiv wie immer: "Tod den Kommunisten" und "Nano, Hund,wir hängen Dich!" Berisha wurde somit aber von Tag zu Tag zu e<strong>in</strong>em immer größerenProblem für Albanien, kann aber auf Grund se<strong>in</strong>er starken Verankerung <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> DP —vor allem <strong>der</strong> harte Kern ehemals von den Kommunisten Verfolgten ist ihm treu ergeben —offensichtlich nicht durch e<strong>in</strong>en mo<strong>der</strong>ateren Oppositionsführer ersetzt werden.


Auf <strong>in</strong>ternationaler Ebene verurteilten faktisch alle relevanten Akteure die Unruhen und riefenzu Frieden und Versöhnung auf. Auch EU, OSZE und WEU verurteilten die Anwendung vonGewalt. Die OSZE machte <strong>in</strong> ungewohnter Offenheit konkret die DP für die jüngstenUnruhen verantwortlich. EU-Ratspräsident, Außenm<strong>in</strong>ister Schüssel, rief h<strong>in</strong>gegen dieDemonstranten aller Richtungen zur Mäßigung auf. Zuvor hatten <strong>der</strong> deutsche Außenm<strong>in</strong>isterK<strong>in</strong>kel und se<strong>in</strong> italienischer Kollege D<strong>in</strong>i Schüssel als Ratspräsidenten aufgefor<strong>der</strong>t, dieAnstrengungen <strong>der</strong> EU zur Stabilisierung Albaniens zu erhöhen, und e<strong>in</strong>e neue <strong>in</strong>ternationalePolizeimission <strong>in</strong> Albanien gefor<strong>der</strong>t. Schüssel ernannte daraufh<strong>in</strong> Botschafter Grubmayr zumSon<strong>der</strong>emissär <strong>der</strong> EU-Präsidentschaft für Albanien. Se<strong>in</strong>e Aufgabe sollte es nicht nur se<strong>in</strong>,zu e<strong>in</strong>em raschen Ende <strong>der</strong> Gewalt beizutragen, son<strong>der</strong>n auch alle politischen Kräfte zurAufnahme konstruktiver politischer Gespräche zu bewegen. Außenm<strong>in</strong>ister Schüssel erklärteüberdies, daß die EU die WEU mit <strong>der</strong> Planung e<strong>in</strong>es Polizeie<strong>in</strong>satzes beauftragen wolle, da<strong>in</strong> Albanien "e<strong>in</strong> wirkliches Defizit <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>neren Sicherheit" herrsche. Konkret wurde <strong>der</strong>E<strong>in</strong>satz von 600 zusätzlichen europäischen Polizisten <strong>in</strong> Albanien <strong>in</strong> Erwägung gezogen.Außenm<strong>in</strong>ister Schüssel betonte überdies das strategische Interesse <strong>der</strong> EU an e<strong>in</strong>erpolitischen Lösung und dem Wie<strong>der</strong>aufbau demokratischer Strukturen <strong>in</strong> Albanien. Außerdiesen medienwirksamen Ankündigungen gab es aber ke<strong>in</strong>e relevanten <strong>in</strong>haltlichenAktivitäten durch Österreichs EU-Präsidentschaft.Italien warnte gleichzeitig alle Kräfte <strong>in</strong> Albanien, daß es e<strong>in</strong>en gewaltsamen Umsturz nichtakzeptieren werde, und for<strong>der</strong>te alle Kräfte auf, Recht und Ordnung zu achten. "Italy has theduty to take an <strong>in</strong>terest <strong>in</strong> this region and with others to be the guarantor of stability becausewe will be the first to suffer the consequences of general unrest, and not only through aresumption of a mass exodus."Die neue FührungM<strong>in</strong>isterpräsident Fatos Nano trat <strong>in</strong> weiterer Folge Ende September zurück, nachdem sichInnenm<strong>in</strong>ister Perikli Teta (Demokratische Allianz) geweigert hatte, nach den Ereignissen <strong>der</strong>Vortage se<strong>in</strong>en Abschied zu nehmen. Daß Nano sich mit dieser For<strong>der</strong>ung nicht durchsetzenkonnte und daraus die Konsequenzen zog, weist auf die seit längerem tobendenFraktionskämpfe <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Sozialistischen Partei sowie <strong>der</strong> von ihr angeführten Koalitionh<strong>in</strong>. Auch <strong>Staat</strong>spräsident Mejdani hatte <strong>in</strong> den Vortagen e<strong>in</strong>e Regierungsumbildung und dieErweiterung <strong>der</strong> Regierungskoalition gefor<strong>der</strong>t. Nano hatte aber auch durch se<strong>in</strong> tagelangesUntertauchen — vermutlich im benachbarten Mazedonien — nach dem "Operetten-Putsch"weiter an Reputation verloren. Er hatte aber <strong>in</strong>nerhalb se<strong>in</strong>er Partei die Macht vor allemdeshalb verloren, weil es ihm nicht gelungen war, das Land wirklich unter se<strong>in</strong>e Kontrolle zubr<strong>in</strong>gen. Ausschlaggebend war dabei das neuerliche Versagen des Sicherheitsapparates beimPutschversuch <strong>der</strong> Demokraten Ende September. Nichtsdestotrotz schlug er se<strong>in</strong>enNachfolger, den bisherigen Generalsekretär <strong>der</strong> Sozialistischen Partei Pandeli Majko selbstvor und beklagte <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Rücktrittsschreiben "die tiefe moralische <strong>Krise</strong>" führen<strong>der</strong>Politiker. Daß es sich dabei allerd<strong>in</strong>gs, wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kommentar <strong>der</strong> "Koha Jone" beurteiltwurde, nur um e<strong>in</strong>e Personalrochade von Partei- und Regierungsamt und somit um ke<strong>in</strong>enechten Machtwechsel handelte, traf eventuell auf die erste Phase von Majkos Regierung zu,doch hat sich die Macht <strong>in</strong> den folgenden Monaten zum neuen Regierungschef verschoben,wie auch <strong>der</strong> Rücktritt Nanos als Parteivorsitzen<strong>der</strong> Ende Jänner gezeigt hat. Dennoch wirdMajko <strong>in</strong> Albanien oft "Schwiegersohn" genannt, um se<strong>in</strong>e angebliche Abhängigkeit von denwahren Machthabern des Landes zu unterstreichen. <strong>Der</strong> erst e<strong>in</strong>unddreißigjährige, neueRegierungschef Albaniens ist nicht nur Angehöriger e<strong>in</strong>er neuen Politikergeneration <strong>in</strong>nerhalb<strong>der</strong> SP — er war e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Anführer <strong>der</strong> Studentenproteste <strong>der</strong> frühen 90er Jahre gewesen —son<strong>der</strong>n auch als mo<strong>der</strong>ater Vermittler zwischen Sozialisten und Demokraten <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>unggetreten. Dadurch, daß zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> neuen <strong>albanische</strong>n Regierung e<strong>in</strong>er neuenPolitikergeneration, die durch ke<strong>in</strong>e kommunistische Vergangenheit belastet ist, angehört, läßt


zum<strong>in</strong>dest die Hoffnung zu, daß es e<strong>in</strong>en echten Umbruch <strong>in</strong> Albaniens politischer Landschaftgeben könnte.Neben Majko ist dies <strong>in</strong> <strong>der</strong> neuen Regierung vor allem <strong>der</strong> stellvertretende M<strong>in</strong>isterpräsidentIlir Meta. Wie auch immer: Die bisher die Innenpolitik bestimmenden Männer, Ex-M<strong>in</strong>isterpräsident Nano und Ex-Präsident Berisha, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> die <strong>albanische</strong>n Realitäten so tiefverstrickt, daß sie sich dieser — ob mit o<strong>der</strong> gegen ihren Willen sei dah<strong>in</strong>gestellt — nichtmehr entziehen konnten und können.<strong>Der</strong> neue M<strong>in</strong>isterpräsident bezeichnete auf jeden Fall bereits bei se<strong>in</strong>er Amtsübernahme nichtnur "die sofortige Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> öffentlichen Ordnung" und die Fertigstellung <strong>der</strong>Verfassung als se<strong>in</strong>e wichtigsten Aufgaben, son<strong>der</strong>n schrieb sich auch den Kampf gegen dieKorruption auf die Fahnen und kündigte diesbezüglich umfangreiche Maßnahmen an. Vorerstentfernte er e<strong>in</strong>ige Regierungsmitglie<strong>der</strong> — allen voran den F<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>ister — die unterKorruptionsverdacht standen. Den Generalstaatsanwalt beauftragte er, die Aktivitäten <strong>der</strong>vorherigen Regierungen zu untersuchen. Auch kündigte er e<strong>in</strong> Antikorruptionsgesetz an. Obes sich dabei aber um mehr als nur Ankündigungen handelte, wird erst durch konkreteMaßnahmen überprüfbar se<strong>in</strong>. Nichtsdestotrotz — eventuell auch gerade deswegen — bliebendie Hardl<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Demokraten, allen voran Parteichef Berisha, auf Konfrontationskurs undbezeichneten Majko als Marionette se<strong>in</strong>es Mentors Nano und geisteskrank.Die <strong>in</strong>ternationale Geme<strong>in</strong>schaft machte Ende Oktober 1998 bei e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternationalenAlbanien-Konferenz <strong>in</strong> Tirana aber deutlich, daß sie die Obstruktionspolitik Berishaske<strong>in</strong>esfalls zu unterstützen gedenkt. Ziel dieser Konferenz war es nämlich, nicht nur zuevaluieren, welche Fortschritte <strong>in</strong> politischer und wirtschaftlicher H<strong>in</strong>sicht erzielt wordenwaren, son<strong>der</strong>n auch die <strong>der</strong>zeitige Regierung zu stützen. DP-Chef Sali Berisha wurdeh<strong>in</strong>gegen bewußt weitgehend ignoriert bzw. zu ke<strong>in</strong>em Treffen geladen. Die Botschaft desEU-Vorsitzenden, Österreichs Außenm<strong>in</strong>ister Schüssel, daß es solche auch nicht geben werde,solange die DP den Parlamentsboykott nicht aufgebe, war dabei deutlich.Innenpolitisch war die Ende November durchgeführte Abstimmung über die neue <strong>albanische</strong>Verfassung von beson<strong>der</strong>er Bedeutung. Die Demokratische Partei hatte bis zuletzt aus stetswechselnden Motiven e<strong>in</strong>e Mitarbeit an dieser abgelehnt. Somit entstand sie nur unterE<strong>in</strong>schluß <strong>der</strong> Regierungsparteien, kle<strong>in</strong>erer Oppositionsparteien, aber auch von Experten desEuroparates und <strong>der</strong> OSZE. Nachdem die Demokratische Partei sich geweigert hatte,<strong>in</strong>nerhalb des Parlaments an <strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong> Verfassung mitzuwirken, versuchte sie stattdessen e<strong>in</strong>en außerparlamentarischen "Runden Tisch" zu <strong>in</strong>itiieren. Dessen Ziel war aber <strong>in</strong>Wahrheit nicht, die Verfassung zu diskutieren, son<strong>der</strong>n vielmehr die parlamentarischenInstitutionen zu delegitimieren. Auch die Bekanntgabe, daß sechs Artikel desVerfassungsvorschlages für die DP <strong>in</strong>akzeptabel wären, war weniger <strong>in</strong>haltliche Kritik alsvielmehr e<strong>in</strong> neuerlicher Versuch, Albanien zu destabilisieren, da diese mit <strong>der</strong> gleichzeitigenFor<strong>der</strong>ung nach Verschiebung des Referendums verbunden war. Die Abstimmung war jedochim Gegensatz zu <strong>der</strong> von 1994 besser vorbereitet und die Bevölkerung adäquat <strong>in</strong>formiertworden. Die relevanten Diskussionen und <strong>in</strong>haltlichen Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen gab es über dieMachtverteilung zwischen Präsidenten, M<strong>in</strong>isterpräsidenten und Regierung. Schlußendlichsah <strong>der</strong> Entwurf, <strong>der</strong> zur Abstimmung vorgelegt wurde, die Bildung e<strong>in</strong>er parlamentarischenRepublik, <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>der</strong> Präsident vom Parlament gewählt wird, vor. Bis zuletzt versuchte die DPjedoch die Abstimmung zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n und rief ihre Anhänger zum Boykott auf.In <strong>der</strong> Vorbereitungsphase für die Abstimmung kam es <strong>in</strong> logischer Folge vermehrt zuGewalttätigkeiten. In Shko<strong>der</strong> führte die Verhaftung von Marian Gryka, e<strong>in</strong>em ehemaligenLeibwächter des ermordeten Azem Hajdari, <strong>der</strong> diesem <strong>in</strong> <strong>der</strong> Führung <strong>der</strong>"Antikommunistischen Vere<strong>in</strong>igung" nachgefolgt war, zu neuerlichen Unruhen undAusschreitungen, h<strong>in</strong>ter denen neuerlich die "Antikommunistische Vere<strong>in</strong>igung" stand. Auch<strong>in</strong> Kukes war es während des Besuchs des sozialistischen Parlamentssprechers zuSchießereien gekommen, <strong>in</strong> Lazarat wurde das Auto des Vorsitzenden <strong>der</strong> regionalen


Wahlkommission <strong>in</strong> die Luft gejagt, und <strong>in</strong> Tirana selbst wurde e<strong>in</strong> Bombenanschlag auf denSitz des Vorsitzenden des Verfassungsgerichtshofes verübt. Durch diese und an<strong>der</strong>eMaßnahmen wurde versucht, Unruhen zu provozieren. Wohl auf Grund se<strong>in</strong>er klarenStellungnahmen <strong>in</strong> Zusammenhang mit dem Referendum und <strong>der</strong> negativen Rolle <strong>der</strong> DPerhielt auch OSZE-Botschafter Daan Everts Todesdrohungen. Offensichtlich wollten dieAnhänger <strong>der</strong> Demokratischen Partei die fragile Stabilität weiter stören, um die Teilnahme amReferendum möglichst ger<strong>in</strong>g zu halten. Sollte nämlich die Teilnahme unter 50 Prozentliegen, spekulierte die DP mit vorgezogenen Neuwahlen — dem erklärten Ziel Berishas. Aufjeden Fall erklärten die Demokraten, daß sie die Verfassung bei e<strong>in</strong>er unter 50 Prozentliegenden Beteiligung nicht akzeptieren könnten. Weitere Probleme gab es bei <strong>der</strong> Erstellung<strong>der</strong> Wahllisten. Oft war es den Wahlkommissionen durch gegenseitige Blockade nichtmöglich, diese ordnungsgemäß zu erstellen, und mußten deshalb veraltete aus dem Vorjahrverwenden. Regionale DP-Behördenversuchten aber auch, durch doppelte Registrierung, die Aufnahme von Emigranten und Totenetc. die Listen möglichst umfangreich zu gestalten, um dadurch die prozentuelleWahlbeteiligung möglichst ger<strong>in</strong>g zu halten. Gleichzeitig wurden zahlreiche Personen, vondenen bekannt war, daß sie sich am Referendum beteiligen wollten, nicht registriert.<strong>Der</strong> Abstimmungstag selbst verlief für <strong>albanische</strong> Verhältnisse überraschend ruhig, wennauch <strong>in</strong> den nördlichen und östlichen Regionen starker Schneefall den Ablauf und dieWahlbeteiligung beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten. Internationale Beobachter beurteilten den Ablauf <strong>der</strong>Abstimmung als korrekt. Knapp über 50 Prozent <strong>der</strong> Wahlberechtigten beteiligten sich amReferendum, von denen wie<strong>der</strong>um 93 Prozent <strong>der</strong> neuen Verfassung zustimmten. DP-Vorsitzen<strong>der</strong> Berisha erklärte jedoch noch am Abstimmungstag, daß die Beteiligung nurknapp 30 Prozent erreicht hätte. DP-Vertreter erhöhten später zwar diese Zahlen auf 43Prozent , beklagten aber zahlreiche Unregelmäßigkeiten. Auch <strong>der</strong> stellvertretendeVorsitzende <strong>der</strong> Zentralen Wahlkommission und Vertreter <strong>der</strong> DP <strong>in</strong> dieser, Pellumb Cela,weigerten sich wohl aus parteipolitischen Motiven, die Ergebnisse des Referendums zuunterzeichnen. Aber auch mit 50 Prozent hat die Beteiligung am Referendum nicht e<strong>in</strong>eGrößenordnung erreicht, die es erlaubt von e<strong>in</strong>em Grundkonsens <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft zusprechen, wie man es sich normalerweise von e<strong>in</strong>em grundlegenden Rechtsdokument e<strong>in</strong>es<strong>Staat</strong>es erwarten müßte. <strong>Der</strong> Ausgang war gleichzeitig aber auch e<strong>in</strong>e Absage an BerishasPolitik. So blieben Demonstrationsverbote nach <strong>der</strong> Abstimmung ohne nennenswerteReaktion, was wie<strong>der</strong>um die Beurteilung erlaubt, daß die ger<strong>in</strong>ge Beteiligung an <strong>der</strong>Abstimmung auf e<strong>in</strong>e generelle Politikmüdigkeit und nicht auf die Unterstützung vonBerishas Obstruktionspolitik zurückzuführen ist. Es steigen damit aber auch die Chancen<strong>in</strong>nerparteilichen Wi<strong>der</strong>standes gegen die bisherige DP-Politik. Auf jeden Fall trat die neueVerfassung mit <strong>der</strong> Unterzeichnung durch Präsident Mejdani am 28. November 1998 <strong>in</strong> Kraft.Mit Annahme <strong>der</strong> Verfassung hatte Albanien den seit 1992 bestehenden Zustand, daß nämlichdie Basis des <strong>Staat</strong>es sich auf technische Direktiven zur Organisation des <strong>Staat</strong>es stützte, diezwischen <strong>der</strong> damaligen kommunistischen Übergangsregierung und <strong>der</strong> Opposition vere<strong>in</strong>bartworden waren, beendet.Die DP versuchte auch weiterh<strong>in</strong>, beispielsweise durch gesteuerte Studentenproteste, dasLand zu destabilisieren. Dabei verstanden die DP-Studenten, populäre For<strong>der</strong>ungen wiehöhere Stipendien und bessere Ausstattung <strong>der</strong> Universitäten mit politischen For<strong>der</strong>ungenihrer Partei wie die ernsthafte Verfolgung <strong>der</strong> Mör<strong>der</strong> von Azem Hajdari zu verknüpfen.Dennoch versuchten mo<strong>der</strong>ate Kräfte <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> DP die Gesprächsbasis mit denregierenden Sozialisten wie<strong>der</strong>herzustellen. Als erster ranghoher DP-Politiker nahm TiranasBürgermeister Broka e<strong>in</strong>e Gesprächse<strong>in</strong>ladung von M<strong>in</strong>isterpräsident Majko an. Ferd<strong>in</strong>andXhaferri, Mitglied des Parteipräsidiums, deutete gleichzeitig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Interview dieWie<strong>der</strong>aufnahme politischer Gespräche mit <strong>der</strong> SP an. Dem folgte e<strong>in</strong> überraschendes Treffenvon DP-Chef Berisha mit M<strong>in</strong>isterpräsident Majko. Neben e<strong>in</strong>em aktuellen Hungerstreik DP-


naher Studenten, an dem auch Berishas Sohn teilnahm, g<strong>in</strong>g es dabei vor allem um e<strong>in</strong>egeme<strong>in</strong>same außenpolitische L<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kosovokrise . Dem ersten Treffen Ende Dezemberfolgte nach den Ereignissen <strong>in</strong> Racak e<strong>in</strong> zweites am 18. Jänner 1999. M<strong>in</strong>isterpräsidentMajko versuchte durch e<strong>in</strong>e nationalistischere Politik vor allem h<strong>in</strong>sichtlich des Kosovo nichtnur die oppositionelle DP zu e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen Vorgangsweise mit den regierendenSozialisten zu bewegen, son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> verunsicherten <strong>albanische</strong>n Gesellschaft e<strong>in</strong>enneuen Bezugspunkt, e<strong>in</strong>e Identifikationsmöglichkeit zu geben. Majko versuchte damit, denAlbanern e<strong>in</strong> höheres/nationales Ziel zu geben und über diesen Umweg das staatliche Elementim Land zu stärken. Zeitweise konnte man auch hoffen, daß die Kosovokrise zumE<strong>in</strong>igungsfaktor für Albanien werden würde. Aber bereits kurz nach diesen Treffen kritisierteBerisha den stellvertretenden Vorsitzenden <strong>der</strong> DP, Genc Pollo, für se<strong>in</strong>e Bemerkung, daß <strong>der</strong>Parlamentsboykott <strong>der</strong> DP e<strong>in</strong> Fehler wäre.Manche Beobachter würden sich von e<strong>in</strong>em Abgang Berishas und <strong>der</strong> Übernahme <strong>der</strong> DP-Führung durch Proponenten <strong>der</strong> jüngeren Generation, wie den <strong>der</strong>zeitigen stellvertretendenVorsitzenden Genc Polo, e<strong>in</strong>e signifikante Verbesserung <strong>der</strong> politischen Kultur Albanienserhoffen. Wenn das auf <strong>der</strong> politisch-staatlichen Ebene auch zutreffen würde, darf wohl nichtzu blauäugig e<strong>in</strong> grundsätzliches Aufbrechen <strong>der</strong> Strukturen erwartet werden.Die Polarisation des Landes bleibt jedenfalls vorerst aufrecht — e<strong>in</strong> politischer Dialog kommtnur schleppend zustande. Weiterh<strong>in</strong> verläuft e<strong>in</strong>e starke Trennl<strong>in</strong>ie nicht nur zwischen NordundSüdalbanien, son<strong>der</strong>n auch durch die Köpfe <strong>der</strong> Albaner; das politische Denken wird vongut und böse, von Freund und Fe<strong>in</strong>d bestimmt. E<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames staatliches o<strong>der</strong> nationalesDenken ist praktisch nicht vorhanden, und so steht das Interesse <strong>der</strong> eigenen Klientel imVor<strong>der</strong>grund.Die Bedrohung <strong>der</strong> staatlichen Autorität durch poststaatliche StrukturenUnmittelbar nach ihrer Machtübernahme war die sozialistische Regierung erfolgreich vorallem gegen lokale Banden und Krim<strong>in</strong>elle vorgegangen. Nach Anfangserfolgen <strong>der</strong>Sicherheitskräfte auch gegen den organisierten Schmuggel hatten sich jedoch diepoststaatlichen Strukturen Ende 1997, Anfang 1998 sowohl <strong>in</strong> Shko<strong>der</strong> als auch <strong>in</strong> Gjirokastergewalttätig zur Wehr gesetzt. Diese beiden Städte s<strong>in</strong>d neben den <strong>albanische</strong>n Häfen, die denSchmuggel vor allem nach Italien kontrollieren, die Zentren poststaatlicher Strukturen.Während über Gjirokaster <strong>der</strong> "Handel" von, nach und über Griechenland abgewickelt wird,ist <strong>der</strong> Schmuggel mit Montenegro <strong>in</strong> den Händen <strong>der</strong> organisierten Krim<strong>in</strong>alität aus demnord<strong>albanische</strong>n Shko<strong>der</strong>. Jedenfalls zeichnen sich diese beiden relevanten <strong>albanische</strong>nGrenzübergänge großräumig durch e<strong>in</strong>en Mangel an staatlicher Ordnung aus.Neben dem Schmuggel s<strong>in</strong>d Drogen <strong>der</strong> zweite große Geschäftsbereich <strong>der</strong> organisiertenKrim<strong>in</strong>alität. In Albanien wird seit 1992 <strong>in</strong> zunehmendem Ausmaß Cannabislandwirtschaftlich angebaut, vorerst vor allem, um den griechischen Markt zu beliefern. Wardieser erste Drogenhandel noch von <strong>albanische</strong>n Emigranten <strong>in</strong> Griechenland <strong>in</strong>itiiert worden,entwickelte sich rasch — angeblich 1994 — e<strong>in</strong> mit <strong>in</strong>ternationalen "Partnern" kooperieren<strong>der</strong>Handel. Von Vorteil war dabei offensichtlich, daß noch aus kommunistischen Tagen e<strong>in</strong>zelne"Handelsverb<strong>in</strong>dungen" mit italienischen poststaatlichen Strukturen vorhanden waren.Während <strong>albanische</strong>s Cannabis sowohl nach Griechenland als auch über Italien nachWesteuropa geliefert wird, dient Albanien <strong>in</strong>zwischen für aus Asien kommendes Hero<strong>in</strong> alsTransitland für die Weiterlieferung nach Westeuropa. Immerh<strong>in</strong> werden nachExpertenschätzungen bereits 80 Prozent des für Mittel- und Westeuropa bestimmten Hero<strong>in</strong>süber den Balkan geliefert. Albanien ist dabei e<strong>in</strong> zentraler Knotenpunkt für verschiedeneRouten, die weiter nach Italien führen.


Zunehmend wird auch <strong>der</strong> im großen Stil betriebene Menschenschmuggel, <strong>der</strong> vor allem vonden poststaatlichen Strukturen <strong>der</strong> süd<strong>albanische</strong>n Häfen organisiert wird, geme<strong>in</strong>sam mitdem Drogenschmuggel durchgeführt. Dabei kommt es offenbar zu e<strong>in</strong>er engenZusammenarbeit mit <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen organisierten Krim<strong>in</strong>alität, vor allem mit <strong>der</strong>türkischen und italienischen Mafia. Auch bestehen offensichtlich beste Verb<strong>in</strong>dungen mit denstaatlichen Institutionen, denn bis vor kurzem lagen die für den Schmuggel verwendetenMotorboote tagsüber völlig unbehelligt <strong>in</strong> diversen Häfen vor Anker. Auch wenn diese beiihren Schmuggelfahrten abgefangen wurden, konnten sie zumeist völlig unbehelligt wie<strong>der</strong>nach Albanien zurückkehren. Problematisch ist dabei jedoch nicht nur die Tatsache desSchmuggels an sich, son<strong>der</strong>n daß <strong>albanische</strong> "Flüchtl<strong>in</strong>ge" <strong>in</strong> Westeuropa auch gleichzeitigTeile des Drogenhandels unter ihre Kontrolle br<strong>in</strong>gen. Dadurch entsteht e<strong>in</strong> perfektesNetzwerk <strong>in</strong> Europa, das nicht nur e<strong>in</strong> Rückzugsgebiet im südosteuropäischen Raumbe<strong>in</strong>haltet, son<strong>der</strong>n auch auf Grund <strong>der</strong> engen Familienstrukturen e<strong>in</strong>e Infiltration durch diePolizei erschwert. Durch die enormen Gew<strong>in</strong>ne im Drogen- und Schmuggelgeschäft habendiese poststaatlichen Strukturen aber durch Korruption bereits große Teile <strong>der</strong> staatlichenVerwaltung und Exekutive unter ihre Kontrolle gebracht.Verschärfend wirkt dabei, daß überdies die Demokratische Partei aus politischer Oppositionund Machtstreben versucht, durch gewalttätige Proteste <strong>in</strong> ihren Hochburgen dieRegierungsmacht zu desavouieren. Für die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit dem politischen Gegnerist Gewalt e<strong>in</strong> beliebtes und übliches Mittel. Dazu werden Ideologie, Religion, aber auchfamiliäre B<strong>in</strong>dungen regelmäßig <strong>in</strong>strumentalisiert. H<strong>in</strong>tergrund dafür ist aber zumeiste<strong>in</strong>faches Machtstreben. Vor allem <strong>in</strong> Shko<strong>der</strong> greift die DP dabei regelmäßig auf ihrenradikalen Flügel rund um die "Antikommunistische Vere<strong>in</strong>igung" zurück. DieseVorfeldorganisation <strong>der</strong> DP ist jedoch eng mit lokalen poststaatlichen Strukturen verwobenbzw. ist Teil <strong>der</strong>selben. Aber nicht nur <strong>in</strong> Shko<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n beispielsweise auch rund umLazarat nützt die DP örtliche poststaatliche Strukturen, um gegen Regierungs<strong>in</strong>stitutionenvorzugehen. Die Lazarati-Bande die im Kampf gegen SP-nahen poststaatlichen StrukturenGjirokasters aber auch gegen die staatliche Macht versucht die gesamte Region vor allem aberdie relevanten Bewegungsl<strong>in</strong>ien zu beherrschen, ist eng mit <strong>der</strong> DP verbunden.Im Nordosten des Landes, an <strong>der</strong> Grenze zum Kosovo, wie<strong>der</strong>um hat die staatliche Machtjegliche Kontrolle an örtliche Clans und die Kosovo-Untergrundarmee UCK verloren. DasGeschäft mit <strong>der</strong> UCK teilen sich verschiedene Familien, unter an<strong>der</strong>em <strong>der</strong> Clan des DP-Vorsitzenden Berisha. Die sozialistische Regierung versucht, alte Clan-Rivalitäten zurSchwächung Berishas zu nutzen bzw. ist <strong>der</strong> stärkste Clan des Raumes rund um Bajram Curri,<strong>der</strong> Haklaj-Clan, aus Opposition zu Berisha sozialistisch. Jedenfalls dient es beiden Seiten,


ihre Mittel gegen Berisha zu richten. Nichtsdestotrotz hat <strong>in</strong> diesem Teil Albaniens vorerstwohl schon die UCK die Macht übernommen.Trotz Beteuerungen des <strong>albanische</strong>n M<strong>in</strong>isterpräsidenten Pandeli Majko, daß das Gesetz mitallen Mitteln durchgesetzt werden soll, lassen wirksame Schritte im Wesentlichen auf sichwarten. Die <strong>albanische</strong> Regierung versuchte deshalb e<strong>in</strong> positives Zeichen zu setzen, als sienach massivem <strong>in</strong>ternationalem Drängen vor allem Italiens begann, gegen die Schmuggler <strong>in</strong>den südlichen Hafenstädten vorzugehen. Als jedoch Ende Jänner <strong>in</strong> Vlora e<strong>in</strong>ige Schnellbootebeschlagnahmt worden waren, wurde <strong>der</strong> örtliche Polizeichef als Geisel genommen unddadurch die Herausgabe <strong>der</strong> Boote erzwungen. Gleichzeitig erklärten die Schmuggler mitGewalt sowohl gegen <strong>albanische</strong> als auch italienische Sicherheitskräfte vorgehen zu wollen,sollten diese weiterh<strong>in</strong> ihre Tätigkeit stören. Albaniens Innenm<strong>in</strong>ister Koci erklärte daraufh<strong>in</strong>,daß <strong>in</strong>- und ausländische Mafia-Organisationen geme<strong>in</strong>sam mit lokalen <strong>albanische</strong>n Politikerndaran arbeiten, die Kontrolle über den illegalen Drogenhandel und den Menschenschmuggelzu behalten. Diese Beurteilung ist an sich sicher richtig, nur ist die Reduktion <strong>der</strong>Involvierung <strong>albanische</strong>r Politiker auf die lokale Ebene wohl e<strong>in</strong>e Wunschvorstellung. Alswenige Wochen später bei e<strong>in</strong>er Schießerei zwischen Sicherheitskräften mit Krim<strong>in</strong>ellen <strong>in</strong>Berat zehn Personen ums Leben kamen, kündigte Majko die Aufstellung e<strong>in</strong>er 3.000 (!) Mannstarken Antiterrortruppe an, um wie<strong>der</strong> Ordnung und Sicherheit <strong>in</strong> Albanien durchzusetzen.Deutlich wird auch, daß neben prästaatlichen Strukturen, die weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e entscheidendeMachtbasis darstellen, auch immer stärker poststaatliche Elemente e<strong>in</strong>en wesentlichenMachtfaktor darstellen und zu befürchten ist, daß vor allem diese unter <strong>der</strong> Oberflächesche<strong>in</strong>barer Normalität immer mehr Macht an sich ziehen werden. Im "Human rights reporton Albania 1998" kritisiert beispielsweise das US State Department die passive Haltung <strong>der</strong><strong>albanische</strong>n Regierung gegenüber dem weitverbreiteten Mangel an staatlicher Autorität unddaß <strong>in</strong> vielen Regierungs<strong>in</strong>stitutionen Korruption und Krim<strong>in</strong>alität weit verbreitet s<strong>in</strong>d. Jelänger an diesem Zustand nichts geän<strong>der</strong>t wird, umso stärker werden die Abhängig- undSchuldigkeiten werden, die vor allem <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em so traditionalistischen Land wie Albanien auchungleich schwerer wie<strong>der</strong> zu lösen se<strong>in</strong> werden. Die Verflechtung prä-, post- und staatlicherStrukturen — bereits als e<strong>in</strong>es <strong>der</strong>, wenn nicht das Grundübel dieses Landes identifiziert —bleibt bestehen, und vor allem die Bedeutung poststaatlicher Akteure dürfte sehr zum Schadendes Landes, aber auch zum Schaden Westeuropas weiter steigen. E<strong>in</strong>e Art "Drogenkultur" hatbereits die <strong>albanische</strong> Gesellschaft durchdrungen, und das Risiko, daß sich das Land durch diefaktische Machtübernahme poststaatlicher Strukturen zu e<strong>in</strong>er Art europäisches Kolumbienentwickelt, ist bei mangelnden Gegenmaßnahmen real gegeben. Manche Beobachter gehensogar davon aus, daß diese "L<strong>in</strong>ie" bereits überschritten wurde.Wirtschaftliche und soziale SituationDie Lage <strong>in</strong> Albanien ist aber auch auf Grund <strong>der</strong> katastrophalen sozialen undwirtschaftlichen Situation äußerst angespannt. Die Wirtschaft liegt am Boden, die Zahl <strong>der</strong>Arbeitslosen ist zwar nicht genau bekannt, dürfte aber über 30 Prozent betragen. Selbst dieRegierung mußte zugeben, daß zirka e<strong>in</strong> Drittel <strong>der</strong> Albaner unter <strong>der</strong> Armutsgrenze lebt.Auch hier gehen die <strong>in</strong>offiziellen Schätzungen wesentlich weiter, und vermutlich dürften zweiDrittel <strong>der</strong> Bevölkerung betroffen se<strong>in</strong>. <strong>Der</strong> Zustand des Sozialsystems und die sozialenMißstände <strong>in</strong> Albanien s<strong>in</strong>d überdies für demokratische Entwicklungen nicht geradeför<strong>der</strong>lich. So strebt auch weiterh<strong>in</strong> die Masse <strong>der</strong> Albaner die Auswan<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> den gelobtenWesten an; die <strong>in</strong>nere Beziehung zum eigenen Land ist zumeist schwer gestört und e<strong>in</strong>efatalistische Haltung allgegenwärtig. Massive Auswan<strong>der</strong>ungswellen haben schon 1990e<strong>in</strong>gesetzt. Schätzungsweise 15 Prozent <strong>der</strong> Gesamtbevölkerung und 40 Prozent <strong>der</strong> 19- bis40jährigen s<strong>in</strong>d bisher emigriert. Griechenland und Italien s<strong>in</strong>d dabei die bevorzugtenZiellän<strong>der</strong>. Im südlichen Nachbarstaat leben bereits 350.000 bis 400.000 <strong>albanische</strong>


Immigranten, <strong>in</strong> Italien 100.000 bis 150.000. E<strong>in</strong>erseits gehen dadurch Albanien zwar großemenschliche Ressourcen, vor allem <strong>der</strong> jungen und gebildeten Schichten, verloren,an<strong>der</strong>erseits sichern die Emigranten <strong>der</strong>zeit die wirtschaftliche Zukunft zahlreicher Familienund wohl auch <strong>in</strong> nicht unbeträchtlichem Ausmaß <strong>der</strong> <strong>albanische</strong>n Gesellschaft als Ganzes.Auch darf nicht übersehen werden, daß Emigration seit 1990 faktisch als Sicherheitsventil fürAlbaniens soziale und ökonomische Probleme dient. Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong>Bevölkerungsstruktur wurden aber auch durch <strong>in</strong>nerstaatliche Wan<strong>der</strong>ungen vom Land <strong>in</strong> dieStadt und von kle<strong>in</strong>en Städten <strong>in</strong> die Großstädte bewirkt. Problematisch ist dabei, daß dasdisproportionale Wachstum <strong>der</strong> Bevölkerung zur Infrastruktur <strong>der</strong> Städte soziale Problemeund <strong>in</strong> den Vororten <strong>der</strong> großen Städte e<strong>in</strong> Heer Unzufriedener schafft. DieBevölkerungsverschiebungen haben jedenfalls e<strong>in</strong>e große demographisch-soziale Instabilitäterzeugt.Nur e<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen <strong>albanische</strong>n Gesellschaft hat von den Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong>letzten Jahre profitiert. Mangelnde Rechtsvorschriften vor allem im Wirtschaftsbereich unde<strong>in</strong> nur begrenzt funktionierendes Steuersystem haben "Get-rich-quick"-Geschäfte begünstigt.Schmuggel und Korruption haben überdies den Wohlstand und die Zusammensetzung <strong>der</strong>neuen wirtschaftlichen Eliten massiv bee<strong>in</strong>flußt. <strong>Der</strong> Lebensstandard <strong>der</strong> Masse <strong>der</strong> Albanerverblieb h<strong>in</strong>gegen auf sehr niedrigem Niveau.Die <strong>in</strong> Städte abgewan<strong>der</strong>te Landbevölkerung und arbeitslose Arbeiter aus den ehemalsstaatlichen und nunmehr meist geschlossenen Bergbaubetrieben bzw. Chemie-, Metall- undTextilfabriken bilden dabei nicht nur das Heer <strong>der</strong> Auswan<strong>der</strong>ungswilligen. Sie s<strong>in</strong>d auchHauptquelle für Krim<strong>in</strong>alität und e<strong>in</strong> potentielles Risiko für die soziale und politischeStabilität des Landes. Erschwerend kommt dabei noch zum Tragen, daß die Ausbildung dieserzumeist jungen Albaner häufig unzureichend ist und sie somit kaum Hoffnung auf e<strong>in</strong>eBesserung ihrer Lage haben können. 53 Prozent aller Verbrechen werden daher vonJugendlichen unter 26 Jahren verübt. Bewaffnete Gangs von Teenagern aus <strong>der</strong> Unterschichts<strong>in</strong>d zu e<strong>in</strong>em fixen Bestandteil <strong>der</strong> <strong>albanische</strong>n Gesellschaft geworden. <strong>Der</strong> stabilste Teil <strong>der</strong>Bevölkerung, <strong>der</strong> Recht und bürgerliche Normen am meisten respektiert, ist die Mittelschichtaus Regierungsbeamten, kle<strong>in</strong>en Geschäftsleuten und Angestellten. Sie haben auch die tiefsteB<strong>in</strong>dung an ihr Land. Nichtsdestotrotz fehlt Albanien e<strong>in</strong>e adäquat breite Mittelschicht.In <strong>der</strong> Bevölkerung, vor allem aber bei den Eliten, gibt es praktisch ke<strong>in</strong>e Aufbruchstimmung,son<strong>der</strong>n es herrscht e<strong>in</strong>e Art Apathie. Krim<strong>in</strong>alität und Korruption s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Albanienallgegenwärtig und die Hemmschwelle dafür auch extrem niedrig. Aber auch die <strong>albanische</strong>Mentalität, möglichst nur solche Geschäfte zu machen, mit denen man möglichst rasch reichwird, trägt nicht gerade zur Problemlösung bei. Bisher haben langfristige Investitionen imwesentlichen auf sich warten lassen. Ausländische Investoren s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gem Ausmaß <strong>in</strong> <strong>der</strong>Lebensmittel- und Bekleidungs<strong>in</strong>dustrie und bei <strong>der</strong> Ausbeutung von Bodenschätzen aktiv —Bereiche, <strong>in</strong> denen auch kurz- und mittelfristig Ziele zu verwirklichen s<strong>in</strong>d. Für langfristigeInvestitionen fehlt allerd<strong>in</strong>gs nicht nur politische Stabilität, son<strong>der</strong>n auch e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>destmaß anadäquater Infrastruktur bzw. es wurde <strong>der</strong> ökonomische Wandel <strong>in</strong> Albanien nicht vonernsthaften <strong>in</strong>stitutionellen Reformen begleitet. Albanische Geschäftsleute beziffern dieKosten, die ihren Firmen alle<strong>in</strong> durch Korruption entstehen, mit zirka acht Prozent ihresUmsatzes. Nichtsdestotrotz beurteilen nur 60 Prozent von ihnen, daß diese e<strong>in</strong> bedeutsamesH<strong>in</strong><strong>der</strong>nis bei <strong>der</strong> Verwirklichung ihrer Geschäftsziele ist. Die wenigen Investmentagenturen,die Albanien überhaupt beurteilen, schätzen die Verlustwahrsche<strong>in</strong>lichkeit für ausländischeInvestoren h<strong>in</strong>gegen vor allem auf Grund <strong>der</strong> Korruptionspraxis als extrem hoch e<strong>in</strong>. Dieunterschiedliche Beurteilung läßt sich damit erklären, daß E<strong>in</strong>heimische im "<strong>albanische</strong>nDschungel" auf Grund ihrer Kenntnisse von Sprache, Kultur und Mentalität mit <strong>der</strong> Situationbesser zurechtkommen. 90 Prozent <strong>der</strong> Firmen betrachten h<strong>in</strong>gegen die mangelhafteInfrastruktur als wesentlichste Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung ihrer Arbeit. Als zusätzliche Belastung s<strong>in</strong>dFirmen auf Grund <strong>der</strong> unzureichenden öffentlichen Sicherheit gezwungen, durchschnittlich


fünf Prozent ihres Umsatzes für firmeneigene Security bzw. Wächter auszugeben. Zusätzlichfallen Kosten für die Bestechung bei mediz<strong>in</strong>ischer Betreuung, vor Gericht und diversenan<strong>der</strong>en öffentlichen E<strong>in</strong>richtungen an. Dadurch ist auch die Bereitschaft, regulär Steuern zubezahlen, sehr niedrig, wodurch die Regierung wie<strong>der</strong>um nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage ist, adäquateLöhne zu bezahlen — e<strong>in</strong> Teufelskreis <strong>der</strong> möglichst rasch durchbrochen werden muß. Obaber die Versprechen <strong>der</strong> sozialistischen Machthaber, Korruption, Klientelismus und an<strong>der</strong>eÜbel <strong>der</strong> <strong>albanische</strong>n Gesellschaft e<strong>in</strong> Ende zu setzen, mehr als nur Ankündigungen s<strong>in</strong>d, wirdsich wohl erst <strong>in</strong> Zukunft weisen.Albanien lebt somit weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie von se<strong>in</strong>en landwirtschaftlichen Erzeugnissen,den Überweisungen <strong>der</strong> Gastarbeiter — und vom Schmuggel. Albanien ist e<strong>in</strong> für e<strong>in</strong>emo<strong>der</strong>ne westliche demokratische <strong>Staat</strong>sform noch nicht reifer Agrarstaat. Dies hatoffensichtlich auch die politische Elite des Landes bereits erkannt. Weil die <strong>albanische</strong>Regierung und Behörden nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage s<strong>in</strong>d, die <strong>Krise</strong> des <strong>albanische</strong>n <strong>Staat</strong>es <strong>in</strong> den Griffzu bekommen, und <strong>der</strong> Westen <strong>in</strong>zwischen se<strong>in</strong>e Hilfe zum<strong>in</strong>dest großteils von <strong>der</strong>tatsächlichen Durchführung e<strong>in</strong>zelner Projekte abhängig macht, hatte <strong>der</strong> damaligeM<strong>in</strong>isterpräsident Fatos Nano Italien Mitte Dezember 1997 ersucht, Albanien beim Regierendes Landes behilflich zu se<strong>in</strong>, faktisch e<strong>in</strong> Protektorat zu errichten — jedoch als Partnerschaftsouveräner <strong>Staat</strong>en, nicht als neuer Kolonialismus. Momentan s<strong>in</strong>d durch die "Beobachtung"parlamentarischer Abläufe und verschiedener M<strong>in</strong>isterien sowie die weiterh<strong>in</strong> durch gemischtitalienisch-<strong>albanische</strong> Kräfte betriebene Überwachung <strong>der</strong> <strong>albanische</strong>n Küste schon ersteSchritte für die Installierung e<strong>in</strong>es Protektorats vollzogen. Wenn Nano auch se<strong>in</strong>e Aussagenkurz danach abgeschwächt hat, deutet doch vieles darauf h<strong>in</strong>, daß auch die <strong>albanische</strong>Führung erkannt hat, daß ohne <strong>in</strong>ternationale "Aufsicht" Albanien nicht stabilisiert werdenkann. Anfang Februar 1998 übte Nano schließlich harte Kritik an se<strong>in</strong>er eigenen Regierung,<strong>der</strong>en Unfähigkeit die Auslandshilfe gefährde. "An<strong>der</strong>e Län<strong>der</strong> beklagen sich dauernd, daßunsere Regierung nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage ist, die Hilfe zu nutzen, die diese Län<strong>der</strong> Albanienanbieten", kritisierte Nano. Die Regierung wisse nicht e<strong>in</strong>mal, wieviel Auslandshilfe geleistetwird, und sei "während <strong>der</strong> letzten sechs Monate nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage gewesen, auch nur hun<strong>der</strong>tMeter Straße <strong>in</strong> Tirana zu asphaltieren". Aber auch Nano selbst wurde heftig kritisiert. <strong>Der</strong>sozialistische Intellektuelle und Abgeordnete, Dritero Agolli, beispielsweise prangerte an, daß"Nano und se<strong>in</strong>e Freunde teure Speisen <strong>in</strong> Luxushotels verschl<strong>in</strong>gen, während es im Lande<strong>in</strong>e halbe Million Rentner gibt, die nur 25 Dollar im Monat verdienen" . Es ist fürwahrerstaunlich, daß Regierungsmitglie<strong>der</strong> mit e<strong>in</strong>em offiziellen Gehalt von 300 Dollar es sichleisten können, <strong>in</strong> den teuersten Lokalen Tiranas zu verkehren, Schmuck und Uhren die e<strong>in</strong>Jahresgehalt kosten zu tragen, privat Luxusautos zu fahren und wertvolle Immobilien zuerwerben. Es verwun<strong>der</strong>t aber nicht, daß unter diesen Umständen nicht nur die Korruptionweit verbreitet ist, son<strong>der</strong>n auch zahlreiche Fakten darauf h<strong>in</strong>weisen, daß die organisierteKrim<strong>in</strong>alität ihre Verb<strong>in</strong>dungen bis <strong>in</strong> höchste Regierungskreise hat. Deutlich wird damit aberauch, daß die Voraussetzung für die Normalisierung des Landes die Zurückdrängung <strong>der</strong>Korruption ist. Da diese aber gesellschaftsfähig ist, muß wohl zuerst die Mentalität <strong>der</strong>Albaner verän<strong>der</strong>t, verwestlicht werden. "Korruption und Nepotismus müssen im Bewußtse<strong>in</strong><strong>der</strong> Bürger als verwerflich und als schädlich für die Gesellschaft h<strong>in</strong>gestellt werden. Damite<strong>in</strong>hergehen muß e<strong>in</strong>e angemessene Entlohnung <strong>der</strong> <strong>Staat</strong>sbediensteten. Solange diestaatlichen Angestellten ihren Lebensunterhalt zum überwiegenden Teil ausBestechungsgel<strong>der</strong>n sichern müssen, bleibt jede Maßnahme gegen Korruption wirkungslos."Neuerd<strong>in</strong>gs bemühen sich vor allem <strong>albanische</strong> NGOs <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit <strong>in</strong>ternationalenOrganisationen, Aufklärungsarbeit über die volkswirtschaftlichen Nachteile, die negativenAuswirkungen von Korruption auf Wirtschaftswachstum, Investitionen, soziale Entwicklungund Produktivität zu leisten. E<strong>in</strong> langwieriger und mühsamer Prozeß, <strong>der</strong> aber wohl wert ist,auch weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternational unterstützt zu werden, und Voraussetzung für die "seelischeRegeneration <strong>der</strong> Menschen, die <strong>der</strong>zeit noch psychologisch zerstört s<strong>in</strong>d" , ist. <strong>Der</strong>


<strong>albanische</strong> Schriftsteller, Ismail Kadare, erklärt den Verlust <strong>der</strong> <strong>in</strong>neren Ordnung des Landesdamit, daß <strong>der</strong> Kommunismus zwar die äußere Struktur des Landes geschaffen bzw.aufrechterhalten, gleichzeitig aber die Gesellschaft <strong>in</strong>nerlich aufgeweicht und zerstört habe."Die Leute haben ihr Verantwortungsbewußtse<strong>in</strong> verloren o<strong>der</strong> vergessen. Es gab nur nochden Parteiapparat und die Geheimpolizei." Nach dem Zusammenbruch des Kommunismuswäre e<strong>in</strong> "fürchterliches Vakuum" übriggeblieben, stellte Kadare fest. <strong>Der</strong> Schriftsteller FatosLubouja bezeichnet den Zustand <strong>der</strong> Bevölkerung als "kollektive Depression" . Aber auchpolitische Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, die Dezentralisierung des <strong>Staat</strong>es, die Herstellung vonRechtssicherheit, e<strong>in</strong>e professionelle, transparente öffentliche Verwaltung und e<strong>in</strong>e realeGewaltenteilung s<strong>in</strong>d notwendig, um die wirtschaftliche und soziale Situation zu verbessern.Vor allem fehlt Albanien e<strong>in</strong>e breite Mittelschicht, die traditionell für die Herausbildung e<strong>in</strong>erdemokratischen staatlichen Identität vonnöten ist. Positiv stimmt nur, daß offensichtlichM<strong>in</strong>isterpräsident Majko auf gerade diese, meist städtische Schicht, die von traditionellen<strong>albanische</strong>n Strukturen unabhängiger ist, setzt. Vorerst bleibt Albanien jedoch ökonomischund sozial <strong>in</strong>stabil.Außenpolitische AusrichtungIn Fragen <strong>der</strong> Außenpolitik versuchten die <strong>albanische</strong>n Regierungen <strong>der</strong> letzten Jahregemäßigt vorzugehen. Grundsätzlich ist die außenpolitische Ausrichtung aller relevantenpolitischen Gruppierungen dabei auf die Teilnahme an <strong>der</strong> euro-atlantischen Integrationausgerichtet.Die <strong>albanische</strong> FrageIn <strong>der</strong> <strong>albanische</strong>n Frage hatte die sozialistische Regierung jedoch vorerst e<strong>in</strong>e mo<strong>der</strong>atereHaltung als Ex-Präsident Berisha und unterstützte im Gegensatz zu diesem die Kosovo-Albaner offiziell nicht o<strong>der</strong> kaum. Zu dieser Politik trug <strong>der</strong> Balkangipfel im November 1997bei, bei dem es auch zu e<strong>in</strong>em fast historischen Treffen zwischen dem <strong>albanische</strong>nM<strong>in</strong>isterpräsidenten Nano und Jugoslawiens starkem Mann Milošević kam. Nachdem aber1998 im Kosovo Kämpfe ausbrachen, stellte sich die <strong>albanische</strong> Regierung deutlich auf dieSeite <strong>der</strong> Kosovo-Albaner, jedoch weiterh<strong>in</strong>, ohne sie offiziell direkt zu unterstützen.M<strong>in</strong>isterpräsident Nano schlug nach dem Ausbruch <strong>der</strong> heftigen Kämpfe im Frühjahr 1998vor, dem Kosovo den Status e<strong>in</strong>er eigenständigen Republik <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> BundesrepublikJugoslawien zu geben. Berisha kritisierte diese Politik als Verrat am <strong>albanische</strong>n Volk heftig.Dies ist wohl darauf zurückzuführen, daß <strong>der</strong> aus Nordalbanien stammende Berisha e<strong>in</strong>ewesentlich engere Beziehung zum Kosovo hat als die neue, vornehmlich aus dem Südenstammende Elite. Verstärkend wirkte vorerst auch <strong>der</strong> Umstand, daß <strong>der</strong> Berisha-Clan massivvom Waffenhandel mit den Kosovo-Albanern profitierte, während die Regierung Nano, unterdem Druck <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Geme<strong>in</strong>schaft stehend, e<strong>in</strong>e friedliche Lösung <strong>der</strong> <strong>albanische</strong>nFrage anstrebte. Daher unterstützte die Regierung die <strong>albanische</strong>n Sezessionsbewegungen imKosovo und <strong>in</strong> Mazedonien vorerst auch nicht offen. Albanien wies auch Vorwürfe <strong>der</strong>Bundesrepublik Jugoslawien (BRJ) zurück, wonach die im Kosovo operierende <strong>albanische</strong>Untergrundarmee Ushtria Clirimtare e Kosoves (UCK) über Basen auf dem Gebiet Albaniensverfüge. Das Außenm<strong>in</strong>isterium <strong>in</strong> Tirana nannte die Vorwürfe "serbische Propaganda". Esgebe ke<strong>in</strong>e Militärcamps <strong>der</strong> UCK <strong>in</strong> Albanien, hieß es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Erklärung desAußenm<strong>in</strong>isteriums. Auch die Behauptung Belgrads, Albanien unterstütze denWaffenschmuggel <strong>in</strong> den Kosovo, wurde zurückgewiesen. Die <strong>albanische</strong> Regierung seibemüht, jede Form von Waffenschmuggel <strong>in</strong> die Bundesrepublik Jugoslawien zu unterb<strong>in</strong>den.Die Vorwürfe würden nur als Rechtfertigung für den serbischen "Terror" gegen die<strong>albanische</strong> Bevölkerung im Kosovo dienen. Nichtsdestotrotz setzten aus Albanien massiveWaffenlieferungen <strong>in</strong> das Kampfgebiet e<strong>in</strong>. Wenn es sich dabei auch <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie um


private Geschäftemacherei handelte, so ist doch bemerkenswert, daß die <strong>albanische</strong> Regierungnichts tat, um diese Lieferungen zu unterb<strong>in</strong>den — ganz im Gegenteil. So beteiligten sichauch Angehörige <strong>der</strong> <strong>albanische</strong>n Armee ungestört an diesen Waffengeschäften, es wurdenzahlreiche Waffen gestohlen bzw. von korrupten Armeeangehörigen verkauft, aber auchneuerlich Waffenlager überfallen. M<strong>in</strong>isterpräsident Nano erklärte überdies den privatenWaffenhandel als quasi legitimes Recht <strong>der</strong> Bevölkerung, um auf diese Art und Weise das beiden Pyramidenspielen verlorene Geld zum<strong>in</strong>dest teilweise wie<strong>der</strong>zubekommen. DiverseBeteuerungen, die Grenze zum Kosovo ohneh<strong>in</strong> zu sichern, entsprachen nicht ansatzweise <strong>der</strong>Realität und dienten wohl eher <strong>der</strong> Beruhigung des geldgebenden Westens. So unterhielt dieUCK auch seit längerem Ausbildungslager im Norden Albaniens. Um <strong>in</strong>ternationale Kritikh<strong>in</strong>tanzuhalten, erklärte die <strong>albanische</strong> Regierung <strong>in</strong> weiterer Folge, daß sie diesem Problemnur mit <strong>in</strong>ternationaler Hilfe Herr werden könnte. Wie auch immer — die <strong>albanische</strong> Armeeist <strong>der</strong> jugoslawischen hoffnungslos unterlegen, weshalb Albanien zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong>direktenSchutz durch die Anlehnung an die NATO sowie diverse bilaterale Abkommen sucht.Beson<strong>der</strong>s aktiv war dabei die USA. So wurden 1998 auch wie<strong>der</strong> Drohnen des CIA zurAufklärung des Kosovo von e<strong>in</strong>em nord<strong>albanische</strong>n Flugplatz südlich von Shko<strong>der</strong> (Gja<strong>der</strong>iAir Base) e<strong>in</strong>gesetzt. Immerh<strong>in</strong> warf die BRJ Albanien mehrmals die "flagranteE<strong>in</strong>mischung" <strong>in</strong> <strong>in</strong>nere Angelegenheiten Jugoslawiens vor. Im Zuge von Kampfhandlungen<strong>in</strong> <strong>der</strong> Grenzregion wurde daraufh<strong>in</strong> auch mehrmals <strong>albanische</strong>s <strong>Staat</strong>sgebiet, vor allem mitSteilfeuerwaffen, beschossen. We<strong>der</strong> OSZE noch EU (ECMM) bemerkten vorerst dieAktivitäten <strong>der</strong> UCK. So behaupteten EU-Beobachter noch Ende April 1998, daßNordalbanien <strong>der</strong> UCK nicht zur Waffenbeschaffung und als Rückzugsgebiet diene. Auchführende Vertreter <strong>der</strong> OSZE wie <strong>der</strong> Leiter <strong>der</strong> Präsenz <strong>in</strong> Albanien, Daan Everts, erklärten,daß Berichte über Grenzübertritte bewaffneter Albaner und über Waffenschmuggel nicht denTatsachen entsprechen. Dies läßt lei<strong>der</strong> nur die Beurteilung zu, daß die <strong>in</strong> Albanien tätigen<strong>in</strong>ternationalen Organisationen zeitweilig den Überblick verloren hatten und deshalbe<strong>in</strong>seitige bzw. falsche Beurteilungen veröffentlichten. Denn auch <strong>der</strong> <strong>albanische</strong>Außenm<strong>in</strong>ister Paskal Milo erklärte zum damaligen Zeitpunkt, daß es ke<strong>in</strong>e illegalenTransporte von Waffen o<strong>der</strong> Menschen <strong>in</strong> den Kosovo gebe. Jedoch gab es bereits Mitte 1997Berichte über Ausbildungs- bzw. Versorgungslager von Kosovo-Albanern <strong>in</strong> Albanien.Waren diese damals noch <strong>in</strong> Zusammenhang mit Ex-Präsident Berisha gebracht worden,hatten sehr bald umfangreiche Waffenlieferungen <strong>in</strong> den Kosovo begonnen. SpätestensAnfang 1998 waren die Grundstrukturen <strong>der</strong> UCK-Versorgungsachse aus Nordalbanien <strong>in</strong>den Kosovo aufgebaut gewesen.Wie auch immer: Albanien bat die NATO <strong>in</strong> weiterer Folge mehrfach ergebnislos, Truppenan se<strong>in</strong>er Grenze zu stationieren. Die NATO lehnte jedoch die Sicherung <strong>der</strong> Grenzezwischen <strong>der</strong> Bundesrepublik Jugoslawien und Albanien durch se<strong>in</strong>e Soldaten ab. Dabeifehlte es <strong>der</strong> NATO vorerst wohl e<strong>in</strong>erseits an e<strong>in</strong>em klaren politischen Ziel, an<strong>der</strong>erseitswollte sie nicht unkontrolliert <strong>in</strong> den Konflikt h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gezogen werden. Dennoch verh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenur das drohende E<strong>in</strong>greifen <strong>der</strong> NATO — neben <strong>der</strong> jugoslawischen Strategie, den Kosovo-Konflikt nicht zu <strong>in</strong>ternationalisieren — daß die BRJ Albanien bzw. <strong>albanische</strong>s Territoriumvor Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> NATO-Luftangriffe <strong>in</strong> die bewaffneten Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen mit e<strong>in</strong>bezog.Die NATO hatte durch ihre mehrfachen, sehr deutlichen Signale faktisch e<strong>in</strong>eSicherheitsgarantie für Albanien übernommen. Nichtsdestotrotz kam es regelmäßig zuSchießereien, während des Kosovo-Krieges, auch zu vere<strong>in</strong>zelten lokalen Kampfhandlungenan <strong>der</strong> Grenze, wobei jeweils <strong>der</strong> Gegenseite die Schuld dafür zugeschrieben wurde.Die Bereitschaft <strong>der</strong> Albaner, für die Kosovaren e<strong>in</strong>zutreten, ist aber eher ger<strong>in</strong>g. AuchVersuche <strong>der</strong> UCK, durch gezielte Provokationen Albanien <strong>in</strong> den Konflikt h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zuziehen,schlugen fehl. Nur im Norden s<strong>in</strong>d die B<strong>in</strong>dungen zum benachbarten Kosovo enger. Aberauch <strong>der</strong> Versuch Berishas — dessen Kosovo-Politik während se<strong>in</strong>er Amtszeit noch rechtpragmatisch war — die nationalistische Karte zu spielen, um so wie<strong>der</strong> an die Macht zu


kommen, konnte vorerst nicht zu e<strong>in</strong>er echten Radikalisierung <strong>der</strong> Außenpolitik führen, wennauch M<strong>in</strong>isterpräsident Majko sie verschärft hat. Nationalisten for<strong>der</strong>ten 1998 h<strong>in</strong>gegen sogardie Mobilisierung <strong>albanische</strong>r Freiwilliger, um an <strong>der</strong> Seite ihrer "Brü<strong>der</strong>" im Kosovo zukämpfen. M<strong>in</strong>isterpräsident Nano war <strong>in</strong> ihren Augen e<strong>in</strong> "Agent serbischer und griechischerOrthodoxer", und durch se<strong>in</strong> Zusammentreffen mit Präsident Milošević im November 1997e<strong>in</strong> "Verräter". Wie aber bereits dargelegt, gab es dennoch kaum mehr als e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>direkteUnterstützung <strong>der</strong> UCK. So stießen auch Demonstrationen zur Unterstützung <strong>der</strong> Kosovo-Albaner 1998 nur auf m<strong>in</strong>imales Interesse.M<strong>in</strong>isterpräsident Majko gab jedoch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kosovo-Frage die Zurückhaltung <strong>der</strong> <strong>albanische</strong>nRegierung auf. Er unterstützte die For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Kosovo-Albaner, for<strong>der</strong>te NATO-Luftschläge gegen die serbischen Militärstrukturen im Kosovo und bot <strong>der</strong> NATO dazu auch<strong>albanische</strong> Flughäfen und Häfen an. Gleichzeitig erklärte Majko den Kosovo nicht zu e<strong>in</strong>em<strong>albanische</strong>n, son<strong>der</strong>n zu e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>ternationalen Problem. Ausschlaggebend für die aktivereRolle des <strong>albanische</strong>n Regierungschef war wohl die <strong>in</strong>nenpolitische Zielsetzung <strong>der</strong> DP dienationalistische Wählerschaft nicht zu überlassen. Majko erkannte offensichtlich auch diee<strong>in</strong>igende Kraft des Nationalismus und versuchte sich die Kosovokrise diesbezüglich nutzbarzu machen. Es kam <strong>in</strong> diesem Zusammenhang auch zu ersten direkten Gesprächen zwischenMajko und DP-Chef Berisha. Die Hoffnung, daß die Kosovokrise zu e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>igenden Faktor<strong>der</strong> <strong>albanische</strong>n Parteien werde, wurde jedoch vorerst nicht erfüllt. Oppositionschef Berishaversuchte nämlich auch die Kosovokrise für se<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nenpolitischen Destabilisierungsversuchezu nutzen. So ließ er noch am Vortag <strong>der</strong> ersten NATO-Angriffe e<strong>in</strong>e Demonstration fürNeuwahlen und zur "Forcierung" <strong>der</strong> Sicherheit durchführen.Nach e<strong>in</strong>em USA-Aufenthalt steigerte Majko Anfang Februar 1999 se<strong>in</strong>e rhetorischenAngriffe gegen Jugoslawien — wohl <strong>in</strong> Abstimmung mit <strong>der</strong> amerikanischen Regierung.Angeblich hatte Majko damals auch e<strong>in</strong>e US-Sicherheitsgarantie für die Unverletzlichkeit <strong>der</strong><strong>albanische</strong>n Grenzen erhalten. Majko erklärte, daß "wenn die Massaker im Kosovo fortgesetztwerden, das <strong>albanische</strong> Element am Balkan — <strong>in</strong> Albanien, Mazedonien, Kosovo undMontenegro — das Recht auf kollektive Selbstverteidigung habe." Auch versuchte die<strong>albanische</strong> Regierung, die verschiedenen albanisch-kosovarischen Akteure zu e<strong>in</strong>igen. In <strong>der</strong>Sache selbst trat sie zusehends für die Unabhängigkeit des Kosovo e<strong>in</strong>. Während <strong>der</strong>Verhandlungen von Rambouillet und Paris drängte die <strong>albanische</strong> Regierung die Kosovo-Albaner zwar dazu, das Abkommen zu unterzeichnen, aber nicht zur Durchsetzung se<strong>in</strong>esInhalts, wie Außenm<strong>in</strong>ister Pascal Milo unumwunden zugab, son<strong>der</strong>n um damit dieVoraussetzungen für den angedrohten Militärschlag gegen Serbien zu schaffen und damit —aus <strong>albanische</strong>r Sicht — die Lösung des Konflikts zu beschleunigen.Unmittelbar vor Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> NATO-Angriffe auf Jugoslawien versuchte Albanien durchÜbungen se<strong>in</strong>er <strong>in</strong> Nordalbanien stationierten Truppen se<strong>in</strong>e eigene Verteidigungsfähigkeit zudemonstrieren. Bisher bed<strong>in</strong>gte die ger<strong>in</strong>ge Erfüllungskompetenz des <strong>albanische</strong>n Militärsauch e<strong>in</strong> mangelndes staatliches Selbstbewußtse<strong>in</strong> und die Abhängigkeit vom westlichenAusland. Die neue <strong>albanische</strong> Regierung versucht offensichtlich, auch <strong>in</strong> diesem Bereich aktivgegenzusteuern. Sie konnte aber nicht verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, daß während des Kosovo-Krieges immeröfter UCK-E<strong>in</strong>heiten von Truppen <strong>der</strong> BRJ auf <strong>albanische</strong>m Territorium angegriffen wurden.Albanien mußte deshalb auf Grund se<strong>in</strong>er eigenen Schwächen se<strong>in</strong>e Souveränität begrenzenund zum Eigenschutz neuerlich fremde Truppen auf se<strong>in</strong>em Territorium akzeptieren.Albanien diente dabei nicht nur als Alternativroute für den Truppenaufmarsch <strong>in</strong> Mazedonien,<strong>der</strong> durch griechische Vorbehalte gegen die NATO-Politik zeitweise gefährdet schien,son<strong>der</strong>n auch als mögliche Ausgangsbasis für Kampfhubschrauber- und Artillerieangriffe(US-Task Force Hawk) auf jugoslawische Truppen im Kosovo. Überdies mußte sich Albanienauf Sicherheitsgarantien <strong>der</strong> NATO bzw. <strong>der</strong> USA verlassen. Dennoch unterstützte die<strong>albanische</strong> Armee die UCK-Operation "Pfeil" die Ende Mai aus dem Nordosten Albaniensgegen die jugoslawischen Sicherheitskräfte gestartet wurde. Das <strong>albanische</strong> Militär führte


gleichzeitig mit <strong>der</strong> UCK-Operation Manöver (Dr<strong>in</strong> 99) durch und tarnte damit ihreUnterstützung <strong>der</strong> UCK mit Logistik, Führungsmitteln und schweren Waffen. Vor allem aberübernahm sie die Flankensicherung <strong>der</strong> Bereitstellungsräume <strong>in</strong> Albanien. Dadurch kam esbei e<strong>in</strong>em versuchtem Gegenangriff jugoslawischer Kräfte im Raum Tropoja zu Gefechtenmit Teilen <strong>der</strong> <strong>albanische</strong>n 2. Division. Diese UCK wie<strong>der</strong>um ermöglichte <strong>der</strong> NATO gezielteLuftschläge gegen sich zwangsweise umgruppierende Kräfte <strong>der</strong> jugoslawischen Truppen.Wenn diese Luftschläge auch ke<strong>in</strong>e entscheidende Wirkung am Gefechtsfeld erzielt hatten,wurde dadurch doch die Möglichkeit e<strong>in</strong>er komb<strong>in</strong>ierten Boden-Luftoperation deutlich.Auch als im Zuge des Kosovo-Krieges ungefähr 440.000 Kosovo-Albaner nach Albanienflohen, war das Land neuerlich von ausländischer Hilfe abhängig. Dabei übernahmen vorallem die NATO mit ihrer Operation "Allied Harbour", aber auch zahlreiche an<strong>der</strong>e <strong>Staat</strong>en,unter ihnen Österreich, die Betreuung <strong>der</strong> großen Flüchtl<strong>in</strong>gslager. Problematisch war jedoch,daß außerhalb <strong>der</strong> von ausländischen Militärs gesicherten Flüchtl<strong>in</strong>gslager poststaatlicheStrukturen begannen, Hilfsgüter als Handelsobjekte zu nutzen und zahlreiche Kosovaren, dienach Westeuropa flüchten wollten, über die bekannten Schlepperrouten vor allem nach Italienschmuggelten. Somit wurden neuerlich durch e<strong>in</strong>e <strong>Krise</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Nachbarstaat <strong>in</strong>direktpoststaatliche Strukturen <strong>in</strong> Albanien gestärkt. An<strong>der</strong>erseits wurden durch die "AlbanienForce (AFOR)" <strong>der</strong> NATO diverse Infrastrukturprojekte <strong>in</strong> Angriff genommen , undM<strong>in</strong>isterpräsident Majko for<strong>der</strong>te bei e<strong>in</strong>em Treffen mit US-Präsident Cl<strong>in</strong>ton die westlicheGeme<strong>in</strong>schaft dazu auf nunmehr nicht nur den Korridor 8 son<strong>der</strong>n auch den Nord-SüdKorridor <strong>in</strong> Albanien zu verwirklichen. Sollte im "Sog" <strong>der</strong> Kosovokrise Albanien dieRealisierung dieser Projekte gel<strong>in</strong>gen, könnte somit auch das staatliche Element gestärkt ausdieser <strong>Krise</strong> herausgehen.Aber auch die albanisch-mazedonische Grenze ist von <strong>albanische</strong>r Seite faktisch vollkommenungeschützt und wird bereits für nicht unerheblichen Waffenschmuggel benutzt. Nach <strong>der</strong>gewaltsamen Lösung <strong>der</strong> Kosovokrise ist auch <strong>der</strong> Beg<strong>in</strong>n bewaffneter Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungenim mehrheitlich von Albanern bewohnten Westmazedonien denkbar. Offiziell setzt sich die<strong>albanische</strong> Regierung für die Gleichberechtigung <strong>der</strong> mazedonischen Albaner e<strong>in</strong> undunterstützt e<strong>in</strong>e politische Lösung; sie würde aber ebenso wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kosovokrise e<strong>in</strong>e etwaigeUnterstützung sezessionistischer mazedonischer Albaner wohl nicht unterb<strong>in</strong>den. Die neuemazedonische Regierung läßt aber immerh<strong>in</strong> die Hoffnung zu, daß sich die beidenVolksgruppen doch noch friedlich e<strong>in</strong>igen können. Auch ist die <strong>der</strong>zeitige und <strong>in</strong> absehbarerZukunft gleichbleibende Schwäche Albaniens diesbezüglich e<strong>in</strong> Vorteil, da es nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong>Lage ist, aktiv an <strong>der</strong> gewaltsamen Lösung <strong>der</strong> <strong>albanische</strong>n Frage mitzuwirken, was dieChance erhöht, daß die bewaffneten Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen regional begrenzt bleiben.Aber auch Befürchtungen, daß die UCK <strong>in</strong> die <strong>in</strong>ner<strong>albanische</strong>n Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungene<strong>in</strong>greifen , s<strong>in</strong>d — vorerst — nicht aktuell. Ob jedoch <strong>in</strong> Zukunft e<strong>in</strong>zelne Gruppen <strong>der</strong> UCKim Auftrag prä- o<strong>der</strong> poststaatlicher Strukturen als zusätzliche <strong>in</strong>ner<strong>albanische</strong> Akteure aktivwerden, ist nicht auszuschließen. Berisha hat jedoch <strong>in</strong>zwischen das Problem, daß er politischbis zuletzt auf Rugova bzw. den schwächeren rechten Flügel setzte, während Majko dieimmer mehr zum bestimmenden Faktor gewordenen l<strong>in</strong>ken Flügel <strong>der</strong> UCK unterstützt hatte.Nichtsdestotrotz darf aber nicht übersehen werden, daß sowohl Berisha als auch die Kosovo-Albaner <strong>der</strong> Volksgruppe <strong>der</strong> Ghegen angehören, während Majko und die Masse <strong>der</strong>sozialistischen Regierung Tosken s<strong>in</strong>d. Die <strong>in</strong>nere Zerstrittenheit <strong>der</strong> UCK läßt aber hoffen,daß zum<strong>in</strong>dest vorerst ke<strong>in</strong>e Ressourcen für Machtkämpfe <strong>in</strong> Albanien zur Verfügung stehenwerden.Fundamentalistische BedrohungDie Regierung Nano hatte sich von den Bemühungen <strong>der</strong> Regierung Berisha distanziert,Anlehnung an die islamische Geme<strong>in</strong>schaft zu suchen, und hatte die von <strong>der</strong> früherenRegierung e<strong>in</strong>geleitete Mitgliedschaft bei <strong>der</strong> Organisation <strong>der</strong> Islamischen Konferenz für null


und nichtig erklärt. Dabei dürfte <strong>der</strong> westliche, vor allem aber amerikanische Druck, e<strong>in</strong>eIslamisierung des Balkans zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, nicht unerheblich gewesen se<strong>in</strong>. Während am Endese<strong>in</strong>er Amtszeit Sali Berisha zunehmend <strong>in</strong> Gegensatz zu den USA geriet, lehnte sich FatosNano wie<strong>der</strong> enger an die Vere<strong>in</strong>igten <strong>Staat</strong>en — die den Machtwechsel vor allem aus demH<strong>in</strong>tergrund massiv unterstützt hatten — an. Im Laufe des Sommers 1998 wurden überdiesvom <strong>albanische</strong>n Geheimdienst <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem CIA mehrere mutmaßlicheislamische Extremisten, denen die Beteiligung an Terroranschlägen vorgeworfen wird,festgenommen. Anfang 1999 wurden <strong>in</strong> Tirana weitere mutmaßliche Terroristen, denen e<strong>in</strong>Naheverhältnis zu Usamah B<strong>in</strong> Lad<strong>in</strong> vorgeworfen wird, verhaftet. Diese hatten offensichtlichunter dem Deckmantel sozialer und humanitärer Hilfe <strong>in</strong> Albanien entwe<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Ruhe- undLogistikzone <strong>in</strong> Zusammenhang mit B<strong>in</strong> Lad<strong>in</strong>s terroristischem Netzwerk errichtet o<strong>der</strong> aberAnschläge auf US-E<strong>in</strong>richtungen geplant. Albanien dient aber vermutlich auch als Basis füre<strong>in</strong>e fundamentalistische Unterwan<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Sezessionsbewegung im Kosovo durch B<strong>in</strong>Lad<strong>in</strong>s Organisation. In diesem Zusammenhang wurden zuletzt jedenfalls e<strong>in</strong>ige Kosovo-Albaner verhaftet. Auch <strong>der</strong> Iran ist zunehmend vor Ort aktiv und versucht, nicht nur die<strong>albanische</strong> Gesellschaft, son<strong>der</strong>n auch die UCK zu unterwan<strong>der</strong>n. M<strong>in</strong>isterpräsident Majkobegann dennoch e<strong>in</strong>e neuerliche Öffnung gegenüber islamischen <strong>Staat</strong>en; zum<strong>in</strong>dest lehnt eres ab, diese als Gegner zu betrachten. Konkret konnte er sich auch e<strong>in</strong>e neuerlicheMitgliedschaft <strong>in</strong> islamischen Organisationen vorstellen ; dieser geplante Schritt wurde<strong>in</strong>zwischen auch realisiert. Innerhalb <strong>der</strong> oppositionellen DP gibt es sogar Strömungen, die füre<strong>in</strong>e verstärkte H<strong>in</strong>wendung des Landes zum Islam e<strong>in</strong>treten und For<strong>der</strong>ungen nach e<strong>in</strong>er"Wie<strong>der</strong>entdeckung <strong>der</strong> islamischen Werte" erheben.Internationale PerspektivenDie <strong>in</strong>ternationale Geme<strong>in</strong>schaft hat im wesentlichen drei zukünftigeHandlungsmöglichkeiten. Entwe<strong>der</strong> das Land se<strong>in</strong>em Schicksal zu überlassen und es nachaußen abzuschirmen, um Menschen-, Drogen- und Waffenschmuggel möglichsth<strong>in</strong>tanzuhalten und die bisherige nur bed<strong>in</strong>gt erfolgreiche Politik im wesentlichenfortzusetzen, o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Protektorat zu errichten. Da für letzteres Europa e<strong>in</strong>erseits noch kaum<strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage se<strong>in</strong> dürfte und an<strong>der</strong>erseits auf zahllose Probleme stoßen würde, ist dieseVariante wohl undurchführbar — das Land aber sich selbst zu überlassen, ke<strong>in</strong>e Lösung. Ameffizientesten dürfte vermutlich e<strong>in</strong>e Mischung aus allen Varianten, e<strong>in</strong>e Art sanftesProtektorat, se<strong>in</strong>. Die Stärkung staatlicher Elemente und die Trennung prästaatlicher vonpoststaatlichen Strukturen s<strong>in</strong>d jedenfalls unbed<strong>in</strong>gt notwendig zur Stabilisierung des Landes.Poststaatliche Strukturen s<strong>in</strong>d auf allen Ebenen und massiv zu bekämpfen. Die <strong>in</strong>ternationaleGeme<strong>in</strong>schaft muß dazu vor allem den <strong>albanische</strong>n <strong>Staat</strong> selbst zur Verantwortung zw<strong>in</strong>gen,gleichzeitig aber auch durch Maßnahmen <strong>in</strong> den europäischen Ziellän<strong>der</strong>n den Markt für die<strong>albanische</strong> organisierte Krim<strong>in</strong>alität verr<strong>in</strong>gern. <strong>Der</strong> organisierten Krim<strong>in</strong>alität ist dazu <strong>der</strong>Schmuggel möglichst zu erschweren, und durch geeignete Maßnahmen <strong>der</strong> Drogen- undFlüchtl<strong>in</strong>gspolitik <strong>in</strong> Westeuropa ist diese selbst so unattraktiv wie möglich zu machen. Auchs<strong>in</strong>d Hilfsmittel e<strong>in</strong>erseits von adäquaten Maßnahmen <strong>der</strong> staatlichen Strukturen abhängig zumachen, an<strong>der</strong>erseits zielgerichtet an Bereiche weiterzuleiten, die solche Teile <strong>der</strong><strong>albanische</strong>n Gesellschaft stärken, die den <strong>Staat</strong> als Institution tragen. Zentrale Voraussetzungfür e<strong>in</strong>e positive Entwicklung des <strong>albanische</strong>n <strong>Staat</strong>es ist jedenfalls die (Wie<strong>der</strong>-)Herstellungdes staatlichen Gewaltmonopols. An<strong>der</strong>erseits müßten vor allem Ausbildungsprogramme imLand und zeitlich befristete Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten für Albaner <strong>in</strong>Westeuropa — mit garantierter Rückkehr nach Albanien — forciert werden, um dem Landwie<strong>der</strong> qualifizierte Arbeitskräfte und Eliten zu geben, die <strong>der</strong>zeit das Land als ersteverlassen. Gleichzeitig sollten e<strong>in</strong>zelne Projekte unter massiver E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> örtlichenBevölkerung und massiver Kontrolle <strong>der</strong> e<strong>in</strong>gesetzten Gel<strong>der</strong> sowie Groß<strong>in</strong>frastrukturprojektewie <strong>der</strong> Ausbau des Korridor 8 durch ausländische Investoren rasch und zügig verwirklicht


werden. Aber vor allem die Entwicklung demokratischer Strukturen und e<strong>in</strong>er effizientenVerwaltung und Exekutive müssen unterstützt werden — unter E<strong>in</strong>satz aller erdenklichenDruckmittel und direkter Kontrolle <strong>der</strong> Behörden — als Vorform e<strong>in</strong>es Protektorats, jedochohne die Albaner aus ihrer Verantwortung zu entlassen. Die nicht vorhandenenRahmenbed<strong>in</strong>gungen beh<strong>in</strong><strong>der</strong>n nämlich vorerst die (Wie<strong>der</strong>-)Herstellung e<strong>in</strong>er adäquatenInfrastruktur. Dadurch wie<strong>der</strong>um gibt es jedoch faktisch ke<strong>in</strong>e relevanten Tätigkeiten<strong>in</strong>ternationaler Investoren. Internationale wirtschaftliche Aktivitäten reduzieren sich <strong>der</strong>zeitnoch im wesentlichen auf die Ausbeutung von Bodenschätzen und auf e<strong>in</strong>zelne mitausländischen Mitteln durchgeführte Infrastrukturprojekte.Dennoch hat nach dem Ausbruch des Kosovo-Krieges die EU neuerliche Hilfszahlungen —e<strong>in</strong>erseits als humanitäre Hilfe für die Flüchtl<strong>in</strong>ge aus dem Kosovo, an<strong>der</strong>erseits für weiterewirtschaftliche Hilfe für das Land selbst — beschlossen. Mit <strong>in</strong>zwischen fast zehn MilliardenSchill<strong>in</strong>g seit 1991 ist die EU jedenfalls <strong>der</strong> wichtigste Geldgeber Albaniens. Die Weltbankwie<strong>der</strong>um sagte zuletzt Kredite <strong>in</strong> <strong>der</strong> Höhe von neun Millionen Dollar zur Verbesserung <strong>der</strong>Infrastruktur und die amerikanische New World Telecom e<strong>in</strong>e 325-Millionen-Dollar-Investition zum Ausbau des <strong>albanische</strong>n Telekommunikationsnetzes zu. Auch Italien istwie<strong>der</strong> bereit und gewillt, <strong>in</strong> Albanien e<strong>in</strong>e Führungsrolle zu übernehmen, und gründetedeshalb mit relevanten <strong>in</strong>ternationalen Partnern und Akteuren (23 <strong>Staat</strong>en und acht<strong>in</strong>ternationale Organisationen) unter Vorsitz <strong>der</strong> OSZE am 30. September 1998 e<strong>in</strong>e ArtKontakt-Gruppe ("Friends of Albania"), die die weitere Entwicklung des Balkanlandesunterstützen und koord<strong>in</strong>ieren und dadurch gleichzeitig verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n soll, daß die Situationneuerlich eskaliert.Italien beschloß Ende 1998 überdies, se<strong>in</strong>e Truppenstärke <strong>in</strong> Albanien zu verdoppeln, e<strong>in</strong>eBasis auf <strong>der</strong> Vlora vorgelagerten Insel Sazan e<strong>in</strong>zurichten und das Ausbildungsprogrammmit <strong>der</strong> <strong>albanische</strong>n Polizei auszubauen. Begründet wird dies mit <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>enVerantwortung für, aber auch dem beson<strong>der</strong>en Interesse an Albanien durch Italien. DieAlbanienpolitik ist dabei Teil und Fortsetzung <strong>der</strong> italienischen Balkanpolitik, die auf allen —auch militärischen Ebenen — e<strong>in</strong>e enge Vernetzung mit dem südosteuropäischen Raum sucht.Griechenland wie<strong>der</strong>um konzentriert se<strong>in</strong>e Bemühungen auf Südalbanien und setzt se<strong>in</strong>eSchwergewichte auf kulturelle Aspekte. Dah<strong>in</strong>ter steht das Ziel die griechische Volksgruppe<strong>in</strong> diesem Raum zu stärken. Bilaterale Spannungen zwischen Griechenland und Albanienhaben sich <strong>in</strong> letzter Zeit wohl auch deshalb entspannt, da e<strong>in</strong>erseits die sozialistischeRegierung wesentlich kooperativer als die Regierung Berisha ist, an<strong>der</strong>erseits e<strong>in</strong> Großteil <strong>der</strong>griechischen Volksgruppe es <strong>in</strong> den letzten Jahren vorgezogen hatte Albanien RichtungGriechenland zu verlassen. Nichtsdestotrotz stellt aber <strong>der</strong> griechische Generalkonsul e<strong>in</strong>enrelevanten — wenn auch etwas undurchsichtigen — Machtfaktor im Großraum Gjirokasterdar. Dies ermöglicht auch zahlreichen griechischen Firmen <strong>in</strong> diesem Raum wirtschaftlichaktiv zu werden. Notwendig wäre es aber auf alle Fälle, bilaterale und <strong>in</strong>ternationaleAktivitäten noch besser zu harmonisieren, um e<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>nvollen Beitrag zur positivenWeiterentwicklung Albaniens zu leisten. Notwendig wird es aber auch se<strong>in</strong>, zehn bis fünfzehnJahre Geduld zu haben und <strong>in</strong> dieser Zeit nachdrücklich die festgelegten Ziele zu verfolgen.Entscheidend für die weitere Entwicklung Albaniens wird es aber zweifelsohne se<strong>in</strong>, ob esgel<strong>in</strong>gt, daß die Albaner wie<strong>der</strong> Vertrauen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en mo<strong>der</strong>nen <strong>Staat</strong> gew<strong>in</strong>nen und e<strong>in</strong>epolitische, wirtschaftliche sowie soziale Perspektive erhalten. Dazu muß mittelfristig <strong>der</strong> <strong>Staat</strong>wie<strong>der</strong> die soziale und wirtschaftliche Kompetenz erlangen und auch die Gewalt wie<strong>der</strong>monopolisieren. All diese Bereiche liegen momentan <strong>in</strong> nicht unbeträchtlichem Ausmaß <strong>in</strong>den Händen prä- und poststaatlicher Elemente. Und auch das Geschwür <strong>der</strong> Korruption mußdurch transparente, professionelle und gut bezahlte Bürokratie und Sicherheitskräfteaufgebrochen werden. Aber selbst, wenn die <strong>albanische</strong> Politik die Zustände än<strong>der</strong>n will, wirdes unter diesen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen "mör<strong>der</strong>isch" schwer werden; realistischerweise istjedoch zu befürchten, daß sie diesbezüglich nichts o<strong>der</strong> wenig unternehmen wird, da sie


ereits Teil <strong>der</strong> organisierten Krim<strong>in</strong>alität ist und die politischen Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen nurdie oberflächlich sichtbaren Kämpfe um den Zugang zu Schaltzentren, die die eigene Machtund den eigenen Profit sicherstellen und unterstützen sollen, s<strong>in</strong>d. Wenn sich Albanien abernicht grundlegend wandelt, wird es noch Jahrzehnte Hort von Krim<strong>in</strong>ellen und Fluchtwilligenund damit e<strong>in</strong> Dauerproblem für Westeuropa bleiben.Zusammenfassung1997 brach die staatliche Ordnung <strong>in</strong> fast ganz Albanien völlig zusammen. Unruhen undPlün<strong>der</strong>ungen vor allem staatlicher E<strong>in</strong>richtungen stellten sich we<strong>der</strong> Polizei noch Armeeentgegen — ganz im Gegenteil. Vor allem Armee-E<strong>in</strong>richtungen waren bevorzugtes Ziel vonAusschreitungen, da die Bevölkerung darang<strong>in</strong>g, sich zu bewaffnen. Gleichzeitig setzte auche<strong>in</strong>e massive Flüchtl<strong>in</strong>gswelle vor allem nach Italien e<strong>in</strong>. Auslöser dafür war <strong>der</strong>Zusammenbruch dubioser Anlagefirmen, die sich <strong>in</strong> den vorangegangenen Jahren vonInvestitionsgeschäften zu Pyramidenspielen gewandelt hatten. Fast das gesamte Land hatte andiesen teilgenommen und damit e<strong>in</strong>en großen Teil des Volksvermögens krim<strong>in</strong>ellenOrganisationen <strong>in</strong> die Hände gespielt. Die wahre Intention, zum<strong>in</strong>dest <strong>der</strong> meisten Firmen, dasGeld möglichst <strong>in</strong>s Ausland zu transferieren und die Anleger zu betrügen, hatte nämlich fastniemand erkannt. Als diese Pyramidenspiele schließlich <strong>in</strong> sich zusammenfielen,verwandelten sich die Proteste <strong>der</strong> Geschädigten rasch zu e<strong>in</strong>em offenen Aufruhr gegen den<strong>Staat</strong>.Albanien war an politischen, ökonomischen, sozialen und moralischen Fehlern gescheitert.Das Land hatte es nicht geschafft, e<strong>in</strong> funktionsfähiges pluralistisches Parteiensystem zuetablieren, autokratische Herrschaftsformen mit demokratischen zu ersetzen, e<strong>in</strong>e nach außenlegitimierte, <strong>in</strong>nerlich gefestigte und nicht korrupte Exekutive zu etablieren, die Sicherheitdurch das Gewaltmonopol des <strong>Staat</strong>es zu gewährleisten und den breiten Massen nach Ende<strong>der</strong> kommunistischen Herrschaft soziale M<strong>in</strong>destsicherheit zu garantieren. Verschärfendwirkte überdies die aus verschiedenen Gründen nicht vorhandene nationale Identität. <strong>Der</strong>Zusammenbruch <strong>der</strong> Pyramidensysteme war nur <strong>der</strong> Auslöser für e<strong>in</strong>en sozialen Protest, <strong>der</strong>sich rasch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en politischen Aufstand wandelte und e<strong>in</strong> politisches Vakuum offenbarte. Als<strong>der</strong> — sowieso m<strong>in</strong>imale — präpolitische Konsens verloreng<strong>in</strong>g, verlor <strong>der</strong> <strong>Staat</strong> dasGewaltmonopol und zerbrach. Prä- und poststaatliche Strukturen hatten den <strong>Staat</strong> geschwächtund ihn, als er sich mit se<strong>in</strong>er staatlichen Macht gegen sie nicht mehr durchsetzen konnte,letztendlich gestürzt. Da <strong>der</strong> Situation <strong>in</strong> Albanien jedoch offensichtlich niemand mehr Herrwurde, sprachen sich sowohl Regierung als auch Aufständische für e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>ternationalenMilitär- und Polizeie<strong>in</strong>satz aus, um die öffentliche Ordnung wie<strong>der</strong>herzustellen.Europa hatte bis zum offenen Ausbruch des bewaffneten Konflikts die Albanienkrise nichto<strong>der</strong> kaum zur Kenntnis genommen. Mit unkontrollierter Hilfe vor allem von seiten <strong>der</strong> EUwurden die staatlichen Strukturen nur weiter geschwächt und prä-, vor allem aberpoststaatliche Gesellschaftselemente gestärkt. Nichtsdestotrotz entwickelten sich rasch klareVorstellungen über die Organisation e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternationalen Albanienhilfe: Neben e<strong>in</strong>erStabilisierungstruppe zur Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> öffentlichen Ordnung sollten vor allemF<strong>in</strong>anzhilfe und Unterstützung beim Aufbau demokratischer Strukturen geleistet werden. In<strong>der</strong> UN-Resolution 1101 wurde die Albanienkrise als Bedrohung <strong>der</strong> Sicherheit und desFriedens <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region charakterisiert und die Mitgliedstaaten autorisiert, e<strong>in</strong>e Mult<strong>in</strong>ationalProtection Force — unter <strong>der</strong> Führung Italiens — zur Sicherung humanitärer Hilfe und<strong>in</strong>ternationaler Organisationen nach Albanien zu entsenden. Nach Kapitel VII <strong>der</strong> UN-Chartawurde die Truppe auch zur Gewaltanwendung berechtigt, um gegebenenfalls die vorh<strong>in</strong>genannten Ziele bzw. die Sicherheit und Bewegungsfreiheit <strong>der</strong> MPF durchzusetzen.Gleichzeitig wurde e<strong>in</strong>e zivile OSZE-Präsenz <strong>in</strong> Albanien e<strong>in</strong>gerichtet, die den "coord<strong>in</strong>ationframework", den Rahmen für an<strong>der</strong>e <strong>in</strong>ternationale Organisationen, bieten sollte und überdies


demokratiepolitische Maßnahmen wie die Vorbereitung <strong>der</strong> geplanten Neuwahlen im Juniübernahm. Die EU wie<strong>der</strong>um leistete humanitäre und wirtschaftliche Hilfe.Die schließlich unter <strong>in</strong>ternationaler Aufsicht durchgeführten Parlamentswahlen bescherten<strong>der</strong> Sozialistischen Partei e<strong>in</strong>en fulm<strong>in</strong>anten Wahlsieg und <strong>der</strong> Demokratischen Partei e<strong>in</strong>ebittere Nie<strong>der</strong>lage. Von den 155 Abgeordneten stellen die Demokraten nur noch 23, dieSozialistische Partei 101, die Mitte-L<strong>in</strong>ks-Koalition <strong>in</strong>sgesamt jedoch deutlich über zweiDrittel <strong>der</strong> Abgeordneten, wodurch diese auch Verfassungsän<strong>der</strong>ungen beschließen kann.Internationale Beobachter beurteilten die Wahl zwar nicht als frei und fair, zum<strong>in</strong>dest aber alsunter den gegebenen Umständen akzeptabel. Nachdem Präsident Berisha zurückgetreten warund damit die Konsequenz aus <strong>der</strong> schweren Nie<strong>der</strong>lage <strong>der</strong> Demokratischen Partei gezogenhatte, wählte das Parlament den bisherigen Generalsekretär <strong>der</strong> Sozialistischen Partei, RexhepMejdani, zum neuen <strong>Staat</strong>spräsidenten. Neuer Regierungschef wurde Fatos Nano.Das <strong>in</strong>ternationale <strong>Krise</strong>nmanagement war nur e<strong>in</strong>e halbe Lösung gewesen, da mit e<strong>in</strong>erschwachen Schutztruppe e<strong>in</strong>e zu schnelle Parlamentswahl durchgeführt worden war undnunmehr die auf Grund <strong>der</strong> Eile nicht vorhandene detaillierte Planung für die Zeit nach denWahlen e<strong>in</strong> Zukunftsproblem darstellte. Die <strong>in</strong>nenpolitischen Ereignisse nach den Wahlenwurden dem freien Spiel <strong>der</strong> "demokratischen" Kräfte überlassen — <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Land ohnedemokratische Kultur. Damit war das <strong>Krise</strong>nmanagement zwar kurzfristig und oberflächlicherfolgreich, langfristig aber nicht. We<strong>der</strong> konnte <strong>der</strong> <strong>Staat</strong> <strong>in</strong>nerhalb ruhiggestellt, nochkonnten die Auswirkungen auf se<strong>in</strong> Umfeld nachhaltig bee<strong>in</strong>flußt werden. Als langfristigeHilfe hatte die <strong>in</strong>ternationale Geme<strong>in</strong>schaft unmittelbar nach den Parlamentswahlen sowohlf<strong>in</strong>anzielle Mitel für den Wie<strong>der</strong>aufbau <strong>der</strong> Wirtschaft, <strong>der</strong> Infrastruktur und <strong>der</strong> öffentlichenVerwaltung als auch Unterstützung bei <strong>der</strong> Entwicklung funktionsfähiger demokratischerStrukturen und Hilfe beim Aufbau adäquater Sicherheitsstrukturen zugesagt.Im Land selbst begannen die Speziale<strong>in</strong>heiten <strong>der</strong> Polizei gegen krim<strong>in</strong>elle Bandenvorzugehen und die wichtigsten Verkehrsachsen unter ihre Kontrolle zu br<strong>in</strong>gen. Ke<strong>in</strong>eswegsg<strong>in</strong>g die Polizei jedoch gegen die zumeist regional strukturierte und oft eng mit lokalenGrößen wie Politikern o<strong>der</strong> prästaatlichen Strukturen — den mächtigen Clans bzw. Familien— kooperierenden relevanten poststaatlichen Strukturen, gegen die organisierte Krim<strong>in</strong>alitätvor. <strong>Der</strong> <strong>albanische</strong> Polizeiapparat ist wie große Teile <strong>der</strong> öffentlichen Verwaltung undExekutive <strong>in</strong> weiten Teilen korrupt, demoralisiert und politisiert. Versuche, ihn zureorganisieren, führten nur <strong>in</strong> Teilen zum Erfolg, denn <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie g<strong>in</strong>g es den neuenMachthabern darum — zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> den Führungsschichten — die Parteigänger Berishas zuentfernen und sozialistische Parteianhänger e<strong>in</strong>zusetzen. Die alte <strong>albanische</strong> Regel, die eigeneKlientel zu versorgen, wurde damit wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>mal angewendet. Durch denRegierungswechsel kamen jedoch gleichzeitig Gruppen, die starke B<strong>in</strong>dungen zu prä- undpoststaatlichen Strukturen Südalbaniens haben, an die Macht und eröffneten diesen damitstaatliche sowie <strong>in</strong>ternationale Verb<strong>in</strong>dungen und Möglichkeiten.Die Demokratische Partei versuchte h<strong>in</strong>gegen unter allen Umständen, wie<strong>der</strong> an die Macht zukommen, und nutzte aus diesem Grund jede nur erdenkliche Möglichkeit, um gegen die neueRegierung zu protestieren und das Land zu destabilisieren, während ihre Abgeordnetengleichzeitig aus verschiedensten Gründen fast permanent das, wie sie es nennen, "Parlament<strong>der</strong> Kalaschnikows" boykottierten. Die Situation eskalierte schließlich, als im September 1998Azem Hajdari, führendes Mitglied <strong>der</strong> DP, von Unbekannten erschossen wurde. Anläßlichse<strong>in</strong>es Begräbnisses brachten Anhänger <strong>der</strong> DP verschiedene Regierungsgebäude, dasParlament und das staatliche Fernsehen <strong>in</strong> ihre Gewalt. Es war jedoch nur e<strong>in</strong> schlechtvorbereiteter, eher spontan und stümperhaft durchgeführter Putsch des gewaltbereiten,Berisha treu ergebenen harten Kerns <strong>der</strong> Demokratischen Partei gewesen, <strong>der</strong> beim erstenernsthaften Vorgehen <strong>der</strong> Polizei rasch <strong>in</strong> sich zusammenbrach. M<strong>in</strong>isterpräsident Fatos Nanotrat dennoch nach diesen Ereignissen zurück, da er sich auch <strong>in</strong>nerparteilich zunehmend nichtmehr durchsetzen konnte. Se<strong>in</strong> Nachfolger wurde <strong>der</strong> bisherige Generalsekretär <strong>der</strong>


Sozialistischen Partei, Pandeli Majko, <strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest vorerst noch als Hoffnungsträger für dieStärkung des <strong>albanische</strong>n <strong>Staat</strong>es und e<strong>in</strong>e Normalisierung <strong>der</strong> politischen Verhältnisseangesehen werden kann.Beson<strong>der</strong>e Bedeutung hatte auch die Ende November durchgeführte Abstimmung über dieneue <strong>albanische</strong> Verfassung. Bis zuletzt versuchte die DP, die Abstimmung zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n,und rief ihre Anhänger zum Boykott auf. Und obwohl sich trotzdem knapp über 50 Prozent<strong>der</strong> Wahlberechtigten, von denen wie<strong>der</strong>um 93 Prozent <strong>der</strong> neuen Verfassung zustimmten, amReferendum beteiligten, hat die Beteiligung damit nicht e<strong>in</strong>e Größenordnung erreicht, daß vone<strong>in</strong>em Grundkonsens <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft ausgegangen werden kann, wie man es sichnormalerweise von e<strong>in</strong>em grundlegenden Rechtsdokument e<strong>in</strong>es <strong>Staat</strong>es erwarten müßte.Nichtsdestotrotz trat die neue Verfassung Ende November 1998 <strong>in</strong> Kraft.Die Polarisation des Landes bleibt trotz e<strong>in</strong>zelner Versuche e<strong>in</strong>e Annäherung zwischen DPund SP zu <strong>in</strong>itiieren jedoch aufrecht — e<strong>in</strong> politischer Dialog kommt nicht zustande.Weiterh<strong>in</strong> verläuft e<strong>in</strong>e starke Trennl<strong>in</strong>ie nicht nur zwischen Nord- und Südalbanien, son<strong>der</strong>nauch durch die Köpfe <strong>der</strong> Albaner; das politische Denken wird von gut und böse, von Freundund Fe<strong>in</strong>d bestimmt. E<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames staatliches o<strong>der</strong> nationales Denken ist praktisch nichtvorhanden, und so steht das Interesse <strong>der</strong> eigenen Klientel im Vor<strong>der</strong>grund. Deutlich wirdauch, daß prästaatliche Strukturen bzw. familiäre Beziehungen ungebrochen e<strong>in</strong>eentscheidende Machtbasis darstellen. Die <strong>albanische</strong> Politik wird weniger von ideologischenGegensätzen als von den Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen e<strong>in</strong>zelner Clans und Familien sowie e<strong>in</strong>erTrennung <strong>in</strong> Nord- und Südalbanien, e<strong>in</strong>er Trennung zwischen Ghegen und Tosken,dom<strong>in</strong>iert. Aber auch poststaatliche Elemente, krim<strong>in</strong>elle Organisationen, stellen e<strong>in</strong>enwesentlichen Machtfaktor dar. Es ist zu befürchten, daß unter <strong>der</strong> Oberfläche sche<strong>in</strong>barerNormalität vor allem diese immer mehr Macht an sich ziehen werden. Je länger an diesemZustand nichts geän<strong>der</strong>t wird, um so stärker werden die Abhängigkeiten und Schuldigkeiten,die vor allem <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em so traditionalistischen Land wie Albanien auch ungleich schwererwie<strong>der</strong> zu lösen se<strong>in</strong> werden. Die Verflechtung prä-, post- und staatlicher Strukturen —e<strong>in</strong>es<strong>der</strong>, wenn nicht das Grundübel dieses Landes — bleibt bestehen, und vor allem die Bedeutungpoststaatlicher Akteure dürfte sehr zum Schaden des Landes, aber auch zum SchadenWesteuropas weiter steigen. Von Vorteil war die Schwäche Albaniens zuletzt nur, daAlbanien trotz zunehmend nationalistischerer Töne im Zuge <strong>der</strong> Kosovokrise problemlos <strong>in</strong>die westliche Strategie e<strong>in</strong>gefügt werden konnte.Die <strong>in</strong>ternationale Geme<strong>in</strong>schaft hat im wesentlichen drei zukünftigeHandlungsmöglichkeiten: entwe<strong>der</strong> das Land se<strong>in</strong>em Schicksal zu überlassen und nach außenabzuschirmen, um Menschen-, Drogen- und Waffenschmuggel möglichst h<strong>in</strong>tanzuhalten, diebisherige Politik im wesentlichen fortzusetzen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Protektorat zu errichten. Vor allemItalien ist dabei wie<strong>der</strong> bereit und gewillt, e<strong>in</strong>e Führungsrolle zu übernehmen, und gründetedeshalb Ende September 1998 mit relevanten <strong>in</strong>ternationalen Partnern und Akteuren (23<strong>Staat</strong>en und acht <strong>in</strong>ternationale Organisationen) unter Vorsitz <strong>der</strong> OSZE e<strong>in</strong>e Art Kontakt-Gruppe ("Friends of Albania"), die die weitere Entwicklung des Balkanlandes unterstützenund koord<strong>in</strong>ieren und dadurch gleichzeitig verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n soll, daß die Situation neuerlicheskaliert.Über den Autor:Herwig Jedlaucnik, geboren 1969 <strong>in</strong> Klagenfurt, Politik- und Militärwissenschafter, ist seit1999 Hauptreferatsleiter Konfliktanalyse und <strong>Krise</strong>nmanagement am Institut fürInternationale Friedenssicherung an <strong>der</strong> Landesverteidigungsakademie Wien. Se<strong>in</strong>Hauptforschungsgebiet: Konfliktanalyse und <strong>Krise</strong>nmanagement <strong>in</strong> Südosteuropa. <strong>Der</strong> Autorwar zuvor zehn Jahre Berufssoldat und diente dabei nach Absolvierung <strong>der</strong> Militärakademie<strong>in</strong> <strong>der</strong> Aufklärungs-, Jäger- und Jagdkommandotruppe. Gleichzeitig absolvierte er das


Studium <strong>der</strong> Geschichts- und Politikwissenschaften, das er 1996 abschloß. 1997/98 arbeiteteer am Institut für strategische Forschung und 1998/99 als Political Analyst für die EuropeanCommunity Monitor<strong>in</strong>g Mission. Für die vorliegende Studie hielt sich <strong>der</strong> Autor 1997 und1998 mehrere Monate lang <strong>in</strong> Albanien auf.<strong>Der</strong> Verfasser dankt zahlreichen Freunden, Kameraden und Kollegen für ihre kritischeDurchsicht des Manuskripts und konstruktiven Diskussionen. Weitere Kommentare,Anregungen und Kritiken schreiben Sie bitte an den Verfasser.Herwig JedlaucnikInstitut für Internationale FriedenssicherungLandesverteidigungsakademieStiftgasse 2aA-1070 WIENAnmerkungen1. Austria Presse Agentur (APA) 605 vom 13.3.1997.2. Siehe detaillierter beispielsweise Michael Schmidt-Neke: Geschichtliche Grundlagen.In: Grothusen, Klaus-Detlev (Hrsg.): Albanien (Südosteuropa-Handbuch, Bd. VII,Gött<strong>in</strong>gen 1993).3. Gesetz über den Völkermord und die Verbrechen gegen die Menschlichkeit, diewährend <strong>der</strong> kommunistischen Herrschaft aus politischen, ideologischen undreligiösen Beweggründen begangen wurden, vom 22.9.1995 und das Gesetz über dieKontrolle des Ansehens von Amtsträgern und an<strong>der</strong>er Personen, die mit dem Schutzdes demokratischen <strong>Staat</strong>es zu tun haben, vom 30.11.1995.4. 1996 wurden beispielsweise 35 Kandidaten <strong>der</strong> Sozialisten von den Parlamentswahlenausgeschlossen (Boyne, Sean: Albanian communists pay<strong>in</strong>g for the past. In: Jane`sIntelligence Review 10/1996, 439).5. Gashi, Dardan; Ste<strong>in</strong>er, Ingrid: Albanien: archaisch, orientalisch, europäisch (Wien1994), 66.6. Ebd., 82-84.7. südlich des Shkumb<strong>in</strong> die Devoll-Kultur, nördlich davon die Mat-Kultur.8. Patril<strong>in</strong>ear strukturierte, komplexe Familienform.9. Kaser, Karl: Jede Menge Familie. <strong>Der</strong> patriarchale Haushalt imMo<strong>der</strong>nisierungsprozeß. In:: Eberhart, Helmut; Kaser, Karl (Hg.): Albanien:Stammesleben zwischen Tradition und Mo<strong>der</strong>ne (Wien, Köln 1995).10. Gashi, Dardan; Ste<strong>in</strong>er, Ingrid: Albanien: archaisch, orientalisch, europäisch (Wien1994), 69.11. Ebd.12. Schwandner, Stephanie: Freund, Fe<strong>in</strong>d und Ehre. In: Eberhart, Helmut; Kaser, Karl(Hg.): Albanien: Stammesleben zwischen Tradition und Mo<strong>der</strong>ne (Wien, Köln 1995),118.13. Dabei ist <strong>in</strong> Nordalbanien <strong>der</strong> Dukagj<strong>in</strong>i-Kanun, <strong>in</strong> Südostalbanien <strong>der</strong> Korces-Kanunund <strong>in</strong> Südwestalbanien <strong>der</strong> Vlores-Kanun von beson<strong>der</strong>er Relevanz.14. Siehe beispielsweise die Darstellung <strong>der</strong> heutigen Anwendung des Kanun von LekDukagj<strong>in</strong>i: Del Re, Emmanuela; Gust<strong>in</strong>cich, Franz: Pane, sale e cuore (Lecce 1993).15. Schwandner, Stephanie: Freund, Fe<strong>in</strong>d und Ehre. In: Eberhart, Helmut; Kaser, Karl(Hg.): Albanien: Stammesleben zwischen Tradition und Mo<strong>der</strong>ne (Wien, Köln 1995),130.16. Ebd.17. Die von Sali Berisha dom<strong>in</strong>ierten Machtstrukturen s<strong>in</strong>d aber nicht durch se<strong>in</strong>en Clan— <strong>der</strong> an sich selbst <strong>in</strong> Nordalbanien von untergeordneter Bedeutung ist — erklärbar.


Vielmehr hatte Berisha e<strong>in</strong> Patronagesystem aufgebaut <strong>in</strong> dem natürlich se<strong>in</strong>eFamilienmitglie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Rolle spielten. Daher befand und bef<strong>in</strong>det sich se<strong>in</strong>zentraler Machtbereich auch nicht im Raum Tropoja (Heimatort) bzw. Purka(Hauptsiedlungsgebiet <strong>der</strong> Berishas), son<strong>der</strong>n <strong>in</strong> Shko<strong>der</strong>. Tropoja beispielsweise wirdvom verfe<strong>in</strong>deten und sozialistischen Haklaj-Clan dom<strong>in</strong>iert.18. <strong>Der</strong> Rhe<strong>in</strong>ische Merkur vom 2.9.1994, Nachts kommt <strong>der</strong> Schmuggler über den See;Vgl. auch Die Presse vom 2.4.1997, Die <strong>albanische</strong> Ratlosigkeit. Ursachen und Folgendes Chaos.19. <strong>Der</strong> Spiegel 12/1997, Selbstmord e<strong>in</strong>er Nation, 148.20. Schwandner, Stephanie: Freund, Fe<strong>in</strong>d und Ehre. In: Eberhart, Helmut; Kaser, Karl(Hg.): Albanien: Stammesleben zwischen Tradition und Mo<strong>der</strong>ne (Wien, Köln 1995),128.21. Gashi, Dardan; Ste<strong>in</strong>er, Ingrid: Albanien: archaisch, orientalisch, europäisch (Wien1994), 66.22. Milivojevic´, Marko: The "Balkan Medell<strong>in</strong>". In: Jane`s Intelligence Review 2/1995,68-69.23. Dazu wurden die vorhandenen prästaatlichen Strukturen zwischen Albanern diesseitsund jenseits (v.a. <strong>in</strong> Montenegro) <strong>der</strong> Grenze genutzt.24. Karpati-Clan.25. NZZ vom 8.1.1998: Berat kehrt zur Normalität zurück.26. "Das Geschäft mit <strong>der</strong> Prostitution war nur <strong>der</strong> Anfang". Italiens oberster Mafia-Jäger,Piero Luigi Vigna, über die Auswirkungen <strong>der</strong> <strong>albanische</strong>n Wirren auf das organisierteVerbrechen. In: Die Weltwoche vom 3.4.1997.27. <strong>Der</strong>zeit arbeiten ungefähr 30.000 Albaner<strong>in</strong>nen als Prostituierte <strong>in</strong> Europa (AlbanianNational Human Development Report 1998, 8).28. Albanian Daily News vom 21./22.6.1997: Albanian Mafia circulates Dollar 7.7 bn,says study.29. Schmidt-Neke, Michael: Die <strong>albanische</strong>n Parlamentswahlen vom 26. Mai 1996:Geburtsstunde e<strong>in</strong>es autoritären Systems? In: Südosteuropa 8/1996, 567-588.30. Archiv <strong>der</strong> Gegenwart vom 16.6.1996, Albanien, 41152.31. Archiv <strong>der</strong> Gegenwart vom 20.10.1996, Albanien, 41523.32. Mitte des Jahres hatten IWF und Weltbank h<strong>in</strong>gegen Albanien noch als "textbookexample of transition management" bezeichnet (EuromoneyPublications/Central/Eastern Europe vom 29.5.1996: A textbook example <strong>in</strong>transitional management).33. Xhudo, Guz: What brought anarchy to Albania? In: Jane`s Intelligence Review6/1997, 262.34. APA 218 vom 14.3.1997.35. Gjergj, Pilika: Is the pyramid scheme dangerous? In: Albanian Observer 10/1996, 1.36. Albanian National Human Development Report 1998, 21.37. Mappes-Niediek, Norbert: Mafiosi, Schieber und Betrüger. In: Die Zeit vom21.2.1997.38. So erfolgte beispielsweise die Motorisierung Albaniens — immerh<strong>in</strong> stieg die Anzahl<strong>der</strong> Privatautos <strong>in</strong>nerhalb von sechs Jahren von zirka 5.000 auf 500.000 an — großteils(nach <strong>albanische</strong>n Quellen über 80 Prozent) durch <strong>in</strong> Westeuropa gestohleneFahrzeuge (Albanian love affair with German luxury cars. In: Albanian Observer5/1997, 30.39. Economy "beat<strong>in</strong>g" politics. In: Albanian Observer 11/1996, 3. Vgl. auch Stefani,Andrea: Banks betray usuries. In: Albanian Observer 1/1997, 6.40. Albanian National Human Development Report 1998, 20.


41. Reuters News Service vom 27.1.1997: Chronology of events <strong>in</strong> Albanian pyramidscandal.42. Gjergj, Pilika: Apocalypse now. In: Albanian Observer 1/1997, 3.43. Chronology of the ma<strong>in</strong> events <strong>in</strong> the scandal. In: Albanian Observer 2/1997, 3.44. Archiv <strong>der</strong> Gegenwart vom 26.1.1997, Albanien, 41759.45. Interview des Verfassers mit Seit Hasani (Dep. Director of Defence Policy/M<strong>in</strong>istry ofDefence Albania) am 20.10.1997 <strong>in</strong> Reichenau.46. APA 188 vom 3.3.1997.47. Albanian National Human Development Report 1998, 7.48. APA 433 vom 7.3.1997.49. Unveröffentlichte Unterlage <strong>der</strong> OSZE für Wahlbeobachter.50. Siehe dazu auch: Pettifer, James: The rise of the Kleftocracy. In: The World Today1/1997, 13-15.51. Albanian National Human Development Report 1998, 28.52. Chronology of the ma<strong>in</strong> events <strong>in</strong> the scandal. In: Albanian Observer 2/1997, 3.53. Interview mit Fatos Nano vom 27.8.1997, zitiert <strong>in</strong>: Almond, Mark: Kehrtwendung <strong>in</strong>Albanien. In: Europäische Rundschau 4/1997, 84.54. Chronology of the ma<strong>in</strong> events <strong>in</strong> the scandal. In: Albanian Observer 2/1997, 3.55. Kaser, Karl: Hirten, Kämpfer, Stammeshelden. Ursprünge und Gegenwart desbalkanischen Patriarchats (Wien 1992).56. Eberhart, Helmut; Kaser, Karl (Hg.): Albanien: Stammesleben zwischen Tradition undMo<strong>der</strong>ne (Wien 1995)57. Chronology of the ma<strong>in</strong> events <strong>in</strong> the scandal. In: Albanian Observer 2/1997, 3-5.58. Archiv <strong>der</strong> Gegenwart vom 27.1.1997, Albanien, 41760.59. Chronology of the ma<strong>in</strong> events <strong>in</strong> the scandal. In: Albanian Observer 2/1997, 5.60. Archiv <strong>der</strong> Gegenwart vom 27.2.1997, Albanien, 41843-41844.61. Archiv <strong>der</strong> Gegenwart vom 12.3.1997, Albanien, 41871.62. APA 382 vom 20.2.1997.63. APA 188 vom 3.3.1997.64. Schwandner, Stephanie: Freund, Fe<strong>in</strong>d und Ehre. In: Eberhart, Helmut; Kaser, Karl(Hg.): Albanien: Stammesleben zwischen Tradition und Mo<strong>der</strong>ne (Wien, Köln 1995),118.65. Die Presse vom 2.4.1997: Die <strong>albanische</strong> Ratlosigkeit. Ursachen und Folgen desChaos.66. So waren zwischen 1992 und 1996 angeblich 13.000 Offiziere aus <strong>der</strong> Armeeentlassen worden (BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe & Balkans vom18.12.1998: Albania: Defence budget faces cuts <strong>in</strong> 1999).67. Kocia, Xhevat: Interview. In: Albanian Daily News vom 9.5.1997: Berisha gaveweapons to us to make a civil war.68. "<strong>Der</strong> bewaffnete Konflikt ist jegliche Manifestation von Machtwi<strong>der</strong>sprüchenzwischen politischen Geme<strong>in</strong>schaften, die durch den E<strong>in</strong>satz von bewaffneten Kräftengekennzeichnet ist." (Gustenau, Gustav E.: Zum Begriff des bewaffneten Konflikts.In: ÖMZ 1/1992, 45).69. Gazeta Shqiptare vom 30.1.1998. In: BBC Monitor<strong>in</strong>g Summary of World Broadcastsvom 2.2.1998: Large quantities of army`s mercury may have been sold to Iraq. Vgl.auch Albanian Daily News vom 13.5.1997: Albania has sold 100.000 AK-47s, sayspaper.70. Die Zeit vom 21.3.1997, E<strong>in</strong> Land aus an<strong>der</strong>er Zeit.71. Almond, Mark: Kehrtwendung <strong>in</strong> Albanien. In: Europäische Rundschau 4/1997, 83.72. 1997 wurde Mord zum weitverbreitetsten Gewaltverbrechen, konkret 51 Prozent.Immerh<strong>in</strong> weitere 33 Prozent entfielen auf Mordversuch. Vor allem <strong>in</strong> Vlora, aber


auch <strong>in</strong> Tirana und den an<strong>der</strong>en größeren Städten erreichte die Mordrate bisherunvorstellbare Ausmaße (Albanian National Human Development Report 1998, 41).73. <strong>Der</strong> Spiegel 12/1997, Selbstmord e<strong>in</strong>er Nation, 149.74. Almond, Mark: Kehrtwendung <strong>in</strong> Albanien. In: Europäische Rundschau 4/1997, 82-85.75. APA 266 vom 3.3.1997.76. APA 057 vom 6.3.1997.77. APA 709 vom 4.3.1997.78. Chronology of unrest. In: Albanian Observer 3-4/1997, 3.79. APA 552 und 588 vom 3.3.1997.80. APA 175 vom 2.3.1997.81. APA 588 vom 3.3.1997.82. Chronology of unrest. In: Albanian Observer 3-4/1997, 3.83. <strong>Der</strong> Standard vom 5.3.1997, Albanische Rebellen stürmen Mar<strong>in</strong>estützpunkt.84. Chronology of unrest. In: Albanian Observer 3-4/1997, 5-6.85. <strong>Der</strong> Standard vom 8./9.3.1997, Weiter Patt zwischen Albaniens <strong>Staat</strong>schef undAufständischen.86. Chronology of unrest. In: Albanian Observer 3-4/1997, 6.87. APA 646 vom 11.3.1997.88. Siehe Military Balance 1996/1997.89. NZZ vom 15.3.1997, Anarchie <strong>in</strong> Albanien.90. Archiv <strong>der</strong> Gegenwart vom 12.3.1997, Albanien, 41870.91. Archiv <strong>der</strong> Gegenwart vom 12.3.1997, Albanien, 41875-41876.92. APA 687 vom 11.3.1997.93. APA 729 vom 11.3.1997 und APA 042 vom 13.3.1997.94. Am 12. März wurden zeitgleich und offensichtlich organisiert verschiedeneWaffenlager geplün<strong>der</strong>t.95. APA 162 vom 12.3.1997.96. APA 605 vom 13.3.1997.97. Die Zeit vom 21.3.1997, E<strong>in</strong> Land aus an<strong>der</strong>er Zeit.98. APA 354 vom 19.3.1997.99. Manousakis, Gregor M.: Vor e<strong>in</strong>em Dritten Balkankrieg? In: Europäische Sicherheit.Vgl. auch Schmidt-Neke, Michael; Schwierige Nachbarschaft: Albanien zwischenGriechenland und Makedonien. In: Südosteuropa 11-12/1994, 682-683.100. Hoppe, Hans Joachim: Bedrohungs- und Sicherheitsperzeption <strong>in</strong> Albanien(Aktuelle Analysen des Bundes<strong>in</strong>stituts für ostwissenschaftliche und <strong>in</strong>ternationaleStudien 49/1993), 5.101. Detailliert: Jedlaucnik, Herwig; Die Mission Alba. Europäisches<strong>Krise</strong>nmanagement im Land <strong>der</strong> Skipetaren. In: Österreichische MilitärischeZeitschrift (ÖMZ) 4/1999, 425-432102. APA 655 vom 3.4.1997.103. <strong>Der</strong> Standard vom 12./13.4.1997, Albaner-Schutztruppe wird nicht entwaffnen.104. Quelle: OSZE.105. APA 665 vom 3.4.1997.106. Vranitzky, Franz: Erklärung vor dem Hauptausschuß des Nationalrates am22.4.1997. In: Parlamentskorrespondenz vom 23.4.1997.107. Grubmayer, Herbert: Versuch <strong>der</strong> Stabilisierung nach dem Pyramidenspiel.Vortrag vom 3.3.1998 <strong>in</strong> Wien.108. Shehu, Tritan (Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> DP); zitiert <strong>in</strong> APA 578 vom 25.4.1997.109. Grubmayer, Herbert: Versuch <strong>der</strong> Stabilisierung nach dem Pyramidenspiel.Vortrag vom 3.3.1998 <strong>in</strong> Wien.


110. APA 273 vom 8.5.1997.111. Grubmayer, Herbert: Stabilität <strong>in</strong> Albanien — <strong>der</strong> europäische Beitrag. Vortragvor <strong>der</strong> Bundesakademie für Sicherheitspolitik am 11.12.1997 <strong>in</strong> München.112. Vranitzky, Franz: Erläuterungen im Zuge e<strong>in</strong>es "SicherheitspolitischenMe<strong>in</strong>ungsaustauschs über <strong>Krise</strong>nmanagement am Beispiel Südosteuropa" am21.4.1998 <strong>in</strong> Wien.113. Babbit, Eileen; Sussk<strong>in</strong>d, Lawrence: Overcom<strong>in</strong>g the obstacles to effectivemediation of <strong>in</strong>ternational disputes. In: Bercovitch, Jacob; Rub<strong>in</strong>, Jeffrey Z. (Hg.):Mediation <strong>in</strong> <strong>in</strong>ternational relations: Multiple approaches to conflict management, 48.114. APA 570 vom 9.5.1997.115. NZZ vom 10.5.1997, Wahlen <strong>in</strong> Albanien am 29. Juni.116. APA 260 vom 14.5.1997.117. Bullet<strong>in</strong> EU 5-1997 Geme<strong>in</strong>same Außen- und Sicherheitspolitik (4/16). In:http://europa.eu.<strong>in</strong>t./abc/doc/off/ bull/de/9705/p104004.htm.118. Grubmayer, Herbert: Stabilität <strong>in</strong> Albanien — <strong>der</strong> europäische Beitrag. Vortragvor <strong>der</strong> Bundesakademie für Sicherheitspolitik am 11.12.1997 <strong>in</strong> München.119. APA 285 vom 22.5.1997.120. Schreiben von Brian Pridham an Gerard Stoudmann. In: Gazeta Shqiptare vom14.6.1997, Zgjedhje gjysem te gateshme.121. Grubmayer, Herbert: Stabilität <strong>in</strong> Albanien — <strong>der</strong> europäische Beitrag. Vortragvor <strong>der</strong> Bundesakademie für Sicherheitspolitik am 11.12.1997 <strong>in</strong> München.122. Quelle: BmaA.123. APA 659 vom 18.6.1997.124. APA 654 vom 4.6.1997.125. <strong>Der</strong> Standard vom 6.6.1997: Auf <strong>der</strong> Suche nach Sündenböcken. Vgl. auchAlbanian Daily News vom 9.6.1997: Seven explosions last week <strong>in</strong> Tirana.126. Quellenkritisch anzumerken ist aber, daß dem Hels<strong>in</strong>ki-Komitee auch Albanerangehören, <strong>der</strong>en Zielsetzungen undurchsichtig s<strong>in</strong>d. Jedenfalls s<strong>in</strong>d die Berichte desHels<strong>in</strong>ki-Komitee DP-lastig.127. APA 500 vom 4.6.1997.128. APA 507 vom 17.6.1997.129. APA 655 vom 18.6.1997.130. APA 158 vom 22.6.1997.131. APA 472 vom 23.6.1997.132. APA 233 vom 24.6.1997.133. APA 413 vom 27.6.1997.134. APA 097 vom 25.6.1997.135. Vgl. http://194.108.154.175/<strong>in</strong>st/secret/missions/albania.htm.136. Grubmayer, Herbert: Versuch <strong>der</strong> Stabilisierung nach dem Pyramidenspiel.Vortrag vom 3.3.1998 <strong>in</strong> Wien.137. Grubmayer, Herbert: Stabilität <strong>in</strong> Albanien — <strong>der</strong> europäische Beitrag. Vortragvor <strong>der</strong> Bundesakademie für Sicherheitspolitik am 11.12.1997 <strong>in</strong> München.138. APA 444 vom 30.6.1997.139. Vgl. http://194.108.154.175/<strong>in</strong>st/secret/missions/albania.htm.140. APA 200 vom 29.6.1997.141. APA 542 vom 1.7.1997.142. Berisha, Sali: Statement to Radio Koha von 30.6.1997.143. APA 527 vom 1.7.1997.144. Beispielsweise Innenm<strong>in</strong>ister Belul Celo, Polizeichef Agim Shehu, <strong>der</strong>Kommandant <strong>der</strong> Republikanischen Garde, Xhait Xhaferri (Albanian Daily News vom2.7.1997: Top police chief fled Albania after Democrat`s defeat), mehrere hohe


Offiziere des Geheimdienstes Shik — <strong>der</strong>en Chef Bashkim Gazidede bereits vorMonaten geflohen war — sowie e<strong>in</strong>ige Richter und <strong>Staat</strong>sanwälte (APA 185 vom1.7.1997).145. Albanien. In: Archiv <strong>der</strong> Gegenwart vom 24.7.1997, 42201.146. Reuters News Service vom 2.7.1997: Albanian president confronts PM onsecurity forces.147. Interviews des Verfassers mit OSZE-Wahlbeobachtern, 29. und 30.6.1997.148. Zuletzt wurde Leka mit Teilen <strong>der</strong> UCK (bzw. <strong>der</strong>en rechten Flügel) <strong>in</strong> engeVerb<strong>in</strong>dung gebracht. Ob es sich dabei aber nur um wirtschaftliche Kontakte (Leka istWaffenhändler) o<strong>der</strong> aber auch um politische Zukunftspläne handelt, ist noch nichtsicher zu beantworten.149. APA 009 vom 7.7.1997.• Albanien. In: Archiv <strong>der</strong> Gegenwart vom 24.7.1997, 42202.• APA 005 vom 8.7.1997.• APA 479 vom 23.7.1997.• United Nations Development Program.• Albanian National Human Development Report 1998, 48.• APA 525 vom 23.7.1997.• APA 028 vom 10.8.1997.• APA 482 vom 12.8.1997.• Jane`s Defence Weekly vom 20.8.1997: Force withdraws f<strong>in</strong>al personnel fromAlbania.• APA 542 vom 12.8.1997. Vgl. auch APA 011 vom 15.8.1997.• APA 189 vom 9.7.1997.• <strong>Der</strong> Standard vom 10.7.1997: Paketlösung für Albanien <strong>in</strong> Vorbereitung. Vgl. auchAPA 462 vom 16.7.1997.• APA 423 vom 31.7.1997.• APA 123 vom 30.7.1997.• APA 057 vom 28.9.1997.• Reuters News Service vom 31.7.1997: Konferenz stellt Bed<strong>in</strong>gungen für Albanien-Hilfe.• APA 285 vom 2.10.1997.• APA 508 vom 17.10.1997.• APA 618 vom 17.10.1997.• Albanische Blätter 1/1998: Orden für Vranitzky.• The World Bank Group: Albania. In:http://www.worldbank.org/html/extdr/offrep/eca/alb2.htm.• APA 579 vom 22.10.1997.• APA 655 vom 22.10.1997.• APA 508 vom 17.10.1997.• APA 435 vom 17.7.1997.• European Community Monitor<strong>in</strong>g Mission• OSZE-Newsletter 4/1998: Die OSZE-Präsenz <strong>in</strong> Albanien: "E<strong>in</strong>e beachtlicheErfolgsstory".• APA 285 vom 2.10.1997.• APA 509 vom 16.7.1997.• APA 45 vom 7.4.1998.• BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe & Balkans vom 20.7.1998: Albania: NATOto cont<strong>in</strong>ue assist<strong>in</strong>g Albanian army: In: Albania: A case study <strong>in</strong> the practical


implementation of Partnership for Peace. In:http://www.nato.<strong>in</strong>t/docu/review/1998/9802-07.htm.• APA 176 vom 28.3.1998.• BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe & Balkans vom 1.3.1999: Albania:Parliament approves military agreement with Turkey.• BBC Monitor<strong>in</strong>g Summary of World Broadcoasts vom 3.4.1998: Albania: M<strong>in</strong>istersmeets Turkish military delegation.• BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe & Balkans vom 30.12.1998: Albania:Turkey, Italy to help rebuild Republican Guard; BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: CentralEurope & Balkans vom 2.6.1999: Albania: Turkish army beg<strong>in</strong>s tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g AlbanianRepublic Guards.• Griechenland ist hauptsächlich <strong>in</strong> den Bereichen Erziehung, Kultur und Religion tätig.In <strong>der</strong> Sicherheitspolitik setzt es se<strong>in</strong> Schwergewicht im Bereich <strong>der</strong> <strong>albanische</strong>nPolizeikräfte.• Athens News Agency (ANA)vom 11.2.1998: Albania: Greek force <strong>in</strong> Albania willstay.• BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe & Balkans vom 1.1.1999: Albania: GreekDefence M<strong>in</strong>ister hands over 1M dollars <strong>in</strong> aid for army.• Jane`s Information Group vom 1.2.1998: Albania: Po<strong>in</strong>ters-rivals courted to helprebuild discredited army.• Vgl. auch ASMZ 12/1998; Italien: Hilfeleistung <strong>der</strong> italienischen Streitkräfte <strong>in</strong>Albanien.• Die Ostzusammenarbeit (OZA) des Bundeskanzleramtes mit Albanien(unveröffentlichtes Arbeitspapier, Juli 1998).• Vranitzky wurde von 78 Parlamentariern aus Albanien, Mazedonien und Bulgarien fürse<strong>in</strong> erfolgreiches Wirken als OSZE-Son<strong>der</strong>beauftragter für Albanien am 28. Oktoberbeim Nobel-Komitee für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen.• APA 094 vom 28.10.1997.• Vranitzky, Franz: Interview im ORF-Mittagsjournal am 30.10.1997, zitiert <strong>in</strong>: APA464 vom 30.10.1997.• Wie Mitte 1996, als <strong>der</strong> IWF und die Weltbank Albanien als "textbook example oftransition management" bezeichneten.• Vranitzky, Franz: Interview im ORF-Mittagsjournal am 30.10.1997, zitiert <strong>in</strong>: APA464 vom 30.10.1997• APA 097 vom 5.8.1997.• <strong>Der</strong> Standard vom 13.10.1997: Albaniens Polizei greift durch.• Insgesamt kamen im Zuge <strong>der</strong> Unruhen 1997 ungefähr 2.000 Menschen ums Leben(Albanian National Human Development Report 1998, 36).• NZZ vom 8.1.1998: Berat kehrt zur Normalität zurück.• APA-OTS 120 vom 10.9.1997. Vgl. auch APA 569 vom 10.9.1997.• Die Presse vom 20.4.1998: Maultiere und die Polizei.• Dieser Raum wird auch von Albanern als "outlaw area" bezeichnet.• Diese Berichte wurden auch bei e<strong>in</strong>er Fact f<strong>in</strong>d<strong>in</strong>g-Mission im August/September1998 durch zahlreiche <strong>albanische</strong> und <strong>in</strong>ternationale Gesprächspartner sowiepersönliche E<strong>in</strong>drücke bestätigt.• Reuters News Service vom 12.8.1998: Albania: Ethnic Albanians f<strong>in</strong>d back door toWestern Europe.• Die Hauptdrogenroute verläuft <strong>der</strong>zeit vom Iran und <strong>der</strong> Türkei kommend überBulgarien und Mazedonien, die Nebenroute über Griechenland nach Albanien.• Interview des Verfassers mit Rebani Memushi (Polizeidirektor von Vlora), 27.8.1998<strong>in</strong> Vlora, sowie mit Ali Lacaj (Präfekt von Shko<strong>der</strong>), 26.8.1998 <strong>in</strong> Shko<strong>der</strong>.


• Anfang April 1998 gab Innenm<strong>in</strong>ister Neritan Ceka bekannt, daß <strong>in</strong> den vergangenenacht Monaten — also seit <strong>der</strong> Machtübernahme durch die Sozialisten — 75 Polizistenvon Krim<strong>in</strong>ellen ermordet und 160 weitere verletzt worden waren.• BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe & Balkans vom 9.1.1998: Politicians,policemen call for bill to protect police.• BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe & Balkans vom 22.7.1998: Albania: Specialtroops protest at low salaries, difficult conditions.• Albanian Telegraphic Agency (ATA) vom 15.2.1999: Albania: Ships of navy districtresume sea patrol.• Jane`s Intelligence review 11/1997: Albania: Po<strong>in</strong>ters - Albania - Albanian highcommand forces new officer purge.• Siehe beispielsweise APA 397 vom 22.8.1997. Vgl. auch APA 396 vom 3.9.1997.• APA 108 vom 17.1.1998.• APA 483 vom 16.1.1998.• Siehe auch British Hels<strong>in</strong>ki Human Rights Group: Albania 1997: Politics and Purges.In: http://www.bhhrg.org/albania/albania 1997/judiciary.ht. Obwohl die BritishHels<strong>in</strong>ki Human Rights Group auf Grund ihrer rechts-konservativen Grundhaltung(zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> ihrer Albanienberichterstattung) nur e<strong>in</strong>e bed<strong>in</strong>gt objektive Quelle ist,bestätigen auch an<strong>der</strong>e Beobachter <strong>in</strong> diesem Aspekt ihre Beurteilungen. Vgl. auchInterviews des Verfassers mit Vertretern diverser <strong>in</strong>ternationaler organisationen undAkteure, August/September 1998 <strong>in</strong> Tirana.• British Hels<strong>in</strong>ki Human Rights Group: Information and the media face new controls.In: http://www.bhhrg.org/albania/albania 1997/media.ht.• Zuletzt gab es erfreulicherweise Anzeichen für e<strong>in</strong>e regierungsunabhängigereBerichterstattung des staatlichen Sen<strong>der</strong>s.• Interview des Verfassers mit Remzi Lani (Albanian media <strong>in</strong>stitute), 25.8.1998 <strong>in</strong>Tirana.• Interviews des Verfassers mit Vertretern des Albanian NGOs Forum und Remzi Lani(Albanian Media Institute), 25.08.1998 <strong>in</strong> Tirana sowie mit Nikolle Lesi (Koha Jone),28.8.1998 <strong>in</strong> Tirana.• APA 624 vom 19.9.1997.• APA 024 vom 21.9.1997.• APA 179 vom 21.9.1997.• APA 323 vom 20.9.1997.• APA 311 vom 21.9.1997.• APA 532 vom 22.9.1997.• APA 442 vom 20.10.1997.• Orden für Vranitzky. In: Albanische Blätter 1/1998, 15.• BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe & Balkans vom 16.1.1998: Daily accusessocialists of organiz<strong>in</strong>g crime, terrorism.• BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe and Balkans vom 9.1.1998: ConstitutionalCommittee official says go<strong>in</strong>g slow for opposition to catch up.• APA 168 vom 16.1.1998.• APA 699 vom 21.1.1998.• An<strong>der</strong>en Quellen zufolge hatte es sich nur um zirka 30 Personen gehandelt (Interviewdes Verfassers mit OSZE-Vertretern am 26.8.1998 <strong>in</strong> Shko<strong>der</strong>).• APA 005 vom 23.2.1998. Vgl. auch APA 256 vom 24.2.1998.• NZZ vom 25.2.1998, Verhärtete Fronten <strong>in</strong> Albanien.• APA 208 und 598 vom 25.2.1998.• APA 150 vom 26.2.1998.• Beispielsweise APA 329 vom 3.9.1998.


• BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe & Balkans vom 23.9.1997: Albania:Socialist lea<strong>der</strong> urges shift to centre-right; Nano, Fatos: Vortrag am 22.6.1998 <strong>in</strong>Wien.• Diese <strong>der</strong> lokalen und gesamtstaatlichen zwischengeschaltete Ebene wird von <strong>der</strong>Regierung personell besetzt.• APA 181 vom 15.4.1998.• BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe & Balkans vom 16.4.1998: Interior m<strong>in</strong>isterun<strong>der</strong> fire from parliament, rul<strong>in</strong>g party.• APA 094 vom 18.4.1998.• NZZ vom 20.4.1998: Albanien: Konfusion um Neubildung <strong>der</strong> Regierung <strong>in</strong>Albanien.• APA 321 vom 16.4.1998.• BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe & Balkans vom 27.4.1998: DefenceM<strong>in</strong>isters resigns.• British Hels<strong>in</strong>ki Human Rights Group: Albania 1998: Partial local elections. In:http://www.bhhrg.org/albania/albania 1997/judiciary.ht.• BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe & Balkans vom 23.5.1998: Albanien:Opposition protests aga<strong>in</strong>st exclusion from electoral commission.• Die Presse vom 30.7.1998: Albanien: Mord-Vorwürfe an Albaniens Regierung.• NZZ vom 7.8.1998: Entwurf e<strong>in</strong>er neuen Verfassung <strong>in</strong> Albanien.• Neben Armee-, Geheimdienst- und Polizeioffizieren vor allem Ex-Verteidigungsm<strong>in</strong>ister Safet Zhulali und Ex-Innenm<strong>in</strong>ister Blerim Cela.• Den Verhafteten wird nicht nur vorgeworfen, geplant zu haben, die Armee gegen dieBevölkerung, son<strong>der</strong>n auch chemische Waffen gegen die Aufständischen e<strong>in</strong>zusetzen(Albanian Daily News vom 26.8.1998: Prosecutors says DP wanted to use chemicals<strong>in</strong> last year`s protests; BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe & Balkans vom28.8.1998: Albania: Prosecutor reveals officials plan to poison Vlore citizens dur<strong>in</strong>g1997 unrest). Obwohl das für westeuropäische Beobachter wahnwitzig und wie e<strong>in</strong>ealtkommunistische Verschwörung wirkt, bestätigen auch seriöse Offiziere aus dem<strong>albanische</strong>n Verteidigungsm<strong>in</strong>isterium, daß die Vorwürfe glaubwürdig s<strong>in</strong>d (Quelle:Interview des Verfassers mit aktiven und ehemaligen Offizieren <strong>der</strong> <strong>albanische</strong>nArmee, 25.8.1998 und 29.8.1998 <strong>in</strong> Tirana).• BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe & Balkans vom 14.9.1998: Albania:Opposition demands premier`s resignation.• Reuters News Service vom 10.9.1998: Albania: Albania opposition threatens forceaga<strong>in</strong>st government.• Beispielsweise: BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe & Balkans vom 29.8.1998:Albania: Explosion rocks southern town — no casualties reported; BBC Monitor<strong>in</strong>gService: Central Europe & Balkans vom 31.8.1998: Albania: Police checkpo<strong>in</strong>tshelled <strong>in</strong> Gjirokaster.• BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe & Balkans vom 3.9.1998: Albania: Armedmen block road <strong>in</strong> South; BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe & Balkans vom4.9.1998: Albania: Public or<strong>der</strong> m<strong>in</strong>ister pledges to stamp out violence.• APA 556 vom 2.9.1998.• BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe & Balkans vom 10.9.1998: Albania: Dailyaccuses government of terrorism, crimes.• BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe & Balkans vom 5.9.1998: Albania: Rul<strong>in</strong>gparty <strong>in</strong>vites opposition to round table.• BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe & Balkans vom 15.9.1998: Albania:Opposition lea<strong>der</strong> rejects freeze on trials, threatens violence-daily.• Interview des Verfassers mit Nikolle Lesi (Koha Jone), 28.8.1998 <strong>in</strong> Tirana.


• Reuters News Service vom 12.9.1998: Albania: Albanian opposition lea<strong>der</strong> gunneddown <strong>in</strong> Tirana. Gemutmaßt wurde auch, daß dies im Auftrag des Haklaj-Clangeschah.• TAZ vom 15.6.1998: Albanien: <strong>Der</strong> Poker mit <strong>der</strong> <strong>albanische</strong>n Frage.• BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe & Balkans vom 29.1.1998: Albania: Formerm<strong>in</strong>ister questioned on 1991 kill<strong>in</strong>gs; BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe &Balkans vom 5.2.1998: Albania: Former communist lea<strong>der</strong> back <strong>in</strong> prison on mur<strong>der</strong>charges.• BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe & Balkans vom 30.11.1998: Albania: Tradeunion threatens strike action over <strong>in</strong>ternal "corruption".• Reuters News Service vom 17.1.1997: Albanian revolution lea<strong>der</strong> says PM mustresign.• BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe & Balkans vom 17.1.1998: Albania: Rul<strong>in</strong>gparty expels deputy from parliamentary group.• BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe & Balkans vom 19.2.1998: Albania:Opposition tried to provoke confrontation with police–m<strong>in</strong>ister.• Interview des Verfassers mit Vertretern <strong>der</strong> ECMM, 27.8.1998 <strong>in</strong> Tirana.• Die Presse vom 28.4.1998: Albanien: Wo sich Flucht- und Schmuggelwege kreuzen.• BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe & Balkans vom 15.9.1998: Albania: EthnicAlbanian parties condemn mur<strong>der</strong> of Albanian opposition lea<strong>der</strong>.• BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe & Balkans vom 25.8.1998: Albania: Policesaid to be <strong>in</strong>capable of controll<strong>in</strong>g situation <strong>in</strong> north.• BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe & Balkans vom 15.9.1998: Albania:Protesters killed <strong>in</strong> Tirana, "destabiliz<strong>in</strong>g <strong>in</strong>cidents" elsewhere.• E<strong>in</strong>ige Offiziere <strong>der</strong> Republikanischen Garde wurden <strong>in</strong>zwischen sogar wegen demVerdacht den Putsch unterstützt zu haben angeklagt. Offensichtlich hatten sich <strong>in</strong> denGarden auch nach <strong>der</strong> Machtübernahme durch die SP militante DP-Anhänger haltenkönnen. In diesem Zusammenhang müssen auch die zuletzt forcierten AnstrengungenItaliens und <strong>der</strong> Türkei die Republikanischen Garden zu reformieren, beachtet werden(BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe & Balkans vom 30.12.1998: Albania:Turkey, Italy to help rebuild Republican Guard; BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: CentralEurope & Balkans vom 2.6.1999: Albania: Turkish army beg<strong>in</strong>s tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g AlbanianRepublic Guards).• <strong>Der</strong> Standard vom 15.9.1998: Albanien steht vor dem Ausbruch e<strong>in</strong>es neuenBürgerkrieges.• NZZ vom 15.9.1998: Albanien: Gegenschlag <strong>der</strong> <strong>albanische</strong>n Regierung; <strong>Der</strong>Standard vom 15.9.1998: Albanien steht auf <strong>der</strong> Schwelle zu e<strong>in</strong>em neuenBürgerkrieg.• NZZ vom 16.9.1998: Albaniens Regierung wie<strong>der</strong> fit im Sattel.• Die Presse vom 16.9.1998: Gespannte Ruhe <strong>in</strong> Tirana — Nano for<strong>der</strong>t Aushändigungvon Waffen; <strong>Der</strong> Standard vom 19./20.9.1998; Immunität Berishas wurde aufgehoben.• APA 247 vom 19.9.1998.• NZZ vom 17.9.1998; Neue Kampfansage Berishas an die Regierung.• APA-OTS vom 15.9.1998; EU und WEU verurteilten.• Reuters vom 19.9.1998; Albanien; OSZE weist Berisha Schuld zu.• APA-OTS vom 15.9.1998; Albanien; Ratspräsident Schüssel ruft Albanien zu All-Parteien-Gesprächen auf.• X<strong>in</strong>hua News Agency News Bullet<strong>in</strong> vom 15.9.1998; Albania; K<strong>in</strong>kel, D<strong>in</strong>i call fornew <strong>in</strong>ternational police mission <strong>in</strong> Albania.• APA-OTS vom 16.9.1998; Österreich; Ernennung e<strong>in</strong>es Son<strong>der</strong>beauftragten <strong>der</strong> EU-Präsidentschaft für Albanien.


• Österreich ist übrigens <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zige WEU-Beobachter, <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> schon seit über zweiJahren <strong>in</strong> Albanien aktiven WEU-Mission MAPE durch Nichtteilnahme glänzt.• APA 622 vom 25.9.1998.• Reuters News Service vom 15.9.1998; Italy; Focus-Italy tells Albania violence not theanswer.• APA 412 vom 25.9.1998.• Auch <strong>Staat</strong>spräsident Meidani mußte während <strong>der</strong> Unruhen im staatlichen Fernsehene<strong>in</strong>gestehen, nicht den Aufenthaltsort des M<strong>in</strong>isterpräsidenten zu kennen (<strong>Der</strong> Spiegelvom 21.9.1998; Albanien: Rückfall <strong>in</strong> die Anarchie).• BBC Monitor<strong>in</strong>g Summary of World Broadcasts vom 22.9.1998; Albania: Daily sayspremier "took refugee" <strong>in</strong> Macedonia dur<strong>in</strong>g riots.• APA 004 vom 29.9.1998.• Kommentar <strong>in</strong> Koha Jone vom 29.9.1998. Zitiert <strong>in</strong>; BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: CentralEurope & Balkans vom 1.10.1998; Albania: Outgo<strong>in</strong>g premier "victim of his ownpolicies" - Press report.• Vgl. auch Schmidt-Neke, Michael; Regierungswechsel <strong>in</strong> Albanien: die Rückkehr <strong>der</strong><strong>Krise</strong>. In: Südosteuropa 10-11/1998, 515-535.• Die Presse vom 1.10.1998; Ke<strong>in</strong>e Entspannung nach Regierungswechsel <strong>in</strong> Tirana;<strong>Der</strong> Standard vom 3./4.10.1998; Albanien: Neuer Premier bestätigt.• BBC Monitor<strong>in</strong>g European - Political vom 7.10.1998; Albania; Albanian premier saysfight aga<strong>in</strong>st corruption especially important.• Arben Malaj wird beschuldigt, an diversen Schmuggelaktivitäten beteiligt gewesen zuse<strong>in</strong>.• TAZ vom 21.11.1998; Showdown <strong>in</strong> Albanien.• Die Presse vom 31.10.1998; Unterstützung, Geld und Polizei für die neue Generation<strong>in</strong> Albanien.• Insbeson<strong>der</strong>e die Artikel 10, 20 und 41, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Religionsfreiheit, M<strong>in</strong><strong>der</strong>heitenrechtesowie Fragen <strong>der</strong> Bodenrechte und staatlicher Enteignungsmöglichkeiten geregelts<strong>in</strong>d, standen im Mittelpunkt <strong>der</strong> Kritik. Die DP warf <strong>der</strong> SP dabei nicht nurprogriechische und griechisch-orthodoxe Tendenzen vor, son<strong>der</strong>n unterstellte ihr auchdie gezielte Zerstörung <strong>der</strong> <strong>albanische</strong>n Identität und Nationalität.• BBC Monitor<strong>in</strong>g Service; Central Europe & Balkans vom 14.11.1998; Albania; Policefail to react to armed <strong>in</strong>cident <strong>in</strong> the north.• BBC Monitor<strong>in</strong>g Service; Central Europe & Balkans vom 16.11.1998; Albania; Judgesays bomb attack aga<strong>in</strong>st him was politically motivated.• Reuters News Service vom 20.11.1998 Albania; Albanian referendum overshadowedby violence.• Reuters News Service vom 20.11.1998; Albania; Albania envoy said to receive deaththreats.• Wie dargelegt, hat die DP auf Grund <strong>der</strong> Wahlergebnisse vom Herbst 1996 weiterh<strong>in</strong>auf lokaler Ebene fast im gesamten Land die politische Macht <strong>in</strong>ne.• Reuters News Service vom 27.11.1998; Große Mehrheit für neue <strong>albanische</strong>Verfassung.• APA 426 vom 23.11.1998.• Genc Pollo, Generalsekretär <strong>der</strong> DP, behauptete schlußendlich, daß die Beteiligungnicht über 35 Prozent betragen habe (Die Presse vom 4.12.1998; Westliche Haltungermutigte zu Wahlmanipulationen).• BBC Monitor<strong>in</strong>g Service; Central Europe & Balkans vom 26.11.1998; Albania; Policesays opposition rally <strong>in</strong> Tirana "illegal".• Die Presse vom 17.12.1998; "Was zählt mehr — das Leben e<strong>in</strong>es M<strong>in</strong>isters o<strong>der</strong> dase<strong>in</strong>es Studenten?".


• Albanian Telegraphic Agency(ATA) vom 1.2.1999; Albania; Parliament, dilemma ofDemocratic Party.• E<strong>in</strong>e positives Beispiel außerhalb staatlicher Strukturen stellt dabei die AlbanischeGesellschaft für Konfliktlösung und Versöhnung dar, die versucht, Streitfälle<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> <strong>albanische</strong>n Gesellschaft auf friedliche Art und Weise zu lösen bzw.zwischen Streitparteien zu vermitteln. Sie stellt damit e<strong>in</strong>e Alternative zu den schlechtfunktionierenden öffentlichen Gerichten, vor allem auch zur Anwendung <strong>der</strong>Blutrache dar.• Siehe Kapitel "Nanos Herrschaft".• Die poststaatlichen Strukturen Gjirokasters standen dabei angeblich <strong>in</strong> engerVerb<strong>in</strong>dung mit dem M<strong>in</strong>isterpräsidenten <strong>der</strong> Übergangsregierung von 1997, BashkimF<strong>in</strong>o.• Von und nach Montenegro werden vor allem Waffen, Zigaretten, Drogen, gestohleneAutos, aber auch Lebensmittel und Waren des täglichen Bedarfs geschmuggelt.• Albanian National Human Development Report 1998, 43.• Siehe Kapitel "Berishas Herrschaft".• Die Presse vom 29.4.1999; Drogenzentrum Balkan.• Fluchtwillige, die sowohl aus Albanien als auch aus Drittlän<strong>der</strong>n stammen, werdendazu gezwungen, kle<strong>in</strong>ere Mengen Drogen auf ihrer Flucht mitzuführen, um sie bei<strong>der</strong> Aufnahme durch Fluchthelfer wie<strong>der</strong> abzugeben. Diese Vorgangsweise reduziertdas Risiko <strong>der</strong> Drogenschmuggler selbst.• Albanian Daily News vom 21./22.6.1997: Albanian Mafia circulates Dollar 7.7 bn,says study.• BBC Monitor<strong>in</strong>g Service; Central Europe & Balkans vom 3.6.1998; Albania;Albanian-Italian forces <strong>in</strong>tercept four d<strong>in</strong>ghies carry<strong>in</strong>g refugees.• Die Presse vom 27.4.1999; In den Bergen herrschen die Gesetze des Clans.• Albanian Telegraphic Agency(ATA) vom 31.1.1999; Albania; Law should act with allits force throughout Albania.• Die Schmuggler hatten dazu e<strong>in</strong>ige hun<strong>der</strong>t Bewaffnete aus <strong>der</strong> Umgebung Vloras, diedirekt o<strong>der</strong> <strong>in</strong>direkt vom Schmuggel leben, mobilisiert (NZZ vom 25.1.1999;Albanien; Revolte <strong>albanische</strong>r Menschenschmuggler).• APA 488 vom 26.1.1999.• Reuters News Service vom 4.3.1999; Albania; Ten die <strong>in</strong> shot-out with Albanianpolice.• BBC Monitor<strong>in</strong>g Service; Central Europe & Balkans vom 11.3.1999; Albania;Government to set up antiterrorist force to restore or<strong>der</strong>.• Reuters News Service vom 16.3.1999; Albania; US says Albania too passive on lawenforcement.• Siehe Kapitel "Berishas Herrschaft".• Nur beispielsweise wurde <strong>der</strong> (eng mit <strong>der</strong> SP verbundene) Gangsterboß Cani ausVlora von e<strong>in</strong>em Gericht <strong>in</strong> Tirana Mitte 1999 freigesprochen. Se<strong>in</strong>e Verhaftung Ende1997 war noch als Zeichen <strong>der</strong> Normalisierung "gefeiert" worden (APA 097 vom5.8.1997). Vgl. auch Kapitel "Nanos Herrschaft".• Albanian National Human Development Report 1998, 43.• APA 423 vom 11.11.1997.• Offiziell leben 600.000 Albaner von umgerechnet 15 Dollar Sozialhilfe und 400.000Pensionisten von 26 Dollar Rente.• Diesbezüglich ist natürlich anzumerken, daß 50 Prozent <strong>der</strong> Bevölkerung unter 25Jahre alt ist.• Albanian National Human Development Report 1998, 35-45.• Albanian National Human Development Report 1998, 20.


• ACER and World Bank; Governance and Corruption <strong>in</strong> Albania; The imperative of<strong>in</strong>stitutional reforms (unveröffentlichtes Arbeitspapier, Tirana Juni 1998).• Angeblich werden nur 20 Prozent <strong>der</strong> Steuern bezahlt.• BBC Monitor<strong>in</strong>g Service; Central Europe & Balkans vom 14.9.1998; Albania:Premier backs moves to end punishment for political crimes.• Interview mit Fatos Nano. In: La Republica vom 10.12.1997; Nano elogia l`Italia "Siai rimpatri forzati".• Daß diese Kritik öffentlich geäußert wurde, läßt jedoch auf <strong>in</strong>nerparteilicheMachtkämpfe schließen.• APA 576 vom 5.2.1998.• APA 176 vom 29.3.1998.• NZZ vom 28.5.1997; Chance für e<strong>in</strong>en Neubeg<strong>in</strong>n <strong>in</strong> Albanien.• ACER and World Bank; Governance and Corruption <strong>in</strong> Albania; The imperative of<strong>in</strong>stitutional reforms (unveröffentlichtes Arbeitspapier, Tirana Juni 1998).• Interview des Verfassers mit Nikolle Lesi (Koha Jone), 28.8.1998 <strong>in</strong> Tirana.• NZZ vom 3.3.1999; Akute <strong>Krise</strong>nstimmung <strong>in</strong> Albanien.• Ebd.• Vortrag von Fatos Nano am 22.6.1998 <strong>in</strong> Wien; Zur <strong>in</strong>ternationalen Irritation trugjedoch die gegensätzliche Haltung des aus dem Kosovo stammenden <strong>Staat</strong>spräsidentenRexhep Mejdani bei, für den es nur "e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Lösung geben kann, daß nämlich dieKosovo-Albaner nicht mehr länger unter serbischer Herrschaft leben" (APA 486 vom20.8.1998).• APA 562 vom 4.3.1998.• Faktisch die gesamte <strong>albanische</strong> Regierung stammt von <strong>der</strong> süd<strong>albanische</strong>nVolksgruppe <strong>der</strong> Tosken ab.• Neben dem Haklaj-Clan, <strong>der</strong> <strong>in</strong> diesem Raum dom<strong>in</strong>ierend se<strong>in</strong> dürfte.• Beispielsweise APA 187 vom 22.8.1998.• Zuletzt Reuters News Service vom 8.12.1998; Albania; Albania denies it tra<strong>in</strong>sKosovo armed groups.• TAZ vom 15.6.1998; Albanien; <strong>Der</strong> Poker mit <strong>der</strong> <strong>albanische</strong>n Frage.• Beispielsweise APA 311 vom 6.6.1998; BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe &Balkans vom 4.9.1998: Albania: Defence m<strong>in</strong>istry warns aga<strong>in</strong>st attacks on armsdepots; BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe & Balkans vom 16.10.1998:Albania: Armed gang attacks military unit <strong>in</strong> northern Albania.• Vortrag von Fatos Nano am 22.6.1998 <strong>in</strong> Wien.• APA 030 vom 27.5.1998.• Beispielsweise APA 187 vom 22.8.1998.• Beispielsweise APA 213 vom 18.7.1998.• <strong>Der</strong> Standard vom 23.4.1998: Ruhe vor dem Sturm an <strong>der</strong> <strong>albanische</strong>n Grenze.• Reuters News Service vom 27.4.1998: OSZE bezweifelt jugoslawische Vorwürfe anAlbanien.• Ebd.• APA 709 vom 29.4.1998.• APA 661 vom 30.4.1998 und 544 vom 6.5.1998.• Beispielsweise durch die Übung "Co-operative Assembly".• Nano hatte im Zuge des Balkangipfels mit Milošević Gespräche geführt — das ersteTreffen auf höchster politischer Ebene zwischen den beiden <strong>Staat</strong>en seit 50 Jahren(APA 429 vom 4.11.1997). Dabei hatten die beiden erklärt, die Beziehungennormalisieren zu wollen (APA 007 vom 4.11.1997).• APA 562 vom 4.3.1998.• APA 562 vom 4.3.1998.


• BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe & Balkans vom 8.10.1998: Albania: Foreignm<strong>in</strong>ister urges NATO action aga<strong>in</strong>st serbs.• Interview mit Pandeli Majko. In: <strong>Der</strong> Spiegel vom 5.10.1998, Albanien: "Wirbrauchen Gespräche am runden Tisch".• Siehe Kapitel "Die neue Führung".• Reuters News Service vom 4.2.1999: USA: Interview — premier confident of U.S.help for Albania.• Reuters News Service vom 9.2.1999: Albania: More Kosovo deaths will stirAlbanians.• Reuters News Service vom 7.1.1999: Albania: Tirana <strong>in</strong>vites Kosovo Albanian lea<strong>der</strong>to talks; Süddeutsche Zeitung vom 14.1.1999: Albanien: "Das Vakuum im Kosovofüllen".• <strong>Der</strong> Standard vom 25.2.1999: Albanien: Tirana will Kosovaren zur Unterschriftüberreden.• BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe & Balkans vom 13.3.1999: Albania:Albanian emergency manouvres on Kosovo bor<strong>der</strong>; BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: CentralEurope & Balkans vom 15.3.1999: Albania: Albanian premier says army ready tocounter any Balkan aggression.• Nur beispielsweise: BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe & Balkans vom18.3.1999: Albania: Serbian artillery pound Albanian villages, damage TV antenna –Albanian agency; BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe & Balkans vom18.3.1999: Albania: Police report prolonged Serb shell<strong>in</strong>g of bor<strong>der</strong> village.• BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe & Balkans vom 18.3.1999: Albania: NATOto use Albanian railways for transport to Macedonia.• The Times vom 23.4.1999: Albania: US troops wary of bandit country — Balkan warcampaignlengthens.• BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe & Balkans vom 25.3.1999: Albania:Albania says it has protection guarantee from NATO and USA; BBC Monitor<strong>in</strong>gService: Central Europe & Balkans vom 26.3.1999: Albania: Albanian prime m<strong>in</strong>isterhails NATO strikes aga<strong>in</strong>st Yugoslavia.• Zur Neuordnung des südslawischen Raumes. Zur Entwicklung <strong>der</strong> BundesrepublikJugoslawien im Kontext <strong>der</strong> NATO-Luftangriffe. In: ÖMZ 4/1999, 477.• BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe & Balkans vom 23.6.1999: Albania: Frenchtroops start build<strong>in</strong>g airport <strong>in</strong> South; BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe &Balkans vom 23.6.1999: Albania: M<strong>in</strong>ister, NATO officer sign transport workagrement.• BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe & Balkans vom 25.6.1999: Albania: NATOtroops are restor<strong>in</strong>g hope – premier.• APA 382 vom 28.7.1998.• APA 113 vom 16.1.1998.• APA 095 vom 23.8.1998.• Die <strong>albanische</strong> Armee ist abgesehen von ihrer schlechten Organisation undmangeln<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>ner Ausrüstung und Bewaffnung nur wenige tausend Mann stark.Die im August/September stattgefundenen Übungen wie Voskopoja 98, Deja 98,Kommando 98 o<strong>der</strong> Dr<strong>in</strong>i 98, bei denen bis zu bataillonsstarke Kampfgruppenteilgenommen haben, beweisen zwar e<strong>in</strong>e steigende Ausbildungstätigkeit, dochzeigten die Truppen bei diesen Manövern eher schwache Leistungen.• Gerüchte, daß diese auf <strong>der</strong> Seite Berishas <strong>in</strong> Albanien aktiv werden könnte, warenschon 1998 aufgetaucht als zwei <strong>der</strong> führenden Kosovo-<strong>albanische</strong>n Parteien, die LDKund die PLK, nach <strong>der</strong> Ermordung Azem Hajdaris beklagten, daß 1997 "a fraticidewarfare was <strong>in</strong>stigated by anti-Albanian neighbours and remnants of communist


dictatorship". Und weiter <strong>in</strong> dieser Erklärung <strong>in</strong> bezug auf den Kosovo: "The corruptgovernment of Fatos Nano who has ren<strong>der</strong>ed himself <strong>in</strong> the service of Greek andSerbia is try<strong>in</strong>g to bury the political will of the people of Kosova for selfdeterm<strong>in</strong>ationand <strong>in</strong>dependence" (BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe &Balkans vom 15.9.1998: Albania: Ethnic Albanian parties condemn mur<strong>der</strong> ofAlbanian opposition lea<strong>der</strong>).• Im Laufe <strong>der</strong> Kampfhandlungen im Kosovo wurden verschiedenste bewaffneteGruppierungen die im Kosovo aktiv wurden als UCK tituliert; e<strong>in</strong> Sammelbegriff fürdiverse Fraktionen aber auch lokale Kle<strong>in</strong>gruppen und Bürgerwehren. DieDemokratische Liga des Kosovo (LDK) mit ihren Führern Ibrahim Rugova und BujarBukoshi, die lange e<strong>in</strong>en militärischen Wi<strong>der</strong>stand abgelehnt hatte, war kaum <strong>in</strong> <strong>der</strong>Lage gewesen größere militärische Kräfte zu mobilisieren. Sie hatte jedoch diemilitärisch fähigeren Köpfe <strong>in</strong> ihren Reihen. An Truppen stehen ihr nur diesogenannten "Bewaffneten Kräfte <strong>der</strong> Republik Kosova (FARK)" bzw. die"Skan<strong>der</strong>beg-Division" zur Verfügung. Es ist aber schwierig die Zugehörigkeit allerE<strong>in</strong>heiten klar nachzuvollziehen. Nichtsdestotrotz ist <strong>der</strong> l<strong>in</strong>ke Flügel rund um dieVolksbewegung des Kosovo (LPK) und Hashim Thaci die e<strong>in</strong>deutig dom<strong>in</strong>ierendeund wesentlich stärkere Kraft <strong>der</strong> UCK. (Vgl. auch Die Presse vom 12.6.1999;Albanien: Die UCK im Dilemma – zwei Fraktionen, zwei Wege, zwei Führer;Berl<strong>in</strong>er Zeitung vom 16.6.1999; Jugoslawien: Albanische Formation – gespalten <strong>in</strong>zwei Lager; <strong>Der</strong> Standard vom 23.6.1999; Im Kosovo entwaffnet die UCK RugovaloyaleAlbaner).• APA 155 vom 16.8.1998; Archiv <strong>der</strong> Gegenwart vom 4. August 1998, Albanien,42970 - 42971.• BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe & Balkans vom 23.7.1998: Albania:Authorities arrest third suspected Egyptian terrorist; BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: CentralEurope & Balkans vom 10.8.1998: Albania: Paper says islamic militants us<strong>in</strong>gAlbania for fund rais<strong>in</strong>g; <strong>Der</strong> Standard vom 24.8.1998: Wie<strong>der</strong> zehn Araber <strong>in</strong>Albanien festgenommen; NZZ vom 25.8.1998: Zeichen <strong>der</strong> anhaltenden Instabilität <strong>in</strong>Albanien.• Die Presse vom 16.1.1999: Albanien will nicht länger Unterschlupf für Extremistense<strong>in</strong>.• So gibt es Mutmaßungen, daß die Arab-Albanian Bank Teil des F<strong>in</strong>anzapparates B<strong>in</strong>Lad<strong>in</strong>s ist, was von dieser jedoch dementiert wird (Schmidt-Neke, Michael;Regierungswechsel <strong>in</strong> Albanien: die Rückkehr <strong>der</strong> <strong>Krise</strong>. In: Südosteuropa 10-11/1998, 518).• BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe & Balkans vom 8.9.1998: Albania: Italianweekly l<strong>in</strong>ks Saudi billionare to banks and companies <strong>in</strong> Albania; Al-Quds al-Arabi(London) vom 26.10.1998. Zitiert <strong>in</strong>: BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe &Balkans vom 31.10.1998: Albania: Egyptian islamist l<strong>in</strong>ked to B<strong>in</strong> Lad<strong>in</strong> found dead<strong>in</strong> Tirana - London-based paper.• BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe & Balkans vom 17.2.1999: Albania: Two"islamic terrorists" arrested for US-embassy surveillance.• Al-Sharq-al-Awsat (London) vom 27.10.1998. Zitiert <strong>in</strong>: BBC Monitor<strong>in</strong>g Service:Central Europe & Balkans vom 27.10.1998: Albania: Crackdown to follow death ofislamist terrorist supporter paper.• Albanian Daily News vom 26.8.1998: The ten moslems arrested last weekend alredyextradited.• BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe & Balkans vom 8.10.1998: Albania: Foreignm<strong>in</strong>ister softens l<strong>in</strong>e <strong>in</strong> relations with islamic world.


• Lipsius, Stephan: Politik und Islam <strong>in</strong> Albanien — Instrumentalisierung undAbhängigkeiten. In: Südosteuropa 3-4/1998, 129-131.• <strong>Der</strong> <strong>albanische</strong> Schriftsteller und Intellektuelle Ismail Kadare trat 1997 sogar dafüre<strong>in</strong>, alle <strong>Staat</strong>en <strong>der</strong> Balkan-Region für geraume Zeit unter "<strong>in</strong>ternationale Kuratel" zustellen, weil sie zu e<strong>in</strong>er gewaltfreien demokratischen Entwicklung <strong>der</strong>zeit nichtimstande wären. "Die Län<strong>der</strong> auf dem Balkan s<strong>in</strong>d nicht imstande, ihre Problemeselbst zu lösen, als Folge <strong>der</strong> Lügen und <strong>der</strong> Hypotheken <strong>der</strong> Vergangenheit. DieMenschen <strong>in</strong> den balkanischen Län<strong>der</strong>n müssen sich erst geistig emanzipieren. Siemüssen sich freimachen von den verlogenen nationalistischen und chauv<strong>in</strong>istischenMythen, die unter ihnen zirkulieren. Man muß <strong>der</strong> Demokratie erst den Bodenbereiten, das Terra<strong>in</strong> entgiften und das Unkraut jäten. Es liegt an Europa, die Völkeram Balkan zur Mündigkeit zu führen."(APA 128 vom 11.6.1997).• Falsch verstandene Flüchtl<strong>in</strong>gs- und Menschenrechtspolitik, die nur die <strong>in</strong>dividuelleZufriedenheit im Auge hat, verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t somit s<strong>in</strong>nvolle Entwicklungspolitik.• APA 669 vom 22.4.1999.• Reuters News Service vom 4.2.1999: USA: Interview — premier confident of U.S.help for Albania.• Reuters News Service vom 30.9.1998: Belgium: New group for Albania.• Nachdem die italienische F<strong>in</strong>anzpolizei Stellung auf <strong>der</strong> vor Vlora liegenden InselSazan bezogen hatte, verlegten die Schmuggler ihre Schnellboote aus <strong>der</strong> Bucht vonVlora. <strong>Der</strong> nicht abreißende Strom an zahlungskräftigen Fluchtwilligen wird jedochnunmehr von benachbarten Stränden aus nach Italien gebracht.• BBC Monitor<strong>in</strong>g Service: Central Europe & Balkans vom 5.11.1998: Albania: Papersays Italy to double size of forces <strong>in</strong> Albania.• Beispielsweise die erst kürzlich gegründete Mult<strong>in</strong>ational Peace Force South-EasternEurope. Am 26.9.1998 wurde <strong>in</strong> Skopje die Schaffung <strong>der</strong> mult<strong>in</strong>ationalen Truppe vonden Verteidigungsm<strong>in</strong>istern Italiens, Griechenlands, <strong>der</strong> Türkei, Albaniens,Mazedoniens, Bulgariens und Rumäniens unterzeichnet (NZZ vom 29.9.1998:Mazedonien: Bildung e<strong>in</strong>er Friedenstruppe für Südosteuropa).• Vgl. auch NZZ vom 21.6.1999; Athens sichtbare Präsenz <strong>in</strong> Albanien.*Artikel wie publiziert, aber ohne Diagramme

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