02.12.2012 Aufrufe

w 3828 fx hohenzollerische heimat - Hohenzollerischer ...

w 3828 fx hohenzollerische heimat - Hohenzollerischer ...

w 3828 fx hohenzollerische heimat - Hohenzollerischer ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

seien »gebrochen«, die Risse setzten sich an den Fensterbrüstungen<br />

bis auf den Boden der Kirche fort. Laur stellte sogar<br />

fest, daß »die Schwenkungen des Dachreiters beim Läuten...<br />

auf eine ziemliche Entfernung deutlich sichtbar« seien.<br />

Als Ursache nannte der Architekt das große Gewicht der<br />

Glocken (drei) mit zusammen acht Zentnern, die schlechte<br />

Konstruktion von Türmchen und Dachstuhl. Zudem hingen<br />

die Glocken mit elf Metern Höhe über dem Dachgebälk zu<br />

hoch. Die Schwingungen der Glocken würden sich über den<br />

Glockenstuhl und den Dachreiter auf die Kirche übertragen.<br />

Vor allem fehle es an ausreichenden Horizontalverstrebungen<br />

usw. Auch ein vor etwa 25 Jahren zur Verstärkung<br />

OTTO H. BECKER<br />

Das Kloster Inzigkofen seit der Säkularisation<br />

Bei der Säkularisation im Jahre 1802, der auch das Augustinerchorfrauenstift<br />

Inzigkofen anheimfiel, handelt es sich<br />

keineswegs um einen einmaligen historischen Vorgang.<br />

Die Säkularisation von Kirchengütern, d. h. »die einseitig von<br />

der Staatsgewalt vorgenommene Einziehung kirchlichen Vermögens<br />

und der Bestimmung desselben zu weltlichen oder<br />

wenigstens nicht unmittelbaren kirchlichen Zwecken«, lassen<br />

sich mit unterschiedlicher Intensität bis ins frühe Mittelalter<br />

zurückverfolgen. Man denke hier nur an den Einzug von<br />

Kirchenvermögen, den der Hausmaier Karl Martell im<br />

8. Jahrhundert zur Abwehr der im Frankenreich eingefallenen<br />

Araber vornahm.<br />

Einmalig war die Säkularisation von 1802 im Reich nur<br />

hinsichtlich des Umfangs des eingezogenen Kirchengats.<br />

Wurden doch sämtliche 112 geistliche Fürsten mit Ausnahme<br />

des Hoch- und Deutschmeisters und des Kurfürsten von<br />

Mainz enteignet, wodurch etwa 3 Millionen Menschen ihre<br />

Staatsangehörigkeit wechselten. Die Zahl der landsässigen<br />

Klöster, die auf Grund des Reichsdeputationshauptschlusses<br />

aufgehoben wurden, läßt sich nicht mehr genau feststellen. In<br />

den drei süddeutschen Monarchien, also in Bayern, Württemberg<br />

und Baden, sollen es allein 450 gewesen sein.<br />

Die Rechtshistorie hat vier Grundtypen der Säkularisation<br />

festgestellt:<br />

1. Die Entwidmung von Reichskirchengut in der Zeit des<br />

mittelalterlichen Eigenkirchenrechts.<br />

2. Die Einziehung von Kirchenvermögen durch den Landesherrn<br />

aufgrund des »ius reformandi«.<br />

3. Die Verstaatlichung von Kirchengut zur Zeit des Absolutismus<br />

kraft der staatlichen Souveränität.<br />

4. Die Nationalisierung alles geistlichen Eigentums durch das<br />

revolutionäre Frankreich aufgrund der demokratischen<br />

volonté générale.<br />

22<br />

eingefügtes Strebewerk habe die Festigkeit nicht besonders<br />

erhöhen können.<br />

Auch Wilhelm Friedrich Laur sah keine Chance für eine<br />

Reparatur. »Eine gründliche Abhilfe kann deshalb nur durch<br />

gänzliches Abtragen des Dachreiters und Erbauung eines<br />

massiven Thurmes, der jedoch nicht in direkter Verbindung<br />

mit dem Mauerwerk der Kirche stehen dürfte, erreicht<br />

werden.« Auf jeden Fall sollten die beiden großen Glocken<br />

sofort entfernt werden.<br />

Bis schließlich der Turm - von Architekt Laur - erstellt<br />

werden konnte, sollte freilich das Jahr 1901 geschrieben<br />

werden. Der »sehr aufwendig nach dem Vorbild der Hechinger<br />

Stadtkirche entworfene Turm an der Südseite des Chores«<br />

ist wohl der letzte klassizistische Kirchturm in Hohenzollern,<br />

der gebaut wurde. Er bestätigt gleichzeitig das Können<br />

des ersten <strong>hohenzollerische</strong>n Landeskonservators, der hier<br />

bereits praktische Denkmalpflege betrieben hat und dem<br />

bescheidenden klassizistischen Bau zu einer stilechten Zierde<br />

verhalf. Die Kirche selbst, ein langgestreckter, rechteckiger<br />

Bau mit eingezogenem, halbrund geschlossenem Chor, erinnert<br />

im Grundriß übrigens stark an den vom Haigerlocher<br />

Barockbaumeister Christian Großbayer geprägten Kirchentyp.<br />

Vielleicht haben seine Kirchen, die ja überwiegend rings<br />

um Hechingen - und somit auch Stein - zu finden sind, noch<br />

posthum die Kirche von Stein beeinflußt.<br />

Waren die Übergriffe des Staats auf Kirchenvermögen im<br />

Mittelalter noch vereinzelt, nahmen sie infolge der Reformation<br />

einen beträchtlichen Umfang an. Nach Abschluß des<br />

Westfälischen Friedens trat dann eine gewisse Beruhigung<br />

ein. Bis 1802/3 galt die Garantieklausel des Osnabrücker<br />

Friedensinstruments, die den vermögensrechtlichen Besitzstand<br />

der Religionsparteien nach dem Stand des Normaljahres<br />

1624 gewährleistete.<br />

Die Gültigkeit dieses Reichsgesetzes wurde im Verlauf des<br />

18. Jahrhunderts durch die aufkommenden Ideen der Aufklärung<br />

und des Staatskirchentums, von denen die protestantischen<br />

und die katholischen Reichsfürsten gleichermaßen<br />

erfaßt wurden, mehr und mehr in Frage gestellt. Einen<br />

weiteren Vorwand zur Enteignung von Kirchenvermögen<br />

durch den Staat lieferte die Kirche selbst, als Papst Klemens-<br />

XIV. 1773 den Jesuitenorden auflöste und das Vermögen der<br />

einzelnen Ordensniederlassungen dem jeweiligen Landesherrn<br />

zuwies.<br />

Auf diese Weise gelangte auch das Vermögen des Jesuitenkollegs<br />

in Freiburg im Breisgau an Osterreich. Das Vorgehen der<br />

vorderösterreichischen Regierung gegen die Ordensniederlassung<br />

sollte sich in den Säkularisationen danach wiederholen.<br />

Nach Verkündung des Aufhebungserlasses wurden die<br />

Wertbehältnisse unter Verschluß genommen, das gesamte<br />

Vermögen inventarisiert, den nunmehrigen Exjesuiten wurde<br />

der landesfürstliche Schutz zugesichert, wenn sie sich als<br />

treue Diener des Staats und der Kirche zeigten; und jedem<br />

wurde eine Pension zugewiesen. Die Novizen und noch nicht<br />

ordinierten Fratres erhielten eine Abfindung, die Ordinierten<br />

wurden dem Schuldienst zugewiesen.<br />

Die Landesherrin, Kaiserin Maria Theresia, war zwar grundsätzlich<br />

gegen eine Beseitigung der Klöster, aber auch sie war<br />

zumindest in ihren letzten Regierungsjahren bestrebt, deren

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!