GOLDENE PALMEN - Thaizeit
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14 | thaizeit | august/september 2010 | reise<br />
bergVölkertourismus –<br />
mensCHenzoo oder entwiCklungsArbeit?<br />
THAIZEIT begleitete Anne Tisch-Rottensteiner bei ihrer wissenschaftlichen Untersuchung im Fach<br />
„Tourismus und internationale Entwicklung“ und der Befragung einer ganz besonderen Interviewpartnerin.<br />
Text und Fotos: Christin Grothaus<br />
eine frau Vom bergVolk „grosses ohr“ präsentiert ihre Ware und ihren traditionellen, grossen ohrschmuck<br />
Unbeirrt<br />
klettert unser Pickup<br />
den steilen,<br />
kurvigen Pfad hinauf in Richtung Berggipfel,<br />
stolpert über das Geröll, der Einsamkeit entgegen.<br />
Wir befinden uns im goldenen Dreieck<br />
Thailands, nahe Chiang Rai. In goldene Sonnenstrahlen<br />
getaucht überwältigt das Landschafszenario,<br />
mitten im Herzen der Natur erreichen<br />
wir unser Ziel. Der Pick-up rollt auf eine Ansammlung<br />
kleiner Holzhütten zu, der Heimat<br />
eines ganz besonderen Interviewpartners. Wir<br />
lassen uns auf den Holzpanelen der Hütte nieder,<br />
die über der Schlucht hängend den Panoramablick<br />
ins Tal freigeben. Unsere Gesprächspartnerin,<br />
eine Dame des Akha-Bergvolkes,<br />
erscheint mit einem Arm voller Brennholz und<br />
schon bald knistert das Feuer an diesem geheimnisvollen<br />
Ort. Das Wasser brodelt im erhitzten<br />
Kessel und beschert uns eine Teestunde,<br />
fernab von Starbucks Coffee-Shops.<br />
Doch der fakelnde Feuerschein wirft Licht<br />
auf das T-Shirt der Akha-Dame und offenbart<br />
ein Zeichen von Zivilisation. In großen, weissen<br />
Buchstaben prangert der Schriftzug „Panasonic“<br />
auf der Textilie. Auf einer kleinen<br />
Holzbank im Hintergrund ruht eine ältere<br />
Frau des Bergvolkes in typisch traditioneller<br />
Akha-Bekleidung und erinnert an ein Postkartenmotiv.<br />
Mystische Tradition oder Einzug<br />
in die Moderne? Wir fragen uns, ob die<br />
Dame in Akha-Kleidung auf den nächsten<br />
Touristenbus wartet und vielleicht gerade<br />
eben in der Nachbarhütte ihren Fernseher<br />
ausgeschaltet hat.<br />
q mystische tradition<br />
oder moderne?<br />
Die Idylle verbirgt, dass wir nicht die ersten<br />
zwei Touristen hoch oben in der Akha-<br />
Heimat sind. Wir erfahren, dass hier oftmals<br />
voll beladene Tourbusse im Namen des Massentourismus<br />
einkehren, um die Touristen<br />
vor einer Aneinanderreihung von Verkaufsständen<br />
der Akha auszuschütten. Schon auf<br />
dem Weg in das kleine Dorf protzt uns eine<br />
protestantische Kirche auf dem Berghang<br />
entgegen.<br />
Hat uns der unaufhaltbare Einzug der<br />
Moderne längst eingeholt, und ist der Bergvölkertourismus<br />
nur ein Theaterstück mit<br />
mystischem Hintergrund? Der westliche<br />
Ethiker schreit „Menschenzoo“, der sinnsuchende<br />
Backpacker giert nach Authentizität.<br />
Doch was wollen die Bergvölker?<br />
Wir fragen die, die es wirklich betrifft:<br />
„Die Touristen sind eine wichtige Einnahmequelle<br />
für uns. Jetzt, wo weniger Touristen<br />
kommen, können wir wenig verkaufen und<br />
keine Homestays anbieten, die landwirtschaftliche<br />
Arbeit bringt auch nicht viel ein“,<br />
berichtet die Akha-Dame. Welcher Religion<br />
gehören Sie an? „Ich bin Protestantin. Den<br />
Animismus, den Geisterglaube, habe ich abgelegt<br />
als die Missionare einkehrten.“ Wir<br />
sind entsetzt. Doch die Akha-Dame erklärt,<br />
dass der Glaubenswechsel ihr Vorteile verschafft.<br />
Sie kann ihre Kinder nun zur Schule<br />
schicken, was zuvor nicht erlaubt war, und<br />
zudem koste die Opfergabe von Tieren viel<br />
Geld, das sie nun nicht mehr aufbringen<br />
müsse. Sie fühle sich immer noch dem Animismus<br />
zugehörig, aber den Glauben trage<br />
sie im Herzen und dort könne er ihr nicht genommen<br />
werden.<br />
q den glauben im herzen<br />
Die Frage nach dem Nutzen des Bergvölkertourismus<br />
ist vielschichtig. Peter Richards,<br />
Marketing Support and Development Coordinator<br />
vom Thailand Community Based Tou